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60.000km – AUSTRALIEN

koala-mit-jungtier-dscn9496Unsere Reiseeindrücke spiegeln sich nicht nur wider in den zahlreichen Blogs, die wir von unterwegs geschrieben haben, nicht nur in dem Buch, welches im Frühjahr 2017 erscheinen wird. Sondern, wer unsere Australienrundfahrt noch einmal miterleben möchte, der besuche uns doch zu einem oder mehreren der fünf verschiedenen DiaVorträge. kaenguru-dscn1607

Hier ihre Titel:

AUS 1 – Der Grüne Smaragd Australiens – TASMANIEN. 

AUS 2 – Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

krokodil-img_20160510_105541AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern – Australiens Norden

AUS 5 – Durchlöcherte Einsamkeit – Australiens Westen

emu-dscn0230Wann und Wo wir unsere Reiseberichte / Diavorträge (nicht nur über Australien) präsentieren, steht auf dieser Website unter Termine.

Vielleicht treffen wir uns  ja mal auf einer unserer Veranstaltungen.

Bis dann

K&K 54 – Grün nach oben

Der ewige Kampf um Sonne und Licht

Barron River aus der Gondelperspektive
Barron River aus der Gondelperspektive

Wie wir im vorherigen Kapitel angedeutet haben, gibt es in CAIRNS eine gigantische Auswahl an Tourveranstaltern und Touren, zu Lande, zu Wasser und zu Luft. Ein erstes Wahlergebnis liegt jetzt vor, welches wir hiermit päsentieren.

Was nach friedlicher Natur aussieht, ist eher ein ewiger und gnadenloser Kampf um den besten Sonnenplatz. „Grün nach oben – und das so schnell wie möglich!“ Wir sprechen vom Tropical Rainforest, der in einem westlichen Bogen die Stadt CAIRNS und Umgebung einkreist. Über unwegsamen native bush haben wir bereit öfter berichtet, über Rainforest gleichfalls. Was macht diesen tropischen Regenwaldgürtel so besonders? Zunächst einmal bedeckt er lediglich einen relativ schmalen Streifen an Nordqueenslands Küste. Er gilt als der älteste und ursprünglichste in Australien. Seine Wurzeln gehen zurück auf eine Epoche, in welcher der Riesenkontinent Gondwana noch existierte, also vor rund 150Millionen Jahren. Dieser kontinentale Gigant bedeckte vor seiner Zersplitterung, aus der bekanntlich sowohl Australien wie auch Neuseeland hervorgingen,  fast die gesamte Südhalbkugel der Erde. Das bedeutet, dass viele heutige Baum- und Pflanzenarten des hiesigen Regenwaldes bereits damals wuchsen und nicht zuletzt auch Lebensraum der Dinosaurier waren.

400 Jahre alter Kauribaum
400 Jahre alter Kauribaum

Also erleben wir hier eine urgeschichtliche Flora, die ihresgleichen sucht. Als am bekanntesten hierfür sind wohl die Farne und besonders die Kauri -Bäume zu nennen. Wie gesagt, diese Spezies gab es bereits zu Gondwanazeiten. Sie sind heute noch überall dort zu finden, wo früher der Riesenkontinent bestand. Auf unserer Tour begegnen wir ihnen also hier in Australien und haben sie im vorher bereisten Land, Neuseeland angetroffen. Selbstverständlich sind diese Regenwälder World Heritage gelistet, für die Cairnsregion seit 1988. Der Tropische Regenwald stellt also eine sehr kostbare Naturresource dar. 

Regenwald
Regenwald

Sehr informativ finden wir in diesem Zusammenhang die Liste der hier vorhandenen Pflanzen- und Tierwelt, welche die Rainforest Foundation herausgegeben hat (www.skyrailfoundation.org) Demnach ist dieser Regenwaldabschnitt „bevölkert“ von: 58 verschiedene Froscharten (= 25% aller Froscharten in ganz Australien), 110 Säugetierarten (=36%), 327 Vogelarten (=40%), 64 hier heimische Fischarten (=37%), 2.300 Pflanzenarten (=11%), davon 660 Pflanzenarten, die nirgendwo anders in der Welt wachsen.

Damit genug der Theorie. Verschaffen wir uns einen ersten praktischen Überblick. Nicht dass wir nunmehr die oben genannten Pflanzen- und Tierarten nachzählen wollen. Der kleine Überblick bleibt handfest, denn wir werden über dem Blätterdach des ansonsten unwegsamen Urwaldes schweben. Skyrail (www.skyrail.com.au)  bietet hierzu eine ausgezeichnete Gelegenheit. Unweit von CAIRNS, im etwas nördlicheren SMITHFIELD startet die Gondelbahn. 7,5 Kilometer und gut 300 Höhenmeter überwindet sie in rund 45 Minuten Schwebezustand, bevor sie im Bergdorf KURANDA ankommt. Einen schweren Fehler beginge, wer an den beiden Zwischenstopps einfach vorbei führe. Denn hier gibt es hervorragende Ranger geführte Kurzwanderungen mit Erläuterungen zu Wald und Umgegend.Skyrail DSCN4079a YourPhoto_0001

Wir haben sehr viel Glück mit unseren beiden Begleitern Louise und Mike. Mit viel Einfühlungsvermögen, gepaart mit zahlreichen Informationen über diese Naturperle, begleiten sie uns von der Tal- bis zur Bergstation. So erfahren wir unter anderem, dass es hier eine Baumart gibt, die von oben nach unten wächst. Anders herum, also Grün nach oben, wäre es eventuell ein hoffnungsloses Unterfangen oder würde viel zu lange dauern. Wir sprechen von der Würgefeige, die ihre Samen in einen anderen Baum als Wirt einnistet. Dabei dringt sie nicht in den Stamm ein sondern schnürt ihn ein. Irgendwann lässt dieser Würgegriff dann den Gastgeberbaum ersticken.

Regenwalddach
Regenwalddach

Unter uns gleitet ein Eukalyptuswald dahin. Für einen Regenwald ist das eigentlich kein charakteristischer Baumbestand. Doch Buschfeuer in der Vergangenheit haben dem Eukalyptus Raum, Licht und Sonne beschert, so dass er diesen Bergabschnitt heute dominiert. Wie eine Grenzlinie, so abrupt vollzieht sich dann der Wechsel von trockenem Eukalyptuswald zu feuchtem Regenwald.

Die erste Zwischenstation, der Red Peak ist mit 545m der höchste Gipfel auf der Gondelbahnreise. Ein Boardwalk als Rundweg führt vorbei an vielen sehenswerten Pflanzen und Bäumen wie dem Cycad, dem Elkhorn, dem Bird’s Nest Fern oder der Alexandra Palme. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf den rund 400 Jahre alten Kauri / Kauri Pine.

Und schon schweben wir weiter zum nächsten Zwischenstopp, der Barron Falls Station. Der Name sagt es bereits. Der mächtige Wasserfall des Barron River stürzt 260m in eine tiefe Schlucht. Auch hier bietet ein Rundweg mehrere fantastische Ausblicke auf dieses Naturspektakel. Tiefere Einblicke in die Arbeitsweise eines Regenwaldes liefert das gut ausgestattete CSIRO Rainforest Interpretation Center, auf welches wir bei diesem Rundgang treffen. Als Überraschungsgast läuft uns dann noch ein junger Kasuar über den Weg, welcher, da verwaist, von einem Ranger aufgezogen wurde und ihm noch immer auf Schritt und Tritt folgt.

Kuranda
Kuranda

Nach sehr lehrreichem Rundgang schweben wir der Bergstation KURANDA entgegen. Der Ort nennt sich auch „Dorf im Regenwald“. Aus der Gondel-Vogel-Perspektive sind die wenigen Häuser im dichten Wald kaum auszumachen. Hin und wieder leuchtet ein farbiges Dach inmitten des tiefdunklen Grüns. Einige Rundwanderwege erschließen den umliegenden, das gesamte Dorf einkesselnden  Regenwald. Andere Besichtigungspunkte wie Koala-, Vogel- und Schmetterlingspark ergänzen die Besichtigungsmöglichkeiten.

Hinunter ins Tal gondeln wir auf dem gleichen Weg wie auf der Bergfahrt, nicht ohne an den Zwischenstationen ein weiteres Mal auszusteigen. Wir erleben Skyrail als einzigartige Erfahrung, die wir nicht missen möchten.

Baby Kasuar
Baby Kasuar

Wir  wollen nicht versäumen anzumerken, dass Skyrail verschiedene Gondeltypen für die Luftreise anbietet. Alle sind sicherlich Spitze, einige etwas spitzer. Von den insgesamt 114 Gondeln ist jede siebente mit einem Glasfußboden ausgestattet, erlaubt somit schwindelfreien Gästen den direkten Blick nach unten. Eine tolle Einrichtung! Ganz furchtlose besteigen, ausschließlich in Begleitung eines Rangers möglich, die „offene Gondel“. Man kann es auch einen Schwebekorb ohne Kabine nennen. Diese Luftschaukel darf allerdings nur bei positiv stabilem Wetter benutzt werden.

Nach dem „pendelndem Überblick“ begeben wir uns auf die Fährte eines „rumpelnden Einblicks“. Auch hierfür nutzen wir eine fantastische Möglichkeit, die Kuranda Scenic Railway (www.KSR.COM.AU)   .

Scenic Railway
Scenic Railway

Zwei Stunden dauert die Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn von CAIRNS Bahnhof bis hinauf nach KURANDA. Ein Zwischenhalt in Freshwater Station bietet Zu- und Aussteigemöglichkeit. Nicht zuletzt wegen der prekären und teuren Parksituation in CAINRS CITY wählen wir den zweiten Bahnhof.

37km schnauft der Zug durch dichten Regenwald, oftmals dicht an der Felsenabbruchkante entlang. Auch für diese Tripmöglichkeit soll ein wenig Historie und Statistik nicht fehlen. Baubeginn für die Strecke war das Jahr 1886, der erste Zug erreichte Kuranda 1991. Rund 1.500 Arbeitskräfte waren stets zur gleichen Zeit an mehreren Stellen in Lohn und Brot. Sie schaufelten 2,3Mill m³ Erde beiseite, schufen 106 Felseinschnitte für die Gleisstrecke, inklusive 15 per Hand gegrabener Tunnel (1.746m Gesamtlänge) und 55 Brücken (2.138m Gesamtlänge). Um den Höhenunterschied bewältigen und den Steigungs- bzw. Gefällegrad abmildern zu können, sind 98 Kurven (auch Haarnadelkurven) zu durchfahren.

Stoney Creek
Stoney Creek

Viele Abschnitte der Fahrt verlaufen direkt durch dicht bewachsenen Regenwald. Schwindelerregend verlaufen die Streckenteile an den Felskanten entlang, bei denen wir schroff in die Tiefe blicken. Nicht viel anders ergeht es uns auf den zahlreichen Brücken. Die Fahrt selbst verläuft in einem solch rasanten Tempo, dass darauf hingewiesen wird, unterwegs nicht auszusteigen. Für Fotografiermöglichkeiten sorgen zwei Zwischenstopps, einmal direkt am Wasserfall des Stoney Creek, ein zweiter unmittelbar an den Barron Falls. Was vielleicht zunächst nach langer Bahnfahrt klingt, vergeht im wahrsten Sinne des Wortes „wie im Zuge“. Bei so viel naturwundermäßigem Anschauungsmaterial, untermauert durch gute Lautsprecherkommentare in den Waggons sowie einer sehr hilfreichen Broschüre, ist man dann überrascht, dass Kuranda Station bereits erreicht wird. Auch für diese Regenwalderfahrung verteilen wir gern wieder viele, viele Qualitätssterne.

Barron Falls
Barron Falls

Vier Zugverbindungen stehen pro Tag zur Verfügung, zwei vormittags hinauf zum Bergdorf, zwei nachmittags wieder hinunter nach CAIRNS. Möglich ist auch eine Kombination aus Skyrailgondel und Scenic Railway, egal welche Transportmöglichkeit man zuerst benutzen möchte.

Mit dem Ergebnis unserer ersten Wahlentscheidung können wir mehr als zufrieden sein. Beide erlebnisreichen und lehrreichen Touren zum Thema Regenwald genießen sicherlich einen besonderen Stellenwert auf unserer Australienrundreise.

Die nächste Wahlentscheidung lässt nicht lange auf sich warten. Darüber dann mehr im nächsten Bericht.

K&K 53 – Gefrostet und Gefrustet in tropischer Hitze

Mit TOWNSVILLE verlassen wir auch den „trockenen“ Abschnitt der Queensland Tropen.

Palmetum
Palmetum

Nördlich der Stadt beginnt die „nasse“, also regenreichere Region. Statistisch fallen in diesem Queenslandteil bis zu 4.000mm Niederschläge pro Jahr, in Spitzenjahren wie 1950 auch schon mal 8.000mm. Da fallen drei Wochen verregneter Sommerurlaub am Ostseestrand in Deutschland bei rund 700mm jährlicher Gesamtregenmenge doch gar nicht mehr ins Gewicht. Wir werden sehen, was die tropisch nasse Nordqueensland Saison uns bringen wird.

Erst einmal wandeln wir kurz nach TWONSVILLE unter Palmen. Im Palmetum können 60 verschiedene Palmenarten bestaunt werden. Besonders aufpassen sollte man bei einem Rundgang auf herabfallende Kokosnüsse und in den Bäumen hängende Flying Foxes.

Nach etwas mehr als 60km Bruce Highway Strecke schickt uns ein Wegweiser ins Dorf PALUMA. Das Dorf selbst ist hübsch einsam. Vor allen Dingen aber entflieht man hier  inmitten der Great Dividing Range auf 800m Höhe der tropischen Schwüle. Angenehm hinzu kommt dann noch der teilweise fantastische Blick über die vorgelagerte Ebene bis hin zum Pazifik.

Little Creek
Little Creek

Unterwegs gibt es Erfrischendes an der Little Creek Bridge. Der Fluss stürzt kaskadenartig in die Tiefe und bildet dabei viele Felsenpools. Wer kaltes Wasser nicht scheut, kann wie auf einer Wasserrutsche über die glatten Felsen in die einzelnen Schwimmbecken gleiten. Das bringt offensichtlich einen Heidenspaß, denn viele Familien tummeln sich im Wasser. Dieser Umweg auf der Mount Spec Road sollte nicht ausgelassen werden.

Frosty Mango-Jackfruit
Frosty Mango-Jackfruit

Erfrischend geht es auch zu bei frosty mango, einige Kilometer nördlicher direkt am Bruce Highway gelegen. „Have a break and enjoy the tastiest ice cream in Queensland“, lautet das Motto dieses sehr einladenden Cafés. Wir haben es ausprobiert. Der Spruch stimmt! Schade eigentlich nur, dass man nicht alle leckeren Sorten ausprobieren kann wegen  der Kapazitätsbegrenzung des Magens. Für ausgleichende Bewegung sorgt dann hinterher ein Rundgang durch den quasi Obstbaumgarten mit vielen tropischen Obstbaumarten und Palmen.

Einen  weiteren Bewegungsanlass gibt es dann nur 40km nördlicher am Stadtrand von INGHAM. TYTO Wetlands, ein großes Vogelparadies lädt zu einem gut 4km langen Rundgang ein. Von vielen Aussichtsplattformen aus kann die Lagune mit dem dichten, hohen  Schilfgürtel in kurzen Abständen immer mal wieder nach Fotomotiven abgesucht werden. Als am zeigefreudigsten erweisen sich auf den Wiesen am Rand des Feuchtgebiets die Wallabys. Von den ausgewiesenen großen und kleinen Vögeln war zumindest viel zu hören!

Großer Frust kam seinerzeit in diesem quicklebendigen Landstädtchen INGHAM auf, besonders bei dem Zuckerrohrfarmer Dan Sheahan. Das Wort „seinerzeit“ besagt, es geschah im Jahr 1944. Dem ehemaligen einzigen örtlichen Pub war nämlich das Bier ausgegangen. Wie es heißt, hatten amerikanische Soldaten das Pub trocken gelegt („American soldiers drank the place dry!“). Die Reiterstatue mit Farmer Dan auf dem heutigen Lees Hotel erinnert an die Begebenheit. Obendrein verspricht der Besitzer, dass immer genügend Bier vorhanden sei.

Wallaman Falls
Wallaman Falls

Fröhlich, wenn auch feucht wegen der nicht mehr trockenen Regenwaldzone, geht es auch bei uns zu, als wir in den Girringun National Park fahren. Er liegt nur 50km westlich der Stadt, aber bereits wieder in der Great Dividing Range. Als Ziel fahren wir die Wallaman Falls an. Mit 268m Fallhöhe gilt er als Australiens höchster „einstufiger“ Wasserfall. Und in der Tat, spektakulär stürzen die Wassermassen höllisch lärmend in die Tiefe. Mehrere Aussichtsplattformen und ein steiler Wanderweg in die Schlucht garantieren grandiose Aussichten.

Wie gesagt, wir brauchen gar nicht lange zu warten, um eigenhändig die Erfahrung machen zu dürfen, dass wir uns nunmehr im nassen Abschnitt des tropischen Regenwaldes befinden. Es vergeht kein halber Tag mehr ohne heftige Regenschauer. Dadurch erfolgt zwar keine Abkühlung, denn die Luft bleibt bei guten 26°C und mehr. Doch die Luftfeuchtigkeit steigert sich dann schnell von 60% auf 80% und darüber. Einheimische nehmen solche Schwankungen gar nicht mehr zur Notiz, lässt man uns wissen. Das ist normal, darüber wird nur auf Nachfrage geredet. Also lassen wir das Thema lieber ruhen.

Vielen Australiern ungut in Erinnerung bleibt der heftige Cyclone Yasi aus dem Jahr 2011. Mit voller Wucht traf er das Küstenstädtchen CARDWELL, rund 60km nördlich von INGHAM. Umso erstaunlicher, wie rasch und vor allen Dingen wie ansprechend die vom Zyklon völlig zerstörte Seepromenade wieder hergerichtet wurde. Eine Dokumentation im InfoCenter legt Zeugnis davon ab. Und auch diese i-site bildet eine gelungene Einheit mit einem Museum, hier das Rainforest & Reef Center, welches seinen thematischen Schwerpunkt auf die gegenüber der Stadt liegende Nationalparkinsel Hinchinbrook legt.

Tully-Golden Gumboot
Tully-Golden Gumboot

Weitere 100km nördlich auf dem Bruce Highway erreichen wir die Kleinstadt TULLY. Berühmtheit hat sie erlangt, als hier 1950 gut 8.000mm Regen fielen. In mehreren anderen Jahren waren es auch nicht viel weniger. Wer nachempfinden möchte, was 8m Regenhöhe bedeuten, besteige den Golden Gumboot in der Zentrumsmitte. Die Aussichtsplattform dieses Stiefel-Denkmals liegt genau auf 8m Höhe.

Auch von hier aus lohnt ein Abstecher ins Hinterland, in den Tully Gorge National Park. 45km führt die Straße (Sackgasse) durch die Schlucht des Tully River, an deren Ende ein großes Wasserkraftwerk liegt.

Tully Bananenplantage
Tully Bananenplantage

Viel interessanter als die Tour durch den landschaftlich sehr ansprechenden Canyon finden wir die am Wegesrand liegenden unendlichen Bananenplantagen. Mehr als 20km führt die Straße durch sie hindurch. Jetzt in der Haupterntezeit (Mai) herrscht reges Treiben auf den schlammigen Feldern. Hin und wieder lädt eine Plantage auch zum Besuch ein.

Paronella Park
Paronella Park

 

The Story of A Spaniard’s Dream lautet der Titel zur nächsten Episode. Richtig heißt der Besichtigungsdiamant Paronella Park, unweit der nächsten nördlichen Ortschaft INNISFAIL gelegen. Der emigrierte Spanier José Paronella hat sich im unzugänglichen Regenwald seinen Traum von einem Märchenschloss erfüllt. Neuschwanstein lässt grüßen. Nachdem der Canyon eines Flusses mit 20m hohem Wasserfall gerodet war, ließ José dort in etwa 7.000 neue Bäume anpflanzen. Ein Schloss, eine „Allee für Verliebte“, ein Tunnel für „Verliebt Fortgeschrittene“ sowie zahlreiche Springbrunnen und heimelige Gartenhäuschen zierten in den 1930ger / 1940ger Jahren dann das Gelände. Eigentlich waren Schloss und Anlagen als Geschenk für seine Frau gedacht. Es gab kein happy end. José verstarb zu früh, ohne die Vollendung seines Traumes erleben zu dürfen.

Paronella Park
Paronella Park

Heute lädt der Paronella Park Besucher zur Besichtigung ein. Die geführten Touren (ca. 45 Minuten) sind ihr Geld wert, denn jeder kann danach oder auch vorher weiter nach Herzenslust durch das verwinkelte Parkgelände streifen. Obendrein beinhaltet die Eintrittskarte auch noch eine freie Übernachtung auf dem benachbarten Campingplatz (jede zusätzliche Übernachtung müsste dann natürlich bezahlt werden.) Als weitere Zugabe wird eingeladen zur Nachtführung. So erleben wir den Park dann noch einmal wie eine geschickt illuminierte Feengrotte mit verzaubertem Märchenschloss. Man muss sich darauf innerlich wie äußerlich nur einlassen wollen.

Paronella Park
Paronella Park

Doch das Märchen zeigt auch Schattenseiten. Nicht für den Besucher, aber für seinen Betreiber. Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit nagt arg an der Bausubstanz. Der Wildwuchs des tropischen Regenwaldes kann kaum gebändigt werden. Und so steht unausgesprochen aber doch merklich die Frage im Raum, ob man dieses Prunkstück mit unermesslich zähem Aufwand und schwindelerregenden Kosten erhalten kann oder schließlich dem regenreichen Urwald überlassen muss. Bei der zweiten Lösung wäre die Welt um ein naturelles und kulturelles Schmuckstück ärmer.

Wir schauen mehr oder minder nur um die Ecke und gelangen zum Wooroonooran National Park. Hier betreiben Angehörige des Aborigines Stammes der Mamu, im joint venture mit dem Paronella Park, den Mamu Tropical Skywalk.

Mamu Skywalk
Mamu Skywalk

Nach 1.000m gewundenem Pfad spazieren wir dann auf einem langen boardwalk über dem dichten, fast undurchdringlichen Laubdach des Regenwaldes. Zusätzlich schiebt sich ein 40m langer, frei schwebender Steg über die Baumkronen. Am Ende der Wanderung erklettern wir schließlich noch den 40m hohen Aussichtsturm, um einen noch ausgedehnteren Rundblick über das grüne Paradies genießen zu können.

Josefine Falls
Josefine Falls

Am Nordende des Wooroonooran National Park blicken wir erneut tief in den Regenwald hinein, nämlich zu den Josefine Falls. Auch hier folgen wir erst einem 2km langen, gut ausgebauten Wanderweg, um die rauschenden Wasser dann über glatt gehobelte Felsen in die Tiefe fallen zu hören und zu sehen. Setzen wir noch einen weiteren Wasserfall oben drauf, The Bebinda Boulders. Tief hat sich das ewig fließende Wasser in Millionen Jahren in die Felsen eingekerbt, so dass wir nunmehr riesige Felsblöcke (=boulders) als Canyon-Begrenzung bestaunen dürfen.

Alle Attraktionen, etwas abseits der hauptsächlichen Touristenströme gelegen, erachten wir als erholsame Oasen im nahtlosen „Beach & Dive Adventure -Treiben“ der Küstenorte.

Kehren wir zurück nach INNISFAIL, rund 100km südlich von CAIRNS. Hier ist das einzige National Sugar Cane Museum angesiedelt. Wer Geschichte und Entwicklung dieses für Australien so wichtigen landwirtschaftlichen Industriezweiges erfahren möchte, der nehme sich zwei bis drei Stunden Zeit für einen Museumsbesuch. Er lohnt sich.

Cairns-Tourboats
Cairns-Tourboats

Somit erreichen wir schließlich nach vielen kleinen attraktiven Zwischenstopps  Australiens viertgrößte Stadt CAIRNS. Ob die Stadt schön, einladend oder sonst wie anziehend wirkt, bleibt Geschmacksache. Die südliche Einfahrt in die Metropole erweist sich erst einmal als heftig von Industrie geprägt. Die kleine City am Ufer der Trinity Bay präsentiert sich allerdings erheblich freundlicher und verlockender.

Cairns Harbour Sunset Cruise
Cairns Harbour Sunset Cruise

Mit der einsetzenden Abenddämmerung macht ein Angebot am Reef Fleet Terminal  besonders neugierig, nämlich das der Sunset Harbour Cruise.(www.cairnsharbourcruises.com.au) 90 Minuten soll dem immer gegen 18 Uhr einsetzenden Sonnenuntergang entgegengefahren werden. Nach kurzem Überlegen lassen uns nieder auf dem Oberdeck des Katamarans und werden verwöhnt mit Gratisdrink, Snacks (hier „nibbles“ genannt) und einem lauen Abendwind. Fast lautlos gleiten wir durch die verschiedenen Hafenarme, vorbei am Cruise Terminal, durch den Industriehafen und den militärischen Kais der Marine. Doch anschließend kommt der schönere Teil. Glücklicherweise reißt der Himmel auf. Über den angrenzenden Regenwaldbergen färbt sich der Himmel rosa, als wir in weitere Seitenarme einfahren. Hier herrscht jetzt nur noch grüne, ungezähmte Natur. Mangrovenwälder sind das Markenzeichen. In weniger als 20 Minuten sind wir von absoluter Dunkelheit umgeben. Inmitten dieser tiefschwarzen, absolut geräuschlosen Stimmung schaltet der Kapitän einige helle Bordscheinwerfer ein. So erstrahlt die undurchdringliche Mangrovenwelt in einem schon mystischen Glanz. Jedes Gespräch verstummt bei diesem Anblick. Augen und Seele saugen nur noch auf. Allmählich entkommen wir der totalen Finsternis wieder. Am Horizont, Richtung Meer tauchen die Lichter der Stadt wieder auf. Bevor wir zum Anlegeplatz zurückkehren, erstrahlt die Uferpromenade noch einmal in ihrer vollen Pracht der kunstvollen Beleuchtung, Fazit: eine gelungene harbour cruise, die weit über das Maß des Üblichen hinausgeht.

Cairns by Night
Cairns by Night

 

CAIRNS hätte aber sicherlich nicht eine Top- Reputation in der Welt des Tourismus erlangt, wenn es nicht als DAS Einfallstor für ungezählte Attraktionen im nördlichen tropischen Queensland sowie als DER Ausgangshafen für Exkursionen ins Great Barrier Reef wäre. Unter mehr als 600 Angeboten kann in dieser Stadt ausgewählt werden. Das bedeutet in der Tat die Qual der Wahl, denn alle klingen doch sehr appetitanregend. Wir stellen uns dieser Qual und berichten später über das Wahlergebnis.