K&K23 – Von armen Würstchen, verpassten Chancen und Nugget-Angeboten

Es klingt nicht nur nach buntem Gemisch, es wird auch so kommen!

Pazifik bei Bluff
Pazifik bei Bluff

Das FJORDLAND liegt nur hinter uns. Wir nehmen die SCOUTHERN SCENIC ROUTE nach Süden Richtung INVERCARGILL, also in die Südspitze der Südinsel.

Dieser besondere Highway beginnt in TE ANAU und endet nach 600km an der Ostküste in DUNEDIN. Das ist allerdings nur die reine Fahrstrecke ohne Besichtigungen. Wenn man all die Umwege, Schlenker und Abstecher hinzurechnet, um an die Sehenswürdigkeiten zu gelangen, dann zeigt der Kilometerzähler auch schnell mal 800km Strecke an. Doch die Umwege lohnen!

Der erste Routenabschnitt von TE ANAU über MANAPOURI bis nach TUATAPERE zeigt nichts Spektakuläres: Saftiges Farmland, Marschwiesen, hin und wieder ein Waldstück und grüne, weiß-schwarz gesprenkelte Hügel. Nach dem aufregenden Fjordland tut diese Ruhe wirklich gut. Zwischendurch hier mal ein kleiner Wasserfall, dort mal eine besondere Brücke oder kleines Heimatmuseum, die Mehrheit der Hingucker gewinnen eh die unzähligen Schafe und Rinder. Wir befinden uns in einer Region mit sehr produktiver Fleisch- und Milchgewinnung sowie Käseherstellung.

Tuatapere
Tuatapere

Nach gut 150km kündigt sich der 600-Einwohnerort an als             „New Zealand’s Sausage Capital“. Eine Pause schadet bekanntlich nie, zumal dann nicht, wenn sie lecker gefüllt werden kann. Also stellen sich die Geschmackssensoren auf einen wurstigen Lunch ein. „Arme Würstchen“ kann man nur sagen. Im ganzen Dorf gibt es weder einen Schlachter noch ein Café oder Restaurant, das mit der „Hauptstadt-Ware“ auch nur annähernd in Berührung kommt. Weder das eine noch das andere waren überhaupt vorhanden. Nichts mit „Würstchenmetropole“! In der i-site zuckt man nur mit den Schultern. „Wird wohl tiefste Vergangenheit gewesen sein“, lässt man uns wissen.

Nugget Point
Nugget Point

Der Enttäuschung folgt die Entschädigung auf dem Fuß, nicht in kulinarischer, sondern in optischer Hinsicht. Wir sind an der Südküste angelangt. Die raue, ewig windige Tasman Sea hat uns wieder. Der erste kleine Küstenort RIVERTON erweist sich als weiteres Surferparadies. So geht es dann Schlag auf Schlag mit den malerischen Küstenstädtchen bis hinunter nach INVERCARGILL.

50.000 Einwohner zählt dieser 1860 von Schotten gegründete, zentrale Ort des Südens. Geprägt wird er vor allem durch seine Aluminiumwerke. Doch man findet auch Sehenswertes, den Queens Park z.B., das Southland Museum oder die städtische Art Gallery. Sie gilt als „zweitschottischste Stadt“ Neuseelands. Als „schottischste“ nennen die Neuseeländer das Dorf PUHOI auf der Nordinsel (vgl. K&K06). Doch der Name Invercargill deutet auf das Mutterland hin, denn INVER bedeutet auf Gälisch „Mündung“. Man denke an „Inverness“ im wirklichen Schottland. Doch „Cargill“ ist kein Flussname, wie man vermuten könnte. So hieß ein ehemaliger Gouverneur, der die Stadt richtig in Schwung brachte.

hare krsna
hare krsna

Man muss hier nicht allzu lange verweilen, denn 30km „tiefer“, in der Südspitze lockt die Hafenstadt BLUFF, gegenüber von Stewart Island. „Land’s End“ kennen wir alle vom englischen Cornwall her. Hier steht der Zwilllingshinweis direkt auf dem Südfelsen. Wir sind nur 18.000km von London entfernt, 6.000km vom Südpol und 3.800km vom Äquator. Ähnliches konnten wir bereits an Neuseelands Nordspitze, dem CAP REINGA lesen (vgl. K&K 09). Und natürlich erklimmen wir auch den Hausberg mit seiner Aussichtsplattform, 150m über dem Meeresspiegel mit 360° Rundumsicht. Alles Touristische erscheint uns liebevoll und mit viel Engagement hergerichtet.

Mit der Richtung dreht sich auch das Wetter. Die Süd- kurz darauf die Ost -Küste nach Norden Richtung Dunedin wird es wenige Kilometer hinter BLUFF schnell wärmer und sonniger, fast wie in einer anderen Welt. Diesen Wechsel vollzieht auch die Natur, denn wir durchfahren nunmehr die CATLINS. Offiziell beginnen sie im Ort FOTROSE an der Südküste und enden am KAKA POINT an der Ostküste. Ins Inland hinein erstrecken sich weite, mit Hartholzbäumen bestandene Wälder voller größerer und kleinerer Wasserfälle.

Einer von ihnen erweckt besondere Aufmerksamkeit: THE NIAGARA FALLS. Nordamerikas Konkurrenz. Vielleicht, aber hier ist er fairer Weise als „ einer der kleinsten Wasserfälle der Welt“ betitelt. Es war ein sicherlich humorvoller Kartograf, der sich diese Bezeichnung einst ausdachte. Die annähernde Form des großen Bruders besitzt er ja, wie er niedlich keine zwei Meter eine Steinstufe hinab plätschert.

Eine weitere Kuriosität begegnet uns. Auf einer Straßenkuppe machen wir einen „bunten Punkt“ aus, der sich langsam fortbewegt. Beim Näherkommen entpuppt er sich als bunt geschmückter „Einspänner“ mit einem zweirädrigen Karren. Zunächst denken wir an einen Wanderpuppenbühne. Ein Gespräch verdeutlicht anderes. Ein nicht mehr ganz jungendfrischer „Hare-Krisna-Jünger“ wallfahrt ein ganzes Jahr lang vom südlichen BLUFF zum nördlichen CAPE REINGA. Die Missionsreise unternimmt er zum 50. Jahrestag  der ISKCON-Gemeinde des Großmeisters Acharya. Befragt, wie er missioniert, erwidert er:“Padayartra- Walking is the Talking“. Bis zum 1.300km entfernten neuseeländischen Nordkap kann er dann ja noch viel „reden“.

Vorsicht
Vorsicht

Wir ziehen weiter die Küste entlang zur Curio-Bay mit seinem Petrified Forest. Um die kristallisierten Baumreste zu entdecken, muss man bei Ebbe dort sein, denn erst dann wird das weit ins Meer hinaus ragende Felsplateau freigelegt. Bei genauem Hinsehen sind versteinerte Baumstümpfe zu erkennen. Mit etwas Glück stößt man auf einen bunten, kristallisierten Baumbrocken. Wir haben Glück!

Die Küste der CATLINS bietet noch mehr: Sie steckt voller frei beobachtbarem Wildlife. Schwer zu finden sind die Gelbaugenpinguine. Sie kommen meistens nur am späten Abend ans Ufer zurück. Häufig hingegen trifft man bei Strandspaziergängen auf Meereskolosse, die Seelöwen. Sie sind offensichtlich nicht scheu, ergreifen bei Annäherung nicht gleich die Flucht. Doch Vorsicht ist geboten! Jetzt in der Zeit der Aufzucht ihrer Jungen können die Weibchen schnell aggressiv werden. Was auf den ersten Blick unförmig und bewegungsunfähig erscheint, entpuppt sich rasch als „Sprinter“. Also  Vorsicht . Der „Sicherheitsbereich“ darf nicht betreten werden.

Die vielen einzelnen Points, Heads und Kaps aufzuführen, würde Seiten füllen. Alle sind gut ausgeschildert, hier gibt eine „Cathedral Cave“, dort ein „Blowhole“ und immer wieder Mengen an Seevögeln, Seelöwen und Seehunden oder mit Glück Pinguine zu sehen.

Dunedin-St. Paul's Cathedral
Dunedin-St. Paul’s Cathedral

Kommen wir zu  den Nuggets. Die Otago Goldfields im Binnenland waren berühmt, berüchtigt. Ob viele dort ihr Glück gefunden haben, bleibt eher zweifelhaft. Sonst wäre die Ära nicht so rasch zu Ende gegangen. Das ist Geschichte, wir bleiben in der Gegenwart, denn  ein Felskap sticht hervor, der „Nugget Point“ am Ende der CATLINS. Ein wahres Juwel! Die Auswirkungen von ständigem Wind und Sturm lässt sich hier gut an Bäumen und Sträuchern studieren. Die dem Wind zugewandten Seiten bleiben kahl. Die Gewächse wachsen derart schief, krumm und gebeugt, dass sie  oftmals aussehen, als kriechen sie am Boden entlang.     Der Wanderweg an der Felskante führt vorbei an verschiedenen Vogel- und Seehundkolonien, bietet eine fantastische Aussicht auf den Pazifik und die umliegende Berglandschaft. Nach einigen Kilometern Panoramarundweg gelangt man zum strahlend weißen Leuchtturm.

Auf der Hauptverkehrsverbindung SH 1 steuern wir MILTON an. Der Ort wirbt mit dem Slogan: „The Town of Life, Pleasure & Opportunities“. Bei so viel Präzision in der Aussage fällt auf, dass mindestens eine Chance verpasst wurde, nämlich die pulsierende Fernstraße SH 1 korrekt und störungsfrei durch den Ort zu führen. Sie verläuft zwar als Hauptstraße quer durch die Einkaufsstraße. Aber die Planer müssen sich nicht einig gewesen sein. Denn an einer Stelle treffen das Nord- und das Südende um eine Straßenbreite versetzt aufeinander. Eine Verschwenkung versucht nunmehr, das Gröbste zu korrigieren, Stau inbegriffen.

Albatross
Albatross

Als ein wahrer Nugget erweist sich die Hafenstadt (50.000 Einwohner) DUNEDIN. Überwiegend von schottischen Einwanderern geprägt, sollte sie ja eigentlich New Edinburgh heißen. Heißt sie eigentlich auch, denn der Name Dunedin stellt die anglisierte Form des schottisch-gälischen Dùn Èideann für Edingburgh dar und bedeutet Festung am Hügelhang.  Traditionell Schottisches prägt das kulturelle Leben der Stadt mit seinen immerhin drei Dudelsackbands und zahlreichen entsprechenden Kultur- und Traditionsvereinen.  Auf dem zentralen innerstädtischen Platz, dem „Octagon“ erweist man in einem kleinen Park dem schottischen Nationaldichter Robert Burns mit einem großen Denkmal die Ehre (vgl. hierzu unseren Blog über die Schottlandtour aus 2014).

Pinguin DSCN4886Bei der Vielzahl der für Touristen interessanten Angebote muss man sich die Nuggets unter ihnen heraussuchen. Dazu zählt aus unserer Sicht der „Octagon“. Der Platz liegt im Stadtzentrum und stellt den Nerv der Stadt dar. Den Rahmen des „Achteckes“ bilden die sehenswerte St. Paul’s Cathedral in unmittelbarer Nachbarschft zum fassadenreichen Rathaus. Einige Schritte weiter kann man die die ebenfalls besuchenswerte First Church betreten, um später einige hundert Meter weiter am historischen Bahnhofsgebäude zu landen. Mit seinem 37m hohen Turm soll es zu den schönsten Steinbauten des Landes gehören. Ohne  eigentlichen Hinweis auf „   Railway Station“ glaubt der Betrachter sich eher vor einem Herrenhaus denn einer Bahnhofshalle. Es gibt heute von hier zwar keinen regelmäßigen Zugverkehr mehr, wird alles über Fernbusse abgedeckt, historische Fahrten ins Hinterland können jedoch gebucht werden.

Unter den in großer Anzahl vorhanden Kunstgalerien und Museen wollen wir das „Toitù – Otago Settlers Museum“ hervorheben, nicht nur wegen des freien Eintritts. In vielen interaktiven Ausstellungen wird eindruckvoll die Besiedlungsgeschichte der Otago-Provinz aufgezeichnet, vom polynesischen Beginn über die Maori -Vorherrschaft bis zum modern europäisierten Computerzeitalter – ein Nugget ersten Ranges!

Cabury World
Cabury World

Wer kann schon seinen Tag mit einem leckeren Schokoladenfrühstück beginnen und dabei auch noch umfangreich Informatives über dieses Genussmittel erfahren. Wir können es bei einem morgendlichen Besuch der weltbekannten „Cadbury“-Schokoladenfabrik. Neben den Informationen, dem Stadtrundblick von der Dachterrasse aus gibt es variantenreiche Naschgelegenheiten, wird jedem Besucher unterwegs nach und nach eine Tüte mit den verführenden Produkten vollgepackt und mündet schließlich im Café zum „süßen Frühstück“. Freunde des Herzhaften können natürlich auch „Unsüßes“ wählen. Der Vormittag ist gelungen, der Bedarf an Süßem innerlich und äußerlich für eine gewisse Zeit gedeckt – ein wahrer SchokoladenNugget!

Steil nach oben geht in der Stadt die „Baldwin Street“. Sie ist angegeben als „steilste Straße der Welt – Anstieg / Gefälle 1:26“. Ob das stimmt? Mag so sein. Aber abenteuerlich sieht es schon aus, wenn die Autos dort emporklimmen. Man bekommt Angst, dass sie jederzeit zurückrollen könnten. Unserm Wohnmobil haben wir diese Prüfung erspart.

DUNEDIN wäre ohne seine Halbinsel OTAGO allein vielleicht nur halb so reizvoll. Außer den Naturschönheiten mit dem sie umgebenden stürmischen Pazifik bietet sie einmalige Anlaufpunkte. Auf einem Hügelgipfel thront „Larnach Castle“, Neuseelands einziges Castle. Ganz im schottischen Stil erbaut (1870/71), brachte es dem damaligen Besitzer William Larnach allerdings nicht das erhoffte Glück – eine verpasste Chance. Für ihn war es das beweisende Nugget seiner Liebe zu einer Frau Eliza. Sie hatte wohl eine grundverschiedene Geschmacksauffassung. Jedenfalls wurde sie nicht glücklich im Herrensitz. Auch der später in einem Schlossflügel angebaute Ballsaal als Geschenk für die Geburt einer Tochter, traf nicht den Nerv. Hätte man vorher intensiver nachfragen sollen, was Madame sich wünschen? So blieb diese Ehe unglücklich und er wurde buchstäblich ein „armes Würstchen“. Dem heutigen Betrachter bietet sich hingegen ein leibhaftiger optischer Nugget mit Castle und idyllischem Schlossgarten.

Larnach Castle
Larnach Castle

Gleichermaßen wunderschön anzusehen ist das vom Castle nicht weit entfernt gelegene Maori Marae. Dieses Versammlungshaus mit Kirche wurde errichtet zum 100. Jahrestag des 1840 geschlossenen „Waitangi-Vertrages“ (vgl. K&K 08-Geburtsort einer Nation). Was kunstvoll geschnitzt aussieht, erweist sich beim zweiten Blick als filigrane Musterung aus Beton.

Weit hervorstechender als diese historischen Orte sind jedoch die „Wildlife“-Begegnungen rund um die Halbinsel. Das „Royal Albatross Center“ widmet sich dieser seltenen Wasservogelart. In einer geführte Tour kann man zu dieser seltenen Vogelkolonie gelangen, ebenso abends – ebenfalls nur geführt – zu den Übernachtungs- und Nistplätzen der „Blauen Pinguine“.

Wer es ausführlicher möchte, nehme an einer umfangreichen „Wildlife Tour“ teil. Selbstredend gibt es auf diesem Sektor ein weit gefächertes Angebot. Als herausragender Nugget unter den Konkurrenten nennen wir „elm wildlife tours“ (www.elmwildlifetours.co.nz ). In einer 61/2-stündige Kombinationstour zu Wasser und zu Lande werden wir geleitet zu dem Albatrossfelsen meerseits mit Beobachtung dieser Vögel im Flug (3m Flügelspannweite) und bei der Nahrungssuche. Weiter geht es dann per Kleinbus an zwei einsame Buchten zum Besuch bei den Seelöwen, Gelbaugenpinguinen und Seehunden. Seehundfamilie DSCN4934Was hier zunächst banal klingt, da solche Beobachtungsmöglichkeiten bereits öfter angeführt wurden, erweist sich jedoch als echter Nugget. Die Buchten sind so weit entfernt gelegen, dass jeweils eine Wanderung von ca. einer Stunde notwendig ist. Man klettert hinab an die Strände zum hautnahen Seelöwenkontakt. Anschließend verschwindet man in mehreren Beobachtungsschutzhütten, um den Pinguinen bei der abendlichen Heimkehr aus dem Meer bzw. dem Brutgeschäft zuzuschauen. Den felsig-grasigen Abstieg wieder hinauf geht es weiter zum nächsten Küstenriff, zur Seehundskolonie. Alle rund 30 Familienmitglieder rekeln sich auf den Felsen. Was zunächst wie leicht überdimensionerte Würmer aussieht, wird im Beobachtungsverlauf dann allerdings von den Seehundmüttern gesäugt. Wir erleben die spannende Periode von Geburt und Umsorgung von Seehundbabys. Kein Wunder also, dass die doch wohltuend umfangreiche Wildlife- Tour wie im Fluge vorbeigeht. Wer nach einem „Sightseeing-Nugget“ sucht, mit dieser Exkursion findet er einen solchen.

K&K22 – Sounds of the Sounds

Als ersten SOUND vernehmen wir im morgendlichen Wohnmobil heftig prasselnden Regen.

Lake Manapouri-Anfaht auf Doubtful Sound
Lake Manapouri-Anfaht auf Doubtful Sound

Bei mehr als 200 Regentagen und nach Meteorologen-Angaben 9Liter Niederschlägen pro Jahr wundert uns die Wetterlage nicht. Warum sollen ausgerechnet wir in ein Trockenloch fallen!  Außerdem haben wir ja auch noch einige Kilometer zu fahren, bis wir unser Ziel erreichen. Es bleibt also Hoffnung auf Wetterbesserung. Denn eine Bauernweisheit von Einheimischen besagt: „The weather in Fiordland? – That`s four seasons within a day!“ Na, dann habe wir ja noch drei Jahreszeiten vor uns.

Doubtful Sound
Doubtful Sound

Fjordland, der Name klingt wie Musik im Ohr, eher noch wie der SOUND einer ganzen BIG BAND. Die Region ist eines der großen Ziele für den Neuseelandreisenden. In der Nordwestecke der Südinsel gelegen umfasst der gleichnamige Nationalpark allein 12.500km², d.h. er ist größer als der nordamerikanische Yellowstone Park und der Yosemite Park zusammengenommen. In ihm gibt es noch Landstriche, welche kein menschlicher Fuß bisher betreten hat und soll. Die Natur zählt zu einer auf der Welt größten Wildnisse und gilt als Kernstück von Neuseelands ungestümer Pracht.

Doubtfull Sound
Doubtfull Sound

Man stelle sich vor, hoch oben im Gebirge zu stehen und den Blick entlang himmelhoher  Berggipfel, hinunter auf funkelnde Fjorde und auf schäumende mächtige Flüsse gleiten zu lassen, oder über eine undurchdringliche Baumkronenwelt des Regenurwaldes zu schauen. Kein Wunder, dass diesem Landstrich der UNESCO-Status eines Weltnaturerbes verliehen wurde.

Immense Gletscher haben insgesamt 14 Fjorde während verschiedener Eiszeiten ins Festland gekerbt, nicht mit einem Mal, sondern in einer fortwährenden Vorwärts- Rückwärtsbewegung über eine Zeitspanne von 30 Millionen Jahren. Mit jeder Gefrier- und Tauwetterperiode wurden die Einkerbungen länger und tiefer, bis zu ihrem heutigen Aussehen.

Kea als ständiger Begleiter
Kea als ständiger Begleiter

Aktueller Rekordhalter ist der Dusky Sound mit 40km Länge und 8km Breite. Mit 36km ist der Doubtful Sound nicht viel weniger lang. Da kommt dann der Milford Sound mit seinen 13km Länge schon fast als Zwerg daher.

Besonders beliebt ist die Gegend  bei Wanderern wegen der zahlreichen „Great Walks“. Mehrtageswanderungen – geführte und ungeführte – bringen den Unerschrockenen an die entlegensten Orte. Hüttenübernachtungen sollten über die Umweltbehörde DOC oder die zahlreichen Touristeninformationen vorgebucht werden.

Per Auto, Bus oder Motorrad kann man sich die Fjordlands so gut wie überhaupt nicht erobern. Er gibt, von einer Ausnahme abgesehen, keine Straßen in das Naturschutzgebiet. Das hat zur Folge, dass Touren in die Fjordwelt hinein von spezialisierten Anbietern angeboten werden. Überblicke verschaffen Rundflüge. Auf die Fjorde geht es natürlich per Schiff, wobei die Touren dem Doubtful Sound und dem Milford Sound vorbehalten sind. Start in den Milford SoundDSCN4548Keine Regel ohne Ausnahme: Mit unmotorisierten Kayaks kann man natürlich in jeden Fjord fahren. Doch das ist nicht nur gefährlich, langwierig und schwierig. Bei Strafe ist es zudem verboten, irgendwo in der Wildnis sein Zelt aufzuschlagen und sich zum Abendbrot auch noch frisch Fisch zu angeln.

So haben wir uns zur Nationalpark Erkundung zu einem „Besichtigungstourenpaket“ entschlossen. Unter den unterschiedlichsten Anbietern beurteilen wir die „REAL JOURNEYS COMPANY“ als am vielfältigsten und lohnenswertesten, hinsichtlich von Preis, Service und Leistungen (www.realjourneys.co.nz).

Allmählich nähern wir uns unserem ersten Tourausgangspunkt TE ANAU. Die 2000-Einwohner zählende Stadt bildet das zivilisatorische Zentrum des Fjordlandes. Alles, was in den Nationalpark möchte, kommt zwangsläufig hier vorbei. So hat sich im Laufe der Jahre und des wachsenden Tourismus eine symphatische kleine Stadt entwickelt mit allen notwendigen Versorgungs – und Anlaufpunkten für einen möglichst gelungenen Fjordlandbesuch. Wenn da nur der oben beschriebene WetterSOUND nicht wäre. Zu dem Prasseln des Regens gesellt sich ein leichtes Bibbern bei nur 8°C.

Milford Road-Wetterausichten
Milford Road-Wetterausichten

Unser erster Tagesausflug gilt dem Doubtful Sound. Er liegt jedoch so weit vom Straßennetz entfernt, dass man nicht einfach z.B. mit einem Bus zu einer Fähre fahren könnte. Das 1963 errichtete unterirdische Wasserkraftwerk „Manapouri Power Station“ brauchte nicht nur eine gewisse Versorgungsinfrastruktur, sondern förderte auch touristische Ideen zutage. Nach massiven Umweltprotesten und gefundenen Kompromisslösungen produziert es heute immerhin rund 800MW. Dem Tourismus aber brachte der Bau viel Aufschwung. Denn man  nutzt nunmehr die „Versorgungsrouten“ um an den Doubtful Sound zu gelangen. Zunächst geht es rund eine Stunde lang per Fähre von dem Dorf MANAPOURI (20km südlich von TE ANAU) über den See gleichen Namens  hinüber zur Kraftwerkanlegestelle, also in die tiefste Einsamkeit. Sinnigerweise heißt der Abfahrtshafen „Pearl Harbour“.

Wer will kann nun das Kraftwerk besuchen (1Std. Führung). Wer das nicht möchte, steigt in einen umweltfreundlichen mit Gas betriebenen Bus. So geht es weiter über holprige und matschige 22 Kilometer, hinauf auf den 600m hohen Wilmot Pass. Bei klarem Wetter hätten wir hier einen ersten Blick auf den Zielfjord erhaschen können.

Milford Sound-Mitre Peak
Milford Sound-Mitre Peak

Die Straße ist ein Phänomen: als Bauzeit veranschlagt waren damals nur ein Jahr. Die meteorologischen Umstände und der Untergrund zwangen zu zwei Jahren. Dabei lagen die Baukosten relativ niedrig: Nur 2NZD/cm, also ca. 2,2Mill NZD. Das muss heute bereits fast für die jährliche Straßenunterhaltung ausgegeben werden.

Nach einer knappen Stunde Busfahrt mit guten Fotostopps erreichen wir den Doubtful Sound, die DEEP COVE mit Schiffsanlegestelle.

Dem Fjord wurde sein Name ebenfalls von James Cook verliehen. Er hatte ja bereits die Doubtless Bay an der nördlichen Ostküste der Nordinsel getauft (vgl. K&K 09 – Neuseelands Nordkap). Da oben war er sich sicher, dass es sich um eine für sein Schiff, die Endeavour ,ungefährliche Bay handelte. Hier war er sich nicht sicher, was er mit diesem Meereseinschnitt anfangen sollte. Vor allen Dingen hatte er Zweifel, ob in dem Meeresarm genügend Wind wehte, der sein Segelschiff wieder Richtung Tasman Sea trieben würde. Die Zweifel siegten. Er verzichtete auf eine Erkundung des Fjords.

Milford Sound-Wasserfälle wie Kletterseile
Milford Sound-Wasserfälle wie Kletterseile

Auf unserem Katamaran brauchen wir diese Zweifel nicht zu hegen. Ruhig gleiten wir hinein in diese mysteriöse Welt aus 2.000m hohen Bergen wie den „Commander Peak“, ergründen die Seitenarme des Sounds, den Hall Arm und den Crooked Arm.

Ein weiterer „SOUND of the SOUND“ macht sich bemerkbar: Das unablässige Rauschen der Wasserfälle. Zu Hunderten stürzen sie, teilweise auch donnernd und tosend, ins Fjordwasser. Dabei bildet sich auf dem salzigen Meereswasser eine Süßwasserschicht von 4-5m.

Der röhrende SOUND des aufgekommenen Sturmes übertönt teilweise das Geschrei der Möwen. Den SOUND der kaum hörbaren Schiffsmotoren sowieso.

Im Hall Arm herrscht dagegen totale Stille. Die Schiffsmotoren sind abgeschaltet, wie ein Wunder schreit keine Möwe, wir werden gebeten, auch einmal die Fotoapparate ruhen zu lassen. Es klappt: Ein SOUND von geräuschlosem Frieden umgibt uns. Der innere Schauder ist nicht zu unterdrücken.

Doch dann geht es rasch weiter: klick, klick, klick – der SOUND von Fotoapparaten. Die Ausbeute lohnt!

Je näher wir dem Fjordende zur offenen Tasman Sea rücken, desto stärker reißt die Wolkendecke auf. Das Regenrauschen hört auf, die zweite, sonnige Jahreszeit kündigt sich an für diesen Tag. Immer höhere Wellen klatschen gegen den Bootskörper. Der Kapitän kündigt eine Kehrtwende an, die einigen Passagieren durch die Querwellen beim Wenden wohl nicht gut bekommt. Eine nähere Beschreibung dieses SOUNDS ersparen wir uns. Doch so mancher Kaffeebecher auf den Tischen klatscht zu Boden. Übrigens Kaffee, Tee etc. steht an Bord gratis zur freien Verfügung, der Nachschubservice funktioniert excellent.

Nach dem Wendemanöver ergibt sich ein schon fast bizarres Bild: Unser Schiff „draußen“ unter strahlendem Sonnenlicht, vor uns, Richtung Fjordinneres erwartet uns eine undurchdringliche Regen-, Nebel- und Wolkenwand.

Also wieder hinein in das Regengeprassel, zudem sich nunmehr auch Hagel gesellt.

Wasserfälle wie Spinnweben
Wasserfälle wie Spinnweben

So ist der frei zugängliche Schiffsbug denn auch etwas für Hartgesottene und Temperaturunempfindliche. Auf dem Sonnendeck sieht es nicht anders aus. Und nun geht es durch ein besonderes Seeschutzgebiet wieder zurück zur Anlegestelle. 31/2 Stunden fantastische Fjordfahrt – Wetter hin, Wetter her – bleiben ein unvergessliches Erlebnis. Der Rückweg nach MANAPOURI erfolgt dann natürlich auch wieder per Schotterstraßenbus mit anschließender Fähre über den Manapouri See.

Die zweite Exkursion ist dann am folgenden Tag dem Milford Sound gewidmet. Das Erlebnis beginnt bereits in TE ANAU mit der Milford Road. 120km auf einem einmaligen Sightseeing Highway bis in den winzigen Ort am Fjordende. Diese Straßenverbindung ist die einzige, die für den privatverkehr in den Fjordland National Park hinein führt. Nicht weniger als 32 Besichtigungsanlässe kann man anlaufen. Die Umweltbehörde DOC hat hierzu einen reichhaltigen, erklärenden Flyer herausgegeben. Diese Strecke einfach abzufahren, es wäre schade drum. Schade um Plätze und Sehenswürdigkeien wie Te Anau Historic Site (erste Besiedlung durch Europäer), den malerisch eingebetteten Lake Mistletoe, den Walker Creek, das Eglinton Valley, die Mirror Lakes, den Lake Gunn, die Divide / Wasserscheide, den unheimlichen, weil sehr dunklen Homer Tunnel auf knapp 1.000m Passhöhe oder auch den Chasm mit Blick auf eine Anzahl dramatsicher Wasserfälle bzw die Tutoko Suspension Bridge. Wer die angegebenen 2 ½ Std. Fahrtzeit einhält, kann kaum etwas von den Sehenswürdigkeiten erlebt haben, denn viele sind mit einer kleinen Wanderung verbunden. Angeraten sei ein früh morgendliches Losfahren, um ein Fjordschiff am frühen Nachmittag mühelos zu erreichen.

Milford Sound-Reges Treiben
Milford Sound-Reges Treiben

In und am Milford Sound selbst geht es dann zu wie auf einem belebten Fährbahnhof. Der summende SOUND         von ankommenden und wegfahrenden Reisebussen wabert in der Luft. Zu Spitzenzeiten laufen 60 Busse täglich die Station an, bei 27 Bushalteplätzen. Da ist Schichtdienst gefragt. Obendrein kommt noch der Individualverkehr.

An 11 Terminals liegen die Ausflugsfähren der verschiedenen Anbieter. Wir meinen bemerkt zu haben, dass „unsere“ Reederei, die REAL JOURNEYS COMPANY den stärksten Zulauf verbuchen kann. Wir können es verstehen.

An der Pier gesellt sich ein weiterer, unüberhörbarer Sound hinzu: Das bedrohliche Surren der Sandflies. Ihnen kann niemand entgehen. Schutz gegen die unangenehmen Stiche bieten hiesige Insektencremes oder Sprays, chemielos die Antimückenkopfnetze.

Auch das „Achte Weltwunder“ genannt  ist der Milford Sound mit seinen 13km Länge einer der kürzeren Vertreter seiner Gattung. Er gilt aber als der schönste in der Gruppe. Im Unterschied zum Milford Sound ragen seine Berge viel steiler aus dem Wasser empor. 900m kerzengerade Felswand sind keine Seltenheit.  Wen wundert es dann noch, dass zu Stoßzeiten auf ihm auch schon mal 25 Schiffe gleichzeitig touren, zur Tasman Sea hin und wieder zurück. Je nach Buchung zwischen 1,5 und 3,5 Stunden. Wem das nicht genügt, kann die Fjordintensität durch eine Übernachtungsfahrt ersetzen oder ergänzen. Die Abfahrt erfolgt um 16.30Uhr, die Rückkehr am nächsten Morgen gegen 10.00Uhr. REAL JOURNEYS COMPANY bietet hierfür extra ein Kabinenschiff an. In trauter Gemeinschaft – 36 Kabinen – ankert der MiniCruiser in einer stillen Bucht, wird ein Dinner serviert, der Schlummertrunk kredenzt. Und am nächsten Morgen steht natürlich schon das Frühstücksbuffet bereit.

Wir begnügen uns mit der ausgezeichneten 2,5 Stunden „Nature Tour“.

Milford Sound-Seelöwenkolonie
Milford Sound-Seelöwenkolonie

Kaum dem „Hafen“ entronnen, türmt sich der MITRE PEAK / Bischofsmütze mit seinen 1.700m vor uns auf, fast im Sonnenschein! Wie im Doubtful Sound schießen unzählige Wasserfälle die Steilwände herab. Bei Wind erscheinen die winzigen unter ihnen wie Spinngewebe, welches sich über Fels und Pflanzen legt. Sind sie etwas stärker, schauen sie aus wie helle Bergsteigerseile an Kletterwänden. Und natürlich lässt sich der Kapitän den Spaß nicht nehmen, sein Schiff so dicht an eine größere Kaskade heran zu steuern, so dass du glaubst, unter einer eiskalten Dusche zu stehen.

Was ein richtiger Kapitän ist, der spinnt auch sein Seemannsgarn und gibt es zum Besten: So ließ der unsrige verlauten, dass das Schiff seiner Reederei, welches uns bereits die ganze Zeit folgt, genau die Ausmaße von James Cook’s „Endavour“ hat, müde 29m Länge. Heute dürfe ein Bott diesen Ausmaßes lediglich 55 Passagiere mitnehmen. Der Seefahrer aus dem 18. Jahrhundert hatte eine Mannschaft von 120 Leuten, zuzüglich 1 Ziege, 7 Schafe und 5 Hühner. Die menschliche Crew habe die Weltreise größtenteils überlebt, die Haustiere nicht.

Immer dicht an den Felsen entlang steuern wir auch hier den Ausgang des Fjords an. Uns fällt auf, dass viele der nicht so steilen Hänge dicht bewaldet sind. Dann aber wieder gibt es unvermutet völlig kahle Abschnitte im dichten Regenwald. Wer an Holzwirtschaft denkt, geht fehl. Ein Ranger erklärt, dass es sich hierbei um sogenannte „Holzlawinen“ handelt. Auf den Felshängen entsteht natürlich keine wirkliche Schicht an Mutterboden, in dem die Bäume Halt finden. Also krallen sie sich so gut es geht an den Moosen, Flechten und der hauchdünnen Erdschicht fest. Durch Wachstum bedingtes zunehmendes Gewicht, starke Stürme und immense Regenfälle lösen die Bäume aus den fragilen Verankerungen. Sie stürzen wie Lawinen zu Tal. Dort allerdings greift man nicht in die Natur ein. Nach einiger Zeit beginnt sich wiederum erstes Wachstum zu zeigen, bis schließlich nach 100 bis 120 Jahren der Zyklus vollendet ist und von vorn beginnt.

Ob die 30 Seelöwen in ihrer Kolonie auch wissen, wie gefährdet sie eventuell sind? Sie sonnten (ja!) sich jedenfalls überwiegend friedlich auf ihrem Felsen, manche stritten um den besten Sonnenplatz, andere gaben Fersengeld und tauchten ab. Aufgetaucht hingegen sind hin und wieder kleine, putzige Gelbaugenpinguine. Doch so schnell sie über der Wasseroberfläche erschienen, waren sie auch schon wieder verschwunden. Ausdauern hingegen begleitete uns der Kea Papagei während er gesamten Fahrt, mal neben dem Boot herfliegend, dann wieder auf einem Mast sitzend, aber stets auf Futter wartend.

DSCN4656Diese Keas sind die einzigen Bergpapageien auf der Welt, nicht scheu, frech, streitsüchtig und immer hungrig. Man kann man übrigens auch auf der Milford Road beobachten, meistens am Spätnachmittag, also auf der Rückfahrt. Sie kennen die Fahrtunterbrechungsplätze genau. „Füttern verboten“ heißt die Anweisung der Ranger. Der Kea ist schlau. Was man ihm nicht gibt, holt er sich. Denn er weiß offensichtlich, wie gut Abdichtungsgummis von Autos schmecken.

Auch über diesen Milford Sound Ausflug können wir nur sagen: BEEINDRUCKEND! EMPFEHLENSWERT !

Wir wollen einen SOUND nicht vergessen: Das permanente Zirpen der Kreditkartenlesen an den Ticketverkaufsschaltern, dezent aber unüberhörbar bei der Menge der Besucher. Dafür kommt ein AlltagsSOUND überhaupt nicht vor: Das Klingeln von Handys. Denn in dieser Abgeschiedenheit gibt es weder Handyempfang noch Internetzugang.

Schließlich darf das dritte Drittel in dem Package nicht fehlen: Ein Halbtagesausflug in die Glühwürmchenhöhle von TE ANAU. Wieder geht es mit dem Boot über den Lake Te Anau Ca. 30 Minuten dauert die Fahrt. Der Höhlenbesuch gliedert sich in einen Fußmarsch durch verschiedene Höhlengänge, vorbei an der „Kathedrale“ bis zum See. Aber in dieser Höhle ist zunächst an Stille nicht zu denken. Der alte Name der Maori „Te Anau“ bedeutet „Höhle mit Wasserstrudel“. Und so kommt es auch. Ein Untergrundfluss stürzt den ganzen Weg über mit einem Höllenlärm zu Tal, durch Becken, enge Schächte und bildet einen 10m hohen Wasserfall. Überall gurgelt und rauscht es. Der Geräusche vervielfachen sich durch das Echo an den Höhlenwänden und in den engen Seitengängen.   Der ruhige Höhlenbesuchsteil erstreckt sich auf die Bootsfahrt durch die eigentliche Glühwürmchenzone. Das Wasserrauschen verschwindet, totale Dunkelheit und Stille umgeben dich. Nur das Schimmern unzähliger Glühwürmchen an der Höhlendecke zieht deine Aufmerksamkeit an. Ein Naturwunder ersten Ranges!

DSCN4600Drei Tage Erkundungsprogramm im Fiordland Gebiet – sicherlich einer der wichtigsten Höhepunkte unserer Neuseelandtour.

K&K21 – Native Bush contra Quirliges Treiben

Die Naturerscheinung „native bush“ erleben wir als ursprünglichen, unbeeinflussten Regenwald.

native bush
native bush

Meistens bleibt das Gestrüpp nicht nur optisch undurchdringlich, abgesehen von der durch das Dickicht gehauenen Straße. Kein Pfad, kein Weg führt hinein. Ein Blätterdach wölbt sich über die Straße. Das Grün an den nahen und weiten Berghängen erscheint mit so dicht geschlossenen Baum-Buschkronen, als ob man auf ihnen spazieren gehen kann. Besonders gilt dieser optische Eindruck für den schwarzen Baumfarn, bei dem der Stamm kahl bleibt, die riesigen Farnblätter der Krone aber sich wie ein Sonnenschirm ausbreiten.

Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant
Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant

Besonders urwüchsige Impressionen zeigen sich auf einem kleinen Abstecher von dem SH 6 ab der Ortschaft HAAS, der Küstenstraße folgend nach JACKSON BAY. Der Ort hat so wenige Häuser, dass man glatt hindurchfahren würde, mündete die Sackgasse hier nicht auf einem kleinen Wendeplatz mit Blick auf den Jackson Head. Die winzige Fischfabrik wird von den fünf Kuttern beliefert, die an der ehemaligen US Navy Brücke dümpeln. Hummerkäfige türmen sich auf dem Ponton. Die malerische Bucht ist in das tiefe Blau des Himmels gehüllt.

Da sticht der orangene Eisenbahnwagon am Meeresufer kräftig hervor. Kein Relikt der früheren US Truppen Präsenz, sondern ein  ehemaliger Zugwagon, welcher mit viel Liebe zu einem Fischrestaurant hergerichtet wurde. Das Interieur entspricht der „Holzklasse“ früherer Züge, retro-sympathisch. Eine Hälfte nimmt der offene Küchenbereich ein, die andere ist für die 12 Gäste vorgesehen. Mehr finden nicht Platz, wenn man von den drei Tischen auf der Außenterrasse absieht. Überraschend umfangreich gestaltet sich die Auswahl an Fischgerichten, natürlich alle unter den Augen der Gäste frisch zubereitet, bei moderaten Preisen. Der 35km umfassende Abstecher lohnt, landschaftlich wie kulinarisch.

Lake Wanaka
Lake Wanaka

Zurück auf dem SH 6 klettert  das Wohnmobil hinauf zum HAAST PASS. Von der Passhöhe (577m) gleitet der Blick hinunter zu den beiden großen Seen, dem Lake WANAKA und dem Lake HAWEA. Kurz nach dem Pass ändert sich die Landschaft allerdings radikal. Kein Wald, kein undurchdringliches Gestrüpp säumt mehr den Weg. Die Gipfel und Hänge der HARRIS MOUNTAINS und der PISA RANGE starren kahl, quasi unberührbar in die Welt. Als Spitzenwerte erreichen die Felskuppen gut 2.300m. In den höheren Regionen liegen noch puderzuckerartige Schneereste. Die helle, grau-gelbe Farbe der Felsen kontrastiert heftig mit dem Blau der beiden Seen.

Die Uferstraße – immer noch SH 6 – führt schließlich in den Touristenort WANAKA, in der Südspitze des gleichnamigen Sees gelegen. Wir nehmen den Ort als „Perle eines Stadtbildes“ wahr, weiträumig angelegt, muntere, farbenfrohe Innenstadt und eine Beispiel gebende, bilderbuchhafte Uferpromenade.

Eine weitere Besonderheit dieser Stadt darf nicht unerwähnt bleiben: das CINEMA PARADISO.

Cinema Paradiso-Wanaka
Cinema Paradiso-Wanaka

Die dort gezeigten Filme entsprechen dem Üblichen. Doch allein der eine von zwei Kinosälen ist eine Filmvorstellung wert. Der Besucher sitzt nicht, er ruht in weichen Sesseln aus Omas Zeiten, kann sich in Sofas kuscheln, nach einem stressigen Tag sich auch auf dem Massagestuhl niederlassen oder, für Draufgänger, in den entsprechend hergerichteten Autos Platz nehmen und als Fahrer, Beifahrer oder auf den hinteren Sitzen den Filmstreifen verfolgen. Selbstredend erhöhen Getränke und Snacks den Kinogenuss. Eine Pause ist auch vorgesehen, um sich Nachschub zu besorgen. Der Kinobesitzer lässt sich nicht lumpen und verteilt frische Muffins – just for free. Der Eintrittspreis für diesen vergnüglichen Kino-Ausstattungs-Muffin-Genuss hält sich mit 15NZD sehr im Rahmen.

Weiter rollen wir auf dem SH 6 südlich in die Provinz Otago nach QUEENSTOWN…

Queenstown
Queenstown

…. und können unserer bisherigen Hauptstadtsammlung nunmehr eine weitere hinzufügen:  „The Adventure Capital of the World“ wird die Stadt am Lake WAKATIPU auch bezeichnet. Oder sollen wir sie lieber die „größte Jugendherberge“ Neuseelands nennen?

DSCN4344Als erstes fällt die Altersstruktur der Menschen in  Straßen und auf Plätzen ins Auge. Nur an den acht Colleges kann es nicht liegen, dass wir überwiegend junge Leute im Studentenalter erblicken, bei rund 10.000 Einwohnern. Doch nun fasst der andere Aspekt, „ADVENTURE“.

Stadt und Gegend sind berühmt als Geburtsstätte für schon ikonenhafte Abenteuererlebnisse. Tourismusmanager denken dabei mit glänzenden Augen an Bungee Springen, Wildwasserfahrten, Stromschnellen Surfing, Canyon Schaukeln (eine Abwandlung von Bungee), Paragliding, Sky Diving oder Jet Boat Fahren.

Adventure
Adventure

Wasser- und Winterski, Klettertouren oder Kayaking zählen da bereits zu den biederen Freizeitbeschäftigungen. Kein Wunder also, dass von den jährlichen zwei Millionen Besuchern 65% unter 35 Jahre alt sein sollen. Und so summt und brummt es in Stadt und Land. Die Paraglider landen mitten in der Stadt auf dem Schulsportplatz gleich neben der Bergbahn. Im Seehafen starten mit lautem Getöse und leider auch viel Gestank die Jet Boats und Jet Skis.

Adventure-Nur Mut
Adventure-Nur Mut

Die Gondelbahn hinauf zum 800m hohen Hausberg beherbergt selbstredend auch die Bungee Jumping & Canyon Swinging Station. Von der Bergspitze aus starten außerdem die Paraglider, Sky Diver und Mountain Biker. Kurz und gut: Es ähnelt einem Ameisenhaufen oder dem Innenleben eines Bienenstocks, was sich dort auf Bergeshöhen abspielt, gar nicht zu reden von den „normalen Sightseern“.

Adventure
Adventure

Wie zugespitzt sich entsprechende Werbung präsentiert, mögen einige, zufällig ausgewählte Beispiele verdeutlichen: „The World’s Highest Cliff Jump“, „In this jungle of adrenalin, is this the GORILLA!“, „Experience the world’s most exciting SHOTOVER THUNDER JET with high cliffs-shallow water-rapids-willows & 360 degree spins“ oder eben auch „An adrenaline fuelling jet boat ride through the narrowest canyons“. Wer da nicht munter wird!

Hinter all diesen „ unvergesslichen und Ehrfurcht gebietenden / unforgettable and awe-inspiring“ Angeboten, müssen die zahlreichen Wandermöglichkeiten, die wunderbare Berglandschaft und die „Weinkultur“ der Umgegend ganz einfach den zweiten Rang einnehmen.

Entsprechend ausgerichtet haben sich dann natürlich auch Hotellerie, Gastronomie und Night Life Locations. So eine hohe Konzentration an „Backpacker Budget Accommodations“, preiswerten Verpflegungsstationen wie Pizzerien, Nudelfactories oder Fish & Chips Buden bzw. Discos ist uns auf der bisherigen Tour noch nicht begegnet.

Das soeben geschilderte Ambiente soll den weniger auf Adrenalinausstoß geprägten Reisenden von einem Besuch der Stadt allerdings nicht abhalten. Neben gepflegten bis luxuriösen Hotel- und Restaurantangeboten lässt sich auch mit beiden Beinen auf dem Boden viel Unvergessliches erkunden und erleben.

Der Spaziergang am Seeufer mit seinem Botanischen Garten auf einer Landzunge, die Kunsthandwerkermärkte und unzähligen Gemäldegalerien, Rundfahrten über Weingüter uvm kann schnell zur „pure inspiration“ führen.

TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu
TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu

Dabei steht der Lake WAKATIPU immer im Zentrum. 77km lang ruht er in „S-Form“ zwischen den EYRE und den RICHARDSON MOUNTAINS. Zumindest sieht es so aus. Denn in Wirklichkeit ruht er überhaupt nicht. Seine Wasseroberfläche nämlich hebt und senkt sich alle fünf Minuten um sieben Zentimeter. Diese Unruhe ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um einen Gletscher-Vulkan-See handelt und es im Erdinneren darunter noch kräftig rumort.

Wenn man wie wir auf ihm allerdings eine gemütliche, 90-minütige Seerundfahrt genießt, spürt man die Tideaktivitäten überhaupt nicht. Unter den zahlreichen Möglichkeiten für großartige Rundfahrten sticht das Angebot der TSS EARNSLAW besonders positiv ins Auge. 1912 erbaut, dampft und stampft das 51m lange, mehrstöckige Boot seit nunmehr 103 Jahren über den See. Große Areale sind dem Sonnendeck vorn und achtern reserviert. Auf das Brückendeck neben den Kapitän darf der Passagier auch. Und an Technik Interessierte glauben sich im Maschinen- El Dorado. Im frei zugänglichen Schiffsbauch, direkt neben den pfeifenden und zischenden Druckkesseln, wird gefachsimpelt oder einfach den Erläuterungen des Schiffsingenieurs gelauscht. Kurz: ein Erlebnis, dass man nicht versäumen sollte (https://www.realjourneys.co.nz/en/experiences/cruises/tss-earnslaw-vintage-steamship-cruises/More-Info/#About-the-TSS-Earnslaw).

Vielleicht nicht gerade zum Bungee Springen, sondern um der fantastischen Aussicht wegen und dabei den Bungee-Springern zuzuschauen und ihrem „Schreck-Quieken“ zuzuhören, nehmen wir die Skyline Gondola hinauf auf Queentowns Hausberg, den BOBS PEAK. Unvergesslich wird davon der Panoramablick über die Stadt, Berge und See bleiben. Unvergesslich sicherlich aber auch die Preise für Bahn, Lunch und Getränke.

Beschauliches Glenorchy
Beschauliches Glenorchy

Bevor wir den „Adventure Hexenkessel“ wieder verlassen, erfreuen wir uns noch an der 40km langen Sackgassen-Uferstraße in die Nordspitze des Sees, nach GLENORCHY. Mit einem tiefen Durchatmen ob der Ruhe und Beschaulichkeit dieses Seezipfels lassen wir die „adventurous, breathtaking experiences“ hinter uns. Denn das 350-Seelen-Dorf verspricht „Gateway to Paradise“ zu sein. Doch ein Paradies beinhaltet bekanntlich für jeden etwas anderes.

Wir folgen nunmehr zunächst weiterhin dem SH 6 Richtung Fjordland National Park. Unterwegs erweitern wir unseren „Hauptstadt-Fundus“ um ein weiteres Exemplar. „Capital of the Beer“ prangt auf dem Ortsschild der Gemeinde MOSSBURN. Doch warum bleibt ein Rätsel. Keine Brauerei in Sicht, auf der Hauptstraße ist nur ein einziges, absolut leeres Café zu entdecken. Die Nebenstraßen bleiben den Wohnhäusern reserviert. Der Durstige muss unverrichteter Dinge weiterziehen. Vielleicht hat das Dorf einmal bessere Zeiten gesehen.

K&K20 – Eisige Geschwister

Ob sie wohl voneinander wussten oder sich vielleicht sogar einmal persönlich die Hände geschüttelt haben, der FRANZ JOSEPH und der WILLIAM? Hinter dem einem verbirgt sich Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916), seines Zeichens Kaiser von Österreich. Der andere, William Fox (1819-1901)  bekleidete drei Jahre lang (bis 1872)  das Amt des Ministerpräsidenten Neuseelands. Sie waren also Zeitgenossen.

Wanderung zum Fox Gletscher
Wanderung zum Fox Gletscher

Also pirschen wir uns langsam, geographisch wie namentlich allmählich heran.

Geographisch lösen wir uns von den Jade-Kostbarkeiten Hokitikas (vgl. K&K 19) und folgen weiterhin der Westküstenroute etwas mehr als hundert Kilometer südlich.

Die vorher enge Küstenstraße, sie nennt sich nunmehr GLACIER HIGHWAY, findet jetzt mehr Platz zwischen  Bergkette und Ozean. Fruchtbare landwirtschaftliche Flächen säumen den Weg. Unterwegs lohnt sich ein kleiner Abstecher in das Künstlerdorf OKARITO, wegen der Künstler sicher auch, mehr aber noch wegen der Aussicht. Denn nunmehr blicken wir direkt auf die Neuseeländischen Alpen.

Vor dem Start
Vor dem Start

Zumindest haben wir vor, uns an den schneebedeckten Gipfeln zu erfreuen. Doch warum müssen ausgerechnet negative Wettervorhersagen – gefühlt – eher eintreffen als positive. Gefürchtet hatten wir es ja bereits, als am Horizont die ersten Gipfel auftauchten, von grauen Regenwolken umhüllt. Kein Gipfel zu entdecken, Wolkenhöhe verharrt auf 300-400m. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, wobei der Akzent auf dem ersten Wort liegt. Dabei bläst vom Meer her ein kräftiger Westwind, der Meer und Küstenstreifen in ein tiefes Blau des Himmels getaucht hat.

Doch die graue Wolkendecke bleibt in und an den Bergen hängen.

Immerhin zählen Neuseelands Alpen zehn Gipfel über 3.000m, deren bekannteste der Mount TASMAN (3.498m) und der Mount COOK (3.754m) sind. Letzterer heißt auf Maorisch AORAKI, der WOLKENSTECHER. Uns sticht eher die Nicht-Sicht auf das Gebirgspanorama ins Gemüt. Die sicherlich touristisch aufmunternde Auskunft „Morgen soll es besser werden“ im InfoCenter tröstet weder noch bewahrheitet sie sich. Wie der Abend so der Morgen. Keine Sicht in Sicht!

Unser Besuchsziel bleibt allen meteorologischen Widerwärtigkeiten zum Trotz bestehen: Ein optisch lohnender Besuch der dortigen Gletscher und Berge. Ab noch fehlt von Beidem vom Tal aus gesehen jegliche nennenswerte optische Spur.

Damit haben wir uns wieder ein Stück weiter an FRANZ JOSEPH und WILLIAM herangepirscht. Diese beiden Gletscher gelten als die interessantesten. Insgesamt beherbergen die Alpen allerdings  sechs ausgewachsene Gletscher, außer diesen beiden noch den Tasman, den Hooke, den Murchison und den Godley Gletscher, eisige Geschwister, die teilweise ineinander übergehen und sich gegenseitig füttern.

Anflug von der Talstation
Anflug von der Talstation

Die Gletscherzungen von „Franz Josef“ und „Fox“ können gut vom Tal aus erreicht werden. Beim „FJG“ wandert man rund 90 Minuten durch das Gletscherflussbett, beim Fox Gletscher etwas kürzer. Ein Erlebnis sind beide Wanderungen allemal, auch bei Nebel, Regen und Kälte. Wer sich strahlend weiße Gletscherzungen erhofft, sollte lieber gleich umkehren. Die Gletscherenden sind selbstredend durch den mitgeführten Sand und das abgeschliffene Geröll schmutzig und fast schwarz.

Sie reichen – besser gesagt: reichten – bis unmittelbar an den Regenwald heran. Für ein „Besteigen“ der Gletscher muss aus Sicherheitsgründen eine geführte Gletschertour gebucht werden. „Franz-Josef“ erstreckt sich auf rund 12km Länge, „Fox“ ist mit 13km Länge der Sieger. Von der Breite her sind beide ähnlich, rund 800m. Spitzenreiter hinsichtlich der Länge bleibt jedoch der Tasman Gletscher mit rund 27km. Ob die Gletscher wie viele andere in der Welt auch tatsächlich abschmelzen, bliebt wissenschaftlich noch umstritten. Neben den typischen Rückzugserscheinungen soll es aber auch längere Perioden des Eis- und Schneewachstums gegeben haben, nicht nur während der letzten großen Eiszeit sondern auch in den jüngeren Vergangenheit.

Mount Cook
Mount Cook

Zwischenzeitlich schauen wir einmal mehr zum Himmel. Doch viel bewegt da oben sich nicht! Bei eigentlich so vielen Besichtigungsmöglichkeiten haben sich natürlich auch die entsprechenden Ferienorte etabliert. Und damit der Reisende nicht vergisst, wo er sich befindet, nennen sie sich namensgleich zu den beiden berühmten Gletschern. „Franz-Josef“-Township und „Fox Glacier“-Township. Dörfer sind sie allemal bezüglich der Einwohnerzahl, 300 zu 200.

Mt Cook-hinten-Mt.Tasman-vorn
Mt Cook-hinten-Mt.Tasman-vorn

Der permanente Strom der Besucher vervielfacht diese Zahl, was ein gehobenes Preisniveau nach sich zieht. An Restaurants, Imbissbuden, Unterkünften herrscht kein Mangel. Erstaunlich, da beide Dörfer eigentlich nur aus einer „Main Route“ mit Touranbietern und Restaurantbetrieben und der „hinteren Straße“ mit zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten bestehen.

Wenn die Sonne nun einmal partout nicht durch die Wolken brechen will, müssen wir also uns zur Sonne begeben. Gedacht, getan!

FJG DSCN4150Mindestens sechs Unternehmen bieten Flugzeug- und Helicoptertouren durch das Gebirgspanarama und entlang der Gletscher an. Einen von ihnen möchten wir wegen seines umfangreichen Programmes und dem guten Preis-Leistungsverhältnisses besonders positiv hervorheben, die „Glacier Country Helicopters“(www.glaciercountryhelicopters.co.nz), und besonders auch als sogenannte „Packagebuchung“ mit der „Franz Josef Alpine Lodge“ (www.franzjosefalpinelodge.com) empfehlen. Vertrauen Sie sich Poppy Tuck und dem Piloten Gus Gordon an. Man befindet sich damit rundum in guten Händen.

Lawinen
Lawinen

Wir haben es getan und nicht bereut. Unter ihrem umfangreichen Flugprogramm wählen wir den „Glacier Explorer“ aus – ca. 45 Minuten Eiswelterlebnis vom Feinsten. Geflogen wird nur, wenn im Gebirge und über den Gletschern unzweifelhaft gute Sicht ist. Garantiert wird dieses optische Schauspiel durch eine festinstallierte Dauerkamera auf den Gletschern, so dass „unten“ festgestellt werden kann, was sich „oben“ abspielt.

Gebirgspanorama
Gebirgspanorama

Viel Zeit zum Überlegen bleibt uns allerdings auch nicht, denn die „Sichtlöcher“  dauern nicht den ganzen Tag. Auf der HeliBase dicht bei Franz-Josef-Township besteigen wir das Fluggefährt. Kälte, kräftiger Wind und Regen umgeben uns. Ein mulmiges Magengefühl beschleicht die Passagiere, besonders diejenigen, die neben dem Piloten durch die Kunststoffflugkanzel direkt nach unten schauen können – also uns! Die Rotorblätter beginnen zu kreisen. Ein Zurück gibt es  nun nicht mehr.

Langsam hebt der Heli schaukelnd ab. Die Nase leicht nach vorn gebeugt, womit sich die direkte Sicht auf den Erdboden bekanntlich verbessert, steigen wir allmählich in die Höhe. Regen prasselt unablässig auf die Kabine. Der Pilot steuert zunächst den „Franz-Josef-Glacier“ an. Zunächst erblicken wir nur ein trübes, verschmutztes Grau, bevor der Heli durch die Wolken stößt. Dann aber, nach kurzer Zeit quasi im Blindflug, werden wir fast geblendet von Sonne und Eis. Die Berggipfel vom Mt. Cook und gleich nebenan vom Mt. Tasman ragen über den Wolken empor, so als ob sie aus einer Watteschicht heraus wachsen. Der Gletscher aus Eis und Schnee ruht im gleißenden Sonnenlicht.

Rückflug über Franz-Josef-Gletscher
Rückflug über Franz-Josef-Gletscher

Aber ein Gletscher ruht bekanntlich nie. So auch unsere beiden nicht. Im Schnitt sollen sie ungefähr fünf Meter pro Jahr ins Tal gleiten. Beim Franz-Josef-Gletscher bedeutet diese Geschwindigkeit, dass ein Eisklumpen, der am oberen Gletscherbeginn anfängt zu wandern, nach rund 130 Jahren unten an der Gletscherzunge angekommen sein wird. Unser Pilot Gus erzählt zwischenzeitlich zwei Episoden über Flugzeugabstürze. Je nach Sichtweise kann die eine für ein Anwachsen, die andere für ein Abschmelzen des Gletscher gelten. So musste 1923 ein Kleinflugzeug auf dem Gletscher notlanden, stürzte jedoch in Gletscherspalte und verschwand. Rund fünf Jahre später soll es fünf Kilometer von der von der Unfallstelle entfernt wieder aufgetaucht sein.  Die andere Begebenheit spielte sich erst in der Gletscher freien Zone ab. Auch hier stürzte 1938 ein kleines Flugzeug ab, rund vier Kilometer von der Gletscherzunge entfernt. Knapp vier Jahre später soll sich der Gletscher dann auf rund 500m an das Flugzeug herangeschoben haben. Pilotenlatein?

Landeanflug
Landeanflug

Zwischenzeitlich kreisen wir weiter über der unendlich erscheinenden, unbeweglichen Welt aus Eis und Schnee. Am Horizont tauchen die dichte Westküste und die weit entfernt liegende Ostküste auf. Direkt unter uns bewegen sich schwarze Punkte im Schnee.  „Eine mehrtägige, geführte Gipfelbesteigung auf den Mount Cook“, erklärt uns Gus. Mit einem Fingerzeig deutet et auf die Steilhänge des Mount Tasman. Dort gehen gerade zwei Lawinen nieder. Schließlich kurven wir noch um den Mount Sefton (3.157m), den Malte Brun (3.155m), den Mount Elie de Beaumont (3.117m). Im Wedelflug gleiten wir noch einmal über dem Franz-Josef-Glacier hinab, zurück ins Tal zum Landeplatz. Bald verschwinden wir wieder in einer dichten Wolke. Die HeliBase wird sichtbar, immer noch in Regen und Wind eingehüllt.

Gletscher aus der Ferne
Gletscher aus der Ferne

Der ganze Flug war sicherlich geprägt von innerer Aufregung und Anspannung. Doch das Erlebte ließ Flugangst eigentlich gar nicht aufkommen. Trotzdem waren wir nicht unglücklich darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Fazit: EINMALIG!

Zum Schluss wollen wir uns doch ganz nahe heranpirschen und noch einmal die Namensgebung durchleuchten. Es war der deutsche Geologe Julius von Haast, der im Rahmen seiner glaziologischen Forschungen 1859 den Gletscher nach dem österreichischen Kaiser Franz-Joseph I. benannte. Anders beim Fox-Gletscher. Als, wie oben angeführt, der seinerzeitige neuseeländische Premierminister William Fox 1872 vor diesem Gletscher stand, benannte er ihn einfach nach sich selbst. Honte y soit qui mal y pense!

K&K19 – GoldGelbe Ginster Gorges

Auch wenn Captain Cook an dem nördlichsten Kap der Südinsel ein „Farewell“ wünschte (vgl. Käsen &K 18), wir bleiben noch eine Weile auf der Insel und richten den Blick wieder gen Süden mit der Zielrichtung Westküste.

Paparoa NP-Regenwald
Paparoa NP-Regenwald

Hierfür müssen wir zunächst einmal rund 150km durch den sogenannten „Buller District“, immer östlich um den Kahurangi National Park herum. Das bedeutet, wir fahren zunächst zurück auf dem SH 60 bis zur Stadt MOTUEKA, biegen dann aber gleich nach Westen ab auf eine landschaftlich wunderschöne schmale Talstraße, den VANGAPPEKA VALLEY ROAD, bevor wir nach gut 50km wieder auf den SH 6 treffen. Obst- und Gemüsestände m Hofdirektverkauf – meist nur kleine Hütten im Selbstbezahlsystem – bieten jetzt im November meistens preiswerten, leckeren, grünen Spargel an, um gut 1/3 billiger als im Supermarkt. Da heißt es zugreifen!

Doch als vorherrschende Farbe zeigt sich ein sattes  Goldgelb. Die Berghänge quellen über vor blühendem Ginster. Sie leuchten wie europäische Rapsfelder zur Blütezeit. Dieses Naturschauspiel, schlicht „Golden Down“ genannt, erstreckt sich auf gut 100km, bis hinein in die BULLER RIVER GORGES.

Buller River Gorge
Buller River Gorge

Dieser gewaltige Fluss kommt aus der Nähe von LAKE ROTOROA  Nelson Lakes NP und ergießt sich einige hundert Kilometer weiter bei der Stadt WESTPORT in die Tasman Sea. Doch vorher musste er sich in Millionen und Abermillionen Jahren durch das Felsmassiv der LYELL RANGE fressen, bevor er in einem weiten Flussdelta im Meer mündet. Diese ausgespülten und eingefrästen Schluchten heißen UPPER und LOWER BULLER GORGE, bis 30km lang und bis zu 100m hoch. Die Wasser strömen gurgelnd, weiße Gischt erzeugend durch die engen Durchlässe, über Stromschnellen und kleinere Wasserfälle.

Und genau deshalb erhält die Gegend auch die Bezeichnung „White Water Region“ mit einer richtigen Hauptstadt, der „White Water Capital“ MURCHISON. Da bleibt es, dass hinter jeder Kurve eine „White Water Adventure Center“ mit Kayaking, Rafting und Canoeing zahlungsfreudige Kunden zu Wildwasserfahrten zu verleiten sucht. Wer es schwebend mag, der kann kurz hinter MURCHINSON auf der längsten Hängebrücke Neuseelands, der „Buller Go (110m) die rund 60m tiefe Schlucht überqueren. Der Rückweg muss nicht zu Fuß erfolgen. Es geht auch mit der „Comet Line“, auch „Flying Fox“ genannt. Eine 160m rasante Sesselliftfahrt in hoher Geschwindigkeit mit ziemlich abruptem Stopp kurz vor dem gegenüberliegenden Drahtseilpuffer. Man kann diesen „Flug“ als Einzellift, Tandemgespann oder frei hängend als „Superman Ride“ buchen. Geeignet ist er in jedem Fall für alle diejenigen, die „jung im Herzen / young at heart“ geblieben sind, verspricht der InfoFlyer.

Bleiben wir bei der Farbe: „White Bait“ wird überall angepriesen. Das sind Stinte, die im neuseeländischen Frühsommer die Flussmündungen bevölkern. So zieht es denn Heerscharen von Anglern, besser gesagt „Netzanglern“ an die Ufer, um die Kostbarkeiten an Land zu ziehen. Bis zu 150NZD/kg sollen damit erlöst werden können. Bei Spitzenfangquoten von bis zu 15kg/Tag ein sicherlich guter Nebenverdienst, denn viele Restaurants bieten „White Bait“ als Spezialitäten an

Tasman Sea bei Westport
Tasman Sea bei Westport

Nach so viel Aufregung ist das beschauliche WESTPORT eine wahre Labsal, die man aber schnell wieder verlassen kann. Am besten gen Norden Richtung KARAMEA, 100km Panoramastraße an der wilden Westküste. Unterwegs, bei Denniston, kann ein ehemaliges Bergwerk erkundet werden.

Tasman Sea bei Karamea
Tasman Sea bei Karamea

Obendrein rund 20km hinter Karamea – Achtung: Schotterstraße! – kommen Höhlenenthusiasten mal wieder auf ihre Kosten. Die „Oparara Basin Arches“ als größte Sandsteinhöhlen (45m Höhe, 220m Länge) der südlichen Hemisphäre laden ein. Doch die eigentliche Attraktion dieses Abstechers die raue Tasman Sea, wie sie auf Ufer und vorgelagerte Felsen prallt. Mangels einer Alternative und wegen des Sackgassenformats muss man die 100km auf der gleichen Straße, dem SH 67 auch wieder zurück fahren bis Westport.

Südlich der Hafenstadt setzt sich die Panoramafahrt fort, immer Richtung PUNAKAIKI. Dieser Streckenabschnitt, „The Great Coast Road“ genannt, soll zu den zehn schönsten Küstenstrecken der Welt gehören, sagt zumindest „Lonely Planet“.

Great Coast Road
Great Coast Road

Das gilt sicherlich nicht nur für die unbeschreiblichen Sonnenuntergänge an der Westküste, wenn Felsen, Sand und die unendlichen Mengen an Treibholz alle Schattierungen der Farbe ROT annehmen, von zart rosa bis glut- oder blutrot.

Ein Zwischenstopp lohnt am CAPE FOULWIND allein wegen des Küstenwanderweges, der obendrein noch zu einer Seehundkolonie / Big Bull Seals führt. Wer weiter wandert begegnet einem  Leuchtturm und vielen„breathtaking“(atemberaubenden) Aussichtspunkten.

Nach 40 filmreifen Kilometern erreichen wir das Urlauberdorf PUNAIKAKI, eigentlich nur fünf Häuser, aber auch schon in der Vorsaison überlaufen. Warum?

Pancake Rocks-Punaikaki
Pancake Rocks-Punaikaki

Von hier aus lassen sich bequem die weltberühmten Pancake Rocks erreichen. Pfannkuchen kennen wir alle, horizontal übereinander gestapelt sicherlich auch. Als außergewöhnliche Felsformation vielleicht nicht . Diese Sandsteinfelsen sind in einem  Millionen Jahre währenden Erosionsprozess in die Felsen gemeißelt worden. Sandsteinreiche Fragmente von „totem Meeresmaterial“ haben sich auf dem Meeresboden abgelagert. Als diese Ablagerungen durch Erd- bzw. Seebeben allmählich nach oben geliftet wurden, haben ihnen die Wettereinflüsse verholfen, die heutige Gestalt anzunehmen: Wie aufgeschichtete Pfannkuchen eben. Akustisch und optisch garniert wird die Natursensation durch die sogenannten „Blowholes“ (frei: Spritzlöcher mit Capillarwirkung). Wenn sich heftige Wellen in die Höhlen unterhalb der Felsen hinein pressen, steigt der Druck so stark, dass das Wasser aus diesen Blowholes wie Fontänen wieder gen Himmel gespritzt wird. Der Vorgang erzeugt donnernde, laute Töne wie tiefe Orgelpfeifen, gemixt mit diskanten Flötentrillern. Umso erstaunlicher erscheint uns, dass der malerische und tiptop gepflegte Rundweg ohne Eintrittsgeld unternommen werden kann.

Shanty Town bei Greymouth
Shanty Town bei Greymouth

Nach weiteren 40km südwärts wird es historisch. Mit viel Mühe versucht  man in der Stadt GREYMOUTH an der Mündung des Flusses Grey die Ära der Kohlegruben wieder zum Leben zu erwecken. Es muss eine große Zeit gewesen sein vor gut 150 Jahren, als der Kohleabbau der Region Wohlstand einbrachte. Letztlich war dieser Industriezweig jedoch auch dem Untergang geweiht, wie in vielen Regionen der Welt. Glänzender erging es da dann doch den Goldschürfern. Denn neben dem „schwarzen Gold“ fand man hier auch echte GOLDnuggets. Das Vergnügen währte aber auch nicht ewig. Lediglich rund 60 Jahre lang konnten einige Wagemutige auf Funde hoffen. Tribut zollt man diesem Goldrush durch das Freilichtmuseum SHANTYTOWN, nur 5km von Greymouth entfernt. Liebevoll wurde ein ganzes Goldsucherdorf aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wieder auf- bzw. nachgebaut. Eine historische Dampfeisenbahn schaukelt die Besucher an die ehemaligen Schürfstätten.

Jade-Hokitiki
Jade-Hokitiki

Wir bleiben noch beim Kostbaren. Denn als drittes Standbein ist die Region, wiederum ca. 40km südlicher, geprägt vom JADE-Bergbau. Überwiegend von grünem Aussehen kann dieses Mineralgemisch aber auch           in weißer oder schwarzer Form auftreten. Oft mit dem magisch-esoterischen Attribut „Stein des Weisen“ versehen, hat sie sich aber eher einen Namen in der weltumspannenden Schmuckkultur gemacht. Der schmucke Küstenbadeort     HOKITIKA jedenfalls scheint gut davon zu leben.

K&K18 – Grün, Grün, Grün…

Dabei denken wir nicht an das bekannte Kinderlied mit dem Farbspiel. Wir wollen damit unseren ersten Eindruck von der vorherrschenden Farbpalette beim Anlanden auf der Südinsel wiedergeben.

Einfahrt Picton
Einfahrt Picton

Der Blasebalg „Cook Strait“ weicht der ruhigen Fjordwelt an des Eilands Nordspitze. Bis zum Ankunftshafen PICTON schleust sich die riesige Fähre noch gut eine Stunde durch die bergigen, immer GRÜNEN Fjorde. Die Berghänge sind mit dichtem, undurchdringlichem Busch-Baumbewuchs versehen. Oft hat es den Anschein, als könne man auf den Baumwipfeln spazieren gehen, so undurchdringlich wirkt es. Immergrün auch deshalb, weil das moderate Klima keinen Schnee und Frost zuläßt. Wie man uns erklärt, trieb man früher hier teilweise Landwirtschaft. Das wird heute als viel zu aufwendig und damit nicht mehr rentabel angesehen. Somit lässt man der Natur freien Lauf. Wenn dieser dünn besiedelte Landschaftstyp nicht so viel Ruhe und Frieden ausstrahlen würde, könnte man von „grüner Hölle“ sprechen.

Queen Charlotte Drive
Queen Charlotte Drive

Zu diesem Bild tragen nicht zuletzt die drei hier angelegten Nationalparks bei (von 14 in ganz Neuseeland): Der Tasman NP an der Golden Bay, der Kahurangi NP südlich davon bereits wieder an der Tasman Sea, sowie der Nelson Lakes NP im Zentrum dieser Region Malborough. Wanderparadiese sind sie allesamt. In sie hineinkommen darf man, von wenigen Kilometern an den Parkrändern abgesehen, nicht per Auto. Wassertaxis übernehmen an den Küstenstreifen den Transport.

Am Eingang in die zerklüftete Fjordwelt der Südinsel changierte die Farbe des Wassers von blau auf GRÜN. Darauf angesprochen, erläutert eine Rangerin des DOC (Department of Conservation / Naturschutzbehörde) dass die Spiegelung der immergrünen Berghänge tief in das Wasser eindringt. Dadurch hat es den Anschein, dass das Wasser selbst GRÜN ist.

Nach 31/2 Stunden Fährfahrt erreichen wir unseren Zielhafen PICTON. Wie bequem Schiffsreisen heute sein können, wird deutlich an der historischen Variante, die im Trockendock des Ortes liegt. Das ehemalige Frachtschiff „Edwin Fox“ macht nicht den Eindruck von viel Komfort. Sie diente ja aber auch, von einigen Aussiedlern als „normale“ Passagiere einmal abgesehen, lediglich als Gefangenentransporter von England nach Australien/Neuseeland.

Dieser kleine Hafenort PICTON hat verkehrstechnisch tägliche Meisterleistungen zu vollbringen. Tag und Nacht machen hier die kolossalen Fähren fest, spucken jeweils hunderte von PKW und LKW aus und laden die gleiche Menge wieder ein. Dieses Verkehrsgewusel muss dann möglichst schnell auf die Landstraßen abfließen, von denen eigentlich nur die eine, die SH 1 in südlicher Richtung nach Blenheim als wirkliche Verkehrsader dienen kann.

Green Mussels
Green Mussels

Der andere „Abfluss“ entpuppt sich als enge, kurvige Panoramaküstenstraße, nicht für Schwer- oder Fließverkehr gedacht, sondern für „bummelnde Touristen“ meist in Wohnmobilen. „Queens Charlotte Drive“ heißt das Schmuckstück und erstreckt sich auf gut 30km bis zum Fischerort HAVELOCK. Alle zwei Kilometer könnte man einen Fotostopp einlegen. Das haben vor uns sicherlich viele „Sehleute“ offensichtlich auch so gehalten, was die Behörden wohl veranlasst hat, die Anzahl der wirklichen Lookouts drastisch zu beschränken und bei den anderen Halteverbote zu erlassen. Eigentlich schade, aber vielleicht Unfall verhütend!

Green Mussels Tasting
Green Mussels Tasting

HAVELOCK, die Stadt für unser drittes GRÜN nach Wald und Wasser: Sie nennt sich „Greenshell Mussel Capital of the World“, also eine weitere Hauptstadt. Aus diesem Dorf mit seinen 500 Einwohnern wird die Welt mit den riesengroßen GRÜNEN Muscheln versorgt. Rund 630 Muschelfarmen nehmen an dem Geschäft teil. Sie produzieren und verkaufen jährlich 50 Millionen Tonnen dieser Köstlichkeiten. Eine Schiffsexkursion führt uns an eine dieser Fjordfarmen, die den in unseren Breitengraden besser bekannten Lachsfarmen ähneln. An dicken Tauen „reifen“ die Muschelkinder  zwei Jahre heran, bevor sie geerntet werden. Dann haben sie aber auch Ausmaße von ca. 8-10cm Länge.  Das im Fahrpreis inbegriffene Muschelessen der dreistündigen Fahrt macht Appetit auf mehr, egal ob die Muschel nur im Sud gegart oder verfeinert mit Käse überbacken wird.

NELSON, dieser Name hat bestimmt für jeden seine eigene Bedeutung. NELSON Mandela, der Bürgerrechtler kommt in den Sinn.. Als Europäer denken wir natürlich auch an den englischen Admiral Horatio NELSON, der 1805 bei der Schlacht um Trafalgar ums Leben kam. Der Neuseeländer verbindet mit dem Namen die 50.000 Einwohner Stadt im Dreieck der drei oben erwähnten Nationalparks. Darüber hinaus bildet ein Hügel in der Stadt den geographischen Mittelpunkt des Landes. Geographiepuristen bestehen darauf, dass der städtische Ort nur deswegen als Mittelpunkt angegeben wurde, weil von dort die Landvermessungen erheblich einfacher vonstattengingen als vom wirklichen Mittelpunkt. Dieser liegt nämlich in dichtem GRÜNEM Gestrüpp eines Waldes auf der Spooner Range 35 Kilometer südwestlich der Stadt.

Den Admiralsbezug stellt die Stadt durch  TRAFALGAR STREET und SQUARE her, nebst  einem Gedenkstein auf dem Hügel zur NELSON CATHEDRAL. Dieser Bischofsdom gilt als Stadtikone, umgeben von einem wunderschönen Park, von gotischer Architektur, Licht durchflutet wegen der riesigen bunten Glasfenster.

Wearable Art
Wearable Art

Mindestens ebenso anmutig kommt das BroadGREEN Historic House in der Nylan Road daher. Es gilt als eines der ältesten Wohnhäuser der Stadt., erbaut 1855. Und nur 15 Jahre später fand hier in Nelson das erste Rugbyspiel Neuseelands statt. Damals gab es allerdings noch nicht die „All Blacks“.

Schließlich darf der Besuch im „WOW“-Museum nicht fehlen. In ihm sind Kontraste unter einem Dach vereint: Streng Klassisches vs. Ausgeflippt Modisches. Die Sammlung der „Classic Cars“ präsentiert auf Hochglanz polierte Modelle von 1920 bis 1973, von der amerikanischen Elvis-Luxus-Limousine bis zu den bescheidenen Anfängen der Renaultvehikel. Nett anzuschauen, nichts Aufregendes.

Dann aber geht es einen Raum weiter zur „Wearable Art Gallery“. „Kunst, die man Tragen kann“, beinhaltet extravagante Kreationen verschiedener  ModeschöpferInnen. Der Kostümfundus eines Theaters kommt im Vergleich dazu als bieder daher. Die Kostüme, wenn sie überhaupt noch so bezeichnet werden können, sind dabei nicht nur unbeweglichen Schaufensterpuppen übergestreift. Wie in einem Tanztheater drehen sich die Puppen oder ziehen auf Laufbändern am Betrachter vorbei. Bis hierher wäre es lediglich eine etwas aufpolierte Modenschau. Der Aspekt „Kunst“ gesellt sich in der späteren Film-/Videoshow hinzu. Einer aufwendigen Choreographie gleich tanzen die Kostüme über die Bühne – lebendige „Wearable Art“ eben. WOW!

Pupu Springs
Pupu Springs

Den Abel Tasman National Park immer fest im Blick steuern wir unser nächstes Ziel an, die Te Waikoropupu Springs, d.h. wir begeben uns auf dem SH 60 in nordwestliche Richtung zum 1.200-Seelen-Dorf TAKAKA.

Farbenwechsel: Im örtlichen Bioladen erstehen wir richtiges SCHWARZbrot, Pumpernickel genannt. Die heimischen Geschmacksknospen jubeln.

Zurück zu den Springs: Die Süßwasserquellen sollen die größten Neuseelands sein, und die saubersten der Welt. An einer der Informationstafeln lesen wir, dass pro Sekunde 14.000l Wasser emporsprudeln. Hochgerechnet bedeutet die Zahl: 840.000l/min oder 50,4Mill. Liter/h usw. usw. Ein gut ausgebauter Rundweg (ca. 1km) führt zum eigentlichen See mit den 14 Quellen. Selbstverständlich herrscht absolutes Badeverbot. Einen Schluck vom frischen Quellwasser wird einem ebenfalls nicht gegönnt, da für die Maoris der Ort heilig ist. Denn es heißt: „Die Wasser des TE WAIKOROPUPU sind das Blut von PAPANUANUKU (Mutter Erde) und die Tränen von RANGINUI (himmlischer Vater)“.

On Tour
On Tour

So stoßen wir denn weiter vor in die äußerste Nordspitze der Südinsel, zum Cape Farewell. Mit „Farewell Spit Eco Tours“ – www.farewellspit.com – machen wir uns vom Ort COLLINGWOOD auf zur längsten Nehrung Neuseelands. Als Naturschutzgebiet erlaubt es den freien Zugang lediglich auf den ersten vier Kilometern, anschließend nur per Führung mit eben jener Organisation. Vogelparadies par excellence mit über 90 verschiedenen Spezies wächst die Halbinsel ständig weiter, um rund 4m jährlich. Wir können sie auf 26km Länge erleben. Bei Ebbe sind dehnt sie sich sogar auf 32km in die GOLDEN BAY der TASMAN SEA aus.Cape Farewell DSCN3863

Und wer gab diesem Naturwunder den heutigen Namen? Richtig: Captain Cook, als er 1770 Neuseeland wieder verließ. Doch er hatte bereits einen Vorgänger, den ebenfalls berühmten, niederländischen Entdecker Abel Tasman. Jener betrat 1642 als erster Europäer die Landzunge und nannte sie „Sand Duining Hoeck“.

Die Tour selbst hängt vollständig von den Gezeiten ab. Nur bei Ebbe kann der Strand an der Tasman Sea befahren werden. Zunächst erklimmt das Allradfahrzeug die Hügel hinauf zum eigentlichen Kap, sprich zum nördlichsten Punkt der Südinsel. Es war der Felsenbogen, den Cook als letztes auf seiner Erkundungsfahrt zu Gesicht bekam. Anschließend überwinden wir den Dünenhügel. Im Volksmund heißt dieser Abschnitt „Coast to Coast Highway, short but not easy“. Die zwei Kilometer Dünensandfahrt haben es in der Tat in sich. Nach häufigem Vor-und-Zurück mit ebenso häufigem Hinzuschalten des Allradgetriebes liegt er nun vor uns, der Endlosstrand. Das Meer hat sich bereits genügend zurückgezogen, um den Streifen zwischen Wasser und Dünen befahren zu können. Bei Tiefstand der Ebbe verbreitert sich dieser Streifen auf gute 10km. Cape Farewell DSCN3871Zunächst geht es entlang der felsigen Steilküste (100m Höhe), in die das Meer diese und jene Höhle gewaschen hat. Doch rasch wandelt sich der Uferstreifen in die legendäre Dünenwelt der eigentlichen Landzunge. Zwischen 20m und 60m türmen Wind und Wasser die Sandberge auf. Dichtes Dünengras schützt vor Erosionen.

Von den Vogelarten können wir zahlreiche ausmachen, z.B. Austernfischer, Reiher, Kormorane, Basstölpel, verschiedene Möwenarten, schwarze Schwäne und den Strecken-Weltmeister unter den Zugvögeln,  die Uferschnepfe/Godwit. Sie legt bei ihrer jahreszyklischen Wanderung rund 28.000km zurück, von Neuseeland nach China (10.500km), anschließend nach Alaska (5.500km) und zurück nach Neuseeland (12.000km). Bekanntlich ist sie kein wirklicher Wasservogel. Sie kann auf dem Wasser also nicht ausruhen sondern muss die Ozeanstrecken ohne Unterbrechung meistern. Für den Abschnitt Alaska – Neuseeland soll sie 7Tage und Nächte benötigen, fliegt also mit einer Geschwindigkeit von gut 70km/h.

Die gesichteten Vogelschwärme befinden sich auf unserer Strandtour in guter Gesellschaft mit ruhig vor sich hin dösenden großen Seehunden (Bull Seals). Diese lassen sich nur selten stören. Oft heben sie lediglich neugierig den Kopf, dann dösen sie weiter.

Cape Farewell Sand Spit
Cape Farewell Sand Spit

Die rund sieben Stunden Dauer dieses Dünen-Vogelwelt-Watttrips mit Leuchtturmbesichtigung an der Spitze der Landzunge werden nie langweilig. Im Gegenteil, die Zeit fliegt dahin wie im Zeitraffer. Man könnte noch länger dort verweilen. Eine wirklich empfehlenswerte und großartige Exkursion.

K&K17 – Windy Welli

„Hauptstädte“ haben wir auf der Nordinsel bereits viele gestreift. Wir erinnern an die kurzzeitig „ehemalige Hauptstadt“ WHANGARURU, an TAURANGA als „heimliche Hauptstadt der Pensionäre“, vergessen nicht „Kiwi-Welthauptstadt“ TE PUKE,  erinnern an die  „Welthauptstadt des Schafscherens“ TE KUITI und die des „Brotes“ MANAIA und gedenken der Stadt TAUPO als „The Events Capital of New Zealand“.DSCN3603

Doch schließlich, quasi als Abschluss der Rundreise um und quer durch die Nordinsel, landen wir in der wirklichen Hauptstadt Neuseelands. Ein Schriftzug an einem Bankgebäude belehrt uns über den wahren Charakter dieser 280.000- Einwohner-Stadt: „WELLINGTON – THE COOLEST LITTLE CAPITAL IN THE WORLD“:

Klein ist sie wirklich im Vergleich zu anderen Metropolen. Kaum ist man hineingefahren, steht man auch schon wieder am Ortsausgangsschild. Das stimmt allerdings nicht so ganz, denn Ortseingangs- und Ortsendeschilder befinden sich am gleichen Fleck. Denn wohin du deine Schritte auch lenkst, du landest unweigerlich immer an einer der unzähligen Bays oder Halbinselnasen, sprich am Wasser. Denn hier in der südlichen „Windy Welli“ endet zwar nicht die Welt aber die Nordinsel.

The Beehive-Parelamentsgebäude
The Beehive-Parelamentsgebäude

An unserem Standplatz in einer der Buchten, mal wieder mit „City-Fähranschluss“, werden wir kräftig durchgepustet und nachts im WoMo heftig durchgeschüttelt. Er liegt im Ortsteils „Days Bay“ östlich des großen Hafens. Die Katamaranfahrt am nächsten Morgen Richtung Down Town dauert zwar nur 20 Minuten, schaukelt die Fahrgäste aber ganz schön durch.

Und nun stehen wir mitten drin im Gewühl einer Hauptstadt. Das Ganze kann man ruhig angehen, denn die meisten Sehenswürdigkeiten sind auf so engem Raum untergebracht, dass man sie problemlos zu Fuß erreicht. Man staunt nur darüber, wie viele Hochhäuser auf dem nur gut einem Kilometer breiten Streifen zwischen Bergen und Meer errichtet worden sind. Dafür bleiben die Hauptverkehrsadern sehr eng und der Verkehr quält sich eigentlich nur durch die Straßen.

Erholung vom Getöse findet man auf den verschiedenen Hafenpromenaden, insgesamt rund acht Kilometer verkehrsfreie Zone, gesäumt von historischen Gebäuden wie „The New Zealand Portrait Gallery“, einigen, meist in Restaurants umgewandelten historischen Bootsschuppen und dem „Frank Kitts Park“ mit dem Underground Market. Das Herzstück der City, der Civic Square liegt gleich nebenan. Geschickt werden alle Anlaufpunkte durch Stege und Brücken miteinander verbunden.

Cable Car-Endstation
Cable Car-Endstation

Wer höher hinaus möchte, nehme den Cable Car hinauf zum Botanischen Garten. Allein schon wegen des Rosengartens lohnt sich der Aufstieg, ganz zu schweigen von der fantastischen Aussicht. Und warum für den Rückweg nicht einfach den gut ausgeschilderten Spazierweg „From Mountain to Sea“ nehmen? Von einem noch besseren 360°-Rundumblick profitiert man auf dem Mount Victoria, immerhin 196m hoch.

Als Juwel aller Wellingtoner Sehenswürdigkeiten erweist sich jedoch das Nationale Museum „Te Papa“. Auf sechs Stockwerken und einer Ausstellungsfläche von drei Fußballfeldern widmet sich dieses hervorragende Museum (bei freiem Eintritt) den vielfältigen Einflüssen auf die neuseeländische Geschichte und Kultur.

Te Papa-Maori Marae
Te Papa-Maori Marae

Geologisch setzt es Schwerpunkte auf die Entstehung der beiden Inseln. Für die Aufarbeitung früherer und aktueller Erdbeben- bzw. Vulkankatastrophen ist ein eigenes Stockwerk reserviert. Um sich dieses interaktive Museum in Ruhe zu erarbeiten („besuchen“ ist als Ausdruck zu wenig!), sollte man gut einen halben Tag einplanen. Es lohnt sich!

Wir verlassen das Stadtzentrum, um uns die großen und kleinen, aber allesamt malerischen Buchten und Strände anzuschauen. Wie gesagt konnte sich die City noch auf gut einem Kilometer zwischen Bergkette und Ozean ausbreiten, bleiben den            Vorortlern nur noch ein schmaler Streifen für maximal eine Häuserreihe und eine enge Straße. Also findet weiterer Bau der bunten Villen am Hang statt, meistens ohne Straßenanbindung. Deshalb gibt es neben schmalen Fußwegen oder Treppen rund 400 private Cable Cars, um an die Anwesen zu gelangen. Von der Parkplatznot wollen wir lieber gar nicht erst reden.

Wir folgen der „City-Marine-Drive-Tour“, die uns in rund 40km durch alle mit Bays, Kaps und Felsformationen behafteten Vororte führt.

City-Marine-Drive
City-Marine-Drive

Eine fantastische Küstenstraße, die auf dem Hinweg ebenso zu begeistern vermag wie auf dem Rückweg.

Als hervorstechende Farben, nicht zu reden von den bunten Berghangvillen, machen wir ein Braun bis Schwarz der Felshänge aus, streckenweise mit dem Grün von Bäumen und Sträuchern sowie dem Gelb des blühenden Ginsters angereichert, das tiefe Blau der Wellen der Cook Strait, bei dem heftigen Wind von weißer Gischt gekrönt.

Strahlend weiß gleitet am frühen Morgen dann auch unsere Interisland-Fähre beim Wechsel von der Nord- zur Südinsel durch die unruhige See. Gegenüber am Horizont ragen auf der Südinsel verschwommen erste Gipfel gen Himmel.

Südinsel am Horizont
Südinsel am Horizont

Somit verabschieden wir uns zunächst von der Nordinsel. Wir werden sie wiedersehen, wenn wir später nach Auckland zurückkehren zur Verschiffung unseres Wohnmobils nach Australien.

K&K16 – Entführt

Wir lassen uns noch einmal entführen in die südliche Vulkanregion Neuseelands, in das Gebiet des Lake Taupo mit der gleichnamigen Stadt. Also geht es von der rauen Westküste zurück in mildere Inselzentrum.

Lake Taupo
Lake Taupo

Mit seinen 616km² ist er der größte See Neuseelands, manche sagen auch der schönste. Dem Touristenaufkommen nach zu urteilen könnte dieses Urteil stimmen. Auch dieser See verdankt seine Geburt einem verheerenden Ausbruch des „Taupo Vulkans“ vor rund 26.000 Jahren. Nach dem Kollaps der Magmakammer bildete sich eine ca. 140km² umfassende Caldera mit einer Absenkung von 500m. Sichtbarste Überbleibsel der Katastrophe sind die heutigen „Craters of the Moon“ sowie der rauchende, heftig nach Schwefel stinkende Thermalpark „ORAKEI KORAKO“, zu dem wir wegen seiner Einzigartigkeit noch einmal zurückkehren.

Ursuppe der Erde
Ursuppe der Erde

An dieser erdgeschichtlichen Schnittstelle kommt man sich vor wie in der Ära der Erdentstehung. Aus dichtem Urwald, geprägt von den bis zu 10m hohen Schwarzbaumfarnen, dampft und qualmt es ununterbrochen. Mehrere kleine Geysire sprudeln brodelnd und zischend ihr kochend heißes Wasser an die Oberfläche. Buntfarbene Felsterrassen überdecken einzelne Waldlichtungen. Die blubbernden Moddertümpel orchestrieren diese lebendige Höllenwelt. Erkunden kann der Besucher diese Geotherme auf einem 90-minütigen Rundweg, meist auf hölzernen Bohlenwegen. Dieser Besuch bietet hoch interessanten Anschauungsunterricht über die Entstehung unserer Welt.

Natürlich bleibt auch hier ein Maori Bezug nicht aus: Das kristallklare Wasser der in den Park integrierten RUATAPU Höhle soll in früheren Zeiten den Maori Frauen als Spiegel gedient haben. Warum nicht! Warmes Wasser gibt es ja gleich nebenan.

Maori Steinkunst
Maori Steinkunst

Heute noch realistisch zu betrachten sind die weltbekannten „Maori Felsskulpturen“. Sie sind per Schiff auf dem Lake Taupo, Acacia Bay zu erreichen. Ein majestätisches Häuptlingsporträt in einer Halbhöhle überragt die vielen Nebenbildnisse wie Echsen und menschliche Masken. Man kann unter mehreren Angeboten für eine entsprechende Schifffahrt (je nach Gusto ein bis drei Stunden Länge) aussuchen. Alle Boote legen in dem kleinen Hafen der reizenden Stadt Taupo ab. Und in nicht allzu weiter Ferne glitzert der die Region überragende mit Schnee bedeckte Gipfel des MOUNT RUAPEHU (2287m) in der Nachmittagssonne.

Ach ja, wir sind ein weiteres Mal in einer „Hauptstadt“, nämlich der der Veranstaltungen: Taupo – The Events Capital of New Zealand.

Wie gesagt, Taupo, Stadt wie See, wirken touristisch wie Magneten. Hierzu tragen auch die „HUKA FALLS“ ganz in Stadtnähe bei. Sie imponieren nicht so sehr wegen ihrer Höhe (nur 25m), denn aufgrund ihres Wasserdurchflusses durch die ca. 10m breite Felsschlucht: rund 140.000 l / sek.

Mehr ver- als entführen lassen wir uns gern an den süßesten Flecken Taupos: den „Huka Honey Hive“, frei übersetzt: „Honigland“ an den Huka Falls. Vor dem Genuss kommt die Arbeit: Wir schauen den verschiedenen Bienenstöcken bei ihren Aktivitäten zu. Die spätere Auswahl `San Kostproben der unterschiedlichen Honigsorten und Eiscremes kann sich sehen lassen.

Wir durchqueren weiter das Zentrum der Nordinsel Richtung Südosten Richtung HAWKE`S BAY. Auf dem Thermal HWy überqueren wir u.a. die Kaweka Range, wobei der Highway (SH 5) sich auf rund 700m Höhe um die verschiedenen Gipfel schlängelt. Im Winter gilt diese Gegend Neuseeland als Skiregion. Viele Parkplätze sind gekennzeichnet als Befestigungs- oder Abmontierstellen von Schneeketten. Aber der Reisende findet so gut wie keine touristische Infrastruktur. Das Hinweisschild „Nächste Tankstelle in 130km“ spricht Bände. Geprägt wird das Bild dieses Hochplateaus von starker Holzwirtschaft, hier frisch geschlagene, kahle Baumhänge, dort große Flächen der Wiederaufforstung, Autoverkehr bestimmt von Holztransportlastwagen.

Napier Art Déco
Napier Art Déco

Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es dann wieder hinab in die fruchtbare Ebene des Pazifik, zur Stadt Napier an der Hawke`s Bay. Wein-, Obst- und Gemüseanbau sind die Charakteristika der Landwirtschaft. Ein extra „Wine Trail“ führt von Weingut zu Weingut, Kostproben inbegriffen.

Mit den „Hauptstädten“ nimmt es auf Neuseelands Nordinsel schier kein Ende. Eine weitere sendet ihre Botschaften aus: NAPIER – THE ART DECO CAPITAL.

Nach der Erdbebenkatastrophe von 1931, während derer fast die gesamte Stadt zerstört wurde, ergriff man für den Wiederaufbau die Gelegenheit bei diesem künstlerischen Schopf. Fortan dominieren in der Architektur der Innenstadt „eine gestalterische Verbindung von Eleganz der Form, Kostbarkeit der Materialien, Stärke der Farben und Sinnlichkeit der Thematik“. Kurz gesagt: Schön bunt kommen die Straßenzüge daher.

Vertrauter und handfester präsentieren sich hingegen die zwei Kilometer lange Uferpromenade „Marine Parade“ mit den „versunkenen Gärten“, der Aussichtsberg „Bluff Hill“ mit Park und Überblick über die Bay und die Gruppen von –oft deutschen- jugendlichen Backpackers, die auf dem „freedom camping parking“ am Meeresufer in ihren Autos und Kleinbussen übernachten.

Der Hinweis „National Aquarium New Zealand“ entführt uns in die Unterwasserwelt von Süß-, Salz- und SonstWieWasserLebenwesen. Frisch eröffnet bietet es eine große Bandbreite an Aquarien und Außenbecken mit Pinguinen, Alligatoren, einer Riesenkrake und vielerlei Schildkrötenarten. Auf das Herzstück des Aquariums ist man besonders stolz: Auf einem Laufband gleiten wir gemächlich durch den „Ocean Tunnel“. Links, rechts und über uns schwimmen Rochen, Haie und auch mal Snapper; alle beobachtbar durch die rieseigen, rahmenlosen Acrylfenster. Was allerdings das Kiwi-Pärchen in einer nachgestellten nächtlichen Waldszene dort zu suchen haben, bleibt wohl ein Geheimnis der Organisatoren.

Nun endlich berichten wir von einer wirklichen Entführung.

Cape Kidnappers
Cape Kidnappers

20km südöstlich der Stadt ragt das Cape Kidnappers in den Pazifik hinein. Den Namen erhielt diese Felsformation aufgrund einer wirklichen Entführung. Als nämlich 1769 Captain Cook dieses Cap umsegelte, griffen Maori Stämme seine Schiffe an und kidnappten einen seiner Schiffsjungen. Die Maoris wurden schließlich besiegt; dem Matrosen war es während der Kämpfe gelungen zu fliehen. Das Kap allerdings trägt den Namen deshalb bis heute.

Basstölpelkolonie auf dem Cape Kidnappers
Basstölpelkolonie auf dem Cape Kidnappers

Wer die Hawke’s Bay bereist, an dessen Südende dieses Kap liegt, sollte sich unbedingt dorthin begeben. Nicht wegen der Historie, sondern wegen der vier Basstölpel-Kolonien. Für Wanderer bedeutet der Besuch der Vogelfelsen je nach Laune zwischen 5km und 15km Walk Way;  ein „Adventure Unternehmen“ bietet eine Fahrt mit Geländewagen an (120NZD pP). DSCN3372Am urigsten verläuft die „Treckerfahrt“ – vier Stunden Vogelexkursion für wenig Geld – www.gannets.com. Die Fahrt kann nur bei beginnender Ebbe angeboten werden. Eine Stunde lang tuckert der Traktor mit Anhänger durch das Watt, immer entlang der gut 130m hohen Steilküste. Wo sich das Meer noch nicht genügend zurückgezogen hat, bekommt man auch schon mal nasse Füße. Manches Treibgut oder Felsbrocken liegen auch nicht immer spurfreundlich im Sand. Die Fahrt endet an dem Vogelschutzgebiet. Dann heißt es gut 30 Minuten klettern, um auf den Felsen des Kaps zu gelangen. Dort oben, auf dem blanken Felsboden nisten dann Hunderte dieser Vögel und lassen sich vom Menschen überhaupt nicht stören. Es ist Brutzeit. Sie hockt auf dem Ei. Manchmal sind es auch zwei. Er schafft Algen und andere Meerespflanzen als Nistmaterial sowie Futter heran.

Küsschen-Küsschen
Küsschen-Küsschen

Mit einem zärtlichen Schnäbeln bedankt sich die Gattin, welche lebenslang bei ihrem Partner bleibt. Geschlafen wird dann allerdings wieder getrennt. Wer nicht gerade brütet oder den Nachwuchs bewacht, schläft aus Sicherheitsgründen auf dem Meer. Den Höllenlärm in der Kolonie können wir hier nur benennen. Uns klingt er noch in den Ohren.

Nach 90 Minuten Vogelbeobachtung ruft die Rückfahrt, zum einen wegen der Tide, zum anderen wegen der einsetzenden Dunkelheit. Auf dem Rückweg gibt es noch einen kurzen Stopp an der vierten der Baßtölpelkolonien. Hier sitzen die Vögel hoch oben auf Felsen, entweder am und im Cliff oder auf vorgelagerten Einzelfelsbrocken. Bei Einbruch der Dunkelheit mit durch die fast lückenlose Wolkendecke erreichen wir schließlich wieder das „rettende Ufer“. Wie gesagt: Einfach toll, darf man nicht auslassen.

So sehen Sieger aus!

So sehen Sieger aus
So sehen Sieger aus

Steven, Leiter des einzigen und offiziellen NATIONALEN RUGBY MUSEUMS in Palmerston Nord strahlt vor Glück und Stolz, als er uns, noch gezeichnet von den Weltmeisterschaftsspielen in London 2015 und dem Jetlag, Geschichte und Erfolgsstory des  am meisten verbreiteten neuseeländischen Volkssports erklärt. Angeschwommen vom Mutterland England her kam die Sportart mit Goldrush in den 1870ger Jahren, besonders in der Provinz Otago auf der Südinsel. Da während dieser Periode jährlich rund 40.000 neue Einwanderer Neuseeland betraten, breitete sich das Rugbyfieber immer stärker aus. Der Stellenwert dieser Sportart zeigte sich unter anderem darin, dass, sobald eine neue Siedlung entstand, wurde zuerst die Kirche, dann die Schule und drittens ein Rugbyfeld erbaut. Viele Maori Stämme machten sich dieses kampfbetonte Spiel ebenfalls schnell zu eigen. Steven betonte daher auch den verbindenden Charakter einer identischen Sportart. Diese Wichtigkeit von Rugby scheint bis heute ungebrochen, legt man die unzähligen Presseartikel hierüber zugrunde. Suum Cuique – Panem et Circenses!

Die Weltmeister touren nach dem großen Erfolg nunmehr durch verschiedene Städte Neuseelands. In jeder wird eine Siegesparade zelebriert mit dem Abschluss in der Hauptstadt Wellington und Staatsempfang. Angesprochen auf den parallelen Besuch von Prinz Charles und seiner Frau Camilla, also immerhin von einem der höchsten Vertreter der britischen Krone und eventuellen Konkurrenzschwierigkeiten, meinte er kurz und trocken: In der Bevölkerung wird der königliche Staatsbesuch nur als „Prince Who?“ betitelt.

„It’s a castle“, rief James Cook aus, als er 1769 entlang der Ostküste südlich von Napier segelte.

Castlepoint
Castlepoint

Er glaubte eines der zahlreichen, küstennahen Wehrdörfer, auch „PA“ genannt im Morgennebel entdeckt zu haben. Natürlich schaltete er nach der Erfahrungen am Cape Kidnappers gleich wieder auf höchsten Alarmmodus. Doch was zunächst wie eine Festung erschien, entpuppte sich bei klarer Sicht als ein Naturspektakel: Hohe Felsformationen ragten wie Burgmauern aus dem Meer und umschlossen lediglich eine kleinere Binnenbucht mit einem Burgtor ähnlichen Zugang. Der von Cook gegebene Name für dieses schroffe Sturm umtoste Felsenriff „CASTLEPOINT“ hat auch heute noch Gültigkeit.

Zu guter Letzt fühlen wir uns nach Europa entführt. Fast zumindest. Denn rund 150km vor der Südspitze der Nordinsel, nahe der kleinen  Stadt Carterton ,prangt ein Wegweiser mit der elektrisierenden Aufschrift : STONEHENGE / AOTEAROA.

Stonehenge-Aotearoa
Stonehenge-Aotearoa

Verwundert reibt man sich die Augen. Wurden hier auch so steinalte Funde freigelegt wie in England? Mitnichten! Wer sich in die Welt von „Neuseelands Steinkreis“ entführen lassen möchte, hier der entsprechende link: www.stonehenge-aotearoa.co.nz

Ein Besuch gibt Aufschluss: Obwohl der historischen Stätte in Salisbury ähnlich in Ausmaß und Erscheinung, handelt es sich bei dem neuseeländischen Stonehenge nicht um eine bloße Nachahmung. Erbaut wurde es von „The Phoenix Astronomy Society“. Es soll identische Funktionen wie das englische Stonehenge haben, aber auf neuseeländische Gegebenheiten angepasst: Mythen, Religion, Wetterkunde per Sternbilder. Natürlich treffen sich auch hier die „weltumspannenden Jünger dieser Wissenschaften“ regelmäßig und diskutieren insbesondere über „Das Alte Ägypten“, „Babylonien“ oder die „Astronomie des Hindustals“, oder lassen sich entführen in die „Polynesische Navigationskunst“ sowie „Keltische und Maorische Mystische Sternenkunde / starlore“.