Schlagwort-Archive: Perth

K&K 78 – ParkParade Perth

Im Anschluss an die Wave Rock Rundtour treibt es uns für einige Tage doch noch einmal nach Perth. Nach unseren ersten Erlebnissen mit Stadtbesichtigung und den Besuchen von hinlänglichen Sehenswürdigkeiten geht uns ein Eindruck weiterhin nicht aus dem Sinn: Perth – die Stadt  der Parks und Gärten. Aus unserer Sicht lohnt es sich, hierüber noch einmal gesondert zu berichten. Einheimische beschreiben ihre Stadt oftmals als „Parkoase“. Wir wollen dieser Aussage einmal nachgehen.

Kings Park
Kings Park

Im Umland von Perth, besonders in den Perth Hills können wir in kurzer Entfernung ein halbes Dutzend National Parks und Nature Reserves besuchen, keiner weiter weg als 30km: Gossesberry NP, Helena NP, John Forrest NP, Kalamunda NP, Lesmurdie NP, Midgegoroo NP und die Lane Pool Reserve.

Caversham Wildlife Park
Caversham Wildlife Park

Im weiteren Umfeld (bis 50km) sind noch eine große Anzahl weiterer National Parks und Nature Reserves zu finden. Gemeinsam ist ihnen allen die wundervolle, oftmals ursprüngliche Natur mit zahlreichen Wanderwegen, hin und wieder rauschenden Wasserfällen bzw. Stromschnellen. Die meisten bieten einen Bergblick hinunter auf die Stadt Perth. Bereits von diesen Hügeln aus kann das immense Grün der Stadt ausgemacht werden.

In der Hügellandschaft befindet sich für Tierliebhaber auch der Caversham Wildlife Park, nicht weit entfernt vom Ort Midland. Einheimische Tierwelt, aber auch die von Gesamtaustralien kann hier bestaunt werden.

Caversham Wildlife Park
Caversham Wildlife Park

Dieser Wildlife Park (www.cavernshamwildlife.com.au)  stellt eine angenehme Abwechslung zu den „Grünansichten“ der pflanzlichen Natur dar.

Heliflug
Heliflug

Besser noch in seiner Unmittelbarkeit gelingt der Überblick aus der Hubschrauberperspektive. Dreißig Minuten Vogelperspektive bestätigen die Aussage der Einheimischen. Mit Ausnahme einer kleinen Wolkenkratzerinnenstadt überwiegt der Grünanblick den von Häusern. Die gesamte Küstenlinie vom nördlichen Hillarys Boat Harbour bis zum südlichen Fremantle, also rund 50km Küstenlinie, wird dominiert von goldgelbem Sandstrand mit angrenzendem Grüngürtel der Parks. Da bieten die Siedlungen fast schon optische Abwechslung.

Wieder sicher gelandet machen wir uns auf, per Auto einzelne dieser Parks einen näheren Besuch abzustatten. Eine Reihe von ihnen kann sicherlich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln einigermaßen direkt erreicht werden, aber eben doch nicht alle.

Queens Garden
Queens Garden

Die schönsten Parks und Gärten werden zusätzlich ausgewiesen als „Hochzeitsgärten“, um wundervolle Erinnerungsfotos machen zu können. Dies sind insbesondere der Queens Garden, der Harold Boas Park und die Victoria Gardens. Idyllisch mit Seen, Teichen und Wasserspielen, einer Bepflanzung, deren Farbenpracht kaum zu übertreffen ist, bilden sie aber auch wirklich die passende Hochzeitsfotokulisse. Allerdings, die einzige, fotobereite Hochzeitsgesellschaft machen wir ausgerechnet am Strand bei Hillarys Boat Harbour ausfindig.DSCN9927

Bei unserer Rundfahrt bemerken wir schnell, wie die Parks und Grünflächen untereinander verbunden sind. Oftmals geht ein Park in den anderen über, nicht nur einmal. Dieses Phänomen gilt insbesondere für den Grünstrang Supreme Court Gardens – Langley Park – Ozone Reserve – Point Fraser. Aber eben nicht nur für diese übergangslose Grünfläche. Gleiches gilt z.B. auch noch für den David Carr Memorial Park, der direkt verbunden ist mit dem John Oldham Park und sich  dann am Swan River Ufer entlang zieht.

Am Swan River
Am Swan River

Mit seinen Uferwegen kann Perth ein weiteres Mal trumpfen. In erster Linie trifft dieser Umstand zu für die Promenaden am Swan River und an seinem Nebenfluss, dem Canning River. Ein Eldorado für Wanderer und Fahrradfahrer. Wer möchte kann problemlos 200km auf Fahrradwegen an den Ufern abradeln, ohne die Stadtgrenzen verlassen zu müssen. Diese Möglichkeit wird auch intensiv genutzt, von Radlern und Joggern gleichermaßen.

Harold Boas Garden
Harold Boas Garden

Was bieten die Parks noch, außer dem unendlichen Grün? Viele Trimm-Dich-Pfade machen wir aus. Noch mehr pompöse Kinderspielplätze. Tennisfreunde können kostenlos die außerordentlich gepflegten Tennisplätze nutzen. Für den Nationalsport Football steht fast in jedem größeren Park eine Spielfläche zur Verfügung. Um dann anschließend nach viel Bewegung Hunger und Durst zu stillen, hat die Stadt fast überall Picknickmöglichkeiten mit Gasgrills installiert. Dabei handelt es sich in der Regel um feste, überdachte Einrichtungen zur freien Benutzung. Erstaunlich diszipliniert und verantwortungsbewusst gehen die Nutzer wohl mit diesen Einrichtungen um. Von Beschädigungen, Vandalismus oder Vermüllung war nichts zu entdecken. Alles macht einen sehr gepflegten Eindruck. Liegt es vielleicht am durchgängigen Rauch- und Alkoholverbot auf allen Grünflächen? Man merkt, die Stadt tut viel für das Wohlbefinden ihrer Einwohner. Sie scheinen es zu danken.

Victoria Garden italienisches Flair
Victoria Garden italienisches Flair

Wenn von Perth und Parks die Rede ist, denken viele Besucher natürlich zunächst an den bekanntesten aller Parks, den weltberühmten Kings Park. In der gängigen Touristenwerbung als „Parkjuwel“ tituliert, als einer der größten innerstädtischen Parks der Welt gekennzeichnet, wandeln in ihm – offiziell – sechs Millionen Besucher pro Jahr. Gut bevölkert ist er in der Tat, besonders an seinen markanten Plätzen. Dazu zählen wir insbesondere die Aussichtsterrassen hinunter auf den Swan River und auf die Stadt und sein State War Memorial. Gemeinsam mit dem integrierten Botanischen Garten bietet er vielfältige Möglichkeiten. Wir wandern z.B. auf dem „Tree Top Boardwalk“, also in Baumwipfelhöhe, auch „Kings Park Federation Walkway“ genannt. Jetzt im Frühling erstrahlt der Park in der Farbenpracht der Wildblumen. Ihnen ist ein eigenes Festival gewidmet, welches den gesamten Monat September dauert.

Kings Park
Kings Park

Die Kunst kommt in vielen Gärten und Parks ebenfalls nicht zu kurz. Allen voran ist natürlich das Aboriginal Art Center im Kings Park zu nennen. Doch auch in den kleineren und größeren anderen Parks und Gärten erfreut manch illustre Skulptur das Auge des Betrachters.

Uns ist bewusst, dass unsere dreitägige Parktour natürlich noch viele Lücken aufweist. Das ist bei 16 größeren innerstädtischen Parkanlagen sowie quasi unzähligen kleineren auch nicht anders zu erwarten. „Seit 20 Jahren wohne ich jetzt in dieser herrlichen Stadt“, erklärt uns ein Gesprächspartner. „Vielleicht kenne ich jetzt gut die Hälfte dieser wundervollen Einrichtungen, sicherlich aber nicht viel mehr“. Nun, dann wird ihn im nächsten Jahrzehnt zu heftige Langweile wohl nicht quälen.

Heliflug
Heliflug

Wir wollen und können nicht so lange in Perth bleiben, um das Ergebnis abzuwarten. Vor uns liegt noch viel Spannendes zu entdecken. Also machen wir uns auf zu einer letzten umfangreicheren Rundfahrt, zunächst ins östliche Kalgoorlie-Boulder mit seiner Goldgeschichte. Anschließend geht es dann strikt gen Süden in Australiens Südwestecke „The Bottom“.

K&K 76 – Lovely Spot on Earth – Perth!

oder: Perth – eine Stadt zum Dahinschmelzen

Vom Norden her über den Indian Ocean Drive nähern wir uns Westaustraliens einziger Metropole an.

Perth City
Perth City

Dieser Bundesstaat bedeckt flächenmäßig knapp ein Drittel von Australiens Kontinent bei nur 2,4 Millionen Einwohnern. Hiervon leben in Perth und seinem Großraum rund1,9 Millionen. Da bleibt viel Platz für die restlichen 500.000 Westaustralier, sich auf der übrigen Fläche anzusiedeln. Der schon früher benutzte Begriff der „durchlöcherten Einsamkeit“ trifft haargenau des Pudels Kern.

Historisch und Modern
Historisch und Modern

Wie geographisch isoliert Perth als Landeshauptstadt liegt, zeigt sich daran, dass keine der anderen australischen Metropolen in weniger als 2.500km Entfernung erreicht werden kann, weder Adelaide (SA) noch Melbourne (VIC), ganz zu schweigen von Darwin (NT), Brisbane (QLD) oder gar Sydney (NSW). Singapur liegt näher an Perth als die landeseigenen Städte.

Wir verleihen dieser Metropole den Beinamen „Perth – eine Stadt zum Dahinschmelzen“. Dabei denken wir nicht an die heißen sommerlichen Temperaturen. Jetzt im letzten Wintermonat August bleibt die Wärme in angenehmen Bereichen. Manchmal wünschten wir uns sogar einen Sonnenstrahl und ein paar Grade mehr.

Zum Dahinschmelzen verleitet allerdings die 22km lange Sunset Tourist Route. Sie beginnt im nördlichen Hillarys Boat Harbour und führt bis in die Innenstadt von Perth. Kein hässliches Hochhaus versperrt den Blick aufs Meer oder den Strandzugang. 22km sichtfreie Promenade für Autos, Fahrräder und Fußgänger. Da mag sich dann jeder die Sonnenuntergänge selbst ausmalen.

The Big Bell
The Big Bell

Für uns Freedom Camper hat dieser Streckenabschnitt zusätzlich etwas Paradiesisches. Auf den großräumigen Parkplätzen nördlich von Hillarys Harbour finden wir keine Verbotsschilder bezüglich „Overnight Camping“. Je dichter wir uns allerdings der Stadt nähern, bleibt free camping untersagt. Hier etwas außerhalb jedoch werden wir obendrein noch beschenkt mit malerisch begrünten Picknickarealen und Trinkwasserzapfsäulen. Solche Örtlichkeiten bieten sich für uns als ideale Ausgangspunkte für die Stadtbesichtigung an.

Die nächste Bushaltestelle finden wir nicht weit entfernt, direkt am Hillary Boat Harbour. Schnell merken wir, dass Perth viel für seine Einwohner und Besucher tut. Die Bus- und Bahnpreise bleiben sehr moderat. Ist man erst einmal in der Innenstadt (CBD) angekommen, fährt man völlig für umsonst. Auf vier verschiedenen Linien (blau, gelb, grün, rot) der CAT-Busse (Central Area Transit) braucht kein Fahrgeld entrichtet zu werden. Mit ihnen gelangen wir zu allen wichtigen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten im Innenstadtbereich.

Geschlossene Verbindungen beim Big Bell
Geschlossene Verbindungen beim Big Bell

Warm ums Herz wurde uns bei folgender Begegnung. Die innerstädtische Touristeninformation fahren wir zum allerersten Mal noch mit unserem Wohnmobil an. Wir wollen nicht über Parkplatznöte reden. Einer bleibt im Auto, so wird das Parkverbot ausgehebelt. Wir hebeln direkt vor einer City-Weinhandlung. Der Motor ist knapp ausgestellt, kommt ein Mann italienischen Aussehens auf uns zu und überreicht uns eine Flasche australischen Rotweins. „For my German friends – Welcome to Western Australia!“ meint er kurz und knapp und verschwindet so schnell wie er aufgetaucht ist. Wir können uns noch nicht einmal richtig bedanken oder erfragen, wer der edle Spender sei. Woher er weiß, dass wir aus Deutschland kommen? Ist nicht schwer zu erraten, wenn man mit einem deutschen Wohnmobil auf australischen Straßen aufkreuzt. Damit fallen wir hier auf wie ein bunter Hund.

St. Mary's Cathedral
St. Mary’s Cathedral

Wirklich einschmelzen wollte man sie seinerzeit nicht, die Glocken der Londoner Kirche St Martin- in- the- Fields. Rund 600 Jahre lang hatten sie historische Ereignisse wohlklingend untermalt, wie den Sieg über die spanische Armada 1558, Captain Cooks Heimkehr 1771 oder Englands Siege während des WW II, um nur einige Beispiele zu nennen. Es half alles nichts. Mitte der 1980ger Jahre musste das Geläut generalüberholt werden. Außerdem faulte das Glockengebälk der Kirche vor sich hin. Konsequenterweise erwog man dann schweren Herzens doch, die Glocken einzuschmelzen. Perth ergriff die Gelegenheit beim Schopf und meldete sich als Interessent für die maroden Glocken. Der Deal gelang. Am Elizabeth Quay erbaute man einen extra sechsstöckigen Glasturm für das Glockenspiel. Mittlerweile hat sich diese Sehenswürdigkeit unter dem Namen „The Big Bell“ (www.thebelltower.com.au) zu einem großen Anziehungspunkt für Einheimische und Besucher gemausert. Geworben wird mit dem Begriff des „größten Musikinstruments der Welt“, denn es geht ja nicht nur um eine einzige Glocke sondern um ein umfangreiches Glockenspiel mit 16 Instrumenten. Auf einer geführten Tour durch den Glasglockenturm können wir auch eine Urkunde zum „zertifizierten Glöckner“ erwerben. Das Management verkündet sicherlich nicht ohne einen Hauch von Schadenfreude: „They have Big Ben. We have Big Bells“.

St. Mary's Cathedral
St. Mary’s Cathedral

Glockenklang ruft uns zu einem weiteren Turm, zu dem von St. Mary’s Cathedral. Die heutige, moderne Innenstadtkirche, gleichzeitig auch Westaustraliens größtes Gotteshaus, wurde auf den Grundmauern der 1865 ursprünglich errichteten Kathedrale gebaut. Besser gesagt, der moderne Kirchenraum wurde an die originäre Frontmauer mit Eingangstor angesetzt. Der helle und sonnendurchflutete Innenraum bildet einen malerischen Kontrast zum schummerigen Altarraum. Die ehemaligen Kirchenfenster sind ebenso integriert worden wie die ursprüngliche Kanzel. Somit ist aus unserer Sicht eine wohl gestaltete Verknüpfung von historisch und modern gelungen.

Im AQWA-Tunnel
Im AQWA-Tunnel

Von der Höhe in die Tiefe, nicht in die einer Höhle, sondern in die unterirdischen Gänge eines Aquariums. Westaustraliens größte Unterwasserwelt, das AQWA (www.aqwa.com.au) lädt ein zu einer Unterwasserreise durch Korallenriffe, die Fischwelt des Southern Ocean an der Südküste, entlang der Perth direkt vorgelagerten Küstenlinie, aber auch durch die tropische Meereswelt des hohen Nordens. Neben zahllosen korallenbunten Aquarien ziehen die Haifischbecken doch stets den Hauptbesucherstrom an. Auf einem Laufband gleiten wir ganz langsam durch den langen, gläsernen Haifischtunnel. Riesenschildkröten und gigantische Rochen bevölkern gleichfalls dieses immense Wasserbecken. Finden kann man das sehr sehenswerte Aquarium in Hillarys Boat Harbour, 20km nördlich von Perth City (gut und schnell zu erreichen mit Bahn und Bus).

Wem die Loops der kostenfreien CAT-Busse zu gering erscheinen, dem empfehlen wir den „Perth Explorer“ (www.perthexplorer.com.au). Dieser rote Doppeldeckerbus bringt uns in seiner zwei Stunden dauernden Rundtour auch an weiter entfernt liegende Sehenswürdigkeiten. Das bewährte Hop-on-Hop-off-Verfahren mit seinen 11 Stationen kann je nach Ticket 24Stunden oder 48Stunden lang genossen werden. Mit dem Bus hat man sich Perth dann aber wirklich erschlossen, auch die Gebiete jenseits des Swan Rivers und den weltberühmten Kings Park.

Perth Explorer
Perth Explorer

Mit diesem Vehikel erreichen wir schließlich auch einen vorerst letzten Besichtigungspunkt in der „Stadt zum Danhinschmelzen“. Denn in dieser Einrichtung wird in der Tat real geschmolzen. Wir besuchen die Perth Mint/Münze (www.perthmint.com.au). Nur mit den stündlich geführten Touren darf die „Welt des Goldes“ betreten werden. Zu bestaunen gibt es echte Gold Nuggets, inklusive des 25,5kg schweren Newmont Normandy Nugget. Die größte Münze der Welt wird gleichfalls ausgestellt. Sie besteht aus einer Tonne puren Goldes mit dem Konterfei von Queen Elizabeth II auf der Vorderseite. Die Rückseite schmückt Australiens Nationalsymbol, das Känguru. Sie gilt als unverkäuflich, weist aber einen Preis von 50Mill AUD / 33Mill€ aus.

The Mint
The Mint

Wer wissen möchte, wie sehr er wertgeschätzt wird, stelle sich auf die Goldwaage. Sein Körpergewicht wird in den aktuellen Goldtagespreis umgerechnet. Von dieser Waage kann man nur stolz wieder herunter steigen, wenn man erfährt, dass man immerhin 4.758.401,02AUD / ca. 3,2Mill.€ wert ist. Und dabei sind die inneren Werte noch nicht einmal mit einkalkuliert. Am Ende des Rundgangs geht es in die wahrhaftige Schmelze. Vor unseren Augen wird Gold eingeschmolzen, anschließend zu einem Goldbarren geformt und abgekühlt. Mit 50.000 AUD ist man dabei. Gezahlt werden darf nicht in bar.

Geschildert haben wir hier erste Eindrücke einer wundervollen Stadt. Wir kehren später noch einmal nach Perth zurück für einen weiteren Impressionsschub. Unser nächster Routenabschnitt führt uns nunmehr jedoch in die Region des östlichen Wheatbelts/Getreidegürtels mit seinen großen und kleinen Attraktionen.

K&K 75 – Go Rotto and Freo

Außenstehenden sagen diese zwei Kosenamen sicherlich erst einmal nicht allzu viel. Doch die Einwohner von Westaustraliens Hauptstadt Perth geraten ins Schwärmen bei diesen beiden Begriffen.

Rottnest Island
Rottnest Island

Go Rotto and Grab a Bike – lautet ein geflügeltes Wort. Das bedeutet, dass man nach Rottnest Island übersetzt und die autofreie Insel auf einem der Tausenden der dort umherfahrenden Fahrräder erkundet.

Wir probieren es aus. Per Katamaran lassen wir uns übersetzten  von einem nördlichen Vorort von Perth aus, von Hillarys Boat Harbour. Knapp 45 Minuten dauert die Überfahrt mit einem Schiff von Rottnest Fast Ferries (www.rottnestfastferries.com.au ), eine Fährgesellschaft, über die auch gleichzeitig der entsprechende Drahtesel mitgebucht werden kann. Das Ganze läuft absolut komplikationslos und preisgünstig ab. Außerdem gibt es auch noch Abfahrten von Perth selbst bzw. vom südlicheren Fremantle. Doch der große Vorteil von Hillarys Harbour ist der großzügige und vor allen Dingen kostenfreie Parkraum. Das finden wir in Perth nicht.

Inselblick auf Perth
Inselblick auf Perth

Und dann stehen wir auf der Ferieninsel mit ihren 14km Länge und nur 4,5km Breite. Hügelig und voller Dünen kommt sie einher. Jetzt im Winter (August) hält sich der Fahrradverkehr glücklicherweise in Grenzen. Doch wer einmal in den inseleigenen Fahrradverleih blickt, kann sich das sommerliche Pedalogedränge gut vorstellen, wenn auch  nur die Hälfte aller dieser Zweiräder vermietet sein sollte.

Die relative Leere seiner Insel freut besonders unseren Busfahrer Edvard, der uns nach unserer fahrradlichen Kostprobe in seinem Kleinbus um die Insel schaukelt und uns die Hauptattraktionen zeigt. Diese Inseltour kann bei Adams Coachlines gebucht werden (http://www.ADAMSpinnacletours.com.au). Dreieinhalb Stunden dauert sie, erstaunlich lange für solch ein kleines Eiland. Aber die Tourlänge zeigt, wie attraktiv die Insel ist.

Rottnest Island Seenplatte
Rottnest Island Seenplatte

Gestartet wird in der Hauptsiedlung Thomson Bay. Zwanzig solcher Bays sind um die Insel herum zu finden, eine schöner als die andere. Und als ob das noch nicht genügen würde, an diesen Bays kann sich der Besucher an 63 Beaches tummeln. Die 100 Einwohner bleiben niemals unter sich, denn im mediterranen Klima herrscht immer Touristensaison.

Wie an einem Zirkel umkreisen wir auf unserer Rundfahrt den Inselleuchtturm, das Wadjemup Lighthouse. Er trägt den urspünglichen Aboriginal Namen, der so viel bedeutet wie „land across the water“. Seine Aussichtplattform kann bestiegen werden für einen Inselüberblick. Der amtierende Leuchtturmwärter öffnet hierfür gern die Turmtüren.

Seelöwen Spa
Seelöwen Spa

Natürlich tragen die vorgelagerten Felsformationen malerische Namen wie Cathedral Rocks oder Green Island. Umspült wird die Insel durchgängig mit kristallklarem Wasser, so dass diverse Korallenriffe vom Ufer aus erspäht werden können. Für Taucher und Schnorchler sind sie ein Paradies, für die auf der Insel beheimatete Raubvogelwelt ein Futtertopf. Besonders die Seeadler sind hier zu nennen. Neun Paare haben an den Ufern ihre Nester gebaut. Viele andere Vogelarten wie Pelikane oder Kormorane ergänzen das ornithologische Bild.

Im Norden der Insel hingegen tummeln sich mehrere Seelöwenkolonien. In der warmen Wintersonne auf dem Rücken schwimmend, die Flossen meisten gen Himmel gestreckt, fühlen sie sie offensichtlich wo wohl wie in einem Spa. Das Klicken der Fotoapparate und Ausrufe des Entzückens der Zuschauer lassen sie kalt.

Als tierische Hauptattraktion hoppeln und hüpfen allerdings die Quokkas durch das Dünengras. Rund 12.000 soll es auf der Insel – und nur dort – geben. Nachdem sie nunmehr keine natürlichen Feinde mehr haben, der letzte Inselfuchs hat vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet, vermehren sie sich rasant. So schreitet eine Entwicklung fort von „bedrohter Art“ hin zur „Plage“, denn gefräßig sind, die Minikängurus.

Quokka
Quokka

Von ihnen stammt auch der Inselname, wenn auch in fälschlicher Assoziation. Als sie von den europäischen Entdeckern zum ersten Mal gesichtet wurden, glaubten jene an riesengroße Ratten. Denn sie sind in der Tat nicht viel größer. Besonders aus der Ferne erblickt, kann es da leicht zu Ähnlichkeiten kommen. Demnach hieß die Insel früher denn auch wenig touristenfreundlich „rat’s nest“. Nun, das hat sich gewandelt. Die „Ratten“ wurden bei späterer, näherer Betrachtung als jene Kängurus identifiziert.

So klein die Insel auch sein mag, wir finden immerhin zwölf malerische Seen auf ihr. Sie entstammen aus einer Periode, als der Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit um mehrere Meter absank. Außer Regen werden diese Seen durch kein weiteres Süßwasser gespeist, so dass sie heute den sechsfachen Salzgehalt des Indischen Ozeans haben sollen.

Auf dem höchsten Hügel der Insel, dem Oliver Hill gibt es eine historische Sehenswürdigkeit zu erkunden, die Oliver Hill Guns. Diese Bunkeranlage mit seinen riesigen Kanonen diente in WW II als Schutz- und Verteidigungswall von Perth und dem kriegswichtigen Hafen von Fremantle. Denn natürlich hatten die Japaner im Pazifikkrieg auch ein Auge auf diese strategisch wichtige Region geworfen. Heute erlaubt die sogenannte „Tunnel Tour“ einen schaurigen Einblick in die seinerzeitige viel schaurigere Realität.

Inselbahn
Inselbahn

Als wir aus der Bunkeranlage wieder ans Tageslicht gelangt sind, hat sich unser Tour Bus bereits auf und davon gemacht. Dafür kommt die Inseleisenbahn den 60m hohen Dünenberg hinauf geschnauft. In einer rasanten Schussfahrt bei durchschnittlichen 10km/h rumpelt der Triebwagen wieder der Hauptsiedlung Thomson Bay entgegen.

Am späten Nachmittag schweben wir mit dem komfortablen Katamaran die 19km zurück aufs Festland. Kurz vor Sonnenuntergang endet dieser fantastische und sehr empfehlenswerte Ausflugstag.

Swan River Cruise
Swan River Cruise

Go Freo and Take the Tram – steht für eine zweite, sehr beliebte Aktivität in Perth. Wir fahren in die 20km südlich gelegene Hafenstadt Fremantle (Freo). Zur Genusssteigerung nehmen wir weder unser eigenes Wohnmobil noch Bus oder Bahn, sondern steigen in Perth am Elizabeth Quay auf die Fähre. Auf dem idyllischen Swan River bringt uns die Captain Cook Cruise (www.captaincookcruises.com.au) in knapp 90 Minuten bis in Westaustraliens größten Ozeanhafen. Bei dem sonnigen, fast schon frühlingshaften Wetter ist es eine reine Freude  auf dem Vorder- oder Achterschiff das mit Villen bestückte Flussufer inklusive diverser Steilküstenufer vorbeigleiten zu sehen und dabei den von der Reederei spendierten Kaffee oder Tee zu genießen. Bevor wir in Fremantle direkt neben dem Kreuzfahrertermin anlegen, gibt es noch eine Rundfahrt durch den Containerschiffhafen. Sie wirken schon gigantisch, diese Ozeanriesen mit ihren 5.600 Containern Beladung.

Fremantle Port City
Fremantle Port City

Schließlich klettern wir wieder Land, wo bereits eine historische Tram auf uns wartet. Eigentlich ist es ja ein per Gas betriebener Bus mit Straßenbahnaufbau. Doch die Innenausstattung soll der des beginnenden 20. Jahrhunderts, also zu Zeiten des gold rush entsprechen, erklärt uns unser Fahrer und Fremdenführer. Diese Bahn darf im Hop-on-Hop-off-System benutzt werden, das bedeutet ein Ticket für den ganzen Tag mit mehreren Aus-und Zusteigemöglichkeiten. Hiervon machen wir ausführlich Gebrauch.

Fremantle
Fremantle

Den besten Rundumausblick über Stadt, Hafen und Indischem Ozean erhalten wir auf dem Hügel des ANZAC Memorials. Im Fishing Boat Harbour soll es den besten „Fish&Chips“ geben. Die innerstädtischen Arkadengeschäfte und Innenhöfe haben teilweise Puppenstubencharakter. Auf dem legendären Cappuccino Strip summt und brummt es an Publikum. Die gesamte Innenstadt samt Fußgängerzonen zentriert sich um den King’s Park mit seiner wunderschönen St. Patrick’s Kirche.

Fremantle City
Fremantle City

Mit den Fremantle Tram Tours (www.frematletrams.com) werden diese und viele weitere sehenswerte Orte in der Stadt angefahren. Die fünf zur Stadtbesichtigung zur Verfügung stehenden Stunden vergehen wie im Flug. Gegen 16Uhr geht es mit den Captain Cook Cruises bei Kaffee, Tee und Weinprobe wieder zurück nach Perth City. Auch diese Tour können wir  Perth-Besuchern guten Gewissens weiterempfehlen.

Ausklang zweier bresonderer Tage
Ausklang zweier bresonderer Tage

Sodann werden wir uns im Folgenden der eigentlichen Stadt Perth widmen.