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K&K 51 – Kontraste

Kontrastreicher geht es nun wirklich kaum noch. In jüngster Vergangenheit waren wir eingehüllt in den ewigen Staub des Outback. Outback DSCN2756Nunmehr umzingelt uns das ewige Grün der tropischen Capricorn Coast. Die Dividing Range (frei übersetzt: teilender Gebirgszug) dieses rund 2.000km lange Nord-Süd-Gebirge hält, was er verspricht als Wasserscheide. In zwei Welten teilt sie den Kontinent. Jeder Teil lebt im Überfluss: Im Osten herrscht Überfluss an üppigem Grün und unablässiger Wasserzufuhr, im Westen dagegen Überfluss an Windhosen und gnadenloser Trockenheit.

Östlich des Trenngebirges bleibst du, von wenigen Städtchen abgesehen, allein mit der Natur und dem Wildlife. Westlich findest du kaum einen Platz zum Alleinsein. Der Meerestourismus zieht Heerscharen von Besuchern an, selbst jetzt in der Zwischensaison (shoulder season). Die einzelnen Outbackorte liegen oftmals mehrere hundert Kilometer verstreut voneinander entfernt. Anders im Osten: Durch die Küstenbebauung bleiben Ortsgrenzen vielfach unbemerkt. Die Orte verschmelzen ineinander. Hier: Outback Nationalparks haben teilweise die Ausdehnung eines Flächenlandes. Dort: Im Küstenbereich sind sie vielfach nicht größer als ein besserer Stadtpark. Der Ruhe des Outbacklebens steht die touristische Hektik in den küstennahen Urlaubsorten gegenüber.Tropiche Ostküste DSCN3013

Persönlich erleben wir einen zusätzlichen Kontrast ganz anderer Art. Unser so heiß geliebtes Freedom Camping muss notwendigerweise unterbrochen werden, sprich wir müssen doch einmal einen Campingplatz aufsuchen. Ursache dafür sind nicht die unsäglich vielen „No Overnight Camping“ – Schilder in den Urlaubsorten. Ein abgelegenes Plätzchen an einem Showground oder bei einem Sportplatz findest du immer. Aber wenn die Gasversorgung des Kühlschranks sich abmeldet, dann bleibt eben nur eine 230V Stromquelle für die Kühlung. Oder der Motor läuft ununterbrochen und den Kühlschrank  auf 12V Batterie laufen lassen. Auch nur eine suboptimale Lösung!  Ohne nächtliche Kühlung der Lebensmittel jedoch, könntest du diese bei den herrschenden tropischen Temperaturen am nächsten Morgen in den Mülleimer werfen. Da heißt es dann schnell einen Reparaturservice finden. Davon gibt es hier glücklicherweise genügend Angebote mit direktem Service auf einem Campingplatz.

So wird auch unserem Kühlschrank recht schnell geholfen, da es zum Glück kein irreparabler Blackout war.

Der zivilisierte Aufenthalt hat auch sein Gutes, denn wir können die strengen Regeln für „Party auf dem Campingplatz“ studieren. In der entsprechenden Broschüre unseres Campgrounds in der Nähe von ROCKHAMPTON steht zu diesem Thema zu lesen: „ Wir möchten, dass jeder Gast seinen Aufenthalt auf unserem Platz wirklich genießen kann…. Demnach, die Regeln für Partys, die länger als bis 22 Uhr gehen, sind ganz einfach: Der Partyausrichter muss lediglich sicherstellen, dass jeder C-Platzbewohner persönlich zur Party eingeladen wurde und die Einladung auf Kosten des Gastgebers auch angenommen hat. Die gefühlvollere und preiswertere Alternative besteht darin, dass Nach-22-Uhr-Partys irgendwo anders stattfinden. So kann sich jeder seiner Nachtruhe erfreuen“ Ja, so geht es auch!

Frisch vom Feld
Frisch vom Feld

Und somit können wir nunmehr nach erfolgreicher Reparatur und ungestörter Nachtruhe die Tour und ihre Berichterstattung darüber fortsetzen.

ROCKHAMPTON hüllt sein Flair in folgenden Spruch: „Rocky, where the hats, boots and utes are big ….. but the bulls are even bigger / Rocky, wo Hüte, Stiefel und Geländewagen groß sind…doch die Stiere bleiben eben immer noch größer“. Sicherlich ein passender Werbespruch für Australia’s Beef Capital. Die Statistik weist aus, dass in einem 200km Umkreis 2,5 Millionen Stück Rindvieh grasen sollen. Optisch wird die Stadt diesem Ruf gerecht, durch sieben Bullenstatuen, von jeder dort lebenden Rasse  ein Exemplar. Der entsprechende Bull Trail geht kreuz und quer durch die Stadt.

Doch die geschäftige Stadt hat mehr zu bieten. Am Nordrand des Ortes lockt das Freilichtmuseum Heritage Village, welches in meistens noch Originalbauten die regionale Geschichte der vergangenen 150 Jahre beleuchtet.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich Australiens größtes Aboriginal Culture Center. Das Gelände selbst ist riesig, einige Gebäude oder auch künstliche Höhlen mit imitierten Aboriginal Felszeichnungen sind zu besichtigen, sowohl als geführte Tour (90Min) wie auch eigenständig. Doch offensichtlich mangelt es dem Kulturzentrum an interessierten Besuchern. Um die Mittagszeit waren wir die einzigen Gäste.

Die Stadt läuft fast über vor herrlichen Parks an den Ufern des mächtigen Fitzroy River. Stutzig machen uns allerdings Warnhinweise, nicht zu eventuellen Überflutungen, sondern auf Krokodile, die sich im Fluss und an den mit hohem Gras bewachsenen Ufern häuslich eingerichtet haben sollen. Erstaunlich, dass dann gleich auf der anderen Seite des Wanderweges die städtischen Sportanlagen errichtet wurden.

Rockhampton-Vorsicht
Rockhampton-Vorsicht

Gelungen erscheint uns die Kombination von Botanischem Garten und Zoo. Die beiden Parks liegen fast im Stadtzentrum. Der eine quillt über vor tropischer Pflanzenwelt. Den anderen könnte man zwar klein nennen, beherbergt aber doch viele unterschiedliche Tiere Australiens. Die Stadt erlaubt sich den Luxus, keinen Eintritt für den Besuch des Zoos zu nehmen, eine generöse Geste.

Pferderennen DSCN3070Ebenso freigiebig zeigt sich der Leiter Öffentlichkeitsarbeit des Rockhampton  Racecourse. Für seine „German Friends“ spendiert er uns zwei Eintrittskarten für das Galopprennen. Sechs Rennen werden insgesamt ausgetragen, eines spannender als das andere. Bei den Wettanlegern steigt wohl jedes Mal der Adrenalinspiegel kurz vor dem Zieleinlauf. Wir können es ruhiger betrachten, besonders auch, weil wir Teile des Rennnachmittags von der erhöhten Reporterkabine aus erleben dürfen. Natürlich verknüpft der Marketingleiter seine noble Geste mit der Hoffnung, um nicht zu sagen Erwartung, dass wir später auch darüber berichten. Diesem Wunsch folgen wir gern. Und lehnen auch die Einladung nicht ab, direkt vor der Rennbahn auf einer großen Wiese mit unserem Wohnmobil Overnight Parking zu machen.

18 Uhr
18 Uhr

So verlassen wir nach zwei Tagen am nächsten Morgen ROCKHAMPTON,  angefüllt mit den unterschiedlichsten Impressionen dieser überraschend attraktiven Stadt.

Ein 40km langer Tourist Drive führt uns an die nordwestlichen Strände zu den Orten EMU PARK und YEPPOON. Der letztere präsentiert sich als der lohnenswertere, sowohl vom Ortsbild als auch von den Stränden her. Auf dem Weg dorthin nehmen wir einen kurzen Umweg zur Koorana Crocodile Farm. Den Umweg hätten wir uns sparen können, denn aus unserer Sicht lohnt ein Besuch nicht so recht, trotz der angekündigten 3.000 Krokodile. Wir gewinnen eher den Eindruck eines unaufgeräumten Müllplatzes mit einigen Sumpfkuhlen. Da schenken wir uns doch lieber den stolzen Eintrittspreis von 30 AUD pro Person.

Flying Foxes
Flying Foxes

Unangekündigt und ohne Eintritt werden wir hingegen Zeugen eines anderen Naturspektakels. In einem Wald von Feigenbäumen bei YEPPOON baumeln kopfüber tausende von Flying Foxes. Sie hängen dort so bewegungslos, dass man sie gar nicht bemerkt, wenn man die Stelle nicht kennt. Plötzlich flattern sie im Schwarm unter lautem Gekreische auf. Was hat diese eigentlich nur nachtaktiven Quasi-Fledermäuse dazu getrieben? Zwei Habichte auf der Suche nach Beute durchkreuzen immer wieder den Schwarm. 10 Minuten später hängt alles wieder ruhig wie gehabt. Wir haben allerdings nicht gezählt, ob auch alle wieder an ihrem Platz hängen.Flying Foxes DSCN2935

Auf dem Weg ins nördliche MACKAY folgen wir überwiegend dem Bruce Highway / HWy 1. Nach 20km biegen wir Richtung Küste ab zum Mt Etna Caves National Park. Wir wollen einen Blick in die Hochzeitshöhle werfen. Offiziell wird sie Capricorn Cave genannt, die volkstümliche Bezeichnung trifft jedoch eher zu. Zur Besichtigung der Gewölbe bleiben wir überirdisch, denn sie ist verborgen in einem immensen Berg aus Sandstein. Was allerdings nicht daran hindert, dass wir häufig treppauf treppab durch die engen Gänge geschleust werden. Nach rund 20minütigem Fußmarsch erreichen wir sie, die Hochzeitskathedrale.

Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang
Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang

Ihr turmhohes Gewölbe sieht nicht nur aus wie eine Kirchenkuppel. In der Decke zeigt sich das Bild eines Kirchenfensters. Zumindest ähnelt die Felsplatte mit ihrer Maserung einem solchen. Kurz darunter schimmern Konturen, die aussehen wie ein Altarbild „Jesus am Kreuz“. Alles ist jedoch ausschließlich naturelles Felsgebilde. Auf einer Kathedralenseite hängt der Glockenstrang, glaubt man. Nichts dergleichen! Die Wurzel eines Baumes hat sich durch den Stein gefressen und gibt nunmehr ein solches Fantasiegebilde ab. Also wurde der Felsenhohlraum zu einer echten, aktiven Kirche umgestaltet, die auch gleichzeitig als Konzertsaal genutzt wird. „Opera in the Underground“ lautet das Motto.

Sehr angetan von dieser Besichtigungsperle setzen wir unsere Tour fort bis SARINA (70km nordwärts). Dort wollen wir ein „süßes Geheimnis“ erklärt bekommen. Kilometer um Kilometer fahren wir durch Zuckerrohrfelder. Wir sind in einer Region mit der drittgrößten Zuckerproduktion Australiens. Da bietet sich ein Besuch im Sarina Sugar Shed geradezu an. „From the field onto the table / Vom Feld auf den Tisch“ ist die Führung durch die Zuckerraffinerie überschrieben.

Rohrzuckerfelder in den Peak Downs
Zuckerrohrfelder in den Peak Downs

Deutlich wird besonders, wie kompliziert der Gewinnungsprozess aus dem Zuckerrohr über den Rohzucker bis zum genießbaren Zucker sich darstellt. Vieler Arbeitsgänge bedarf es, bis wir das Produkt genießen können.  Aber am Ende der Lehrstunde können wir ausgiebig abschmecken, in flüssiger Form als Syrup oder auch Likör und Schnaps oder in fester Konsistenz. Als i-Tüpfelchen wird dann noch eine große Portion Zuckerwatte kredenzt.

Aus dieser gefühlten Unendlichkeit der Zuckkerrohrfelder taucht alsbald der riesige Kohle- und Ölhafen der Stadt MACKAY am Horizont auf. Was zunächst nach eventuell wenig attraktiver Industriestadt riecht, entpuppt sich bald als pittoreskes, anziehendes Art Deco Stadtbild, dessen Mittelpunkt die Art  Space bildet, eine regionale Gemälde Galerie in der City. Mackay-Art Space.

Mackay-Art Space
Mackay-Art Space

Man hat sich etwas gegönnt und der Kunst ein großes Areal zugestanden. Besonders beeindruckt hat uns dabei die temporäre Gemäldeausstellung der Tiwi People. Beheimatet auf der nördlich von DARWIN gelegenen Melville Island, stellen dort neun Künstler ihre Aboriginal Kunstwerke in traditionellen Formen und Farben aus.

MACKAYS Stadtkern selbst liegt nicht unmittelbar am Meer sondern rund 15km im Landesinneren. Dort an der Küste aber löst eine Ferien- bzw. Neusiedlung die andere ab. Meist um ein Kap oder einen Point gruppiert, konkurrieren die Villen nur so miteinander. Von Palmen gesäumte Straßen stehen für das charakteristisch tropische Ambiente. Wie nennt sich Queensland auch außer Sunshine State? Richtig – Holiday State!

Eungella NP
Eungella NP

Am Ende dieser Etappe richten wir unser Augenmerk noch einmal auf nahe Naturparks. In der zweiten Hügelkette, nach Durchquerung der Peak Downs Ebene mit ihren gigantischen Zuckerrohrfeldern, erreichen wir nach 80km  den Eungella National Park. Hoch oben auf 700m spüren wir nichts mehr von der hohen Luftfeuchtigkeit in Meeresnähe. Die Temperaturen pendeln sich bei 22°C ein. Sehr angenehm gerade auch fürs Wandern, denn wir wollen zum Finch Hatton Gorge mit seinen Araluen Cascades. Der Wanderweg führt durch dichten Palmen- und Farnwald, bevor er steil abfällt in die Schlucht hinunter. Donnernd rauschen die Wassermassen ins Tal und verlieren sich dann irgendwo im tief eingekerbten felsigen Flussbett.

Eungella NP
Eungella NP

Quasi zurück an die Küste geht die Strecke dann zum Cape Hillborough National Park. Das dieses Kap umfließende Meereswasser gehört bereits zum Great Barrier Reef Marine Park mit den ausgedehnten Mangrovenwäldern. Ein entsprechender Boardwalk erschließt dem Wanderer dieses Naturspektakel.  Bekannt sind Park und dazugehöriger Strand aber besonders, weil sich dort bei Sonnenauf und –untergang Wallabies direkt bis auf den Strand wagen.

Nördlich vor uns auf dem künftigen Tourabschnitt besuchen wir  so bekannte Touristenorte wie TOWNSVILLE, die Strandparadiese AIRLIE BEACH oder SHUTE HABOUR. Darüber dann im nächsten Bericht.