Archiv der Kategorie: Australien

K&K 75 – Go Rotto and Freo

Außenstehenden sagen diese zwei Kosenamen sicherlich erst einmal nicht allzu viel. Doch die Einwohner von Westaustraliens Hauptstadt Perth geraten ins Schwärmen bei diesen beiden Begriffen.

Rottnest Island
Rottnest Island

Go Rotto and Grab a Bike – lautet ein geflügeltes Wort. Das bedeutet, dass man nach Rottnest Island übersetzt und die autofreie Insel auf einem der Tausenden der dort umherfahrenden Fahrräder erkundet.

Wir probieren es aus. Per Katamaran lassen wir uns übersetzten  von einem nördlichen Vorort von Perth aus, von Hillarys Boat Harbour. Knapp 45 Minuten dauert die Überfahrt mit einem Schiff von Rottnest Fast Ferries (www.rottnestfastferries.com.au ), eine Fährgesellschaft, über die auch gleichzeitig der entsprechende Drahtesel mitgebucht werden kann. Das Ganze läuft absolut komplikationslos und preisgünstig ab. Außerdem gibt es auch noch Abfahrten von Perth selbst bzw. vom südlicheren Fremantle. Doch der große Vorteil von Hillarys Harbour ist der großzügige und vor allen Dingen kostenfreie Parkraum. Das finden wir in Perth nicht.

Inselblick auf Perth
Inselblick auf Perth

Und dann stehen wir auf der Ferieninsel mit ihren 14km Länge und nur 4,5km Breite. Hügelig und voller Dünen kommt sie einher. Jetzt im Winter (August) hält sich der Fahrradverkehr glücklicherweise in Grenzen. Doch wer einmal in den inseleigenen Fahrradverleih blickt, kann sich das sommerliche Pedalogedränge gut vorstellen, wenn auch  nur die Hälfte aller dieser Zweiräder vermietet sein sollte.

Die relative Leere seiner Insel freut besonders unseren Busfahrer Edvard, der uns nach unserer fahrradlichen Kostprobe in seinem Kleinbus um die Insel schaukelt und uns die Hauptattraktionen zeigt. Diese Inseltour kann bei Adams Coachlines gebucht werden (http://www.ADAMSpinnacletours.com.au). Dreieinhalb Stunden dauert sie, erstaunlich lange für solch ein kleines Eiland. Aber die Tourlänge zeigt, wie attraktiv die Insel ist.

Rottnest Island Seenplatte
Rottnest Island Seenplatte

Gestartet wird in der Hauptsiedlung Thomson Bay. Zwanzig solcher Bays sind um die Insel herum zu finden, eine schöner als die andere. Und als ob das noch nicht genügen würde, an diesen Bays kann sich der Besucher an 63 Beaches tummeln. Die 100 Einwohner bleiben niemals unter sich, denn im mediterranen Klima herrscht immer Touristensaison.

Wie an einem Zirkel umkreisen wir auf unserer Rundfahrt den Inselleuchtturm, das Wadjemup Lighthouse. Er trägt den urspünglichen Aboriginal Namen, der so viel bedeutet wie „land across the water“. Seine Aussichtplattform kann bestiegen werden für einen Inselüberblick. Der amtierende Leuchtturmwärter öffnet hierfür gern die Turmtüren.

Seelöwen Spa
Seelöwen Spa

Natürlich tragen die vorgelagerten Felsformationen malerische Namen wie Cathedral Rocks oder Green Island. Umspült wird die Insel durchgängig mit kristallklarem Wasser, so dass diverse Korallenriffe vom Ufer aus erspäht werden können. Für Taucher und Schnorchler sind sie ein Paradies, für die auf der Insel beheimatete Raubvogelwelt ein Futtertopf. Besonders die Seeadler sind hier zu nennen. Neun Paare haben an den Ufern ihre Nester gebaut. Viele andere Vogelarten wie Pelikane oder Kormorane ergänzen das ornithologische Bild.

Im Norden der Insel hingegen tummeln sich mehrere Seelöwenkolonien. In der warmen Wintersonne auf dem Rücken schwimmend, die Flossen meisten gen Himmel gestreckt, fühlen sie sie offensichtlich wo wohl wie in einem Spa. Das Klicken der Fotoapparate und Ausrufe des Entzückens der Zuschauer lassen sie kalt.

Als tierische Hauptattraktion hoppeln und hüpfen allerdings die Quokkas durch das Dünengras. Rund 12.000 soll es auf der Insel – und nur dort – geben. Nachdem sie nunmehr keine natürlichen Feinde mehr haben, der letzte Inselfuchs hat vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet, vermehren sie sich rasant. So schreitet eine Entwicklung fort von „bedrohter Art“ hin zur „Plage“, denn gefräßig sind, die Minikängurus.

Quokka
Quokka

Von ihnen stammt auch der Inselname, wenn auch in fälschlicher Assoziation. Als sie von den europäischen Entdeckern zum ersten Mal gesichtet wurden, glaubten jene an riesengroße Ratten. Denn sie sind in der Tat nicht viel größer. Besonders aus der Ferne erblickt, kann es da leicht zu Ähnlichkeiten kommen. Demnach hieß die Insel früher denn auch wenig touristenfreundlich „rat’s nest“. Nun, das hat sich gewandelt. Die „Ratten“ wurden bei späterer, näherer Betrachtung als jene Kängurus identifiziert.

So klein die Insel auch sein mag, wir finden immerhin zwölf malerische Seen auf ihr. Sie entstammen aus einer Periode, als der Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit um mehrere Meter absank. Außer Regen werden diese Seen durch kein weiteres Süßwasser gespeist, so dass sie heute den sechsfachen Salzgehalt des Indischen Ozeans haben sollen.

Auf dem höchsten Hügel der Insel, dem Oliver Hill gibt es eine historische Sehenswürdigkeit zu erkunden, die Oliver Hill Guns. Diese Bunkeranlage mit seinen riesigen Kanonen diente in WW II als Schutz- und Verteidigungswall von Perth und dem kriegswichtigen Hafen von Fremantle. Denn natürlich hatten die Japaner im Pazifikkrieg auch ein Auge auf diese strategisch wichtige Region geworfen. Heute erlaubt die sogenannte „Tunnel Tour“ einen schaurigen Einblick in die seinerzeitige viel schaurigere Realität.

Inselbahn
Inselbahn

Als wir aus der Bunkeranlage wieder ans Tageslicht gelangt sind, hat sich unser Tour Bus bereits auf und davon gemacht. Dafür kommt die Inseleisenbahn den 60m hohen Dünenberg hinauf geschnauft. In einer rasanten Schussfahrt bei durchschnittlichen 10km/h rumpelt der Triebwagen wieder der Hauptsiedlung Thomson Bay entgegen.

Am späten Nachmittag schweben wir mit dem komfortablen Katamaran die 19km zurück aufs Festland. Kurz vor Sonnenuntergang endet dieser fantastische und sehr empfehlenswerte Ausflugstag.

Swan River Cruise
Swan River Cruise

Go Freo and Take the Tram – steht für eine zweite, sehr beliebte Aktivität in Perth. Wir fahren in die 20km südlich gelegene Hafenstadt Fremantle (Freo). Zur Genusssteigerung nehmen wir weder unser eigenes Wohnmobil noch Bus oder Bahn, sondern steigen in Perth am Elizabeth Quay auf die Fähre. Auf dem idyllischen Swan River bringt uns die Captain Cook Cruise (www.captaincookcruises.com.au) in knapp 90 Minuten bis in Westaustraliens größten Ozeanhafen. Bei dem sonnigen, fast schon frühlingshaften Wetter ist es eine reine Freude  auf dem Vorder- oder Achterschiff das mit Villen bestückte Flussufer inklusive diverser Steilküstenufer vorbeigleiten zu sehen und dabei den von der Reederei spendierten Kaffee oder Tee zu genießen. Bevor wir in Fremantle direkt neben dem Kreuzfahrertermin anlegen, gibt es noch eine Rundfahrt durch den Containerschiffhafen. Sie wirken schon gigantisch, diese Ozeanriesen mit ihren 5.600 Containern Beladung.

Fremantle Port City
Fremantle Port City

Schließlich klettern wir wieder Land, wo bereits eine historische Tram auf uns wartet. Eigentlich ist es ja ein per Gas betriebener Bus mit Straßenbahnaufbau. Doch die Innenausstattung soll der des beginnenden 20. Jahrhunderts, also zu Zeiten des gold rush entsprechen, erklärt uns unser Fahrer und Fremdenführer. Diese Bahn darf im Hop-on-Hop-off-System benutzt werden, das bedeutet ein Ticket für den ganzen Tag mit mehreren Aus-und Zusteigemöglichkeiten. Hiervon machen wir ausführlich Gebrauch.

Fremantle
Fremantle

Den besten Rundumausblick über Stadt, Hafen und Indischem Ozean erhalten wir auf dem Hügel des ANZAC Memorials. Im Fishing Boat Harbour soll es den besten „Fish&Chips“ geben. Die innerstädtischen Arkadengeschäfte und Innenhöfe haben teilweise Puppenstubencharakter. Auf dem legendären Cappuccino Strip summt und brummt es an Publikum. Die gesamte Innenstadt samt Fußgängerzonen zentriert sich um den King’s Park mit seiner wunderschönen St. Patrick’s Kirche.

Fremantle City
Fremantle City

Mit den Fremantle Tram Tours (www.frematletrams.com) werden diese und viele weitere sehenswerte Orte in der Stadt angefahren. Die fünf zur Stadtbesichtigung zur Verfügung stehenden Stunden vergehen wie im Flug. Gegen 16Uhr geht es mit den Captain Cook Cruises bei Kaffee, Tee und Weinprobe wieder zurück nach Perth City. Auch diese Tour können wir  Perth-Besuchern guten Gewissens weiterempfehlen.

Ausklang zweier bresonderer Tage
Ausklang zweier bresonderer Tage

Sodann werden wir uns im Folgenden der eigentlichen Stadt Perth widmen.

 

K&K 74 – Mondlandschaft trifft auf Ozean

Unaufhaltsam verfolgen wir unseren Südkurs. 20km südlich von Dongara gabelt sich die Straße in den Inland Brand Highway für den schnelleren Trip nach Perth und den Indian Ocean Drive für den Panoramablick auf den nächsten 200km.

Indian Ocean Drive
Indian Ocean Drive

Sicherlich, diese Tourist Route kann es nicht aufnehmen mit der Great Ocean Route an  Australiens Südküste. Doch es lohnt schon, ihn zu befahren. Leider schlängelt er sich nicht immer direkt an der Küste entlang. Hohes Buschwerk und vielfältige Dünenlandschaft versperren oft den Blick aufs Wasser. Als Ausgleich gibt es aber immer wieder Abzweigungen in die kleinen Meeresorte mit ihren Bilderbuch-Stränden. Diese Aussage gilt mit Ausnahme der beiden nördlichsten Siedlungen Illawong und Coolimba. Hier treffen wir nur auf halb verfallene Wellblechhütten. Am besten nicht hingucken und weiterfahren.

Indian Ocean Drive
Indian Ocean Drive

Danach allerdings kommen wir in schmucke kleine Ortschaften wie Leeman, Green Head oder auch Jurien Bay. Zu viel sollte man zwar nicht erwarten, doch sie bieten immerhin eine ausreichende Infrastruktur.

Lobster 8kg schwer
Lobster 8kg schwer

Ein erster längerer Stopp bietet sich in Cervantes an, einem malerischen Fischerdorf. Freunde edlen Genusses sei ein Besuch im Lobster Shack empfohlen (www.lobstershack.com.au). Vor den Genuss kommt die Besichtigung. Während der Factory Tour und in einem Film erfahren wir viel Wissenswertes über Fang, Haltung, Lebendversand und weltweite Vermarktung des Hummers, ebenso aber auch über Umwelt- und Artenschutz für die Delikatesse. Gefangene Lobster unter 7,7cm Länge verbleiben im Meer. Der größte Lobster, den wir sehen, wiegt immerhin 8kg. Im Lobster Shack muss es nicht bei einer Land-Erfahrung bleiben. Das Unternehmen bietet obendrein Touren zum Lobsterfang an. Und dann geht es anschließend zum Lobster Lunch, fangfrisch aus dem Meer auf den Teller.

Cervantes bietet mehr als Lobster. Das Dorf gilt als Einfallstor zum Namburg National Park, womit wir bei der Mondlandschaft direkt am Ozean wären. Die weltberühmte Pinnacles Wüste, sicherlich als Hauptattraktion des Indian Ocean Drives anzusehen, erstreckt sich nur 17km südlich des Ortes. Geheimnisvoll ragen tausende von Sandsteinsäulen aus dem dünenartigen Wüstensand hervor. Diese Wüste kommt umso unerwarteter, ist doch die Umgebung weiträumig nichts anderes als mit Heidegestrüpp bewachsen. 8m bis 10m ragen die höchsten Steindenkmäler in den Himmel.

Die Nationalparkverwaltung bietet zwei Möglichkeiten der Wüstenerkundung an. Man kann das Naturwunder auf einem rund zwei Kilometer langen Rundweg erwandern. Bei großer Hitze ab 35°C bleibt dieser Wanderweg mangels Schattenmöglichkeiten gesperrt. Mehrere Aussichtspunkte erlauben immer wieder einen Überblick über das gar nicht so ausgedehnte Wüstenareal. Die begrenzende Heidelandschaft lugt an allen Ecken und Enden hervor.

Auf der gut vier Kilometer langen Rundfahrt mit dem eigenen Fahrzeug dringt man tiefer in die Wunderwelt der Pinnacles Desert ein. Doch dürfen die Fahrzeuge nicht länger als 6.50m und nicht breiter als 2,50m sein, sonst bleiben sie stecken. Dieser Gefahr setzt sich auch aus, wer bei Regen durch den Wüstensand rollen möchte.

Pinnacles
Pinnacles

Auf keinen Fall auslassen sollte man das in den National Park integrierte Pinnacles Desert Discovery Center. Eine multimediale Ausstellung erläutert Zusammensetzung und Entstehung dieser Sandsteingebilde. Die Forschung nimmt an, dass es sich um gepresste, erodierte Überreste von Muscheln handelt. Denn vor mehreren hunderttausend Jahren war dieses Gebiet noch Meeresgrund. Ganz sicher ist man sich aber offensichtlich nicht über Herkunft und Zusammensetzung der Pinnacles. Denn eine andere Forschungsrichtung besagt, dass hier früher ein Wald gestanden haben soll. Mithin betrachten wir heute also versteinerte Baumreste (petrified forest). Ob nun die eine oder andere Forschungsrichtung stimmt, tut den phantastischen Fotomotiven auf unserer knapp halbtägigen Fotosafari keinen Abbruch.

Mit der Küsten-Heide-Landschaft findet die Wildflower Story natürlich kein abruptes Ende. Nur wenige Kilometer von der Küste entfernt, bei der einladenden Stadt Moora stoßen wir auf eine weitere Wildflower Farm (www.wildflowerswa.com.au). Diese Farm widmet sich in der Tat der Pflege, Bewirtschaftung und Vermarktung der Wildblumen. Pflege bedeutet dabei, die angrenzenden Felder und Wiesen der Farm stehen samt und sonders unter Schutz. Die Natur bleibt unbearbeitet. Bewirtschaftung bedeutet, dass gut zwei Dutzend Blumenpflücker jetzt in der Blütezeit ausschwärmen, um die Farbenpracht auszudünnen. Vermarktet wird das Ganze dann meist in getrockneter Form. „Wir liefern weltweit“, betont die Farmersfrau nicht ohne Stolz, während sie eine Lieferung nach Italien bearbeitet.

Kloster New Norcia
Kloster New Norcia

Ein Stück weiter soll es noch ins Inland gehen, rund 60km tiefer zu Australiens spirituellem Hauptanziehungspunkt, einem Benediktiner Kloster. Wir finden es im Dorf New Norcia am Brand Highway. Eigentlich besteht das ganze Dorf  nur aus den Klosteranlagen. Die 38 sonstigen Bewohner bewirtschaften meist das Visitors Information Center, das angrenzende Hotel mit Café oder arbeiten an der Dorftankstelle.

Museum und Kunstgalerie sind zu besichtigen, eine „Stadttour / Town Tour“ soll tieferen Einblick in das Klosterleben geben. Eindringlicher geht es, wenn man der Einladung der Mönche zum Gebet folgt (6 Mal pro Tag), oder sich mehrere Tage lang der klösterlichen Spiritualität hingibt. Motto der Besinnungswoche: „It refreshes the soul better than any holiday. The only hardship of coming here is leaving“.

Kirchenmusikalische Schwerpunkte, literarische Veranstaltung sowie Seminare zur Bibelforschung runden das Programm ab. Die Anzahl der Besucher an einer dieser Literaturseminare über Dantes „Göttliche Komödie“ deutet auf einen guten, überregionalen Ruf hin.

Mit „Himmelsforschung“ im weitesten Sinn befasst sich auch das Cosmos Center / Center of Gravity der Universität Westaustraliens. Wir finden das Discovery Center and Observatory verborgen in unendlicher Heidelandschaft auf dem Rückweg zur Küste bei dem Weinort Gingin. Alles was in der Gravitäts- und Raumforschung Rang und Namen hat, ist hier ausstellungsmäßig vertreten. Albert Einstein nimmt einen besonderen Platz ein. Die Anlage dient gleichzeitig als physikalisches Bildungszentrum für Schüler und Studenten allen Alters, mit viel experimentellem Material zum sprichwörtlichen „Begreifen“.

Schiefe Turm von Gingin
Schiefe Turm von Gingin

Eine solche Begreifgelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen. An einer der Lernstationen haben wir Gelegenheit, das eigene Körpergewicht zu relativieren. Bei gemessenen 74kg lebendem Erdgewicht bleiben davon auf dem Pluto gerade noch einmal 5kg übrig, wegen der geringeren Gravität. Auf dem Mond wären wir immerhin schon 8kg schwer; der Merkur wartet mit 24kg auf, auf dem Mars steigert sich das Eigengewicht dann auf 29kg. Soweit die freundlichen Messangaben, denn reisen wir weiter zum Jupiter, wären unsere 74kg bereits zu 180kg umgewandelt. Auf der Sonne, die glücklicherweise nicht betreten werden kann, wögen wir aber doch 2.080kg.

Von diesem Körpergewicht müssen wir wieder herunter. Hierfür besteigen wir den universitätseigegen schiefen Turm. Er hat den gleichen Neigungswinkel wie jener in Pisa. Von der 10. Etage aus, nach 222 Stufen und einigen Gramm weniger, werden dann wissenschaftlich relevante Fallstudien durchgeführt. Spielerisch geht es bei uns um einen mit Wasser gefüllten Luftballon. Soviel Erkenntnis, gepaart mit dem Gewichtsverlust, lassen die Mühsal des Aufstiegs schnell vergessen.

Noch sind es zwar gut 150km bis Perth, doch allmählich machen sich die Auswirkungen einer Großstadt bemerkbar. Wie?

In Two Rocks
In Two Rocks

Die Küstenorte erhalten einen völlig anderen Anstrich. Die Millionenvillen in der ersten Reihe am Meer werden unübersehbar. Völlig neue  Orte entstehen. Die letzten Baulücken zwischen den Orten sollen wohl noch geschlossen werden. Brandneue Shopping Center haben ihre Pforten geöffnet. An vielen leeren Grundstücken lesen wir das Schild „Verkauft“. Die Bautätigkeit ist voll im Gange, auch an Sonntagen.

Prototypisch für diesen Bauboom stehen die neuen, supermodernen Dörfer – oder eher Siedlungen – Two Rocks und Yanchep. Die Architekten haben sich viel einfallen lassen, um bauliche Tristesse zu vermeiden. Abwechslungsreich präsentieren sich die Häuserzeilen. Großzügig gestalten die Lokalpolitiker das Umfeld mit kombinierten Rad- und Wanderwegen, ansprechendem Outdoor Mobiliar und vielen Grünanlagen. So lässt es sich leben (mit dem nötigen Kleingeld!).

Yanchep National Park
Yanchep National Park

Yanchep wartet aber nicht nur mit dörflicher Schönheit auf. Fast direkt am Ortsrand öffnet der Yanchep National Park seine Pforten. Er wirkt wie eine Miniaturausgabe seiner großen Geschwister. Man kann eigentlich alle Attraktionen zu Fuß erreichen, die Crystal Cave (kann nur per gebuchter Tour besichtigt werden), das Aboriginal Center, Loch Ness (mit richtigem Namen Loch McNess) sowie eine Koala Kolonie. Und die großen Western Kängurus hüpfen eh im gesamten Parkgelände herum. Dieser Park eignet sich hervorragend für ein Schönwetter Picknick mit anschließenden Spaziergängen – oder umgekehrt.

Yanchep National Park
Yanchep National Park

Somit beenden wir dieses Kapitel unmittelbar vor den Toren von Westaustraliens Hauptstadt Perth.

K&K 73 – Bunter Blumenteppich auf 2,5Mill km²

Die ersten Anzeichen der nördlichen Blumenteppichkante entdecken wir in der Nähe von Geraldton (vgl. vorheriges Kapitel). Je südlicher wir kommen, umso dichter und farbenfroher wird das Teppichmuster. Wildflower Country zieht sich hinab bis an die Südwestküste und ins östliche Outback.DSCN9163

Die Wildblumensaison dauert von July bis November mit den Scherpunktmonaten August, September und teilweise Oktober. Besonders in den kleineren abgelegenen Orten öffnen deshalb extra Visitor Information Center ihre Pforten oder werden Wildflower Festivals organisiert. Eine Reihe von Tourenanbietern in den verschiedenen Orten hat sich auf bunte Rundfahrten spezialisiert. Das Angebot an regionalen und überregionalen Wildflower Broschüren ist immens. Aus einer dieser Hefte suchen auch wir uns aus immerhin einem guten Dutzend verschiedener Trails den passenden Loop für self drivers heraus. Jede dieser Routen, meistens Rundfahrten zurück zum Ausganspunkt, hat eine Länge von 300km bis 500km. Die unsrige, als Everlasting Trail bezeichnet, führt uns überwiegend in die südöstliche Region von Dongara. Für ein eventuelles Kartenstudium hier einige der kleinen Orte als Anhaltspunkte: Mingenew – Three Springs – Ebeabba – Perenjori – Morawa – Mullewa.DSCN8963

Im gesamten Westaustralien sollen 12.000 Wildblumenarten wachsen, von denen rund 60% nur in Australien gedeihen. Über insgesamt 2,5Mill. km² sollen sie verstreut blühen. Somit lassen sich dann auch immer nur kleine Ausschnitte aus dem bunten Meer herausfiltern. Doch diese sind beeindruckend. Es ist eben nicht so, dass auf einer Wiese ein kleiner Fleck voller Blumen entdeckt wird. Großflächig, oft soweit das Auge reicht, schillern gelbe, weiße oder violette Teppiche am Straßenrand in die Landschaft hinein. Eine Etage höher inmitten der Farbenpracht leuchten oft goldgelbe Mimosenbüsche oder rote Azaleen.

Pommes in der Pampa
Pommes in der Pampa

Und wie heißen die australischen Wildblumen? Hier eine kleine Namensauswahl: Dampiera, Silver Cassioa, Wreath Flower, Everlastings, Eremophila, Donkey Orchid oder Climbing Fringe Lily. Für den Betrachter ist die Schönheit der Blumenpracht sicherlich viel entscheidender als der Pflanzenname.

Die kleinen Orte am Wegesrand geben sich viel Mühe im Konkurrenzkampf um die Durchreisenden. Jeder wartet außer mit der Wildblumenpracht mit irgendeiner anderen Besonderheit auf: Morawa mit den Koolanooka Springs,  Three Spings mit einem Lookout auf die Talkum Mine und einem Minifelsgarten; Mingenew mit historischen Wandgemälden. Von hier aus führt eine Straße in den 30km nördlich gelegenen Coalseam Conservation Park. Mit seinem Irvin River Gorge ist er ein Musterbeispiel an Wildflower Romantik.DSCN9166

Auch Perenjori, als Ort selbst eher unscheinbar, schickt seine Besucher ein wenig nach außerhalb. In einem der früheren Berichte haben wir bereits über den „Dingo Fence“ berichtet (vgl. Kap. „Von Sechs bis Sechs“.) Dieser Schutzzaun zieht sich bekanntlich 5.400km von der südaustralischen Küste in der Nullarbor Plain bis hinauf ins nordöstliche Queensland. Er sollte und soll die Schafsherden vor Dingoraubzügen schützen. Seinen Zaunvetter finden wir nunmehr beim Dorf Perenjori. Hier allerdings soll nicht das Vieh vor Raubtieren geschützt werden sondern das Gemüse und Getreide vor gefräßigen Kaninchen. So heißt dieses Zaunbollwerk denn auch „Rabbit Fence“ und erstreckt sich von Westaustraliens Nordküste bis zur Südküste.

Mullewa Kirche
Mullewa Kirche

Der nördlichste Ort dieser Flower Power Rundtour strahlt schon fast etwas Pilgerfahrtähnliches aus. Er kann mit einem rund drei Kilometer langen Wildblumenpfad aufwarten, immer schnurstracks durch die wilde Natur. Seine Hauptattraktion allerdings steht bescheiden am Dorfrand und ist die Kirche „Our Lady of Mount Carmel“. Geplant und erbaut vom Priester-Architekten Monsignor Hawes zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildet sie ein Schmuckstück in einer Reihe ähnlicher Gotteshäuser der Region.

In Mullewa stehen wir auch am Scheidepunkt, ob wir zurück an die Küste fahren oder weiter hinein ins östliche Outback. Wir entscheiden uns für die zweite Richtung. „Das blühende Outback erleben“, ein „must do & must see“ wurde uns vielfach von Einheimischen geraten. Nun, sie kennen ihr Land, wir nicht so sehr. Verlassen wir uns auf die Ratschläge und steuern Laverton 800km östlich an.DSCN9169

Und ebenfalls für diesen Streckenabschnitt führen wir für diejenigen, die mit dem Finger auf der Landkarte mitfahren wollen, einige Ortsnamen an: Mullewa – Yalgoo – Mt Magnet mit nördlichem Abstecher nach Cue – Sandstone – Leinster – Leonora – Laverton.

Die Farbenpracht des Blumenteppichs bleibt uneingeschränkt strahlend. Ihr Effekt erhöht sich höchstens noch durch die rote Erde des Outbacks, insbesondere bei den weißen und gelben Blüten. In der Tat lässt sich sagen: „Die Wüste blüht“ – ein wunderbares, unbeschreibliches Schauspiel.

Diese zum Teil winzigen Orte warten ebenfalls oftmals mit einer kleinen Besonderheit auf. Allen gemeinsam ist, dass sie jeweils rund 150km voneinander entfernt liegen, die „durchlöcherte Einsamkeit“ sich auch auf diesem Streckenabschnitt fortsetzt. „Golden Quest Discovery Trail“ nennt sich die Tour ins Binnenland. Die Blütezeit der Region lag also während des gold rush. Heute bedeutet das Andenken und dessen Pflege an diese goldenen Zeiten vielfach aktuelles „touristisches Gold“.   Mt Magnet z.B. bietet neben dem Warramboo Hill Outlook ein umfangreiches „Mining and Pastoral Museum“. Der Blick von den nahe gelegenen Granitformationen gibt den Blick frei auf die Tagebaumine (Gold). Der Ort Cue wirbt mit den Ruinen des Big Bell als Referenz an die längst verflossene Goldene Ära.  Das dörfliche Sandstone hingegen versucht sein touristisches Glück mit dem Felsbogen „London Bridge“ welcher sich immerhin gut 50km außerhalb des Ortes wölbt und nur über eine dirt road erreicht werden kann.

Trinkwasser endlich!
Trinkwasser endlich!

Spannender wird es in Leonora bzw. im zwei Kilometer entfernten Gwalia. Die noch aktive Mine beherbergt aber bereits Museales. Zum einen ist Gwalia eine Ghosttown aus der Zeit des gold rush. Zum anderen präsentiert man in einer ansehnlichen Ausstellung stolz das erfolgreiche Werk von Herbert Hoover, der die Mine aufgebaut hat. Der Name verbindet sich eigentlich mit einer anderen Assoziation als australischem Bergbau. Herbert Hoovers Name erscheint eher als der 31. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In dieser verlassenen Outback Region hat er vor seiner Präsidentschaft gewirkt. Der Besucher dieses Museums kann nicht nur anschauen. Er kann auch in den Räumen des Hoover Hauses übernachten. Drei Originalzimmer stehen den Gästen zur Verfügung, im modernisierten Stil der damaligen Zeit (www.gwalia.org.au).

DSCN9089End- und Höhepunkt dieser Outbackschleife ist Laverton. Auch hier hat ein australischer Albert Schweitzer gewirkt, Dr. Charles Laver. Mit dem Fahrrad  besuchte er um die Wende des 19. zum 20 Jahrhundert seine Patienten in den weit verstreuten Siedlungen des Outbacks. Mehr Anziehungskraft besitzt „The Great Beyond – The Hall of Fame of the Explorers“. Alle Entdecker, die sich bei den ersten Erkundungen West- und Zentralaustraliens des 18./19. Jahrhunderts einen Namen gemacht haben, werden hier geehrt. Per Film erfahren wir mehr über die gescheiterte Suche in der Wüste nach dem preußischen Erforscher Friedrich Wilhelm Ludwig Leichardt (verschollen 1848 im zentralen Outback). In einer „historischen Videokonferenz“ unterhalten sich die Entdecker Alexander Forrest, Edvard J. Eyre, Williams J. Wills, Augustus Gregory und Dirk Hartog und einige andere mehr über Erfolge und Misserfolge ihrer Expeditionen. Dieses Museum hat es in sich. Es lohnt den Besuch außerordentlich.

In Laverton, dem letzten Ort vor dem sandigen Outback Way quer hinüber im östlichen Outback, kehren wir wieder um zurück an die Westküste. Die Wildblumen Story begleitet uns natürlich auch auf dem Rückweg, besonders rund 100km, bevor wir die Küste des Indischen Ozean wieder erreichen. Im Dorf Coorow folgen wir der Ausschilderung „Wildflower Farm“. Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein Gehöft, welches die Wildblumen züchtet. Das wäre auch ein Widerspruch. Diese Farm ist eingebettet in unübersehbare Wiesen und Felder mit diesem Naturschmuck. Ein sechs Kilometer langer, sandiger Rundweg führt mitten hindurch. Kleinere Abzweigungen vom Hauptweg, z.B. hinauf auf einen Lookout bieten einen noch besseren Überblick über das vielfarbige Blütenmeer. DSCN9096Somit erfreuen wir uns eines wirklich genüsslichen Abschlusses dieser Inlandstour.

Als nächste Touretappe planen wir den Indian Ocean Drive, der in der Gegend von Dongara beginnt und uns bis kurz vor Perth führen wird.

K&K 72 – Dem Staub den Rücken kehren

Die Monate Juli bis November gelten als Australiens Wildblumen- Saison. Der „Mittlere Westen“ erblüht in einem kunterbunten Farbteppich. Doch ehe wir in die Tiefe dieses Naturtuschkastens dringen können, bleiben wir noch einige hundert Kilometer an der Küste des Indischen Ozeans.

Indischer Ozean
Indischer Ozean

Nach der Monkey Mia Delphin Show durchqueren wir gut 300km südlicher den ruhig besonnenen Kalbarri National Park. Die Ajana-Kalbarri Road führt in einer Nordwestschleife durch ihn hindurch. Naturperspektiven stehen auf dem Programm, keineswegs spektakulär aber malerisch und nicht überlaufen. So laufen wir den Ross Graham Lookout mit Ausblick auf den Murchison River Gorge an, kurz darauf den Hawks Head, einen Flussfelsen mit der Kontur eines Habichtkopfes.

Im Städtchen Kalbarri können River Cruises gebucht werden. Der Ort selbst kann sich einiger wunderschöner Parkanlagen und Lookouts auf die Mündung des Murchison Rivers in den Indischen Ozean rühmen. Idylle perfekt heißt es morgens um 8.45 Uhr bei der Fütterung der Pelikane.

Kalbarri NP
Kalbarri NP

Die Stadtbilder haben sich nunmehr absolut verändert. Keine staubigen Hauptstraßen mehr, die Farbe Grün dominiert in den Vorgärten.  Die meisten  Nebenstraßen bleiben in der Regel nun auch geteert. Die nördliche durchlöcherte Einsamkeit ist dörflichem Farmland mit zahlreichen Gehöften gewichen. Diese stehen jetzt vielfach mitten in blühenden Rapsfeldern. Man merkt, der Winter nimmt Abschied, der Frühling klopft an die Tür.

Doch zurück zum National Park. Nach dem Ort Kalbarri lohnen noch Abstecher zum Island Rock und zur Natural Bridge, beide mit fantastischem Blick auf den tosenden Ozean. Dann ist der National Park aber auch bereits wieder zu Ende.

Island Rock
Island Rock

Bevor wir auf den großen North West Coastal Highway zurückkehren, grüßt noch der Pink Lake nahe der Küste. Hier färben nicht irgendwelche Chemikalien das Wasser rosa, sondern die Natur. Beta-Carotin haltige Algen wachsen in ihm und geben ihm so seine Farbe. Das ergibt schon ein eigenartiges Bild: Blaues Meer, gelbe Dünen mit ein wenig grünem Strandhafer versetzt und davor der rosa See.

Pink Lake
Pink Lake

Die große Kleinstadt Geraldton soll der nächste Stopp werden, nur 80km hinter der Parkausfahrt. Wer vor der Stadt einen malerischen Übernachtungsplatz sucht, der biege ca. 20km vorher ab zur ausgeschilderten Coronation Beach. Diese Bucht besteht aus einem einzigen parzellierten Übernachtungsplatz direkt am Strand. Für 7AUD/4€ pP stehen wir idyllisch und absolut ruhig in der Abendsonne. Im Vergleich zum nördlichen Broome verschwindet das Himmelsgestirn hier erst zwischen 18 Uhr und 18.30 Uhr hinter dem Horizont. Dafür fallen die Temperaturen von 25°C rapide auf nächtliche 8°C. Man merkt, es herrscht kein Tropenklima mehr!

Coronation Bay
Coronation Bay

Geraldton, mit knapp 40.000 Einwohnbern der größte Ort zwischen Broome und Perth, wartet mit rund 10km malerischer, ausgebauter Küstenpromenade auf. Haupteinkaufsstraßen drängen sich in der Unterstadt, gleich darauf wird man in die hügelige Oberstadt geführt. Die stolze Kathedrale spiegelt einen Hauch venezianischer Baukunst wider, ebenso wie einige historische Häuser.

Gleich zwei geschichtliche Erbstücke gilt es zu verwalten, als Küstenort haben beide natürlich mit Schifffahrt und Meer zu tun. Beide Ereignisse hinterlassen tragische und traurige Erinnerungen.

Zum einen erfahren wir viel über die Havarie des Schiffes „Batavia“ (Ende des 17. Jahrhunderts) an dieser Schiffswrackküste. In dem ausgezeichneten Westaustralien Museum gibt es zu diesem Thema eine hochinteressante Führung. Der Nachbau eines Longboats schaukelt stilecht im Marinabecken direkt vor dem modernen Museumsgebäude. Solche Longboote wurden mitgeführt als Rettungsboote, aber auch als Erforschunsboote für Flüsse in unbekannten Gegenden. Keine 10m Länge weisen sie auf. Als Stabilisatoren haben sie keinen Kiel, sondern seitliche Flügelbretter. Dadurch bleiben sie geeignet für flache Gewässer und können schnell wieder flott gemacht werden, sollten sie auf Grund gelaufen sein.  An überdachten Wetterschutz ist nicht zu denken. Maximal 45 Mann Besatzung fanden in der absolut offenen Nussschale Platz (every seat a window seat!).

Longboat
Longboat

In der musealen Batavia Ausstellung bleibt der Blick an einem riesigen Steintor hängen.

Diese riesigen Quader konnten geborgen werden. Aus den Schiffsaufzeichnungen geht hervor, dass sie am Schiffsboden als Stabilisatoren gelagert waren. Ihre Herkunft konnte nachvollzogen werden. Sie stammen aus einem Steinbruch bei Bentheim in Deutschland.  Bestimmt waren sie für den Bau eines Steintores. Also hat man es jetzt im Museum installiert.

Der zweiten maritimen Katastrophe aus jüngerer Vergangenheit wird mittels eines großen Memorials gedacht. Auf einem der Hügel ragt die sehr geschmackvolle Gedenkstätte empor. Sie erinnert an den Verlust des Kreuzers „HMS Sydney II“, der während WW II in einem Gefecht mit einem deutschen Kriegsschiff sank. Bis heute wurden noch keinerlei Überbleibsel von Schiff und Mannschaft (645 Leute) je wiedergefunden, alles spurlos verschwunden.

Batavia Fracht
Batavia Fracht

Doch widmen wir uns jetzt lieber der Leichtigkeit des Strandlebens. Nur 60km südlicher erwartet uns der Doppelort Dongara-Port Denison. Er ist ein Paradestück für Segeltourismus mit seiner großflächigen Marina. Im Moment, d.h. im winterlichen August, herrscht zwar keine Segelsaison. Dennoch ist der Sportboothafen gut belegt. Die kleine,  niedliche Stadt bietet auch für durchreisende Camper einen fantastischen Service. Auf der Wiese neben dem Sportplatz dürfen „fully self contained“ Wohnmobile, also auch unseres, kostenfrei übernachten. Umso besser schmeckt uns dann der frische grüne Spargel, den es nunmehr für nur 4AUD /2,50€ (500g) zu kaufen gibt. Welt verkehrt eben, Spargelernte im Winter.

Es wird Zeit, dass wir in die anfangs angesprochenen Wildblumen kommen. Hier und da sehen wir am Rand des Highways bereits gelb leuchtende, manchmal auch weiß schimmernde Weiden. Hier ist die Blüte dann bereits im Gange. Für eine intensivere Farbenpracht verabschieden wir uns erst einmal wieder von der Küste und fahren ostwärts  ins Landesinnere.

K&K 70 – Durchlöcherte Einsamkeit

Größer kann ein Kontrast kaum ausfallen: Auf der einen Seite Australiens dicht bevölkerte Ostküste, an der sich die Ortschaften  dicht aneinanderreihen. Kaum, dass man ein Ortsausgangsschild hinter sich gelassen hat, kündigt sich bereits ein  nächstes Ortseingangsschild an.

Einsamkeit
Einsamkeit

Aber dann auf der anderen Seite des Kontinents an der Westküste zeichnet sich ein völlig anderes Bild.  Von Broome ab herrscht ortsmäßige Leere. Zwischen der Perlenstadt und dem nächsten, südlicheren Ort Port Hedland liegen immerhin rund 600km. Zwischendurch gibt es lediglich zwei Roadhouses zum Tanken.

Und in diesem Stil geht es weiter. 300 weitere Kilometer sind zu bewältigen, um an ein Ballungsgebiet von vier Ortschaften zu gelangen, nach Roebourne, Wickham, Karratha und Dampier. Und wem das alles noch nicht genügt, der fahre dann auch noch die nächsten 250km bis zur Abzweigung vom HWy 1nach Onslow, 80km nördlich, unmittelbar an der Küste. Summa summarum: 1.200km von wenigen Orten durchlöcherte Einsamkeit.

Eisenkunst
Eisenkunst

Die ganze Region heißt Pilbara mit der Great Sandy Desert. Die Große Sandwüste macht auf den ersten Blick nicht den Eindruck, dass sie ihrem Namen gerecht wird. Im optischen Gegenteil, Grasland mit Strauch- und Baumbewuchs herrschen vor. Allerdings verbirgt sich unter dieser hauchdünnen Grasnarbe roter, loser Wüstensand. Einzelne Sandinseln sprechen Bände. Der kleinste Windhauch wirbelt die feinen Sandkörner auf. Staub und Sand, wohin man schaut. Sie dringen vor bis in die letzten Ecken unseres Wohnmobils.

Westküste
Westküste

Gelegentlich zeichnen sich in der Landschaft kleinere und größere Erhebungen ab. Diese sind nicht allein von der Natur geschaffen. Oft handelt es sich um Abraumhalden. Denn die gesamte Pilbara Region ist gleichzeitig Bergbauregion. Eisenerz  und Gas sind die hauptsächlichen Produkte, die hier gefördert werden. Wer nach Port Hedland fährt, glaubt sich im Coober Pedy des Westens. Die Stadt wirbt mit dem Slogan, der größte Massenstückguthafen Australiens zu sein. Vom Ufer aus weit draußen auf dem Meer ist eine lange Kette wartender Riesenfrachter  zu sehen. Nicht so gigantisch, aber stets aktiv, geben sich auch die anderen Orte wie Dampier oder Karratha. Riesige Bergbaumaschinen und Bohrmaschinen säumen das Blickfeld. Eine durchlöchert Einsamkeit stellen sie her.

In Küstennähe mischen sich unter die rostbraunen Halden schneeweiße Berge, auf denen Schneeschieber aktiv sind. Im großen Maßstab wird aus kilometerlangen Poldern Meeressalz gewonnen. Die heiße Wintersonne hilft beim Verdunstungsprozess außerordentlich. Die Uferränder sehen aus, wie mit Zuckerguss bedeckt.

Einsames Newman
Einsames Newman

400km landeinwärts, in der Stadt Newman, erleben wir die Bergbauaktivitäten noch einmal. Der Welt größte Tagebaumine arbeitet hier. Alles wirkt gigantisch in dieser rostbraunen Welt. Die „BHP Billiton Iron Mt Whaleback Mine“ bietet Besichtigungstouren an. Über das Visitor Information Center buchen wir die Morgentour. Ausgerüstet mit Warnweste, Schutzhelm und Staubbrille, dringen wir ein in diese geheimnisvolle Welt. Ein Werkbus bringt uns zum Aussichtsberg, der einen direkten Blick in das Grubenloch zulässt.

Der Welt größte Tagebaumine für Eisenerz bedeutet in Zahlen: Die Grube ist 5,5km lang, 3km breit bei einer Tiefe von rund 150m. Trucks können pro Landung 200t Gestein transportieren und sind damit schwerer als ein Jumbojet. Dafür verbrauchen sie dann aber auch für 24 Betriebsstunden rund 4.000l Diesel. Was das für den regelmäßigen Einsatz von 40 solcher Trucks bedeutet, kann schnell ausgerechnet werden.

Größenvergleich
Größenvergleich

Seit Eröffnung der Mine 1969 sind per Eisenbahntransport mehr als eine Billion Tonnen Eisenerz ins 450km entfernte Port Hedland transportiert worden. In der Newman Mine liegt also die Quelle für Port Hedlands Ruf als größter Massenguthafen Australiens. 7 bis 9 Stunden benötigt ein vollbeladener, 2,6km langer Zug von Newman bis zur Hafenstadt.

Newman Tagebau
Newman Tagebau

Die rund 800 Beschäftigten der Tagebaumine, die in 12-Stunden-Schichten arbeiten,  dürfen nicht staubempfindlich sein, denn staubfreie Flecken gibt es hier nicht. Stadt und Mine bedingen sich einander. Die Rauheit der Minenlandschaft wird kompensiert durch die geschmackvolle Gestaltung der Stadt. Große Grünflächen z.B. stehen zur Freizeitgestaltung zu Verfügung, neben zahlreichen anderen Freizeiteinrichtungen.

Mine hin, Mine her, für Camper bietet das Visitor Center gegen eine geringe Gebühr den angrenzenden Parkplatz als Übernachtungsstandort an. Nach der Minentour werden als Morning Tea heiße Getränke und Scones mit „German cream“ (sprich: Schlagsahne) serviert. Einfach praktisch und sehr aufmerksam.

Historisches Gefängnis
Historisches Gefängnis

Bei allem Bergbaugetöse gewinnt die grüne Lunge der Kilbara Region eine besondere Bedeutung. Die Grünzone liegt wie das Salatblatt eines Sandwiches zwischen den Bergbaustädten Dampier und Newman Es geht um den Karijini National Park im Landesinneren. Nachdem wir die fast schon Outback ähnlichen Ortschaften Paraburdoo und Tom Price passiert haben, erhebt sich schroff die Hamersley Range aus der Ebene. In vielen Bereichen unzugänglich konzentriert sich der Besucherstrom auf die zahlreichen, zugänglichen Gorges, Wassserfälle und Lookouts.  Doch der Park ist so groß, dass kein Gedränge aufkommt, weder z.B. am Joffre Gorge mit Wasserfall noch am Dales Gorge oder eventuell an den Fortescue Falls. In beeindruckenden Wanderungen geht es meistens entlang der Felsenkanten.

Karijini NP
Karijini NP

Auch in diesem National Park gibt es gute Campingmöglichkeiten, zum einen kommerziell an eine Lodge angegliedert, zum anderen auf dem Naturcampingplatz der Parkverwaltung. Und wenn diese Plätze belegt sind, wie es bei uns der Fall war, dann wird man auf den zusätzlichen Erweiterungsplatz verwiesen. Dieser hat den unschlagbaren Vorteil, dass er für den Camper kostenfrei bleibt. Sparfüchse melden sich deshalb auch erst nach 15 Uhr für einen Übernachtungsplatz an, denn bis dahin sind die beiden erstgenannten C-Plätze mit Sicherheit voll belegt.

Je südlicher wir kommen, desto weniger spüren wir tropisches Klima. Die Tagestemperaturen bleiben erträglich warm, die Nächte kühlen jetzt im Winter auf ca. 15°C ab. Auch die permanente, teilweise lästige Luftfeuchtigkeit der nördlichen Regionen nimmt stetig ab.

Dales Gorge im Karijini NP
Dales Gorge im Karijini NP

Zurück geht es aus dem Binnenland wieder zur North West Coastal Route / HWy 1. Damit ist ein markanter Szenenwechsel vorprogrammiert. Exmouth am North West Cape mit dem Cape Range National Park und dem Ningaloo Reef heißt das nächste Ziel. Darüber berichten wir dann in einem weiteren Kapitel.

K&K 69 – Schneeweisse Perlen aus dem tiefblauen Meer

Noch 230km sind es von Derby, unserer vorigen Station am nördlichen King Sound, dann empfängt uns das tiefe Blau des Indischen Ozeans an Australiens Westküste.

Indischer Ozean bei Broome
Indischer Ozean bei Broome

Wie ein  einsamer Juwel in einer sonst endlosen Einsamkeit öffnet sich die Stadt Broome (15.000 Einwohner) dem Ankommenden. In der hochsaisonalen Trockenzeit, also während des gerade herrschenden Winters, können noch einmal gut 20.000 Touristen hinzu gerechnet werden, argumentiert das städtische Tourismusmanagement. Von jeder Landeshauptstadt mindestens 2.000km entfernt, egal ob Perth, Darwin oder gar Brisbane, führt Broome ein munteres, quirliges Eigenleben. Auf den ersten Blick wirkt der Ort supermodern, der zweite legt einige historische Nischen frei wie z.B. im Museumsviertel mit dem entsprechenden Regionalmuseum.

Hier kommen wir ein erstes Mal mit dem die Stadt prägenden und beherrschenden Thema in Berührung: Broome, die Welthauptstadt der Perlen. Daneben gehen andere Themen, wie WW II oder regionale Entdecker so gut wie unter. Kein Wunder, wenn Broome rund 60% des gesamten Perlenmarktes der Welt abdeckt.

In der Innenstadt reiht sich ein Juwelier an den anderen. City und die moderne Chinatown bilden so gut wie eine Einheit. Denn die Chinesen waren (und sind) hinsichtlich des Schmuckhandels führend. Asiaten und Japaner belieferten ergänzend den Markt mit Perlentauchern. Dazu müssen die gekidnappten Aborigines addiert werden, für die Perlentauchen quasi Zwangsarbeit wurde (vgl. dazu auch vorheriges Kapitel). Wie stark die Japaner und Chinesen präsent waren, zeigt sich allein an den entsprechenden, für jede Ethnie eigens angelegten Friedhöfen.

Dinofuß
Dinofuß

Neben dem bereits erwähnten Museum lässt sich zusätzlich viel über die historische und moderne Perlenindustrie  an zwei Orten erfahren. In der Innenstadt an der Dampier Terrace gelegen besuchen wir die „Pearls Luggers Tour“. Die sehr informative Veranstaltung rückt die Perlentauchboote und das frühere (Ende 19. Jahrhundert) Leben der Perlentaucher im angeschlossenen Museum in den Mittelpunkt. Es muss hart gewesen sein, dieses Dasein. Die engen Boote, auf den bis zu 10 Mann Besatzung oftmals mehrere Wochen ununterbrochen gemeinsam ausharren mussten, vom Kapitän über den Perlenmeister und die Taucher bis zu den Hilfskräften. Oftmals dauerte die tägliche Arbeit im Wasser bis zu 10 Stunden. Bei den Nussschalen auf hoher See waren Unglücke vorprogrammiert. Die Liste der Havarien ist lang.

Der heutigen Perlenzucht widmet sich dann eine Tour zu einer aktiven Perlenfarm. Rund 15km von Broome entfernt arbeitet die Willie Creek Pearl Farm, die einen abwechslungsreichen Besuch anbietet. Einzelne Themenstationen geben Auskunft über das Einpflanzen einer Perlenkultur in die Auster, den Reifeprozess und nach zwei bis fünf Jahren den Erntevorgang. Es bleibt nicht bei trockener Demonstration. Anschließend geht es per Boot in die eigentlichen Zuchtgewässer, den Willie Creek. Er nennt sich zwar „Bach“, ist aber eigentlich eine Bucht im salzigen Indischen Ozean. Nach vier Stunden können die Endprodukte bestaunt und gekauft werden.

Streeter's Jetty
Streeter’s Jetty

Kehren wir zurück in Broomes City. Außer den beiden wundervollen Stränden, der Cable Beach und der Town Beach prägt ein breiter, dichter Mangrovenwald das Stadtbild in Citynähe. Die alte, hölzerne „Streeter’s Jetty“ ist, wenn auch stark verkürzt, noch betretbar. Neben Bootsanlegestelle diente sie im Übergang 19./20. Jahrhundert als Handelsort für die auf dem Meeresgrund gesammelten Muscheln mit Perlen. Man würde Broomes Stellenwert sicherlich überhöhen, wenn man nur dort das Geschäft mit den Perlen ansiedelte. An Australiens gesamter Nordwestspitze, insbesondere der Dampier Halbinsel, wird Perlenzucht betrieben.

In direkter Nachbarschaft zur Perlenfarm mit ihren Kostbarkeiten betreibt der Bundesstaat Westaustralien ein regionales Gefängnis. Übertriebene Angst vor Ausbruchsversuchen und Überfällen haben aber weder der Staat noch die Perlenfarm. Einerseits ist die Marschlandschaft durch den hohen Tidenunterschied öfter unter Wasser. Das wiederum lockt Krokodile an und reduziert somit die Zahl der Wachmannschaften und eventuellen Überfälle. Praktisch gedacht, kann man da nur sagen.

Als Kuriosum empfinden wir gleichfalls, dass von den weitverstreuten Stadtvierteln Broomes keines mehr als 15 Minuten vom betriebsamen Flughafen entfernt liegt, inclusive City Center. Denn das eigentliche geographische Zentrum der Stadt bildet der Airport mit allen Vorzügen und Nachteilen, die eine solche stadtzentrierte Lage mit sich bringen. Besichtigungen und Shopping mit Sicht auf ausgefahrene Triebwerke.

Himmelsleiter zum Mond
Himmelsleiter zum Mond

Entfernen wir uns von der städtischen Geschäftigkeit. Broome bietet mehr, sowohl an Natur- wie auch an Tierbeobachtungserlebnissen. Von der erwähnten Town Beach aus gibt es bei Vollmond, Vollebbe und voll sternenklarem Himmel ein Naturschauspiel der besonderen Art zu beobachten, die „Staircase to the Moon / Mondhimmelsleiter“. Jährlich acht Mal für jeweils drei Mondaufgänge kann dieses Schauspiel erlebt werden. Wir sind glückliche Gewinner der Datumslotterie. Alle drei Komponenten treffen während unseres Broome Aufenthaltes zusammen. Von der stark bevölkerten Town Beach aus können wir das Schauspiel an zwei Tagen beobachten. Der tief orangen schimmernde Vollmond hebt sich allmählich über den Horizont. Dadurch wir das vor ihm liegende Watt mit seinen Wasserpfützen immer stärker beleuchtet. Und in der Tat, nachdem der Mond vollständig über den Horizont geklettert ist, aber noch dicht auf Horizontlinie verharrt, bildet sich für den Betrachter die beschienene Fläche wie eine schmale, erleuchtete Leiter ab. Das ganze Naturschauspiel dauert rund 15 Minuten. Danach steht der Mond zu hoch und das zusammenhängende Leitergefühl geht verloren. Die Schar der Beobachter zerstreut sich. Das Klicken der Verschlüsse der Fotoapparate verstummt allmählich. Der Wirt des Strandcafés schaut zufrieden drein. Seine Extra „Staircase“-Speisekarte hat offensichtlich reichlich Zuspruch gefunden. Und so geht es dann drei Tage lang.

Napier Range
Napier Range

Wer steinerne Felsnatur erleben möchte, findet diese am Südende der Cable Beach, am Gantheaume Point mit altem Leuchtfeuer. Schroff und bizarr ragen die Felsen ins Meer hinaus. Manche kleinere Höhle hat sich im Sandstein gebildet. Drei Rock Pools, bei starkem Wellengang mit einer Wirklung wie Blowholes, schmücken die unmittelbare Felskante.

Hier draußen erfolgt dann auch der Übergang zur Broomschen Tierwelt. Fußabtritte von Dinosauerien besichtigen wir an einer Felsspitze. An dieser Stelle sind sie noch imitiert.  Die Originale werden bei Ebbe weit draußen auf einem Felsplateau freigelegt. Mit Hovercraftschiffen kann man dorthin gelangen. Ein Einzelabdruck wird im o.g. Broome Museum ausgestellt.Crocs DSCN7989

Krokodile als Gefangenenwärter wurden bereits erwähnt. Alles, was man über Krokodile wissen muss, erfährt man im Malcolm Douglas Crocodile Park (13km außerhalb). Rund 3.000 Crocs leben auf dieser Farm, die riesigen Salties, die kleineren Freshies sowie amerikanische Alligatoren. Höhepunkt des Parkbesuches ist natürlich die Fütterung der Reptilien, besonders der immensen Salzwasserkrokodile (salties). Untereinander kennen diese Reptilien kein Pardon. Was eben noch friedlich nebeneinander zu schlummern schien, entpuppt sich unversehens in einem heftigen Kampf. Revierkämpfe und selbst Kannibalismus stehen auf deren täglichem (Über-)Lebensprogramm.

Gefahr im Verzug
Gefahr im Verzug

Mit Broome endet größtenteils auch die Krokodilregion. Doch eine andere wunderbare, nicht weniger gigantische Tierart nimmt ihren Platz ein: Wale. In und ab Broome haben wir die Möglichkeit für Whale Watching per Boot. Eine dreistündige Bootstour (mit und ohne sunset) garantiert Walsichtungen, sonst wird der Fahrpreis rückerstattet. Uns sind die Wale lieber. Wir werden nicht enttäuscht. Riesige Buckelwale tauchen vor unseren Augen auf und ab, schlagen mit den Flossen. Manchmal steigen die Meeresgiganten senkrecht in die Höhe. Das typische eintauchen der Walflosse fehlt dabei auch nicht. Schlicht und ergreifend, ein tolles Erlebnis!

Whale Watching
Whale Watching

Wir kehren noch einmal ein wenig zurück in die Kimberleywildnis. Mit „Kimberley Wild“ (www.kimberleywild.com.au ) wollen wir in einem Tagesausflug zwei der Hauptattraktionen der Kimberleyrgion besuchen: den Tunnel Creek National Park und den Windjana Gorge National Park. Es wird ein ausgesprochen langer Tag werden. Um 6.30Uhr starten wir, gegen 22.30Uhr treffen wir wieder in Broome ein. Zwischendurch liegen rund 900km gefahrene Kilometer, davon gut 400km auf dirt road, also sandigen Waschbrettpisten. Nicht umsonst wird die Strecke auch „The Kimberley Massage“ genannt. Doch die beiden Nationalparks, die angelaufen werden, sind die Mühe und das Geld wert.

Im „Tunnel Creek“ holen wir uns heftig nasse Füße. Das ist auch nicht vermeidbar, wenn wir durch die 750m lange Tunnelröhre wandern. Ausgestattet mit guten Taschenlampen stolpern wir im Dunklen über Felsengebilde und durch den teilweise tiefen Wasserlauf. Dadurch unterqueren wir die Napier Range, eine felsig steile, rund 400m hohe Gebirgskette. Am anderen Ende des Tunnels lockt dann ein seeartiger, krokodilfreier Rock Pool zum Schwimmen. Der Rückweg führt anschließend wieder nur durch den Tunnel. – Verschnaufpause!

Tunnel Creek
Tunnel Creek

50km weiter erfolgt eine zweite Wanderung, dieses Mal in einen Gorge hinein,  den Windjana Gorge. Auch er durchschneidet die erwähnte Range. Die gesamte Gorge Rundwanderung verläuft jedoch auf 7,5km. Der schönste Teil liegt glücklicherweise auf den ersten zwei Kilometern, wenn wir uns durch die engen Felsspalten zwängen. Dieser Eingang erscheint wie das Tor zum Paradies. Einmal eingetreten umfängt uns zunächst eine himmlische Ruhe. Bis uns die Heerschar an weißen Kakadus entdeckt hat und mit ohrenbetörendem Lärm auffliegt. Dieses Geschrei stört die im Fluss treibenden Süßwasserkrokodile (freshies) überhaupt nicht. Rund 20 Tiere können wir erblicken. Mehr als 100 Exemplare sollen im gesamten Gorge Gewässer leben, erklärt uns der Ranger.

Freshy
Freshy

Allmählich wird es Zeit für die 350km Rückfahrt. Die Abendsonne lässt das Kimberley Outback noch einmal glutrot entflammen. So findet ein erlebnisreicher Tag schließlich sein Ende.

Windjana Gorge
Windjana Gorge

Der Indische Ozean ist erreicht, die Ost-West-Durchquerung des Kontinents mit der Stadt Broome abgeschlossen. Somit heißt es nun unweigerlich, den Südkurs einschlagen.

K&K 68 – Im Westen manch Neues

Zunächst wollen wir berichten über ein Phänomen, welches an der State Border nicht neu ist: Die Obst-, Gemüse- und Honigkontrolle. Diese Quarantänemaßnahme kennen wir bereits vom südlichen Grenzübertritt nach Westaustralien her. Alles wie gehabt mit Checkpoint, Befragung und Fahrzeugkontrolle nichts Neues. Wer mehr darüber erfahren möchte, lese noch einmal unseren Blog über die Nullarbor Plain (K&K 41 – Auf der Nullarbor-Piste). Hier ist der Vorgang detaillierter beschrieben.

Ord River
Ord River

Aber doch – etwas ist wohltuend neu. Nicht an der Grenze selbst aber im letzten Ort vor der State Border, in Timber Creek, Northern Territory. Der dortige Tour-Anbieter, mit dem wir die Sunset Cruise auf dem Victoria River erleben durften, handelt gegen eventuelles, sinnloses Wegwerfen von Lebensmitteln. In seinem Geschäft „Croc Shop“ hat er eine Kiste aufgestellt und mit dem Hinweis versehen: „Liebe Reisende nach Westaustralien! Wenn Sie noch Obst, Gemüse oder Honig haben, legen sie es doch einfach in unsere Box. An der Grenze wird es Ihnen abgenommen und vernichtet. Wir spenden es im Gegensatz dazu unserem örtlichen Altenheim und der Grundschule“. Eine segensreiche Idee, finden wir.  

Segensreich ist sicherlich auch die Idee der westaustralischen National Park Behörde, für die hauptsächlichen Highways eine Broschüre herauszugeben, in der exakt vermerkt ist, wo sich am Wegesrand 24-Stunden-Park/Übernachtungsplätze befinden. Meist sind diese Parkplätze in der Nähe vom Highway im Hinterland angelegt. Ausgestattet oft mit Toilette, hin und wieder einer Entsorgungsstation, aber immer mit  Platz für mindestens 30 Wohnmobile / Gespanne. Dieses Heftchen ist kostenlos in den Visitor Informtion Centers erhältlich, oder man bemüht die Webseite www.mainroads.wa.gov.au . Es lebe das Freedom Camping in netter Gesellschaft von Gleichgesinnten.    

Mit Grenzübertritt müssen wir noch einmal die Zeit umstellen. Westaustralische Zeitzone bedeutet, die Zeiger um 90 Minuten zurückzustellen. Das verlängert diesen einen Tag erheblich. Doch die Rache stellt sich am Nachmittag ein. Nunmehr bricht die Nacht bereits gegen 17 Uhr über uns herein. Das hat aber auch den Vorteil, dass es morgens jetzt bereits gegen 5.30 Uhr wieder hell wird. Also, Naturbesichtigungen bei Tageslicht verschieben sich erheblich, früh anfangen und früh aufhören. Nichts für Langschläfer!

Ord River
Ord River

Und so geht es dann auch schon wieder los mit den Sehenswürdigkeiten. 80km hinter der Grenze erwartet uns die Kleinstadt Kununurra. Sie wirbt mit dem Hinweis,das östliches Portal zur Kimberley Region zu sein. Die Stadt selbst mit ihren 3.500 Einwohnern wirkt sehr einladend und modern. Sie ist erst in den 1970ger Jahren entstanden mit dem Bau der großen Staudämme und Kraftwerke im Ord River. Kluge Stadtplanung hat viel Raum gelassen für Parkanlagen, Uferpromenaden und ein kleines, aber feines Stadtzentrum. Um die Jahrtausendwende galten die o.g. Baumaßnahmen als wirtschaftliche Impulsgeber. Nunmehr fertiggestellt ist es jetzt zu einem großen Teil die Landwirtschaft. Denn das Wasserprojekt ist entstanden als Bewässerungsprojekt. Wie es scheint mit Erfolg, denn auf gut 3.000km²  grünt und blüht es auf Wiesen, in Obstplantagen und urwaldmäßig am breiten Flussuferrand.

Mit dem Staudamm bildete sich mit dem Lake Argyle auch die große Touristenattraktion Kunumarras heraus. Viele Hotels und sechs Campingplätze bevölkern den Ort.   

Neben Stadtrundgang und Uferpromenaden richten wir unser Augenmerk auf eine kombinierte River Cruise auf dem Ord River (www.triplejtours.com.au). Die Kombination besteht aus Schiffstour, Staudammbesichtigung und Busrundfahrt.

Am Vormittag in der wohltuenden Morgensonne fährt uns eine Mischung aus gemütlichem Dampfer und Speedboat 55km stromaufwärts bis zum gigantischen Staudamm des Lake Argyle. Es gibt wieder einmal eine reichhaltige Vogel- und Tierwelt zu beobachten, neben unzähligen Kormoranen, einigen Frischwasserkrokodilen einen besonders seltenen Vogel, den erdfarbenen Jesus Bird mit rotem Schnabel.  Wissenschaftlich besitzt er noch einen neutraleren Namen. Er wird aber deshalb als Jesus Vogel bezeichnet, weil er über das Wasser gehen kann, hauptsächlich auf den Blättern der Seerosen Die Szenerie de Uferlandschaft wechselt von sanften Wiesen bis hin zu canyonartigen Felsschluchten. Unterbrochen wird die Bootsfahrt durch einen Stopp an einem urwüchsigen Buschcamp zum Lunch. Die letzte Bootsetappe führt uns dann bis direkt an die 100m hohe Staudammmauer.

Nach einer Besichtigung dieses Bauwerks, wobei wir herrliche Ausblicke auf den Lake Argyle und die umliegende Gebirgslandschaft genießen, geht es weiter per Bus. Ein historisches Homestead, sprich eine geräumige Wohn- und Stallungsanlage einer Ranch aus dem 19. Jahrhundert, gibt Einblick in die seinerzeitigen Lebensumstände der Region. Schließlich fährt uns der Bus im weiten Bogen um verschiedene Gewässer herum zurück nach Kununurra. Wer den Ort also nicht nur als Tankstopp oder Übernachtungsmöglichkeit besucht, kann auf dieser Exkursion viel sehen und erfahren.

Bevor wir weiter den Westkurs einschlagen, gönnen wir uns noch einen kleinen nördlichen Abstecher ins 100km entfernte Wyndham. Die Gemeinde gilt als nördlichster Ort von Westaustralien. Das lockt allein noch keine Besucher an. Als lohenswerter Besuch erweist sich jedoch der Anstieg auf den Five River Lookout, besonders bei Sonnenuntergang, wenn der abendliche Himmelskörper glutrot die Ord River Mündung und das Schwemmvorland durchflutet.

Purnululu National Park
Purnululu National Park

Somit erreichen wir das Einfallstor in die Kimberley Region, jenes berühmte Gebiet in Australiens Nordwestecke. Stark besucht von inländischen wie ausländischen Touristen, gibt es zwei hauptsächliche Möglichkeiten, sie zu erforschen. Entweder man nimmt ab Kununurra die 600km lange Gibb River Road bis Derby, quer durch die Postkartenlandschaft. Diese Strecke ist als unsealed road allerdings nur mit robustem Allradantrieb möglich. Konventionelle PKWs und Wohnmobile kämen nie heil an. Für sie bietet sich der südliche Bogen auf 800km geteerter Straße, dem Savannah Highway an. Und um in die Tiefe der Kimberleys eindringen zu können, gibt es einen bunten Strauß an Touranbietern, mal per Allradbus, mal per Helikopter oder Flugzeug.

Nicht unterschätzen darf man die Entfernungen zwischen den einzelnen Orten, denn die Kimberley Region allein ist größer als Deutschland. So rollen wir denn auch die ersten 250 ortsfreien Kilometer von Kununurra bis nach Halls Creek. Im Nordwesten breitet sich die Savanne der Kimberleys aus, meist flach, manchmal unterbrochen von felsigen Gebirgszügen. Auf der anderen Straßenseite, also in südwestlicher Richtung begleitet uns über lange Zeit der Purnululu National Park.

Bungle Bungle Cathedral Gorge
Bungle Bungle Cathedral Gorge

Dieser National Park beherbergt ein erstes Highlight auf unserem Tourabschnitt Westaustralien. 60km landeinwärts erheben sich die weltbekannten Bungle Bungle Ranges. Ein Allradbus holpert auf dieser Tagestour die Dirt Road entlang. Dabei sind Flussbetten zu durchqueren, was in der Trockenzeit möglich ist.  Während der Regenzeit (Oktober bis April) bleibt der Park wegen Unpassierbarkeit ohnehin geschlossen. Zwei Stunden werden Rücken und besonders ausgiebig die Fußsohlen auf dem Waschbrettweg massiert. Busfahren macht Freude, Aussteigen aus dem Gefährt manchmal noch mehr. So stehen wir zunächst am parkeigenen Visitor Center, wo es jede Menge über Geologie und Farbzusammensetzung der Bungle Bungle gibt. Die Felsen werden „Bienenstöcke“ genannt. So sehen sie auch aus! Die

 rot /rosa Farbgebung erzeugt eine Bakterienart mit Hilfe einer entsprechenden Portion Feuchtigkeit. Der Erosionsprozess des weichen Sandsteins geht rasch voran. Wie lange das Tourismusgeschäft mit den Bungle Bungles noch florieren kann, bleibt ungewiss, vielleicht 300Millionen Jahre, vielleicht etwas länger oder kürzer. Danach aber sollen Wind und Regen (Frost gibt es hier nicht!) sie eingeebnet haben.

Wir nehmen uns zunächst das Südende vor, denn man kann auf gut ausgebauten Wegen zwischen den Bienenstöcken wandern. Vom Parkplatz Picanny aus folgen wir zunächst der Ausschilderung „The Domes“. Nach rund einem Kilometer endet dieser Strang in einer Halbhöhle. Eine Abzweigung auf dem Rückweg führt uns anschließend in den Cathedral Gorge. Auch hier ist nach rund zwei Kilometern in einem Gewölbe mit See die Wanderung zu Ende. Bei beiden Wanderungen weiß das Auge vor Naturschönheit oft nicht, wohin es zuerst blicken soll. Diese felsigen Bienenkörbe sind einfach faszinierend. Zurück zum Treffpunkt geht es dann über den Picanny Creek Lookout, von dem aus das ganze südliche Ausmaß dieser Felsendome deutlich wird. Für Tageswanderungen bietet sich der Picanny Gorge Trek an, kombiniert mit dem Wipe Snake Gorge.

Bungle Bungle Echidna Chasm
Bungle Bungle Echidna Chasm

Wir machen es uns nach einem leckeren Lunch etwas bequemer und umrunden die 55km lange Felskette per Bus bis zum Nordende. Hier wartet eine weitere begeisternde Wanderung auf uns. In einem steinigen Flussbett geht es hinein in den Echidna Chasm. Die 100m emporragenden Felswände verengen sich derart, dass keine zwei Leute nebeneinander gehen können. Zudem heißt es auch noch stets um die Palmen im Flussbett herum zu gehen. So manchen kleinen, trockenen Wasserfall gilt es zu erklimmen, bis wir wiederum in einer engen Höhle stehen. Einen kleinen Fetzen blauen Himmels erhaschen wir beim Blick in die Höhe. Auf dem Rückweg zum Parkplatz wollen wir auch den Osmand Lookout nicht auslassen. Dann aber heißt es sich  sputen. Der Bus muss pünktlich um 15 Uhr die Rückfahrt antreten. Bis 17 Uhr muss er wieder am Ausgangspunkt, der Mabel Downs Station sein. Fahrten bei Dunkelheit auf diesen Wegen sind einfach zu gefährlich. Wer hat uns

diesen wunderschönen, erlebnisreichen Tag beschert? „Bungle Bungel Expeditions“ heißt der Touranbieter (www.bunglebungleexpeditions.com.au). Wir können ihn mit ruhigem Gewissen weiterempfehlen.   

Halls Creek Chinesische Mauer
Halls Creek Chinesische Mauer

Durchlöcherte Einsamkeit könnten wir dieses Kapitel auch nennen. Die Weite der Landschaft wird nur unterbrochen durch einige wenige Cattle Stations tief im Innern des Outbacks und kleinen Orten wie 260km später Halls Creek. Damit wären wir auch fast schon in China angekommen, denn die „chinesische Mauer“ zieht sich nur sechs Kilometer vom Ort entfernt durch die Landschaft. Dieses Felsenriff hügelauf hügelab hat aber auch verblüffende Ähnlichkeit mit dem Original. Was könnte den Durchreisenden außer Tanken, evtl. Kühlschrank auffüllen noch interessieren? Das überdimensionierte Schwimmbad? Die zwar groß angepriesenen, im Ortsbild aber kaum auszumachenden und recht verwitterten Totempfähle?

Halls Creek Russian Jack
Halls Creek Russian Jack

Da regt dann Story und Statue von Russian Jack die Fantasie doch viel mehr an. Eigentlich hieß er ja Ivan Fredericks und wollte seinen Lebensunterhalt als Goldsucher verdienen. So zog er 1886 zu Fuß von Derby in Richtung Halls Creek. Die beiden Orte liegen immerhin rund 550km entfernt auseinander. Obendrein schob Russian Jack noch eine schwer beladene Schubkarre mit seiner Schürfausrüstung vor sich her. Unterwegs stieß er auf einen völlig erschöpften Mitstreiter, ohne Transportgefährt. Uneigennützig lud er dessen Gepäck auch noch auf seine Karre. Als bis Halls Creek nur noch rund 100km zurückzulegen waren, fanden sie am Wegesrand einen weiteren, schwer erkrankten Kollegen. So wurde die Schubkarre flugs zum Krankenwagen umfunktioniert, Russian Jack lud so viel Gepäck wie möglich auf seine Schultern, sprach dem geschwächten Erstgefundenen Mut zu, und so erreichten sie mit Müh und Not ihr Ziel. Der Kranke erhielt dort ärztliche Hilfe, der Geschwächte ausreichend Nahrungsmittel. Russian Jack aber wurde belohnt mit dem ewigen Andenken an seine Heldentat.

Geikie Gorge NP
Geikie Gorge NP

Mit Halls Creek ist die Südspitze der Kimberleys erreicht. Weiter südlich beginnt die Great Sandy Desert / Die Große Sandwüste sich auszubreiten. Allerdings bemerken wir mit Blick vom Savannah Hwy / Great Northern HWy aus noch nicht viel. Das grasreiche und mit Baumbestand durchwachsene Landschaftsbild ändert sich nicht unbedingt. Zumindest nicht bis zum nächsten Ort Fitzroy Crossing am mächtigen Fitzroy River. Dem Einerlei des Highways können wir in Nähe des Ortes einmal wieder kurz entfliehen. Wir biegen ab nach Norden in eine schmale Straße und erreichen nach 20km den Geiki Gorge National Park. Zwar wird eine Bootsfahrt durch den weit geöffneten Gorge angeboten. Aber eigentlich erscheint uns die Riffwanderung mit Blick von der Felskante auf den Fluss als viel attraktiver. Zusätzlich entdecken wir dadurch  winzige Pfade hinein in eine bizarr-spitze Sandsteinfelsenwelt. Wie gesagt, eine angenehme Unterbrechung des Highway-Geschehens.

Im Kapitel „Top End2 (vgl. K&K 65) haben wir schon einmal kurz das Kapitel der Sprachenvielfalt Australiens mit seinen 200 verschiedenen Sprachgruppen und 500 Dialekten gestreift. Ein Paradebeispiel für diesen bunten Sprachteppich ist der Bezirk Derby Shire, in dem Fitzroy Crossing liegt. In einem Gebiet, wenig größer als ein etwas ausgedehnter Landkreis, gibt es immerhin fünf verschiedene Aboriginal Sprachgruppen. Die Angehörigen einer jeden Sprachgruppe ( nicht Dialekt) können sich mit den Vertretern einer anderen, benachbarten Sprachgruppe so gut wie nicht verständigen. Englisch als Bindeglied könnte als Verständigungsmittel herhalten, wird von den durchschnittlichen Aborigines aber nicht ausreichend gesprochen. Außerdem bestehen zwischen den einzelnen Stämmen (=Sprachgruppen) oftmals uralte Fehden, die die gegenseitige Kommunikation nicht unbedingt fördern. Diese Sprachbarrieren passen ins Bild z.B. der Auflagen, wer wen heiraten darf (vgl. K&K 65 Top End). Als ob es nicht bereits genügend Probleme mit der Integration und diversen Qualifikationsmaßnahmen gäbe!

Wir bleiben auf Kommunikationskurs und nehmen die letzten 250km bis in die nördlichste Stadt Westaustraliens, bis Derby. Damit erreichen wir wieder eine Hafenstadt am King Sound, eine Bay in der nördlichen Timor Sea. Zwei Hauptattraktionen sind den Weg dorthin wert. Zum einen erleben wir einen hinreißenden Sonnenuntergang auf der rund einen Kilometer langen Derby Wharf. In früheren Jahren soll die Hafenanlage von hohem wirtschaftlichem Wert u.a. für Perlenexport gewesen sein. Heute erfreut der Rundbogen die Angler, die von der Brücke aus ihr Petri Heil versuchen. Mit Australiens höchster Tide von 11m unterschied leert sich zwei Mal am Tag das Hafenbecken fast vollständig.

Derby Sunset
Derby Sunset

Derbys zweiter Anziehungspunkt sind die Boabs, auch Flaschenbäume genannt. Je älter sie werden, umso mehr nehmen sie die Form einer bauchigen Flasche an. Ihr Alter kann eigentlich nur geschätzt werden, da sie keine Jahresringe bilden. Manche Dickbäucher sollen mehr als 1.000 Jahre auf dem Buckel haben. Als Überlebenskünstler überstehen sie Waldbrände und langanhaltende Dürreperioden. Die meisten verlieren ihr Leben durch Blitzeinschlag. In ihrer Rinde klaffen nach einem solchen Ereignis dann große Risse und Löcher und legen die Wasserspeicher frei. Noch bevor sie kollabieren, werden sie dann oft Opfer von Pilzbefall, Insekten und Mikroben.

Wir konnten diesen Wunderbaum sicherlich schon oft am Wegesrand sehen. Hier im Derby Shire ist er aber besonders häufig beheimatet. So schmückt sich Derby in der Innenstadt mit einer Boab Avenue. Stolz und stoisch stehen sie da auf dem Mittelstreifen in einer parkähnlichen Anlage.

Etwas außerhalb der Stadt besichtigen wir zum Abschluss eine Boab-Einzigartigkeit, den Boab Prison Tree. Innen hohl, diente er  gegen Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich als Gefängnis. In jenen Tagen der 1880ger / 1890ger Jahren wurden auffallend viele Aborigines gekidnappt, erzählt die kommunale Kriminalgeschichte. Als Kidnapper, auch „blackbirders“ genannt, schälten sich schnell geldgierige Siedler heraus. Als Kopfjäger lieferten sie der seinerzeit florierenden Perlenindustrie auf diese Weise Arbeiter und Taucher. Die Aboriginal Opfer  trieben die Kriminellen zu Fuß von Broome nach Derby. Hier wurden sie auf Schiffe verladen zum Abtransport zur Zwangsarbeitet  auf abgelegene Inseln oder in unzugängliche Küstenstreifen. Die letzte Nacht vor dem Schiffstransport wurden die Gefangenen eben in diesem uralten Flaschenbaum eingesperrt. Rund 11m Umfang hat der Boab, bis zu zehn Gefangene wurden gleichzeitig hineingezwängt.

Boab Prison Tree
Boab Prison Tree

Mit dieser Gruselstory leiten wir fließend über zum nächsten Ziel. „Perlen“ heißt das Stichwort. Wir touren die 220km bis Broome, womit wir dann endgültig an Australiens Westküste angelangt sind.       

Das Vierte Kleeblatt in der Australien-Vortragsserie

Mit dem Reisebericht / Diavortrag Nr. 4 über unsere Australien Rundfahrt ist die Serie nunmehr fast vollständig. Er trägt den Titel:

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern

Mehr Informationen darüber gibt es hier.

Unter der Rubrik „Vorträge“ finden wir bereits

AUS 1: TASMANIEN – Der Grüne Smaragd Australiens  sowie

AUS 2: Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

AUS 3: In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

K&K 67 – In die Westkurve

Viele Alternativen für unsere Route bleiben uns nicht, um unsere Tour fortzusetzen.

größter Termite Mound DSCN6905Denn so ganz allmählich erreichen wir die letzte Etappe der Australienrundfahrt, Western Australia. Doch noch ist es nicht soweit. Zunächst geht es auf dem Stuart Highway wieder gen Süden Richtung Katherine. Für diesen Rückweg hatten wir uns noch einige Besichtigungspunkte aufgespart, um die  300km nicht lediglich durchfahren zu müssen.

Auf halber Strecke biegen wir ab in den Litchfield National Park. Allradfahrzeuge können von Darwin aus auch die nördlichere, viel kürzere Sandwegstrecke nehmen. Wir jedenfalls wollen die vor kurzem erneuerte Windschutzscheibe nicht aufs Spiel setzen, bleiben demnach auf dem geteerten Highway.

Termite Mounds
Termite Mounds

Der National Park ist vielleicht nur ein Viertel so groß wie sein gegenüber auf der Ostseite liegende Konkurrent, der Kakadu National Park. Gefühlt erleben wir ihn jedoch doppelt so stark frequentiert. Was zieht die Besucher scharenweise in diese Naturperle? Das angenehme Sommer-Winter -Wetter der Trockensaison allein kann es nicht sein. Es sind wohl eher die Wasserfälle mit ihren Rockpools, die als Köder dienen. Dabei müssen wir uns nicht auf das Betrachten dieser Kaskaden beschränken. Rockpools erweisen sich oft auch als ideale Schwimmbecken. Die kristallklaren Gewässer sollen trotz der Warnschilder mehr oder minder frei von Krokodilen sein. Die Wassertemperaturen erweisen sich als frisch bis angenehm.

Nitmiluk NP Edith Falls
Nitmiluk NP Edith Falls

Florence Falls mit Buley Rockhole, Tolmer Falls und als schönste die Wangi Falls locken ein Heer von Wanderfreunden und Wasserratten. Der Besucherandrang ist teilweise so groß, dass Parkplatzgedränge entsteht. Belebend lustig zu beobachten, wie rasch sich so ein Besucherstrom teilt. Die einen schnüren die Wanderstiefel, rücken die Rucksäcke samt jeder Menge Trinkflaschen zurecht und verschwinden kurz darauf im dichten, bergigen Buschwald. Die anderen packen bunte Schwimmnudeln aus, entladen die oftmals schweren Picknickkisten und suchen auf den Liegewiesen schattige Plätzchen mit und ohne Tisch-Bank-Kombination, aber immer möglichst mit BBQ-Ofen.

Wir erfreuen uns an den schattigen Wanderwegen, mal rund um die Wasserfälle, mal zu aussichtsreich errichteten Aussichtstürmen und Plattformen.

Katherine Gorge Sonne
Katherine Gorge Sonne

Lichtfield National Park kann aber noch mit einer einzigartigen Besonderheit aufwarten, mit dem größten und höchsten Termitenhügel Australiens. Diese Gebilde finden wir immer dann, wo wir rote Sandsteinregionen durchqueren. Zu Tausenden stehen sie in der Natur, ähneln in Ansammlungen einem Friedhof voller Grabsteine. In diesem National Park soll es nunmehr der höchste Termitenbau sein. Eingezäunt hat man ihn, um ihn vor Zerstörung oder auch nur häufiger Berührung durch Menschenhand zu schützen. Denn es handelt sich um ein aktives Termitengebäude / Termite Mound. Wie viele Millionen und Abermillionen Termiten ihn bewohnen, bleibt unbekannt. Informationen hingegen finden wir über die Bau- und Lebensweise der Tiere. Sofern diese Hügel nicht kreisrund und zylinderförmig errichtet werden, haben sie mit den Schmalseiten eine Ost-West-Ausrichtung. Das soll vor Überhitzung schützen. So bleibt eine Seite stets im Schatten. Der Termitenbau besteht aus hartem, verfestigtem Sandstein. Die Innenröhren sind über und über mit zerkauten Gräsern gefüllt. Zum kleinen Teil dient das Grünzeug als Nahrung, zum großen als Klimaanlage. Dabei sichern die Grasschnipsel im Termitenbau mehr als 95% ventilierende Luftfeuchtigkeit . Neben den Gräsern dienen auch tote Termiten als Futter. Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, werden die Artgenossen nicht gleich verzehrt, sondern im sogenannten Dachboden des Termitenturms zwischengelagert.

Liebespaar
Liebespaar

Nach dieser National- Park- Rundfahrt geht es 100km weiter südlich bis zu den Edith Falls am Nordende des Nitmiluk /Katherine National Park. Auch in diesem Rock Pool das gleiche aktive Badetreiben mit zweistufigem Wasserfallausblick und fünf Kilometer Rundwanderung. Aus dem relativ dichten mit Palmen durchsetzten Wald dringt heftiger Lärm. Eine große Kolonie von Flying Foxes hat die meisten Palmen in Beschlag genommen und baumelt kreischend an den Ästen.

Im Ort Katherine fahren wir rund 30km östlich zum Südeingang des Nitmiluk National Parks. Wir wollen die Katherine Gorges des gleichnamigen Flusses anschauen. Frei zugänglich sind diese insgesamt 13 Felsschluchten nicht. Als Möglichkeit bieten sich dafür aber die Nitmiluk Tours an (www.nitmiluktours.com.au). Vier der Gorges können per Schiff befahren werden. Ein vielfältiges Tourenprogramm hat für jeden etwas dabei, von der Dawn Cruise  bei Sonnenaufgang über die vierstündige Bootsfahrt durch drei Gorges bis zur Abend Cruise. Als eingefleischte Frühaufsteher fällt die Entscheidung nicht schwer.

Katherine Gorge
Katherine Gorge

Warum nicht einmal einen Sonnenaufgang. Dabei wird morgens um 7 Uhr nicht einfach der Bootsmotor angeworfen und los geht es. Wer sich eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bootssteg einfindet, darf ein schnelles „Gorge Frühstück“ genießen, d.h. Kaffee oder Tee im Pappbecher, dazu Frühstückskuchen und tropische Früchte, einfach romantisch, idyllisch in der Morgenkühle. Doch dann wird zum Bording geblasen. Per Namen geht man vor. Aus Sicherheitsgründen wird noch nachgezählt, wer wirklich an Bord sitzt. Diese Maßnahmen geschehen als Vorsichtsmaßnahme, da es sich um eine kombinierte Boots- Wandertour handelt. Offensichtich hat wohl schon so mancher unfreiwillig in der Wildnis übernachten müssen.

Als der Elektromotor das Schiff leise über das ruhige Wasser des Katherine Rivers schiebt, fängt es allmählich an zu dämmern. Das tiefe Innere der Schlucht verharrt noch fast im Dunkeln. So früh am Tage gibt es noch mehr zu hören als zu sehen. Die Natur erwacht mit immer stärker anschwellenden Vogelrufen. Die ersten Mutigen flattern über unseren Köpfen. Das sei das Signal, dass die ersten Lichtstrahlen bald die Bergspitzen beleuchten werden. So dauert es auch keine fünf Minuten mehr, bis diese Vorhersage eintrifft. Wie von leuchtenden Kappen bedeckt, stehen die Felsen im Morgenlicht. Allmählich vergrößern sich die Lichtflecken, werden ganze Felsflächen beschienen. Ein wolkenloser Himmel überwölbt das Lichterspiel.

Katherine Gorge
Katherine Gorge

Zwischenzeitlich haben wir den ersten Gorge durchquert und an seinem Ende angelegt. Nun heißt es zunächst erst einmal zu Fuß weitergehen. Der River führt so niedriges Wasser, so dass von Schlucht zu Schlucht nur ein schmales Rinnsal plätschert. Aber in der Regenzeit sollen die Wasserstände hoch genug sein, um mit einem Flachboot ohne Unterbrechung flussaufwärts fahren zu können. Wir steigen über gut ausgeschildertes Felsgelände. Unterwegs entdecken wir einige Aboriginal Felszeichnungen. Rund 5.000 Jahre sollen sie alt sein. Nach 30 Minuten Gebirgswanderung an der plätschernden Staustufe entlang besteigen wir ein zweites Boot, welches uns durch den zweiten noch engeren Gorge fährt.

Victoria River
Victoria River

Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel, leuchtet mit voller Kraft in die tiefen Schluchten hinein. Somit kann auch die schwimmende Welt entdeckt werden, z.B. Süßwasserkrokodile.  Irgendwann tritt das Boot die Rückfahrt an, unterbrochen von der Felswanderung. Nach gut zwei Stunden landen wir wieder am Anlegesteg. Fazit: Diese morgendliche Erfrischungstour können wir weiterempfehlen.

Victoria River Croc
Victoria River Croc

In Katherine geht es aber endlich in die Westkurve. Der Victoria Highway bringt uns nach 220 Kilometern in die Tankstopp-Siedlung Timber Creek. Unterwegs durchqueren wir den Judbarra Gregory National Park.

Beware of Crocs
Beware of Crocs

Doch wenn das Namensschild nicht aufgestellt worden wäre, wir hätten es wohl kaum bemerkt. Die Landschaft ändert sich durch einen National Park Status nicht gleich. Unterwegs verlaufen Victoria Highway und Victoria River immer mal wieder parallel. Dieser Fluss heißt für uns auch das Tagesziel in Timber Creek. Sonnenaufgang in den Katherine Gorges. Warum dann nicht Sonnenuntergang auf dem mit 600km längsten Fluss von Northern Territory. Auch hier lockt uns wieder ein entsprechende Einladung zu den „Victoria River Cruises“ (www.victoriarivercruises.som.au). Diese Sunset Cruise dauert allerdings geschlagene vier Stunden. Per Bus geht es zunächst in die Wildnis zum Anlegesteg. Ziel der Bootsfahrt für den Sonnenuntergang sind die 35km entfernten Yambarrin Ranges. Hier heißt es dann nicht allzu oft trödeln. Doch es bleibt immer genügend Zeit für Wildlife Beobachtungen, besonders von den mächtigen Salzwasserkrokodilen und der Vielzahl an Adlern und Habichten. Von den am Uferrand grasenden Wallabies wollen wir gar nicht reden. Das Bild ist für uns bereits zur Gewöhnung geworden. Kreuz und quer über den breiten Fluss schippert uns Nelville, Bootsführer und Besitzer der Cruise Company. Seit 35 Jahren kennt er  seine Tiere, wo und wann sie am besten zu beobachten sind. Sein geschultes Auge entdeckt auch jedes noch so versteckte Krokodil.

Victoria River Vogelwelt
Victoria River Vogelwelt

An einer Flussbiegung, die Yambarrin Ranges nunmehr direkt vor uns, machen wir fest an seinem geankerten Fluss-Ponton. Die Sonne wird sich nicht mehr lange über dem Bergrücken zeigen. Auch hier bleibt die Fahrt nicht ohne kulinarischen Genuss. Kalte Getränke und köstliche nibbles (Fingerfood) verschönern die Zwischenzeit. Und dann geht es ganz schnell. Keine fünf Minuten dauert es, bis die Sonne hinter der Bergwand verschwindet. Das Schönste kommt jedoch auch der Rückfahrt, wie Neville bereits angekündigt hat. Die glutroten Sonnenspiegelungen auf dem Wasser sind einfach traumhaft. Mit der Beobachtung dieser Farbenspiele verbringen wir noch einige Zeit auf dem spiegelglatten Fluss. In völliger Dunkelheit geht es dann zurück an die Wildnisanlegestelle, wo Nelvilles Bus (ein alter Schulbus aus den 1970ger Jahren) auf uns wartet. Auch für diese Tour verteilen wir gern ohne Einschränkungen fünf Sterne.

Victoria River Sonnenuntergang
Victoria River Sonnenuntergang

Somit befinden wir uns endgültig auf Westkurs. 180km sind es noch bis zur State Border zwischen Northern Territory und Western Australia. Das machen wir dann zu einem anderen Kapitel.

K&K 65 – Top End

Die gut 2.000km bis nach Darwin sind gut und heil überstanden.

Winter! links-innen rechts-außen Temperaturen
Winter! links-innen rechts-außen Temperaturen

Drei Fahrtage genügten gerade. Dabei kommen uns die 24-Stundenparkplätze mit Übernachtungsmöglichkeit sehr entgegen. Im Verlauf der Fahrt kommen wir uns vor, als ob wir Richtung Norden in eine völlig neue Welt eintauchen. Australiens rot-grünes Zentrum um Uluru oder Coober Pedy herum wirkt kahl, im Winter manchmal kalt, besonders nachts. Je nördlicher wir kommen, umso stärker setzt sich wieder die tropische Klima- und Vegetationszone durch. Am Top End schließlich, also am nördlichen Ende des Kontinents in Darwin, schwitzen wir uns durch die winterlichen Temperaturen 30°C bis35°C im Schatten und 40°C bis 50°C in der Sonne. Glücklicherweise hält sich die Luftfeuchtigkeit jetzt in der Trockenzeit in Grenzen und es kühlt  nachts auf rund 20°C ab. Wir fühlen wir uns wie im Hochsommer.

Darwin Fußgängerzone
Darwin Fußgängerzone

Top End, ein schöner Begriff. Für viele vielleicht das spitzenmäßige Ende einer wunderschönen Australienreise. Geographisch ist damit die Nordküste inklusive der nördlichen Nationalparks gemeint. Das gesamte Top End beginnt ungefähr bei Katherine, rund 300km südlich von Darwin.

Und schließlich gelangen auch wir endlich in Northern Territory`s Hauptstadt. Vom äußeren Erscheinungsbild her zeigt sich  die Stadt architektonisch supermodern. Selbst bezeichnet sie sich als „Tropisches Paradies mit tropisch relaxtem Lifestyle“. Um von diesem Flair ein wenig einatmen zu können, raten wir zu einer Einführungsrundfahrt immer die Strände und Bays entlang. Entweder man profitiert vom Hopp-On-Hopp-Off Bussystem oder  man unternimmt die Beachtour eigenständig. Der städtische Autoverkehr hält sich sehr in Grenzen. Die Schönheit der Ausblicke hingegen nicht. Um nur einige Stationen unserer Nord-Süd-Bay-und-Beach-Tour zu nennen, Brinklin, Nightcliff, East Point Reserve Coconut Grove, Fannie Bay, The Gardens, Larrakeyah bis schließlich hinunter nach Darwin City mit der Esplanade. Ein anschließender Schlenker in den angrenzenden Charles Darwin National Park bietet von der Aussichtsterrasse aus dann noch einmal einen Postkartenblick auf Darwins Skyline und Harbour, auf dem man dann abends aus mehreren Sunset Cruises (bei fish ´n chips) dem Sonnenuntergang entgegenfährt.

Mit der Erwähnung des National Parks ist auch bereits die Erklärung für den Stadtnamen als ehrende Würdigung für den Naturforscher erfolgt.

Darwin Endlosküste
Darwin Endlosküste

Tropical Flair verströmen ebenfalls die zahlreichen Märkte, allen voran der Mindil Beach Sunset Markt (immer donnerstags und sonntags). Oder wie wäre es mit dem Freiluftkino „Deckchair Cinema“, in dem man seinen Film bei kühlen Getränken vom Liegestuhl aus genießt? Tropisch abenteuerlich präsentieren sich die beiden Krokodilparks der Stadt, die Crocosaurus Cove im Stadtzentrum und der Crocodylus Park etwas außerhalb der Stadt.

Darwin bezeichnet sich gern als „Frontstadt“. Gemeint ist damit die unmittelbare Nachbarschaft zu südostasiatischen Ländern. Bunt multikulti geht es zu bei 75 Nationalitäten, die hier friedlich miteinander leben, inklusive der Aborigines. Der Chinese Tempel mit Museum ist nur ein Beispiel hierfür.

Der Begriff „Frontstadt“ zeigte für Darwin aber noch eine völlig unterschiedliche Facette. Während des WW II wurde die Stadt 18 Monate lang (1942-1943) von den Japanern 64 Mal bombardiert. Und dabei dem Erdboden gleich gemacht. Gleich vier Anlaufpunkte nehmen sich dieses Themas an: Das Darwin Military Museum am East Point, der Cenotaph an der Innenstadt Esplanade, der bereits erwähnte Charles Darwin National Park als ehemaliges Gelände für Munitionsbunker und das Aviation Museum . Hinzu kommen die vielen Hinweise am Stuart Highway zwischen Katherine und Darwin.

Eine weitere Heimsuchung erfuhr Darwin ein weiteres Mal durch den Zyklon Tracy (1974), der die Stadt ein weiteres Mal fast vollständig dem Erdboden gleichmachte. Aber so locker und fröhlich, wie wir die Top End Stadt empfinden, gleicht sie eher einem Stehaufmännchen, denn einer durch Krieg und Naturkatastrophen gebeutelten Metropole.

Kakadu NP
Kakadu NP

Top End besitzt für uns nunmehr auch noch eine spezielle Bedeutung, als „Top End einer scheinbar unendlichen Geschichte, die zur endlichen wurde“. Bereits ziemlich zu Beginn unserer Australienrundtour ließ ein aufgewirbelter Stein einen Riss in der Windschutzscheibe unseres Wohnmobils entstehen, zunächst winzig, doch dann immer weiter sich quer über die Scheibe ziehend. Im südlichen Melbourne schließlich mussten wir eine Werkstatt aufsuchen, um das Problem hoffentlich in den Griff zu bekommen. Ein Spezialist für derartige Reparaturen (O’Brien) unterhält ein landesweites Netz an Werkstätten. Das Ersetzen der Scheibe dauert normaler Weise zwei Stunden, ließ man uns wissen. Also kein Problem? Doch, denn kein australischer Großhändler hatte eine Scheibe für ein europäisches Wohnmobil auf Lager. Was tun? Genaue Maße nehmen, alle notwendigen Details notieren und dann in Deutschland bestellen. Zeitdauer? Mindestens vier Monate Lieferzeit. Was blieb uns anderes übrig? Die Scheibe wurde bestellt, ein Werkstattort verabredet. Nach unserer groben Reiseplanung müssten wir nach rund vier Monaten Cairns an der tropischen Nordostküste erreichen. Also alle notwendigen Schritte wurden eingeleitet. Wir konnten die Fahrt fortsetzen mit der Beruhigung, dass eigentlich nicht viel mehr passieren könne, außer dass der Riss sich über die gesamte Scheibe fortsetze. Mit einem Augenzwinkern fügte der freundliche Melbourne Monteur hinzu, dass nur in den seltensten Fällen eine Windschutzscheibe herausbricht. Auf dem Weg nach Adelaide (Hauptstadt von South Australia) erreichte uns dann der Anruf, wir möchten doch bitte noch einmal die dortige O’Brien Niederlassung aufsuchen. Es sei ein Messfehler passiert. Mit den vorliegenden Maßen gäbe es auch in Europa keine Scheibe. Auf zur zweiten Messung! Wir haben bereits März! Danach herrschte lange Zeit Funkstille. Auf unsere spätere Nachfrage hin hieß es, die Sache sei nunmehr in den Händen der Filiale in Cairns, die wir angegeben hatten. Dort wusste man von dem Vorgang, konnte aber noch keinen Liefertermin nennen. Und der Scheibenriss? Jeder Kilometer ungeteerter, holpriger Straße ließ ihn höher steigen. Ende Mai in Cairns erhielten wir die beruhigende Nachricht, das Schiff sei unterwegs, habe jedoch Verspätung. Die Scheibe sei bestellt, doch wann wird sie wirklich in Sydney abgeladen ? Es könne auch Juli werden. Doch so lange können wir nicht in Cairns warten. Also ging die Akte weiter nach Darwin. Wir hielten Kontakt mit der dortigen Werkstatt. Irgendwann gegen Ende Juni teilte man uns telefonisch mit, dass das entsprechende Schiff „am kommenden Montag“ in Sydney einliefe. Dann würde es nicht mehr lange dauern, bis die Scheibe ins 3.500km entfernte Darwin geliefert würde. Und siehe da, es hat geklappt. An dem sonnigen Mittwochmorgen,6.Juli um acht Uhr geben wir unser Auto in der Werkstatt ab, begeben uns zum Frühstück in ein Fastfoodrestaurant schräg gegenüber und können unser Wohnmobil mit ausgetauschter Windschutzscheibe gegen 10 Uhr wieder abholen. Kosten? Kennen wir nicht genau, da wir vorsichtshalber eine australische Vollkasko Versicherung gewählt hatten. Doch nun weiter mit dem eigentlichen Reiseverlauf.

Adelaide River Croc
Adelaide River Croc

Australiens Top End umfasst, neben Darwin-Stadt aber auch den landschaftlich reizvollsten Teil dieser Nordtour, den Kakadu National Park. Er ist das Land von Aboriginal Stämmen, z.B. den Bininj / Mungguy. Von ihrer Sprache, dem Gagudju (gesprochen: Gagadu → Kakadu) leitet sich der Parkname ab, nicht von der Papageienart. Übrigens sollen im gesamten Australien 200 verschiedene Sprachen gesprochen werden, zuzüglich von 500 Dialekten. Das hängt ursächlich mit den so unterschiedlichen Aboriginal Stämmen zusammen. Heute ist Englisch die offizielle, verbindende Sprache. Doch ehe dieser Zustand bis hierher gediehen war, gab es zahlreiche Hürden zu überwinden. Wir versetzen uns einfach einmal in die Rolle der europäischen Erforscher dieses Kontinents. Oft waren sie froh, einen Sprachmittler zwischen ihrer europäischen Sprache und einer Aboriginal Sprache gefunden zu haben. Doch die Freude dauerte nicht lange, denn oftmals wurde „gleich hinter dem nächsten Baum“ die aktuelle Aboriginal Sprache nicht mehr verstanden. Denn die Stämme untereinander, vielfach nicht mehr als 50km auseinanderlebend, konnten sich sprachlich nicht verständigen. Kaum jemand im Stamm beherrschte die Sprache oder den Dialekt des Nachbarn. Das ist umso erstaunlicher, da die hiesigen Ureinwohner keine Nomaden mehr waren, sondern die Region dauerhaft bewohnten. Die günstigen Lebensumstände mit genügend Süßwasser, überquellende Fisch- und Jagdgründe und die stets zur Verfügung stehenden Früchte der Natur machten ein Nomadendasein nicht mehr notwendig.

20.000km umfasst die savannenähnliche Parklandschaft, ist also ebenso groß wie Israel. Über die Savannenvegetation ragen große Felsformationen aus Sandstein hervor. Momentan bewegen sich die abgeflachten Berggipfel und Höhenzüge zwischen 300m und 500m. doch die Postkartenaussichten von den Lookouts werden nicht ewig andauern. Die Erosion baut alle 1.000 Jahre circa einen Meter vom Sandstein ab. Somit verbleiben nur noch zwischen 350.000 bis 500.000 Jahre, bevor die Bergformationen eingeebnet sind.

Adelaide River Croc
Adelaide River Croc

Um in den eigentlichen National Park zu gelangen, heißt es erst einmal rund 200km ab dem Stuart HWy nach Osten zu fahren, immer den Arnhem HWy entlang. Dort erreichen wir den Hauptort des National Parks, Jabiru. Diese Retortenstadt wurde eigentlich errichtet als zentrales Versorgungszentrum für die  Uranium Mine, die größte der Welt, in wenigen Kilometern Entfernung. Der Wandel hin zum Tourismusort ist von der Infrastruktur her unverkennbar. Zahlreiche elegante Hotels und Lodges sowie zwei Campingplätze sollen sicherlich in erster Linie nicht den Minenarbeitern Unterkunft bieten. Das kleine Innenstadtzentrum bietet alles, was für die Versorgung notwendig ist. Ganz in Stadtnähe, auf dem Kakadu HWy kann der Besucher im wichtigsten ParkInformationsZentrum, dem Bowali Center, seinen Besuch planen lassen.

Und unterwegs bis dahin? Langeweile kommt nicht auf. Neben vielen kleinen kreuzen wir drei größere, nennenswerte Flüsse, den Adelaide River, den Mary River und den South Alligator River. Die ersten beiden fließen noch nicht im Kakadu Nationalpark, sondern in den vorgelagerten Wetlands bzw. dem Mary River National Park. In dieser riesigen Region muss man stets auf Krokodile achten, egal ob auf und an  den Flüssen, in den Wetlands mit ihren Billabongs (große Überschwemmungsteiche) oder auch an der Küste. Top End bedeutet gleichfalls Crocodile Habitat. Besonders in den Flüssen lebt die höchste Krokodilskonzentration der Welt. Allein im 200km langen Adelaide River sollen 1.600 Exemplare umherschwimmen. In den von Gezeiten abhängigen Flüssen sind es die Salzwasserkrokodile, in den Billabongs meist die Kollegen vom Süßwasser. Doch so ganz eindeutig ist auch hier die Trennung des Wohnraums nicht mehr. Da die Regenzeiten große Teile des Top End zu einem einzigen gigantischen See umgestalten mit Wasserspiegeln in den Baumkronen, findet durch den unbegrenzten Zugang Vermischun“g statt. So kommt es vor, das „Salty“ und „Freshy“ friedlich nebeneinander herschwimmen.

Wetlands Abendstimmung
Wetlands Abendstimmung

Bei so viel Abenteuergelegenheit können wir wiederum aus einem großen Angebotsstrauß an CrocSafaris auswählen. „The Jumping Crocodile“ vom Familienbetrieb mit den „Hunter Safaris“ (www.adelaiderivercruises.com.au) macht das Rennen. Klein aber fein, die Bootsoberkante kurz über dem Wasser verspricht gute Sicht und unmittelbare Nähe zu den Krokodilen. Natürlich sind wir geschützt durch eine solide Stahlkonstruktion. Kein Krokodil kann klettern. Gut so, denn wer weiß, ob so ein vier bis sechs Meter langes Tier nicht in die kleinen Boote hineinklettern würde. Aber springen können sie, senkrecht im Wasser stehen, wenn es um Beute geht.

Die erste Krokodil-Sichtung lässt nicht länger als zwei Minuten nach Ablegen auf sich warten. Und so geht es Schlag auf Schlag, eine geschlagene Stunde lang. Der Star unter den Ungeheuern ist „Brutus“, ein rund sechs Meter langes Salty. Eifrig schnappt und springt er nach den dargebotenen Fleischhappen. Wenn er die Beute verfehlt, geben seine Kiefer ein lautes Geräusch wie zwei aneinander schlagende Holzlatten wider. Er springt mit fast seiner ganzen Körperlänge aus dem Wasser. Und das trotz seiner Behinderung. Denn Brutus hat vor zwei Jahren beim Kampf mit einem großen Hai zwar die Beute gerissen, beim Kampf aber seinen rechten Vorderlauf eingebüßt, abgebissen vom Kampfgegner. Dokumentiert ist diese Schauergeschichte durch zahlreiche Presseveröffentlichungen mit Fotos. CrocSafari unmittelbar, mit diesem Unternehmen kann man sie hervorragend erleben.Wetlands DSCN6661

Ganz im Gegensatz zu den nach Gefahr riechenden Krokodilfahrten, präsentiert sich eine weitere Schiffsexkursionsmöglichkeit, sogenannte Wetland Tours. Krokodile tauchen dabei sicherlich auch auf, die kleineren Süßwasserartgenossen. Vorrangig geht es jedoch in den Feucht- und Sumpfwiesen rund um die Billabongs um die dort heimische Vogelwelt. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gibt es vielfältige Angebote. Wir entscheiden uns für eine Sunset Tour von „Wetland Cruises“ auf dem Corroboree Billabong. 90 Minuten umschwirren uns Seeadler, Kingfisher, Reiher sowie ein Black-necked-Stork (Indischer Großstorch) auf ihren letzten Futterflügen, bevor die Nacht mit einem blutroten Sonnenuntergang über die Sumpflandschaft hereinbricht. Vorher haben wir Gelegenheit zu einer Kostprobe, vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Unser Ranger streift vom Schilfblatt einer Wasserpalme grüne Ameisen ab. Statt langer Erläuterungen, um welches Tier es sich handelt, beißt er deren grünes Hinterteil ab. Nach dem vorkostenden Selbstversuch bietet er die Wildlife Nahrung zur Nachahmung an. Schmeckt gar nicht schlecht, irgendwie zwischen Pfefferminz und Krebsfleisch. So friedlich, wie diese Bootstour gestartet ist, so friedlich endet sie auch nach dem Sonnenuntergang.

Mit diesen beiden Exkursionen sind wir noch lange nicht am Kakadu National Park angelangt, sondern erst rund 60km in die Savannenwelt eingedrungen. Unter diesem Begriff versteht man bekanntlich eine tropische oder subtropische Vegetationsform, die aus einer geschlossenen Gras-/Krautschicht und einem lockeren, offenen Baumbewuchs besteht. Also keine Wüste wie im Outback, aber auch keine Steppe oder Prärie wie oft im Hinterland der Great Dividing Range.

So ganz allmählich nähern wir uns der offiziellen Grenze des Kakadu National Parks. Ein Begrüßungsschild am Straßenrand, mehr nicht. Der Rest bleibt gleich, immer noch Savanne. Kurz darauf ein weiteres Schild mit dem Hinweis, dass man einen Park Pass kaufen soll (40AUD/18€ pP). Wo? An Tankstellen, in Restaurants etc. Kontrolle? Niemand zu sehen! Ohne Parkpass? Kann teuer werden bei bis zu 500AUD Bußgeld. Risikofaktor? Sehr ausgeprägt!! Denn es werden mobile Kontrollen durchgeführt. So geschehen am Mamakula Billabong. Ein freundlicher Ranger ließ sich doch tatsächlich den im Infocenter erstandenen Park Pass zeigen, notierte Namen und Nummernschild. Dann geht er den dortigen Wanderweg ab. Wie er erläuterte, hat er heute den Nordstrang des Parks zu kontrollieren, sein Kollege den Südstrang am Kakadu HWy.

Ungestört können wir nun den Rundgang um das Feuchtgebiet mit Vogelbeobachtungsstation fortsetzen. Tagsüber ist natürlich weniger Fotobeute zu entdecken als morgens oder abends. Dafür erregt ein quasi Babygeschrei in unserem Rücken unsere Aufmerksamkeit. Wir entdecken eine große, schwarze Krähe. Die gibt es hier zu tausenden. Doch ein Kampf zwischen Krähe und Schlange kommt wohl nicht so häufig vor. Der Vogel versucht mehrmals das gestreifte Reptil beim Schwanz zu packen. Doch diese reagiert blitzschnell. Und so stehen sich die beiden Feinde mehrmals Auge in Auge gegenüber. Der eine krächzt, die andere zischt. Dieses Schauspiel dauert fast eine halbe Stunde. Dann wird es der Krähe zu dumm oder zu gefährlich. Jedenfalls fliegt sie unter lautem Schimpfgekrächze davon. Die Schlange verschwindet flugs im Wasser. Wildlife pur!

Like to Dance
Like to Dance

Kakadu National Park, wieder im Eigentum der Aborigines und rückverpachtet an die australische Regierung, wird von den Besitzern gern als „Park zum Fühlen – weniger zum Anschauen“ charakterisiert. Wenn man bedenkt, dass große Teile der Landschaft für die Aborigines als heilig gelten, so mag das stimmen, wenn auch für den Außenstehenden nur bedingt nachvollziehbar. Zu dieser Charakterisierung tragen einerseits sicherlich die beiden Aboriginal Cultural Center bei, das im Bowali Visitor Center und das ausgezeichnete Warradjan Aboriginal Cultural Center in Cooinda am Kakadu Hwy. Der Besuch dieser Kulturzentren gibt einen guten Einblick in frühere und heutige Denk- und Lebensweisen der Ureinwohner.

Während unserer Tour besonders hier im Nothern Territory fällt uns des öfteren auf, dass manche Aborigines sich lautstark quer über die Straße unterhalten. Wir haben uns gefragt, ob man dieses nicht auch dezenter auf einer gemeinsamen Straßenseite erledigen kann. Im Warradjan Aboriginal Cultural Center finden wir eine Erklärung für dieses Verhalten. Eine Reihe verschiedener Stämme dürfen nicht in direkten Kontakt miteinander treten. Die Tradition und ehemalige (auch noch heutige?) Fehden verbieten jegliches persönliches Zusammentreffen. Diese Verhaltensmuster gehen noch weiter. Im Cultural Center sind zwei große Holzscheiben aufgehängt, auf denen Stammesnamen verzeichnet sind. Durch Drehen dieser Scheiben kann ersehen werden, ob der junge Mann aus Stamm „A“ ein Mädchen aus Stamm „B“ heiraten darf oder nicht. Tja, wo die Liebe sich „hindrehen“ darf!

Zusätzlich wird der „Fühlgedanke“ durch die Stätten mit der sogenannten „Rock Art“ vertieft. Diese Höhlenzeichnungen sollen mehr als 5.000 Jahre alt sein. Doch auch heutzutage setzen Aboriginal Künstler diese Form von Lebens und Religionsgestaltung fort, nicht mehr auf Felswänden, sondern eher auf Leinwand, Papier und vor allem auf Birkenrinde. Der Prozess des Malens als Teil der „Creation Dreamtime / Schöpfungsgeschichte“ gilt dabei als wichtiger als das Werk selbst. So entstehen dadurch auch heute noch sogenannte heilige „Djangs / Dreaming Places“, nämlich immer dann, wenn der Künstler beim Malen in Kontakt mit seinen „Creation Ancestors / Schöpfungsvorfahren“ tritt. Als hauptsächliche Stätten für diese Felsmalereien besuchen wir Ubirr am Nordende des Parks und den Felsen von Nourlangie, einige Kilometer abseits des Kakadu Highways gelegen.

Der National Park kann aber auch mit ganz alltäglichen Lebensfreuden aufwarten wie Wandern, Off Road Fahren und besonders Schwimmen. In  zahlreichen Rock Pools, z.B. im südlichen Gunlorn tummeln sich viele „Wasserratten“. Ob sich dort auch die Süßwasserkrokodile tummeln, mag dahin gestellt bleiben. Den Badenden nach zu urteilen- Nein!, gemäß den allerorten aufgestellten Warnschildern „Beware of Corcodiles“ – Ja!

Kakadu NP
Kakadu NP

Nur per Allradfahrzeuge gelangt man zu den beiden berühmtesten Wasserfällen, den Twin Falls und den Jim Jim Falls. Ein Besucheransturm scharrt sich um die letztgenannten, denn das Gebiet um die Twin Falls darf nach heftigen Regenfällen wegen Steinschlaggefahr aktuell nicht betreten werden.

Zum Schluss unseres Nationalparkbesuchs erleben wir noch einen heißen Moment, im eigentlichen Wortsinn. Es ist die Trockenzeit und somit auch die Zeit der Buschfeuer. Die kontrollierten, zur Regeneration der Natur extra unter Aufsicht entzündeten, meinen wir hiermit nicht. Aber ein wildes Buschfeuer ereilt uns noch in der Nähe des Parkausgangs. Die Flammen züngeln bis an die Straße. Dicker Rauch quillt gen Himmel. Wir können noch eben vorbeischlüpfen. Kurz danach wird die Straße gesperrt. Das hätte für uns einen weiteren Umweg von rund 400km bedeutet.

Kakadu National Park – einer der größten Anziehungspunkte in der Welt des Tourismus. Zum Glück erleben wir ihn nicht überfüllt trotz der winterlichen Hauptreisezeit hier oben im Norden. Wir empfinden ihn als ein „must do“ auf unserer Australientour und raten, sich genügend Zeit für seinen Besuch zu nehmen. Warum nicht die sieben Tage der Gültigkeit des Park Passes ausschöpfen?