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60.000km – AUSTRALIEN

koala-mit-jungtier-dscn9496Unsere Reiseeindrücke spiegeln sich nicht nur wider in den zahlreichen Blogs, die wir von unterwegs geschrieben haben, nicht nur in dem Buch, welches im Frühjahr 2017 erscheinen wird. Sondern, wer unsere Australienrundfahrt noch einmal miterleben möchte, der besuche uns doch zu einem oder mehreren der fünf verschiedenen DiaVorträge. kaenguru-dscn1607

Hier ihre Titel:

AUS 1 – Der Grüne Smaragd Australiens – TASMANIEN. 

AUS 2 – Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

krokodil-img_20160510_105541AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern – Australiens Norden

AUS 5 – Durchlöcherte Einsamkeit – Australiens Westen

emu-dscn0230Wann und Wo wir unsere Reiseberichte / Diavorträge (nicht nur über Australien) präsentieren, steht auf dieser Website unter Termine.

Vielleicht treffen wir uns  ja mal auf einer unserer Veranstaltungen.

Bis dann

K&K 41 – Auf der NULLARBOR-Piste

Nullarbor Plain

Nullarbor Plain
Nullarbor Plain

Das ganze Thema ließe sich eigentlich in zwei Sätzen beschreiben: Ein geteertes Straßenband zieht sich meistens geradeaus quer durch die Nullarbor Plain. Auf der gesamten Strecke sieht der Reisende nicht viel anderes als immergrüne Grasbüschel, Hartlaubstauden und teilweise knorrige, niedrige Eukalyptusbäume.

Mit dieser Kurzcharakterisierung bleibt man jedoch die Antwort auf die Frage schuldig, warum diese Wüstenroute zu den Top-Scenic-Routes Australiens gehört. Für uns liegt eine mögliche Antwort in dem Spruch „Der Weg ist das Ziel“. Wer die Nullarbor Plain durchkreuzt, stellt sich darauf ein, mehrere Tage lang  keine anderen Begleiter zu haben als die donnernden Road Trains, den ewigen Horizont und nachts ein tiefschwarzes, lautloses Himmelsgewölbe mit hell funkelndem Sternenzelt.

Road Train
Road Train

Besiedelt ist die weite, fast unendliche Ebene nur von wenigen Aboriginals bzw. von den versprenkelten Roadhouses entlang der Strecke. Als einzige wirkliche straßenmäßige Ost-West-Verbindung im südlichen Australien kann ihre Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Das hatte wohl auch bereits John Eyre irgendwie erkannt. Denn er durchquerte 1841 als erster Europäer diese unerbittliche Strecke. So trägt der heutige Highway denn auch seinen Namen. Nicht zuletzt auf der Grundlage seiner Erkundungen begann man im gleichen Jahr mit dem Bau einer Schotterpiste. Denn man wollte schneller an die Goldfelder im Westen gelangen. Dieses Streben führte dann auch etwas später (1877) zum Aufbau einer ersten Telegrafenverbindung.

Touristisch ist die Strecke mit knapp 3.000km ausgewiesen von ADELAIDE bis PERTH. Das eigentliche Nullarbor-Gefühl (aus dem Lateinischen: null=kein/arbor=Baum) stellt sich aber erst ab CEDUNA (Südaustralien) ein und endet 1.200km später in NORSEMAN (Westaustralien). Wir konzentrieren uns auf diesen Streckabschnitt. Immerhin durchfahren wir auf diesem Streckenabschnitt bereits zwei Zeitzonen. Andererseits haben wir die Region um ADELAIDE und die angrenzenden westlichen Halbinseln bereits erkundet. Und der Westen um PERTH wird den Abschluss unserer Australienfundfahrt bilden.

Warnschild
Warnschild

CEDUNA fungiert als Pit-Stopp-Town für Nullarborfahrer. 8 Tankstellen, jede Menge Hotels und 5 Campingplätze sprechen Bände, bei nur 2.300 Einwohnern.  Hier kann ein letztes Mal preiswert getankt, im Supermarkt eingekauft werden. Doch man täte der Stadt Unrecht, sie darauf zu reduzieren. Die Parkanlagen an den verschiedenen Stränden bieten Behaglichkeit. Im Aboriginal Arts & Culture Center kann man einen recht guten Einblick in die Welt der Ureinwohner gewinnen. Und kurz danach werden wir eingehüllt in die endlose, grüne Nullarbor-Wüste.

Was auf den ersten Blick als Widerspruch erscheint – Wüste – Grün -, ist schnell erklärt. Es handelt sich tatsächlich um ein Wüstengebiet, genauer um eine aride Wüste. Die Feuchtigkeit zum Leben gewinnen die darin angesiedelten Pflanzen mit ihren Blättern aus der Luft und speichern das Wasser. Das Meer tost in unmittelbarer Nähe, die Luftfeuchtigkeit beträgt daher nicht selten über 70%. Außerdem fällt auch gelegentlich leichter bis heftiger Regen.

Wer einheimisches Wildlife erleben möchte, müsste allerdings sich weiter nördlich, off road in noch größere Einsamkeit begeben. Kängurus, Emus, Wombats oder auch Dingos scheuen „zu viel Betrieb“.

Hinweis in Penong
Hinweis in Penong

Zu viel Besuch wollen anscheinend auch die Aboriginals der Yalata Community rund 230km hinter CEDUNA nicht bekommen. Mehrere Kilometer abseits der Straße, nur über einen holprigen Sandweg erreichbar, ducken sich einige Hütten ins Grün. Die größeren Gebäude am Highway sind dem Verfall preisgegeben. Es könnte mal ein Gemeindezentrum mit Supermarkt gewesen sein.

Zwischen diesen beiden Orten stoßen wir noch auf das Dorf PENONG und NUNDROO, ein erstes Roadhouse. Beides sind wichtige Tankstopps.

Die Benzinversorgung auf der gesamten Strecke ist gesichert, wenn auch zu erheblich höheren Preisen als in anderen Städten. Ein Roadhouse kann aber noch mehr als nur Treibstoff ausschenken. In der Regel sind noch ein Restaurant, ein Motel und ein Campingplatz angegliedert. Kleinere Ausstellungen zu Natur und meist lokaler Geschichte besonders aus der europäischen Besiedlungszeit nennen sich dann Museum.

Wenn man nicht ein Schild aufgestellt hätte, man würde es nicht bemerken. Rund 130km hinter dem Nundroo Roadhouse beginnt der Nullarbor National Park. Natürlich ändert sich deshalb die Landschaft nicht. Doch dieser Landschaftsstreifen bis zur State Border zwischen Südaustralien und Westaustralien (knapp 500km hinter CEDUNA) genießt dadurch besonderen Naturschutz, gemeinsam mit dem Great Australian Bight Marine National Park, der eine an Land, der andere als Küstengewässer.

Dieser Marine National Park ist einer der größten Touristenmagneten der Nullarbor Route. Nicht während unserer Reisezeit im März, sondern zwischen Juni und Dezember eines jeden Jahres. In diesen Monaten sollen hunderte von weiblichen Walen in die Bucht kommen, um dort ihre Jungen zu gebären. Wir erleben sonntägliche Ruhe ohne Touristenschwärme und genießen die Ausblicke auf das felsige Steilufer. Drei weitere Fotostopps mit fantastischen Küstenpanoramen können in den folgenden 90km angesteuert werden.

Bunda Cliffs
Bunda Cliffs

Wer an diesen Kliffs und den späteren Bunda Cliffs angekommen ist, sollte schnell noch zum Vegetarier mutieren. Denn in Border Village kann bei der Einreise nach Westaustralien der Quarantine Checkpoint nicht umfahren werden. In der Gegenrichtung von West- nach Südaustralien befindet sich sein Cousin in CEDUNA. Aus Angst vor Fruchtfliegen wird jegliches noch vorhandenes Obst und Gemüse konfisziert und vernichtet. Gleiches gilt für Pflanzen, teilweise Käse und Honig. Checkpoint bedeutet nicht nur Befragung, sondern intensive Fahrzeugkontrolle. Quasi tröstend schaut dabei eine riesige Känguru-Statue auf Kontrolleure und Kontrollierte hinab.

Somit erreichen wir Westaustralien, was eine erste Zeitumstellung erfordert. An eine oder zwei Stunden vor oder zurück sind wir ja gewöhnt. Mussten wir die Uhren beim Wechsel vom Bundestaat Victoria nach Südaustralien um 30 Minuten zurückstellen, so sind es jetzt nunmehr 1 ¾ Stunden. Und die nächste Umstellung ist bereits angekündigt für CAIGUNA, ca. 350km westlich der Grenze.

Nur 20km hinter der State Border rollen wir durch EUCLA, welches auf seine historische Telegrafenstation (nur noch Ruinen zu sehen) aufmerksam macht.

Beim darauffolgenden Mundrabilla Roadhouse (nach 70km) wird verwiesen auf einen heute kaum noch erkennbaren Krater unweit der Straße. Er soll von einem 10t schweren Meteoriten eingekerbt worden sein, der in grauer Urzeit hier einschlug. Weitere 100km westlich treffen wir auf das Madura Hotel mit Tankstelle. Es wird der für uns jetzt schon „übliche“ Service geboten. Kurz hinter Madura heißt es den einzigen Straßenpass auf der gesamten Strecke zu erklimmen. 120m klettern wir gemächlich die Straße empor, auf der extra eingerichteten Kriechspur für Schwerlasttransporte. Doch Road Trains benutzen dann doch lieber die eigentliche Fahrspur und überholen uns in zügigem Tempo.

Sie haben schon etwas Gigantisches diese Road Trains. Bei einer durchschnittlichen Länge von gut 20m, vielfach dem Aussehen eines dreistöckigen Hauses ähnelnd, tragen zwischen 10 und 17 Achsen diese rollenden Kolosse der Straße. Zwei Schiffscontainer übereinander gestapelt sind ebenso wenig eine Seltenheit wie ein LKW mit zwei großen Anhängern dahinter. Wenn die LKW-Fahrer einmal den Tempomat eingeschaltet haben, kann sie offensichtlich nichts mehr aufhalten.

Abendstimmung
Abendstimmung

Rund 1 ½ Tage sind wir nun auf der Nullarbor Route unterwegs. Die glutrot untergehende Sonne ermahnt uns, einen der nächsten, stets großräumigen Parkplätze für eine weitere Freedom Übernachtung aufzusuchen, irgendwo zwischen  einsamer Natur und dem Nirgendwo.

Am folgenden Morgen schlägt die Stunde der Wasser speichernden Pflanzen. Es regnet zwar nicht, als wir uns noch im Dunkeln (ca. 6Uhr) für eine weitere Etappe rüsten. Doch dichter Nebel, der London alle Ehre machen würde, umgibt uns. Dadurch sind die Temperaturen auf grauslig-feuchte 15°C gefallen. Wir hätten keine 20m Sichtweite, würde sich zwischen den Sträuchern und Bäumchen nicht ein zartes, von Nebelschwaden durchwabertes Rosa ankündigen. Es bedarf noch einiger Zeit, bis dann auch die Sonne am Horizont erkennbar wird. Fast gespenstisch wirkt das Bild. Ihre Strahlen durchdringen mit Tagesanbruch die fast kahlen Äste eines knorrigen, kleinen Baumes. Die dicke Nebelsuppe scheint jedoch ihr Licht noch aufhalten zu wollen. Eine Stunde später ist der ganze Spuk vorbei. Sonne und Wärme haben gesiegt. Ein zunehmend freundlicher Tag kündigt sich an.

Morgennebel
Morgennebel

Auf eine weitere Besonderheit der Nullarbor Plain Route wollen wir hinweisen. Rund alle 150km ist die Straße ausgebaut zur Flugzeuglandepiste. Große Schilder weisen darauf hin, dass diese Flugfelder im Notfall für den Royal Flying Doctor Service eingerichtet wurden. Per Auto wären die Strecken zum nächsten Krankenhaus auch zu weit.

Am Roadhouse Caiguna heißt es dann noch einmal die Zeiteinstellung zu aktualisieren, um weitere 45 Minuten zurück. Somit haben wir 2 ½ Stunden Rückstand seit ADELAIDE bzw. 3 Stunden im Vergleich zu SYDNEY. So gewinnen wir Zeit, um noch am gleichen Tag am Endpunkt unserer Nullarbor Route anzukommen.

Bevor wir es vergessen. Dem Bewegungsdrang bei so vielen Autokilometern kann auch nachgegangen werden. Statt einiger Trimm-Dich-Stationen an den Rastplätzen, trifft der Sportbegeisterte hingegen auf den längsten Golfkurs der Welt. Den ersten Aufschlag kann er in CEDUNA machen, den letzten dann 1.365km später, nach klassischen 18 Bahnen, im westaustralischen KALGOORLIE. Mit einem Golfcaddy oder sogar zu Fuß von Loch zu Loch zu gelangen würde dabei aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn die einzelnen Spielmöglichkeiten liegen, je zu einer Bahn, verteilt auf die verschiedenen Roadhouses oder andere Rastmöglichkeiten. Enthusiasten dieses Weitraumgolfes scheint es genug zu geben, sonst würden sicherlich nicht jährlich im April Meisterschaften im Rahmen des Sun Golf Festivals ausgetragen werden.

Mögen Sie auch keine Kurven fahren? Ab CAIGUNA können sie die längste Geradeausstrecke Australiens genießen. Auf 146,6km macht die Straße aber auch nicht den Hauch einer Biegung. Es ist wohl der weltweit bekannteste Routenabschnitt durch die Nullarbor Plain. Also, Tempomat einrasten lassen, den Kaffeebecher griffbereit stellen, das Radio mit gefälliger Musik oder einem Hörbuch füttern und dann nur noch rollen, rollen, rollen. Vom Gefühl her erscheint diese Fahrweise endlos. Man braucht Ablenkung. Den Kopf immer nach rechts oder links zu wenden, zeitigt bei dem Einerlei der Natur keine dauerhaften Erfolg. Der Blick sucht sich am Horizont Haltepunkte. Meist ist dies eine 10-15km entfernte Hügelkuppe, manchmal ein einzelner aus dem Gebüsch herausragender Baum, der oft aussieht wie ein zu weit ausgetriebener Brokkoli. Am häufigsten jedoch bleibt das Auge hängen auf dem Straßenbelag, die in der Ferne aussieht wie eine scheinbar glatte Wasseroberfläche und beim Näherkommen verschwindet bzw. sich zurückzieht, im Sonnenschein aber niemals endet. Dicke LKW-Reifenspuren in der weichen Bankette zeugen von eventuell eingenickten Abweichlern. Der ganze Spaß, je nach Auffassung ggf. auch Spuk, endet dann kurz vor dem letzten Roadhouse der Route Balladonia.

Balladonia Skylab Trümmer
Balladonia Skylab Trümmer

Hier allerdings gibt es nicht nur den üblichen Service. In einem angrenzenden Gebäude gilt es, quasi als Ablenkung, dem kleinen Cultural Heritage Museum einen kostenlosen Besuch ab zustatten. Liebevoll zusammengetragen hat man hierfür Dokumente, Fotos und einiges an landwirtschaftlichem Gerät aus der Pionierzeit. Als Hauptattraktion allerdings kann ein großes Trümmerteil der ehemaligen US Skylab bestaunt werden. Diese Raumsonde ist 1979 über diesem Gebiet beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abgestürzt.

Bleiben noch 180km bis zu unserem Etappenziel, die Gemeinde NORSEMAN. Unterwegs biegen wir noch einmal ab auf eine Sandpiste in einem Eukalyptuswald. Die Fraser Range Station legt ein weiteres Mal Zeugnis ab aus früheren Tagen. Der heutige Anblick ähnelt aber eher einem unaufgeräumten Müllplatz mit Campground.

So rollen wir dann nach 1.200km hinein in unseren Endpunkt der Nullarbor Route. Eine Fortsetzung verliefe entweder weiter nach Westen, Richtung PERTH oder in eine Nord-Süd-Route nach KALGOORLIE-BOULDER bzw. ESPERANCE. Diese Region behalten wir uns für das Ende unserer Australienrundtour vor, da das Wohnmobil von PERTH aus wieder gen Deutschland verschifft werden wird.

NORSEMAN kommt uns nach fast 3 Tagen Einsamkeit wie eine Zivilisationsoase vor. Im kleinen Shopping Center werden die Vorräte aufgefrischt. Getankt werden muss auch. In der Gemeindeverwaltung kann gebührenpflichtig der Internetanschluss benutzt werden. Das Visitors Center hält Informationsmaterial über Dorf und Umgebung bereit und lobt besonders den Lookout vom Haushügel mit 360° Rundumblick.

Abseits der Hauptstraße
Abseits der Hauptstraße

Nun stehen wir also im Westen Australiens. Unsere weitere Route soll uns aber die Ostküste entlang ins nördliche Queensland und später ins Northern Territory führen. Also nutzen wir den örtlichen Kreisverkehr und machen uns noch am nächsten Tag auf die Heimreise gen Osten. In zwei Tagen wollen wir wieder in CEDUNA einrollen. Einfach verrückt, nicht wahr?

K&K 39 – Wälder Felder Feuermelder

Wie bereits erwähnt, verlassen wir den Great Ocean Road für einen Abstecher ins Binnenland. Von PORT FAIRY aus geht es zur Küste und wir  fahren zunächst rund 100km strikt nach Norden. Ziel ist The Grampians National Park.

The Grampians
The Grampians

Wir sind noch nicht einmal 10km im Binnenland, da ändert sich das Landschaftsbild schlagartig. Uns umgeben nur noch verdorrte Felder und Wiesen. Der Baum- und Strauchbewuchs dünnt absolut aus. Es riecht nach Vorhof des Outbacks. Der Blick verliert sich in der Ferne, vielleicht an einem Einzelbaum, denn die Landschaft bleibt flach wie ein Tisch. Ab und an entdecken wir Schafherden, die mühsam im vertrockneten Gras Futter suchen.

The Grampians
The Grampians

Die Anzeigetafeln für Waldbrandgefahr stehen permanent auf „Hoch“ und mehr. Ständig weisen große Straßenschilder auf die entsprechenden Telefonnummern für den Notfall hin. Auch erinnern Straßenschilder daran, rechtzeitig einen Notfallplan für sich selbst auszuarbeiten, um im Alarmfall sofort richtig reagieren zu können. Glücklicherweise scheint auf unserer Route alles ruhig und gefahrlos zu sein.

Weiter geht es also gen Norden. Die ersten schroffen Gipfel dieses Gebirgslandes erblicken wir kurz hinter PENSHURST, einem halb verlassenen und verfallenen Städtchen. Von 10 Geschäften in der Main Road stehen 8 leer. Nur der Zeitungsladen mit Imbissanschluss hat seine Türen weiterhin offen, ebenso der kleine Supermarkt.

Von hier aus sind es immer noch 60km bis zum Südeingang des National Parks. In DUNKHELD, dem südlichen Gateway, stehen wir dann direkt vor den ersten beiden rund 1.200m hohen Gipfeln. Dicht bewaldet, wie undurchdringlicher Urwald ragen der Mount Sturgeon und der Mount Abrupt scharfkantig in die Höhe. Die Straße durch den Park (ohne Eintritt) führt nunmehr 80km durch unbewohntes Waldgebiet bis zum Hauptort der Grampians HALLS GAP. Hier herrscht, gemessen an der Einsamkeit in dem Waldwandergebiet emsiges Treiben. Der gesamte Ort ist auf Wandertourismus getrimmt. Das gut sortierte Visitors Center hat gute und nützliche Hinweise parat.

The Grampians
The Grampians

Was bei der Durchfahrt als feucht grüner Native Bush erscheint, entpuppt sich schnell als knochentrockenes, für Brände hoch anfälliges Gebiet. Unvermutet stehen wir während unserer Rundfahrt inmitten großer verkohlter Waldflächen. Vor zwei Jahren sind rund 60% der Grampians einem verheerenden Buschfeuer zum Opfer gefallen, erläutert man uns im Visitors Center. Ausgelöst wurde der Brand durch die Scherbe einer zerbrochenen Glasflasche am Wegesrand, stellten Experten später fest.  Selbstverständlich kann sich ein Wald davon nicht so schnell erholen. Doch man lässt ausschließlich sich selbst regenerieren und greift nicht ein. Die Furcht vor weiteren Feuern ist groß, zum einen wegen der lang anhaltenden Trockenheit, zum anderen wegen achtloser Parkbesucher.

Wie ausgetrocknet die Landschaft ist, zeigt ein zweites Beispiel. Am Wegesrand leitet uns ein Wegweiser zu den Silverband Falls. Der rund 2km lange Wanderweg führt uns in eine tiefe Schlucht. Doch was sind Wasserfälle ohne Wasser? Unterwegs bemerken wir bereits, dass das Flussbett ausgetrocknet ist. Am eigenlichen Fallfelsen angekommen, rieselt nur noch ein schmaler, feuchter Streifen hinunter. Wann wird er wohl versiegen?

Nach dieser Rundfahrt geht es zurück nach Süden wieder an die Küste. In PORTLAND haben wir sie wieder erreicht. Eine einstündige Fahrt mit der Historischen Tram mit Zwischenstopp und Besuch beim Maritime Museum zeigen die wunderbare Küstenlinie vom Botanischen Garten bis zum Leuchtturm. Beim zweiten Zwischenstopp grüßen mal wieder die schläfrigen Koalas. Fast mitten im geschäftigen Stadtzentrum dösen sie vor sich hin. Und schon lockt dann doch wieder die wirkliche Felsküste.

Cape Bridgewater
Cape Bridgewater

Das Cape Bridgwater liegt gut 20km westlich der Stadt. Zwei Punkte gelten als Besuchermagneten, die Blowholes und der Petrified Forest. Beide Naturerscheinungen sind vom gut ausgeschilderten Parkplatz aus auf einem 30minütigen Rundwanderweg zu bestaunen. Die raue See treibt die Meereswellen mit voller Wucht in die Küstenfelsspalten, von wo aus sie wie Fontänen empor spritzen. Je mehr Wind, desto gewaltiger das Schauspiel.

Der Petriefied Forest erhebt sich dann nur rund einen Kilometer entfernt. Die 65Millionen Jahre alten versteinerten Bäume sind in ihrer Grundstruktur aus Sandstein noch gut zu erkennen. Die verschiedenen Stadien der Erosion werden auf relativ kleiner Fläche deutlich sichtbar. Also, wenn man dort schon einmal entlang fährt, nicht versäumen!

Cape Bridgewater Petrified Forest
Cape Bridgewater Petrified Forest

In NELSON, einem verträumten Dorf für Hobbyangler endet der Great Ocean Road ganz offiziell. Doch Touristenströme haben das Dorf nie geküsst.

Wir bleiben auf der Küstenstraße, nunmehr mit der Ausrichtung auf ADELAIDE. Doch vorher hat der State SÜDAUSTRALIEN noch die Quarantine Control am Grenzübergang zum State VICTORIA eingerichtet. Große Schilder weisen darauf hin, dass es bei Strafe verboten ist, Obst, Gemüse, Pflanzen und Weinreben „einzuführen“. Nach den Erfahrungen mit Tasmanien haben wir uns rechtzeitig darauf eingestellt. Doch belustigend sieht es schon aus, wenn direkt vor den Warnschildern und den Abfalltonnen Obst essende Reisende einen Zwangsstopp einlegen, um möglichst noch alles Verbotene aufzuessen.

Schnell alles aufessen
Schnell alles aufessen

Somit rollen wir hinein in den nächsten australischen Bundesstaat. Warum Südaustralien Victorias verschämter Cousin geheißen wird, mögen die Beiden unter sich ausmachen. Vielleicht spielt das Buhlen um Gäste eine gewichtige Rolle.

Zu schämen braucht sich Südaustralien ob seiner ersten größeren Stadt MOUNT GAMBIER wahrlich nicht. Man rollt in sie hinein und fühlt sich dort eigentlich gleich wohl inmitten der historischen und farbenfrohen Gebäude, den breiten, von Bäumen gesäumten Straßen, und vor allen Dingen an den Ufern der meist in Parks liegenden Kraterseen. Besonders der Blue Lake reizt  mit seinem Rundwanderweg. Als zweite Attraktion bietet sich das Umpherston Sinkhole an. 50m tief ist der Erdboden vor rund 45 Millionen Jahren durch Ausspülungen eingebrochen. Stattdessen öffnet sich nunmehr ein 250m breiter Krater. Um 1890 war noch mehr als die Hälfte des Kraterbodens mit Wasser bedeckt. Auf historischen Fotos erkennt man, dass auch damals bereits das Tourismusgeschäft blühte. Man fuhr Ruderboot im Krater. Der ständig sinkende Grundwasserspiegel jedoch, hat den Kraterboden 100 Jahre später völlig austrocknen lassen. So gewann um 1990 die Idee die Oberhand, das hässliche Kraterloch in einen Botanischen Garten umzugestalten. Die Umsetzung ist prachtvoll gelungen. Sowohl vom Kraterrand aus auch von der Tiefe aus bieten sich phantastische Ausblicke – eine Wohltat für die Augen angesichts der ausgedörrten Landschaft rings um die Stadt.

Mount Gambier Sinkhole
Mount Gambier Sinkhole

Und gleich nebenan lockt PORT MACDONELL als Capital of Lobster die Feinschmecker „The Foodies“ in die Resgtaurants und an die Hummerbuden. Catch of the Day garantiert Frische und Geschmack, abgerundet durch eine der unzähligen australischen Weinsorten.

Je weiter westlich wir rollen, umso karger wird die Natur. Schüchtern, verschämt wachsen nur noch wenige Büsche und Bäume empor. Von Wald oder native bush kann keine Rede mehr sein. Der Küstenpark Coorong National Park hat den gesamten Küstenstreifen zwischen KINGSTON S.E. und MERINGIE unter verstärkten Naturschutz gestellt. 90km fast zivilisationsfreie Halbwüste erstrecken sich zwischen Lagunen und Meer. Ausgetrocknete, ehemalige Seebecken sprechen Bände. Dagegen entstehen verstärkt Salzseen. Und hinter dem Dünenwall rauscht in tief schwarzer Nacht unter einem sternenklaren Himmel unüberhörbar der Wellengang der Bass Straight.

ADELAIDE, die Hauptstadt (1.25Mill. Einwohner) des States SÜDAUSTRALIEN ——- bleibt eine Geschmacksfrage. Sicherlich kann sie trumpfen mit ihrem Strand und einer Anzahl historischer Gebäude im Ortsteil PORT ADELAIDE. Doch der freie Blick endet immer wieder am rostigen Industriehafen. Auch die Reihe der Museen, wie z.B. das South Australia Museum oder einige Galerien sind sehenswert. ADELAIDE als Stadt der Parks unterbricht das Häusermeer.

Adelaide
Adelaide

Wir erleben die Stadt aber viel stärker als „Jam City / Stau City“. Egal zu welcher Tageszeit man sich dort fortbewegt, man wird das Gefühl einer ständigen rush hour nicht los. Es geht ausschließlich schrittweise voran, ob nun in der City selbst, auf dem City Ring oder auch noch in den ersten Außenbezirken. Stopp-and-Go-Verkehr hat ja immerhin den Vorteil, dass man während der Fahrt prima Fotos schießen kann. Doch wenn die wahren Fotomotive fehlen, bleibt nur der Stau. Wie gesagt: ADELAIDE – eine reine Geschmackssache. Oder wie drückte es die überregionale Tageszeitung The Australien einmal in ihrem Reiseteil aus: „Man muss nicht den ganzen Kontinent durchqueren, nur um ADELAIDE zu sehen“.

Ein völlig anderes Bild bietet sich nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt, in den Adelaide Hills. Nicht nur, dass es wohl das bevorzugte Wohn- und Villengebiet der Adelaider ist, viele markante Aussichtspunkte bieten einen fantastischen Blick auf die Stadt, die Ebene bis hin zum South Ocean. Norton Summit und Mount Lofty Summit stehen stellvertretend für alle anderen auch. Auf den Mt. Lofty führt ein rund 6km langer Wanderweg, der bei den Gully Falls beginnt und sich dann recht steil auf 700m schraubt. Die Gully Falls des River Torrens bestehen aus einer Kette von vier Wasserfällen, an denen der Wanderweg vorbeiführt.

So können wir doch einigermaßen „versöhnt“ weiter durch die weitläufigen Adelaide Hills touren. Denn eigentlich besteht diese Hügelregion aus vielen einzigartigen Weinbergen, durch die der Wine Trail führt.

Während der Fahrt vernehmen wir im Radio (103.1MHz) unerwartet heimatliche Laute. Bei näherem Zuhören entpuppen sie sich als eigene deutschsprachige Sendung. Wieso? Wir befinden uns in der „deutschen Region“.

Hahndorf
Hahndorf

Hierher hat es Mitte des 19. Jahrhunderts rund 60 ehemalige preußische Emigranten verschlagen, die vor religiöser Verfolgung geflohen waren. Zwei deutsche Dörfer pflegen auch heute noch dieses kulturelle Erbe: LOBETHAL, und noch viel intensiver HAHNDORF. Besonders Letzteres hat touristisch kräftig aufgesattelt mit Kaffeehaus, deutschem Sonntag (immer der letzte eines Monats), Ehrenfriedhof für die ersten Aussiedler, Sonnenschirmen auf Caféterrassen (gibt es in australischem Stil so nicht!) und dem unausweichlichen Hofbräuhaus (Brezeln inklusive).

Nun soll es aber wieder australisch werden mit drei Halb- und einer Vollinsel. Davon dann beim nächsten Mal.