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K&K21 – Native Bush contra Quirliges Treiben

Die Naturerscheinung „native bush“ erleben wir als ursprünglichen, unbeeinflussten Regenwald.

native bush
native bush

Meistens bleibt das Gestrüpp nicht nur optisch undurchdringlich, abgesehen von der durch das Dickicht gehauenen Straße. Kein Pfad, kein Weg führt hinein. Ein Blätterdach wölbt sich über die Straße. Das Grün an den nahen und weiten Berghängen erscheint mit so dicht geschlossenen Baum-Buschkronen, als ob man auf ihnen spazieren gehen kann. Besonders gilt dieser optische Eindruck für den schwarzen Baumfarn, bei dem der Stamm kahl bleibt, die riesigen Farnblätter der Krone aber sich wie ein Sonnenschirm ausbreiten.

Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant
Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant

Besonders urwüchsige Impressionen zeigen sich auf einem kleinen Abstecher von dem SH 6 ab der Ortschaft HAAS, der Küstenstraße folgend nach JACKSON BAY. Der Ort hat so wenige Häuser, dass man glatt hindurchfahren würde, mündete die Sackgasse hier nicht auf einem kleinen Wendeplatz mit Blick auf den Jackson Head. Die winzige Fischfabrik wird von den fünf Kuttern beliefert, die an der ehemaligen US Navy Brücke dümpeln. Hummerkäfige türmen sich auf dem Ponton. Die malerische Bucht ist in das tiefe Blau des Himmels gehüllt.

Da sticht der orangene Eisenbahnwagon am Meeresufer kräftig hervor. Kein Relikt der früheren US Truppen Präsenz, sondern ein  ehemaliger Zugwagon, welcher mit viel Liebe zu einem Fischrestaurant hergerichtet wurde. Das Interieur entspricht der „Holzklasse“ früherer Züge, retro-sympathisch. Eine Hälfte nimmt der offene Küchenbereich ein, die andere ist für die 12 Gäste vorgesehen. Mehr finden nicht Platz, wenn man von den drei Tischen auf der Außenterrasse absieht. Überraschend umfangreich gestaltet sich die Auswahl an Fischgerichten, natürlich alle unter den Augen der Gäste frisch zubereitet, bei moderaten Preisen. Der 35km umfassende Abstecher lohnt, landschaftlich wie kulinarisch.

Lake Wanaka
Lake Wanaka

Zurück auf dem SH 6 klettert  das Wohnmobil hinauf zum HAAST PASS. Von der Passhöhe (577m) gleitet der Blick hinunter zu den beiden großen Seen, dem Lake WANAKA und dem Lake HAWEA. Kurz nach dem Pass ändert sich die Landschaft allerdings radikal. Kein Wald, kein undurchdringliches Gestrüpp säumt mehr den Weg. Die Gipfel und Hänge der HARRIS MOUNTAINS und der PISA RANGE starren kahl, quasi unberührbar in die Welt. Als Spitzenwerte erreichen die Felskuppen gut 2.300m. In den höheren Regionen liegen noch puderzuckerartige Schneereste. Die helle, grau-gelbe Farbe der Felsen kontrastiert heftig mit dem Blau der beiden Seen.

Die Uferstraße – immer noch SH 6 – führt schließlich in den Touristenort WANAKA, in der Südspitze des gleichnamigen Sees gelegen. Wir nehmen den Ort als „Perle eines Stadtbildes“ wahr, weiträumig angelegt, muntere, farbenfrohe Innenstadt und eine Beispiel gebende, bilderbuchhafte Uferpromenade.

Eine weitere Besonderheit dieser Stadt darf nicht unerwähnt bleiben: das CINEMA PARADISO.

Cinema Paradiso-Wanaka
Cinema Paradiso-Wanaka

Die dort gezeigten Filme entsprechen dem Üblichen. Doch allein der eine von zwei Kinosälen ist eine Filmvorstellung wert. Der Besucher sitzt nicht, er ruht in weichen Sesseln aus Omas Zeiten, kann sich in Sofas kuscheln, nach einem stressigen Tag sich auch auf dem Massagestuhl niederlassen oder, für Draufgänger, in den entsprechend hergerichteten Autos Platz nehmen und als Fahrer, Beifahrer oder auf den hinteren Sitzen den Filmstreifen verfolgen. Selbstredend erhöhen Getränke und Snacks den Kinogenuss. Eine Pause ist auch vorgesehen, um sich Nachschub zu besorgen. Der Kinobesitzer lässt sich nicht lumpen und verteilt frische Muffins – just for free. Der Eintrittspreis für diesen vergnüglichen Kino-Ausstattungs-Muffin-Genuss hält sich mit 15NZD sehr im Rahmen.

Weiter rollen wir auf dem SH 6 südlich in die Provinz Otago nach QUEENSTOWN…

Queenstown
Queenstown

…. und können unserer bisherigen Hauptstadtsammlung nunmehr eine weitere hinzufügen:  „The Adventure Capital of the World“ wird die Stadt am Lake WAKATIPU auch bezeichnet. Oder sollen wir sie lieber die „größte Jugendherberge“ Neuseelands nennen?

DSCN4344Als erstes fällt die Altersstruktur der Menschen in  Straßen und auf Plätzen ins Auge. Nur an den acht Colleges kann es nicht liegen, dass wir überwiegend junge Leute im Studentenalter erblicken, bei rund 10.000 Einwohnern. Doch nun fasst der andere Aspekt, „ADVENTURE“.

Stadt und Gegend sind berühmt als Geburtsstätte für schon ikonenhafte Abenteuererlebnisse. Tourismusmanager denken dabei mit glänzenden Augen an Bungee Springen, Wildwasserfahrten, Stromschnellen Surfing, Canyon Schaukeln (eine Abwandlung von Bungee), Paragliding, Sky Diving oder Jet Boat Fahren.

Adventure
Adventure

Wasser- und Winterski, Klettertouren oder Kayaking zählen da bereits zu den biederen Freizeitbeschäftigungen. Kein Wunder also, dass von den jährlichen zwei Millionen Besuchern 65% unter 35 Jahre alt sein sollen. Und so summt und brummt es in Stadt und Land. Die Paraglider landen mitten in der Stadt auf dem Schulsportplatz gleich neben der Bergbahn. Im Seehafen starten mit lautem Getöse und leider auch viel Gestank die Jet Boats und Jet Skis.

Adventure-Nur Mut
Adventure-Nur Mut

Die Gondelbahn hinauf zum 800m hohen Hausberg beherbergt selbstredend auch die Bungee Jumping & Canyon Swinging Station. Von der Bergspitze aus starten außerdem die Paraglider, Sky Diver und Mountain Biker. Kurz und gut: Es ähnelt einem Ameisenhaufen oder dem Innenleben eines Bienenstocks, was sich dort auf Bergeshöhen abspielt, gar nicht zu reden von den „normalen Sightseern“.

Adventure
Adventure

Wie zugespitzt sich entsprechende Werbung präsentiert, mögen einige, zufällig ausgewählte Beispiele verdeutlichen: „The World’s Highest Cliff Jump“, „In this jungle of adrenalin, is this the GORILLA!“, „Experience the world’s most exciting SHOTOVER THUNDER JET with high cliffs-shallow water-rapids-willows & 360 degree spins“ oder eben auch „An adrenaline fuelling jet boat ride through the narrowest canyons“. Wer da nicht munter wird!

Hinter all diesen „ unvergesslichen und Ehrfurcht gebietenden / unforgettable and awe-inspiring“ Angeboten, müssen die zahlreichen Wandermöglichkeiten, die wunderbare Berglandschaft und die „Weinkultur“ der Umgegend ganz einfach den zweiten Rang einnehmen.

Entsprechend ausgerichtet haben sich dann natürlich auch Hotellerie, Gastronomie und Night Life Locations. So eine hohe Konzentration an „Backpacker Budget Accommodations“, preiswerten Verpflegungsstationen wie Pizzerien, Nudelfactories oder Fish & Chips Buden bzw. Discos ist uns auf der bisherigen Tour noch nicht begegnet.

Das soeben geschilderte Ambiente soll den weniger auf Adrenalinausstoß geprägten Reisenden von einem Besuch der Stadt allerdings nicht abhalten. Neben gepflegten bis luxuriösen Hotel- und Restaurantangeboten lässt sich auch mit beiden Beinen auf dem Boden viel Unvergessliches erkunden und erleben.

Der Spaziergang am Seeufer mit seinem Botanischen Garten auf einer Landzunge, die Kunsthandwerkermärkte und unzähligen Gemäldegalerien, Rundfahrten über Weingüter uvm kann schnell zur „pure inspiration“ führen.

TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu
TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu

Dabei steht der Lake WAKATIPU immer im Zentrum. 77km lang ruht er in „S-Form“ zwischen den EYRE und den RICHARDSON MOUNTAINS. Zumindest sieht es so aus. Denn in Wirklichkeit ruht er überhaupt nicht. Seine Wasseroberfläche nämlich hebt und senkt sich alle fünf Minuten um sieben Zentimeter. Diese Unruhe ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um einen Gletscher-Vulkan-See handelt und es im Erdinneren darunter noch kräftig rumort.

Wenn man wie wir auf ihm allerdings eine gemütliche, 90-minütige Seerundfahrt genießt, spürt man die Tideaktivitäten überhaupt nicht. Unter den zahlreichen Möglichkeiten für großartige Rundfahrten sticht das Angebot der TSS EARNSLAW besonders positiv ins Auge. 1912 erbaut, dampft und stampft das 51m lange, mehrstöckige Boot seit nunmehr 103 Jahren über den See. Große Areale sind dem Sonnendeck vorn und achtern reserviert. Auf das Brückendeck neben den Kapitän darf der Passagier auch. Und an Technik Interessierte glauben sich im Maschinen- El Dorado. Im frei zugänglichen Schiffsbauch, direkt neben den pfeifenden und zischenden Druckkesseln, wird gefachsimpelt oder einfach den Erläuterungen des Schiffsingenieurs gelauscht. Kurz: ein Erlebnis, dass man nicht versäumen sollte (https://www.realjourneys.co.nz/en/experiences/cruises/tss-earnslaw-vintage-steamship-cruises/More-Info/#About-the-TSS-Earnslaw).

Vielleicht nicht gerade zum Bungee Springen, sondern um der fantastischen Aussicht wegen und dabei den Bungee-Springern zuzuschauen und ihrem „Schreck-Quieken“ zuzuhören, nehmen wir die Skyline Gondola hinauf auf Queentowns Hausberg, den BOBS PEAK. Unvergesslich wird davon der Panoramablick über die Stadt, Berge und See bleiben. Unvergesslich sicherlich aber auch die Preise für Bahn, Lunch und Getränke.

Beschauliches Glenorchy
Beschauliches Glenorchy

Bevor wir den „Adventure Hexenkessel“ wieder verlassen, erfreuen wir uns noch an der 40km langen Sackgassen-Uferstraße in die Nordspitze des Sees, nach GLENORCHY. Mit einem tiefen Durchatmen ob der Ruhe und Beschaulichkeit dieses Seezipfels lassen wir die „adventurous, breathtaking experiences“ hinter uns. Denn das 350-Seelen-Dorf verspricht „Gateway to Paradise“ zu sein. Doch ein Paradies beinhaltet bekanntlich für jeden etwas anderes.

Wir folgen nunmehr zunächst weiterhin dem SH 6 Richtung Fjordland National Park. Unterwegs erweitern wir unseren „Hauptstadt-Fundus“ um ein weiteres Exemplar. „Capital of the Beer“ prangt auf dem Ortsschild der Gemeinde MOSSBURN. Doch warum bleibt ein Rätsel. Keine Brauerei in Sicht, auf der Hauptstraße ist nur ein einziges, absolut leeres Café zu entdecken. Die Nebenstraßen bleiben den Wohnhäusern reserviert. Der Durstige muss unverrichteter Dinge weiterziehen. Vielleicht hat das Dorf einmal bessere Zeiten gesehen.

K&K20 – Eisige Geschwister

Ob sie wohl voneinander wussten oder sich vielleicht sogar einmal persönlich die Hände geschüttelt haben, der FRANZ JOSEPH und der WILLIAM? Hinter dem einem verbirgt sich Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916), seines Zeichens Kaiser von Österreich. Der andere, William Fox (1819-1901)  bekleidete drei Jahre lang (bis 1872)  das Amt des Ministerpräsidenten Neuseelands. Sie waren also Zeitgenossen.

Wanderung zum Fox Gletscher
Wanderung zum Fox Gletscher

Also pirschen wir uns langsam, geographisch wie namentlich allmählich heran.

Geographisch lösen wir uns von den Jade-Kostbarkeiten Hokitikas (vgl. K&K 19) und folgen weiterhin der Westküstenroute etwas mehr als hundert Kilometer südlich.

Die vorher enge Küstenstraße, sie nennt sich nunmehr GLACIER HIGHWAY, findet jetzt mehr Platz zwischen  Bergkette und Ozean. Fruchtbare landwirtschaftliche Flächen säumen den Weg. Unterwegs lohnt sich ein kleiner Abstecher in das Künstlerdorf OKARITO, wegen der Künstler sicher auch, mehr aber noch wegen der Aussicht. Denn nunmehr blicken wir direkt auf die Neuseeländischen Alpen.

Vor dem Start
Vor dem Start

Zumindest haben wir vor, uns an den schneebedeckten Gipfeln zu erfreuen. Doch warum müssen ausgerechnet negative Wettervorhersagen – gefühlt – eher eintreffen als positive. Gefürchtet hatten wir es ja bereits, als am Horizont die ersten Gipfel auftauchten, von grauen Regenwolken umhüllt. Kein Gipfel zu entdecken, Wolkenhöhe verharrt auf 300-400m. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, wobei der Akzent auf dem ersten Wort liegt. Dabei bläst vom Meer her ein kräftiger Westwind, der Meer und Küstenstreifen in ein tiefes Blau des Himmels getaucht hat.

Doch die graue Wolkendecke bleibt in und an den Bergen hängen.

Immerhin zählen Neuseelands Alpen zehn Gipfel über 3.000m, deren bekannteste der Mount TASMAN (3.498m) und der Mount COOK (3.754m) sind. Letzterer heißt auf Maorisch AORAKI, der WOLKENSTECHER. Uns sticht eher die Nicht-Sicht auf das Gebirgspanorama ins Gemüt. Die sicherlich touristisch aufmunternde Auskunft „Morgen soll es besser werden“ im InfoCenter tröstet weder noch bewahrheitet sie sich. Wie der Abend so der Morgen. Keine Sicht in Sicht!

Unser Besuchsziel bleibt allen meteorologischen Widerwärtigkeiten zum Trotz bestehen: Ein optisch lohnender Besuch der dortigen Gletscher und Berge. Ab noch fehlt von Beidem vom Tal aus gesehen jegliche nennenswerte optische Spur.

Damit haben wir uns wieder ein Stück weiter an FRANZ JOSEPH und WILLIAM herangepirscht. Diese beiden Gletscher gelten als die interessantesten. Insgesamt beherbergen die Alpen allerdings  sechs ausgewachsene Gletscher, außer diesen beiden noch den Tasman, den Hooke, den Murchison und den Godley Gletscher, eisige Geschwister, die teilweise ineinander übergehen und sich gegenseitig füttern.

Anflug von der Talstation
Anflug von der Talstation

Die Gletscherzungen von „Franz Josef“ und „Fox“ können gut vom Tal aus erreicht werden. Beim „FJG“ wandert man rund 90 Minuten durch das Gletscherflussbett, beim Fox Gletscher etwas kürzer. Ein Erlebnis sind beide Wanderungen allemal, auch bei Nebel, Regen und Kälte. Wer sich strahlend weiße Gletscherzungen erhofft, sollte lieber gleich umkehren. Die Gletscherenden sind selbstredend durch den mitgeführten Sand und das abgeschliffene Geröll schmutzig und fast schwarz.

Sie reichen – besser gesagt: reichten – bis unmittelbar an den Regenwald heran. Für ein „Besteigen“ der Gletscher muss aus Sicherheitsgründen eine geführte Gletschertour gebucht werden. „Franz-Josef“ erstreckt sich auf rund 12km Länge, „Fox“ ist mit 13km Länge der Sieger. Von der Breite her sind beide ähnlich, rund 800m. Spitzenreiter hinsichtlich der Länge bleibt jedoch der Tasman Gletscher mit rund 27km. Ob die Gletscher wie viele andere in der Welt auch tatsächlich abschmelzen, bliebt wissenschaftlich noch umstritten. Neben den typischen Rückzugserscheinungen soll es aber auch längere Perioden des Eis- und Schneewachstums gegeben haben, nicht nur während der letzten großen Eiszeit sondern auch in den jüngeren Vergangenheit.

Mount Cook
Mount Cook

Zwischenzeitlich schauen wir einmal mehr zum Himmel. Doch viel bewegt da oben sich nicht! Bei eigentlich so vielen Besichtigungsmöglichkeiten haben sich natürlich auch die entsprechenden Ferienorte etabliert. Und damit der Reisende nicht vergisst, wo er sich befindet, nennen sie sich namensgleich zu den beiden berühmten Gletschern. „Franz-Josef“-Township und „Fox Glacier“-Township. Dörfer sind sie allemal bezüglich der Einwohnerzahl, 300 zu 200.

Mt Cook-hinten-Mt.Tasman-vorn
Mt Cook-hinten-Mt.Tasman-vorn

Der permanente Strom der Besucher vervielfacht diese Zahl, was ein gehobenes Preisniveau nach sich zieht. An Restaurants, Imbissbuden, Unterkünften herrscht kein Mangel. Erstaunlich, da beide Dörfer eigentlich nur aus einer „Main Route“ mit Touranbietern und Restaurantbetrieben und der „hinteren Straße“ mit zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten bestehen.

Wenn die Sonne nun einmal partout nicht durch die Wolken brechen will, müssen wir also uns zur Sonne begeben. Gedacht, getan!

FJG DSCN4150Mindestens sechs Unternehmen bieten Flugzeug- und Helicoptertouren durch das Gebirgspanarama und entlang der Gletscher an. Einen von ihnen möchten wir wegen seines umfangreichen Programmes und dem guten Preis-Leistungsverhältnisses besonders positiv hervorheben, die „Glacier Country Helicopters“(www.glaciercountryhelicopters.co.nz), und besonders auch als sogenannte „Packagebuchung“ mit der „Franz Josef Alpine Lodge“ (www.franzjosefalpinelodge.com) empfehlen. Vertrauen Sie sich Poppy Tuck und dem Piloten Gus Gordon an. Man befindet sich damit rundum in guten Händen.

Lawinen
Lawinen

Wir haben es getan und nicht bereut. Unter ihrem umfangreichen Flugprogramm wählen wir den „Glacier Explorer“ aus – ca. 45 Minuten Eiswelterlebnis vom Feinsten. Geflogen wird nur, wenn im Gebirge und über den Gletschern unzweifelhaft gute Sicht ist. Garantiert wird dieses optische Schauspiel durch eine festinstallierte Dauerkamera auf den Gletschern, so dass „unten“ festgestellt werden kann, was sich „oben“ abspielt.

Gebirgspanorama
Gebirgspanorama

Viel Zeit zum Überlegen bleibt uns allerdings auch nicht, denn die „Sichtlöcher“  dauern nicht den ganzen Tag. Auf der HeliBase dicht bei Franz-Josef-Township besteigen wir das Fluggefährt. Kälte, kräftiger Wind und Regen umgeben uns. Ein mulmiges Magengefühl beschleicht die Passagiere, besonders diejenigen, die neben dem Piloten durch die Kunststoffflugkanzel direkt nach unten schauen können – also uns! Die Rotorblätter beginnen zu kreisen. Ein Zurück gibt es  nun nicht mehr.

Langsam hebt der Heli schaukelnd ab. Die Nase leicht nach vorn gebeugt, womit sich die direkte Sicht auf den Erdboden bekanntlich verbessert, steigen wir allmählich in die Höhe. Regen prasselt unablässig auf die Kabine. Der Pilot steuert zunächst den „Franz-Josef-Glacier“ an. Zunächst erblicken wir nur ein trübes, verschmutztes Grau, bevor der Heli durch die Wolken stößt. Dann aber, nach kurzer Zeit quasi im Blindflug, werden wir fast geblendet von Sonne und Eis. Die Berggipfel vom Mt. Cook und gleich nebenan vom Mt. Tasman ragen über den Wolken empor, so als ob sie aus einer Watteschicht heraus wachsen. Der Gletscher aus Eis und Schnee ruht im gleißenden Sonnenlicht.

Rückflug über Franz-Josef-Gletscher
Rückflug über Franz-Josef-Gletscher

Aber ein Gletscher ruht bekanntlich nie. So auch unsere beiden nicht. Im Schnitt sollen sie ungefähr fünf Meter pro Jahr ins Tal gleiten. Beim Franz-Josef-Gletscher bedeutet diese Geschwindigkeit, dass ein Eisklumpen, der am oberen Gletscherbeginn anfängt zu wandern, nach rund 130 Jahren unten an der Gletscherzunge angekommen sein wird. Unser Pilot Gus erzählt zwischenzeitlich zwei Episoden über Flugzeugabstürze. Je nach Sichtweise kann die eine für ein Anwachsen, die andere für ein Abschmelzen des Gletscher gelten. So musste 1923 ein Kleinflugzeug auf dem Gletscher notlanden, stürzte jedoch in Gletscherspalte und verschwand. Rund fünf Jahre später soll es fünf Kilometer von der von der Unfallstelle entfernt wieder aufgetaucht sein.  Die andere Begebenheit spielte sich erst in der Gletscher freien Zone ab. Auch hier stürzte 1938 ein kleines Flugzeug ab, rund vier Kilometer von der Gletscherzunge entfernt. Knapp vier Jahre später soll sich der Gletscher dann auf rund 500m an das Flugzeug herangeschoben haben. Pilotenlatein?

Landeanflug
Landeanflug

Zwischenzeitlich kreisen wir weiter über der unendlich erscheinenden, unbeweglichen Welt aus Eis und Schnee. Am Horizont tauchen die dichte Westküste und die weit entfernt liegende Ostküste auf. Direkt unter uns bewegen sich schwarze Punkte im Schnee.  „Eine mehrtägige, geführte Gipfelbesteigung auf den Mount Cook“, erklärt uns Gus. Mit einem Fingerzeig deutet et auf die Steilhänge des Mount Tasman. Dort gehen gerade zwei Lawinen nieder. Schließlich kurven wir noch um den Mount Sefton (3.157m), den Malte Brun (3.155m), den Mount Elie de Beaumont (3.117m). Im Wedelflug gleiten wir noch einmal über dem Franz-Josef-Glacier hinab, zurück ins Tal zum Landeplatz. Bald verschwinden wir wieder in einer dichten Wolke. Die HeliBase wird sichtbar, immer noch in Regen und Wind eingehüllt.

Gletscher aus der Ferne
Gletscher aus der Ferne

Der ganze Flug war sicherlich geprägt von innerer Aufregung und Anspannung. Doch das Erlebte ließ Flugangst eigentlich gar nicht aufkommen. Trotzdem waren wir nicht unglücklich darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Fazit: EINMALIG!

Zum Schluss wollen wir uns doch ganz nahe heranpirschen und noch einmal die Namensgebung durchleuchten. Es war der deutsche Geologe Julius von Haast, der im Rahmen seiner glaziologischen Forschungen 1859 den Gletscher nach dem österreichischen Kaiser Franz-Joseph I. benannte. Anders beim Fox-Gletscher. Als, wie oben angeführt, der seinerzeitige neuseeländische Premierminister William Fox 1872 vor diesem Gletscher stand, benannte er ihn einfach nach sich selbst. Honte y soit qui mal y pense!

K&K19 – GoldGelbe Ginster Gorges

Auch wenn Captain Cook an dem nördlichsten Kap der Südinsel ein „Farewell“ wünschte (vgl. Käsen &K 18), wir bleiben noch eine Weile auf der Insel und richten den Blick wieder gen Süden mit der Zielrichtung Westküste.

Paparoa NP-Regenwald
Paparoa NP-Regenwald

Hierfür müssen wir zunächst einmal rund 150km durch den sogenannten „Buller District“, immer östlich um den Kahurangi National Park herum. Das bedeutet, wir fahren zunächst zurück auf dem SH 60 bis zur Stadt MOTUEKA, biegen dann aber gleich nach Westen ab auf eine landschaftlich wunderschöne schmale Talstraße, den VANGAPPEKA VALLEY ROAD, bevor wir nach gut 50km wieder auf den SH 6 treffen. Obst- und Gemüsestände m Hofdirektverkauf – meist nur kleine Hütten im Selbstbezahlsystem – bieten jetzt im November meistens preiswerten, leckeren, grünen Spargel an, um gut 1/3 billiger als im Supermarkt. Da heißt es zugreifen!

Doch als vorherrschende Farbe zeigt sich ein sattes  Goldgelb. Die Berghänge quellen über vor blühendem Ginster. Sie leuchten wie europäische Rapsfelder zur Blütezeit. Dieses Naturschauspiel, schlicht „Golden Down“ genannt, erstreckt sich auf gut 100km, bis hinein in die BULLER RIVER GORGES.

Buller River Gorge
Buller River Gorge

Dieser gewaltige Fluss kommt aus der Nähe von LAKE ROTOROA  Nelson Lakes NP und ergießt sich einige hundert Kilometer weiter bei der Stadt WESTPORT in die Tasman Sea. Doch vorher musste er sich in Millionen und Abermillionen Jahren durch das Felsmassiv der LYELL RANGE fressen, bevor er in einem weiten Flussdelta im Meer mündet. Diese ausgespülten und eingefrästen Schluchten heißen UPPER und LOWER BULLER GORGE, bis 30km lang und bis zu 100m hoch. Die Wasser strömen gurgelnd, weiße Gischt erzeugend durch die engen Durchlässe, über Stromschnellen und kleinere Wasserfälle.

Und genau deshalb erhält die Gegend auch die Bezeichnung „White Water Region“ mit einer richtigen Hauptstadt, der „White Water Capital“ MURCHISON. Da bleibt es, dass hinter jeder Kurve eine „White Water Adventure Center“ mit Kayaking, Rafting und Canoeing zahlungsfreudige Kunden zu Wildwasserfahrten zu verleiten sucht. Wer es schwebend mag, der kann kurz hinter MURCHINSON auf der längsten Hängebrücke Neuseelands, der „Buller Go (110m) die rund 60m tiefe Schlucht überqueren. Der Rückweg muss nicht zu Fuß erfolgen. Es geht auch mit der „Comet Line“, auch „Flying Fox“ genannt. Eine 160m rasante Sesselliftfahrt in hoher Geschwindigkeit mit ziemlich abruptem Stopp kurz vor dem gegenüberliegenden Drahtseilpuffer. Man kann diesen „Flug“ als Einzellift, Tandemgespann oder frei hängend als „Superman Ride“ buchen. Geeignet ist er in jedem Fall für alle diejenigen, die „jung im Herzen / young at heart“ geblieben sind, verspricht der InfoFlyer.

Bleiben wir bei der Farbe: „White Bait“ wird überall angepriesen. Das sind Stinte, die im neuseeländischen Frühsommer die Flussmündungen bevölkern. So zieht es denn Heerscharen von Anglern, besser gesagt „Netzanglern“ an die Ufer, um die Kostbarkeiten an Land zu ziehen. Bis zu 150NZD/kg sollen damit erlöst werden können. Bei Spitzenfangquoten von bis zu 15kg/Tag ein sicherlich guter Nebenverdienst, denn viele Restaurants bieten „White Bait“ als Spezialitäten an

Tasman Sea bei Westport
Tasman Sea bei Westport

Nach so viel Aufregung ist das beschauliche WESTPORT eine wahre Labsal, die man aber schnell wieder verlassen kann. Am besten gen Norden Richtung KARAMEA, 100km Panoramastraße an der wilden Westküste. Unterwegs, bei Denniston, kann ein ehemaliges Bergwerk erkundet werden.

Tasman Sea bei Karamea
Tasman Sea bei Karamea

Obendrein rund 20km hinter Karamea – Achtung: Schotterstraße! – kommen Höhlenenthusiasten mal wieder auf ihre Kosten. Die „Oparara Basin Arches“ als größte Sandsteinhöhlen (45m Höhe, 220m Länge) der südlichen Hemisphäre laden ein. Doch die eigentliche Attraktion dieses Abstechers die raue Tasman Sea, wie sie auf Ufer und vorgelagerte Felsen prallt. Mangels einer Alternative und wegen des Sackgassenformats muss man die 100km auf der gleichen Straße, dem SH 67 auch wieder zurück fahren bis Westport.

Südlich der Hafenstadt setzt sich die Panoramafahrt fort, immer Richtung PUNAKAIKI. Dieser Streckenabschnitt, „The Great Coast Road“ genannt, soll zu den zehn schönsten Küstenstrecken der Welt gehören, sagt zumindest „Lonely Planet“.

Great Coast Road
Great Coast Road

Das gilt sicherlich nicht nur für die unbeschreiblichen Sonnenuntergänge an der Westküste, wenn Felsen, Sand und die unendlichen Mengen an Treibholz alle Schattierungen der Farbe ROT annehmen, von zart rosa bis glut- oder blutrot.

Ein Zwischenstopp lohnt am CAPE FOULWIND allein wegen des Küstenwanderweges, der obendrein noch zu einer Seehundkolonie / Big Bull Seals führt. Wer weiter wandert begegnet einem  Leuchtturm und vielen„breathtaking“(atemberaubenden) Aussichtspunkten.

Nach 40 filmreifen Kilometern erreichen wir das Urlauberdorf PUNAIKAKI, eigentlich nur fünf Häuser, aber auch schon in der Vorsaison überlaufen. Warum?

Pancake Rocks-Punaikaki
Pancake Rocks-Punaikaki

Von hier aus lassen sich bequem die weltberühmten Pancake Rocks erreichen. Pfannkuchen kennen wir alle, horizontal übereinander gestapelt sicherlich auch. Als außergewöhnliche Felsformation vielleicht nicht . Diese Sandsteinfelsen sind in einem  Millionen Jahre währenden Erosionsprozess in die Felsen gemeißelt worden. Sandsteinreiche Fragmente von „totem Meeresmaterial“ haben sich auf dem Meeresboden abgelagert. Als diese Ablagerungen durch Erd- bzw. Seebeben allmählich nach oben geliftet wurden, haben ihnen die Wettereinflüsse verholfen, die heutige Gestalt anzunehmen: Wie aufgeschichtete Pfannkuchen eben. Akustisch und optisch garniert wird die Natursensation durch die sogenannten „Blowholes“ (frei: Spritzlöcher mit Capillarwirkung). Wenn sich heftige Wellen in die Höhlen unterhalb der Felsen hinein pressen, steigt der Druck so stark, dass das Wasser aus diesen Blowholes wie Fontänen wieder gen Himmel gespritzt wird. Der Vorgang erzeugt donnernde, laute Töne wie tiefe Orgelpfeifen, gemixt mit diskanten Flötentrillern. Umso erstaunlicher erscheint uns, dass der malerische und tiptop gepflegte Rundweg ohne Eintrittsgeld unternommen werden kann.

Shanty Town bei Greymouth
Shanty Town bei Greymouth

Nach weiteren 40km südwärts wird es historisch. Mit viel Mühe versucht  man in der Stadt GREYMOUTH an der Mündung des Flusses Grey die Ära der Kohlegruben wieder zum Leben zu erwecken. Es muss eine große Zeit gewesen sein vor gut 150 Jahren, als der Kohleabbau der Region Wohlstand einbrachte. Letztlich war dieser Industriezweig jedoch auch dem Untergang geweiht, wie in vielen Regionen der Welt. Glänzender erging es da dann doch den Goldschürfern. Denn neben dem „schwarzen Gold“ fand man hier auch echte GOLDnuggets. Das Vergnügen währte aber auch nicht ewig. Lediglich rund 60 Jahre lang konnten einige Wagemutige auf Funde hoffen. Tribut zollt man diesem Goldrush durch das Freilichtmuseum SHANTYTOWN, nur 5km von Greymouth entfernt. Liebevoll wurde ein ganzes Goldsucherdorf aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wieder auf- bzw. nachgebaut. Eine historische Dampfeisenbahn schaukelt die Besucher an die ehemaligen Schürfstätten.

Jade-Hokitiki
Jade-Hokitiki

Wir bleiben noch beim Kostbaren. Denn als drittes Standbein ist die Region, wiederum ca. 40km südlicher, geprägt vom JADE-Bergbau. Überwiegend von grünem Aussehen kann dieses Mineralgemisch aber auch           in weißer oder schwarzer Form auftreten. Oft mit dem magisch-esoterischen Attribut „Stein des Weisen“ versehen, hat sie sich aber eher einen Namen in der weltumspannenden Schmuckkultur gemacht. Der schmucke Küstenbadeort     HOKITIKA jedenfalls scheint gut davon zu leben.