K&K10 – Der westliche Zwillingsbruder

Zwilling bedeutet doch immer ZWEI, mal fast identisch, mal unterschiedlich. So auch hier! Wo es einen westlichen Zwillingsbruder gibt, taucht auch der östliche auf. Den östlichen haben wir bereits in den vorangegangenen Berichten erlebt. Der westliche kommt jetzt. Denn eigentlich geht es ja nur um eine Einheit, nämlich um den TWIN COAST HIGHWAY. Er umläuft die gesamte nördliche Nordinsel von Auckland bis zum Cape Reinga und wieder zurück an den Ausgangsort. Die östliche Route haben wir erlebt. Die westliche erleben wir in diesem Bericht. Dabei sind die Zwillingsbrüder überhaupt nicht ähnlich, geschweige denn identisch.

westliche Küstenlandschaft
westliche Küstenlandschaft

Die Ostseite ist geprägt von den geschilderten Felsriffen, Bays und Endlosstränden. Die Westküstenseite ist dagegen über gut 100km eingehüllt in dichte, bergige Urwälder, bevor sie sich in weite Acker- und besonders Weideflächen abflacht.

Mangroven Walkway
Mangroven Walkway

Tief ins Land gehende Meeresarme, Harbors genannt, prägen das Landschaftsbild. Als besonders reizvoll zu nennen ist darunter der Hokianga Harbor. Gut 30km hat er sein Bett in die Landschaft gegraben. Bei Ebbe läuft er absolut leer, besteht nur noch aus modrig riechendem Schlamm. Offensichtlich benimmt er sich aber wohl nicht immer sehr artig. Überall findet man Warnschilder über einen eventuellen Tsunami.

Wer ihn Richtung Süden umfahren möchte, plane einen Umweg von gut 80km ein. Ansonsten geht es auch per Fähre von Kohukohu hinüber nach Rawene, zwei kleine kaum wahrnehmbare Dörfer.

Rawene allerdings bietet eine Besonderheit: Den „Walkway“ durch einen Mangrovenwald. Bekanntlich sind die Mangrovenwälder ein sensibles Ökosystem. Man kann sie auch Lebenskünstler auf salzigem Grund nennen. Eigentlich gedeihen sie am besten im Brackwasser, mögen gern im Wasser  stehen und tragen erheblich zur Landgewinnung bei. Bei Flut ragen nur die Baumspitzen aus den Wellen. Eben um solch ein Natursensibelchen kümmert sich die kleine Dorfgemeinschaft.

Omapere Dühne
Omapere Dühne

„Sich kümmern“ lautet auch das Stichwort für unseren nächsten Haltepunkt, den Seeort Omapere, noch am Hokianga Harbor gelegen. Ökologisch intakt soll auch die weithin sichtbare 80m hohe Sanddüne bleiben. Und gemeinsam mit dem Zwillingsort Opononi legt man Wert darauf, das der einstige TV-Ruhm nicht verblasst.

Flipper Statue
Flipper Statue

Die einstige „Flipper“-Serie mit dem herzallerliebsten Delphin wurde hier gedreht. Heute erinnert noch ein entsprechendes Denkmal und hält die Erinnerung wach, ein entsprechender Film im Info Center ebenso. Goldene Sanddüne im Hintergrund, tiefblaue Wasser wie im Filmset und der Blick von einem gut gemanagten Aussichtspunkt (ohne Eintritt!), was will man mehr.

„Urwälder“ wurden erwähnt. Meist handelt es sich dabei um die berühmten Kauribäume, durchsetzt von Gestrüpp, Palmen und hölzernen Lianen, die aussehen wie schwarze Elektrokabel. Diese immergrünen Baumriesen werden gern mit den nordamerikanischen Redwoods verglichen. Sie erreichen mit 30m bis 50m nicht deren Höhe. Zu finden sind sie nur hier im nördlichen Teil der Nordinsel.

Tane Mahuta
Tane Mahuta

Als größter Anziehungspunkt erweist sich dabei der Waipoua Forest. In ihm kann man zum Kauri- Giganten, dem TANE MAHUTA wandern. Mit gut 51m Höhe, knapp 14m Umfang in Bodennähe und einem geschätzten Alter von rund 2.000 Jahren gilt er als „Kauri-Juwel“. Bemerkenswert ebenso seine Schwestern „The Four Sisters“ einige Kilometer weiter. Vier nicht minder bemerkenswerte Kauris sind am Stammende zusammengewachsen, wie 2×2 siamesische Zwillinge.

Kumara
Kumara

Nicht ganz so gigantisch oder für Touristen attraktiv, dafür aber sehr geschmackvoll kommt dann im westlichen Flachland die KUMARA daher. Noch nie gehört den Begriff? Nun, er bedeutet viel: In der indischen Mythologie bezeichnet er die vier erstgeborenen Söhne des Brahma. Auch eine kleine neuseeländische Stadt ist so benannt. Auch hiesige Parlamentswahlen tragen hin und wieder diesen Namen. Wir schließen uns allerdings dem entsprechenden Maoribegriff an und meinen damit die leckere, neuseeländische Süßkartoffel. Von Dargaville bis fast hinunter nach Auckland ersteckt sich ihr hauptsächliches Anbaugebiet. Und so verwundert es nicht, dass dieser Streckenabschnitt auch „Kumara Road“ geheißen wird.