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K&K22 – Sounds of the Sounds

Als ersten SOUND vernehmen wir im morgendlichen Wohnmobil heftig prasselnden Regen.

Lake Manapouri-Anfaht auf Doubtful Sound
Lake Manapouri-Anfaht auf Doubtful Sound

Bei mehr als 200 Regentagen und nach Meteorologen-Angaben 9Liter Niederschlägen pro Jahr wundert uns die Wetterlage nicht. Warum sollen ausgerechnet wir in ein Trockenloch fallen!  Außerdem haben wir ja auch noch einige Kilometer zu fahren, bis wir unser Ziel erreichen. Es bleibt also Hoffnung auf Wetterbesserung. Denn eine Bauernweisheit von Einheimischen besagt: „The weather in Fiordland? – That`s four seasons within a day!“ Na, dann habe wir ja noch drei Jahreszeiten vor uns.

Doubtful Sound
Doubtful Sound

Fjordland, der Name klingt wie Musik im Ohr, eher noch wie der SOUND einer ganzen BIG BAND. Die Region ist eines der großen Ziele für den Neuseelandreisenden. In der Nordwestecke der Südinsel gelegen umfasst der gleichnamige Nationalpark allein 12.500km², d.h. er ist größer als der nordamerikanische Yellowstone Park und der Yosemite Park zusammengenommen. In ihm gibt es noch Landstriche, welche kein menschlicher Fuß bisher betreten hat und soll. Die Natur zählt zu einer auf der Welt größten Wildnisse und gilt als Kernstück von Neuseelands ungestümer Pracht.

Doubtfull Sound
Doubtfull Sound

Man stelle sich vor, hoch oben im Gebirge zu stehen und den Blick entlang himmelhoher  Berggipfel, hinunter auf funkelnde Fjorde und auf schäumende mächtige Flüsse gleiten zu lassen, oder über eine undurchdringliche Baumkronenwelt des Regenurwaldes zu schauen. Kein Wunder, dass diesem Landstrich der UNESCO-Status eines Weltnaturerbes verliehen wurde.

Immense Gletscher haben insgesamt 14 Fjorde während verschiedener Eiszeiten ins Festland gekerbt, nicht mit einem Mal, sondern in einer fortwährenden Vorwärts- Rückwärtsbewegung über eine Zeitspanne von 30 Millionen Jahren. Mit jeder Gefrier- und Tauwetterperiode wurden die Einkerbungen länger und tiefer, bis zu ihrem heutigen Aussehen.

Kea als ständiger Begleiter
Kea als ständiger Begleiter

Aktueller Rekordhalter ist der Dusky Sound mit 40km Länge und 8km Breite. Mit 36km ist der Doubtful Sound nicht viel weniger lang. Da kommt dann der Milford Sound mit seinen 13km Länge schon fast als Zwerg daher.

Besonders beliebt ist die Gegend  bei Wanderern wegen der zahlreichen „Great Walks“. Mehrtageswanderungen – geführte und ungeführte – bringen den Unerschrockenen an die entlegensten Orte. Hüttenübernachtungen sollten über die Umweltbehörde DOC oder die zahlreichen Touristeninformationen vorgebucht werden.

Per Auto, Bus oder Motorrad kann man sich die Fjordlands so gut wie überhaupt nicht erobern. Er gibt, von einer Ausnahme abgesehen, keine Straßen in das Naturschutzgebiet. Das hat zur Folge, dass Touren in die Fjordwelt hinein von spezialisierten Anbietern angeboten werden. Überblicke verschaffen Rundflüge. Auf die Fjorde geht es natürlich per Schiff, wobei die Touren dem Doubtful Sound und dem Milford Sound vorbehalten sind. Start in den Milford SoundDSCN4548Keine Regel ohne Ausnahme: Mit unmotorisierten Kayaks kann man natürlich in jeden Fjord fahren. Doch das ist nicht nur gefährlich, langwierig und schwierig. Bei Strafe ist es zudem verboten, irgendwo in der Wildnis sein Zelt aufzuschlagen und sich zum Abendbrot auch noch frisch Fisch zu angeln.

So haben wir uns zur Nationalpark Erkundung zu einem „Besichtigungstourenpaket“ entschlossen. Unter den unterschiedlichsten Anbietern beurteilen wir die „REAL JOURNEYS COMPANY“ als am vielfältigsten und lohnenswertesten, hinsichtlich von Preis, Service und Leistungen (www.realjourneys.co.nz).

Allmählich nähern wir uns unserem ersten Tourausgangspunkt TE ANAU. Die 2000-Einwohner zählende Stadt bildet das zivilisatorische Zentrum des Fjordlandes. Alles, was in den Nationalpark möchte, kommt zwangsläufig hier vorbei. So hat sich im Laufe der Jahre und des wachsenden Tourismus eine symphatische kleine Stadt entwickelt mit allen notwendigen Versorgungs – und Anlaufpunkten für einen möglichst gelungenen Fjordlandbesuch. Wenn da nur der oben beschriebene WetterSOUND nicht wäre. Zu dem Prasseln des Regens gesellt sich ein leichtes Bibbern bei nur 8°C.

Milford Road-Wetterausichten
Milford Road-Wetterausichten

Unser erster Tagesausflug gilt dem Doubtful Sound. Er liegt jedoch so weit vom Straßennetz entfernt, dass man nicht einfach z.B. mit einem Bus zu einer Fähre fahren könnte. Das 1963 errichtete unterirdische Wasserkraftwerk „Manapouri Power Station“ brauchte nicht nur eine gewisse Versorgungsinfrastruktur, sondern förderte auch touristische Ideen zutage. Nach massiven Umweltprotesten und gefundenen Kompromisslösungen produziert es heute immerhin rund 800MW. Dem Tourismus aber brachte der Bau viel Aufschwung. Denn man  nutzt nunmehr die „Versorgungsrouten“ um an den Doubtful Sound zu gelangen. Zunächst geht es rund eine Stunde lang per Fähre von dem Dorf MANAPOURI (20km südlich von TE ANAU) über den See gleichen Namens  hinüber zur Kraftwerkanlegestelle, also in die tiefste Einsamkeit. Sinnigerweise heißt der Abfahrtshafen „Pearl Harbour“.

Wer will kann nun das Kraftwerk besuchen (1Std. Führung). Wer das nicht möchte, steigt in einen umweltfreundlichen mit Gas betriebenen Bus. So geht es weiter über holprige und matschige 22 Kilometer, hinauf auf den 600m hohen Wilmot Pass. Bei klarem Wetter hätten wir hier einen ersten Blick auf den Zielfjord erhaschen können.

Milford Sound-Mitre Peak
Milford Sound-Mitre Peak

Die Straße ist ein Phänomen: als Bauzeit veranschlagt waren damals nur ein Jahr. Die meteorologischen Umstände und der Untergrund zwangen zu zwei Jahren. Dabei lagen die Baukosten relativ niedrig: Nur 2NZD/cm, also ca. 2,2Mill NZD. Das muss heute bereits fast für die jährliche Straßenunterhaltung ausgegeben werden.

Nach einer knappen Stunde Busfahrt mit guten Fotostopps erreichen wir den Doubtful Sound, die DEEP COVE mit Schiffsanlegestelle.

Dem Fjord wurde sein Name ebenfalls von James Cook verliehen. Er hatte ja bereits die Doubtless Bay an der nördlichen Ostküste der Nordinsel getauft (vgl. K&K 09 – Neuseelands Nordkap). Da oben war er sich sicher, dass es sich um eine für sein Schiff, die Endeavour ,ungefährliche Bay handelte. Hier war er sich nicht sicher, was er mit diesem Meereseinschnitt anfangen sollte. Vor allen Dingen hatte er Zweifel, ob in dem Meeresarm genügend Wind wehte, der sein Segelschiff wieder Richtung Tasman Sea trieben würde. Die Zweifel siegten. Er verzichtete auf eine Erkundung des Fjords.

Milford Sound-Wasserfälle wie Kletterseile
Milford Sound-Wasserfälle wie Kletterseile

Auf unserem Katamaran brauchen wir diese Zweifel nicht zu hegen. Ruhig gleiten wir hinein in diese mysteriöse Welt aus 2.000m hohen Bergen wie den „Commander Peak“, ergründen die Seitenarme des Sounds, den Hall Arm und den Crooked Arm.

Ein weiterer „SOUND of the SOUND“ macht sich bemerkbar: Das unablässige Rauschen der Wasserfälle. Zu Hunderten stürzen sie, teilweise auch donnernd und tosend, ins Fjordwasser. Dabei bildet sich auf dem salzigen Meereswasser eine Süßwasserschicht von 4-5m.

Der röhrende SOUND des aufgekommenen Sturmes übertönt teilweise das Geschrei der Möwen. Den SOUND der kaum hörbaren Schiffsmotoren sowieso.

Im Hall Arm herrscht dagegen totale Stille. Die Schiffsmotoren sind abgeschaltet, wie ein Wunder schreit keine Möwe, wir werden gebeten, auch einmal die Fotoapparate ruhen zu lassen. Es klappt: Ein SOUND von geräuschlosem Frieden umgibt uns. Der innere Schauder ist nicht zu unterdrücken.

Doch dann geht es rasch weiter: klick, klick, klick – der SOUND von Fotoapparaten. Die Ausbeute lohnt!

Je näher wir dem Fjordende zur offenen Tasman Sea rücken, desto stärker reißt die Wolkendecke auf. Das Regenrauschen hört auf, die zweite, sonnige Jahreszeit kündigt sich an für diesen Tag. Immer höhere Wellen klatschen gegen den Bootskörper. Der Kapitän kündigt eine Kehrtwende an, die einigen Passagieren durch die Querwellen beim Wenden wohl nicht gut bekommt. Eine nähere Beschreibung dieses SOUNDS ersparen wir uns. Doch so mancher Kaffeebecher auf den Tischen klatscht zu Boden. Übrigens Kaffee, Tee etc. steht an Bord gratis zur freien Verfügung, der Nachschubservice funktioniert excellent.

Nach dem Wendemanöver ergibt sich ein schon fast bizarres Bild: Unser Schiff „draußen“ unter strahlendem Sonnenlicht, vor uns, Richtung Fjordinneres erwartet uns eine undurchdringliche Regen-, Nebel- und Wolkenwand.

Also wieder hinein in das Regengeprassel, zudem sich nunmehr auch Hagel gesellt.

Wasserfälle wie Spinnweben
Wasserfälle wie Spinnweben

So ist der frei zugängliche Schiffsbug denn auch etwas für Hartgesottene und Temperaturunempfindliche. Auf dem Sonnendeck sieht es nicht anders aus. Und nun geht es durch ein besonderes Seeschutzgebiet wieder zurück zur Anlegestelle. 31/2 Stunden fantastische Fjordfahrt – Wetter hin, Wetter her – bleiben ein unvergessliches Erlebnis. Der Rückweg nach MANAPOURI erfolgt dann natürlich auch wieder per Schotterstraßenbus mit anschließender Fähre über den Manapouri See.

Die zweite Exkursion ist dann am folgenden Tag dem Milford Sound gewidmet. Das Erlebnis beginnt bereits in TE ANAU mit der Milford Road. 120km auf einem einmaligen Sightseeing Highway bis in den winzigen Ort am Fjordende. Diese Straßenverbindung ist die einzige, die für den privatverkehr in den Fjordland National Park hinein führt. Nicht weniger als 32 Besichtigungsanlässe kann man anlaufen. Die Umweltbehörde DOC hat hierzu einen reichhaltigen, erklärenden Flyer herausgegeben. Diese Strecke einfach abzufahren, es wäre schade drum. Schade um Plätze und Sehenswürdigkeien wie Te Anau Historic Site (erste Besiedlung durch Europäer), den malerisch eingebetteten Lake Mistletoe, den Walker Creek, das Eglinton Valley, die Mirror Lakes, den Lake Gunn, die Divide / Wasserscheide, den unheimlichen, weil sehr dunklen Homer Tunnel auf knapp 1.000m Passhöhe oder auch den Chasm mit Blick auf eine Anzahl dramatsicher Wasserfälle bzw die Tutoko Suspension Bridge. Wer die angegebenen 2 ½ Std. Fahrtzeit einhält, kann kaum etwas von den Sehenswürdigkeiten erlebt haben, denn viele sind mit einer kleinen Wanderung verbunden. Angeraten sei ein früh morgendliches Losfahren, um ein Fjordschiff am frühen Nachmittag mühelos zu erreichen.

Milford Sound-Reges Treiben
Milford Sound-Reges Treiben

In und am Milford Sound selbst geht es dann zu wie auf einem belebten Fährbahnhof. Der summende SOUND         von ankommenden und wegfahrenden Reisebussen wabert in der Luft. Zu Spitzenzeiten laufen 60 Busse täglich die Station an, bei 27 Bushalteplätzen. Da ist Schichtdienst gefragt. Obendrein kommt noch der Individualverkehr.

An 11 Terminals liegen die Ausflugsfähren der verschiedenen Anbieter. Wir meinen bemerkt zu haben, dass „unsere“ Reederei, die REAL JOURNEYS COMPANY den stärksten Zulauf verbuchen kann. Wir können es verstehen.

An der Pier gesellt sich ein weiterer, unüberhörbarer Sound hinzu: Das bedrohliche Surren der Sandflies. Ihnen kann niemand entgehen. Schutz gegen die unangenehmen Stiche bieten hiesige Insektencremes oder Sprays, chemielos die Antimückenkopfnetze.

Auch das „Achte Weltwunder“ genannt  ist der Milford Sound mit seinen 13km Länge einer der kürzeren Vertreter seiner Gattung. Er gilt aber als der schönste in der Gruppe. Im Unterschied zum Milford Sound ragen seine Berge viel steiler aus dem Wasser empor. 900m kerzengerade Felswand sind keine Seltenheit.  Wen wundert es dann noch, dass zu Stoßzeiten auf ihm auch schon mal 25 Schiffe gleichzeitig touren, zur Tasman Sea hin und wieder zurück. Je nach Buchung zwischen 1,5 und 3,5 Stunden. Wem das nicht genügt, kann die Fjordintensität durch eine Übernachtungsfahrt ersetzen oder ergänzen. Die Abfahrt erfolgt um 16.30Uhr, die Rückkehr am nächsten Morgen gegen 10.00Uhr. REAL JOURNEYS COMPANY bietet hierfür extra ein Kabinenschiff an. In trauter Gemeinschaft – 36 Kabinen – ankert der MiniCruiser in einer stillen Bucht, wird ein Dinner serviert, der Schlummertrunk kredenzt. Und am nächsten Morgen steht natürlich schon das Frühstücksbuffet bereit.

Wir begnügen uns mit der ausgezeichneten 2,5 Stunden „Nature Tour“.

Milford Sound-Seelöwenkolonie
Milford Sound-Seelöwenkolonie

Kaum dem „Hafen“ entronnen, türmt sich der MITRE PEAK / Bischofsmütze mit seinen 1.700m vor uns auf, fast im Sonnenschein! Wie im Doubtful Sound schießen unzählige Wasserfälle die Steilwände herab. Bei Wind erscheinen die winzigen unter ihnen wie Spinngewebe, welches sich über Fels und Pflanzen legt. Sind sie etwas stärker, schauen sie aus wie helle Bergsteigerseile an Kletterwänden. Und natürlich lässt sich der Kapitän den Spaß nicht nehmen, sein Schiff so dicht an eine größere Kaskade heran zu steuern, so dass du glaubst, unter einer eiskalten Dusche zu stehen.

Was ein richtiger Kapitän ist, der spinnt auch sein Seemannsgarn und gibt es zum Besten: So ließ der unsrige verlauten, dass das Schiff seiner Reederei, welches uns bereits die ganze Zeit folgt, genau die Ausmaße von James Cook’s „Endavour“ hat, müde 29m Länge. Heute dürfe ein Bott diesen Ausmaßes lediglich 55 Passagiere mitnehmen. Der Seefahrer aus dem 18. Jahrhundert hatte eine Mannschaft von 120 Leuten, zuzüglich 1 Ziege, 7 Schafe und 5 Hühner. Die menschliche Crew habe die Weltreise größtenteils überlebt, die Haustiere nicht.

Immer dicht an den Felsen entlang steuern wir auch hier den Ausgang des Fjords an. Uns fällt auf, dass viele der nicht so steilen Hänge dicht bewaldet sind. Dann aber wieder gibt es unvermutet völlig kahle Abschnitte im dichten Regenwald. Wer an Holzwirtschaft denkt, geht fehl. Ein Ranger erklärt, dass es sich hierbei um sogenannte „Holzlawinen“ handelt. Auf den Felshängen entsteht natürlich keine wirkliche Schicht an Mutterboden, in dem die Bäume Halt finden. Also krallen sie sich so gut es geht an den Moosen, Flechten und der hauchdünnen Erdschicht fest. Durch Wachstum bedingtes zunehmendes Gewicht, starke Stürme und immense Regenfälle lösen die Bäume aus den fragilen Verankerungen. Sie stürzen wie Lawinen zu Tal. Dort allerdings greift man nicht in die Natur ein. Nach einiger Zeit beginnt sich wiederum erstes Wachstum zu zeigen, bis schließlich nach 100 bis 120 Jahren der Zyklus vollendet ist und von vorn beginnt.

Ob die 30 Seelöwen in ihrer Kolonie auch wissen, wie gefährdet sie eventuell sind? Sie sonnten (ja!) sich jedenfalls überwiegend friedlich auf ihrem Felsen, manche stritten um den besten Sonnenplatz, andere gaben Fersengeld und tauchten ab. Aufgetaucht hingegen sind hin und wieder kleine, putzige Gelbaugenpinguine. Doch so schnell sie über der Wasseroberfläche erschienen, waren sie auch schon wieder verschwunden. Ausdauern hingegen begleitete uns der Kea Papagei während er gesamten Fahrt, mal neben dem Boot herfliegend, dann wieder auf einem Mast sitzend, aber stets auf Futter wartend.

DSCN4656Diese Keas sind die einzigen Bergpapageien auf der Welt, nicht scheu, frech, streitsüchtig und immer hungrig. Man kann man übrigens auch auf der Milford Road beobachten, meistens am Spätnachmittag, also auf der Rückfahrt. Sie kennen die Fahrtunterbrechungsplätze genau. „Füttern verboten“ heißt die Anweisung der Ranger. Der Kea ist schlau. Was man ihm nicht gibt, holt er sich. Denn er weiß offensichtlich, wie gut Abdichtungsgummis von Autos schmecken.

Auch über diesen Milford Sound Ausflug können wir nur sagen: BEEINDRUCKEND! EMPFEHLENSWERT !

Wir wollen einen SOUND nicht vergessen: Das permanente Zirpen der Kreditkartenlesen an den Ticketverkaufsschaltern, dezent aber unüberhörbar bei der Menge der Besucher. Dafür kommt ein AlltagsSOUND überhaupt nicht vor: Das Klingeln von Handys. Denn in dieser Abgeschiedenheit gibt es weder Handyempfang noch Internetzugang.

Schließlich darf das dritte Drittel in dem Package nicht fehlen: Ein Halbtagesausflug in die Glühwürmchenhöhle von TE ANAU. Wieder geht es mit dem Boot über den Lake Te Anau Ca. 30 Minuten dauert die Fahrt. Der Höhlenbesuch gliedert sich in einen Fußmarsch durch verschiedene Höhlengänge, vorbei an der „Kathedrale“ bis zum See. Aber in dieser Höhle ist zunächst an Stille nicht zu denken. Der alte Name der Maori „Te Anau“ bedeutet „Höhle mit Wasserstrudel“. Und so kommt es auch. Ein Untergrundfluss stürzt den ganzen Weg über mit einem Höllenlärm zu Tal, durch Becken, enge Schächte und bildet einen 10m hohen Wasserfall. Überall gurgelt und rauscht es. Der Geräusche vervielfachen sich durch das Echo an den Höhlenwänden und in den engen Seitengängen.   Der ruhige Höhlenbesuchsteil erstreckt sich auf die Bootsfahrt durch die eigentliche Glühwürmchenzone. Das Wasserrauschen verschwindet, totale Dunkelheit und Stille umgeben dich. Nur das Schimmern unzähliger Glühwürmchen an der Höhlendecke zieht deine Aufmerksamkeit an. Ein Naturwunder ersten Ranges!

DSCN4600Drei Tage Erkundungsprogramm im Fiordland Gebiet – sicherlich einer der wichtigsten Höhepunkte unserer Neuseelandtour.

K&K21 – Native Bush contra Quirliges Treiben

Die Naturerscheinung „native bush“ erleben wir als ursprünglichen, unbeeinflussten Regenwald.

native bush
native bush

Meistens bleibt das Gestrüpp nicht nur optisch undurchdringlich, abgesehen von der durch das Dickicht gehauenen Straße. Kein Pfad, kein Weg führt hinein. Ein Blätterdach wölbt sich über die Straße. Das Grün an den nahen und weiten Berghängen erscheint mit so dicht geschlossenen Baum-Buschkronen, als ob man auf ihnen spazieren gehen kann. Besonders gilt dieser optische Eindruck für den schwarzen Baumfarn, bei dem der Stamm kahl bleibt, die riesigen Farnblätter der Krone aber sich wie ein Sonnenschirm ausbreiten.

Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant
Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant

Besonders urwüchsige Impressionen zeigen sich auf einem kleinen Abstecher von dem SH 6 ab der Ortschaft HAAS, der Küstenstraße folgend nach JACKSON BAY. Der Ort hat so wenige Häuser, dass man glatt hindurchfahren würde, mündete die Sackgasse hier nicht auf einem kleinen Wendeplatz mit Blick auf den Jackson Head. Die winzige Fischfabrik wird von den fünf Kuttern beliefert, die an der ehemaligen US Navy Brücke dümpeln. Hummerkäfige türmen sich auf dem Ponton. Die malerische Bucht ist in das tiefe Blau des Himmels gehüllt.

Da sticht der orangene Eisenbahnwagon am Meeresufer kräftig hervor. Kein Relikt der früheren US Truppen Präsenz, sondern ein  ehemaliger Zugwagon, welcher mit viel Liebe zu einem Fischrestaurant hergerichtet wurde. Das Interieur entspricht der „Holzklasse“ früherer Züge, retro-sympathisch. Eine Hälfte nimmt der offene Küchenbereich ein, die andere ist für die 12 Gäste vorgesehen. Mehr finden nicht Platz, wenn man von den drei Tischen auf der Außenterrasse absieht. Überraschend umfangreich gestaltet sich die Auswahl an Fischgerichten, natürlich alle unter den Augen der Gäste frisch zubereitet, bei moderaten Preisen. Der 35km umfassende Abstecher lohnt, landschaftlich wie kulinarisch.

Lake Wanaka
Lake Wanaka

Zurück auf dem SH 6 klettert  das Wohnmobil hinauf zum HAAST PASS. Von der Passhöhe (577m) gleitet der Blick hinunter zu den beiden großen Seen, dem Lake WANAKA und dem Lake HAWEA. Kurz nach dem Pass ändert sich die Landschaft allerdings radikal. Kein Wald, kein undurchdringliches Gestrüpp säumt mehr den Weg. Die Gipfel und Hänge der HARRIS MOUNTAINS und der PISA RANGE starren kahl, quasi unberührbar in die Welt. Als Spitzenwerte erreichen die Felskuppen gut 2.300m. In den höheren Regionen liegen noch puderzuckerartige Schneereste. Die helle, grau-gelbe Farbe der Felsen kontrastiert heftig mit dem Blau der beiden Seen.

Die Uferstraße – immer noch SH 6 – führt schließlich in den Touristenort WANAKA, in der Südspitze des gleichnamigen Sees gelegen. Wir nehmen den Ort als „Perle eines Stadtbildes“ wahr, weiträumig angelegt, muntere, farbenfrohe Innenstadt und eine Beispiel gebende, bilderbuchhafte Uferpromenade.

Eine weitere Besonderheit dieser Stadt darf nicht unerwähnt bleiben: das CINEMA PARADISO.

Cinema Paradiso-Wanaka
Cinema Paradiso-Wanaka

Die dort gezeigten Filme entsprechen dem Üblichen. Doch allein der eine von zwei Kinosälen ist eine Filmvorstellung wert. Der Besucher sitzt nicht, er ruht in weichen Sesseln aus Omas Zeiten, kann sich in Sofas kuscheln, nach einem stressigen Tag sich auch auf dem Massagestuhl niederlassen oder, für Draufgänger, in den entsprechend hergerichteten Autos Platz nehmen und als Fahrer, Beifahrer oder auf den hinteren Sitzen den Filmstreifen verfolgen. Selbstredend erhöhen Getränke und Snacks den Kinogenuss. Eine Pause ist auch vorgesehen, um sich Nachschub zu besorgen. Der Kinobesitzer lässt sich nicht lumpen und verteilt frische Muffins – just for free. Der Eintrittspreis für diesen vergnüglichen Kino-Ausstattungs-Muffin-Genuss hält sich mit 15NZD sehr im Rahmen.

Weiter rollen wir auf dem SH 6 südlich in die Provinz Otago nach QUEENSTOWN…

Queenstown
Queenstown

…. und können unserer bisherigen Hauptstadtsammlung nunmehr eine weitere hinzufügen:  „The Adventure Capital of the World“ wird die Stadt am Lake WAKATIPU auch bezeichnet. Oder sollen wir sie lieber die „größte Jugendherberge“ Neuseelands nennen?

DSCN4344Als erstes fällt die Altersstruktur der Menschen in  Straßen und auf Plätzen ins Auge. Nur an den acht Colleges kann es nicht liegen, dass wir überwiegend junge Leute im Studentenalter erblicken, bei rund 10.000 Einwohnern. Doch nun fasst der andere Aspekt, „ADVENTURE“.

Stadt und Gegend sind berühmt als Geburtsstätte für schon ikonenhafte Abenteuererlebnisse. Tourismusmanager denken dabei mit glänzenden Augen an Bungee Springen, Wildwasserfahrten, Stromschnellen Surfing, Canyon Schaukeln (eine Abwandlung von Bungee), Paragliding, Sky Diving oder Jet Boat Fahren.

Adventure
Adventure

Wasser- und Winterski, Klettertouren oder Kayaking zählen da bereits zu den biederen Freizeitbeschäftigungen. Kein Wunder also, dass von den jährlichen zwei Millionen Besuchern 65% unter 35 Jahre alt sein sollen. Und so summt und brummt es in Stadt und Land. Die Paraglider landen mitten in der Stadt auf dem Schulsportplatz gleich neben der Bergbahn. Im Seehafen starten mit lautem Getöse und leider auch viel Gestank die Jet Boats und Jet Skis.

Adventure-Nur Mut
Adventure-Nur Mut

Die Gondelbahn hinauf zum 800m hohen Hausberg beherbergt selbstredend auch die Bungee Jumping & Canyon Swinging Station. Von der Bergspitze aus starten außerdem die Paraglider, Sky Diver und Mountain Biker. Kurz und gut: Es ähnelt einem Ameisenhaufen oder dem Innenleben eines Bienenstocks, was sich dort auf Bergeshöhen abspielt, gar nicht zu reden von den „normalen Sightseern“.

Adventure
Adventure

Wie zugespitzt sich entsprechende Werbung präsentiert, mögen einige, zufällig ausgewählte Beispiele verdeutlichen: „The World’s Highest Cliff Jump“, „In this jungle of adrenalin, is this the GORILLA!“, „Experience the world’s most exciting SHOTOVER THUNDER JET with high cliffs-shallow water-rapids-willows & 360 degree spins“ oder eben auch „An adrenaline fuelling jet boat ride through the narrowest canyons“. Wer da nicht munter wird!

Hinter all diesen „ unvergesslichen und Ehrfurcht gebietenden / unforgettable and awe-inspiring“ Angeboten, müssen die zahlreichen Wandermöglichkeiten, die wunderbare Berglandschaft und die „Weinkultur“ der Umgegend ganz einfach den zweiten Rang einnehmen.

Entsprechend ausgerichtet haben sich dann natürlich auch Hotellerie, Gastronomie und Night Life Locations. So eine hohe Konzentration an „Backpacker Budget Accommodations“, preiswerten Verpflegungsstationen wie Pizzerien, Nudelfactories oder Fish & Chips Buden bzw. Discos ist uns auf der bisherigen Tour noch nicht begegnet.

Das soeben geschilderte Ambiente soll den weniger auf Adrenalinausstoß geprägten Reisenden von einem Besuch der Stadt allerdings nicht abhalten. Neben gepflegten bis luxuriösen Hotel- und Restaurantangeboten lässt sich auch mit beiden Beinen auf dem Boden viel Unvergessliches erkunden und erleben.

Der Spaziergang am Seeufer mit seinem Botanischen Garten auf einer Landzunge, die Kunsthandwerkermärkte und unzähligen Gemäldegalerien, Rundfahrten über Weingüter uvm kann schnell zur „pure inspiration“ führen.

TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu
TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu

Dabei steht der Lake WAKATIPU immer im Zentrum. 77km lang ruht er in „S-Form“ zwischen den EYRE und den RICHARDSON MOUNTAINS. Zumindest sieht es so aus. Denn in Wirklichkeit ruht er überhaupt nicht. Seine Wasseroberfläche nämlich hebt und senkt sich alle fünf Minuten um sieben Zentimeter. Diese Unruhe ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um einen Gletscher-Vulkan-See handelt und es im Erdinneren darunter noch kräftig rumort.

Wenn man wie wir auf ihm allerdings eine gemütliche, 90-minütige Seerundfahrt genießt, spürt man die Tideaktivitäten überhaupt nicht. Unter den zahlreichen Möglichkeiten für großartige Rundfahrten sticht das Angebot der TSS EARNSLAW besonders positiv ins Auge. 1912 erbaut, dampft und stampft das 51m lange, mehrstöckige Boot seit nunmehr 103 Jahren über den See. Große Areale sind dem Sonnendeck vorn und achtern reserviert. Auf das Brückendeck neben den Kapitän darf der Passagier auch. Und an Technik Interessierte glauben sich im Maschinen- El Dorado. Im frei zugänglichen Schiffsbauch, direkt neben den pfeifenden und zischenden Druckkesseln, wird gefachsimpelt oder einfach den Erläuterungen des Schiffsingenieurs gelauscht. Kurz: ein Erlebnis, dass man nicht versäumen sollte (https://www.realjourneys.co.nz/en/experiences/cruises/tss-earnslaw-vintage-steamship-cruises/More-Info/#About-the-TSS-Earnslaw).

Vielleicht nicht gerade zum Bungee Springen, sondern um der fantastischen Aussicht wegen und dabei den Bungee-Springern zuzuschauen und ihrem „Schreck-Quieken“ zuzuhören, nehmen wir die Skyline Gondola hinauf auf Queentowns Hausberg, den BOBS PEAK. Unvergesslich wird davon der Panoramablick über die Stadt, Berge und See bleiben. Unvergesslich sicherlich aber auch die Preise für Bahn, Lunch und Getränke.

Beschauliches Glenorchy
Beschauliches Glenorchy

Bevor wir den „Adventure Hexenkessel“ wieder verlassen, erfreuen wir uns noch an der 40km langen Sackgassen-Uferstraße in die Nordspitze des Sees, nach GLENORCHY. Mit einem tiefen Durchatmen ob der Ruhe und Beschaulichkeit dieses Seezipfels lassen wir die „adventurous, breathtaking experiences“ hinter uns. Denn das 350-Seelen-Dorf verspricht „Gateway to Paradise“ zu sein. Doch ein Paradies beinhaltet bekanntlich für jeden etwas anderes.

Wir folgen nunmehr zunächst weiterhin dem SH 6 Richtung Fjordland National Park. Unterwegs erweitern wir unseren „Hauptstadt-Fundus“ um ein weiteres Exemplar. „Capital of the Beer“ prangt auf dem Ortsschild der Gemeinde MOSSBURN. Doch warum bleibt ein Rätsel. Keine Brauerei in Sicht, auf der Hauptstraße ist nur ein einziges, absolut leeres Café zu entdecken. Die Nebenstraßen bleiben den Wohnhäusern reserviert. Der Durstige muss unverrichteter Dinge weiterziehen. Vielleicht hat das Dorf einmal bessere Zeiten gesehen.

K&K20 – Eisige Geschwister

Ob sie wohl voneinander wussten oder sich vielleicht sogar einmal persönlich die Hände geschüttelt haben, der FRANZ JOSEPH und der WILLIAM? Hinter dem einem verbirgt sich Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916), seines Zeichens Kaiser von Österreich. Der andere, William Fox (1819-1901)  bekleidete drei Jahre lang (bis 1872)  das Amt des Ministerpräsidenten Neuseelands. Sie waren also Zeitgenossen.

Wanderung zum Fox Gletscher
Wanderung zum Fox Gletscher

Also pirschen wir uns langsam, geographisch wie namentlich allmählich heran.

Geographisch lösen wir uns von den Jade-Kostbarkeiten Hokitikas (vgl. K&K 19) und folgen weiterhin der Westküstenroute etwas mehr als hundert Kilometer südlich.

Die vorher enge Küstenstraße, sie nennt sich nunmehr GLACIER HIGHWAY, findet jetzt mehr Platz zwischen  Bergkette und Ozean. Fruchtbare landwirtschaftliche Flächen säumen den Weg. Unterwegs lohnt sich ein kleiner Abstecher in das Künstlerdorf OKARITO, wegen der Künstler sicher auch, mehr aber noch wegen der Aussicht. Denn nunmehr blicken wir direkt auf die Neuseeländischen Alpen.

Vor dem Start
Vor dem Start

Zumindest haben wir vor, uns an den schneebedeckten Gipfeln zu erfreuen. Doch warum müssen ausgerechnet negative Wettervorhersagen – gefühlt – eher eintreffen als positive. Gefürchtet hatten wir es ja bereits, als am Horizont die ersten Gipfel auftauchten, von grauen Regenwolken umhüllt. Kein Gipfel zu entdecken, Wolkenhöhe verharrt auf 300-400m. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, wobei der Akzent auf dem ersten Wort liegt. Dabei bläst vom Meer her ein kräftiger Westwind, der Meer und Küstenstreifen in ein tiefes Blau des Himmels getaucht hat.

Doch die graue Wolkendecke bleibt in und an den Bergen hängen.

Immerhin zählen Neuseelands Alpen zehn Gipfel über 3.000m, deren bekannteste der Mount TASMAN (3.498m) und der Mount COOK (3.754m) sind. Letzterer heißt auf Maorisch AORAKI, der WOLKENSTECHER. Uns sticht eher die Nicht-Sicht auf das Gebirgspanorama ins Gemüt. Die sicherlich touristisch aufmunternde Auskunft „Morgen soll es besser werden“ im InfoCenter tröstet weder noch bewahrheitet sie sich. Wie der Abend so der Morgen. Keine Sicht in Sicht!

Unser Besuchsziel bleibt allen meteorologischen Widerwärtigkeiten zum Trotz bestehen: Ein optisch lohnender Besuch der dortigen Gletscher und Berge. Ab noch fehlt von Beidem vom Tal aus gesehen jegliche nennenswerte optische Spur.

Damit haben wir uns wieder ein Stück weiter an FRANZ JOSEPH und WILLIAM herangepirscht. Diese beiden Gletscher gelten als die interessantesten. Insgesamt beherbergen die Alpen allerdings  sechs ausgewachsene Gletscher, außer diesen beiden noch den Tasman, den Hooke, den Murchison und den Godley Gletscher, eisige Geschwister, die teilweise ineinander übergehen und sich gegenseitig füttern.

Anflug von der Talstation
Anflug von der Talstation

Die Gletscherzungen von „Franz Josef“ und „Fox“ können gut vom Tal aus erreicht werden. Beim „FJG“ wandert man rund 90 Minuten durch das Gletscherflussbett, beim Fox Gletscher etwas kürzer. Ein Erlebnis sind beide Wanderungen allemal, auch bei Nebel, Regen und Kälte. Wer sich strahlend weiße Gletscherzungen erhofft, sollte lieber gleich umkehren. Die Gletscherenden sind selbstredend durch den mitgeführten Sand und das abgeschliffene Geröll schmutzig und fast schwarz.

Sie reichen – besser gesagt: reichten – bis unmittelbar an den Regenwald heran. Für ein „Besteigen“ der Gletscher muss aus Sicherheitsgründen eine geführte Gletschertour gebucht werden. „Franz-Josef“ erstreckt sich auf rund 12km Länge, „Fox“ ist mit 13km Länge der Sieger. Von der Breite her sind beide ähnlich, rund 800m. Spitzenreiter hinsichtlich der Länge bleibt jedoch der Tasman Gletscher mit rund 27km. Ob die Gletscher wie viele andere in der Welt auch tatsächlich abschmelzen, bliebt wissenschaftlich noch umstritten. Neben den typischen Rückzugserscheinungen soll es aber auch längere Perioden des Eis- und Schneewachstums gegeben haben, nicht nur während der letzten großen Eiszeit sondern auch in den jüngeren Vergangenheit.

Mount Cook
Mount Cook

Zwischenzeitlich schauen wir einmal mehr zum Himmel. Doch viel bewegt da oben sich nicht! Bei eigentlich so vielen Besichtigungsmöglichkeiten haben sich natürlich auch die entsprechenden Ferienorte etabliert. Und damit der Reisende nicht vergisst, wo er sich befindet, nennen sie sich namensgleich zu den beiden berühmten Gletschern. „Franz-Josef“-Township und „Fox Glacier“-Township. Dörfer sind sie allemal bezüglich der Einwohnerzahl, 300 zu 200.

Mt Cook-hinten-Mt.Tasman-vorn
Mt Cook-hinten-Mt.Tasman-vorn

Der permanente Strom der Besucher vervielfacht diese Zahl, was ein gehobenes Preisniveau nach sich zieht. An Restaurants, Imbissbuden, Unterkünften herrscht kein Mangel. Erstaunlich, da beide Dörfer eigentlich nur aus einer „Main Route“ mit Touranbietern und Restaurantbetrieben und der „hinteren Straße“ mit zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten bestehen.

Wenn die Sonne nun einmal partout nicht durch die Wolken brechen will, müssen wir also uns zur Sonne begeben. Gedacht, getan!

FJG DSCN4150Mindestens sechs Unternehmen bieten Flugzeug- und Helicoptertouren durch das Gebirgspanarama und entlang der Gletscher an. Einen von ihnen möchten wir wegen seines umfangreichen Programmes und dem guten Preis-Leistungsverhältnisses besonders positiv hervorheben, die „Glacier Country Helicopters“(www.glaciercountryhelicopters.co.nz), und besonders auch als sogenannte „Packagebuchung“ mit der „Franz Josef Alpine Lodge“ (www.franzjosefalpinelodge.com) empfehlen. Vertrauen Sie sich Poppy Tuck und dem Piloten Gus Gordon an. Man befindet sich damit rundum in guten Händen.

Lawinen
Lawinen

Wir haben es getan und nicht bereut. Unter ihrem umfangreichen Flugprogramm wählen wir den „Glacier Explorer“ aus – ca. 45 Minuten Eiswelterlebnis vom Feinsten. Geflogen wird nur, wenn im Gebirge und über den Gletschern unzweifelhaft gute Sicht ist. Garantiert wird dieses optische Schauspiel durch eine festinstallierte Dauerkamera auf den Gletschern, so dass „unten“ festgestellt werden kann, was sich „oben“ abspielt.

Gebirgspanorama
Gebirgspanorama

Viel Zeit zum Überlegen bleibt uns allerdings auch nicht, denn die „Sichtlöcher“  dauern nicht den ganzen Tag. Auf der HeliBase dicht bei Franz-Josef-Township besteigen wir das Fluggefährt. Kälte, kräftiger Wind und Regen umgeben uns. Ein mulmiges Magengefühl beschleicht die Passagiere, besonders diejenigen, die neben dem Piloten durch die Kunststoffflugkanzel direkt nach unten schauen können – also uns! Die Rotorblätter beginnen zu kreisen. Ein Zurück gibt es  nun nicht mehr.

Langsam hebt der Heli schaukelnd ab. Die Nase leicht nach vorn gebeugt, womit sich die direkte Sicht auf den Erdboden bekanntlich verbessert, steigen wir allmählich in die Höhe. Regen prasselt unablässig auf die Kabine. Der Pilot steuert zunächst den „Franz-Josef-Glacier“ an. Zunächst erblicken wir nur ein trübes, verschmutztes Grau, bevor der Heli durch die Wolken stößt. Dann aber, nach kurzer Zeit quasi im Blindflug, werden wir fast geblendet von Sonne und Eis. Die Berggipfel vom Mt. Cook und gleich nebenan vom Mt. Tasman ragen über den Wolken empor, so als ob sie aus einer Watteschicht heraus wachsen. Der Gletscher aus Eis und Schnee ruht im gleißenden Sonnenlicht.

Rückflug über Franz-Josef-Gletscher
Rückflug über Franz-Josef-Gletscher

Aber ein Gletscher ruht bekanntlich nie. So auch unsere beiden nicht. Im Schnitt sollen sie ungefähr fünf Meter pro Jahr ins Tal gleiten. Beim Franz-Josef-Gletscher bedeutet diese Geschwindigkeit, dass ein Eisklumpen, der am oberen Gletscherbeginn anfängt zu wandern, nach rund 130 Jahren unten an der Gletscherzunge angekommen sein wird. Unser Pilot Gus erzählt zwischenzeitlich zwei Episoden über Flugzeugabstürze. Je nach Sichtweise kann die eine für ein Anwachsen, die andere für ein Abschmelzen des Gletscher gelten. So musste 1923 ein Kleinflugzeug auf dem Gletscher notlanden, stürzte jedoch in Gletscherspalte und verschwand. Rund fünf Jahre später soll es fünf Kilometer von der von der Unfallstelle entfernt wieder aufgetaucht sein.  Die andere Begebenheit spielte sich erst in der Gletscher freien Zone ab. Auch hier stürzte 1938 ein kleines Flugzeug ab, rund vier Kilometer von der Gletscherzunge entfernt. Knapp vier Jahre später soll sich der Gletscher dann auf rund 500m an das Flugzeug herangeschoben haben. Pilotenlatein?

Landeanflug
Landeanflug

Zwischenzeitlich kreisen wir weiter über der unendlich erscheinenden, unbeweglichen Welt aus Eis und Schnee. Am Horizont tauchen die dichte Westküste und die weit entfernt liegende Ostküste auf. Direkt unter uns bewegen sich schwarze Punkte im Schnee.  „Eine mehrtägige, geführte Gipfelbesteigung auf den Mount Cook“, erklärt uns Gus. Mit einem Fingerzeig deutet et auf die Steilhänge des Mount Tasman. Dort gehen gerade zwei Lawinen nieder. Schließlich kurven wir noch um den Mount Sefton (3.157m), den Malte Brun (3.155m), den Mount Elie de Beaumont (3.117m). Im Wedelflug gleiten wir noch einmal über dem Franz-Josef-Glacier hinab, zurück ins Tal zum Landeplatz. Bald verschwinden wir wieder in einer dichten Wolke. Die HeliBase wird sichtbar, immer noch in Regen und Wind eingehüllt.

Gletscher aus der Ferne
Gletscher aus der Ferne

Der ganze Flug war sicherlich geprägt von innerer Aufregung und Anspannung. Doch das Erlebte ließ Flugangst eigentlich gar nicht aufkommen. Trotzdem waren wir nicht unglücklich darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Fazit: EINMALIG!

Zum Schluss wollen wir uns doch ganz nahe heranpirschen und noch einmal die Namensgebung durchleuchten. Es war der deutsche Geologe Julius von Haast, der im Rahmen seiner glaziologischen Forschungen 1859 den Gletscher nach dem österreichischen Kaiser Franz-Joseph I. benannte. Anders beim Fox-Gletscher. Als, wie oben angeführt, der seinerzeitige neuseeländische Premierminister William Fox 1872 vor diesem Gletscher stand, benannte er ihn einfach nach sich selbst. Honte y soit qui mal y pense!