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K&K 79 – Eine Umrundung wird vollendet

Ein letztes Mal richten wir unsere Fahrt ostwärts ins Outback  über den Great Eastern Highway. Auf ihm folgen wir dem historischen Golden Pipeline Heritage Trail 500km von der Westküste zur Goldgräberstadt Kalgoorlie-Boulder.  Diese Pipeline repräsentiert sicherlich optisch nichts Spektakuläres. Sie wird in Ehren gehalten, denn sie stellte ab 1903 über viele Jahrzehnte die Süßwasserversorgung im Bergwerks -Outback sicher. Grund genug, sie ins Register des Australian National Trust aufzunehmen.

Noch einmal Outback
Noch einmal Outback

Doch die angenehmen optischen Früchte nehmen zu, je weiter wir wieder ins Outback vorstoßen. Am Wegesrand des Great Eastern Highways,  35km östlich vom Städtchen Southern Cross schimmert grau-grün der Weowanie Rock aus dem Buschland hervor. Noch weiter östlich durchkreuzt die Straße den Boorabbin National Park. Wie gewohnt ändert sich die Landschaft nicht, nur ein Schild weist auf die besondere Schutzzone hin.

Outback Wildflowers
Outback Wildflowers

Nunmehr wieder 500km von Perth entfernt, beginnen die berühmten Goldfields Australiens. Das Dorf Coolgardie macht den Auftakt der Gold-Rush-Siedlungen. Hier begann auch die gesamte Goldgeschichte mit den „Gold Discoveries“, denn hier wurde das erste nennenswerte Gold gefunden. Seinen glücklichen Finder machte dieser  „Golden Eagle Nugget“   steinreich(1931). Die nachfolgenden Glückssucher hatten indes mehr mit brutalen Lebensbedingungen zu kämpfen als durch lebensverändernde Goldfunde zu Ruhm und Geld zu gelangen. Das kommunale Goldfields Exibition Museum nimmt sich dieser Erbschaft an. Es beschränkt sich dabei nicht auf die eigentliche Goldgeschichte. Sonderausstellungen wie z.B. die „Pharmacy Collection“ oder die „Famous Waghorn Bottle Collection“ ergänzen dieses sehr besuchenswerte Museum.

Kalgoorlie Hannan Street
Kalgoorlie Hannan Street

Nun sind es nur noch 40km bis ins Herz der Goldgräberei, bis zur Zwillingsstadt Kalgoorlie Boulder. Wir nennen sie eine Stadt mit „Charakter“. Der Bergbau, historischer wie aktueller, prägt die Stadt samt Region. Beide früher unabhängigen Stadtteile unterscheiden sich jedoch erheblich voneinander. Boulder bildet den kleineren Part. Ein Erdbeben mit einem Epizentrum nur 5km unter der Erdoberfläche zerstörte 2010 die Haupteinkaufsstraße, die Burt Street. Umso erstaunlicher zeigt sie sich nunmehr, nur einige Jahre später in wiederaufgebautem, historisch restauriertem Gewande.

Der attraktivere Teil liegt aus unserer Sicht jedoch eindeutig in der anderen Hälfte, in Kalgoorlie. Deren Zentrum präsentiert sich als gelungene Mischung aus moderner City, gepaart mit historischem Flair der Gold-Rush-Ära. In hellen Farben leuchtet die Town Hall an der Hannan Street, ein Hingucker. Farbenfroher, mit Türmchen und Balkonen verziert, prunken die beiden Nobelhotels, das Palace Hotel und das Exchange Hotel am Straßenrand. Ins Auge sticht  das Eingangstor der City Markets mit angrenzendem St. Barbara Platz. Und so ließe sich bei der 1,5km langen Prachtstraße noch viel mehr Bestaunenswertes aufzählen. Man muss auf dieser Hannan Street einfach entlang schlendern, um das Flair einzuatmen. Überragt wird die Stadt durch zwei riesige Fördertürme, der eine museal, der andere in Betrieb.

Eine Bronzestatue des Namensgebers Patrick (Paddy) Hannan befindet sich natürlich auch auf dieser Meile, direkt bei Visitor Center Durch seinen ersten Goldfund 1893 gilt der Ire als Auslöser der dann schnell aufblühenden Stadt. Heute können sich die Passanten an dem Trinkwasser laben, welches aus seiner modelierten Trinkflasche sprudelt.

Zwei besondere Museen wollen wir hervorheben, das Railway Museum am ehemaligen Bahnhof in Boulder. Das andere, das Westaustralian Kalgoorlie-Boulder-Museum im Stadtteil Kalgoorlie, beherbergt nach eigenen Angaben die umfangreichste Sammlung an Gold Nuggets. Im Panzertür gesicherten Kellergewölbe können wir sie uns ansehen.

Kalgoorlie Palace Hotel
Kalgoorlie Palace Hotel

Wer es historisch mag, der kann die Doppelstadt mit den „Hop-on-Hop-off-City Tram-Tours“ (www.loopline.com.au) erfahren. Der ca. zwei Stunden dauernde Rundkurs mit Aus- und Zusteigemöglichkeiten den ganzen Tag über, läuft nicht nur diese beiden Museen an, sondern eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten. Höhepunkte auf diesem Rundkurs sind dabei sicherlich der Mt Charlotte Lookout, mehr noch der Lookout über dem Super Pit. 5km lang, 1,5km breit und  500m tief misst die Tagebaumine, in der Tag und Nacht nach dem Edelmetall gesucht wird. Offensichtlich gestaltet sich das Geschäft sehr einträglich, denn die Doppelstadt ist nicht grundlos auf knapp 32.000 Einwohner angewachsen.

Aus der städtischen Infrastruktur, der damaligen wie heutigen, ist eine Institution nicht wegzudenken. Noch nicht volljährige Leserinnen und Leser müssen den folgenden Absatz überspringen. Warum? Wir sprechen von dem ortseigenen „brothel“, dem Bordell. Zu Zeiten des Gold Rush reihte sich in der Hay Street  sich ein Etablissement an das andere. Heute öffnet nur noch ein Haus seine Türen. Was gibt es Besonderes an und in ihm? Nun, es ist sicherlich schon ungewöhnlich, dass über das Visitor Center die tägliche „Qesta Casa“ Tour gebucht werden kann unter dem Motto „The History of Hay Street – Tour the Only Original Brothel Left“. Hier begegnen sich Historie und Aktualität. 25AUD / rund 16€ kostet das Vergnügen. Der Rundgang startet täglich um 15 Uhr vor Beginn des abendlichen Betriebes. Sämtliche Dienstleistungen bleiben für diejenigen Besucher umsonst, die sich bereit erklären, dass ihr Besuch im Etablissement auf Video aufgezeichnet und später dann im Internet veröffentlicht werden darf. Ist doch ein tolles Sparprogram!

Kalgoorlie Super Pit
Kalgoorlie Super Pit

Es wird Zeit, die Richtung zu ändern. 500km verbleiben uns noch bis zur Südwestküste in Esperance. Bei einem Zwischenstopp im Minenort Kambalda (50km südlich von Kalgoorlie Boulder) kommen wir mit dem Besitzer des örtlichen Hotels/Motels ins Gespräch. Er erlaubt uns, auf seinem hoteleigenen Parkplatz in unserem Wohnmobil zu übernachten (just for free). Damit nicht genug. Kurz darauf erscheint er wieder und spendiert den Abendtrunk, eine Flasche köstlichen australischen Weißweins – ein weiteres Beispiel von Aussie-Gastfreundschaft.

Umrundung geschafft
Umrundung geschafft

Ein Kreis schließt sich nach weiteren 130km südlich. Wir erreichen die Stadt Norseman. Hier endet auch der Eyre Highway durch die Nullarbor Wüste, der 2.500km östlich in Ceduna beginnt und fast die gesamte Südküste entlang führt. Vor rund sechs Monaten haben wir diese Nullarbor Wüste durchquert bis eben zum westlichen Endpunkt Norseman (vgl. Kapitel „Auf der Nullarbor-Piste“).

Die Umrundung des 5. Kontinents ist gelungen! Somit beginnen wir den Schlussspurt entlang der südwestlichen Küste bis wieder hinauf nach Perth.