K&K19 – GoldGelbe Ginster Gorges

Auch wenn Captain Cook an dem nördlichsten Kap der Südinsel ein „Farewell“ wünschte (vgl. Käsen &K 18), wir bleiben noch eine Weile auf der Insel und richten den Blick wieder gen Süden mit der Zielrichtung Westküste.

Paparoa NP-Regenwald
Paparoa NP-Regenwald

Hierfür müssen wir zunächst einmal rund 150km durch den sogenannten „Buller District“, immer östlich um den Kahurangi National Park herum. Das bedeutet, wir fahren zunächst zurück auf dem SH 60 bis zur Stadt MOTUEKA, biegen dann aber gleich nach Westen ab auf eine landschaftlich wunderschöne schmale Talstraße, den VANGAPPEKA VALLEY ROAD, bevor wir nach gut 50km wieder auf den SH 6 treffen. Obst- und Gemüsestände m Hofdirektverkauf – meist nur kleine Hütten im Selbstbezahlsystem – bieten jetzt im November meistens preiswerten, leckeren, grünen Spargel an, um gut 1/3 billiger als im Supermarkt. Da heißt es zugreifen!

Doch als vorherrschende Farbe zeigt sich ein sattes  Goldgelb. Die Berghänge quellen über vor blühendem Ginster. Sie leuchten wie europäische Rapsfelder zur Blütezeit. Dieses Naturschauspiel, schlicht „Golden Down“ genannt, erstreckt sich auf gut 100km, bis hinein in die BULLER RIVER GORGES.

Buller River Gorge
Buller River Gorge

Dieser gewaltige Fluss kommt aus der Nähe von LAKE ROTOROA  Nelson Lakes NP und ergießt sich einige hundert Kilometer weiter bei der Stadt WESTPORT in die Tasman Sea. Doch vorher musste er sich in Millionen und Abermillionen Jahren durch das Felsmassiv der LYELL RANGE fressen, bevor er in einem weiten Flussdelta im Meer mündet. Diese ausgespülten und eingefrästen Schluchten heißen UPPER und LOWER BULLER GORGE, bis 30km lang und bis zu 100m hoch. Die Wasser strömen gurgelnd, weiße Gischt erzeugend durch die engen Durchlässe, über Stromschnellen und kleinere Wasserfälle.

Und genau deshalb erhält die Gegend auch die Bezeichnung „White Water Region“ mit einer richtigen Hauptstadt, der „White Water Capital“ MURCHISON. Da bleibt es, dass hinter jeder Kurve eine „White Water Adventure Center“ mit Kayaking, Rafting und Canoeing zahlungsfreudige Kunden zu Wildwasserfahrten zu verleiten sucht. Wer es schwebend mag, der kann kurz hinter MURCHINSON auf der längsten Hängebrücke Neuseelands, der „Buller Go (110m) die rund 60m tiefe Schlucht überqueren. Der Rückweg muss nicht zu Fuß erfolgen. Es geht auch mit der „Comet Line“, auch „Flying Fox“ genannt. Eine 160m rasante Sesselliftfahrt in hoher Geschwindigkeit mit ziemlich abruptem Stopp kurz vor dem gegenüberliegenden Drahtseilpuffer. Man kann diesen „Flug“ als Einzellift, Tandemgespann oder frei hängend als „Superman Ride“ buchen. Geeignet ist er in jedem Fall für alle diejenigen, die „jung im Herzen / young at heart“ geblieben sind, verspricht der InfoFlyer.

Bleiben wir bei der Farbe: „White Bait“ wird überall angepriesen. Das sind Stinte, die im neuseeländischen Frühsommer die Flussmündungen bevölkern. So zieht es denn Heerscharen von Anglern, besser gesagt „Netzanglern“ an die Ufer, um die Kostbarkeiten an Land zu ziehen. Bis zu 150NZD/kg sollen damit erlöst werden können. Bei Spitzenfangquoten von bis zu 15kg/Tag ein sicherlich guter Nebenverdienst, denn viele Restaurants bieten „White Bait“ als Spezialitäten an

Tasman Sea bei Westport
Tasman Sea bei Westport

Nach so viel Aufregung ist das beschauliche WESTPORT eine wahre Labsal, die man aber schnell wieder verlassen kann. Am besten gen Norden Richtung KARAMEA, 100km Panoramastraße an der wilden Westküste. Unterwegs, bei Denniston, kann ein ehemaliges Bergwerk erkundet werden.

Tasman Sea bei Karamea
Tasman Sea bei Karamea

Obendrein rund 20km hinter Karamea – Achtung: Schotterstraße! – kommen Höhlenenthusiasten mal wieder auf ihre Kosten. Die „Oparara Basin Arches“ als größte Sandsteinhöhlen (45m Höhe, 220m Länge) der südlichen Hemisphäre laden ein. Doch die eigentliche Attraktion dieses Abstechers die raue Tasman Sea, wie sie auf Ufer und vorgelagerte Felsen prallt. Mangels einer Alternative und wegen des Sackgassenformats muss man die 100km auf der gleichen Straße, dem SH 67 auch wieder zurück fahren bis Westport.

Südlich der Hafenstadt setzt sich die Panoramafahrt fort, immer Richtung PUNAKAIKI. Dieser Streckenabschnitt, „The Great Coast Road“ genannt, soll zu den zehn schönsten Küstenstrecken der Welt gehören, sagt zumindest „Lonely Planet“.

Great Coast Road
Great Coast Road

Das gilt sicherlich nicht nur für die unbeschreiblichen Sonnenuntergänge an der Westküste, wenn Felsen, Sand und die unendlichen Mengen an Treibholz alle Schattierungen der Farbe ROT annehmen, von zart rosa bis glut- oder blutrot.

Ein Zwischenstopp lohnt am CAPE FOULWIND allein wegen des Küstenwanderweges, der obendrein noch zu einer Seehundkolonie / Big Bull Seals führt. Wer weiter wandert begegnet einem  Leuchtturm und vielen„breathtaking“(atemberaubenden) Aussichtspunkten.

Nach 40 filmreifen Kilometern erreichen wir das Urlauberdorf PUNAIKAKI, eigentlich nur fünf Häuser, aber auch schon in der Vorsaison überlaufen. Warum?

Pancake Rocks-Punaikaki
Pancake Rocks-Punaikaki

Von hier aus lassen sich bequem die weltberühmten Pancake Rocks erreichen. Pfannkuchen kennen wir alle, horizontal übereinander gestapelt sicherlich auch. Als außergewöhnliche Felsformation vielleicht nicht . Diese Sandsteinfelsen sind in einem  Millionen Jahre währenden Erosionsprozess in die Felsen gemeißelt worden. Sandsteinreiche Fragmente von „totem Meeresmaterial“ haben sich auf dem Meeresboden abgelagert. Als diese Ablagerungen durch Erd- bzw. Seebeben allmählich nach oben geliftet wurden, haben ihnen die Wettereinflüsse verholfen, die heutige Gestalt anzunehmen: Wie aufgeschichtete Pfannkuchen eben. Akustisch und optisch garniert wird die Natursensation durch die sogenannten „Blowholes“ (frei: Spritzlöcher mit Capillarwirkung). Wenn sich heftige Wellen in die Höhlen unterhalb der Felsen hinein pressen, steigt der Druck so stark, dass das Wasser aus diesen Blowholes wie Fontänen wieder gen Himmel gespritzt wird. Der Vorgang erzeugt donnernde, laute Töne wie tiefe Orgelpfeifen, gemixt mit diskanten Flötentrillern. Umso erstaunlicher erscheint uns, dass der malerische und tiptop gepflegte Rundweg ohne Eintrittsgeld unternommen werden kann.

Shanty Town bei Greymouth
Shanty Town bei Greymouth

Nach weiteren 40km südwärts wird es historisch. Mit viel Mühe versucht  man in der Stadt GREYMOUTH an der Mündung des Flusses Grey die Ära der Kohlegruben wieder zum Leben zu erwecken. Es muss eine große Zeit gewesen sein vor gut 150 Jahren, als der Kohleabbau der Region Wohlstand einbrachte. Letztlich war dieser Industriezweig jedoch auch dem Untergang geweiht, wie in vielen Regionen der Welt. Glänzender erging es da dann doch den Goldschürfern. Denn neben dem „schwarzen Gold“ fand man hier auch echte GOLDnuggets. Das Vergnügen währte aber auch nicht ewig. Lediglich rund 60 Jahre lang konnten einige Wagemutige auf Funde hoffen. Tribut zollt man diesem Goldrush durch das Freilichtmuseum SHANTYTOWN, nur 5km von Greymouth entfernt. Liebevoll wurde ein ganzes Goldsucherdorf aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wieder auf- bzw. nachgebaut. Eine historische Dampfeisenbahn schaukelt die Besucher an die ehemaligen Schürfstätten.

Jade-Hokitiki
Jade-Hokitiki

Wir bleiben noch beim Kostbaren. Denn als drittes Standbein ist die Region, wiederum ca. 40km südlicher, geprägt vom JADE-Bergbau. Überwiegend von grünem Aussehen kann dieses Mineralgemisch aber auch           in weißer oder schwarzer Form auftreten. Oft mit dem magisch-esoterischen Attribut „Stein des Weisen“ versehen, hat sie sich aber eher einen Namen in der weltumspannenden Schmuckkultur gemacht. Der schmucke Küstenbadeort     HOKITIKA jedenfalls scheint gut davon zu leben.