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K&K 78 – ParkParade Perth

Im Anschluss an die Wave Rock Rundtour treibt es uns für einige Tage doch noch einmal nach Perth. Nach unseren ersten Erlebnissen mit Stadtbesichtigung und den Besuchen von hinlänglichen Sehenswürdigkeiten geht uns ein Eindruck weiterhin nicht aus dem Sinn: Perth – die Stadt  der Parks und Gärten. Aus unserer Sicht lohnt es sich, hierüber noch einmal gesondert zu berichten. Einheimische beschreiben ihre Stadt oftmals als „Parkoase“. Wir wollen dieser Aussage einmal nachgehen.

Kings Park
Kings Park

Im Umland von Perth, besonders in den Perth Hills können wir in kurzer Entfernung ein halbes Dutzend National Parks und Nature Reserves besuchen, keiner weiter weg als 30km: Gossesberry NP, Helena NP, John Forrest NP, Kalamunda NP, Lesmurdie NP, Midgegoroo NP und die Lane Pool Reserve.

Caversham Wildlife Park
Caversham Wildlife Park

Im weiteren Umfeld (bis 50km) sind noch eine große Anzahl weiterer National Parks und Nature Reserves zu finden. Gemeinsam ist ihnen allen die wundervolle, oftmals ursprüngliche Natur mit zahlreichen Wanderwegen, hin und wieder rauschenden Wasserfällen bzw. Stromschnellen. Die meisten bieten einen Bergblick hinunter auf die Stadt Perth. Bereits von diesen Hügeln aus kann das immense Grün der Stadt ausgemacht werden.

In der Hügellandschaft befindet sich für Tierliebhaber auch der Caversham Wildlife Park, nicht weit entfernt vom Ort Midland. Einheimische Tierwelt, aber auch die von Gesamtaustralien kann hier bestaunt werden.

Caversham Wildlife Park
Caversham Wildlife Park

Dieser Wildlife Park (www.cavernshamwildlife.com.au)  stellt eine angenehme Abwechslung zu den „Grünansichten“ der pflanzlichen Natur dar.

Heliflug
Heliflug

Besser noch in seiner Unmittelbarkeit gelingt der Überblick aus der Hubschrauberperspektive. Dreißig Minuten Vogelperspektive bestätigen die Aussage der Einheimischen. Mit Ausnahme einer kleinen Wolkenkratzerinnenstadt überwiegt der Grünanblick den von Häusern. Die gesamte Küstenlinie vom nördlichen Hillarys Boat Harbour bis zum südlichen Fremantle, also rund 50km Küstenlinie, wird dominiert von goldgelbem Sandstrand mit angrenzendem Grüngürtel der Parks. Da bieten die Siedlungen fast schon optische Abwechslung.

Wieder sicher gelandet machen wir uns auf, per Auto einzelne dieser Parks einen näheren Besuch abzustatten. Eine Reihe von ihnen kann sicherlich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln einigermaßen direkt erreicht werden, aber eben doch nicht alle.

Queens Garden
Queens Garden

Die schönsten Parks und Gärten werden zusätzlich ausgewiesen als „Hochzeitsgärten“, um wundervolle Erinnerungsfotos machen zu können. Dies sind insbesondere der Queens Garden, der Harold Boas Park und die Victoria Gardens. Idyllisch mit Seen, Teichen und Wasserspielen, einer Bepflanzung, deren Farbenpracht kaum zu übertreffen ist, bilden sie aber auch wirklich die passende Hochzeitsfotokulisse. Allerdings, die einzige, fotobereite Hochzeitsgesellschaft machen wir ausgerechnet am Strand bei Hillarys Boat Harbour ausfindig.DSCN9927

Bei unserer Rundfahrt bemerken wir schnell, wie die Parks und Grünflächen untereinander verbunden sind. Oftmals geht ein Park in den anderen über, nicht nur einmal. Dieses Phänomen gilt insbesondere für den Grünstrang Supreme Court Gardens – Langley Park – Ozone Reserve – Point Fraser. Aber eben nicht nur für diese übergangslose Grünfläche. Gleiches gilt z.B. auch noch für den David Carr Memorial Park, der direkt verbunden ist mit dem John Oldham Park und sich  dann am Swan River Ufer entlang zieht.

Am Swan River
Am Swan River

Mit seinen Uferwegen kann Perth ein weiteres Mal trumpfen. In erster Linie trifft dieser Umstand zu für die Promenaden am Swan River und an seinem Nebenfluss, dem Canning River. Ein Eldorado für Wanderer und Fahrradfahrer. Wer möchte kann problemlos 200km auf Fahrradwegen an den Ufern abradeln, ohne die Stadtgrenzen verlassen zu müssen. Diese Möglichkeit wird auch intensiv genutzt, von Radlern und Joggern gleichermaßen.

Harold Boas Garden
Harold Boas Garden

Was bieten die Parks noch, außer dem unendlichen Grün? Viele Trimm-Dich-Pfade machen wir aus. Noch mehr pompöse Kinderspielplätze. Tennisfreunde können kostenlos die außerordentlich gepflegten Tennisplätze nutzen. Für den Nationalsport Football steht fast in jedem größeren Park eine Spielfläche zur Verfügung. Um dann anschließend nach viel Bewegung Hunger und Durst zu stillen, hat die Stadt fast überall Picknickmöglichkeiten mit Gasgrills installiert. Dabei handelt es sich in der Regel um feste, überdachte Einrichtungen zur freien Benutzung. Erstaunlich diszipliniert und verantwortungsbewusst gehen die Nutzer wohl mit diesen Einrichtungen um. Von Beschädigungen, Vandalismus oder Vermüllung war nichts zu entdecken. Alles macht einen sehr gepflegten Eindruck. Liegt es vielleicht am durchgängigen Rauch- und Alkoholverbot auf allen Grünflächen? Man merkt, die Stadt tut viel für das Wohlbefinden ihrer Einwohner. Sie scheinen es zu danken.

Victoria Garden italienisches Flair
Victoria Garden italienisches Flair

Wenn von Perth und Parks die Rede ist, denken viele Besucher natürlich zunächst an den bekanntesten aller Parks, den weltberühmten Kings Park. In der gängigen Touristenwerbung als „Parkjuwel“ tituliert, als einer der größten innerstädtischen Parks der Welt gekennzeichnet, wandeln in ihm – offiziell – sechs Millionen Besucher pro Jahr. Gut bevölkert ist er in der Tat, besonders an seinen markanten Plätzen. Dazu zählen wir insbesondere die Aussichtsterrassen hinunter auf den Swan River und auf die Stadt und sein State War Memorial. Gemeinsam mit dem integrierten Botanischen Garten bietet er vielfältige Möglichkeiten. Wir wandern z.B. auf dem „Tree Top Boardwalk“, also in Baumwipfelhöhe, auch „Kings Park Federation Walkway“ genannt. Jetzt im Frühling erstrahlt der Park in der Farbenpracht der Wildblumen. Ihnen ist ein eigenes Festival gewidmet, welches den gesamten Monat September dauert.

Kings Park
Kings Park

Die Kunst kommt in vielen Gärten und Parks ebenfalls nicht zu kurz. Allen voran ist natürlich das Aboriginal Art Center im Kings Park zu nennen. Doch auch in den kleineren und größeren anderen Parks und Gärten erfreut manch illustre Skulptur das Auge des Betrachters.

Uns ist bewusst, dass unsere dreitägige Parktour natürlich noch viele Lücken aufweist. Das ist bei 16 größeren innerstädtischen Parkanlagen sowie quasi unzähligen kleineren auch nicht anders zu erwarten. „Seit 20 Jahren wohne ich jetzt in dieser herrlichen Stadt“, erklärt uns ein Gesprächspartner. „Vielleicht kenne ich jetzt gut die Hälfte dieser wundervollen Einrichtungen, sicherlich aber nicht viel mehr“. Nun, dann wird ihn im nächsten Jahrzehnt zu heftige Langweile wohl nicht quälen.

Heliflug
Heliflug

Wir wollen und können nicht so lange in Perth bleiben, um das Ergebnis abzuwarten. Vor uns liegt noch viel Spannendes zu entdecken. Also machen wir uns auf zu einer letzten umfangreicheren Rundfahrt, zunächst ins östliche Kalgoorlie-Boulder mit seiner Goldgeschichte. Anschließend geht es dann strikt gen Süden in Australiens Südwestecke „The Bottom“.

K&K 77 – Steinhart oder Schmunzelweich

Östlich von Perth, mehrere hundert Kilometer ins Land hinein, erstreckt sich Westaustraliens Wheatbelt / Getreidegürtel.

Wheatbelt Way
Wheatbelt Way

Der Wheatbelt Way führt aber nicht nur durch fast horizontlose Raps-, Lupinen- und Getreidefelder. Er überschneidet sich häufig mit dem Granite Loop Trail und dem Wave Rock Trail. Dadurch erhält diese 1.000km lange Inlandschleife oftmals einen gänzlich anderen Touch als ausschließlich Landwirtschaft. Die Streckenabschnitte sind auch kaum voneinander zu trennen, denn die riesigen, einsamen Granitrücken ragen mitten aus den Feldern heraus. Dieses Gemisch ergibt ein eigenartiges Bild aus gelbem, blühendem Rapsfeld und grauem, steinhartem, vielfach vermoostem Granitblock. Jedes der kleinen Landstädtchen wartet mit einem solchen Naturwunder auf. Meistens sind die Monolithen in Nature Reserves eingebettet, mitunter auch 20km bis 30km vom eigentlichen Ort entfernt. Aber es lohnt sich, sie zu besuchen und teilweise sogar zu erklimmen. Im nördlichen Loop bleiben die Felsen noch relativ flach, ragen manchmal nur wenige Meter über den Erdboden heraus. Je südöstlicher wir kommen, umso spektakulärer präsentieren sie sich.

Getreidesepeicher
Getreidesepeicher

Die kleinen Orte am Wegesrand versuchen gleichfalls, mit irgendeiner Besonderheit aufzuwarten. In Toodyay und Goomaling (nördöstlich von Perth) muss man da sicherlich zwei Mal hinschauen, um das Besondere zu entdecken. Dowerin lädt dann schon ein in seine pittoreske, von Wildblumen übersäte Namelchatchem Nature Reserve (10km östlich). Im nördlicheren Wogan Hills locken der Mt O’Brien Lookout bzw. der Christmas Rock Walk. Weiter geht es ins Dorf Koorda, in dessen Zentrum eines der großen Getreidesilos / Grain Bin die Szenerie beherrscht. Von weitem ähneln diese Kolosse gigantischen, weiß blendenden Ozeanriesen. Wer außer einem Interesse an Naturschauspielen noch wissen möchte, wie sich die ärztliche Versorgung im 19. Jahrhundert in dieser einsamen Gegend gestaltete, in Koorda gibt das Hospital Museum Aufschluss darüber. Und weiter geht es ins noch nördlichere, winzige Beacon mit seinem Beacon Rock, fast schon kein Ort mehr, sondern eher nur noch eine Siedlung. Wer zu den Mollerin Rocks und dem Bonnie Rock möchte, kommt automatisch daran vorbei.

Granite Outcrop
Granite Outcrop

Damit erreichen wir den nördlichsten Abschnitt unserer Wheatbelt / Granite Trail Tour. Via dem südlicheren Nungarin mit seinem riesigen Talgomine Granitfelsen gelangen wir schließlich zum unbedingt sehenswerten Baladjie Rock, 30km nördlich des Dorfes Westonia. Der nur unweit entfernt sich erhebende Elachbutting Rock wird auch „Little Wave Rock“ genannt. Hier kann man sich also bereits Appetit auf das spätere Naturspektakel holen.

Ein wenig Atem holen bei all diesen wunderbaren Naturschauspielen können wir in der Kleinstadt Merredin. Es bietet sich an, für dieses schmucke Städtchen etwas mehr Zeit einzuplanen. Die historische Innenstadt rund um die Barrack Street mit den angrenzenden Parks, dem Merredin Museum, der ehemaligen Nationalbank und einer Reihe anderer Architekturbeispiele aus der Pioneerera erlaufen wir uns auf dem Heritage Walk. Dann geht es hinauf auf dem Merredin Peak. Diesen stadteigenen Granitmonolithen (189m hoch) erklimmen wir über den Rock Walk, welcher uns nicht nur auf den Felsen, sondern auch durch das umliegende Buschland führt.

Felsbewuchs
Felsbewuchs

Für uns Wohnmobilisten haben Stadt und Wanderweg noch einen zusätzlichen Vorteil. Der Merredin Peak Trail beginnt und endet an einem gut ausgeschilderten Parkplatz, auf dem auf „Overnight Parking“ erlaubt ist. So ein Angebot lassen wir uns selbstredend nicht entgehen. Solche extra ausgewiesenen 24-/48-/72-Stunden-Parkplätze finden wir glücklicherweise häufig in den kleinen Landgemeinden. Offensichtlich weiß man, was der Durchreisende benötigt und eventuell auch einbringt durch einen Besuch im ortseigenen Café, Supermarket oder General Store bzw.an der Tankstelle.

Nach Merredin nähern wir uns unaufhaltsam dem südlicher gelegenen Star der steinharten Felsformationen, dem weltberühmten Wave Rock beim Ort Hyden. Vorher werfen wir noch einem Blick ins Dorf Bruce Rock mit seinem Kokerbin Rock (40km nordwestlich). Mit 122m Höhe und 9ha Fläche gilt er als die drittgrößte monolithische Felsformation Australiens.

Gnamma Hole
Gnamma Hole

Bei allen steinharten Granitfelsformationen vergessen wir nicht, dass wir uns auch gleichzeitig weiterhin in Westaustraliens Kornkammer befinden.  Da kommt uns dann das „Grain Discovery Center“ im Straßenkreuzungsdorf Narembeen gerade recht. Unter dem Motto „From our paddock to your plate / Vom Feld auf den Teller“ zeigt das gemeindeeigene Museum Entwicklung, Stellenwert und Alltagsleben der hiesigen Farmbetriebe. Klein aber fein kommt es daher, dieses Museum.

Von dort aus sind es nur noch 60 östliche Kilometer bis zur Hauptattraktion des Granite Loops / Wave Rock Trails. Der 400-Seelen-Ort Hyden gilt als Einfallstor. Er muss die jährlich rund 140.000 Besucher verkraften.

Wave Rock
Wave Rock

In 15m Höhe und 110m Länge scheint sich die Welle aus steinhartem Granit über dem Besucher zu brechen. Der Eindruck einer sich überschlagenden Welle wird verstärkt durch die verschiedenartigen Längsmaserungen im Stein. Auf dem Wave Rock Walk geben wir uns diesem Schauspiel hin. Dieser Walk bleibt nicht im Tal am Fuß des Felsens. Sondern er führt uns hinauf auf sein abgeflachtes, gut 60m hohes Plateau. Von hier aus genießen wir den Rundblick auf die umliegende Buschlandschaft mit ihren winterlichen Überschwemmungen. Diese Höhenlage gewährt uns aber auch bereits einen Blick auf eine weitere, kaum weniger spektakuläre Felsformation, Hippo‘s Yawn /  Gähnendes Nilpferd. Die Wanderwege sind miteinander verknüpft. Vom Wave Rock kommt man auf dem Hippo’s Yawn Loop bequem von einem Felsen zum anderen (rund 30 Minuten Fußweg). Per Auto geht es auch auf der parallel verlaufenden Straße.

Beim Hippo’s Yawn handelt es sich um eine frei zugängliche Felsenhöhle. Der Eingang gleicht einem zum Gähnen aufgerissenen Maul eines Nilpferdes.

Hippo's Yawn
Hippo’s Yawn

Wer noch tiefer eindringen möchte in diese felsgeprägte Landschaft, sollte das Auto oder ein Fahrrad nehmen. Denn der nächste Anziehungspunkt liegt jetzt 18km nördlich. „The Humps“ und die „Mulka’s Cave“ erreichen wir auf gut geteerter Straße. Erst die letzten beiden Kilometer werden sandig und schlaglöcherig. Dann überragt auch hier wieder ein gigantischer Granitmonolith das ihn umgebende Buschland. Der „Gnamma Trail führt hinauf zur runden Spitze vorbei an verschiedenen „Gnammas“. Darunter versteht man Rock Pools zur früheren Trinkwasserversorgung.

Für die Aborigines vom Stamm der Noongars haben Fels und Höhle eine besondere Bedeutung. Nicht zuletzt zeigt sie sich daran, dass in der Höhle rund 350 Höhlenzeichnungen, davon viele Handabdrücke, entdeckt wurden. Wie bei „Hippo’s Yawn“ hat auch die Natur dem Höhleneingang von „Mulka’s Cave“ die Form eines aufgerissenes Maules verliehen. Wäre es weiter aufgerissen, müssten wir uns beim Betreten der Höhle nicht so bücken.

Die „harte Tour“ ist damit zwar noch nicht vollständig beendet. Doch wir wollen uns nunmehr den schmunzelweichen Begebenheiten widmen. Die beginnen bereits im Dorf Hyden mit den „Barrel Sculptures“, blecherne wie auch eine leibhaftige. Nicht unbedingt farbenfroh (Ausnahme: die leibhaftige Skulptur), sondern eher rostig verleiten die Motive doch schnell einmal zum Schmunzeln. Hyden stellt erst den Anfang dar. Die eigentliche Schmunzelmeile erleben wir später auf unserem Weg zurück nach Perth.

Tin Horse
Tin Horse

Zunächst richten wir die Kompassnadel aber noch einmal gen Süden aus, nach Lake Grace. Ort und dazugehöriger See tragen den gleichen Namen. Beim Begriff „See“ müssen wir uns in dieser Region, wie auch bereits in anderen mental allerdings gehörig umstellen. Wasser führt er nur in regenreichen Wintern. Sonst vertrocknet er zum Salzsee. Wenn gefüllt, reicht der Wasserspiegel kaum über Kniehöhe hinaus. Man darf also nicht zu viel erwarten bei der Auszeichnung „lake“. Für zahlreiche Flüsse, besonders im trockenen Binnenland, gilt Ähnliches.

Im Ort selbst folgen wir noch einmal den Spuren des hochverehrten John Flynn, des Vaters der Flying Doctors. Hier in Lake Grace steht ein von ihm erbautes Bush Hospital der Inner Mission, welches noch bis 1952 in Betrieb war. Heute öffnet es als Museum seine Pforten, liegt aber direkt neben dem eigentlichen Distriktkrankenhaus.

Nördlich aufwärts geht es nun über Kondinin mit dem Yeerakine Rock in Richtung des Ortes Kulin. Das Dorf selbst bleibt unscheinbar. Aber wer auf dem Weg dorthin nicht irgendwann einmal zum Schmunzeln gebracht wurde, müsste irgendwie schon fast als humorlos gelten. Der „Tin Horse Highway“ bringt eigentlich jeden zum Schmunzeln. Auf 14km schmücken blecherne, lustige Pferdefiguren den Wegesrand. Die Kunstgalerie gilt als kommunales Art Project. Wer sich berufen fühlt, (s)ein Kunstwerk hinzuzufügen, jedes Jahr im Oktober werden die neuesten Kreationen prämiert und natürlich auch aufgestellt. Wir können über geschätzte 60 Skulpturen teilweise herzhaft lachen. Diese Wegstrecke bietet sich an, nicht nur einmal abgefahren zu werden, denn so kann Schmunzeln verlängert werden.

Tin Horses
Tin Horses

Gilt der Wave Rock als Hauptattraktion vom Landschaftsbild her, so nennen wir die Kleinstadt York von der Architektur her ein Juwel. Sie wird in Beschreibungen zwar oft als „sleepy town / verschlafene Stadt“ bezeichnet. Wir erleben sie anders: aktiv, belebt, freundlich.

Beim Städtenamen York denken viele sicherlich zuerst an die englische Stadt. Damit liegen sie gar nicht so falsch. Das australische York ist eine Reminiszenz an die englische Schwester, quasi ein Stück verflossener Heimat der damaligen Emigranten. Wie im Mutterland betten auch in Down Under grüne, saftige Hügel die Stadt in ihrer Mitte ein, unten am Avon River. Ja, man wollte und will sich doch auf irgendeine Weise mit dem Herkunftsland verbunden fühlen. Das gelingt bestimmt, da man selbst auf den dichten morgendlichen Nebel nicht verzichten muss. Unsichtbar versteckt bleibt der Ort am frühen Morgen vom Mt Brown Lookout aus. Doch glücklicherweise lichtet sich der Dunst bald, so dass die Gründerzeitarchitektur der Innenstadt ihre vollständige Schönheit entfalten kann. Nicht umsonst untersteht fast die gesamte Innenstadt dem  australischen National Trust. Auf unserem Besichtigungsrundgang gewinnen wir eher den Eindruck eines Freilichtmuseums denn einer geschäftigen Innenstadt.

Ob die damaligen Kundschafter, die die Region auf der Suche nach Siedlungs- und Landwirtschaftsgebiet durchkämmt haben, gewusst haben, was sie dem durch Perth fließenden Swan River mit ihrer Namensgebung antun? Als sie in den 1830ger Jahren den „York-Fluss“ entdeckten, glaubten sie an ein eigenständiges Gewässer. Somit tauften sie es heimatlich Avon River. Erst später ´wurde bemerkt, dass es sich eigentlich um den Oberlauf des Swan River handelt. Diese Erkenntnis hinderte und hindert jedoch nicht daran, den Fluss auch heute Avon River zu nennen.

Geschäftig emsig geht es auch zu am Tag der „York Agricultural Show“. Man könnte es auch „landwirtschaftliches Stadtfest“ nennen, womit der Schwerpunkt gesetzt ist. Auf den Showgrounds präsentieren sich Agrarbetriebe, bieten Farmer ihre Produkte an, lassen Bistrostände ihren verlockenden Duft durch die Arena wabern. Die örtlichen Vereine und Schulen tragen ebenso zum Gelingen bei wie Feuerwehr oder Rotes Kreuz. Im Vorwege gab es offensichtlich viele Wettbewerbe. Denn in der großen Ausstellungshalle sind neben den Exponaten aus Malerei, Fotografie, Ergebnisse aus schulischen Bastelstunden oder den Arrangements von Obst- und Gemüsekörben jeweils die Preisträger ausgeschildert. Auf der Eventbühne zeigt die örtliche Jazz Dance School ihr Können, verschiedene Chöre und Instrumentalgruppen gleichfalls. Da wurde schon etwas Erlebenswertes auf die Beine gestellt, in „sleepy town“! Rundherum ein wohlgestaltetes, gelungenes Gemeindefest. Der große Besucherandrang lohnte es den Organisatoren.

York City
York City

Bis zur Rückkehr zu unserem Ausgangspunkt Perth verbleiben jetzt nur noch rund 100km. Einen letzten Blick riskieren wir in das Landstädtchen Northam, rund 40km nordöstlich von York. Es liegt ebenfalls noch am Avon River und noch nicht wieder am Swan River. Doch es trägt bereits den Beinamen „Swan City“ wegen der zahlreichen Schwanenkolonien, die hier gehegt und gepflegt werden.

Sieben Tage Rundtour durch den „Wheatbelt Loop“ und über den „Granite Loop Trail“. Sieben Tage des Erlebens eines authentischen Australiens, weit weg von einem touristisch gefärbten. Sieben Tage eindrucksvoller Impressionsgewinn auf unserer Australienrundtour.

K&K 76 – Lovely Spot on Earth – Perth!

oder: Perth – eine Stadt zum Dahinschmelzen

Vom Norden her über den Indian Ocean Drive nähern wir uns Westaustraliens einziger Metropole an.

Perth City
Perth City

Dieser Bundesstaat bedeckt flächenmäßig knapp ein Drittel von Australiens Kontinent bei nur 2,4 Millionen Einwohnern. Hiervon leben in Perth und seinem Großraum rund1,9 Millionen. Da bleibt viel Platz für die restlichen 500.000 Westaustralier, sich auf der übrigen Fläche anzusiedeln. Der schon früher benutzte Begriff der „durchlöcherten Einsamkeit“ trifft haargenau des Pudels Kern.

Historisch und Modern
Historisch und Modern

Wie geographisch isoliert Perth als Landeshauptstadt liegt, zeigt sich daran, dass keine der anderen australischen Metropolen in weniger als 2.500km Entfernung erreicht werden kann, weder Adelaide (SA) noch Melbourne (VIC), ganz zu schweigen von Darwin (NT), Brisbane (QLD) oder gar Sydney (NSW). Singapur liegt näher an Perth als die landeseigenen Städte.

Wir verleihen dieser Metropole den Beinamen „Perth – eine Stadt zum Dahinschmelzen“. Dabei denken wir nicht an die heißen sommerlichen Temperaturen. Jetzt im letzten Wintermonat August bleibt die Wärme in angenehmen Bereichen. Manchmal wünschten wir uns sogar einen Sonnenstrahl und ein paar Grade mehr.

Zum Dahinschmelzen verleitet allerdings die 22km lange Sunset Tourist Route. Sie beginnt im nördlichen Hillarys Boat Harbour und führt bis in die Innenstadt von Perth. Kein hässliches Hochhaus versperrt den Blick aufs Meer oder den Strandzugang. 22km sichtfreie Promenade für Autos, Fahrräder und Fußgänger. Da mag sich dann jeder die Sonnenuntergänge selbst ausmalen.

The Big Bell
The Big Bell

Für uns Freedom Camper hat dieser Streckenabschnitt zusätzlich etwas Paradiesisches. Auf den großräumigen Parkplätzen nördlich von Hillarys Harbour finden wir keine Verbotsschilder bezüglich „Overnight Camping“. Je dichter wir uns allerdings der Stadt nähern, bleibt free camping untersagt. Hier etwas außerhalb jedoch werden wir obendrein noch beschenkt mit malerisch begrünten Picknickarealen und Trinkwasserzapfsäulen. Solche Örtlichkeiten bieten sich für uns als ideale Ausgangspunkte für die Stadtbesichtigung an.

Die nächste Bushaltestelle finden wir nicht weit entfernt, direkt am Hillary Boat Harbour. Schnell merken wir, dass Perth viel für seine Einwohner und Besucher tut. Die Bus- und Bahnpreise bleiben sehr moderat. Ist man erst einmal in der Innenstadt (CBD) angekommen, fährt man völlig für umsonst. Auf vier verschiedenen Linien (blau, gelb, grün, rot) der CAT-Busse (Central Area Transit) braucht kein Fahrgeld entrichtet zu werden. Mit ihnen gelangen wir zu allen wichtigen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten im Innenstadtbereich.

Geschlossene Verbindungen beim Big Bell
Geschlossene Verbindungen beim Big Bell

Warm ums Herz wurde uns bei folgender Begegnung. Die innerstädtische Touristeninformation fahren wir zum allerersten Mal noch mit unserem Wohnmobil an. Wir wollen nicht über Parkplatznöte reden. Einer bleibt im Auto, so wird das Parkverbot ausgehebelt. Wir hebeln direkt vor einer City-Weinhandlung. Der Motor ist knapp ausgestellt, kommt ein Mann italienischen Aussehens auf uns zu und überreicht uns eine Flasche australischen Rotweins. „For my German friends – Welcome to Western Australia!“ meint er kurz und knapp und verschwindet so schnell wie er aufgetaucht ist. Wir können uns noch nicht einmal richtig bedanken oder erfragen, wer der edle Spender sei. Woher er weiß, dass wir aus Deutschland kommen? Ist nicht schwer zu erraten, wenn man mit einem deutschen Wohnmobil auf australischen Straßen aufkreuzt. Damit fallen wir hier auf wie ein bunter Hund.

St. Mary's Cathedral
St. Mary’s Cathedral

Wirklich einschmelzen wollte man sie seinerzeit nicht, die Glocken der Londoner Kirche St Martin- in- the- Fields. Rund 600 Jahre lang hatten sie historische Ereignisse wohlklingend untermalt, wie den Sieg über die spanische Armada 1558, Captain Cooks Heimkehr 1771 oder Englands Siege während des WW II, um nur einige Beispiele zu nennen. Es half alles nichts. Mitte der 1980ger Jahre musste das Geläut generalüberholt werden. Außerdem faulte das Glockengebälk der Kirche vor sich hin. Konsequenterweise erwog man dann schweren Herzens doch, die Glocken einzuschmelzen. Perth ergriff die Gelegenheit beim Schopf und meldete sich als Interessent für die maroden Glocken. Der Deal gelang. Am Elizabeth Quay erbaute man einen extra sechsstöckigen Glasturm für das Glockenspiel. Mittlerweile hat sich diese Sehenswürdigkeit unter dem Namen „The Big Bell“ (www.thebelltower.com.au) zu einem großen Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher gemausert. Geworben wird mit dem Begriff des „größten Musikinstruments der Welt“, denn es geht ja nicht nur um eine einzige Glocke sondern um ein umfangreiches Glockenspiel mit 16 Instrumenten. Auf einer geführten Tour durch den Glasglockenturm können wir auch eine Urkunde zum „zertifizierten Glöckner“ erwerben. Das Management verkündet sicherlich nicht ohne einen Hauch von Schadenfreude: „They have Big Ben. We have Big Bells“.

St. Mary's Cathedral
St. Mary’s Cathedral

Glockenklang ruft uns zu einem weiteren Turm, zu dem von St. Mary’s Cathedral. Die heutige, moderne Innenstadtkirche, gleichzeitig auch Westaustraliens größtes Gotteshaus, wurde auf den Grundmauern der 1865 ursprünglich errichteten Kathedrale gebaut. Besser gesagt, der moderne Kirchenraum wurde an die originäre Frontmauer mit Eingangstor angesetzt. Der helle und sonnendurchflutete Innenraum bildet einen malerischen Kontrast zum schummerigen Altarraum. Die ehemaligen Kirchenfenster sind ebenso integriert worden wie die ursprüngliche Kanzel. Somit ist aus unserer Sicht eine wohl gestaltete Verknüpfung von historisch und modern gelungen.

Im AQWA-Tunnel
Im AQWA-Tunnel

Von der Höhe in die Tiefe, nicht in die einer Höhle, sondern in die unterirdischen Gänge eines Aquariums. Westaustraliens größte Unterwasserwelt, das AQWA (www.aqwa.com.au) lädt ein zu einer Unterwasserreise durch Korallenriffe, die Fischwelt des Southern Ocean an der Südküste, entlang der Perth direkt vorgelagerten Küstenlinie, aber auch durch die tropische Meereswelt des hohen Nordens. Neben zahllosen korallenbunten Aquarien ziehen die Haifischbecken doch stets den Hauptbesucherstrom an. Auf einem Laufband gleiten wir ganz langsam durch den langen, gläsernen Haifischtunnel. Riesenschildkröten und gigantische Rochen bevölkern gleichfalls dieses immense Wasserbecken. Finden kann man das sehr sehenswerte Aquarium in Hillarys Boat Harbour, 20km nördlich von Perth City (gut und schnell zu erreichen mit Bahn und Bus).

Wem die Loops der kostenfreien CAT-Busse zu gering erscheinen, dem empfehlen wir den „Perth Explorer“ (www.perthexplorer.com.au). Dieser rote Doppeldeckerbus bringt uns in seiner zwei Stunden dauernden Rundtour auch an weiter entfernt liegende Sehenswürdigkeiten. Das bewährte Hop-on-Hop-off-Verfahren mit seinen 11 Stationen kann je nach Ticket 24Stunden oder 48Stunden lang genossen werden. Mit dem Bus hat man sich Perth dann aber wirklich erschlossen, auch die Gebiete jenseits des Swan Rivers und den weltberühmten Kings Park.

Perth Explorer
Perth Explorer

Mit diesem Vehikel erreichen wir schließlich auch einen vorerst letzten Besichtigungspunkt in der „Stadt zum Danhinschmelzen“. Denn in dieser Einrichtung wird in der Tat real geschmolzen. Wir besuchen die Perth Mint/Münze (www.perthmint.com.au). Nur mit den stündlich geführten Touren darf die „Welt des Goldes“ betreten werden. Zu bestaunen gibt es echte Gold Nuggets, inklusive des 25,5kg schweren Newmont Normandy Nugget. Die größte Münze der Welt wird gleichfalls ausgestellt. Sie besteht aus einer Tonne puren Goldes mit dem Konterfei von Queen Elizabeth II auf der Vorderseite. Die Rückseite schmückt Australiens Nationalsymbol, das Känguru. Sie gilt als unverkäuflich, weist aber einen Preis von 50Mill AUD / 33Mill€ aus.

The Mint
The Mint

Wer wissen möchte, wie sehr er wertgeschätzt wird, stelle sich auf die Goldwaage. Sein Körpergewicht wird in den aktuellen Goldtagespreis umgerechnet. Von dieser Waage kann man nur stolz wieder herunter steigen, wenn man erfährt, dass man immerhin 4.758.401,02AUD / ca. 3,2Mill.€ wert ist. Und dabei sind die inneren Werte noch nicht einmal mit einkalkuliert. Am Ende des Rundgangs geht es in die wahrhaftige Schmelze. Vor unseren Augen wird Gold eingeschmolzen, anschließend zu einem Goldbarren geformt und abgekühlt. Mit 50.000 AUD ist man dabei. Gezahlt werden darf nicht in bar.

Geschildert haben wir hier erste Eindrücke einer wundervollen Stadt. Wir kehren später noch einmal nach Perth zurück für einen weiteren Impressionsschub. Unser nächster Routenabschnitt führt uns nunmehr jedoch in die Region des östlichen Wheatbelts/Getreidegürtels mit seinen großen und kleinen Attraktionen.

K&K 75 – Go Rotto and Freo

Außenstehenden sagen diese zwei Kosenamen sicherlich erst einmal nicht allzu viel. Doch die Einwohner von Westaustraliens Hauptstadt Perth geraten ins Schwärmen bei diesen beiden Begriffen.

Rottnest Island
Rottnest Island

Go Rotto and Grab a Bike – lautet ein geflügeltes Wort. Das bedeutet, dass man nach Rottnest Island übersetzt und die autofreie Insel auf einem der Tausenden der dort umherfahrenden Fahrräder erkundet.

Wir probieren es aus. Per Katamaran lassen wir uns übersetzten  von einem nördlichen Vorort von Perth aus, von Hillarys Boat Harbour. Knapp 45 Minuten dauert die Überfahrt mit einem Schiff von Rottnest Fast Ferries (www.rottnestfastferries.com.au ), eine Fährgesellschaft, über die auch gleichzeitig der entsprechende Drahtesel mitgebucht werden kann. Das Ganze läuft absolut komplikationslos und preisgünstig ab. Außerdem gibt es auch noch Abfahrten von Perth selbst bzw. vom südlicheren Fremantle. Doch der große Vorteil von Hillarys Harbour ist der großzügige und vor allen Dingen kostenfreie Parkraum. Das finden wir in Perth nicht.

Inselblick auf Perth
Inselblick auf Perth

Und dann stehen wir auf der Ferieninsel mit ihren 14km Länge und nur 4,5km Breite. Hügelig und voller Dünen kommt sie einher. Jetzt im Winter (August) hält sich der Fahrradverkehr glücklicherweise in Grenzen. Doch wer einmal in den inseleigenen Fahrradverleih blickt, kann sich das sommerliche Pedalogedränge gut vorstellen, wenn auch  nur die Hälfte aller dieser Zweiräder vermietet sein sollte.

Die relative Leere seiner Insel freut besonders unseren Busfahrer Edvard, der uns nach unserer fahrradlichen Kostprobe in seinem Kleinbus um die Insel schaukelt und uns die Hauptattraktionen zeigt. Diese Inseltour kann bei Adams Coachlines gebucht werden (http://www.ADAMSpinnacletours.com.au). Dreieinhalb Stunden dauert sie, erstaunlich lange für solch ein kleines Eiland. Aber die Tourlänge zeigt, wie attraktiv die Insel ist.

Rottnest Island Seenplatte
Rottnest Island Seenplatte

Gestartet wird in der Hauptsiedlung Thomson Bay. Zwanzig solcher Bays sind um die Insel herum zu finden, eine schöner als die andere. Und als ob das noch nicht genügen würde, an diesen Bays kann sich der Besucher an 63 Beaches tummeln. Die 100 Einwohner bleiben niemals unter sich, denn im mediterranen Klima herrscht immer Touristensaison.

Wie an einem Zirkel umkreisen wir auf unserer Rundfahrt den Inselleuchtturm, das Wadjemup Lighthouse. Er trägt den urspünglichen Aboriginal Namen, der so viel bedeutet wie „land across the water“. Seine Aussichtplattform kann bestiegen werden für einen Inselüberblick. Der amtierende Leuchtturmwärter öffnet hierfür gern die Turmtüren.

Seelöwen Spa
Seelöwen Spa

Natürlich tragen die vorgelagerten Felsformationen malerische Namen wie Cathedral Rocks oder Green Island. Umspült wird die Insel durchgängig mit kristallklarem Wasser, so dass diverse Korallenriffe vom Ufer aus erspäht werden können. Für Taucher und Schnorchler sind sie ein Paradies, für die auf der Insel beheimatete Raubvogelwelt ein Futtertopf. Besonders die Seeadler sind hier zu nennen. Neun Paare haben an den Ufern ihre Nester gebaut. Viele andere Vogelarten wie Pelikane oder Kormorane ergänzen das ornithologische Bild.

Im Norden der Insel hingegen tummeln sich mehrere Seelöwenkolonien. In der warmen Wintersonne auf dem Rücken schwimmend, die Flossen meisten gen Himmel gestreckt, fühlen sie sie offensichtlich wo wohl wie in einem Spa. Das Klicken der Fotoapparate und Ausrufe des Entzückens der Zuschauer lassen sie kalt.

Als tierische Hauptattraktion hoppeln und hüpfen allerdings die Quokkas durch das Dünengras. Rund 12.000 soll es auf der Insel – und nur dort – geben. Nachdem sie nunmehr keine natürlichen Feinde mehr haben, der letzte Inselfuchs hat vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet, vermehren sie sich rasant. So schreitet eine Entwicklung fort von „bedrohter Art“ hin zur „Plage“, denn gefräßig sind, die Minikängurus.

Quokka
Quokka

Von ihnen stammt auch der Inselname, wenn auch in fälschlicher Assoziation. Als sie von den europäischen Entdeckern zum ersten Mal gesichtet wurden, glaubten jene an riesengroße Ratten. Denn sie sind in der Tat nicht viel größer. Besonders aus der Ferne erblickt, kann es da leicht zu Ähnlichkeiten kommen. Demnach hieß die Insel früher denn auch wenig touristenfreundlich „rat’s nest“. Nun, das hat sich gewandelt. Die „Ratten“ wurden bei späterer, näherer Betrachtung als jene Kängurus identifiziert.

So klein die Insel auch sein mag, wir finden immerhin zwölf malerische Seen auf ihr. Sie entstammen aus einer Periode, als der Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit um mehrere Meter absank. Außer Regen werden diese Seen durch kein weiteres Süßwasser gespeist, so dass sie heute den sechsfachen Salzgehalt des Indischen Ozeans haben sollen.

Auf dem höchsten Hügel der Insel, dem Oliver Hill gibt es eine historische Sehenswürdigkeit zu erkunden, die Oliver Hill Guns. Diese Bunkeranlage mit seinen riesigen Kanonen diente in WW II als Schutz- und Verteidigungswall von Perth und dem kriegswichtigen Hafen von Fremantle. Denn natürlich hatten die Japaner im Pazifikkrieg auch ein Auge auf diese strategisch wichtige Region geworfen. Heute erlaubt die sogenannte „Tunnel Tour“ einen schaurigen Einblick in die seinerzeitige viel schaurigere Realität.

Inselbahn
Inselbahn

Als wir aus der Bunkeranlage wieder ans Tageslicht gelangt sind, hat sich unser Tour Bus bereits auf und davon gemacht. Dafür kommt die Inseleisenbahn den 60m hohen Dünenberg hinauf geschnauft. In einer rasanten Schussfahrt bei durchschnittlichen 10km/h rumpelt der Triebwagen wieder der Hauptsiedlung Thomson Bay entgegen.

Am späten Nachmittag schweben wir mit dem komfortablen Katamaran die 19km zurück aufs Festland. Kurz vor Sonnenuntergang endet dieser fantastische und sehr empfehlenswerte Ausflugstag.

Swan River Cruise
Swan River Cruise

Go Freo and Take the Tram – steht für eine zweite, sehr beliebte Aktivität in Perth. Wir fahren in die 20km südlich gelegene Hafenstadt Fremantle (Freo). Zur Genusssteigerung nehmen wir weder unser eigenes Wohnmobil noch Bus oder Bahn, sondern steigen in Perth am Elizabeth Quay auf die Fähre. Auf dem idyllischen Swan River bringt uns die Captain Cook Cruise (www.captaincookcruises.com.au) in knapp 90 Minuten bis in Westaustraliens größten Ozeanhafen. Bei dem sonnigen, fast schon frühlingshaften Wetter ist es eine reine Freude  auf dem Vorder- oder Achterschiff das mit Villen bestückte Flussufer inklusive diverser Steilküstenufer vorbeigleiten zu sehen und dabei den von der Reederei spendierten Kaffee oder Tee zu genießen. Bevor wir in Fremantle direkt neben dem Kreuzfahrertermin anlegen, gibt es noch eine Rundfahrt durch den Containerschiffhafen. Sie wirken schon gigantisch, diese Ozeanriesen mit ihren 5.600 Containern Beladung.

Fremantle Port City
Fremantle Port City

Schließlich klettern wir wieder Land, wo bereits eine historische Tram auf uns wartet. Eigentlich ist es ja ein per Gas betriebener Bus mit Straßenbahnaufbau. Doch die Innenausstattung soll der des beginnenden 20. Jahrhunderts, also zu Zeiten des gold rush entsprechen, erklärt uns unser Fahrer und Fremdenführer. Diese Bahn darf im Hop-on-Hop-off-System benutzt werden, das bedeutet ein Ticket für den ganzen Tag mit mehreren Aus-und Zusteigemöglichkeiten. Hiervon machen wir ausführlich Gebrauch.

Fremantle
Fremantle

Den besten Rundumausblick über Stadt, Hafen und Indischem Ozean erhalten wir auf dem Hügel des ANZAC Memorials. Im Fishing Boat Harbour soll es den besten „Fish&Chips“ geben. Die innerstädtischen Arkadengeschäfte und Innenhöfe haben teilweise Puppenstubencharakter. Auf dem legendären Cappuccino Strip summt und brummt es an Publikum. Die gesamte Innenstadt samt Fußgängerzonen zentriert sich um den King’s Park mit seiner wunderschönen St. Patrick’s Kirche.

Fremantle City
Fremantle City

Mit den Fremantle Tram Tours (www.frematletrams.com) werden diese und viele weitere sehenswerte Orte in der Stadt angefahren. Die fünf zur Stadtbesichtigung zur Verfügung stehenden Stunden vergehen wie im Flug. Gegen 16Uhr geht es mit den Captain Cook Cruises bei Kaffee, Tee und Weinprobe wieder zurück nach Perth City. Auch diese Tour können wir  Perth-Besuchern guten Gewissens weiterempfehlen.

Ausklang zweier bresonderer Tage
Ausklang zweier bresonderer Tage

Sodann werden wir uns im Folgenden der eigentlichen Stadt Perth widmen.

 

K&K 74 – Mondlandschaft trifft auf Ozean

Unaufhaltsam verfolgen wir unseren Südkurs. 20km südlich von Dongara gabelt sich die Straße in den Inland Brand Highway für den schnelleren Trip nach Perth und den Indian Ocean Drive für den Panoramablick auf den nächsten 200km.

Indian Ocean Drive
Indian Ocean Drive

Sicherlich, diese Tourist Route kann es nicht aufnehmen mit der Great Ocean Route an  Australiens Südküste. Doch es lohnt schon, ihn zu befahren. Leider schlängelt er sich nicht immer direkt an der Küste entlang. Hohes Buschwerk und vielfältige Dünenlandschaft versperren oft den Blick aufs Wasser. Als Ausgleich gibt es aber immer wieder Abzweigungen in die kleinen Meeresorte mit ihren Bilderbuch-Stränden. Diese Aussage gilt mit Ausnahme der beiden nördlichsten Siedlungen Illawong und Coolimba. Hier treffen wir nur auf halb verfallene Wellblechhütten. Am besten nicht hingucken und weiterfahren.

Indian Ocean Drive
Indian Ocean Drive

Danach allerdings kommen wir in schmucke kleine Ortschaften wie Leeman, Green Head oder auch Jurien Bay. Zu viel sollte man zwar nicht erwarten, doch sie bieten immerhin eine ausreichende Infrastruktur.

Lobster 8kg schwer
Lobster 8kg schwer

Ein erster längerer Stopp bietet sich in Cervantes an, einem malerischen Fischerdorf. Freunde edlen Genusses sei ein Besuch im Lobster Shack empfohlen (www.lobstershack.com.au). Vor den Genuss kommt die Besichtigung. Während der Factory Tour und in einem Film erfahren wir viel Wissenswertes über Fang, Haltung, Lebendversand und weltweite Vermarktung des Hummers, ebenso aber auch über Umwelt- und Artenschutz für die Delikatesse. Gefangene Lobster unter 7,7cm Länge verbleiben im Meer. Der größte Lobster, den wir sehen, wiegt immerhin 8kg. Im Lobster Shack muss es nicht bei einer Land-Erfahrung bleiben. Das Unternehmen bietet obendrein Touren zum Lobsterfang an. Und dann geht es anschließend zum Lobster Lunch, fangfrisch aus dem Meer auf den Teller.

Cervantes bietet mehr als Lobster. Das Dorf gilt als Einfallstor zum Namburg National Park, womit wir bei der Mondlandschaft direkt am Ozean wären. Die weltberühmte Pinnacles Wüste, sicherlich als Hauptattraktion des Indian Ocean Drives anzusehen, erstreckt sich nur 17km südlich des Ortes. Geheimnisvoll ragen tausende von Sandsteinsäulen aus dem dünenartigen Wüstensand hervor. Diese Wüste kommt umso unerwarteter, ist doch die Umgebung weiträumig nichts anderes als mit Heidegestrüpp bewachsen. 8m bis 10m ragen die höchsten Steindenkmäler in den Himmel.

Die Nationalparkverwaltung bietet zwei Möglichkeiten der Wüstenerkundung an. Man kann das Naturwunder auf einem rund zwei Kilometer langen Rundweg erwandern. Bei großer Hitze ab 35°C bleibt dieser Wanderweg mangels Schattenmöglichkeiten gesperrt. Mehrere Aussichtspunkte erlauben immer wieder einen Überblick über das gar nicht so ausgedehnte Wüstenareal. Die begrenzende Heidelandschaft lugt an allen Ecken und Enden hervor.

Auf der gut vier Kilometer langen Rundfahrt mit dem eigenen Fahrzeug dringt man tiefer in die Wunderwelt der Pinnacles Desert ein. Doch dürfen die Fahrzeuge nicht länger als 6.50m und nicht breiter als 2,50m sein, sonst bleiben sie stecken. Dieser Gefahr setzt sich auch aus, wer bei Regen durch den Wüstensand rollen möchte.

Pinnacles
Pinnacles

Auf keinen Fall auslassen sollte man das in den National Park integrierte Pinnacles Desert Discovery Center. Eine multimediale Ausstellung erläutert Zusammensetzung und Entstehung dieser Sandsteingebilde. Die Forschung nimmt an, dass es sich um gepresste, erodierte Überreste von Muscheln handelt. Denn vor mehreren hunderttausend Jahren war dieses Gebiet noch Meeresgrund. Ganz sicher ist man sich aber offensichtlich nicht über Herkunft und Zusammensetzung der Pinnacles. Denn eine andere Forschungsrichtung besagt, dass hier früher ein Wald gestanden haben soll. Mithin betrachten wir heute also versteinerte Baumreste (petrified forest). Ob nun die eine oder andere Forschungsrichtung stimmt, tut den phantastischen Fotomotiven auf unserer knapp halbtägigen Fotosafari keinen Abbruch.

Mit der Küsten-Heide-Landschaft findet die Wildflower Story natürlich kein abruptes Ende. Nur wenige Kilometer von der Küste entfernt, bei der einladenden Stadt Moora stoßen wir auf eine weitere Wildflower Farm (www.wildflowerswa.com.au). Diese Farm widmet sich in der Tat der Pflege, Bewirtschaftung und Vermarktung der Wildblumen. Pflege bedeutet dabei, die angrenzenden Felder und Wiesen der Farm stehen samt und sonders unter Schutz. Die Natur bleibt unbearbeitet. Bewirtschaftung bedeutet, dass gut zwei Dutzend Blumenpflücker jetzt in der Blütezeit ausschwärmen, um die Farbenpracht auszudünnen. Vermarktet wird das Ganze dann meist in getrockneter Form. „Wir liefern weltweit“, betont die Farmersfrau nicht ohne Stolz, während sie eine Lieferung nach Italien bearbeitet.

Kloster New Norcia
Kloster New Norcia

Ein Stück weiter soll es noch ins Inland gehen, rund 60km tiefer zu Australiens spirituellem Hauptanziehungspunkt, einem Benediktiner Kloster. Wir finden es im Dorf New Norcia am Brand Highway. Eigentlich besteht das ganze Dorf  nur aus den Klosteranlagen. Die 38 sonstigen Bewohner bewirtschaften meist das Visitors Information Center, das angrenzende Hotel mit Café oder arbeiten an der Dorftankstelle.

Museum und Kunstgalerie sind zu besichtigen, eine „Stadttour / Town Tour“ soll tieferen Einblick in das Klosterleben geben. Eindringlicher geht es, wenn man der Einladung der Mönche zum Gebet folgt (6 Mal pro Tag), oder sich mehrere Tage lang der klösterlichen Spiritualität hingibt. Motto der Besinnungswoche: „It refreshes the soul better than any holiday. The only hardship of coming here is leaving“.

Kirchenmusikalische Schwerpunkte, literarische Veranstaltung sowie Seminare zur Bibelforschung runden das Programm ab. Die Anzahl der Besucher an einer dieser Literaturseminare über Dantes „Göttliche Komödie“ deutet auf einen guten, überregionalen Ruf hin.

Mit „Himmelsforschung“ im weitesten Sinn befasst sich auch das Cosmos Center / Center of Gravity der Universität Westaustraliens. Wir finden das Discovery Center and Observatory verborgen in unendlicher Heidelandschaft auf dem Rückweg zur Küste bei dem Weinort Gingin. Alles was in der Gravitäts- und Raumforschung Rang und Namen hat, ist hier ausstellungsmäßig vertreten. Albert Einstein nimmt einen besonderen Platz ein. Die Anlage dient gleichzeitig als physikalisches Bildungszentrum für Schüler und Studenten allen Alters, mit viel experimentellem Material zum sprichwörtlichen „Begreifen“.

Schiefe Turm von Gingin
Schiefe Turm von Gingin

Eine solche Begreifgelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen. An einer der Lernstationen haben wir Gelegenheit, das eigene Körpergewicht zu relativieren. Bei gemessenen 74kg lebendem Erdgewicht bleiben davon auf dem Pluto gerade noch einmal 5kg übrig, wegen der geringeren Gravität. Auf dem Mond wären wir immerhin schon 8kg schwer; der Merkur wartet mit 24kg auf, auf dem Mars steigert sich das Eigengewicht dann auf 29kg. Soweit die freundlichen Messangaben, denn reisen wir weiter zum Jupiter, wären unsere 74kg bereits zu 180kg umgewandelt. Auf der Sonne, die glücklicherweise nicht betreten werden kann, wögen wir aber doch 2.080kg.

Von diesem Körpergewicht müssen wir wieder herunter. Hierfür besteigen wir den universitätseigegen schiefen Turm. Er hat den gleichen Neigungswinkel wie jener in Pisa. Von der 10. Etage aus, nach 222 Stufen und einigen Gramm weniger, werden dann wissenschaftlich relevante Fallstudien durchgeführt. Spielerisch geht es bei uns um einen mit Wasser gefüllten Luftballon. Soviel Erkenntnis, gepaart mit dem Gewichtsverlust, lassen die Mühsal des Aufstiegs schnell vergessen.

Noch sind es zwar gut 150km bis Perth, doch allmählich machen sich die Auswirkungen einer Großstadt bemerkbar. Wie?

In Two Rocks
In Two Rocks

Die Küstenorte erhalten einen völlig anderen Anstrich. Die Millionenvillen in der ersten Reihe am Meer werden unübersehbar. Völlig neue  Orte entstehen. Die letzten Baulücken zwischen den Orten sollen wohl noch geschlossen werden. Brandneue Shopping Center haben ihre Pforten geöffnet. An vielen leeren Grundstücken lesen wir das Schild „Verkauft“. Die Bautätigkeit ist voll im Gange, auch an Sonntagen.

Prototypisch für diesen Bauboom stehen die neuen, supermodernen Dörfer – oder eher Siedlungen – Two Rocks und Yanchep. Die Architekten haben sich viel einfallen lassen, um bauliche Tristesse zu vermeiden. Abwechslungsreich präsentieren sich die Häuserzeilen. Großzügig gestalten die Lokalpolitiker das Umfeld mit kombinierten Rad- und Wanderwegen, ansprechendem Outdoor Mobiliar und vielen Grünanlagen. So lässt es sich leben (mit dem nötigen Kleingeld!).

Yanchep National Park
Yanchep National Park

Yanchep wartet aber nicht nur mit dörflicher Schönheit auf. Fast direkt am Ortsrand öffnet der Yanchep National Park seine Pforten. Er wirkt wie eine Miniaturausgabe seiner großen Geschwister. Man kann eigentlich alle Attraktionen zu Fuß erreichen, die Crystal Cave (kann nur per gebuchter Tour besichtigt werden), das Aboriginal Center, Loch Ness (mit richtigem Namen Loch McNess) sowie eine Koala Kolonie. Und die großen Western Kängurus hüpfen eh im gesamten Parkgelände herum. Dieser Park eignet sich hervorragend für ein Schönwetter Picknick mit anschließenden Spaziergängen – oder umgekehrt.

Yanchep National Park
Yanchep National Park

Somit beenden wir dieses Kapitel unmittelbar vor den Toren von Westaustraliens Hauptstadt Perth.

K&K 73 – Bunter Blumenteppich auf 2,5Mill km²

Die ersten Anzeichen der nördlichen Blumenteppichkante entdecken wir in der Nähe von Geraldton (vgl. vorheriges Kapitel). Je südlicher wir kommen, umso dichter und farbenfroher wird das Teppichmuster. Wildflower Country zieht sich hinab bis an die Südwestküste und ins östliche Outback.DSCN9163

Die Wildblumensaison dauert von July bis November mit den Scherpunktmonaten August, September und teilweise Oktober. Besonders in den kleineren abgelegenen Orten öffnen deshalb extra Visitor Information Center ihre Pforten oder werden Wildflower Festivals organisiert. Eine Reihe von Tourenanbietern in den verschiedenen Orten hat sich auf bunte Rundfahrten spezialisiert. Das Angebot an regionalen und überregionalen Wildflower Broschüren ist immens. Aus einer dieser Hefte suchen auch wir uns aus immerhin einem guten Dutzend verschiedener Trails den passenden Loop für self drivers heraus. Jede dieser Routen, meistens Rundfahrten zurück zum Ausganspunkt, hat eine Länge von 300km bis 500km. Die unsrige, als Everlasting Trail bezeichnet, führt uns überwiegend in die südöstliche Region von Dongara. Für ein eventuelles Kartenstudium hier einige der kleinen Orte als Anhaltspunkte: Mingenew – Three Springs – Ebeabba – Perenjori – Morawa – Mullewa.DSCN8963

Im gesamten Westaustralien sollen 12.000 Wildblumenarten wachsen, von denen rund 60% nur in Australien gedeihen. Über insgesamt 2,5Mill. km² sollen sie verstreut blühen. Somit lassen sich dann auch immer nur kleine Ausschnitte aus dem bunten Meer herausfiltern. Doch diese sind beeindruckend. Es ist eben nicht so, dass auf einer Wiese ein kleiner Fleck voller Blumen entdeckt wird. Großflächig, oft soweit das Auge reicht, schillern gelbe, weiße oder violette Teppiche am Straßenrand in die Landschaft hinein. Eine Etage höher inmitten der Farbenpracht leuchten oft goldgelbe Mimosenbüsche oder rote Azaleen.

Pommes in der Pampa
Pommes in der Pampa

Und wie heißen die australischen Wildblumen? Hier eine kleine Namensauswahl: Dampiera, Silver Cassioa, Wreath Flower, Everlastings, Eremophila, Donkey Orchid oder Climbing Fringe Lily. Für den Betrachter ist die Schönheit der Blumenpracht sicherlich viel entscheidender als der Pflanzenname.

Die kleinen Orte am Wegesrand geben sich viel Mühe im Konkurrenzkampf um die Durchreisenden. Jeder wartet außer mit der Wildblumenpracht mit irgendeiner anderen Besonderheit auf: Morawa mit den Koolanooka Springs,  Three Spings mit einem Lookout auf die Talkum Mine und einem Minifelsgarten; Mingenew mit historischen Wandgemälden. Von hier aus führt eine Straße in den 30km nördlich gelegenen Coalseam Conservation Park. Mit seinem Irvin River Gorge ist er ein Musterbeispiel an Wildflower Romantik.DSCN9166

Auch Perenjori, als Ort selbst eher unscheinbar, schickt seine Besucher ein wenig nach außerhalb. In einem der früheren Berichte haben wir bereits über den „Dingo Fence“ berichtet (vgl. Kap. „Von Sechs bis Sechs“.) Dieser Schutzzaun zieht sich bekanntlich 5.400km von der südaustralischen Küste in der Nullarbor Plain bis hinauf ins nordöstliche Queensland. Er sollte und soll die Schafsherden vor Dingoraubzügen schützen. Seinen Zaunvetter finden wir nunmehr beim Dorf Perenjori. Hier allerdings soll nicht das Vieh vor Raubtieren geschützt werden sondern das Gemüse und Getreide vor gefräßigen Kaninchen. So heißt dieses Zaunbollwerk denn auch „Rabbit Fence“ und erstreckt sich von Westaustraliens Nordküste bis zur Südküste.

Mullewa Kirche
Mullewa Kirche

Der nördlichste Ort dieser Flower Power Rundtour strahlt schon fast etwas Pilgerfahrtähnliches aus. Er kann mit einem rund drei Kilometer langen Wildblumenpfad aufwarten, immer schnurstracks durch die wilde Natur. Seine Hauptattraktion allerdings steht bescheiden am Dorfrand und ist die Kirche „Our Lady of Mount Carmel“. Geplant und erbaut vom Priester-Architekten Monsignor Hawes zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildet sie ein Schmuckstück in einer Reihe ähnlicher Gotteshäuser der Region.

In Mullewa stehen wir auch am Scheidepunkt, ob wir zurück an die Küste fahren oder weiter hinein ins östliche Outback. Wir entscheiden uns für die zweite Richtung. „Das blühende Outback erleben“, ein „must do & must see“ wurde uns vielfach von Einheimischen geraten. Nun, sie kennen ihr Land, wir nicht so sehr. Verlassen wir uns auf die Ratschläge und steuern Laverton 800km östlich an.DSCN9169

Und ebenfalls für diesen Streckenabschnitt führen wir für diejenigen, die mit dem Finger auf der Landkarte mitfahren wollen, einige Ortsnamen an: Mullewa – Yalgoo – Mt Magnet mit nördlichem Abstecher nach Cue – Sandstone – Leinster – Leonora – Laverton.

Die Farbenpracht des Blumenteppichs bleibt uneingeschränkt strahlend. Ihr Effekt erhöht sich höchstens noch durch die rote Erde des Outbacks, insbesondere bei den weißen und gelben Blüten. In der Tat lässt sich sagen: „Die Wüste blüht“ – ein wunderbares, unbeschreibliches Schauspiel.

Diese zum Teil winzigen Orte warten ebenfalls oftmals mit einer kleinen Besonderheit auf. Allen gemeinsam ist, dass sie jeweils rund 150km voneinander entfernt liegen, die „durchlöcherte Einsamkeit“ sich auch auf diesem Streckenabschnitt fortsetzt. „Golden Quest Discovery Trail“ nennt sich die Tour ins Binnenland. Die Blütezeit der Region lag also während des gold rush. Heute bedeutet das Andenken und dessen Pflege an diese goldenen Zeiten vielfach aktuelles „touristisches Gold“.   Mt Magnet z.B. bietet neben dem Warramboo Hill Outlook ein umfangreiches „Mining and Pastoral Museum“. Der Blick von den nahe gelegenen Granitformationen gibt den Blick frei auf die Tagebaumine (Gold). Der Ort Cue wirbt mit den Ruinen des Big Bell als Referenz an die längst verflossene Goldene Ära.  Das dörfliche Sandstone hingegen versucht sein touristisches Glück mit dem Felsbogen „London Bridge“ welcher sich immerhin gut 50km außerhalb des Ortes wölbt und nur über eine dirt road erreicht werden kann.

Trinkwasser endlich!
Trinkwasser endlich!

Spannender wird es in Leonora bzw. im zwei Kilometer entfernten Gwalia. Die noch aktive Mine beherbergt aber bereits Museales. Zum einen ist Gwalia eine Ghosttown aus der Zeit des gold rush. Zum anderen präsentiert man in einer ansehnlichen Ausstellung stolz das erfolgreiche Werk von Herbert Hoover, der die Mine aufgebaut hat. Der Name verbindet sich eigentlich mit einer anderen Assoziation als australischem Bergbau. Herbert Hoovers Name erscheint eher als der 31. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In dieser verlassenen Outback Region hat er vor seiner Präsidentschaft gewirkt. Der Besucher dieses Museums kann nicht nur anschauen. Er kann auch in den Räumen des Hoover Hauses übernachten. Drei Originalzimmer stehen den Gästen zur Verfügung, im modernisierten Stil der damaligen Zeit (www.gwalia.org.au).

DSCN9089End- und Höhepunkt dieser Outbackschleife ist Laverton. Auch hier hat ein australischer Albert Schweitzer gewirkt, Dr. Charles Laver. Mit dem Fahrrad  besuchte er um die Wende des 19. zum 20 Jahrhundert seine Patienten in den weit verstreuten Siedlungen des Outbacks. Mehr Anziehungskraft besitzt „The Great Beyond – The Hall of Fame of the Explorers“. Alle Entdecker, die sich bei den ersten Erkundungen West- und Zentralaustraliens des 18./19. Jahrhunderts einen Namen gemacht haben, werden hier geehrt. Per Film erfahren wir mehr über die gescheiterte Suche in der Wüste nach dem preußischen Erforscher Friedrich Wilhelm Ludwig Leichardt (verschollen 1848 im zentralen Outback). In einer „historischen Videokonferenz“ unterhalten sich die Entdecker Alexander Forrest, Edvard J. Eyre, Williams J. Wills, Augustus Gregory und Dirk Hartog und einige andere mehr über Erfolge und Misserfolge ihrer Expeditionen. Dieses Museum hat es in sich. Es lohnt den Besuch außerordentlich.

In Laverton, dem letzten Ort vor dem sandigen Outback Way quer hinüber im östlichen Outback, kehren wir wieder um zurück an die Westküste. Die Wildblumen Story begleitet uns natürlich auch auf dem Rückweg, besonders rund 100km, bevor wir die Küste des Indischen Ozean wieder erreichen. Im Dorf Coorow folgen wir der Ausschilderung „Wildflower Farm“. Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein Gehöft, welches die Wildblumen züchtet. Das wäre auch ein Widerspruch. Diese Farm ist eingebettet in unübersehbare Wiesen und Felder mit diesem Naturschmuck. Ein sechs Kilometer langer, sandiger Rundweg führt mitten hindurch. Kleinere Abzweigungen vom Hauptweg, z.B. hinauf auf einen Lookout bieten einen noch besseren Überblick über das vielfarbige Blütenmeer. DSCN9096Somit erfreuen wir uns eines wirklich genüsslichen Abschlusses dieser Inlandstour.

Als nächste Touretappe planen wir den Indian Ocean Drive, der in der Gegend von Dongara beginnt und uns bis kurz vor Perth führen wird.

K&K 72 – Dem Staub den Rücken kehren

Die Monate Juli bis November gelten als Australiens Wildblumen- Saison. Der „Mittlere Westen“ erblüht in einem kunterbunten Farbteppich. Doch ehe wir in die Tiefe dieses Naturtuschkastens dringen können, bleiben wir noch einige hundert Kilometer an der Küste des Indischen Ozeans.

Indischer Ozean
Indischer Ozean

Nach der Monkey Mia Delphin Show durchqueren wir gut 300km südlicher den ruhig besonnenen Kalbarri National Park. Die Ajana-Kalbarri Road führt in einer Nordwestschleife durch ihn hindurch. Naturperspektiven stehen auf dem Programm, keineswegs spektakulär aber malerisch und nicht überlaufen. So laufen wir den Ross Graham Lookout mit Ausblick auf den Murchison River Gorge an, kurz darauf den Hawks Head, einen Flussfelsen mit der Kontur eines Habichtkopfes.

Im Städtchen Kalbarri können River Cruises gebucht werden. Der Ort selbst kann sich einiger wunderschöner Parkanlagen und Lookouts auf die Mündung des Murchison Rivers in den Indischen Ozean rühmen. Idylle perfekt heißt es morgens um 8.45 Uhr bei der Fütterung der Pelikane.

Kalbarri NP
Kalbarri NP

Die Stadtbilder haben sich nunmehr absolut verändert. Keine staubigen Hauptstraßen mehr, die Farbe Grün dominiert in den Vorgärten.  Die meisten  Nebenstraßen bleiben in der Regel nun auch geteert. Die nördliche durchlöcherte Einsamkeit ist dörflichem Farmland mit zahlreichen Gehöften gewichen. Diese stehen jetzt vielfach mitten in blühenden Rapsfeldern. Man merkt, der Winter nimmt Abschied, der Frühling klopft an die Tür.

Doch zurück zum National Park. Nach dem Ort Kalbarri lohnen noch Abstecher zum Island Rock und zur Natural Bridge, beide mit fantastischem Blick auf den tosenden Ozean. Dann ist der National Park aber auch bereits wieder zu Ende.

Island Rock
Island Rock

Bevor wir auf den großen North West Coastal Highway zurückkehren, grüßt noch der Pink Lake nahe der Küste. Hier färben nicht irgendwelche Chemikalien das Wasser rosa, sondern die Natur. Beta-Carotin haltige Algen wachsen in ihm und geben ihm so seine Farbe. Das ergibt schon ein eigenartiges Bild: Blaues Meer, gelbe Dünen mit ein wenig grünem Strandhafer versetzt und davor der rosa See.

Pink Lake
Pink Lake

Die große Kleinstadt Geraldton soll der nächste Stopp werden, nur 80km hinter der Parkausfahrt. Wer vor der Stadt einen malerischen Übernachtungsplatz sucht, der biege ca. 20km vorher ab zur ausgeschilderten Coronation Beach. Diese Bucht besteht aus einem einzigen parzellierten Übernachtungsplatz direkt am Strand. Für 7AUD/4€ pP stehen wir idyllisch und absolut ruhig in der Abendsonne. Im Vergleich zum nördlichen Broome verschwindet das Himmelsgestirn hier erst zwischen 18 Uhr und 18.30 Uhr hinter dem Horizont. Dafür fallen die Temperaturen von 25°C rapide auf nächtliche 8°C. Man merkt, es herrscht kein Tropenklima mehr!

Coronation Bay
Coronation Bay

Geraldton, mit knapp 40.000 Einwohnbern der größte Ort zwischen Broome und Perth, wartet mit rund 10km malerischer, ausgebauter Küstenpromenade auf. Haupteinkaufsstraßen drängen sich in der Unterstadt, gleich darauf wird man in die hügelige Oberstadt geführt. Die stolze Kathedrale spiegelt einen Hauch venezianischer Baukunst wider, ebenso wie einige historische Häuser.

Gleich zwei geschichtliche Erbstücke gilt es zu verwalten, als Küstenort haben beide natürlich mit Schifffahrt und Meer zu tun. Beide Ereignisse hinterlassen tragische und traurige Erinnerungen.

Zum einen erfahren wir viel über die Havarie des Schiffes „Batavia“ (Ende des 17. Jahrhunderts) an dieser Schiffswrackküste. In dem ausgezeichneten Westaustralien Museum gibt es zu diesem Thema eine hochinteressante Führung. Der Nachbau eines Longboats schaukelt stilecht im Marinabecken direkt vor dem modernen Museumsgebäude. Solche Longboote wurden mitgeführt als Rettungsboote, aber auch als Erforschunsboote für Flüsse in unbekannten Gegenden. Keine 10m Länge weisen sie auf. Als Stabilisatoren haben sie keinen Kiel, sondern seitliche Flügelbretter. Dadurch bleiben sie geeignet für flache Gewässer und können schnell wieder flott gemacht werden, sollten sie auf Grund gelaufen sein.  An überdachten Wetterschutz ist nicht zu denken. Maximal 45 Mann Besatzung fanden in der absolut offenen Nussschale Platz (every seat a window seat!).

Longboat
Longboat

In der musealen Batavia Ausstellung bleibt der Blick an einem riesigen Steintor hängen.

Diese riesigen Quader konnten geborgen werden. Aus den Schiffsaufzeichnungen geht hervor, dass sie am Schiffsboden als Stabilisatoren gelagert waren. Ihre Herkunft konnte nachvollzogen werden. Sie stammen aus einem Steinbruch bei Bentheim in Deutschland.  Bestimmt waren sie für den Bau eines Steintores. Also hat man es jetzt im Museum installiert.

Der zweiten maritimen Katastrophe aus jüngerer Vergangenheit wird mittels eines großen Memorials gedacht. Auf einem der Hügel ragt die sehr geschmackvolle Gedenkstätte empor. Sie erinnert an den Verlust des Kreuzers „HMS Sydney II“, der während WW II in einem Gefecht mit einem deutschen Kriegsschiff sank. Bis heute wurden noch keinerlei Überbleibsel von Schiff und Mannschaft (645 Leute) je wiedergefunden, alles spurlos verschwunden.

Batavia Fracht
Batavia Fracht

Doch widmen wir uns jetzt lieber der Leichtigkeit des Strandlebens. Nur 60km südlicher erwartet uns der Doppelort Dongara-Port Denison. Er ist ein Paradestück für Segeltourismus mit seiner großflächigen Marina. Im Moment, d.h. im winterlichen August, herrscht zwar keine Segelsaison. Dennoch ist der Sportboothafen gut belegt. Die kleine,  niedliche Stadt bietet auch für durchreisende Camper einen fantastischen Service. Auf der Wiese neben dem Sportplatz dürfen „fully self contained“ Wohnmobile, also auch unseres, kostenfrei übernachten. Umso besser schmeckt uns dann der frische grüne Spargel, den es nunmehr für nur 4AUD /2,50€ (500g) zu kaufen gibt. Welt verkehrt eben, Spargelernte im Winter.

Es wird Zeit, dass wir in die anfangs angesprochenen Wildblumen kommen. Hier und da sehen wir am Rand des Highways bereits gelb leuchtende, manchmal auch weiß schimmernde Weiden. Hier ist die Blüte dann bereits im Gange. Für eine intensivere Farbenpracht verabschieden wir uns erst einmal wieder von der Küste und fahren ostwärts  ins Landesinnere.

K&K 71 – Das Reef von gegenüber

Das Great Barrier Reef an der Ostküste genießt Weltruf und wird entsprechend frequentiert. Das Ningaloo Reef an der Westküste bleibt hingegen weniger bekannt.

Bergkängurus
Bergkängurus

Der im vorherigen Kapitel angekündigte Szenenwechsel hat sich somit vollzogen. Die dominierende Farbe Rot ist einem durchweg satten Grün gewichen. Die tropische Ära gehört  südlich des Karijini National Parks mehr oder minder der Vergangenheit an. Nur noch vereinzelte Palmen wachsen wenn überhaupt in den Ortschaften. Da es aber in der durchlöcherten Einsamkeit so gut wie keine Orte gibt, fällt auch der Palmenbestand entsprechend spärlich aus. Denn zwischen dem Karijini National Park bis zur nächsten nennenswerten Ortschaft, Exmouth, liegen immerhin 650 Kilometer.

Davon sind rund 170km auf dem Highway der North West Cape Halbinsel zu fahren, fast bis in die Spitze hinein. Exmouth, eine Stadt, die sich nunmehr fast völlig dem Tourismusgeschäft ergeben hat. Bevor es soweit gekommen war, diente sie als Militärstützpunkt. Während des WW II extra als Marine und Airforce Basis erbaut, war sie ein wichtiger Standort im Pazifikkrieg gegen die Japaner und musste unter den Bombardements entsprechend leiden. Heute erinnern nur noch einige Gedenksteine und das Potshot Memorial an diese Zeit von 1942-1945.

Als Stadtbild bleibt Exmouth recht konturenlos. Niedrig geduckte Häuser mit überwiegend grauen Dächern schimmern aus der Busch- und Weidelandschaft hervor. Als charakteristisches Stadteinfallstor präsentiert sich eine nagelneue, riesige Marina. Hier auf sandigen Flächen gibt es noch viele freie Grundstücke mit eigenem Bootsanlegesteg, die einen Käufer suchen. Das Ortszentrum als großflächiges Shopping Center strotzt vor Funktionalität. Ansonsten alle Arten von Touristenunterkünften en masse. Der Camper nimmt den Nachteil in Kauf, dass er nirgendwo frei übernachten darf, profitiert hingegen beim gut sortierten Visitor Information Center von einem kostenfreien Trinkwasserhahn. Dieser Umstand ist allein schon deshalb erwähnenswert, weil auch auf den Campingplätzen in der Umgegend das Wasser aus dem Hahn nicht trinkbar ist.

Doch an Exmouth kommt niemand vorbei, der den Cape Range National Park der Halbinsel besuchen möchte. Fast die gesamte Halbinsel bedeckt diese Naturperle auf der Westseite. 75km von Exmouth bis zum Yardie Creek um die Spitze der Halbinsel herum eine wundervolle Tour. Im Zentrum erhebt sich stets die North West Range. Die Straße verbleibt in Küstennähe mit vielen, vielen Strandzugängen und kostenpflichtigen Campingmöglichkeiten (Natur- oder Wildernesscamping).

Cape Range NP
Cape Range NP

Außer all den wunderschönen Beaches, Dünen und Picknick- Möglichkeiten bleibt jedoch der Besuch des Yardie Creek Gorge der unschlagbare Höhepunkt des National Parks. Ein drei Kilometer langer Naturpfad führt zu ihm hin und teilweise an seine Felskanten heran. Um aber die einzigartigen, nur dort ansässigen Bergkängurus / Rock Wallabies aus nächster Nähe und in ihrer felsigen Umwelt beobachten zu können, empfehlen wir die Yardie Creek Gorge Cruise (www.yardiecreekboattours.com.au/). Das Boot gleitet zunächst entlang am dichten Mangrovenwald und schiebt sich dann Stück für Stück hinein in den rund 50m hohen Felseinschnitt. Die artenreiche Vogelwelt mit z.B. Kingfisher, Habicht oder Kormoranen gibt sich ein Stelldichein. Die in den Felsnischen und Höhlen beheimateten Bergkängurus bleiben der Höhepunkt.  Wie Gemsen klettern, besser hüpfen sie über die oftmals senkrechten Felskanten bis zum nächsten Vorsprung. Mit ihren überlangen Schwänzen steuern sie ihren Sprung, um sich danach sofort mit ihnen auf dem neuen Standplatz abzustützen – eine Bootstour und ein Naturschauspiel der besonderen Art.

Geschützte Natur pur bietet wasserseits der Ningaloo Marine Park mit dem Reef. Als World Heritage gelistet  gilt es als eines der längsten Reefs der Welt. 300km erstreckt es sich von Exmouth bis zum Red Bluff nördlich von Carnarvon.  Im Unterschied zum Great Barrier Reef reichen die Korallenriffe hier im Westen aber teilweise bis auf 100m an die Küste heran. Das erleichtert den Zugang, erschwert den Schutz und zieht gleichzeitig Heerscharen von Tauchern, Schnorchlern und Anglern an. So wurden zahlreiche Sanctuaries als besondere Schutzzonen eingerichtet, die für jegliche Form von Freizeitbeschäftigung tabu bleiben. Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die Schutzzone für Schildkröten. Ein eigenes Informations- und Forschungszentrum lädt zum Besuch ein mit Ranger geführten Abendwanderungen während der Schlüpfzeit der Jungtiere.

Blowholes
Blowholes

Wer nicht so tauch- oder schwimmfreudig ist, das Korallenriff aber trotzdem bestaunen möchte, mache eine Tour mit einem Glass Bottom Boat. Die in Exmouth stationierten Ningaloo Ecology Cruises (www.glassbottomboat.com.au) bietet sich hierfür als geeigneter Ansprechpartner an. Die knapp 90minütige Tour bietet alles, was man von einer solchen Boots-/Besichtigungstour erwarten darf.

Die gesamte Coral Coast gilt auch als Durchzugsgebiet für Wale. Auf ihrer jährlichen Route schwimmen die Meeresgiganten nicht einfach nur diese Küste entlang. Sie haben sich die Region der Ningaloo Coast als Brutgebiet erkoren. So können auf diversen Whale Watching Touren mit etwas Glück Mutter und Jungtier gemeinsam auf ein Foto gebannt werden. Doch Westküste bedeutet auch Windküste. Und so kommt es häufiger vor, dass vorgesehene und ggf. auch bereits gebuchte Touren kurzfristig abgesagt werden müssen. Wer viel Zeit mitbringt, wird dann schon einige Tage später solch eine Tour machen können. Für den Rest bleibt es manchmal bei der Absicht.

Um die spezielle Stimmung dieses North West Capes wirklich in sich aufnehmen zu können, sollte man mehrere Tage einplanen. Wenn man lediglich einmal die Nationalparkstraße hin und wieder zurück fährt, geht vieles an Atmosphäre verloren. Allein schon die unbeschreiblichen Sonnenuntergänge an dieser Sunset Coast lohnen das Warten. In sich einsaugen lässt sich das Sonnenschauspiel entweder von einem der zahlreichen Strände aus oder am besten vom Leuchtturmhügel.

Voller toller Eindrücke verlassen wir nach drei Tagen schließlich das North West Cape wieder. Rund 150 ereignislose Straßenkilometer südlicher werfen wir noch einen kurzen Blick in die Touristensiedlung Coral Bay, immer  noch am Ningaloo Reef gelegen. Hier kann man eigentlich nicht mehr von einem Ort sprechen. Er sollte eher als großer Campingplatz mit ausschließlichem Tourismusangebot bezeichnet werden.

Astronautenblick
Astronautenblick

Machen wir uns auf nach Carnarvon zum südlichen Ende des Ningaloo Reefs. Den eigentlichen Anziehungspunkt bilden allerdings die Blowholes an der felsigen Ozeanküste, rund 70km nördlich der Stadt. Die mächtige Ozeandünung drückt Wasser in unterirdische Meereshöhlen. Wie kalte Geysire spritzen dann Fontänen durch die engen Röhren mit Spitzen bis zu 20m Höhe.

Stadt und Umgebung selbst bezeichnen sich als Obstkorb Westaustraliens. So säumen die Ortsränder am mächtigen Gascoyne River denn auch große Obstanbaugebiete, vor allem Bananenplantagen. Zum Meer hin prägen Dünen das Landschaftsbild. Ein 2,5km langer Wanderweg führt auf einem ehemaligen Gleisbett  von der Innenstadt hinaus zum Steam Train Museum und zur One Mile Jetty. Gegen Eintritt darf sie betreten werden, etwas mehr kostet die Fahrt auf ihr mit der Minieisenbahn.

Erheblich interessanter präsentiert sich Carnarvons Space & Technology Museum. Der Ort mit seiner ehemaligen Leitstrahlfunktion für bemannte Raumfahrzeuge spielte eine gewichtige Rolle während der Mercury, Gemini und Apollo Raumfahrtprogramme der 1960ger bis 1980ger Jahre. Diese Weltraumprogramme sind nunmehr eingestellt. Dadurch hat die Stadt ihre Raumfahrtfunktion eingebüßt und das Beste aus dem Verlust gemacht. Heute erleben wir die Mondlandung von 1969 noch einmal in verschiedenen Filmen nach. In der Enge  des Raketencockpits (Maßstab 1:1) eines der Apollo Raumschiffe spüren wir, wie die Astronauten seinerzeit in Rückenliegeposition starteten. Rund acht Minuten lang vollziehen wir  das Gefühl einer startenden Rakete und den Eintritt in die Erdumlaufbahn nach. Interaktive Displays z.B. zur Berechnung eines Raketenabschusses um den Mond zu treffen, geben einen recht realistischen Einblick in die Komplexität von Raumfahrt. Ohne dass Langeweile aufkommt, kann man gut zwei bis drei Stunden in diesem Museum verbringen.

Monkey Mia
Monkey Mia

Somit können wir nach diesem Museumsbesuch den Ort aber auch ruhig wieder verlassen. Landschaftlich ruhig, um nicht zu sagen eintönig, geht es dann die nächsten 200km weiter südlich Richtung Shark Bay, immer dem North West Coastal Highway folgend. Am Wegesrand zeigt sich weiterhin  geducktes und gedrungenes Gras- und Buschland. Hier und da durchziehen Schafe oder Ziegen die Ebene. Allmählich fangen erste blau-violette, rote, gelbe und weiße Farbflecken an zu leuchten. Wir stehen im ausgehenden australischen Winter (August) an der Schwelle zur Blüte der Wildblumen.

Etwas mehr als 200km südlich von Carnarvon lockt eine weitere Halbinsel zur Erkundung, die World Heritage gelistete Shark Bay mit dem weltbekannten Monkey Mia. Bevor wir an diesen Delphin Strand gelangen, geht es noch einmal 130km bis an die Spitze der Halbinsel.

Segeltörn
Segeltörn

Erstaunlich, wie viele Frühaufsteher es gibt, nur um die morgendliche Begegnung mit den Delphinen nicht zu verpassen. Rund 250 Zuschauer mögen es sein, die ab 7.30Uhr den Strand säumen. Allerdings dürfen wir noch nicht an die Wasserkante selbst, sondern müssen brav auf dem boardwalk abwarten, bis die Ranger der Wildlife Parkverwaltung grünes Licht geben. Inzwischen patrouillieren auch bereits diverse Delphine den Strandabschnitt auf und ab. Sie kennen Treffpunkt und Zeit ganz genau. Denn an 360Tagen im Jahr sollen sie hier zuverlässig aufkreuzen. Sieben Tiere sind es an unserem Morgen. Ganz nah kommen sie ans Ufer heran, suchen quasi den Kontakt zum Menschen. Zwischen den Delphinen und den menschlichen Gästen gehen die Ranger im Wasser auf und ab, damit niemand auf die Idee kommt, die Tiere zu streicheln. Eigenwilliges Füttern bleibt ebenfalls verboten, damit die Delphine ihr Wildtiergebaren nicht ablegen. Unter Aufsicht und in Minimengen wird aber doch gefüttert. Ein bis zwei Fische erhält jedes Tier aus der Hand eines Zuschauers. Rund 45 Minuten dauert die Wildlifebegegnung. Dann schwimmen die Tiere wieder hinaus aufs offene Meer. Allerdings wiederholt sich die Prozedur im Verlauf des Vormittags noch zwei Mal. Andere Delphine kommen zur Fütterung. Es scheint, als ob es einen festen Essenszeitplan der Delphine gibt. Die Ranger können die Einzeltiere beim Namen nennen. Viele Tiere leben schon über 30 Jahre in der Bucht. Australische Westküste ohne Monkey Mia – undenkbar.

Eine weitere Delphinschau steht dann am Nachmittag auf dem Programm. Mit einem Katamaran segeln wir für drei Stunden in den Indischen Ozean hinaus. Ohne Motorgeräusche, nur das Säuseln des Windes und das Schlagen der Segel im Ohr gleiten wir still durch das glasklare Wasser. An den flachen Stellen blicken wir hinab bis auf den Meeresboden. Ein Rochen /Manta Ray hat sich im Sand vergraben. Nur die Schwanzflosse zeigt sich. Und auch sie wäre unentdeckt geblieben, hätte der Fisch sie nicht bewegt. Hin und wieder schwimmt eine Schildkröte vorbei. Doch im Mittelpunkt bleiben die Delphine, die immer wieder um den Segler kreisen. Bei den milden Wintertemperaturen von 20°C bis 25°C bleibt es eine ruhige, gemütliche Cruise. Wir können dieses Angebot von Monkey Mia Wildsights Tours auf dem Segler „Shotover“ (www.monkeymiawildsights.com.au) nur loben.

Stromatoliten
Stromatoliten

Damit ist allerdings das Erkundenswerte auf der Shark Bay Halbinsel noch lange nicht ausgeschöpft. Ziemlich am Südende bietet sich ein Zwischenstopp an, um die Stromatoliten zu besichtigen. Mit ihnen steigen wir ein in die sinnbildlich tiefste erdgeschichtliche Höhle allen Lebens. Sie sollen seit 3.000 Millionen Jahren existieren und die Urform allen Lebens darstellen. Eigentlich sind es nicht anderes als Bakterien gestützte Mikroben, welche in hochsalzigem Wasser existieren. Sie bilden eigenartig eingedrückte ovale Steingebilde, wachsen in Kolonien und kommen eigentlich nur in dieser Gegend vor.

Shell Beach
Shell Beach

Die vielen Outlooks auf der Halbinsel sind alle samt und sonders die ausgewiesenen kurzen Abstecher wert, egal ob Eagle Bluff, Little Lagoon oder Hamelin Pool. Eine Besonderheit bleibt die Shell Beach. Ein Mekka für Muschelsammler? Nein, denn das Areal steht unter besonderem Naturschutz, und Muschelsammeln ist bei Strafe verboten. Dabei gibt es auf den 4km Länge Trillionen der winzigen Hamelin Cockles oder Coquina Shells. Nur wenige Millimeter sind sie in der Regel groß. Der Strand ist eben statt mit Sand mit diesen Muscheln bedeckt in z.T. mehreren Metern Dicke. Gepresst werden sie auch als Baumaterial für Hauswände verwendet. Bei strahlendem Sonnenschein können wir ohne Sonnenbrillen auf dem Strand nicht wandern, derart gleißend reflektieren die Muscheln das Licht.

Ich bin ein Fisch / Steinfisch
Ich bin ein Fisch / Steinfisch

So gemütlich es auf der Segeltour zuging, so hektisch kann es im Ocean Park bei der Stadt Denham werden, nämlich immer dann wenn es zur Fütterung der Haie geht. Dieses überwiegende Freiluftaquarium (www.oceanpark.com.au) direkt an der Küste des Indischen Ozeans mit herrlichem Blick von seiner Terrasse aus hat vielfältige, besondere Fischarten in seinen Becken, eben auch Haie. Die geführte Aquariumstour gibt gute Einblicke in die Unterwasserwelt. Als Magnet des Ocean Park gelten jene stündlichen Haifütterungen – eine passende Institution auf der Shark Bay.

Wen es bei so viel Natur wieder ins Städtische zieht, ist in Denham, dem Hauptort der Halbinsel gut aufgehoben. Alle notwendigen Versorgungseinrichtungen sind vorhanden. Das Visitor Information Center hilft bei der Programmgestaltung. Mit seiner langen Promenade an der Beach Front kann der Badeort wirklich punkten. Im Verlauf unserer Rundreise haben wir bereits zahlreiche Küstenorte besucht. Denham gehört aus unserer Sicht zu den einladend angenehmsten.

Wir werden nach Shark Bay noch ein wenig weiter auf Küstenkurs bleiben Richtung Geraldton ca. 500km südlicher, um dann ins Binnenland einzuschwenken. Die Monate August bis November gelten als Saison der blühenden Wildblumen. Lassen wir uns überraschen, wie farbenfroh sich die Landschaft zeigen wird.

K&K 70 – Durchlöcherte Einsamkeit

Größer kann ein Kontrast kaum ausfallen: Auf der einen Seite Australiens dicht bevölkerte Ostküste, an der sich die Ortschaften  dicht aneinanderreihen. Kaum, dass man ein Ortsausgangsschild hinter sich gelassen hat, kündigt sich bereits ein  nächstes Ortseingangsschild an.

Einsamkeit
Einsamkeit

Aber dann auf der anderen Seite des Kontinents an der Westküste zeichnet sich ein völlig anderes Bild.  Von Broome ab herrscht ortsmäßige Leere. Zwischen der Perlenstadt und dem nächsten, südlicheren Ort Port Hedland liegen immerhin rund 600km. Zwischendurch gibt es lediglich zwei Roadhouses zum Tanken.

Und in diesem Stil geht es weiter. 300 weitere Kilometer sind zu bewältigen, um an ein Ballungsgebiet von vier Ortschaften zu gelangen, nach Roebourne, Wickham, Karratha und Dampier. Und wem das alles noch nicht genügt, der fahre dann auch noch die nächsten 250km bis zur Abzweigung vom HWy 1nach Onslow, 80km nördlich, unmittelbar an der Küste. Summa summarum: 1.200km von wenigen Orten durchlöcherte Einsamkeit.

Eisenkunst
Eisenkunst

Die ganze Region heißt Pilbara mit der Great Sandy Desert. Die Große Sandwüste macht auf den ersten Blick nicht den Eindruck, dass sie ihrem Namen gerecht wird. Im optischen Gegenteil, Grasland mit Strauch- und Baumbewuchs herrschen vor. Allerdings verbirgt sich unter dieser hauchdünnen Grasnarbe roter, loser Wüstensand. Einzelne Sandinseln sprechen Bände. Der kleinste Windhauch wirbelt die feinen Sandkörner auf. Staub und Sand, wohin man schaut. Sie dringen vor bis in die letzten Ecken unseres Wohnmobils.

Westküste
Westküste

Gelegentlich zeichnen sich in der Landschaft kleinere und größere Erhebungen ab. Diese sind nicht allein von der Natur geschaffen. Oft handelt es sich um Abraumhalden. Denn die gesamte Pilbara Region ist gleichzeitig Bergbauregion. Eisenerz  und Gas sind die hauptsächlichen Produkte, die hier gefördert werden. Wer nach Port Hedland fährt, glaubt sich im Coober Pedy des Westens. Die Stadt wirbt mit dem Slogan, der größte Massenstückguthafen Australiens zu sein. Vom Ufer aus weit draußen auf dem Meer ist eine lange Kette wartender Riesenfrachter  zu sehen. Nicht so gigantisch, aber stets aktiv, geben sich auch die anderen Orte wie Dampier oder Karratha. Riesige Bergbaumaschinen und Bohrmaschinen säumen das Blickfeld. Eine durchlöchert Einsamkeit stellen sie her.

In Küstennähe mischen sich unter die rostbraunen Halden schneeweiße Berge, auf denen Schneeschieber aktiv sind. Im großen Maßstab wird aus kilometerlangen Poldern Meeressalz gewonnen. Die heiße Wintersonne hilft beim Verdunstungsprozess außerordentlich. Die Uferränder sehen aus, wie mit Zuckerguss bedeckt.

Einsames Newman
Einsames Newman

400km landeinwärts, in der Stadt Newman, erleben wir die Bergbauaktivitäten noch einmal. Der Welt größte Tagebaumine arbeitet hier. Alles wirkt gigantisch in dieser rostbraunen Welt. Die „BHP Billiton Iron Mt Whaleback Mine“ bietet Besichtigungstouren an. Über das Visitor Information Center buchen wir die Morgentour. Ausgerüstet mit Warnweste, Schutzhelm und Staubbrille, dringen wir ein in diese geheimnisvolle Welt. Ein Werkbus bringt uns zum Aussichtsberg, der einen direkten Blick in das Grubenloch zulässt.

Der Welt größte Tagebaumine für Eisenerz bedeutet in Zahlen: Die Grube ist 5,5km lang, 3km breit bei einer Tiefe von rund 150m. Trucks können pro Landung 200t Gestein transportieren und sind damit schwerer als ein Jumbojet. Dafür verbrauchen sie dann aber auch für 24 Betriebsstunden rund 4.000l Diesel. Was das für den regelmäßigen Einsatz von 40 solcher Trucks bedeutet, kann schnell ausgerechnet werden.

Größenvergleich
Größenvergleich

Seit Eröffnung der Mine 1969 sind per Eisenbahntransport mehr als eine Billion Tonnen Eisenerz ins 450km entfernte Port Hedland transportiert worden. In der Newman Mine liegt also die Quelle für Port Hedlands Ruf als größter Massenguthafen Australiens. 7 bis 9 Stunden benötigt ein vollbeladener, 2,6km langer Zug von Newman bis zur Hafenstadt.

Newman Tagebau
Newman Tagebau

Die rund 800 Beschäftigten der Tagebaumine, die in 12-Stunden-Schichten arbeiten,  dürfen nicht staubempfindlich sein, denn staubfreie Flecken gibt es hier nicht. Stadt und Mine bedingen sich einander. Die Rauheit der Minenlandschaft wird kompensiert durch die geschmackvolle Gestaltung der Stadt. Große Grünflächen z.B. stehen zur Freizeitgestaltung zu Verfügung, neben zahlreichen anderen Freizeiteinrichtungen.

Mine hin, Mine her, für Camper bietet das Visitor Center gegen eine geringe Gebühr den angrenzenden Parkplatz als Übernachtungsstandort an. Nach der Minentour werden als Morning Tea heiße Getränke und Scones mit „German cream“ (sprich: Schlagsahne) serviert. Einfach praktisch und sehr aufmerksam.

Historisches Gefängnis
Historisches Gefängnis

Bei allem Bergbaugetöse gewinnt die grüne Lunge der Kilbara Region eine besondere Bedeutung. Die Grünzone liegt wie das Salatblatt eines Sandwiches zwischen den Bergbaustädten Dampier und Newman Es geht um den Karijini National Park im Landesinneren. Nachdem wir die fast schon Outback ähnlichen Ortschaften Paraburdoo und Tom Price passiert haben, erhebt sich schroff die Hamersley Range aus der Ebene. In vielen Bereichen unzugänglich konzentriert sich der Besucherstrom auf die zahlreichen, zugänglichen Gorges, Wassserfälle und Lookouts.  Doch der Park ist so groß, dass kein Gedränge aufkommt, weder z.B. am Joffre Gorge mit Wasserfall noch am Dales Gorge oder eventuell an den Fortescue Falls. In beeindruckenden Wanderungen geht es meistens entlang der Felsenkanten.

Karijini NP
Karijini NP

Auch in diesem National Park gibt es gute Campingmöglichkeiten, zum einen kommerziell an eine Lodge angegliedert, zum anderen auf dem Naturcampingplatz der Parkverwaltung. Und wenn diese Plätze belegt sind, wie es bei uns der Fall war, dann wird man auf den zusätzlichen Erweiterungsplatz verwiesen. Dieser hat den unschlagbaren Vorteil, dass er für den Camper kostenfrei bleibt. Sparfüchse melden sich deshalb auch erst nach 15 Uhr für einen Übernachtungsplatz an, denn bis dahin sind die beiden erstgenannten C-Plätze mit Sicherheit voll belegt.

Je südlicher wir kommen, desto weniger spüren wir tropisches Klima. Die Tagestemperaturen bleiben erträglich warm, die Nächte kühlen jetzt im Winter auf ca. 15°C ab. Auch die permanente, teilweise lästige Luftfeuchtigkeit der nördlichen Regionen nimmt stetig ab.

Dales Gorge im Karijini NP
Dales Gorge im Karijini NP

Zurück geht es aus dem Binnenland wieder zur North West Coastal Route / HWy 1. Damit ist ein markanter Szenenwechsel vorprogrammiert. Exmouth am North West Cape mit dem Cape Range National Park und dem Ningaloo Reef heißt das nächste Ziel. Darüber berichten wir dann in einem weiteren Kapitel.

K&K 69 – Schneeweisse Perlen aus dem tiefblauen Meer

Noch 230km sind es von Derby, unserer vorigen Station am nördlichen King Sound, dann empfängt uns das tiefe Blau des Indischen Ozeans an Australiens Westküste.

Indischer Ozean bei Broome
Indischer Ozean bei Broome

Wie ein  einsamer Juwel in einer sonst endlosen Einsamkeit öffnet sich die Stadt Broome (15.000 Einwohner) dem Ankommenden. In der hochsaisonalen Trockenzeit, also während des gerade herrschenden Winters, können noch einmal gut 20.000 Touristen hinzu gerechnet werden, argumentiert das städtische Tourismusmanagement. Von jeder Landeshauptstadt mindestens 2.000km entfernt, egal ob Perth, Darwin oder gar Brisbane, führt Broome ein munteres, quirliges Eigenleben. Auf den ersten Blick wirkt der Ort supermodern, der zweite legt einige historische Nischen frei wie z.B. im Museumsviertel mit dem entsprechenden Regionalmuseum.

Hier kommen wir ein erstes Mal mit dem die Stadt prägenden und beherrschenden Thema in Berührung: Broome, die Welthauptstadt der Perlen. Daneben gehen andere Themen, wie WW II oder regionale Entdecker so gut wie unter. Kein Wunder, wenn Broome rund 60% des gesamten Perlenmarktes der Welt abdeckt.

In der Innenstadt reiht sich ein Juwelier an den anderen. City und die moderne Chinatown bilden so gut wie eine Einheit. Denn die Chinesen waren (und sind) hinsichtlich des Schmuckhandels führend. Asiaten und Japaner belieferten ergänzend den Markt mit Perlentauchern. Dazu müssen die gekidnappten Aborigines addiert werden, für die Perlentauchen quasi Zwangsarbeit wurde (vgl. dazu auch vorheriges Kapitel). Wie stark die Japaner und Chinesen präsent waren, zeigt sich allein an den entsprechenden, für jede Ethnie eigens angelegten Friedhöfen.

Dinofuß
Dinofuß

Neben dem bereits erwähnten Museum lässt sich zusätzlich viel über die historische und moderne Perlenindustrie  an zwei Orten erfahren. In der Innenstadt an der Dampier Terrace gelegen besuchen wir die „Pearls Luggers Tour“. Die sehr informative Veranstaltung rückt die Perlentauchboote und das frühere (Ende 19. Jahrhundert) Leben der Perlentaucher im angeschlossenen Museum in den Mittelpunkt. Es muss hart gewesen sein, dieses Dasein. Die engen Boote, auf den bis zu 10 Mann Besatzung oftmals mehrere Wochen ununterbrochen gemeinsam ausharren mussten, vom Kapitän über den Perlenmeister und die Taucher bis zu den Hilfskräften. Oftmals dauerte die tägliche Arbeit im Wasser bis zu 10 Stunden. Bei den Nussschalen auf hoher See waren Unglücke vorprogrammiert. Die Liste der Havarien ist lang.

Der heutigen Perlenzucht widmet sich dann eine Tour zu einer aktiven Perlenfarm. Rund 15km von Broome entfernt arbeitet die Willie Creek Pearl Farm, die einen abwechslungsreichen Besuch anbietet. Einzelne Themenstationen geben Auskunft über das Einpflanzen einer Perlenkultur in die Auster, den Reifeprozess und nach zwei bis fünf Jahren den Erntevorgang. Es bleibt nicht bei trockener Demonstration. Anschließend geht es per Boot in die eigentlichen Zuchtgewässer, den Willie Creek. Er nennt sich zwar „Bach“, ist aber eigentlich eine Bucht im salzigen Indischen Ozean. Nach vier Stunden können die Endprodukte bestaunt und gekauft werden.

Streeter's Jetty
Streeter’s Jetty

Kehren wir zurück in Broomes City. Außer den beiden wundervollen Stränden, der Cable Beach und der Town Beach prägt ein breiter, dichter Mangrovenwald das Stadtbild in Citynähe. Die alte, hölzerne „Streeter’s Jetty“ ist, wenn auch stark verkürzt, noch betretbar. Neben Bootsanlegestelle diente sie im Übergang 19./20. Jahrhundert als Handelsort für die auf dem Meeresgrund gesammelten Muscheln mit Perlen. Man würde Broomes Stellenwert sicherlich überhöhen, wenn man nur dort das Geschäft mit den Perlen ansiedelte. An Australiens gesamter Nordwestspitze, insbesondere der Dampier Halbinsel, wird Perlenzucht betrieben.

In direkter Nachbarschaft zur Perlenfarm mit ihren Kostbarkeiten betreibt der Bundesstaat Westaustralien ein regionales Gefängnis. Übertriebene Angst vor Ausbruchsversuchen und Überfällen haben aber weder der Staat noch die Perlenfarm. Einerseits ist die Marschlandschaft durch den hohen Tidenunterschied öfter unter Wasser. Das wiederum lockt Krokodile an und reduziert somit die Zahl der Wachmannschaften und eventuellen Überfälle. Praktisch gedacht, kann man da nur sagen.

Als Kuriosum empfinden wir gleichfalls, dass von den weitverstreuten Stadtvierteln Broomes keines mehr als 15 Minuten vom betriebsamen Flughafen entfernt liegt, inclusive City Center. Denn das eigentliche geographische Zentrum der Stadt bildet der Airport mit allen Vorzügen und Nachteilen, die eine solche stadtzentrierte Lage mit sich bringen. Besichtigungen und Shopping mit Sicht auf ausgefahrene Triebwerke.

Himmelsleiter zum Mond
Himmelsleiter zum Mond

Entfernen wir uns von der städtischen Geschäftigkeit. Broome bietet mehr, sowohl an Natur- wie auch an Tierbeobachtungserlebnissen. Von der erwähnten Town Beach aus gibt es bei Vollmond, Vollebbe und voll sternenklarem Himmel ein Naturschauspiel der besonderen Art zu beobachten, die „Staircase to the Moon / Mondhimmelsleiter“. Jährlich acht Mal für jeweils drei Mondaufgänge kann dieses Schauspiel erlebt werden. Wir sind glückliche Gewinner der Datumslotterie. Alle drei Komponenten treffen während unseres Broome Aufenthaltes zusammen. Von der stark bevölkerten Town Beach aus können wir das Schauspiel an zwei Tagen beobachten. Der tief orangen schimmernde Vollmond hebt sich allmählich über den Horizont. Dadurch wir das vor ihm liegende Watt mit seinen Wasserpfützen immer stärker beleuchtet. Und in der Tat, nachdem der Mond vollständig über den Horizont geklettert ist, aber noch dicht auf Horizontlinie verharrt, bildet sich für den Betrachter die beschienene Fläche wie eine schmale, erleuchtete Leiter ab. Das ganze Naturschauspiel dauert rund 15 Minuten. Danach steht der Mond zu hoch und das zusammenhängende Leitergefühl geht verloren. Die Schar der Beobachter zerstreut sich. Das Klicken der Verschlüsse der Fotoapparate verstummt allmählich. Der Wirt des Strandcafés schaut zufrieden drein. Seine Extra „Staircase“-Speisekarte hat offensichtlich reichlich Zuspruch gefunden. Und so geht es dann drei Tage lang.

Napier Range
Napier Range

Wer steinerne Felsnatur erleben möchte, findet diese am Südende der Cable Beach, am Gantheaume Point mit altem Leuchtfeuer. Schroff und bizarr ragen die Felsen ins Meer hinaus. Manche kleinere Höhle hat sich im Sandstein gebildet. Drei Rock Pools, bei starkem Wellengang mit einer Wirklung wie Blowholes, schmücken die unmittelbare Felskante.

Hier draußen erfolgt dann auch der Übergang zur Broomschen Tierwelt. Fußabtritte von Dinosauerien besichtigen wir an einer Felsspitze. An dieser Stelle sind sie noch imitiert.  Die Originale werden bei Ebbe weit draußen auf einem Felsplateau freigelegt. Mit Hovercraftschiffen kann man dorthin gelangen. Ein Einzelabdruck wird im o.g. Broome Museum ausgestellt.Crocs DSCN7989

Krokodile als Gefangenenwärter wurden bereits erwähnt. Alles, was man über Krokodile wissen muss, erfährt man im Malcolm Douglas Crocodile Park (13km außerhalb). Rund 3.000 Crocs leben auf dieser Farm, die riesigen Salties, die kleineren Freshies sowie amerikanische Alligatoren. Höhepunkt des Parkbesuches ist natürlich die Fütterung der Reptilien, besonders der immensen Salzwasserkrokodile (salties). Untereinander kennen diese Reptilien kein Pardon. Was eben noch friedlich nebeneinander zu schlummern schien, entpuppt sich unversehens in einem heftigen Kampf. Revierkämpfe und selbst Kannibalismus stehen auf deren täglichem (Über-)Lebensprogramm.

Gefahr im Verzug
Gefahr im Verzug

Mit Broome endet größtenteils auch die Krokodilregion. Doch eine andere wunderbare, nicht weniger gigantische Tierart nimmt ihren Platz ein: Wale. In und ab Broome haben wir die Möglichkeit für Whale Watching per Boot. Eine dreistündige Bootstour (mit und ohne sunset) garantiert Walsichtungen, sonst wird der Fahrpreis rückerstattet. Uns sind die Wale lieber. Wir werden nicht enttäuscht. Riesige Buckelwale tauchen vor unseren Augen auf und ab, schlagen mit den Flossen. Manchmal steigen die Meeresgiganten senkrecht in die Höhe. Das typische eintauchen der Walflosse fehlt dabei auch nicht. Schlicht und ergreifend, ein tolles Erlebnis!

Whale Watching
Whale Watching

Wir kehren noch einmal ein wenig zurück in die Kimberleywildnis. Mit „Kimberley Wild“ (www.kimberleywild.com.au ) wollen wir in einem Tagesausflug zwei der Hauptattraktionen der Kimberleyrgion besuchen: den Tunnel Creek National Park und den Windjana Gorge National Park. Es wird ein ausgesprochen langer Tag werden. Um 6.30Uhr starten wir, gegen 22.30Uhr treffen wir wieder in Broome ein. Zwischendurch liegen rund 900km gefahrene Kilometer, davon gut 400km auf dirt road, also sandigen Waschbrettpisten. Nicht umsonst wird die Strecke auch „The Kimberley Massage“ genannt. Doch die beiden Nationalparks, die angelaufen werden, sind die Mühe und das Geld wert.

Im „Tunnel Creek“ holen wir uns heftig nasse Füße. Das ist auch nicht vermeidbar, wenn wir durch die 750m lange Tunnelröhre wandern. Ausgestattet mit guten Taschenlampen stolpern wir im Dunklen über Felsengebilde und durch den teilweise tiefen Wasserlauf. Dadurch unterqueren wir die Napier Range, eine felsig steile, rund 400m hohe Gebirgskette. Am anderen Ende des Tunnels lockt dann ein seeartiger, krokodilfreier Rock Pool zum Schwimmen. Der Rückweg führt anschließend wieder nur durch den Tunnel. – Verschnaufpause!

Tunnel Creek
Tunnel Creek

50km weiter erfolgt eine zweite Wanderung, dieses Mal in einen Gorge hinein,  den Windjana Gorge. Auch er durchschneidet die erwähnte Range. Die gesamte Gorge Rundwanderung verläuft jedoch auf 7,5km. Der schönste Teil liegt glücklicherweise auf den ersten zwei Kilometern, wenn wir uns durch die engen Felsspalten zwängen. Dieser Eingang erscheint wie das Tor zum Paradies. Einmal eingetreten umfängt uns zunächst eine himmlische Ruhe. Bis uns die Heerschar an weißen Kakadus entdeckt hat und mit ohrenbetörendem Lärm auffliegt. Dieses Geschrei stört die im Fluss treibenden Süßwasserkrokodile (freshies) überhaupt nicht. Rund 20 Tiere können wir erblicken. Mehr als 100 Exemplare sollen im gesamten Gorge Gewässer leben, erklärt uns der Ranger.

Freshy
Freshy

Allmählich wird es Zeit für die 350km Rückfahrt. Die Abendsonne lässt das Kimberley Outback noch einmal glutrot entflammen. So findet ein erlebnisreicher Tag schließlich sein Ende.

Windjana Gorge
Windjana Gorge

Der Indische Ozean ist erreicht, die Ost-West-Durchquerung des Kontinents mit der Stadt Broome abgeschlossen. Somit heißt es nun unweigerlich, den Südkurs einschlagen.