On Tour 09–IRL/Südosten „Tunnelblick mit Whiskeyprobe”

Hook Head
Hook Head

Zunächst bleibt der Blick aber Gott sei Dank noch frei und ungetrübt am äußersten Head Hook. Der moderne Leuchtturm trotz den Stürmen. Den in Europa ältesten (ca. 1172), längst zerstörten soll sich eine Sturmflut Mitte des 15. Jahrhunderts geholt   haben.  Aber auch heute noch spritzen meterhohe Wellen die felsigen Küsten empor. Besonders spektakulär wird das Naturschauspiel in den „Blow Holes“. Das sind enge Einschnitte in die Küstenfelsen, in die das Meerwasser gepresst wird und einen Ausweg nur nach oben findet. Eine kleine Extradusche ist da immer drin!

Damit endet aber auch bereits der unendliche Freiblick, denn wir begeben uns auf eine Routenschleife landeinwärts. Und hier sind die von Hecken gesäumten und von Bäumen überwölbten Straßen ja geradezu sprichwörtlich und weltbekannt. Mitunter ist es in den Hecken-/Baumtunneln auch bei strahlendem Sonnenschein intensiv finster.

Rock of Cashel
Rock of Cashel

Was lockt uns ins Binnenland? Ein Arboretum, ein Heritage Trail, mehrere  Burgen bzw. Burgruinen und mittelalterliche Städte.

Das „JFK-Arboretum“ ehrt den ehemaligen amerikanischen Präsidenten, dessen Urgroßeltern aus dieser Region Irlands stammen. Der dazugehörige Heritage Trail geleitet den Reisenden dann in die Kleinstadt New Ross, wo der Dreimaster „Dunbrody“ als maßstabsgetreuer Nachbau besichtigt werden kann. Auf diesem Schiff haben die Kennedyahnen seinerzeit, nach der großen Hungersnot (1840ger Jahre) Irland verlassen, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Man sieht ja, was  im Lauf der Generationen daraus geworden ist.

Einige Dörfer weiter, in Ballyporeen, gibt es die Parallele. Dort wird an einen weiteren amerikanischen Präsidenten mit irischen Wurzeln erinnert, nämlich an Ronald Reagan. Auch seine Urahnenwiege wurde in dieser Region hier geschaukelt.

Kilkenny
Kilkenny

Mittelalter pur mit Schloss, gestyltem Schlossgarten und hervorragend erhaltener bzw. restaurierter historischer Innenstadt erleben wir in Kilkenny. Mehrere entsprechende Kirchen und Kathedralen runden das positive Bild dieses ca. 20.000 Einwohner zählenden Ortes am River Nore ab. Am besten einfach durchschlendern und genießen.

Die Wege zu den Sehenswürdigkeiten auf der Insel sind kurz, glücklicherweise bei den oft engen Straßen. Also erreichen wenig später The Rock of Cashel. Diese Felsenburg ragt weit über die Stadt hinaus und bildet einen der geschichtsträchtigsten Orte Irlands. Hier taufte der Nationalheilige St. Patrick anno 450 den damaligen König Aengus. Und warum ist das so wichtig? Diese Taufe markiert Irlands beginnende Hinwendung zum Christentum. Kleine Anekdote am Rande: Bischof Patrick durchbohrte während der Taufzeremonie mit seinem Bischofsstab den Fuß des königlichen Täuflings. Der aber sagte keinen Mucks, glaubt er doch, dass diese Vorgehensweise zum Taufakt dazugehöre.

Knockmealdown Mountains
Knockmealdown Mountains

Irland ist bekanntermaßen nicht reich an Gebirgen. Achthundert Höhenmeter bilden dabei die Ausnahme wie in den Knockmealdown Mountains, auf unserem Weg nach Süden wieder zurück an die Küste. Dieses Mittelgebirge färbt sich jetzt im aufkommenden Sommer lilarot durch den an seinen Hängen wild wuchernden Rhododendron. Das farbenfrohe Gebüsch verdrängt und durchmischt dabei das Grün der Wälder – einfach einzigartig!

Cobh - Auswanderungsterminal
Cobh – Auswanderungsterminal

Den europäischen Endpunkt des oben genannten Heritage Trails des Kennedy- bzw. Reaganahnentums finden wir in Cobh (gesprochen: Cove), dicht bei Cork. Hier liefen die Schiffe nach Amerika und Australien aus und mit ihnen rund 2,5 Millionen irische Emigranten. Neben den Präsdentenvorfahren schifften in diesem munteren Hafenstädtchen auch die beiden Filmkomiker „Laurel und Olli“ ein, bei uns besser bekannt als „Dick und Doof“.

Filmfreunde kommen ein weiteres Mal auf ihre Kosten in der Kleinstadt Youngdal (gesprochen Yawl). Diess ansonsten unbedeutende Küstenort kam einmal in seinem Leben groß heraus. Er diente als Filmkulisse für „Moby Dick“ mit Gregory Peck in der Hauptrolle.

einzigartiger Kronleuchter
einzigartiger Kronleuchter

Quasi auf dem Weg zum „Sprungbrett über den Atlantik“ trübte sich der Blick dann doch etwas, nicht etwa wegen der Tour durch die Jameson-Wiskey-Distillery in Midleton („The Jameson Experience“) sondern eher wegen der danach offerierten Verkostung. Und wer fährt dann weiter? Das städtische Tourismusbüro bietet gleich nebenan einen ansprechenden Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobilisten an. Da kann man sich vor dem Besuch der Stadt Cork wieder richtig in Form bringen.

Aber eigentlich benötigt man das gar nicht. Cork bietet so viel nicht, bleibt eher ein „touristisches Mauerblümchen“. Wir haben es hauptsächlich als Verkehrschaos empfunden, auch wenn wir mit der Parkplatzsuche einigermaßen Glück hatten. Die Stadt machte auf uns einen düsteren, verfallenden Eindruck. Und da sind wir wieder bei der „Tunnelatmosphäre“. Die engen Straßen mit zahlreichen hohen, renovierungsbedürftigen Altbauten  ließen dieses Gefühl schnell aufkommen.

Cork Buttermuseum
Cork Buttermuseum

Positiv hervorheben wollen wir allerdings das „Irish Butter Museum“, in dem die Erfolgsgeschichte von der auch bei uns bekannten “Kerry Gold“ und anderen irischen Buttersorten präsentiert wird – ein in jeder Beziehung schmackhafter Besuch.

Weiter geht es jetzt mit der Südwestecke und den bekannten Halbinseln. Doch davon später mehr.

Bis dann!