Archiv der Kategorie: Europa

Zum Jahreswechsel

Alaska, Mt McKinley
Alaska, Mt McKinley
New York City
New York City

Ja, sicherlich,

auch im neuen Jahr präsentieren wir wieder zahlreiche interessante DiaVorträge über unsere Reisen.

Red Bay-Labrador
Red Bay-Labrador
SCO - Highlands am Loch Lommond
SCO – Highlands am Loch Lommond

So kann man uns allein im Januar zweimal in die USA begleiten – natürlich in unterschiedlichen Vorträgen. Oder wie wäre es mit CANADA ?  

NOR - Hurtigrutenfahrt
NOR – Hurtigrutenfahrt
ENG - Gatenkunst Levens Hall
ENG – Gatenkunst Levens Hall

NORWEGEN und SCHOTTLAND stehen ebenfalls auf dem Programm. Nicht vergessen wollen wir MAROKKO.

Später dann gesellen sich auch ENGLAND bzw. IRLAND hinzu.

MAROKKO-Sandwüste Erg Chebbi
MAROKKO-Sandwüste Erg Chebbi
Tiefgrünes Irland
Tiefgrünes Irland

Wann und wo finden die Veranstaltungen statt. Ganz einfach:

Alle Themen & Termine gibt es hier auf unserer web-site.

In diesem Sinn wünschen wir einen guten Rutsch ins Jahr 2015.

Und bis dann einmal !

Unsere neue Vortagssaison 2014/15 beginnt demnächst

NOR Lysefjord
NOR Lysefjord

… und nun geht es bald wieder los mit unseren Reiseberichten / DiaVorträgen.

Startschuss ist dieses Mal am Dienstag, den 04.Nov.2014 in Bargteheide. An diesem Abend werden wir gemeinsam nach NORWEGEN reisen.

USA Mt McKinley
USA Mt McKinley

Kurz darauf dann, am Dienstag, den 11.Nov.2014 verschlägt es uns in die USA, und zwar während eines Vortragsabends in Heikendorf/Kiel. Eine MAROKKO-Präsentation lässt in Folge auch nicht lange auf sich warten.

MAROKKO Meski Oase
MAROKKO Meski Oase

Bei insgesamt 13 verschiedenen Vorträgen (4x Europa, 7x Nordamerika, 2x Marokko) ist sicherlich für jeden etwas dabei.

Alle Termine, alle Veranstaltungsorte und alle Themen gibt es unter „Termine“.

Nun, vielleicht bis dann einmal.

On Tour 33- GB SÜD 5 „Im Kreidekasten“

Birling Gap
Birling Gap

Oftmals strahlend weiß leuchtet weithin die englische Südküste zwischen Portsmouth und Dover. Bis zu 100m hohe Kreidefelsen mit brüchigen Kliffkanten werden von der rauen See Meter für Meter abgenagt. Es ist schnell abzusehen, wann das nächste Haus, der nächste Weidezaun oder der nächste Baum ein Raub der Brandung wird.

Beginnen wir mit der Ferieninsel „Isle of Wight“ ca. 40 Fährminuten von Portsmouth entfernt. Insel „Vectis“ nannten sie bereits die Römer, was nichts anderes bedeutet als „Isle of Cliffs“. Bei der 60km langen Inselumrundung fallen besonders die Südküste ins Auge, der landschaftlich schönste Inselteil.

Beachy Head-Blick auf Eastbourne
Beachy Head-Blick auf Eastbourne

Zurück auf dem britischen „Festland“ präsentieren sich augenfällig beeindruckend der „Birling Gap“ mit dem „Beachy Head“ etwas wenig westlich von Eastbourne und später dann natürlich die White Cliffs of Dover“. Aber auch die Steilküsten zwischendurch an der Coastal Route, immer dann, wenn es keine Bebauung gibt, zeigen sich sehr malerisch.

Eastbourne-Seafront
Eastbourne-Seafront

Und damit sind wir beim Problem. An diesem Küstenstreifen, besonders zwischen Portsmouth und Brighton und später dann Eastbourne gibt es kaum noch unbebaute Küstenlinie.

Eastbourne gilt als „schönes“ Seebad mit seiner Promenade am Meer, den teilweise mit Palmen gesäumten Straßen und vor allen Dingen den weißen Häusern an der Waterfront. Wer es mag, schaden kann es ja nicht, sich das einmal anzusehen. Um dort Urlaub zu machen, muss man schon ein echter Fan für südenglische Badeorte sein.

Die wenigen, architektonischen Schmuckstücke wie z.B. in Brighton können die Eintönigkeit der besiedelten Seafront in diesem Küstenabschnitt nicht wettmachen. Ein fish&chips-Laden reiht sich an die nächste Spielhalle, gefolgt von wenig einladenden Adventure-Einrichtungen. Von den unentwegten Verkehrsstaus, auch jetzt noch Mitte Oktober, wollen wir lieber gar nicht sprechen.

Brighton-Pier
Brighton-Pier

Brighton selbst gilt als des Engländers liebstes Seebad. Es schmückt sich mit der berühmtesten Pier Englands, d.h. einer 500m langen Amüsiermeile ins Meer hinaus, die von Karussels, Restaurants und Discos beherrscht wird. Direkt am Ufer dreht sich nunmehr ein großes Riesenrad. Die alte Pier brannte 2003 völlig nieder. Leider ragt das verkohlte Stahlgerippe immer noch gen Himmel. Immerhin 8km kann man auf der Uferpromenade am direkt Meer entlang bummeln, rechts dem Rauschen des Meeres lauschen, links den heute morbiden Charme einer ehemals sicherlich ansprechenden Bäderarchitektur genießen ( oder umgekehrt).

Unweit der Pier stößt der Besucher auf die „größte Geschmacksverirrung Englands“, als „Follie“ bezeichnet, die kuriose Sehenswürdigkeit „Royal Pavilion“. Erbauen ließ ihn um 1802 der spätere König Georg IV erbauen für eine damals immense Summe von £ 500.000. Zwiebeltürme, bleistiftdicke Minaretttürmchen und orientalische Ornamente zieren diese „französische Chinoiserie“. Kein Wunder, dass die damaligen Untertanen des vorköniglichen „Prince of Wales“ (Georg IV) ihn mit Häme überschütteten und ihn nicht zuletzt wegen seiner Genusssucht und Leibesfülle zum  „Prince of Whales / Prinzen der Wale“ umtauften.

Brighton-Royal Pavilion
Brighton-Royal Pavilion

Doch so eine berühmte Sommerfrische zieht immer wieder illustre Persönlichkeiten an. Der berühmte Reiseschriftsteller Lord Byron gastierte hier in der Wende des 18./19.Jh’s. Charles Dickens, dessen Geburtshaus übrigens in Portsmouth besucht werden kann, kurierte hier zunächst eine Krankheit aus und erschien dann regelmäßig. Schließlich gab sich der Autor von „Alice im Wunderland“, Lewis Caroll, hier ebenfalls öfter die Ehre.

Und dann erzählt man sich auch die Geschichte von dem Fürsten von Pückler-Muskau (1785-1871). Wir kennen ihn ja vornehmlich als „Eismann“. Im Grunde genommen gestaltete er jedoch Gärten und Parks, was ihm allerdings auch keine auskömmliche Existenz sicherte. Also begab er sich in die südenglische Sommerfrische auf Suche nach einer reichen Braut. Alle Anstrengungen, Verkleidungen und Annäherungsversuche schlugen fehl, er musste schließlich Bankrott anmelden.

Sugar Loaf
Sugar Loaf

Von noch einem komischen Vogel gilt es zu berichten, einem John Fuller, auch „Mad Jack“ genannt. Auch er, immerhin Parlamentsabgeordneter im 18.Jh., ließ eine weitere „Architektur-Follie“ errichten auf einem Feld in der Nähe des Örtchens Dallington. Die architektonische Albernheit besteht aus einem einzigen steinernen „Sugar Loaf /  Zuckerhut“ von rund 10m Höhe. Alles ging wohl auf eine Wette zurück, in der dieser Exzentriker behauptete, von seinem Schlösschen aus den Kirchturm des benachbarten Dorfes Dallington sehen zu können. Da dem aber nicht so war und er die Wette nicht verlieren wollte, ließ er besagte Kirchturmspitze einfach auf einem Hügel in Sichtweite nachbauen. Und dort steht sie heute noch.

Chichester-Altarteppich
Chichester-Altarteppich

Sehr ansprechend sind wieder einmal die kleinen „Perlen“, abseits des Tourismusrummels. Allen voran die Kleinstadt Chichester mit seiner unbeschreiblich schönen Kathedrale – innen wie außen nebst Chagallfenster -, seiner ansprechenden Fußgängerzone, welche eingerahmt ist von einer elfeckigenFußgängerzone. Dort, wo sich die vier wichtigen Innenstadtstraßen treffen, nämlich die North / West / South und East Street bildet das prächtige Marktkreuz aus dem 16.Jh. einen weiteren Anziehungspunkt.

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ Die Besucher des „ Monk‘s House“ im Weiler Rodmell bei der Stadt Lewes sicherlich nicht. Das Haus, ursprünglich aus dem 17.Jh. stammend, diente der berühmten Schriftstellerin als Landsitz, Gartenparadies und letzte Ruhestätte. Die räumliche Enge und Verschrobenheit des Gebäudes steht im völligen Gegensatz zur „geistigen Freiheit“ ihres Werkes.

Bilderbuchhaft erscheint die trotzige Burg im Städtchen Arundel, gleich um die Ecke bei Chichester. Doch was nach tiefer Geschichte riecht, scheint eine Wohnstätte von „Alice im Wunderland“ zu sein. Erbaut wurde es vor gerade einmal 100 Jahren, geschichtsträchtig kommt eher die Kathedrale aus dem 14.Jh.  in der Nachbarschaft einher.

Scharrbild-Long Man
Scharrbild-Long Man

Suchen wir Ruhe in dem Bilderbuchdorf (820 Einwohner) Alfriston, ebenfalls dicht bei Eastbourne. Der Dorfanger mit Dorfkirche, die originalen Häuser überwiegend aus dem 17.Jh. strahlen tiefen Frieden aus. Als Zuckerl bietet sich ein Besuch im „Clergy House“ an. Aus dem 13.Jh. stammt es, diente viele Jahrhunderte dem benachbarten Kloster als Gästehaus für Pilger. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei dieser Sehenswürdigkeit um die erste vom National Trust 1896 erworbene Immobilie handelt. Sie bildet den Grundstein und die Geburtsstätte des heute 4 Millionen Mitglieder umfassenden gemeinnützigen Vereins.

Das Parallelbild vom bereits erwähnten „Naked Giant“ ist der 70m hohe „Long Man“ etwas nördlich von Hastings beim Dorf Wilmington. Diese Bilder sind höchstwahrscheinlich in der Eisenzeit in den weiß leuchtenden Kreidefelsboden geritzt worden. Und so leuchten diese „Scharrbilder“ noch heute.

In die Kette der südenglischen Bäder reiht sich nun Hastings ein. Bösartige Zungen behaupten, diese Stadt sei der hässlichste der Channel-Badeorte. Andere lästern, es sei ein „fades Brighton“. Oder wie drückt es ein schriftstellender Hastingsbesucher (Henry James) etwas eleganter aus: „ Ich glaube nicht, dass das Leben das aufregendste oder zufriedenstellendste der Welt ist“. Dieser literarischen Umschreibung wollen wir nichts hinzufügen.

Battle-Abbeyruine
Battle-Abbeyruine

Hastings hat sich andererseits aber einen Namen gemacht wegen der berühmten Jahreszahl „1066“, als Wilhelm der Eroberer just an diesem Strand, von Frankreich kommend, seinen Fuß auf englisches Territorium setzte und in der berühmten Schlacht die englische Krone an sich riss. Die eigentliche Schlacht fand rund 15km nördlich im Ort Battle statt. Das gesamte Städtchen vermarktet heute dieses einschneidende historische Ereignis mit Hilfe der Ruine der ehemaligen Abbey und dem angrenzenden Schlachtfeld. Wer englische Geschichte besser verstehen möchte, einschließlich der über viele Jahrhunderte andauernden, ehemaligen französisch-britischen Feindschaft, dem empfehlen wir einen Besuch dieses exzellenten (Freiluft-)Museums.

„This precious stone set in the silver sea / Dieses wertvolle Gestein, in die silberne See hinausragend“, so argumentierte schon Shakespeare in seinem Drama „Richard II“ über die „White Cliffs of Dover“. Gleich östlich vom aktiven Fährhafen können sie erklommen und bestaunt werden. Sie sollen eine der spektakulärsten Landschaften Großbritanniens sein. Ja richtig! Wer den Kliffpfad auf den Kreidefelsen, vorbei am gigantischen Dover Castle bis zum South Forehead Leuchtturm, entlang wandert, genießt unbeschreibliche Ausblicke, z.B. auf das emsige Treiben auf dem Ärmelkanal. Bei klarer Sicht ist als Streifen am Horizont die französische Küste zu entdecken. Und bei ungetrübtem Sonnenschein strahlen die Kreidefelsen „weiß, weißer geht’s nicht“.

White Cliffs of Dover
White Cliffs of Dover

Mit dieser Reisestation klappen wir den „Kreidekasten“ wieder zu. Gleichzeitig schließen wir auch die „Schatulle der Berichterstattung ON TOUR“ über unsere fast 6-monatige, fantastische Rundtour durch Frankreich, Irland und Großbritannien.

Rund 20.000km liegen hinter uns. Knapp 9.000 Fotos bleiben als Erinnerung.

Wer an dieser Rundtour ein wenig teilhaben möchte, der besuche doch einfach einen unserer DiaVorträge über IRLAND, SCHOTTLAND,ENGLAND. Nähere Informationen hierüber wie Vortragsbeschreibungen und die entsprechenden Termine sind schnell zu finden auf unserer web-site

https://ga-wo.leichsenring.net/reisen/.

Vielleicht treffen wir uns dort einmal.

On Tour 32- GB SÜD 4 „Erbstücke einer Seefahrernation“

Plymouth-Denkmäler auf The Hoe
Plymouth-Denkmäler auf The Hoe

Sie liegen gleichsam am Straßenrand, man muss sie nur aufsammeln. Selbstverständlich, dass die südenglischen Hafenstädte mit jeder Menge illustrer Namen aufwarten.

Da beginnen wir doch gleich in Plymouth und begeben uns auf die Suche des legendären Sir Francis Drake. Von hier aus lief er 1577 mit seinem Schiff „Golden Hind“ zu einer Weltumseglung aus und kehrte ca. drei Jahre später mit Gold beladen (von gekaperten spanischen Galeonen) wieder heim. Aber nicht für lange, denn nur 11 Jahre danach besiegte er von Plymouth aus die Spanische Armada. Ein Nachbau des glorreichen Schiffes kann im Hafen von Brixham innen und außen besichtigt werden.

Drake's Schiff Golden Hind
Drake’s Schiff Golden Hind

Nicht weniger bekannt ist sicherlich der Plymouth Bewohner James Cook. Auch er wagte rund ein Jahrhundert nach Drake eine Weltumseglung von dieser Hafenstadt aus. Und wer kennt nicht den Südpolarforscher Robert Falcon Scott? Seine in der Katastrophe endende Expedition in die Antarktis startete ebenfalls hier. Bei so vielen Berühmtheiten geht die eigentliche Stadt fast unter. Die entsprechenden Sehenswürdigkeiten begrenzen sich allerdings auch lediglich auf das Hafenviertel mit dem Hügel „The Hoe“, welcher mit allen möglichen Denkmälern dieser o.g. „Helden“ bestückt ist.

Wie bescheiden macht sich im Vergleich dazu das Andenken an die „Mayflower“, dem ersten englischen Aussiedlerschiff Richtung Amerika, aus: Ein kleiner Säulenbogen am Innenhafen, ein schlichter Stein mit der eingravierten Jahreszahl 1620. Der identische Stein steht übrigens auch im amerikanischen Plymouth (Näheres hierzu s. unser Buch „5 Jahreszeiten Amerika“). Das englische Plymouth nutzten die Pilgrim Fathers als letzte Gelegenheit zum Auffrischen der Vorräte, bevor es über den Großen Teich ging.

Seebad Torquay
Seebad Torquay

Gestartet sind sie ja eigentlich in Southampton. Und auch hier erinnert ein Mayflower-Denkmal an dieses weltverändernde Ereignis aus dem 17.Jh. Und warum lohnt ein Southampton Besuch sonst noch? Ist es das Wissen darum, dass hier die Titanic 1912 zu ihrer fatalen Jungfernfahrt aufbrach? Beim Andrews Park zollt ein Memorial dieser Katastrophe Rechnung. Ansonsten aber muss man schon intensiv suchen, denn die fast ausnahmslose Nachkriegsarchitektur lädt wenig zum Bummeln ein.

Portsmouth Historic Dockyards
Portsmouth Historic Dockyards

Ganz konträr dazu die nur 20km südlicher liegende Hafenstadt Portsmouth. Besonders die „Historic Dockyards“ haben es in sich. Historische und moderne königliche Navy geben sich hier ein Stelldichein. Neben einem britischen Flugzeugträger schunkelt das berühmte Kriegsschiff von Lord Horatio Nelson, die HMS Victory, berühmt und berüchtigt durch die Schlacht von Trafalgar (1805). Nelson ist ja bekanntlich in der Schlacht umgekommen. Um ihn in allen Ehren staatsbegräblich bestatten zu können, wurde er in einem riesigen Fass voller Rum bis zu seiner Rückkehr konserviert. Die Schiffsbesatzung sah das allerdings eher skeptisch, ging ihr doch durch diese Maßnahme die gesamte Rumration verloren.

Exeter Kathedrale
Exeter Kathedrale

Den besten Überblick über Stadt und Hafen bekommt man von der 105m hohen Aussichtsplattform des Spinnacker-Turmes. Während der Blick über ein Meer von Häusern, Inselchen und Schiffen schwebt, stellt sich schnell eine Parallele zur Hamburger Speicherstadt und der neuen Hafencity ein.

Bei so vielen Hafenstädten könnte schnell der Eindruck entstehen, dass die Region „westliches Südengland“ nur maritim geprägt ist. Ist sie sicherlich besonders auch durch die mondänen Badeorte Torquay und Bournemouth, aber nicht nur. Berühmte Kathedralen prägen nicht küstennahe Städte wie die Universitätsstadt Exeter.

Dartmoor-Heidelandschaft
Dartmoor-Heidelandschaft

Wunderschöne Heide-Hügel-Landschaft kann im Dartmoor mit seinen hochaufragenden Felsformationen, „Tors“ genannt, erwandert werden. Schaurige Geschichten entstanden hier in der nebligen Moorlandschaft. Die bekannteste ist wohl die über den „Hund von Baskerville“ von Arthur Conan Doyle in der Verfilung von Edgar Wallace.

Aber auch die folgende Schauergeschichte, eine lokale Legende spricht Bände: Demnach soll im 18.Jh. eine im Arbeitshaus schuftende Waise auf die Canna Farm vermittelt worden sein. Farmers Sohn schwängerte sie, woraufhin sie unehrenhaft fortgejagt wurde. Völlig verzweifelt und hoffnungslos beging sie Selbstmord. Selbstmörder begrub man damals, wenn überhaupt, an Wegekreuzen, damit ihr Geist nicht zurückkehren konnte, sondern sich vielmehr verirren sollte.

A La Ronde-16eckiges Haus
A La Ronde-16eckiges Haus

Demzutrotz ereigneten sich daraufhin jedoch spukhafte Begebenheiten, die bis heute anhalten sollen. Und wer schmückt seit mehreren Jahrhunderten ihr Grab mit frischen Blumen?

Hochverehrt wird der „Heimatdichter“ Thomas Hardy (1840-1912). Gleich drei Museen halten seinen Ruhm lebendig, sein Haus „Max Gate“ in Dorchester, seine Geburtskate wenige Kilometer entfernt, sowie seine Hütte in Clouds Hill.

Felsküste bei Exmouth
Felsküste bei Exmouth

„A La Ronde“ gilt ja eigentlich als Gesellschaftstanz des 18.Jh’s. So rund gebaut ist auch das 16-eckige, mehrstöckige Haus bei Exmouth, welches die „spinnerigen Cousinen / spinster cousins“  Jane und Mary Parminter errichten ließen. Ihre Sammelwut, besonders Muscheln, kannte keine Grenzen. Da traf es sich gut, dass diese Eckenarchitektur vielfältige Nischen und kaum begehbare Kammern für Schränke und Regale bot.

Durdle Door
Durdle Door

Doch letztendlich landet man magnetisch angezogen immer wieder an der Küste. Die Cliffs ziehen den Reisenden in ihren Bann. Einen besonders eindrucksvollen Eindruck hinterlässt dabei die Felsenbrücke  „Durdle Door“ dicht bei Wareham.

Als besonders eindrucksvoll empfindet auch unser Blick den sogenannten „Whistler

Room“ in der Mottisfont Abbey. Hierbei handelt es sich um ein  zum Herrenhaus umgewandeltes ehemaliges Kloster (vgl. ON TOUR 29). Und der darin beheimatete „Whistler Room“ ist ausgeschmückt mit fein ziseliertem Stuck an Wänden und Decken. Dieses Meisterstück vollbrachte 1938 der Maler und Bildhauer Rex Whistler (1905-1944). Doch beim zweiten Hinsehen handelt es sich um einen meisterhaften „Trompe-l’oeil“, also um eine optische Täuschung. Denn die angeblichen Stuckarbeiten entpuppen sich schließlich als reine Malerei. Wie heißt es so treffend: „Kunst kommt von Können“.

In der Tat, sie hat viel zu bieten, diese herbstlich-milde, auch als „englische Riviera“ bezeichnete Südküste.

On Tour 31- GB SÜD 3 „Spitzenmässig“

 

Flammendes Cornwall
Flammendes Cornwall

Sie muss schon ein besonderes Flair ausstrahlen – diese südliche Halbinsel Englands, Cornwall genannt. Nicht umsonst zieht sie Jahr für Jahr Millionen Besucher in ihren Bann, uns eingeschlossen.

Es sind wohl die felsig, rauen Küsten an der Nord- und Südseite der spitz zulaufenden „Tüte“, die saftig grünen Wiesen, deren Mauern und Hecken wie ein Schachbrettmuster den Blick auf sich ziehen, die in der Landschaft verstreuten niedlichen kleinen Dörfer oder Städtchen.

Cornwall - Schachbrett
Cornwall – Schachbrett

Cornwall, das Land der Rosamunde Pilcher, hat Künstler aller Richtungen angelockt. Nicht umsonst trägt St. Ives an der Nordküste die Bezeichnung „Künstlerdorf“. Eine Gemäldegalerie reiht sich an die andere, die bekanntesten sind wohl die Tate Gallery (Londoner Ableger) und das Ateliermuseum mit Skulpturengarten von Barbara Hepworth. Von der schreibenden Kunst hat sich insbesondere Virgnia Woolf hier viele ihrer Anregungen geholt. Dass mit diesem Pfunden nunmehr touristisch gewuchert wird, liegt auf der Hand. Doch man hat es klug angefangen. Der Autoverkehr der Besucherströme wird gar nicht erst in den malerischen Ort gelassen. Von einem Großparkplatz am Ortsrand gehen häufige Shuttle-Busse ins Zentrum, an den Strand und die Hafenpromenade.

Natürlich lohnt es sich, auf den jeweiligen Küstenrouten die Halbinsel zu erkunden, im Norden überwiegend die A 39 (Atlantic Way) bzw. die B 3306, im Süden die B 3315, später dann die A 394.

Künstlerdorf St. Ives
Künstlerdorf St. Ives

Doch man sollte Abstecher ins „Landesinnere“ nicht auslassen, hinein in die nicht so überlaufenen Dörfer oder zu den steinernen Zeugen des Altertums wie den „Lanyon Quoit“, den „Muffra Quoit“, den „Men-An-Tol“ oder die „Merry Maidens“. Sie alle sind auf schmalen, engen Straßen recht gut zu erreichen und bieten für die letzten Meter/Kilometer dann Wanderanlässe.

Städteliebhaber sind bestens bedient mit Truro, Falmouth oder Penzance mit dem nahen St. Michael’s Mount (ein Anblick wie Frankreichs Mont Saint Michel).

St. Michael's Mount
St. Michael’s Mount

Den anderen empfehlen wir so kleine Gemeinden wie das Fischerdorf Mevagissey, den beispielhaften Badeort St. Mawes (gleich gegenüber von Falmouth) oder die verträumte Gemeinde St. Just.

Apropos St. Just. Ein solches Dorf findet der Reisende gleich zwei Mal in Cornwall. Zum einen an der Nordküste in der Nähe von St. Ives, zum anderen das St. Just in Roseland 5km nördlich von St. Mawes. Das letztgenannte ziert sich mit einem wunderschönen dschungelartigen Palmengarten an einer kleinen Meeresbucht.

St. Just Palmenparkfriedhof
St. Just Palmenparkfriedhof

Doch was das Herz des Gartenfreundes höher schlagen lässt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Waldfriedhof mit eingebetteter Kirche und Heiligem Brunnen. So friedvoll und ansehnlich kommen nur wenige Flecken Englands daher – schlichtweg beeindruckend.

„Dschungelgarten“ lautet auch das Stichwort für das nächste Ziel, die „Lost Gardens of Heligan“. Also wieder einmal die Wanderschuhe angezogen, denn die Gartenanlage ist sehr weitläufig angelegt. Eigentlich zu weitläufig, um ein echtes Gartengefühl entstehen zu lassen.

Lost Gardens-Dschungelbrücke
Lost Gardens-Dschungelbrücke

Dschungelabteilung mit Strickleiter als schwankende Hängebrücke und die übrigen Teile vermitteln allein schon durch ihre Entfernungen voneinander nicht den Eindruck einer Einheit. So verändern wir das „spitzenmäßig“ doch einfach in „abgerundet“.

Viele werden sich beim Begriff Cornwall wohl bereits gefragt haben: Und wo bleibt denn das weltberühmte „Land’s End“. Hier kommt er: der westlichste Punkt der Britischen Insel.

Land's End
Land’s End

Die wohl meistbesuchte und meistfotografierte Landspitze Englands wird auch Anfang Oktober noch von Heerscharen von Touristen überschwemmt. Der kostenpflichtige Parkplatz am Eingang spricht Bände. Es scheint sich viel getan zu haben an dieser Attraktion. Als wir vor knapp 10 Jahren bereits einmal den Blick auf die Felsküste und den Kanal genießen durften, mochten wir noch von einem Hauch an Beschaulichkeit reden. Nunmehr ist die Landspitze zugekleistert mit Hotel, allen möglichen Kunsthandwerksläden und Fast-Food-Stationen, ergänzt durch mehr oder weniger informative Veranstaltungen wie dem „4D Film Experience“ oder der „The End to End Story“. Und selbst der cornische Legendenkönig darf mit „Arthur’s Quest“ nicht fehlen. Alle Einrichtungen natürlich nur gegen Bares, was nunmehr teilweise auch für das Fotografieren oder Fotografiertwerdens des berühmten Wegweisers (New York 3.147miles – John o’Groats 874 miles) gilt. Beschaulichkeit sieht anders aus.

Lizard Point
Lizard Point

Fast gegenteilig hingegen der 40-Autokilometer entfernte südlichste Punkt Englands, der Lizard Point. Betreut vom „National Trust“ stehen hier noch fast unberührte Natur an erster Stelle, die Besucherströme halten sich in Grenzen, das „Verkaufsangebot“ ebenfalls. Nicht nur von der Landschaft her nennen wir diesen Punkt auch im direkten Wortsinn „spitzenmäßig“.

Den Rücken kehren wollen wir nunmehr dem cornischen „Garten Eden“, wie der englische Landschaftsmaler Gainsborough (18.Jh.) diesen Landstrich seinerzeit titulierte, jedoch nicht ohne einen Besuch beim „Eden Project“ in der Nähe von St. Austell.

Eden Project
Eden Project

Überdimensionale Gewächshäuser so groß wie 30 Fußballfelder mit 50m Höhe spiegeln drei Klimazonen unserer Welt wieder: Tropen, Warmzone und gemäßigte Zone Ihr Erbauer, der Visionär Tim Smit, hat in ihnen die umfangreichste und vielfältigste Pflanzensammlung geschaffen: Rund 100.000 Pflanzen bei ca. 5.000 verschiedenen Spezies. Dieses besonders auch dem Umweltschutz verpflichteten „Charity Unternehmen“ handelt nach dem Motto der drei „RRR“ – Reduce, Re-Use, Recycle“.

Mevagissey
Mevagissey

Die Smit’sche Frage mag ein jeder selbst beantworten: „Pflanzen“, so meint er, „sind die wichtigsten Lebewesen der Erde. Kann man ihre Bedeutung für den Menschen besser in ein Projekt übersetzen als mit der Erschaffung des Paradieses?“ Es kann gut als lebendiges Beispiel für „Bewahrung und Nachhaltigkeit“ dienen.

On Tour 30- GB SÜD 2 Von Biestern&Priestern, Hexen und einem sagenhaften König

Exmoor
Exmoor

Es ist schon eine mystisch verklärte Gegend, dieser Küstenstreifen zwischen dem südlichen Exmoor in Somerset und dem nördlichen Cornwall, die sich wie zwei Toastscheiben um den Nordteil der Grafschaft Devon legen.

Nicht umsonst rätselt man über das „Beast of Exmoor“, wobei „moor“ nichts mit unserem Verständnis von Moor zu tun hat, sondern eher Heide- bzw. Ödland bedeutet. Und in dieser Nebel durchwaberten, bergigen Einöde soll jenes Untier gesichtet worden sein, oder doch nicht? Es ist wie beim Yeti: Manche haben es gesehen, manche zweifeln daran. Unklare Umrisse werden beschrieben, getötete Schafe für seine Existenz ins Feld geführt, alle Arten von „wissenschaftlichen“ Untersuchungen angestellt. Irgendwie soll es sich um eine „große Wildkatze“ handeln. Selbst der Zoologe Carl Hagenbeck wurde um eine Stellungnahme gebeten. Die Bezeichnungen der „Realisten“ schwanken zwischen Panther, Leopard und Puma, die der „Legendenträumer“ ordnen das Phänomen schlicht unter „Märchen und Folklore“ ein. Am besten traf es wohl die BBC mit der Bezeichnung „Alien Big Cat“.

Bedruthan Steps
Bedruthan Steps

Eine ähnliche“ Biestergeschichte“ treffen wir am südlichen Punkt dieses Reiseabschnittes bei den „Bedruthan Steps“. Übriggeblieben von der Geschichte sind tupferartige, riesige Felsformationen an der cornischen Küste unweit vom Badeort Newquay entfernt. Dabei soll es sich um die Fußstapfen des gleichnamigen Riesen handeln. Also glauben wir auch dieser phänomenalen Erläuterung und genießen demütig den herrlichen Ausblick.

Hartland Point
Hartland Point

Nicht in das Reich der Legende hingegen gehören die Wellen umtosten Cliffs, die Gischt gepeitschten Steilküsten – eine Bucht, eine Felsnase schöner als die andere mit dazwischen gesprenkelten, weit ausladenden – besser: einladenden – goldgelben Sandstränden. Beispielhaft seien angeführt der Hartland Point (mit Leuchtturm), der Higher Sharpnose Point bzw. der Tintagel Head.

Lynmouth-Cliff Railway
Lynmouth-Cliff Railway

Als besonders besuchenswert haben wir die Dörfer Lyntonmouth/Lynton (Somerset) sowie Clovelly (Devon) empfunden. Beide an der Küste gelegen bieten sie dem Besucher Besonderes. In Lyntonmouth lohnt sich eine Fahrt mit der „Cliff Railway“ in den oben auf dem Cliff gelegenen Ortsteil Lynton. Diese Bergbahn ist absolut emissionsfrei, denn sie wird nur mit Wasserkraft betrieben. Steile 60 Meter spult sie in rund 10 Minuten die Besucherströme auf und ab.

Clovelly
Clovelly

Für das Fischerdorf Clovelly auf der Anfahrt zum Hartland Point muss man Eintritt bezahlen, denn das gesamte Dorf ist einstmals von einem Millionär gekauft worden. Diese einzige Zufahrt hinein oder besser hinab ist für den öffentlichen Verkehr so gut wie gesperrt. Das ist auch gut so, denn bei 33% Gefälle, einer Straßenbreite von knapp 3,50m und keiner wirklichen Park- oder Wendemöglichkeit unten im Dorf wäre das Chaos vorprogrammiert. Also hat man am oberen Ende der Siedlung einen Großparkplatz mit Visitor Centre errichtet. Ein steiler Fußweg über senkrechtes Kopfsteinpflaster (Cobblestone), mehr Treppe als Weg, geleitet den Besucher durch enge Gassen und Gässchen hinab zum Hafen. Ihre eigenen Transportprobleme müssen die Bewohner mit Hilfe hölzerner Transportschlitten lösen. Das Eintrittsgeld scheint gut angelegt, denn das Dorf präsentiert sich im Bilderbuchanblick.

Grabstein
Grabstein

Gleichfalls nicht in das Reich der Legende gehört die Geschichte um den Priester Robert Stephen Hawker (1834-1875). Sie wird aufgeblättert im Dorf Morwenstow, wenige Kilometer vom Badeort Bude entfernt. Der Gottesmann galt als Exzentriker, denn er soll schon mal in Gummistiefeln und Ölzeug von der Kanzel herab gepredigt haben. Verheiratet mit der eigenen Patentante, Opium schmauchend und Balladen dichtend, vielerlei magischen Kräften zugewandt, genoss er sein Leben in einer aus Treibgut errichteten Hütte. All das nahm man ihm nicht übel. In Gefahr – zumindest seitens der damaligen Amtskirche – geriet er nur, wenn er entgegen den kirchlichen Regeln Schiffbrüchige beerdigte. Denn das galt damals als Sünde und war einem Priester strikt untersagt. Ihn kümmerte dieses Verbot offenbar wenig, denn nichts hielt ihn davon ab, einmal eine gesamte ums Leben gekommene Schiffsbesatzung auf seinem Kirchhof zu Grabe zu tragen und als Grabstein die Gallionsfigur des zerschellten Schiffes aufzupflanzen. Strahlend weiß leuchtet sie auch heute noch neben seiner Kirche.

Im Hexenmuseum
Im Hexenmuseum

Priester spielten im Mittelalter während der Inquisition eine große Rolle bei den unzähligen Hexenaustreibungen und –verbrennungen. Das malerische Bergdorf mit felsigem Naturhafen Boscastle hat sich dieser Geschichte in seinem „Hexenmuseum“ angenommen. Doch der Begriff „Hexerei“ (oder:“Witchcraft“) wird viel umfangreicher ausgelegt. Thematisch aufgearbeitet werden alle möglichen Formen von „magischer Kunst“ oder „zauberartiger Kraft“, vom Altertum bis in die Moderne. Wir wurden den Eindruck nicht los: Hat sich bis heute eigentlich viel verändert? Die Mittel sicherlich, das Denken vielleicht nicht immer.

Tingtagel-King Arthur Castle
Tingtagel-King Arthur Castle

Sagenhaft, sagenumwoben bleibt nachhaltig der berühmte King Arthur. Es ist die „unendliche Geschichte“ eines früheren Herrschers, dessen geschriebene und erzählte Biographie an die jeweiligen historischen Epochen immer wieder angepasst wurde. Das Zentrum dieses Artus-Kultes liegt mit dem Arthur Castle in Tintagel (Cornwall). Die Burg oder das, was von ihr heute noch übrig geblieben ist, stammt zwar aus dem 13.Jh., Arthur soll aber bereits im 6.Jh. gelebt haben.

Sharpnose Point
Sharpnose Point

Wie fügt sich das zusammen? Ganz einfach: Die Burg wird deklariert als Prestigeobjekt, Vorzeigecastle eines damaligen Königs Edward, der dem Arthur ein Denkmal setzen wollte. Bei allem schönen Anblick bildet sie jedoch nur einen Flecken auf dem King-Arthur-Mosaikteppich, der das Land bedeckt. Mehreren „Arthur-Round-Tables“ sind wir begegnet, an unterschiedlichen Orten soll er begraben liegen. Wie soll da sein Andenken in Vergessenheit geraten! All das ist sicherlich angenehm fürs Auge, wohltuend fürs Gemüt und vor allem profitabel fürs Tourismusgeschäft.

On Tour 29- GB SÜD 1 „´Kreise ziehen und Haken schlagen”

Dunster Castle P1180094Auf dem (Küsten-)Weg nach Süden schlagen wir erst einmal einen kleinen Haken ins Binnenland, in die beiden Grafschaften Somerset und Wiltshire, denn mehrere Sehenswürdigkeiten drängen sich zur Besichtigung auf.

Lacock-AbbeyFotographiemuseum
Lacock-AbbeyFotographiemuseum

Das Museum „Geburtsort der Fotografie“ in Lacock unweit von Bath gewährt Einblick von den ersten Anfängen um 1839 bis zur heutigen digitalen Version. Ihr Erfinder, Sir Henry Fox Talbot schlug sich hier in seinem Schlösschen, einer ehemaligen Abtei, zahllose Nächte um die Ohren, bis er alle technischen und gedanklichen Haken und Ösen beseitigt hatte, um die erste Kamera der Welt, die „mousetrap camera“ präsentieren zu können. Wenn man die ersten Belichtungszeiten von 2 – 4 Stunden mit den heutigen vergleicht, kaum beschreibbar, welch rasante Entwicklung die Fotografie durchlaufen und durchlitten hat. Doch Talbot war nicht der einzige, der diese Kunst erfinden wollte. Im fernen Frankreich saß sein Konkurrent Louis Daguerre, der offensichtlich gleichfalls kurz vor dem Erfindungsdurchbruch stand. Aber wie heißt es so schön? The Winner takes it all! Bei Talbot so viel, dass der das 800 Jahre alte ehemalige Nonnenkloster kaufen und es zu seinem Mansion mit riesiger Parkanlage, eigener Brauerei umgestalten konnte. Alles wirkt wie im Märchen mit dem einer Puppenstube ähnlichen, angrenzenden Dorf und der Mischung aus Herrenhaus und Abtei.

Bath-Paradies für Reihenhäuser
Bath-Paradies für Reihenhäuser

Gleich nebenan rollt man dann in den Kurort Bath mit den immer noch funktionierenden römischen Heilquellen. Sie war und ist eine viel besuchte Stadt. Aufgegliedert in Terrassen genießt man von fast allen Ebenen einen herrlichen Ausblick auf das Tal des Avon. In Bath wurde das Reihenhaus „erfunden“. Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf, da man kaum andere Bauformen entdecken kann. Die berühmtesten und teuersten Häuserzeilen stehen am „Royal Crescent“ sowie nur 200m weiter um den Kreisel mit Namen „The Circus“ herum. Als wie kostbar die Bath’sche Architektur beurteilt wird, zeigt sich darin, dass sie sich als einzige britische Stadt als mit dem Titel UNESCO-Weltkulturerbe schmücken darf.

Glastonbury Tor
Glastonbury Tor
Grafschaft Somerset vom Glastonbury Tor
Grafschaft Somerset vom Glastonbury Tor

Lassen wir die Blicke Kreise ziehen auf dem Hügel von Glastonbury Tor. Die grüne, hügelige Landschaft beiden Grafschaften liegen dem Betrachter zu Füßen, der Blick schweift zur berühmten Kathedrale in Wells.

Eigentlich handelt es sich bei diesem Tor (Abkürzung von „Tower“) um Turmüberreste aus frühchristlicher Zeit. Doch mystisches Gedankengut gewann die Oberhand, so dass der Bekanntheitsgrad eher auf der Behauptung beruht, hier irgendwann im 12.Jh. Königs Arthurs Grab und das seiner Gattin gefunden zu haben.

Dieser legendäre König wird uns später noch in Cornwall begegnen.

Glastonbury trumpft noch mit einem weiteren Merkmal auf. Der Ort gilt als Hochburg der britischen Esoteriker. Die Straßen sind bevölkert mit Leuten, deren Gedanken überwiegend um „Erleuchtung“ kreisen. Zahlreiche Geschäfte bieten entsprechende Literatur und Utensilien feil.

Den Blick kreisend schweifen lassen, kann man auch vom Dunster Castle. Die schmucken Terrassengärten, das hochherrschaftliche Interieur, die unbeschreiblichen Ausblicke auf den Atlantik dienten rund 600-Jahre bis in die 1960-ger Jahre ehrwürdigen Grafengenerationen als Wohnsitz.

Wells Kathedrale
Wells Kathedrale

Weiß strahlt sie, die bombastische Kathedrale von Wells. Offensichtlich frisch restauriert, belegt sie als wahre Perle, als ein absolutes „must see“ in einem Besuchsprogramm einen der vorderen Plätze in einem Kathedralen-Schönheitswettbewerb.

Alle Hirnströme kreisen um den Käse im Dorf Cheddar, einem Produktions- und Verkaufsort für den „britischen Gouda“.

Cheddar Gorge
Cheddar Gorge

Und die während der Käsekostproben angelachten zusätzlichen Kalorien kann man später im schroffen Cheddar Gorge und der Jakobs Leiter ja wieder abwandern und -kraxeln. Bequemer geht es per Auto durch diesen Gorge hindurch zu fahren.

Nun aber endlich zu wirklichen Kreisen, nämlich zu Steinkreisen. Den berühmtesten, Stonehenge braucht man eigentlich nicht mehr zu beschreiben, so bekannt ist er. Und doch ist es immer wieder ein Erlebnis, um ihn herum wandeln zu dürfen.

Stonehenge
Stonehenge

Das neue, in diesem Jahr (2014) eröffnete Besucherzentrum, der neu eingerichtete Bus-Shuttle-Service und die Tatsache, dass die Besucher nunmehr nur noch in respektvollem Abstand auf vorgeschriebenem Weg um ihn kreisen dürfen, unterdrückt zwar den unmittelbaren Kontakt mit diesen mystischen Steinen, hilft aber der effektiveren Bewahrung dieses unersetzlichen, historischen Zeugnisses menschlicher Kultur.

White Horse von Avebury
White Horse von Avebury

Und nur rund 30km weiter, im 300-Seelendorf Avebury kann ein weiterer, besterhaltener Steinkreis besichtigt werden. Er ist zwar nicht so berühmt wie sein Nachbar aber mindestens ebenso beeindruckend und sehr viel umfangreicher. Die Touristenströme halten sich in Grenzen; Alles läuft erheblich gemächlicher ab. Außerdem gibt es den rund 3km langen Rundgang „just for free“. Hier darf dem Reisenden human-historisches Erbe lieb sein, ohne dass es gleich teuer wird.

Tarr Steps & Furt
Tarr Steps & Furt

Zum Schluss noch die Entscheidung, ob wir einen rund 30km langen Haken schlagen, sprich Umweg fahren, um im Exmoor von Dorf A nach Dorf B zu gelangen, oder die Furt durch den Fluss Tarr nehmen. Zu Fuß gelangt man trockenen Fußes über die „Tarr Steps“ zum anderen Ufer. Pferd und Wagen in früheren Zeiten, Autos in heutigen müssen unweigerlich ins Wasser. Wir habenmit unserem Wohnmobil den umwegmäßigen Haken gewählt.

Zwischenmahlzeit – DiaVortragsProgramm nunmehr abgerundet

MAROKKO-Sandwüste Erg Chebbi
MAROKKO-Sandwüste Erg Chebbi

Mit dem neuesten Reisebericht/DiaVortrag

ENGLAND: Perlen einer Reise – Lake District, Wales, Cornwall“ konnten wir unser aktuelles DiaVortragsProgramm zunächst erst einmal abrunden. Weitere Informationen zum neuen England-Vortrag gibt es hier.

SCHOTTLAND-Castle
SCHOTTLAND-Castle

Somit stehen insgesamt nunmehr 13 DiaVorträge zur Auswahl –

4x Europa – England, Schottland, Irland, Norwegen

2x Afrika – Marokko 

7x Nordamerika USA / CANADA

USA-NYC Manhattan Südspitze
USA-NYC Manhattan Südspitze

Da ist bestimmt für jeden etwas dabei! Für detailliertere Informationen über die einzelnen Vorträge, schauen Sie einfach in die Rubrik „Vorträge“.

Vielleicht sehen wir uns ja auf einer unserer Veranstaltungen. Wir würden uns freuen.

On Tour 28- GB WA 3 „Liebeslöffel – Liebestöter – Liebesheirat”

Brecon Beacons
Brecon Beacons

Wenn man durch den südlichen Bruder des „Snodownia NP“, nämlich den „Brecon Beacons National Park“ tourt, wechselt die Szenerie alle 20 Minuten. Verschiedene Grünfarben lösen einander ab. Vom Wind getriebene Wolken verleihen ihnen durch die changierende Licht-Schatten-Wirkung einen besonderen Reiz. Der Park darf sich auch „Geopark“ nennen, d.h. er gehört zur Familie der weltweit insgesamt 100 Geoparks. Darunter wird die Landschaft subsummiert, welche sich durch ein besonderes geologisches, historisches und kulturelles Erbe auszeichnen. Vor vielen Millionen Jahren noch von Meer überflutet, dann durch das Aufeinandertreffen der Kontinentalplatte emporgehoben, teilweise auch tropische Klimaepochen durchlebt, präsentiert diese Landschaftsform sich nunmehr mehr oder minder abgeschliffen durch die mächtigen Gletscher der letzten Eiszeit.

Schließlich gestaltet  seit rund 7.000 Jahren der Mensch mit „Axt, Pflug, Hammer und Hand“ ihre Geschichte und ihr heutiges Aussehen.

„Becon Beacons NP“ weist eine weitere Besonderheit auf. Er ist anerkannt als „International Dark Sky Reserve“, d.h. als Gegend, in der nur wenig künstliches Licht erzeugt wird, so dass nachts die gut sichtbare Milchstraße wie ein Bogen den schwarzen Nachthimmel überwölbt.

Und an der Nordkante dieses von Einheimischen genannten „kleinen Paradieses“ liegt der zentrale Ort Brecon. Der hübsche Marktflecken mit Burg und schöner  Flussuferpromenade lädt ein ins „Tower Café“.

Liebeslöffel
Liebeslöffel

Dabei handelt es sich um ein Permanenzcafé  nicht nur mit umfangreicher Kuchenauswahl, sondern auch mit kostenfreiem WiFi-Zugang  in einem Seitenschiff der Kathedrale St. Mary. Das Konzept scheint aufzugehen. Das Café war gut besucht von Einheimischen wie Touristen.

Die zweite Besonderheit dieses Ortes zeigt sich in seinem Heimatmuseum mit der stattlichen Sammlung an Liebeslöffeln. Hierbei handelt es sich um eine walisische Tradition aus dem 17.-19.Jh. Selbstgeschnitzt aus einem einzigen Stück Holz und liebevoll mit Schnitzereien verziert galten sie als des Bräutigams „Heiratsantrag“ an die Braut. Wurden sie von der Auserwählten angenommen, nahmen sie quasi die Funktion einer Zustimmung bzw. eines Verlobungsringes an.

Hywel Dda Zentrum & Garden
Hywel Dda Zentrum & Garden

In der Regel ergeben sich daraus dann ja Liebesheiraten. Ob das bei dem seinerzeitigen nordwalisischen König Hywer im 9.Jh. auch der Fall war, bleibt offen. Seine „Liebesheirat“ umgarnte alle übrigen walisischen Königreiche seiner Epoche zu einem einzigen. Nun, so ganz freiwillig war diese royale Heirat letztendlich wohl nicht. Doch um 930AD schuf der König Gesetze, die mit Fug und Recht auch heute noch als modern angesehen werden können, wie z.B. eine hälftige Eigentumsteilung bei Scheidung, der gerechte Verteilung von Fischfängen uvm. Das entsprechende „Hywel Dda Zentrum & Garden“ findet man in Whitland.

Eine „Liebesheirat“ mit verlassenen Tieren gingen allerdings die Tierschützer des „Schimpansen Gnadenhofes“ ein. Als der damalige örtliche Zoo geschlossen wurde und man bereits mit der Tötung der Tiere begonnen hatte, übernahmen die Ehrenamtler in einer Rettungsaktion die Pflege der noch verbliebenen Affen. Und deshalb wird hin und wieder Affengekreische in den Tälern der „ Brecon Beacons“ hörbar.

Wollspinnerei
Wollspinnerei

Doch auch von „Liebestötern“ soll hier ja die Rede sein. Im National Woollen Museum bei Newcastle Emlyn einer ehemaligen Wollspinnfabrik. Nicht das ausgezeichnete Museum gilt als solches. Doch die damaligen Schafwollprodukte vom Sonntagsstaat bis zur Gebrauchswäsche waren wohl nur mit äußerster Hautunempfindlichkeit zu ertragen, was sicherlich besonders für die Unterwäsche, den „Liebestötern“, galt. Doch der Handel mit diesen von Hand und später dann von Maschinen hergestellten Produkte wurde im Laufe der Kunstfaserentwicklung immer schwieriger. Viele dieser südwalisischen Spinnereien mussten deshalb gegen Mitte des 20.Jh’s wegen Unrentabilität schließen.

Tenby
Tenby

Besser erging es da dem „Tudor – Handelsimperium“ im 15.Jh. Ein städtisches „Musterhaus“ aus der damaligen Epoche kann im Badeort Tenby besichtigt werden. Europaweite Handelspartner sicherten einen stetigen Warenfluss.

Malerisch zeigt sich die Kulisse dieses Touristen- Hotspots. Auf einem Felsen gelegen, säumen mehrere Reihen bunter Häuser das Meer. Zwei Strände laden zu Aktivitäten ein. Promenadenwege direkt an der Felskante oder den Stränden entlang führen schließlich zu einem geschäftigen Hafen direkt unterhalb der Burgruine.

Kehren wir noch einmal zurück zu walisischen Naturschönheiten. Zum einen ist hier die Südwestspitze, die St. Davids Peninsula, zu nennen. Weite, weiße Strände prägen ebenso das Bild wie schroffe Felsküsten. Und die gleichnamige „Hauptstadt“ dieser Halbinsel beherbergt zugleich die seinerzeit (13.Jh.) größte Kathedrale Englands. Die Kirche dient heute noch als lebendiges Gotteshaus. Von dem ehemaligen Bischofspalast existieren nur noch besichtigungswürdige Ruinen, in denen im Sommer „biblisches Theater“ über das Leben des Heiligen St. David gespielt wird.

Worms Head Spitze
Worms Head Spitze
Worms Head Strand
Worms Head Strand

Als Naturperle erweist sich auch die Gower Halbinsel südlich von Swansea. Der Strand und der felsige „Worms Head“ gerieren sich als Anziehungspunkte für Surfer und Wanderer.

Bei unserem Besuch an einem sommerlichen Septembersonntag quoll diese Landspitze über von Besuchern aus dem nahen Swansea. Und es war wohl nicht nur das herrliche Wetter, welches die Tagesgäste hinauszog.

Blick auf Swansea
Blick auf Swansea

Das Erscheinungsbild der Industrie- und Hafenstadt Swansea trug sicherlich ein übriges dazu bei. Wir reden dabei nicht von dem eleganten „Waterfront Museum“ oder dem „Literaturcenter“ mit Schwerpunkt des bereits erwähnten Dichters Dylon Thomas. Nun, das allgemeine Straßenbild mit Massen an pflegebedürftigen Häusern prägt diesen Eindruck, ganz zu schweigen von dem auffälligen Straßenmüll. Vielleicht bemerkt man es eines Tages nicht mehr so, wenn man stets dort weilt. Uns stach es sehr schnell ins Auge, so dass ein Stadtbesuch auch nicht sehr lange dauerte.

Nur wenige Kilometer entfernt erlebt man Gegenteiliges. Wales‘ Hauptstadt Cardiff erscheint bunt, gepflegt und im Hafenbereich hanseatisch. Diese Stadt ist einen Besuch wert. In der historischen Innenstadt dominiert das riesige Castle mit seinem mit bunten Figuren verzierten Turm das Stadtbild, angrenzend an die verwinkelte Fußgängerzone. Die farbenfrohen Arkadengänge beherbergen Läden, Cafés und Galerien aller Art. Viktorianische Architektur dominiert das Universitätsviertel „hinter“ dem Castle – Alles gut zu Fuß zu erreichen,  sehr gefällig anzuschauen.

Cardiff Castle
Cardiff Castle

Autofahrern sei empfohlen, ihr Fahrzeug auf dem P&R-Platz am Millenium Stadium abzustellen und den Shuttlebus zu nehmen. Die zu zahlenden £3 beinhalten Parkgebühren für den ganzen Tag und Busticket für alle Insassen des Autos. Dafür gelangt man dann absolut unproblematisch ins Stadtzentrum und wieder zurück. Als empfehlenswert erweist sich ebenfalls das 24-Stunden-Ticket für eine städtische Sightseeingtour /Hopp-On-Hopp-Off mit ausführlicher Rundfahrt auch an der Waterfront und einem Ermäßigungsbon für das National Museum of Wales.

Caerleon - Römische Arena
Caerleon – Römische Arena

Wir beenden die Reiseberichterstattung über Wales mit einem Besuch der Ausgrabungen des römischen Forts in Caerleon, nördlich von Newport. Auch hierfür ist kein (Um-)Weg zu weit. Abgesehen von dem pittoresken Stadtbild des kleinen Ortes lohnt der Besuch der Ausgrabungsstätten „ehemaliges Fort“, „die Badehäuser“, die „Soldatenunterkünfte“ sowie das ehemals 6.000 Zuschauer fassende „Amphitheater“, das besterhaltene, das in Britannien je gefunden wurde. Ergänzt wird dieses archäologische Ensemble durch ein hervorragendes Museum. Wer nun an hohes Eintrittsgeld denkt, kann sein Portemonnaie ruhig stecken lassen. Alle diese Sehenswürdigkeiten gewähren „Freien Eintritt“.

Zweieinhalb Wochen Walesrundtour liegen hinter uns. Die Region steckt voller Mannigfaltigkeit in Bezug auf ihr Wetter, ihre Natur, ihr historisches und kulturelles Erbe, so dass sich die „Qual der Wahl“ – mit Ausnahme des Wetters – schnell einstellt. Andere mögen andere Schwerpunkte setzen. Wir verlassen nunmehr höchst zufrieden diesen Landstrich, denn die südlicheren Gebiete Somerset, Devon, Dorset und besonders Cornwall locken.

On Tour 27- GB WA 2 – Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch

Dieses Wort ist wahrhaftig keine Legende, sondern der leibhaftige Ortsname eines kleinen walisischen Straßendorfes wenige Kilometer nordwestlich von Bangor. Er besteht aus 58 Buchstaben. Ins Englische übersetzt bedeutet er ganz einfach „The Church of Mary in the Hollow of the White Hazel near the Fierce Whirlpool and the Church of Tysilio by the Red Cave“. Aber das wussten Sie ja bereits. Und die Übersetzung? Lässt sich leichter merken: „St. Marienkirche am Teich der weißen Haselsträucher in der Nähe des schnellen Strudels an der roten Grotte der Kirche des Heiligen Tysilio“. Na, da freut sich doch jeder Navi.

Powis Castle & Gardens
Powis Castle & Gardens

Powis Castle hingegen birgt keine Ausspracheprobleme. Wäre auch schade darum, wenn ein Besuch dieses pittoresken Schlosses mit seinem märchenhaften Terrassengarten wegen seiner Bezeichnung erschwert würde. Besonders stolz präsentiert der Schlossherr die Suite, in der Prince Charles während seiner Walesbesuche residiert. So etwas adelt, bringt aber auch sämtliche Besucherströme heillos durcheinander.

Barmouth
Barmouth

Erholung liefert der Badeort Barmouth am Südwestende des Snowdonia National Parks. Der von Palmen gesäumte Strand zieht auch zu dieser Jahreszeit Mitte September noch zahlreiche Touristen an. Kaum zu spüren, dass die Strandsaison eigentlich doch lange vorbei sein soll.

Oder bilden die massive Kathedrale am Felsenhang bzw. das Rundhaus „Ty Crwn“ einen Publikumsmagneten? Kann schon sein, denn besonders die legendenhafte Geschichte des Rundhauses hat es in sich. Es diene früher, d.h. in der 2.Hälfte des 18.Jh’s als Gefängnis für betrunkene Seeleute. Zwei Eingänge gewähren Einlass, einer für die Seeleute, der andere für deren weibliche Begleitung. Und in der Mitte dank geschickter Türarchitektur treffen sich dann alle wieder. Und warum rund? Damit der Teufel in Form von Trunksucht und Lasterhaftigkeit sich nicht in irgendeiner Ecke verstecken kann.

Three Bridges
Three Bridges

Da ist er wieder, unser Freund Belzebub. Ebenfalls quasi hautnah kommt er der Menschheit im Ort Devil’s Bridge in Mittelwales. Der aus 900m Höhe in mehreren Stufen herabstürzende Wasserfall des Mynach-Baches bildet den Rahmen für das teuflische Spektakel, genauer gesagt die älteste der drei übereinander gebauten Brücken.

Und so soll es geschehen sein: Irgendwann im 11.Jh. besuchte der Teufel Wales. Dort begegnete er an eben jenem Wasserfall einer aufgeregten, alten Frau. Gefragt nach dem Grund für ihre Erregung, erklärte diese, dass auf der anderen Seite des Baches ihre Kuh sei und nicht mehr zurück fände. Der Teufel versprach, über Nacht hier eine Brücke zu erbauen, unter der Maßgabe, dass ihm das erste Lebewesen gehören werde, welches die Brücke überquere.

Devils's Bridge Wasserfall
Devils’s Bridge Wasserfall

Und so geschah es dann auch. Als die alte Frau, begleitet von ihrem alten Hund am nächsten Morgen den Bach wieder erreichte, überspannte eine stattliche Steinbrücke die Wasser. Eingedenk des Teufels Bedingung schickte sie zunächst ihren alten Hund hinüber. Schnell erkannte der auf Menschenseelenjagd versessene Unhold, dass er ausgetrickst worden war. Unter Flüchen verließ er den Ort seiner Niederlage und soll in Wales nie mehr gesehen worden sein. Geblieben sind die echte „Teufelsbrücke“ aus dem 11.Jh., eine zweite aus dem 18.Jh. und die heutige moderne. Alle drei stehen direkt übereinander wie Bausteine. Ein von steilen Treppen geprägter Rundwanderweg führt auf der „Jakobsleiter“ in den Taleinschnitt hinein und wieder hinauf, immer um den Wasserfall herum.

Aberysthwyth
Aberysthwyth

Von dort ist es nur noch ein Steinwurf bis zum mondänen Badeort Aberystwyth. Die dem Strand nahen Castleruinen und die Zahnradbahn zum Constitution Hill sichern auch dieser Stadt einen stetigen Besucherstrom. Eine gewichtige Rolle hierbei spielt auch die Marine Terrace, die zwei Kilometer lange Wasserfrontpromenade mit den Prunkbauten im Viktorianischen Stil sowie die hölzerne Vergnügungspier.

New Quay
New Quay

Und als dritte Meeresperle wollen wir das ein wenig südlichere New Quai nicht unerwähnt lassen. Enge, steile Sträßchen und Gassen, gesäumt von Imbissen mit leckeren „fish & chips“, führen hinab zu einem malerischen Hafen. Kurz gesagt, ein Touristenstädtchen wie im Bilderbuch. Selbstredend wird auch hier eine große Persönlichkeit als Aushängeschild ins Feld geführt. Es handelt sich um den Dichter Dylan Thomas (1914-1953), über die Grenzen hinaus bekannt durch seine Gedichte, Essays und Drehbücher.  Sein einziges Theaterstücke „Under The Milkwood“, für das er sich Anregungen eben in dieser Küstengegend verschaffte, heimste zahlreiche internationale Preise ein. Sein Londoner Leben als Bohemien bewahrte ihn vor der Einberufung in die Armee (WWII), da er sturzbetrunken zur  Musterung gekommen sein soll.

Das wohl Wertvollste, was Wales zu bieten hat, ist neben der Landschaft sein Gold. „The Welsh Gold“ soll erheblich kostbarer sein als alle anderen Goldgesteine dieser Welt. Das müssen auch bereits die alten Römer erahnt haben, denn während ihrer Besatzungszeit vor rund 2.000 Jahren schürften sie es aus riesigen Tagebaugruben oder besser Löchern in der Nähe des zentralen Gebirgslands der Brecon Beacons – heute ebenfalls ein Naturnational Park. Wer mehr hierüber erfahren möchte, nicht nur über die Goldgewinnung aus der Zeit der Römer, sondern bis hinein in die 1930ger Jahre, der besuche die „Dolaucothi Gold Mines“ nahe der Stadt Lampeter.

Es muss einen realen Hintergrund haben, dass das walisische Gold etwas ganz Besonderes darstellt. Denn wer mag sich vorstellen, dass die königliche Familie sich mit „gewöhnlichem“ Gold zufrieden gibt. Das Edelmetall für die Eheringe der Queen, von Prince Charles und Lady Diana jedenfalls stammt aus walisischen Gruben, aus Dolgellau etwas nördlich der ehemaligen Römergrube gelegen.

Atlantik Abenstimmung
Atlantik Abenstimmung

Wer an Bergbau denkt dessen Gedanken sind nicht weit entfernt von den damaligen Arbeitsbedingungen in den Stollen. Kinderarbeit war üblich, auch Untertage. Die tägliche Arbeitszeit betrug mindestens 12 Stunden, sechs Tage pro Woche. Die Lebenserwartung der Grubenarbeiter überstieg die 40Jahre kaum.

Derartige Arbeitsbedingungen, sowohl im Bergbau, stärker noch in den vielen Wollspinnereien des Landes riefen den ersten „wirklichen“ Sozialisten Englands auf den Plan, Robert Owen (1771-1858). Seine Geburts- und Sterbestadt Newtown ehrt den großen Sozialreformer mit Museum, Statue und Memorial. Dabei war dieser Mann kein Sozialträumer, sondern als erfolgreicher Unternehmen auch knallharter Kapitalist. Die Arbeitsbedingungen seiner Arbeiter und die anderer Unternehmen verlor er dabei allerdings nie aus dem Auge. Für seine Zeit gingen die angestrebten Reformen noch zu weit. Nur 10 ½ tägliche Arbeitsstunden waren in jener Epoche undenkbar, Arbeit von Kindern unter 10 Jahren an der Tagesordnung. Doch geblieben sind die Ideen für menschlich angepasste Arbeitszeiten und das Verbot der Kinderarbeit. Nun- bahnbrechende Ideen benötigen viel Zeit bis zu annähender Realisierung.