K&K18 – Grün, Grün, Grün…

Dabei denken wir nicht an das bekannte Kinderlied mit dem Farbspiel. Wir wollen damit unseren ersten Eindruck von der vorherrschenden Farbpalette beim Anlanden auf der Südinsel wiedergeben.

Einfahrt Picton
Einfahrt Picton

Der Blasebalg „Cook Strait“ weicht der ruhigen Fjordwelt an des Eilands Nordspitze. Bis zum Ankunftshafen PICTON schleust sich die riesige Fähre noch gut eine Stunde durch die bergigen, immer GRÜNEN Fjorde. Die Berghänge sind mit dichtem, undurchdringlichem Busch-Baumbewuchs versehen. Oft hat es den Anschein, als könne man auf den Baumwipfeln spazieren gehen, so undurchdringlich wirkt es. Immergrün auch deshalb, weil das moderate Klima keinen Schnee und Frost zuläßt. Wie man uns erklärt, trieb man früher hier teilweise Landwirtschaft. Das wird heute als viel zu aufwendig und damit nicht mehr rentabel angesehen. Somit lässt man der Natur freien Lauf. Wenn dieser dünn besiedelte Landschaftstyp nicht so viel Ruhe und Frieden ausstrahlen würde, könnte man von „grüner Hölle“ sprechen.

Queen Charlotte Drive
Queen Charlotte Drive

Zu diesem Bild tragen nicht zuletzt die drei hier angelegten Nationalparks bei (von 14 in ganz Neuseeland): Der Tasman NP an der Golden Bay, der Kahurangi NP südlich davon bereits wieder an der Tasman Sea, sowie der Nelson Lakes NP im Zentrum dieser Region Malborough. Wanderparadiese sind sie allesamt. In sie hineinkommen darf man, von wenigen Kilometern an den Parkrändern abgesehen, nicht per Auto. Wassertaxis übernehmen an den Küstenstreifen den Transport.

Am Eingang in die zerklüftete Fjordwelt der Südinsel changierte die Farbe des Wassers von blau auf GRÜN. Darauf angesprochen, erläutert eine Rangerin des DOC (Department of Conservation / Naturschutzbehörde) dass die Spiegelung der immergrünen Berghänge tief in das Wasser eindringt. Dadurch hat es den Anschein, dass das Wasser selbst GRÜN ist.

Nach 31/2 Stunden Fährfahrt erreichen wir unseren Zielhafen PICTON. Wie bequem Schiffsreisen heute sein können, wird deutlich an der historischen Variante, die im Trockendock des Ortes liegt. Das ehemalige Frachtschiff „Edwin Fox“ macht nicht den Eindruck von viel Komfort. Sie diente ja aber auch, von einigen Aussiedlern als „normale“ Passagiere einmal abgesehen, lediglich als Gefangenentransporter von England nach Australien/Neuseeland.

Dieser kleine Hafenort PICTON hat verkehrstechnisch tägliche Meisterleistungen zu vollbringen. Tag und Nacht machen hier die kolossalen Fähren fest, spucken jeweils hunderte von PKW und LKW aus und laden die gleiche Menge wieder ein. Dieses Verkehrsgewusel muss dann möglichst schnell auf die Landstraßen abfließen, von denen eigentlich nur die eine, die SH 1 in südlicher Richtung nach Blenheim als wirkliche Verkehrsader dienen kann.

Green Mussels
Green Mussels

Der andere „Abfluss“ entpuppt sich als enge, kurvige Panoramaküstenstraße, nicht für Schwer- oder Fließverkehr gedacht, sondern für „bummelnde Touristen“ meist in Wohnmobilen. „Queens Charlotte Drive“ heißt das Schmuckstück und erstreckt sich auf gut 30km bis zum Fischerort HAVELOCK. Alle zwei Kilometer könnte man einen Fotostopp einlegen. Das haben vor uns sicherlich viele „Sehleute“ offensichtlich auch so gehalten, was die Behörden wohl veranlasst hat, die Anzahl der wirklichen Lookouts drastisch zu beschränken und bei den anderen Halteverbote zu erlassen. Eigentlich schade, aber vielleicht Unfall verhütend!

Green Mussels Tasting
Green Mussels Tasting

HAVELOCK, die Stadt für unser drittes GRÜN nach Wald und Wasser: Sie nennt sich „Greenshell Mussel Capital of the World“, also eine weitere Hauptstadt. Aus diesem Dorf mit seinen 500 Einwohnern wird die Welt mit den riesengroßen GRÜNEN Muscheln versorgt. Rund 630 Muschelfarmen nehmen an dem Geschäft teil. Sie produzieren und verkaufen jährlich 50 Millionen Tonnen dieser Köstlichkeiten. Eine Schiffsexkursion führt uns an eine dieser Fjordfarmen, die den in unseren Breitengraden besser bekannten Lachsfarmen ähneln. An dicken Tauen „reifen“ die Muschelkinder  zwei Jahre heran, bevor sie geerntet werden. Dann haben sie aber auch Ausmaße von ca. 8-10cm Länge.  Das im Fahrpreis inbegriffene Muschelessen der dreistündigen Fahrt macht Appetit auf mehr, egal ob die Muschel nur im Sud gegart oder verfeinert mit Käse überbacken wird.

NELSON, dieser Name hat bestimmt für jeden seine eigene Bedeutung. NELSON Mandela, der Bürgerrechtler kommt in den Sinn.. Als Europäer denken wir natürlich auch an den englischen Admiral Horatio NELSON, der 1805 bei der Schlacht um Trafalgar ums Leben kam. Der Neuseeländer verbindet mit dem Namen die 50.000 Einwohner Stadt im Dreieck der drei oben erwähnten Nationalparks. Darüber hinaus bildet ein Hügel in der Stadt den geographischen Mittelpunkt des Landes. Geographiepuristen bestehen darauf, dass der städtische Ort nur deswegen als Mittelpunkt angegeben wurde, weil von dort die Landvermessungen erheblich einfacher vonstattengingen als vom wirklichen Mittelpunkt. Dieser liegt nämlich in dichtem GRÜNEM Gestrüpp eines Waldes auf der Spooner Range 35 Kilometer südwestlich der Stadt.

Den Admiralsbezug stellt die Stadt durch  TRAFALGAR STREET und SQUARE her, nebst  einem Gedenkstein auf dem Hügel zur NELSON CATHEDRAL. Dieser Bischofsdom gilt als Stadtikone, umgeben von einem wunderschönen Park, von gotischer Architektur, Licht durchflutet wegen der riesigen bunten Glasfenster.

Wearable Art
Wearable Art

Mindestens ebenso anmutig kommt das BroadGREEN Historic House in der Nylan Road daher. Es gilt als eines der ältesten Wohnhäuser der Stadt., erbaut 1855. Und nur 15 Jahre später fand hier in Nelson das erste Rugbyspiel Neuseelands statt. Damals gab es allerdings noch nicht die „All Blacks“.

Schließlich darf der Besuch im „WOW“-Museum nicht fehlen. In ihm sind Kontraste unter einem Dach vereint: Streng Klassisches vs. Ausgeflippt Modisches. Die Sammlung der „Classic Cars“ präsentiert auf Hochglanz polierte Modelle von 1920 bis 1973, von der amerikanischen Elvis-Luxus-Limousine bis zu den bescheidenen Anfängen der Renaultvehikel. Nett anzuschauen, nichts Aufregendes.

Dann aber geht es einen Raum weiter zur „Wearable Art Gallery“. „Kunst, die man Tragen kann“, beinhaltet extravagante Kreationen verschiedener  ModeschöpferInnen. Der Kostümfundus eines Theaters kommt im Vergleich dazu als bieder daher. Die Kostüme, wenn sie überhaupt noch so bezeichnet werden können, sind dabei nicht nur unbeweglichen Schaufensterpuppen übergestreift. Wie in einem Tanztheater drehen sich die Puppen oder ziehen auf Laufbändern am Betrachter vorbei. Bis hierher wäre es lediglich eine etwas aufpolierte Modenschau. Der Aspekt „Kunst“ gesellt sich in der späteren Film-/Videoshow hinzu. Einer aufwendigen Choreographie gleich tanzen die Kostüme über die Bühne – lebendige „Wearable Art“ eben. WOW!

Pupu Springs
Pupu Springs

Den Abel Tasman National Park immer fest im Blick steuern wir unser nächstes Ziel an, die Te Waikoropupu Springs, d.h. wir begeben uns auf dem SH 60 in nordwestliche Richtung zum 1.200-Seelen-Dorf TAKAKA.

Farbenwechsel: Im örtlichen Bioladen erstehen wir richtiges SCHWARZbrot, Pumpernickel genannt. Die heimischen Geschmacksknospen jubeln.

Zurück zu den Springs: Die Süßwasserquellen sollen die größten Neuseelands sein, und die saubersten der Welt. An einer der Informationstafeln lesen wir, dass pro Sekunde 14.000l Wasser emporsprudeln. Hochgerechnet bedeutet die Zahl: 840.000l/min oder 50,4Mill. Liter/h usw. usw. Ein gut ausgebauter Rundweg (ca. 1km) führt zum eigentlichen See mit den 14 Quellen. Selbstverständlich herrscht absolutes Badeverbot. Einen Schluck vom frischen Quellwasser wird einem ebenfalls nicht gegönnt, da für die Maoris der Ort heilig ist. Denn es heißt: „Die Wasser des TE WAIKOROPUPU sind das Blut von PAPANUANUKU (Mutter Erde) und die Tränen von RANGINUI (himmlischer Vater)“.

On Tour
On Tour

So stoßen wir denn weiter vor in die äußerste Nordspitze der Südinsel, zum Cape Farewell. Mit „Farewell Spit Eco Tours“ – www.farewellspit.com – machen wir uns vom Ort COLLINGWOOD auf zur längsten Nehrung Neuseelands. Als Naturschutzgebiet erlaubt es den freien Zugang lediglich auf den ersten vier Kilometern, anschließend nur per Führung mit eben jener Organisation. Vogelparadies par excellence mit über 90 verschiedenen Spezies wächst die Halbinsel ständig weiter, um rund 4m jährlich. Wir können sie auf 26km Länge erleben. Bei Ebbe sind dehnt sie sich sogar auf 32km in die GOLDEN BAY der TASMAN SEA aus.Cape Farewell DSCN3863

Und wer gab diesem Naturwunder den heutigen Namen? Richtig: Captain Cook, als er 1770 Neuseeland wieder verließ. Doch er hatte bereits einen Vorgänger, den ebenfalls berühmten, niederländischen Entdecker Abel Tasman. Jener betrat 1642 als erster Europäer die Landzunge und nannte sie „Sand Duining Hoeck“.

Die Tour selbst hängt vollständig von den Gezeiten ab. Nur bei Ebbe kann der Strand an der Tasman Sea befahren werden. Zunächst erklimmt das Allradfahrzeug die Hügel hinauf zum eigentlichen Kap, sprich zum nördlichsten Punkt der Südinsel. Es war der Felsenbogen, den Cook als letztes auf seiner Erkundungsfahrt zu Gesicht bekam. Anschließend überwinden wir den Dünenhügel. Im Volksmund heißt dieser Abschnitt „Coast to Coast Highway, short but not easy“. Die zwei Kilometer Dünensandfahrt haben es in der Tat in sich. Nach häufigem Vor-und-Zurück mit ebenso häufigem Hinzuschalten des Allradgetriebes liegt er nun vor uns, der Endlosstrand. Das Meer hat sich bereits genügend zurückgezogen, um den Streifen zwischen Wasser und Dünen befahren zu können. Bei Tiefstand der Ebbe verbreitert sich dieser Streifen auf gute 10km. Cape Farewell DSCN3871Zunächst geht es entlang der felsigen Steilküste (100m Höhe), in die das Meer diese und jene Höhle gewaschen hat. Doch rasch wandelt sich der Uferstreifen in die legendäre Dünenwelt der eigentlichen Landzunge. Zwischen 20m und 60m türmen Wind und Wasser die Sandberge auf. Dichtes Dünengras schützt vor Erosionen.

Von den Vogelarten können wir zahlreiche ausmachen, z.B. Austernfischer, Reiher, Kormorane, Basstölpel, verschiedene Möwenarten, schwarze Schwäne und den Strecken-Weltmeister unter den Zugvögeln,  die Uferschnepfe/Godwit. Sie legt bei ihrer jahreszyklischen Wanderung rund 28.000km zurück, von Neuseeland nach China (10.500km), anschließend nach Alaska (5.500km) und zurück nach Neuseeland (12.000km). Bekanntlich ist sie kein wirklicher Wasservogel. Sie kann auf dem Wasser also nicht ausruhen sondern muss die Ozeanstrecken ohne Unterbrechung meistern. Für den Abschnitt Alaska – Neuseeland soll sie 7Tage und Nächte benötigen, fliegt also mit einer Geschwindigkeit von gut 70km/h.

Die gesichteten Vogelschwärme befinden sich auf unserer Strandtour in guter Gesellschaft mit ruhig vor sich hin dösenden großen Seehunden (Bull Seals). Diese lassen sich nur selten stören. Oft heben sie lediglich neugierig den Kopf, dann dösen sie weiter.

Cape Farewell Sand Spit
Cape Farewell Sand Spit

Die rund sieben Stunden Dauer dieses Dünen-Vogelwelt-Watttrips mit Leuchtturmbesichtigung an der Spitze der Landzunge werden nie langweilig. Im Gegenteil, die Zeit fliegt dahin wie im Zeitraffer. Man könnte noch länger dort verweilen. Eine wirklich empfehlenswerte und großartige Exkursion.