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K&K 43– Zurück ins Grün

Nach dem Besuch von PETERBOROUGH ändert sich natürlich nicht gleich die Landschaft, auch wenn die Pazifikküste als Ziel angestrebt wird. Outback bleibt Outback. Aber es ändert sich mal wieder der Bundesstaat. 250km auf einsamer Route, dem Barrier Highway, und wir kehren zurück nach New South Wales, unserem früheren Ausgangspunkt. Das Betreten dieses Bundesstaates geht glücklicherweise ohne Quarantäne Kontrolle vor sich. Also, alles Obst und Gemüse kann mitgenommen werden.

Broken Hill
Broken Hill

Kurz hinter der State Border steuern wir eine World Cultural Heritage Stadt an, BROKEN HILL. Sie ist wegen ihrer Pionier- und besonders Bergbaugeschichte als zu erhaltenes Kulturdenkmal ausgewiesen. Doch bevor wir darüber berichten, zunächst einmal eine Kuriosität am Rande.

Der Übergang von South Australia (SA) nach New South Wales (NSW) bedeutet auch eine neue Zeitzone. Von Westen kommend müssen die Uhren um 30Minuten vorgestellt werden. Nicht so in BROKEN HILL. Asterix’ gallisches Rebellendorf nacheifernd, bleibt die Uhrzeit die gleiche wie in SA. Der Grund liegt einfach darin, dass sich BROKEN HILL von der Landesregierung NSW  in SYDNEY nicht ausreichend gewürdigt  und schlecht behandelt fühlt. So wurde vom Stadtrat kurzerhand beschlossen, sich stärker an SA anzulehnen, z.B. durch die Zeitzone. Darüber hinaus gibt es eine einseitige BROKEN HILL Erklärung, dass die Stadt nicht zu NSW gehört bzw. gehören will.

Broken Hill City Center
Broken Hill City Center

Dem Besucher kann dieser Dauerstreit egal sein. Ihn interessiert eher die UNESCO – Komponente, was den Ort so erhaltenswert macht. Als Zentrum des auch heute noch aktiven Silberbergbaus blicken Stadt und Region auf eine spannende Geschichte, die  nicht erst mit der europäischen Besiedlungsepoche begann ,sondern geologisch geschätzte 200 Millionen Jahre früher. Damals soll das riesige Great Artesian Basin explodiert sein, woraufhin der Barrier Hill entstand. Die Vulkantätigkeiten setzten dann die sogenannten Gold-und Silbererdschichten frei. Die heutige Menschheit darf von dieser erdgeschichtlichen Veränderung nunmehr profitieren. In dem Stadtnamen BROKEN HILL ist diese Umwälzung enthalten. 1907 wurde der heute 30.000-Seelen-Ort offiziell zur Silver City gekürt.

Broken Hill Miners Memorial
Broken Hill Miners Memorial

Eine gigantische Abraumhalde und die nicht viel kleinere Tagebaumine beherrschen das Stadtbild. Bei der Ortseinfahrt erblicken wir sofort den Schriftzug Underground am Haldenhang. Gut 130m können wir per Auto auf die Halde fahren. Neben dem fantastischen Rundblick auf Stadt und Umgebung lockt der Besuch des Line of Lode Miners Memorial. Vom äußeren Erscheinungsbild her kommt es einer langgestreckten Kathedrale gleich, ähnlich der Eismeerkathedrale in Tromsö. Doch es gibt kein wirklich Inneres. Die Enden bleiben offen. Links und rechts an den Innenwänden sind Grabplatten montiert, jede versehen mit einer weißen Rose. Auf der Grabplatte sind eingraviert der Name und die Lebensdaten des Minenarbeiters, das Datum seines tödlichen Arbeitsunfalls, wo bekannt, auch dessen Ursache. Insgesamt 900 Gedenktafeln seit 1883. Schlicht aber beeindruckend.

Um stets genügend Arbeitskräfte in diese Einsamkeit zu locken, geben Stadt und Unternehmen sich viel Mühe. Neben verschiedenen schönen Parks lockt ein ebenso anziehendes Schwimmbad. Die historische Innenstadt trägt ebenso beträchtlich zur Wohlfühlatmosphäre bei. Der städtische Terminkalender für kulturelle, sportliche und sonstige Veranstaltungen ist prall gefüllt. Zufällig besuchen wir BROKEN HILLL am Wochenende der St. Patrick Pferderennen.  Das national irische Grün prägt das Stadtbild, die Bewohner haben sich entsprechend herausgeputzt.

Wer tiefer in die Bergbaugeschichte einsteigen möchte, dem empfehlen wir eine Day Dream Mine Tour und das Silver City Mint & Art Center.

Nun sind die Minenschächte nicht ausschließlich in und um BROKEN HILL gruppiert. Es gibt weit entfernte Arbeits- und Wohnsiedlungen, in die man nach vielen Stunden Fahrtzeit nur per Allradfahrzeug gelangt. Hierin fährt kein Bus mehr, geschweige denn ein Schulbus. Um aber auch diese Kinder beschulen zu können, hat man in BROKEN HILL eine School on the Air eingerichtet. Die Kinder werden per e-mail, Bildschirm und Videokonferenz fernunterrichtet. Interessierte an dieser Pädagogik können gern einmal nach Voranmeldung an solch einem Unterricht teilnehmen (www.schoolair-p.schools.nsw.edu.au)

Keine noch so friedliche Idylle bleibt ewig ungetrübt. Auch hier müssen wir einen Wehmutstropfen einfügen. Die Stadt leidet heftig unter Trinkwassernot. Der die Region durchfließende Darling River hat nicht erst seit diesem Sommer einen sehr niedrigen Pegelstand. Die entsprechenden Wasserreservoire konnten und können sich nicht mehr richtig auffüllen. Der hohe Wasserverbrauch für den Bergbau trägt sein Schärflein dazu bei. In der Konsequenz unterliegt BROKEN HILL einer Wassernotstandsregelung der Stufe 3, der höchsten. Verbote für Rasensprengen, Autowaschen oder ausgedehntes Duschen sind unter diesem Aspekt kaum noch erwähnenswert.  Die gegenseitigen Beschuldigungen, wer wann zu viel verbraucht hat, schlagen in der australischen Presse hohe Wellen, nicht nur in der regionalen.

Pink Kakadu
Pink Kakadu

BROKEN HILL sieht sich in der stiefmütterlichen Behandlung durch die NSW-Regierung bestätigt. Die Zentrifugalkräfte in Richtung South Australia- Zugehörigkeit legen noch ein paar Umdrehungen zu.

Wir erhöhen die Umdrehungen ebenfalls, aber in puncto Idylle. Im stadtnahen Umfeld von BROKEN HILL   lohnen zwei Ausflüge. Der eine führt ins 12km entfernte SILVERTON. Dieses 200-Einwohner-Künstlerdorf mit seinen hügeligen Sandstraßen beherbergt nicht nur ein Minenmuseum und zahlreiche Gemäldegalerien, sondern auch zwei außergewöhnliche Sammler. Mad Max 2 nennt sich der eine. Er sammelt alles, was komisch ist, besonders ausgefallene Automarken. Der andere stapelt eine Nummer tiefer und hat sich auf Fahrräder spezialisiert. Beide Sammleroriginale sind aber bestimmt das letzte, was man in dieser einsamen, unwegsamen Gegend erwartet und gebrauchen kann.

Und gleich hinter dem Dorf beginnt der Mundi Mundi National Park. Er ist eigentlich nichts weiter als eine Kopie der Nullarbor Plain, nur noch etwas krüppeliger und trockner. Vom nahe gelegenen Outlook aus verliert sich der Blick schnell in der rot-grünen Unendlichkeit.

Broken Hill Sculptures Hill
Broken Hill Sculptures Hill

Der zweite Ausflug führt zur 15km außerhalb liegenden Living Desert Reserve. Auf den ersten Blick ein wüstenhaftes Naturschutzgebiet wie jedes andere auch. Auf den zweiten ein künstlerischer Edelstein. Auf dem Living Desert Sculpture Hill, ca. 2km vom Parkplatz entfernt, haben internationale Künstler massive Steinskulpturen kreiert und alle auf der relativ engen Hügelkuppe platziert. Der Kunstgenuss wird besonders intensiv abends beim glutroten Sonnenuntergang, wenn einzelne Kunstwerke  rosa bis rote Sonneneinstrahlung reflektieren. Die Mühen des Aufstiegs geraten bei solchem Kunstgenuss schnell in Vergessenheit. Aber für den Rückweg sollte man eine Taschenlampe mitnehmen.

Bis zur „Rückkehr ins Grün“, sprich zunächst bis zum Gebirgszug Great Dividing Range unweit der Pazifikküste sind noch viele hundert Kilometer durch das Outback zurückzulegen. Der Weg dorthin nennt sich Mining Trail. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich die kleinen aktuellen und ehemaligen Bergbaustädtchen aneinander, wie z.B. WILCANNIA, COBAR oder NYNGAN. Die erste und dritte Siedlung leben von der Geschichte und sind gut für einen Tankstopp.

Cobar Goldmine
Cobar Goldmine

In der zweiten gibt es eine aktive Goldmine zu besichtigen. 600m tief kann man von einer Aussichtsplattform aus, The Peak Gold Mine Outlook, in die Tiefe schauen, ein anschauliches Beispiel mit Einblick.

Über COOPER PEDY haben wir im vorherigen Kapitel berichtet. Coober Pedy en miniature gibt es auf einem kleinen nördlichen Umweg vom Mining Trail aus. In WILCANNIA zweigt eine knapp 100km lange geteerte Straße nach WHITE CLIFFS ab. Auf mehrere Hügel verteilt erscheinen nach gut einer Stunde Fahrzeit mitten in der Wüste am Horizont einige Häuser, Wassersilos und Bohrtürme. Fast gespenstisch flimmern sie in der Hitze. Wie in Coober Pedy wird auch hier nach dem Opal Edelstein geschürft. Und schließlich, wie in Coober Pedy, haben sich die knapp 200 Einwohner oftmals wegen der Gluthitze in Höhlenwohnungen zurückgezogen.

White Cliffs Outback Abendstimmung
White Cliffs Outback Abendstimmung

Bei unserer Fahrt dorthin und von dort zurück hat sich unser Tierfilmensemble neben unzähligen Kängurus und Emus noch um Fuchs und Adler erweitert. Besonders in den frühen Abend- bzw. Morgenstunden freut sich der Fotograf über zahlreiche Motive. Aber Vorsicht: Geschwindigkeit drosseln! Die vielen überfahrenen Kängurus und Emus sprechen Bände und locken Heerscharen von Krähen an.

Back O‘ Bourke oder „If you know Bourke, you know Australia“. Der erste Ausspruch bedeutet nichts anderes als „in the mddle of nowhere / mitten im Nirgendwo“. Die Ortsbestimmung trifft zu. Hier triffst du kein Mietwohnmobil mehr, vielleicht mal einen Wohnwagenanhänger eines Einheimischen. Die Zugangsstraßen sind so gut wie leer gefegt.  Mindestens 160km von jeglicher Siedlung, geschweige denn Stadt entfernt, genießt die Kleinstadt BOURKE, nördlich von COBAR, erstaunlicherweise ein lebendiges Eigenleben. Keine Wüsteneinöde wird in ihr spürbar. Blitzsauber präsentiert sie sich. Quicklebendig zeigt sich die Einkaufsstraße mit einem unerwartet reichhaltigen Angebot. Sie könnte als Musterstadt für andere Outbackgemeinden dienen. Als besonders beeindruckend erweist sich das Back O‘ Bourke Exibition Center, welches die Historie der Stadt und der Region intermediär von allen Seiten beleuchtet.

Bourke auf dem Darling River
Bourke auf dem Darling River

Und warum nicht in Form eines Kombitickets gleich eine 60-minütige Raddampferfahrt auf dem Darling River mitbuchen? So ruhig und beschaulich gleitet die Outbacklandschaft dabei an dir vorbei, dass du Outback-Stimmung pur erlebst. Verwundert fragen wir den Kapitän nach den Gründen der oben geschilderten Trinkwassernot in BROKEN HILL. Seine Antwort fällt knapp und eindeutig aus: „Menmade / von Menschenhand gemacht! Die können alle nicht mit Wasser umgehen. Außerdem haben sie sich durch die Stauseen und Dämme menschlichem Handeln ausgeliefert. Hier regelt alles die Natur.“

Und kennt man Australien wirklich, wenn man BOURKE kennt, wie der bekannteste australische Dichter Henry Lawson (1867-1922) behauptet? Wir lassen die Antwort offen, haben bereits vieles in Australien erlebt und werden sicherlich noch vielem Nicht-Bourke-Typischem begegnen.

Weiter geht es der grünen Natur entgegen. Rund 250km südöstlich von BOURKE rollen wir in DUBBO ein. Hier sprudelt schon mal wieder Nicht-Outback-Leben, was unter anderem an grünen Rasenflächen sichtbar wird. Den Augen und ihrer Suche nach Farbe tut dieser Anblick gut. Sicherlich quillt DUBBO nicht über vor Sehenswürdigkeiten. Aber wenn man schon einmal dort ist, sollte ein Besuch im Old Dubbo Goal  (historisches Gefängnis) nicht ausgelassen werden. Nicht unbedingt Erfreuliches erfährt und erblickt man hier. Zellen, Dunkelkammern für Isolierhaft und ehemalige Hinrichtungsstätten sind nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, aber ein wichtiger historischer Abschnitt in der Stadtgeschichte.

Auffällig sind die Nashornskulpturen im Stadtbild. Sie sollen den Besucher in den Taronga West Plains Zoo locken, in einen Safaripark, welcher per Auto befahrbar ist.

The Great Dividing Range
The Great Dividing Range

Nun sind es nur noch rund 300km bis zur Great Dividing Range, dem rund 3.500km langen Nord-Süd-Gebirgszug, der Australiens Ostküste vom Outback trennt. 300km rollen wir durch Farmland, welches wegen der gewesenen Sommersonnenglut eine ausschließlich braun verdorrte Wiesenlandschaft aufweist. Ein wenig Vieh sucht noch nach den letzten grünen Halmen. Doch in diesem Punkt tut sich nicht viel in der Landschaft.

Ganz anders dann in dem Gebirgszug. Weite Täler, z.B. das Hunter Valley mit seinen Weinbergen wechseln sich ab mit steilen Schluchten, durch die sich die enge Gebirgsstraße windet. Rund 200km folgen wir ihr in Nord-Süd-Richtung. Orte gibt es so gut wie keine, erst wieder je mehr wir uns SYDNEY nähern.

The Great Dividing Range
The Great Dividing Range

Doch wir bleiben rund 100km nördlich der Metropole und biegen ab auf den Pacific HWy, um kurz darauf in dem Touristenort THE ENTRANCE den Pazifik wieder zu erreichen.

Der Ort bedeutet für uns einerseits den zeitweiligen Abschied vom Outback. Andererseits symbolisiert er das Tor zur Ostküste, der wir folgen wollen bis hinauf ins ferne CAIRNS / Queensland.

REISEBERICHTE / DIAVORTRÄGE über AUSTRALIEN

Nullarbor Plain
Nullarbor Plain

Nach Tasmanien (AUS 1) hat nunmehr auch unser zweiter Reisebericht / Diavortrag das Licht der Welt erblickt.

AUS 2: Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

Mehr Informationen hierüber gibt es hier.

K&K 41 – Auf der NULLARBOR-Piste

Nullarbor Plain

Nullarbor Plain
Nullarbor Plain

Das ganze Thema ließe sich eigentlich in zwei Sätzen beschreiben: Ein geteertes Straßenband zieht sich meistens geradeaus quer durch die Nullarbor Plain. Auf der gesamten Strecke sieht der Reisende nicht viel anderes als immergrüne Grasbüschel, Hartlaubstauden und teilweise knorrige, niedrige Eukalyptusbäume.

Mit dieser Kurzcharakterisierung bleibt man jedoch die Antwort auf die Frage schuldig, warum diese Wüstenroute zu den Top-Scenic-Routes Australiens gehört. Für uns liegt eine mögliche Antwort in dem Spruch „Der Weg ist das Ziel“. Wer die Nullarbor Plain durchkreuzt, stellt sich darauf ein, mehrere Tage lang  keine anderen Begleiter zu haben als die donnernden Road Trains, den ewigen Horizont und nachts ein tiefschwarzes, lautloses Himmelsgewölbe mit hell funkelndem Sternenzelt.

Road Train
Road Train

Besiedelt ist die weite, fast unendliche Ebene nur von wenigen Aboriginals bzw. von den versprenkelten Roadhouses entlang der Strecke. Als einzige wirkliche straßenmäßige Ost-West-Verbindung im südlichen Australien kann ihre Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Das hatte wohl auch bereits John Eyre irgendwie erkannt. Denn er durchquerte 1841 als erster Europäer diese unerbittliche Strecke. So trägt der heutige Highway denn auch seinen Namen. Nicht zuletzt auf der Grundlage seiner Erkundungen begann man im gleichen Jahr mit dem Bau einer Schotterpiste. Denn man wollte schneller an die Goldfelder im Westen gelangen. Dieses Streben führte dann auch etwas später (1877) zum Aufbau einer ersten Telegrafenverbindung.

Touristisch ist die Strecke mit knapp 3.000km ausgewiesen von ADELAIDE bis PERTH. Das eigentliche Nullarbor-Gefühl (aus dem Lateinischen: null=kein/arbor=Baum) stellt sich aber erst ab CEDUNA (Südaustralien) ein und endet 1.200km später in NORSEMAN (Westaustralien). Wir konzentrieren uns auf diesen Streckabschnitt. Immerhin durchfahren wir auf diesem Streckenabschnitt bereits zwei Zeitzonen. Andererseits haben wir die Region um ADELAIDE und die angrenzenden westlichen Halbinseln bereits erkundet. Und der Westen um PERTH wird den Abschluss unserer Australienfundfahrt bilden.

Warnschild
Warnschild

CEDUNA fungiert als Pit-Stopp-Town für Nullarborfahrer. 8 Tankstellen, jede Menge Hotels und 5 Campingplätze sprechen Bände, bei nur 2.300 Einwohnern.  Hier kann ein letztes Mal preiswert getankt, im Supermarkt eingekauft werden. Doch man täte der Stadt Unrecht, sie darauf zu reduzieren. Die Parkanlagen an den verschiedenen Stränden bieten Behaglichkeit. Im Aboriginal Arts & Culture Center kann man einen recht guten Einblick in die Welt der Ureinwohner gewinnen. Und kurz danach werden wir eingehüllt in die endlose, grüne Nullarbor-Wüste.

Was auf den ersten Blick als Widerspruch erscheint – Wüste – Grün -, ist schnell erklärt. Es handelt sich tatsächlich um ein Wüstengebiet, genauer um eine aride Wüste. Die Feuchtigkeit zum Leben gewinnen die darin angesiedelten Pflanzen mit ihren Blättern aus der Luft und speichern das Wasser. Das Meer tost in unmittelbarer Nähe, die Luftfeuchtigkeit beträgt daher nicht selten über 70%. Außerdem fällt auch gelegentlich leichter bis heftiger Regen.

Wer einheimisches Wildlife erleben möchte, müsste allerdings sich weiter nördlich, off road in noch größere Einsamkeit begeben. Kängurus, Emus, Wombats oder auch Dingos scheuen „zu viel Betrieb“.

Hinweis in Penong
Hinweis in Penong

Zu viel Besuch wollen anscheinend auch die Aboriginals der Yalata Community rund 230km hinter CEDUNA nicht bekommen. Mehrere Kilometer abseits der Straße, nur über einen holprigen Sandweg erreichbar, ducken sich einige Hütten ins Grün. Die größeren Gebäude am Highway sind dem Verfall preisgegeben. Es könnte mal ein Gemeindezentrum mit Supermarkt gewesen sein.

Zwischen diesen beiden Orten stoßen wir noch auf das Dorf PENONG und NUNDROO, ein erstes Roadhouse. Beides sind wichtige Tankstopps.

Die Benzinversorgung auf der gesamten Strecke ist gesichert, wenn auch zu erheblich höheren Preisen als in anderen Städten. Ein Roadhouse kann aber noch mehr als nur Treibstoff ausschenken. In der Regel sind noch ein Restaurant, ein Motel und ein Campingplatz angegliedert. Kleinere Ausstellungen zu Natur und meist lokaler Geschichte besonders aus der europäischen Besiedlungszeit nennen sich dann Museum.

Wenn man nicht ein Schild aufgestellt hätte, man würde es nicht bemerken. Rund 130km hinter dem Nundroo Roadhouse beginnt der Nullarbor National Park. Natürlich ändert sich deshalb die Landschaft nicht. Doch dieser Landschaftsstreifen bis zur State Border zwischen Südaustralien und Westaustralien (knapp 500km hinter CEDUNA) genießt dadurch besonderen Naturschutz, gemeinsam mit dem Great Australian Bight Marine National Park, der eine an Land, der andere als Küstengewässer.

Dieser Marine National Park ist einer der größten Touristenmagneten der Nullarbor Route. Nicht während unserer Reisezeit im März, sondern zwischen Juni und Dezember eines jeden Jahres. In diesen Monaten sollen hunderte von weiblichen Walen in die Bucht kommen, um dort ihre Jungen zu gebären. Wir erleben sonntägliche Ruhe ohne Touristenschwärme und genießen die Ausblicke auf das felsige Steilufer. Drei weitere Fotostopps mit fantastischen Küstenpanoramen können in den folgenden 90km angesteuert werden.

Bunda Cliffs
Bunda Cliffs

Wer an diesen Kliffs und den späteren Bunda Cliffs angekommen ist, sollte schnell noch zum Vegetarier mutieren. Denn in Border Village kann bei der Einreise nach Westaustralien der Quarantine Checkpoint nicht umfahren werden. In der Gegenrichtung von West- nach Südaustralien befindet sich sein Cousin in CEDUNA. Aus Angst vor Fruchtfliegen wird jegliches noch vorhandenes Obst und Gemüse konfisziert und vernichtet. Gleiches gilt für Pflanzen, teilweise Käse und Honig. Checkpoint bedeutet nicht nur Befragung, sondern intensive Fahrzeugkontrolle. Quasi tröstend schaut dabei eine riesige Känguru-Statue auf Kontrolleure und Kontrollierte hinab.

Somit erreichen wir Westaustralien, was eine erste Zeitumstellung erfordert. An eine oder zwei Stunden vor oder zurück sind wir ja gewöhnt. Mussten wir die Uhren beim Wechsel vom Bundestaat Victoria nach Südaustralien um 30 Minuten zurückstellen, so sind es jetzt nunmehr 1 ¾ Stunden. Und die nächste Umstellung ist bereits angekündigt für CAIGUNA, ca. 350km westlich der Grenze.

Nur 20km hinter der State Border rollen wir durch EUCLA, welches auf seine historische Telegrafenstation (nur noch Ruinen zu sehen) aufmerksam macht.

Beim darauffolgenden Mundrabilla Roadhouse (nach 70km) wird verwiesen auf einen heute kaum noch erkennbaren Krater unweit der Straße. Er soll von einem 10t schweren Meteoriten eingekerbt worden sein, der in grauer Urzeit hier einschlug. Weitere 100km westlich treffen wir auf das Madura Hotel mit Tankstelle. Es wird der für uns jetzt schon „übliche“ Service geboten. Kurz hinter Madura heißt es den einzigen Straßenpass auf der gesamten Strecke zu erklimmen. 120m klettern wir gemächlich die Straße empor, auf der extra eingerichteten Kriechspur für Schwerlasttransporte. Doch Road Trains benutzen dann doch lieber die eigentliche Fahrspur und überholen uns in zügigem Tempo.

Sie haben schon etwas Gigantisches diese Road Trains. Bei einer durchschnittlichen Länge von gut 20m, vielfach dem Aussehen eines dreistöckigen Hauses ähnelnd, tragen zwischen 10 und 17 Achsen diese rollenden Kolosse der Straße. Zwei Schiffscontainer übereinander gestapelt sind ebenso wenig eine Seltenheit wie ein LKW mit zwei großen Anhängern dahinter. Wenn die LKW-Fahrer einmal den Tempomat eingeschaltet haben, kann sie offensichtlich nichts mehr aufhalten.

Abendstimmung
Abendstimmung

Rund 1 ½ Tage sind wir nun auf der Nullarbor Route unterwegs. Die glutrot untergehende Sonne ermahnt uns, einen der nächsten, stets großräumigen Parkplätze für eine weitere Freedom Übernachtung aufzusuchen, irgendwo zwischen  einsamer Natur und dem Nirgendwo.

Am folgenden Morgen schlägt die Stunde der Wasser speichernden Pflanzen. Es regnet zwar nicht, als wir uns noch im Dunkeln (ca. 6Uhr) für eine weitere Etappe rüsten. Doch dichter Nebel, der London alle Ehre machen würde, umgibt uns. Dadurch sind die Temperaturen auf grauslig-feuchte 15°C gefallen. Wir hätten keine 20m Sichtweite, würde sich zwischen den Sträuchern und Bäumchen nicht ein zartes, von Nebelschwaden durchwabertes Rosa ankündigen. Es bedarf noch einiger Zeit, bis dann auch die Sonne am Horizont erkennbar wird. Fast gespenstisch wirkt das Bild. Ihre Strahlen durchdringen mit Tagesanbruch die fast kahlen Äste eines knorrigen, kleinen Baumes. Die dicke Nebelsuppe scheint jedoch ihr Licht noch aufhalten zu wollen. Eine Stunde später ist der ganze Spuk vorbei. Sonne und Wärme haben gesiegt. Ein zunehmend freundlicher Tag kündigt sich an.

Morgennebel
Morgennebel

Auf eine weitere Besonderheit der Nullarbor Plain Route wollen wir hinweisen. Rund alle 150km ist die Straße ausgebaut zur Flugzeuglandepiste. Große Schilder weisen darauf hin, dass diese Flugfelder im Notfall für den Royal Flying Doctor Service eingerichtet wurden. Per Auto wären die Strecken zum nächsten Krankenhaus auch zu weit.

Am Roadhouse Caiguna heißt es dann noch einmal die Zeiteinstellung zu aktualisieren, um weitere 45 Minuten zurück. Somit haben wir 2 ½ Stunden Rückstand seit ADELAIDE bzw. 3 Stunden im Vergleich zu SYDNEY. So gewinnen wir Zeit, um noch am gleichen Tag am Endpunkt unserer Nullarbor Route anzukommen.

Bevor wir es vergessen. Dem Bewegungsdrang bei so vielen Autokilometern kann auch nachgegangen werden. Statt einiger Trimm-Dich-Stationen an den Rastplätzen, trifft der Sportbegeisterte hingegen auf den längsten Golfkurs der Welt. Den ersten Aufschlag kann er in CEDUNA machen, den letzten dann 1.365km später, nach klassischen 18 Bahnen, im westaustralischen KALGOORLIE. Mit einem Golfcaddy oder sogar zu Fuß von Loch zu Loch zu gelangen würde dabei aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn die einzelnen Spielmöglichkeiten liegen, je zu einer Bahn, verteilt auf die verschiedenen Roadhouses oder andere Rastmöglichkeiten. Enthusiasten dieses Weitraumgolfes scheint es genug zu geben, sonst würden sicherlich nicht jährlich im April Meisterschaften im Rahmen des Sun Golf Festivals ausgetragen werden.

Mögen Sie auch keine Kurven fahren? Ab CAIGUNA können sie die längste Geradeausstrecke Australiens genießen. Auf 146,6km macht die Straße aber auch nicht den Hauch einer Biegung. Es ist wohl der weltweit bekannteste Routenabschnitt durch die Nullarbor Plain. Also, Tempomat einrasten lassen, den Kaffeebecher griffbereit stellen, das Radio mit gefälliger Musik oder einem Hörbuch füttern und dann nur noch rollen, rollen, rollen. Vom Gefühl her erscheint diese Fahrweise endlos. Man braucht Ablenkung. Den Kopf immer nach rechts oder links zu wenden, zeitigt bei dem Einerlei der Natur keine dauerhaften Erfolg. Der Blick sucht sich am Horizont Haltepunkte. Meist ist dies eine 10-15km entfernte Hügelkuppe, manchmal ein einzelner aus dem Gebüsch herausragender Baum, der oft aussieht wie ein zu weit ausgetriebener Brokkoli. Am häufigsten jedoch bleibt das Auge hängen auf dem Straßenbelag, die in der Ferne aussieht wie eine scheinbar glatte Wasseroberfläche und beim Näherkommen verschwindet bzw. sich zurückzieht, im Sonnenschein aber niemals endet. Dicke LKW-Reifenspuren in der weichen Bankette zeugen von eventuell eingenickten Abweichlern. Der ganze Spaß, je nach Auffassung ggf. auch Spuk, endet dann kurz vor dem letzten Roadhouse der Route Balladonia.

Balladonia Skylab Trümmer
Balladonia Skylab Trümmer

Hier allerdings gibt es nicht nur den üblichen Service. In einem angrenzenden Gebäude gilt es, quasi als Ablenkung, dem kleinen Cultural Heritage Museum einen kostenlosen Besuch ab zustatten. Liebevoll zusammengetragen hat man hierfür Dokumente, Fotos und einiges an landwirtschaftlichem Gerät aus der Pionierzeit. Als Hauptattraktion allerdings kann ein großes Trümmerteil der ehemaligen US Skylab bestaunt werden. Diese Raumsonde ist 1979 über diesem Gebiet beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abgestürzt.

Bleiben noch 180km bis zu unserem Etappenziel, die Gemeinde NORSEMAN. Unterwegs biegen wir noch einmal ab auf eine Sandpiste in einem Eukalyptuswald. Die Fraser Range Station legt ein weiteres Mal Zeugnis ab aus früheren Tagen. Der heutige Anblick ähnelt aber eher einem unaufgeräumten Müllplatz mit Campground.

So rollen wir dann nach 1.200km hinein in unseren Endpunkt der Nullarbor Route. Eine Fortsetzung verliefe entweder weiter nach Westen, Richtung PERTH oder in eine Nord-Süd-Route nach KALGOORLIE-BOULDER bzw. ESPERANCE. Diese Region behalten wir uns für das Ende unserer Australienrundtour vor, da das Wohnmobil von PERTH aus wieder gen Deutschland verschifft werden wird.

NORSEMAN kommt uns nach fast 3 Tagen Einsamkeit wie eine Zivilisationsoase vor. Im kleinen Shopping Center werden die Vorräte aufgefrischt. Getankt werden muss auch. In der Gemeindeverwaltung kann gebührenpflichtig der Internetanschluss benutzt werden. Das Visitors Center hält Informationsmaterial über Dorf und Umgebung bereit und lobt besonders den Lookout vom Haushügel mit 360° Rundumblick.

Abseits der Hauptstraße
Abseits der Hauptstraße

Nun stehen wir also im Westen Australiens. Unsere weitere Route soll uns aber die Ostküste entlang ins nördliche Queensland und später ins Northern Territory führen. Also nutzen wir den örtlichen Kreisverkehr und machen uns noch am nächsten Tag auf die Heimreise gen Osten. In zwei Tagen wollen wir wieder in CEDUNA einrollen. Einfach verrückt, nicht wahr?

K&K 39 – Wälder Felder Feuermelder

Wie bereits erwähnt, verlassen wir den Great Ocean Road für einen Abstecher ins Binnenland. Von PORT FAIRY aus geht es zur Küste und wir  fahren zunächst rund 100km strikt nach Norden. Ziel ist The Grampians National Park.

The Grampians
The Grampians

Wir sind noch nicht einmal 10km im Binnenland, da ändert sich das Landschaftsbild schlagartig. Uns umgeben nur noch verdorrte Felder und Wiesen. Der Baum- und Strauchbewuchs dünnt absolut aus. Es riecht nach Vorhof des Outbacks. Der Blick verliert sich in der Ferne, vielleicht an einem Einzelbaum, denn die Landschaft bleibt flach wie ein Tisch. Ab und an entdecken wir Schafherden, die mühsam im vertrockneten Gras Futter suchen.

The Grampians
The Grampians

Die Anzeigetafeln für Waldbrandgefahr stehen permanent auf „Hoch“ und mehr. Ständig weisen große Straßenschilder auf die entsprechenden Telefonnummern für den Notfall hin. Auch erinnern Straßenschilder daran, rechtzeitig einen Notfallplan für sich selbst auszuarbeiten, um im Alarmfall sofort richtig reagieren zu können. Glücklicherweise scheint auf unserer Route alles ruhig und gefahrlos zu sein.

Weiter geht es also gen Norden. Die ersten schroffen Gipfel dieses Gebirgslandes erblicken wir kurz hinter PENSHURST, einem halb verlassenen und verfallenen Städtchen. Von 10 Geschäften in der Main Road stehen 8 leer. Nur der Zeitungsladen mit Imbissanschluss hat seine Türen weiterhin offen, ebenso der kleine Supermarkt.

Von hier aus sind es immer noch 60km bis zum Südeingang des National Parks. In DUNKHELD, dem südlichen Gateway, stehen wir dann direkt vor den ersten beiden rund 1.200m hohen Gipfeln. Dicht bewaldet, wie undurchdringlicher Urwald ragen der Mount Sturgeon und der Mount Abrupt scharfkantig in die Höhe. Die Straße durch den Park (ohne Eintritt) führt nunmehr 80km durch unbewohntes Waldgebiet bis zum Hauptort der Grampians HALLS GAP. Hier herrscht, gemessen an der Einsamkeit in dem Waldwandergebiet emsiges Treiben. Der gesamte Ort ist auf Wandertourismus getrimmt. Das gut sortierte Visitors Center hat gute und nützliche Hinweise parat.

The Grampians
The Grampians

Was bei der Durchfahrt als feucht grüner Native Bush erscheint, entpuppt sich schnell als knochentrockenes, für Brände hoch anfälliges Gebiet. Unvermutet stehen wir während unserer Rundfahrt inmitten großer verkohlter Waldflächen. Vor zwei Jahren sind rund 60% der Grampians einem verheerenden Buschfeuer zum Opfer gefallen, erläutert man uns im Visitors Center. Ausgelöst wurde der Brand durch die Scherbe einer zerbrochenen Glasflasche am Wegesrand, stellten Experten später fest.  Selbstverständlich kann sich ein Wald davon nicht so schnell erholen. Doch man lässt ausschließlich sich selbst regenerieren und greift nicht ein. Die Furcht vor weiteren Feuern ist groß, zum einen wegen der lang anhaltenden Trockenheit, zum anderen wegen achtloser Parkbesucher.

Wie ausgetrocknet die Landschaft ist, zeigt ein zweites Beispiel. Am Wegesrand leitet uns ein Wegweiser zu den Silverband Falls. Der rund 2km lange Wanderweg führt uns in eine tiefe Schlucht. Doch was sind Wasserfälle ohne Wasser? Unterwegs bemerken wir bereits, dass das Flussbett ausgetrocknet ist. Am eigenlichen Fallfelsen angekommen, rieselt nur noch ein schmaler, feuchter Streifen hinunter. Wann wird er wohl versiegen?

Nach dieser Rundfahrt geht es zurück nach Süden wieder an die Küste. In PORTLAND haben wir sie wieder erreicht. Eine einstündige Fahrt mit der Historischen Tram mit Zwischenstopp und Besuch beim Maritime Museum zeigen die wunderbare Küstenlinie vom Botanischen Garten bis zum Leuchtturm. Beim zweiten Zwischenstopp grüßen mal wieder die schläfrigen Koalas. Fast mitten im geschäftigen Stadtzentrum dösen sie vor sich hin. Und schon lockt dann doch wieder die wirkliche Felsküste.

Cape Bridgewater
Cape Bridgewater

Das Cape Bridgwater liegt gut 20km westlich der Stadt. Zwei Punkte gelten als Besuchermagneten, die Blowholes und der Petrified Forest. Beide Naturerscheinungen sind vom gut ausgeschilderten Parkplatz aus auf einem 30minütigen Rundwanderweg zu bestaunen. Die raue See treibt die Meereswellen mit voller Wucht in die Küstenfelsspalten, von wo aus sie wie Fontänen empor spritzen. Je mehr Wind, desto gewaltiger das Schauspiel.

Der Petriefied Forest erhebt sich dann nur rund einen Kilometer entfernt. Die 65Millionen Jahre alten versteinerten Bäume sind in ihrer Grundstruktur aus Sandstein noch gut zu erkennen. Die verschiedenen Stadien der Erosion werden auf relativ kleiner Fläche deutlich sichtbar. Also, wenn man dort schon einmal entlang fährt, nicht versäumen!

Cape Bridgewater Petrified Forest
Cape Bridgewater Petrified Forest

In NELSON, einem verträumten Dorf für Hobbyangler endet der Great Ocean Road ganz offiziell. Doch Touristenströme haben das Dorf nie geküsst.

Wir bleiben auf der Küstenstraße, nunmehr mit der Ausrichtung auf ADELAIDE. Doch vorher hat der State SÜDAUSTRALIEN noch die Quarantine Control am Grenzübergang zum State VICTORIA eingerichtet. Große Schilder weisen darauf hin, dass es bei Strafe verboten ist, Obst, Gemüse, Pflanzen und Weinreben „einzuführen“. Nach den Erfahrungen mit Tasmanien haben wir uns rechtzeitig darauf eingestellt. Doch belustigend sieht es schon aus, wenn direkt vor den Warnschildern und den Abfalltonnen Obst essende Reisende einen Zwangsstopp einlegen, um möglichst noch alles Verbotene aufzuessen.

Schnell alles aufessen
Schnell alles aufessen

Somit rollen wir hinein in den nächsten australischen Bundesstaat. Warum Südaustralien Victorias verschämter Cousin geheißen wird, mögen die Beiden unter sich ausmachen. Vielleicht spielt das Buhlen um Gäste eine gewichtige Rolle.

Zu schämen braucht sich Südaustralien ob seiner ersten größeren Stadt MOUNT GAMBIER wahrlich nicht. Man rollt in sie hinein und fühlt sich dort eigentlich gleich wohl inmitten der historischen und farbenfrohen Gebäude, den breiten, von Bäumen gesäumten Straßen, und vor allen Dingen an den Ufern der meist in Parks liegenden Kraterseen. Besonders der Blue Lake reizt  mit seinem Rundwanderweg. Als zweite Attraktion bietet sich das Umpherston Sinkhole an. 50m tief ist der Erdboden vor rund 45 Millionen Jahren durch Ausspülungen eingebrochen. Stattdessen öffnet sich nunmehr ein 250m breiter Krater. Um 1890 war noch mehr als die Hälfte des Kraterbodens mit Wasser bedeckt. Auf historischen Fotos erkennt man, dass auch damals bereits das Tourismusgeschäft blühte. Man fuhr Ruderboot im Krater. Der ständig sinkende Grundwasserspiegel jedoch, hat den Kraterboden 100 Jahre später völlig austrocknen lassen. So gewann um 1990 die Idee die Oberhand, das hässliche Kraterloch in einen Botanischen Garten umzugestalten. Die Umsetzung ist prachtvoll gelungen. Sowohl vom Kraterrand aus auch von der Tiefe aus bieten sich phantastische Ausblicke – eine Wohltat für die Augen angesichts der ausgedörrten Landschaft rings um die Stadt.

Mount Gambier Sinkhole
Mount Gambier Sinkhole

Und gleich nebenan lockt PORT MACDONELL als Capital of Lobster die Feinschmecker „The Foodies“ in die Resgtaurants und an die Hummerbuden. Catch of the Day garantiert Frische und Geschmack, abgerundet durch eine der unzähligen australischen Weinsorten.

Je weiter westlich wir rollen, umso karger wird die Natur. Schüchtern, verschämt wachsen nur noch wenige Büsche und Bäume empor. Von Wald oder native bush kann keine Rede mehr sein. Der Küstenpark Coorong National Park hat den gesamten Küstenstreifen zwischen KINGSTON S.E. und MERINGIE unter verstärkten Naturschutz gestellt. 90km fast zivilisationsfreie Halbwüste erstrecken sich zwischen Lagunen und Meer. Ausgetrocknete, ehemalige Seebecken sprechen Bände. Dagegen entstehen verstärkt Salzseen. Und hinter dem Dünenwall rauscht in tief schwarzer Nacht unter einem sternenklaren Himmel unüberhörbar der Wellengang der Bass Straight.

ADELAIDE, die Hauptstadt (1.25Mill. Einwohner) des States SÜDAUSTRALIEN ——- bleibt eine Geschmacksfrage. Sicherlich kann sie trumpfen mit ihrem Strand und einer Anzahl historischer Gebäude im Ortsteil PORT ADELAIDE. Doch der freie Blick endet immer wieder am rostigen Industriehafen. Auch die Reihe der Museen, wie z.B. das South Australia Museum oder einige Galerien sind sehenswert. ADELAIDE als Stadt der Parks unterbricht das Häusermeer.

Adelaide
Adelaide

Wir erleben die Stadt aber viel stärker als „Jam City / Stau City“. Egal zu welcher Tageszeit man sich dort fortbewegt, man wird das Gefühl einer ständigen rush hour nicht los. Es geht ausschließlich schrittweise voran, ob nun in der City selbst, auf dem City Ring oder auch noch in den ersten Außenbezirken. Stopp-and-Go-Verkehr hat ja immerhin den Vorteil, dass man während der Fahrt prima Fotos schießen kann. Doch wenn die wahren Fotomotive fehlen, bleibt nur der Stau. Wie gesagt: ADELAIDE – eine reine Geschmackssache. Oder wie drückte es die überregionale Tageszeitung The Australien einmal in ihrem Reiseteil aus: „Man muss nicht den ganzen Kontinent durchqueren, nur um ADELAIDE zu sehen“.

Ein völlig anderes Bild bietet sich nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt, in den Adelaide Hills. Nicht nur, dass es wohl das bevorzugte Wohn- und Villengebiet der Adelaider ist, viele markante Aussichtspunkte bieten einen fantastischen Blick auf die Stadt, die Ebene bis hin zum South Ocean. Norton Summit und Mount Lofty Summit stehen stellvertretend für alle anderen auch. Auf den Mt. Lofty führt ein rund 6km langer Wanderweg, der bei den Gully Falls beginnt und sich dann recht steil auf 700m schraubt. Die Gully Falls des River Torrens bestehen aus einer Kette von vier Wasserfällen, an denen der Wanderweg vorbeiführt.

So können wir doch einigermaßen „versöhnt“ weiter durch die weitläufigen Adelaide Hills touren. Denn eigentlich besteht diese Hügelregion aus vielen einzigartigen Weinbergen, durch die der Wine Trail führt.

Während der Fahrt vernehmen wir im Radio (103.1MHz) unerwartet heimatliche Laute. Bei näherem Zuhören entpuppen sie sich als eigene deutschsprachige Sendung. Wieso? Wir befinden uns in der „deutschen Region“.

Hahndorf
Hahndorf

Hierher hat es Mitte des 19. Jahrhunderts rund 60 ehemalige preußische Emigranten verschlagen, die vor religiöser Verfolgung geflohen waren. Zwei deutsche Dörfer pflegen auch heute noch dieses kulturelle Erbe: LOBETHAL, und noch viel intensiver HAHNDORF. Besonders Letzteres hat touristisch kräftig aufgesattelt mit Kaffeehaus, deutschem Sonntag (immer der letzte eines Monats), Ehrenfriedhof für die ersten Aussiedler, Sonnenschirmen auf Caféterrassen (gibt es in australischem Stil so nicht!) und dem unausweichlichen Hofbräuhaus (Brezeln inklusive).

Nun soll es aber wieder australisch werden mit drei Halb- und einer Vollinsel. Davon dann beim nächsten Mal.

K&K 38 – The Great Ocean Road

Nach dem Tasmanien Abenteuer wieder kontinentalen Boden unter Reifen und Füßen starten wir Richtung Westen. Wir wollen eine der Traumstraßen der Welt bereisen: Australiens Great Ocean Road.

Auf knapp 300km erstreckt er sich immer entlang der Südküste, von TORQUAY bis NELSON. Erbaut wurde er von heimgekehrten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, sozusagen als Reintegrations- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. So konnte er dann nach 14-jähriger Bauzeit am 1.Dez. 1932 feierlich eröffnet werden.

Surfstunde
Surfstunde

Natürlich hat man sich durch seinen Bau auch einen Zuwachs an Tourismus erhofft. Die Erwartungen werden offensichtlich mehr als erfüllt. PKW, Busse, Motorräder, sie alle schnüren die Panoramastraße entlang, nicht selten so dicht hintereinander wie Perlen an einer Kette. In beide Richtungen wohlgemerkt, Ost-West wie West-Ost. Die Ortschaften auf ihrem Weg gleichen touristischen Boomtowns.

Surfstundenresultat
Surfstundenresultat

Als offizieller Startpunkt der Küstenstraße gilt TORQUAY, rund 100km süd-westlich von MELBOURNE. Damit haben wir auch gleich einen der zahlreichen Höhepunkte angelaufen. Sie gilt nämlich als Surfing Capital. Surfen gilt hier nicht nur als Wassersport, es hat ikonenhaften Status erreicht. Jedes zweite Geschäft verdient mit Surfen im weitesten Sinn sein Geld. Surfschulen findet man natürlich an jeder Straßenecke. Durch Gründung und Betrieb einer Surf Academy werden obendrein noch Wissenschaft und Forschung hinzugefügt. Kein Wunder, dass es in der Stadt und an den Stränden vor „Studenten“ nur so wimmelt. Die meisten auf der Suche nach dem besten Surf.

Einen Besuch wert ist das Nationale Surf Museum mit der angegliederten Hall of Fame. Zum einen verdeutlicht es  die nunmehr 100-jährige Geschichte dieser Sportart. Zum anderen findet hier jeder seinen Surfhelden, der es diesbezüglich national oder auch weltweit zu etwas gebracht hat. Hier an der Surf Coast wird sowohl um die australischen Meisterschaften als auch um den Weltmeistertitel gekämpft .

Lorne
Lorne

Für den Betrachter bietet sich vom Strand oder der Klippe aus ein vielfach waghalsiges, spannendes und packendes Spektakulum der Wellenreiter.

Natürlich endet die Surf Coast nicht bei TORQUAY. Dieser so benannte Küstenstreifen erstreckt sich bis ins rund 100km entfernte APOLLO BAY. Unterwegs in Orten wie BELLS BEACH, ANGLESEA, AIREYS INLET, LORNE oder auch KENNETT RIVER findet jeder sein Surfparadies.

Einladend schmücken sie sich alle, diese kleinen Orte. Die Hotels, Motels, B&B-Unterkünfte und auch die Campingplätze bieten fast ausnahmslos direkten Strand- und Meereszugang. Gut und großzügig ausgestattet sind die Dörfer und Städtchen alle im Hinblick auf Parkplätze, die oft kostenfrei benutzt werden dürfen.

Und die Panoramastraße selbst? Sie ist eingeklemmt zwischen Gebirge und Meer, verläuft in unzähligen Windungen, stets bergauf und bergab. Nicht selten ist sie nur für ein Fahrzeug breit genug. Glücklicherweise haben die Erbauer sie gespickt, wo immer möglich, mit Ausweichstellen, Überholspuren oder den beliebten „Turn Outs for Slow Vehicles“. Man braucht gar nicht erst auf einen „Lookout“ zu warten. Die Postkartenmotive ergeben sich automatisch hinter jeder kleinen, meist mit einer Felsnase besetzten Kurve. Und tief unten, in vielleicht 80m, 100m oder auch 150m Tiefe donnern Wellenbrecher an die von Riffen durchzogene Küste, in ruhigeren Buchten auch auf wie Gold glänzende Strandabschnitte.

Da uns dieser Küstenabschnitt so sehr fasziniert, durchfahren wir die Strecke LORNE – APOLLO BAY (ca. 50km) gleich doppelt, d.h. auch wieder zurück von APOLLO BAY nach LORNE. Die gleiche Straße, aber völlig verschiedene Perspektiven eröffnen sich dem Betrachter. Nun stehen wir als wieder im östlicheren LORNE, wollen aber eigentlich nach Westen. Was tun? Es geht nun ein drittes Mal auf die 50km-Piste. Und selbst bei Regen und streckenweise Nebel strahlt der Great Ocean Road Anziehendes aus.

Mit dem Wetter ist das hier so eine eigene Sache. Wer glaubt, Südaustralien schwitzt nur so vor Dauerhitze, sollte lieber einen warmen Pullover und festen Regenschutz einpacken. Die kapriolenhaften Wetterverhältnisse wechseln so schnell wie die Windrichtungen. Eben noch mehr als 40°C schattige Tagestemperaturen, dann Temperatursturz in der Nacht auf lausige 15°C ohne nennenswerte Erholung am darauf folgenden Tag. Dieses Wechselspiel bleibt keine Einmaligkeit!

Erskine Falls
Erskine Falls

Wir erreichen den Vorzeigeort LORNE. Eigentlich auch lediglich ein angenehmer Touristenflecken wie alle anderen, wäre da nicht das Great Ocean Road National Heritage Center. Sehr eindrucksvoll, in Fotos, Filmen und anhand von aufgezeichneten Zeitzeugenschilderungen, werden in diesem Museum Idee, Planung, Ausführung und natürlich auch Menschen des Jahrhundertbauwerks  dokumentarisch beleuchtet. Um die Historie der Traumstraße einigermaßen verstehen zu wollen, sollte man reichlich Zeit mitbringen. Ein anschließender Spaziergang – im Sonnenschein? – auf der Uferpromenade liefert dann den Entspannungsfaktor.

Die zweite Erholungsphase finden wir bei der Besichtigung der Erskine Falls. Rund 12km von LORNE entfernt, plätschern sie in einem tiefen Urwaldtal unaufhörlich vor sich hin. Das Wort „plätschern“ trifft auch den Sound des Wasserfalls. In dünnen Fäden fällt das Wasser durch dichtes Buschwerk zu Tal. 250 steile Treppenstufen führen von der oberen Wasserkante zum Auffangfelsbecken im Halbdunkel.

Küstenkunst
Küstenkunst

Weiter windet sich die Traumstraße westwärts am Felsen entlang. Doch jetzt kennt man das Geschäft bereits: dichter Regenwald auf der rechten Seite, mittens zwei schmale Fahrspuren, links ungestörte Meeresblicke. Sicherlich wegen der kurvenreichen Straße und den vielen Stopps zwischendurch kommt es einem lang vor bis zum nächsten Ort KENNETT RIVER, obwohl die Distanz lediglich 20km beträgt.

Sieben Häuser, ein Café, ein Campingplatz mit Surfstrand. Mehr Infrastruktur umfasst die Gemeinde nicht. Dennoch herrscht hier ein Touristentrubel sondergleichen. Große Tagestouranbieter preisen und laufen dieses Nest besonders gern an. Warum? Koala DSCN8867Direkt neben dem Café schläft eine Koala-Kolonie in den Astgabeln der Eukalyptusbäume. – hautnah, mitunter auf Augenhöhe, immer fotogen in Positur. Es ist schon erstaunlich, wie fast ausschließlich schlafende Kreaturen Menschenmassen in Aufregung versetzen können. Die lieben Tiere lassen sich auch vom Trubel um sie herum überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Selbst – verbotenes – Streicheln nehmen sie offenbar so gut wie gar nicht zur Kenntnis. Wer von dem Anblick selbst müde wird, sollte gleich einen Stellplatz auf dem Campingplatz nebenan buchen. Er muss deshalb nicht auf die lieben Tierchen verzichten, denn dort lebt, besser schläft, eine zweite Koala-Kolonie. Warum bei Schlaflosigkeit eigentlich immer „Schäfchen zählen“? Länger andauernde Beobachtung der Koalas wirkt wie ein Schlafmittel.

Allfarblori
Allfarblori

Genau das Gegenteil von den Schlafgenossen sind die munter umherfliegenden Papageien. Sie sind derart an Menschen und das im Café zu erstehende Futter gewöhnt, dass sie auf ausgestreckte Arme fliegen oder sich auch unaufgefordert auf Menschenköpfen niederlassen – kostenloser Zoo und Zirkus am Wegesrand.

Dichter an der Küste kann die Straße nun kaum noch am Meer entlang führen als die 25km bis APOLLO BAY. Dieser Abschnitt wird als der dramatischste bezeichnet. Bei starkem Wind spritzt die Wellengischt 20m bis auf die Straße hinauf. Scheibenwischer und Klarspüler sind eher gefragt als Sonnenbrille. Wenn nicht hier wo sonst sollte die Straße mit Postkartenidylle die werbemäßig produzierten gedanklichen Voreinstellungen erfüllen! Wie nennt es eine Tourismusbroschüre? Die Fahrt auf dem Great Ocean Road ist keine Tour, sondern eine Lebensreise. Stimmt!

Cape Otway
Cape Otway

Nach diesen rund 100km Naturdramatik wird es erst einmal ruhiger. Die Touristenströme versiegen unversehens. Die Straße biegt ab ins Binnenland und führt durch dichten native bush zum Cape Otway mit seinem historischen Leuchtturm. Der Name des Küstenabschnittes ändert sich ebenfalls. Er nennt sich jetzt Shipwreck Coast, sicherlich nicht so nach Abenteuer klingend wie Surf Coast.

Auf der schmalen 12km langen Zufahrtsstraße zum Cape Otway Leuchtturm sind wiederum die „schlafenden Gesellen“ anzutreffen. Allerdings sind sie nicht mehr so leicht zu entdecken in dem hohen Eukalyptuswald. Und wie findet man sie dann? Einfach schauen, wo Menschen am Straßenrand parken, den Blick und die Kameras in die Baumkronen richten. Damit hat man die höchste Trefferquote.

Am Kap angekommen lädt ein 2km langer Rundweg (19,50AUD /ca.13€ Einritt!) zu einer Kurzwanderung ein, vorbei am ehemaligen Wohnhaus des Leuchtturmwärters und seines Vertreters bis hin zum Leuchtturm selbst. Es lohnt, auf die Aussichtsplattform zu klettern und den Rundblick zu genießen. Dann kann es auch schon weitergehen.

Twelve Apostles
Twelve Apostles

Die Verkehrs- und Touristenruhe dauert jedoch nur kurz. Denn knapp 40km Kilometer hinter dem Otway Reservat folgen Schlag auf Schlag, meist in nur einem Kilometer Abstand voneinander, die Hauptanziehungs- und Besichtigungspunkte des Great Ocean Road.

Frühsportler dürfen zunächst 250 Stufen einfache Strecke die sogenannten Gibsons Steps zum Strand hinunter und wieder hinauf turnen. Es folgen kurz dahinter die 12 Apostel, die niemals 12 waren. Sieben sind zu bestaunen, der achte mochte irgendwann nicht mehr stehen und ist einfach umgekippt. Steil ragen diese Felsstelzen, fast verloren wirkend ohne Anbindung zum Festland, in der rauen See empor. Shipwreck Coast besagt, dass an diesem, wie gesagt, von Felsriffen durchzogenen Küstenstreifen zwischen APOLLO BAY und PORT FAIRY in den vergangenen zwei Jahrhunderten 200 Schiffe zerschellt und gesunken sind. Die meisten Schiffbrüche ereigneten sich im 19. Jahrhundert zur Zeit der großen Einwanderungswellen aus Europa. Eine spektakuläre Schiffskatastrophe geschah vor dem sogenannten Loch Ard Gorge in direkter Nachbarschaft zu den 12 Aposteln. Der an der Küste entlang laufende Shipwreck Walk erzählt die tragische Geschichte.

The Arch
The Arch

Mittlerweile führt der Great Ocean Road bis PORT CAMPBELL durch flache Weidelandschaft. Das bedeutet nicht, dass die Küstenausblicke weniger dramatisch werden. Beim Dorf PETERBOROUGH treffen wir auf die monströse Felsbrücke The Arch, kurz darauf auf London Bridge. Diese Brücke kann man allerdings heute nicht mehr antreffen, denn 1990 brach sie unerwartet in sich zusammen. Auf der kleinen Felsinsel, die sie dadurch hinterließ, mussten auch zwei Besucher stundenlang auf Rettung per Helikopter warten. Der Weg zum Festland war ihnen durch den Einsturz abhandengekommen. Schließlich stoßen wir auch noch auf The Bay of Mystery und rollen hinein in den besagten Bilderbuchort PORT CAMPBELL.

Ehemalige London Bridge
Ehemalige London Bridge

Kurz hinter dem Städtchen endet der offizielle Great Ocean Road. Die Fortsetzung trägt den Namen Princes Highway. Wir folgen ihm weiter bis WARRNAMBOOL. Nach rund 200km Küstenstraße treffen wir hier zum ersten Mal wieder auf eine größere Stadt (32.000 Einwohner). Malerisch in eine Felsbucht gebettet, zeigt sie sich  in ihrer ganzen Schönheit. Breite, von Bäumen gesäumte Straßen sind ebenso wohltuend anzuschauen wie die zahlreichen Parks. Eine lebendige, saubere Innenstadt eignet sich herrlich zum Bummeln. Der Flagstaffhill mit seinem Maritime Village, einem Freilichtmuseum, zeichnet die Ära der 1870ger Jahre nach. Abends wird dort in einer Lasershow eine der zahlreichen Schiffskatastrophen nachgestellt. Voller Stolz weist man darauf hin, dass Museum und Show kürzlich die Auszeichnung Australia’s Most Awarded Maritime Precint“ erhalten haben.

Warrnambool Küste
Warrnambool Küste

Die Küstenfahrt, gespickt mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten, geht eigentlich noch bis ins 100km entfernt liegende NELSON. Wir verlassen jedoch für kurze Zeit Meer und Felsen. Denn wir wollen einen Abstecher ins Binnenland unternehmen mit dem Hauptziel The Grampians National Park.

REISEBERICHTE / DIAVORTRÄGE über AUSTRALIEN

Känguru mit Jungtier DSCN8468Nach den drei Reiseberichten/DiaVorträgen über NEUSEELAND geht es nun weiter mit AUSTRALIEN.

wir legen los mit:

AUS 1: TASMANIEN – Der Grüne Smaragd Australiens.

Zur Verfügung stehen werden dieser und weitere dann ab Januar 2017

K&K 37 – So Soft So Scenic

Wie angekündigt, geht es nur noch aufwärts. Entlang der Ostküste fahren wir immer gen Norden. Dabei müssen wir noch einmal die tasmanische Hauptstadt HOBART durchqueren. Doch dann kehrt wieder Ruhe ein auf dem Great Eastern Drive.

Spiky Bridge
Spiky Bridge

Die Landschaft präsentiert sich sanft hügelig mit viel fruchtbarem Acker- und Weideland. Teilweise macht sich Marschlandschaft breit, hin und wieder durchsetzt von Torfwiesen.

Sanft gestaltet sich auch der Tourismus. Die kleinen Küstenorte putzen sich schmuck heraus. Sie erinnern stark an gut aufgeräumte Puppenstuben. Doch von Touristenansturm ist nichts zu spüren.

30 Fährminuten vor der Küste beim Ort TRIABUNNA schimmert Maria Island im Dunst hervor. Die ehemalige Strafkolonie wirbt heute mit „carefree & car-free. Sie bleibt in der Tat Wanderern und dem Wildlife vorbehalten. Kein Fahrzeugverkehr verbindet die Fähranlegestelle mit der ehemaligen Siedlung für Strafgefangene DARLINGTON. Immerhin wirbt in der Ghosttown ein Hotel um Übernachtungsgäste, denn schließlich kann man sich als Fortbewegungsmittel auf der Insel immerhin ein Fahrrad leihen.

Ebenfalls al Relikt aus der britischen Sträflingskolonialepoche des 19. Jahrhunderts treffen wir einige Kilometer nördlich bei dem SWANSEA auf die Spiky Bridge. Sie wurde von Strafgefangenen erbaut. Spitze Steine, Stacheldraht ähnlich, zieren die Mauerbegrenzung an den Rändern.

Freycinet National Park
Freycinet National Park

Und schon schimmert sie durch, die Halbinsel mit dem Freycinet National Park. Zu den Hauptattraktionen zählen die Wineglass Bay mit ihrem schneeweißen Sandstrand und dem türkisfarbenen Meer. Dann geht es hinauf zum Cape Tourville Walk mit Leuchtturm. Die Friendly Beaches gleich nebenan strahlen  wiederum historisches Flair aus. Hier trafen seinerzeit zum ersten Mal europäische Siedler mit Aboriginals zusammen. Der Überlieferung nach sollen die ersten Begegnungen an diesen Stränden äußerst friedvoll verlaufen sein. Die Spannungen kamen offensichtlich erst auf, als immer mehr Europäer diesen Streifen der Ostküste für sich reklamierte, so dass ein Verdrängungsprozess mit der Urbevölkerung einsetzte.

Bicheno Blowhole
Bicheno Blowhole

Nach kurzer Wegstrecke landen wir anschließend in BICHENO, wiederum so ein Vorzeigedorf mit Badebetrieb. Jeweils am Nord- und am Südende der 5km langen Uferpromenade, Foreshore Walk genannt ,ist eine Besonderheit. Am Südende ist es eine kleine Kolonie von Blaupinguinen. Die Brutzeit ist vorüber, die Jungen fit fürs Meer. Also herrscht nur noch geringes Treiben in den Pinguinunterkünften. Dafür geht es am Nordende umso heftiger zu. Ein riesiges Blowhole bietet ein überragendes Naturspektakel. Bei dem heftigen Wind spritz die Gisch bis zu 10m aus den engen Höhlengängen empor – ein imposantes Naturschauspiel mit Duschgarantie.

Als Zentrum aller dieser Ostküstenbäder hat sich ST. HELENS einen Namen gemacht. Sie gilt als Tasmaniens Fischerei Hauptstadt. Ehemals hatte sie sich dem Walfang verschrieben. Heute bringt die Fischereiflotte konventionelles Seafood an Land. Relikte eines weiteren seinerzeitigen wirtschaftlichen Standbeines können noch erhascht werden. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben die europäischen Siedler die schwarzen Schwäne „abgeerntet“. Das bedeutet, in großen Mengen wurde das Federkleid der Tiere verarbeitet. Von entsprechender Fleischverarbeitung ist nichts bekannt.DSCN8783

Gleich hinter ST. HELENS biegen wir ein ins Landesinnere. Die Landschaft bleibt sanft hügelig. Mehr Waldgebiete ersetzen die Acker- und Weidegründe. Aber ansonsten: Alles soft. Auf unserem Weg zur zweitgrößten Stadt Tasmaniens, LAUNCESTON werden wir mit einer verheerenden Katastrophe aus dem Jahr 1932 konfrontiert. Im Berg- und Bergwerksdorf (Zinnförderung) DERBY brach damals ein neuer, für unzerstörbar gehaltener Staudamm. Eine Billion Liter Wasser ergossen sich sintflutartig ins Tal. Kein Stein blieb auf dem anderen. Viele Todesopfer waren zu beklagen. Heute erinnern ein Memorial Garden sowie das Dorfmuseum an die Katastrophe. Auf einer immerhin 15m breiten Leinwand wird versucht, dem Besucher die Ausmaße der Apokalypse zu veranschaulichen.

Columba Falls
Columba Falls

Nach diesem Museumsbesuch tut die Wanderung zu den Columba Falls richtig gut. Am Ende einer 15km langen Sackgassenstraße geniessen wir noch einmal tasmanischen native bush. Der Wanderweg führt direkt durch den Urwald an den Fuß der niederbrausenden Wasser. Mit gut 90m zählen sie mit zu den höchsten der Insel.

Launceston Tamar River
Launceston Tamar River

85.000 Einwohner leben in LAUNCESTON, dem lebendigen Hub des Nordens. Ein gefälliges Innenstadtbild ohne größere Sehenswürdigkeiten bindet nicht unbedingt Touristenströme an sich. Doch ein Besuch lohnt schon. Allein schon wegen des malerischen Flusses Tamar. Per Boot erkunden wir den Flusslauf, den alten Hafen und als touristisches Schmankerl den Cataract Gorge. Hervorragend geht das mit den Cataract Gorge & River Cruises und ihrem vielfältigen Ausflugsangebot (www.launcestonseaport.com.au).

Launceston-Im Cataract Gorge
Launceston-Im Cataract Gorge

Der Freizeitwert in dieser Stadt scheint besonders ausgeprägt zu sein. Die Stadtoberen geben sich viel Mühe in puncto Lebensqualität. Allein die hervorragend ausgebauten Wandermöglichkeiten am, im und um den Gorge sprechen Bände. Nach dem Wandern kannst du dann ganz gemütlich im Sessellift noch einmal über die Felsschlucht schweben, ganz soft, ganz scenic.

Wegen seiner zahllosen Weingüter, Obstplantagen, Restaurants und Hofcafés hat das Tourismusmanagement das gesamte Tamar Valley zum Gourmet Trail avancieren lassen. Er beginnt in LAUNCESTON und endet auch dort 120km später nach einer „Auf- und Abfahrt“ an jeweils einer Flussuferseite. Die Weine sollen so lieblich sein wie die Landschaft, das Obst so süß wie die Tamar Valley Torten.

Nur im rauen Norden am Low Head Leuchtturm ist von Lieblichkeit nichts mehr zu spüren. Hat man GEORGE TOWN erst einmal hinter sich gelassen, wird man vom Sturm fast von der Klippe geblasen. Viel Liebliches hält die Tasman Sea nicht bereit.

Tschüß Tasmanien
Tschüß Tasmanien

Nach einem kurzen 100km-Sprung schließt sich der Rundfahrtkreis wieder im Fährort DEVENPORT: Volle zwei Wochen lang haben wir Australiens grünen Smaragd genossen. Wir meinen, für jeden Australienreisenden ist die Insel sicherlich ein Must Do & Must See.

K&K 36 – Teufels Küche ist ganz nah

Allmählich tauchen wir wieder auf aus dem Traum, der da Tasmanian Rainforest heißt. Mit dem Begriff „Regenwald“ kommt eigentlich ganz präzises Vorverständnis an Licht, besonders bei der ersten Worthälfte. Im westlichen, tasmanischen Native Bush erleben wir aber genau das Gegenteil. Er herrscht zwar vorwiegend windig, kühles Wetter, doch es muss lange nicht geregnet haben. Die Wälder sind knochentrocken, hohe Waldbrandgefahr.

Mt. Field NP Russel Falls
Mt. Field NP Russel Falls

Und wir auf der A 10 immer mitten hindurch, 200km nur enge, kurvige Straße mit durch undurchdringliches Gehölz rechts und links am Wegesrand. Als nächstes Zielsteuern wir den Mount Field National Park, den kleineren, südöstlichen Bruder des immensen Fanklin-Gordon Wild River National Park. Hauptanziehungspunkt von Mount Field sind die mehrstufigen Wasserfälle. Er gilt als TASMANIENS  beliebtester Park. Ein beeindruckender Rundwanderweg durch den Farn- und Eukalyptuswald führt zu den Horseshoe Falls, auf dem Rückweg dann zu den weltberühmten Russel Falls. 100m fallen sie in drei Stufen herab, nicht mit lautem Getöse sondern eher als plätschernde Lamellen eines Vorhangs. Der Verbindungsweg zwischen den beiden Naturschönheiten lässt sich anreichern durch den Tall Tree Walk. Wie es der Name besagt, ragen Baumriesen bis zu 60n Höhe aus dem Urwalddickicht heraus. Oftmals sind diese Blackwood-Giganten 200 und mehr Jahre alt. Wir erlbend den Park als äußerst lohnendes Ziel auf unserer Tasmanien Rundreise.

Hobart Cornelan Bay DSCN8169
Hobart Cornelan Bay DSCN8169

Wir bleiben zunächst noch in unberührter Natur, fahren in eine 80km lange Sackgasse hinein, um in den größeren National Park Bruder zu gelangen. Als Lyell Highway ist diese Nothrough Road beschildert. Die beiden großen Flüsse Franklin River im Westen und Gordon River im Osten geben dem Park seinen Namen. Das Landschaftsbild soll geprägt sein von beeindruckenden Gipfeln der Deception, Princes oder auch King William Range. Als Besuchermagnet werden immer wieder der Lake Gordon und der Lake Pedder nahe der letzten Zivilisationseinheit Strathgordon beschrieben. Doch eine eigenäugige Begutachtung der Beschreibungen bleibt uns ein zweites Mal verwehrt. Rund 40km nach der letzten Siedlung Maydena flashen Warnhinweise: Bushfire, No Acces to Strathgordon. Jetzt weiterzufahren, hieße sich in „Teufels Küche“ zu begeben, zumal die auffrischenden, wechselnden Winde so ein Feuer unberechenbar machen. Es ist zwar schade um das sicherlich sehr eindrucksvolle Etappenziel, aber….

Konzentrieren wir uns also auf die nur 150km entfernte Hauptstadt TASMANIENS HOBART. Mit rund 215.000 Einwohnern in etwa so groß wie Lübeck erstreckt die Stadt sich auf den Hügeln entlang des Derwent River. Diese geschützte Lage macht es zu einem sicheren Naturhafen ersten Ranges.

Mt Wellington-Blick auf Hobart
Mt Wellington-Blick auf Hobart

Wie weit sich die boomende Stadt bereits in die Hügelwelt hineingefressen hat und noch ausbreiten wird, erkennt man am besten vom Hausberg aus, dem Mount Wellington (1271m). Damit hat man aber auch bereits den schönsten Anblick der Stadt erhascht. Unten im Zentrum bietet sich wenig Pittoreskes. Sicherlich, ein Spaziergang an der Hafenfront vom Salamance Place bis zur Hunter Street reizt wegen der Marinas. Der Anblick wird jedoch überlagert von einem bulligen Schiff der Kriegsmarine. Intensiv geworben wird für den Salamanca Saturday Market, einem überdimensionalen Wochenmarkt. Ab 10 Uhr sind die Gänge zwischen den Ständen nur noch im Stop-and-Go-Tempo begehbar. Als grün-bunte Perle am Nordrand der Innenstadt präsentiert sich der Botanische Garten, sicherlich einen Rundgang wert, ebenso wie der auf enem Hügel gelegene Cenotaph (Ehrenmal) mit umliegendem  Freizeitpark.

Froschmaul
Froschmaul

Für die Erstbesichtigung von Großstädten nehmen wir in der Regel gern die Hopp-On-Hopp-Off-Sightseeingbusse. Für HOBART sollte man sich die Kosten von 40AUD (ca. 27€) / Tagesticket reiflich überlegen. Die Strecke in 8ter-Form ist relativ überschaubar, Vieles gut zu Fuß zu erreichen oder problemlos mit dem eigenen Auto. Und wie gesagt, an wirklichen Anziehungspunkten mangelt es. Würde der Tourbus sonst einen Stopp am städtischen Kino als „Attraktion“ einlegen?

Dagegen finden wir unseren freien Übernachtungsplatz an der Cornelan Bay direkt am Flussufer mit unverbaubarem Blick auf die riesige Tasman Brigde richtig idyllisch.

Doch HOBART bietet noch einmal die Gelegenheit des Eintauchens. Nicht in den Native Bush, sondern in die Geschichte, aus der Australiens zeitgenössische Bevölkerung angeblich entstanden sein soll (vgl. K&K 30 – Es begann als Gefängnis). Mit der Cascades Female Factory hatte sich England zwischen 1788 und 1853 ein extra Frauengefängnis in Übersee geleistet. Rund 25.000 weibliche Gefangene sollen in diesem Zeitraum hierher transportiert worden sein, um ihre Strafen abzubüßen. Ein besonderes Problem schienen „Schwangerschaften während der Haftzeit“ zu sein. So soll es nicht selten vorgekommen sein, dass auch langjährige Häftlinge kurz vor ihrer Entlassung schwanger wurden. Für die Frauen bedeutete dieser Umstand eine Verlängerung der Haftzeit wegen angeblicher „Prostituton“. Die Kinder wurden ihnen weggenommen und in Waisenhäuser  untergebracht. So sah in dieser Zeitspanne „moderner“ Strafvollzug aus.

Port Arthur-ehemaliges Sträflingslager
Port Arthur-ehemaliges Sträflingslager

Die „Convict History“ zieht sich wie ein roter Faden quer durch die gesamte Insel. Ein gesondert ausgeschilderter Heritage Trail führt vom Ankunftshafen DEVENPORT bis hinunter ins südliche PORT ARTHUR. Ein Heute ist dieser Ort zu einer World Heritage Historic Site umgestaltet. Tief versteckt in einem von Urwald umgebenen Tal muss diese Stätte das gefängnismäßige „Teufelsküche“ gewesen sein. Eine gesamte Siedlung, die auch seinerzeit bereits Strafkolonie genannt wurde. Sie galt als der federführende Ort für Gefangenendisziplin ohne Aussicht auf Fluchtmöglichkeit, Strafmilderung, besonders „geeignet für unverbesserliche Mehrfachtäter“.

So viel Grausames in einer solch wundervollen, friedlichen Landschaft – ein kaum zu erfassender Kontrast. Also begeben wir uns, quasi als Ausgleich, nunmehr auf die andere, die reizvolle Seite der Südinsel. Wir befinden uns nämlich gleichzeitig im Tasman National Park. Charakteristisch für diesen Park sind die spektakulären Küstenlinien vom Cape Surville über Cape Hauy und Cape Pillar bis zum Cape Raoul. Kraftfahrzeuge bleiben bis auf den Eingangsbereich im Park verbannt. Schusters. Rappen sind gefragt, um viele der Natursensationen zu erblicken. Einige sehr eindrucksvolle Küstenfelsformationen liegen allerdings sehr nah am nördlichen Parkeingang, gut von Parkplätzen aus zu erwandern. Nehmen wir zunächst den Rundweg zu Teufels Küche / Devil’s Kitchen, dem rund 150m hohen Felsriff. Gleich nebenan überwölbt der ebenso hohe Tasman Arch einen Meereseinschnitt. Mit viel Getöse macht sich dann ein wenig später das Blowhole zunächst hörbar, dann auch sichtbar. Voller Wucht donnern die Wellen in eine Felshöhle hinein, um am nach oben geöffneten Ende als Fontäne wieder zu Tage zu treten.

Tasman NP-Cape Pillar
Tasman NP-Cape Pillar

Wechseln wir die Perspektive. In einem Zodiac von Tasman Island Cruises (www.tasmancruises.com.au) erleben wir die imposante Feslenküste der Nationalparks noch einmal von Meeresspiegelhöhe aus. Drei Stunden lang brettert das HighSpeedBoat von einem Cape zum anderen, aus einer Felshöhle in die andere, um die eine Felsnadel links herum, um die nächste wegen des Wellengangs auch wieder links. Eingepackt in regen- und windfeste Capes brauchst du dich eigentlich nur noch festzuhalten und dabei versuchen, die Augen offen zu halten. Alles nicht so schlimm, wie es klingt. An den entscheidenden Stellen bremst der Skipper ab. Dann dümpelst du im auf und Ab der Wellen und bemühst dich, nicht verwackelte Fotos zu schießen.

Die Felswände ragen 200m – 300m steil in die Höhe. Die höchste Felsformation bildet dabei das Cape Pillar mit 306m. Bei den Felsbrücken und –bögen entdeckst du manchmal mehrere, zum Durchblick geeignete Gebilde hintereinander. Einsam aus dem Wasser ragende Felsspitzen tragen klangvolle Namen wie Candle Stick oder auch Totem Pole.

Tasman Devils
Tasman Devils

Neben den Naturwundern kommt das Wildlife gleichsam nicht zu kurz. Vorbei geht es an der größten Seelöwenkolonie der Südhalbkugel. In einer nicht ganz so schroffen Bucht wird ein Seeadler im Baum ausgemacht. Albatrosse umkreisen das Boot. Schließlich spielt und tanzt auch noch eine Delphinschule um das Schiff herum. Drei Stunden voller Spannung und Erlebnisse!

DSCN8468DSCN8508Wir bleiben tierisch. 10km von Port Arthur entfernt, im Dorf TARANNA öffnet der Unzoo dem Besucher seine Pforten. Was das ist? Wir haben gefragt. Es ist das Gegenteil von Zoo. Ein Schild stimmt den Betrachter ein mit den Worten „Who’s watching Who?“. Denn hier leben Tiere nicht in Käfigen oder Gehegen. Das gesamte Gelände steht den Tieren frei zur Verfügung. Der Mensch läuft einfach zwischen ihnen herum. Unser Unzoo hat sich als Sanctuary spezialisiert den Tasman Devil. Die Spezies, die nur hier in TASMANIEN vorkommt, und frei auch nur noch auf der TASMAN HALBINSEL ist durch eine Form von Krebskrankheit vom Aussterben bedroht. Man versucht zu retten, was noch zu retten ist, denn sonst wird es diese Tierart in hochgerechneten 15 Jahren nicht mehr geben. Eine Spende neben dem Eintrittsgeld ist gut angelegt.

Tasman Devils
Tasman Devils

Über HOBART geht es dann weiter in die zweite südliche Halbinsel, immer Richtung HUONVILLE. Hier hängt der Obstkorb der Insel mit seinem Schwerpunkt auf den weltberühmten tasmanischen Äpfeln. Gleich danach rangiert – mal wieder – der Weinanbau.

Südlicher als SOUTHPORT geht es dann kaum noch, zumindest nicht mit dem Auto. Eine schlechte, geschotterte Straße führt zwar noch etwas tiefer bis nach COCKLE CREEK, doch The Last Stop in Tassie findet man eben in SOUTHPORT. Rauer Wind und heftiger Seitenregen deuten den aufkommenden Herbst an. Die Temperaturen sind entsprechend.

Wall of Lollies
Wall of Lollies

Das ungemütliche Wetter wird uns in der kleinen Stadt GEEVESTON ein wenig versüßt. Mauern gibt es in der Welt genug, berühmte und nicht so berühmte. Eine ganz spezielle finden wir in jenem kleinen Südstädtchen: The Wall of Lollies. Die Innenausstattung dieses Bonbonladens gleicht in der Tat einer Süßigkeitenmauer. In diesen Mauern befindet sich sicherlich nicht Teufels Küche, d.h. für Kalorienbewusste schon! Ansonsten handelt es sich aber eher um Engelchens Zuckertheater.

Kookaburra
Kookaburra

Unter über 1.400 verschiedenen Lolly- und Bonbonarten darf gewählt werden, alle hübsch sortiert und einzeln verpackt. Sie stammen aus aller Welt. Voller Stolz weist der Besitzer gesondert auf die 73 tasmanischen, home-made Lolly-Marken hin. Die Schokoladenauswahl kann sich ebenfalls sehen lassen. Mindestens 110 Sorten suchen Liebhaber, ganz zu schweigen von den 30 selbst kreierten Fudge-Geschmacksrichtungen. Also lassen wir den wer weiß wievielten Regenschauer vorüber ziehen und vertiefen uns in – – – – ein nettes Gespräch mit den Inhabern.

Tasmanien Südspitze Wilderness
Tasmanien Südspitze Wilderness

Da wir, wie geschildert, in der Südspitze TASMANIENS angelangt sind, kann es ab jetzt nur noch aufwärts gehen.