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K&K 46– Von Sechs bis Sechs

Queensland – Sunshine State, Australiens Florida mit der Gold Coast erreichen wir kurz hinter TWEED HEADS. Der Grenzübertritt geht ohne die früher erwähnten Obst- und Gemüsekontrollen ab, wie z.B. nach Süd- oder Westaustralien. Offensichtlich ist das Selbstvertrauen gestiegen.DSCN1818

Kurz hinter der State Border NSW – QLD tauchen wir ein in den Trubel des Strand- und Surftourismus. Aus der Menge der Badeorte hier im südlichen Queensland tut sich eine Stadt besonders hervor: SURFERS PARADISE.

Um eine optische Vorstellung dieser Freizeitmetropole zu gewinnen, nehme man eine Prise spanisches Benidorm, versetze es mit dem Flair von Floridas Miami und verrühre das Ganze mit der Wolkenkratzerdichte von New Yorks Manhattan. Zu Füßen der oftmals sehr ansehnlichen Hochhäuser perlen Surfer und Badegäste an den schier grenzenlosen Strand aus feinstem gelbem Sand. Zum Glück gibt es fast ebenso zahlreiche Strandzugänge wie Surfschulen. Die einen bleiben gratis, die anderen wollen auch leben.

Surfers Paradise
Surfers Paradise

Im Visitor Center nach Sehenswürdigkeiten gefragt, erhalten wir die prompte Auskunft: Q1 Tower mit seinem 210m hohen Skydeck und Rundumblick (lohnt!), Strand, Mall, Bavarian House und Hard Rock Café. Die weiteren Nennungen lesen sich wie ein „What is What“ einer Fun- and Adventure World: Dream World, White Water World, Movie World, AquaDuck Tours, Dracula’s Haunted House, G-Clef Karaoke, Get Hummered, Jet Boat Extreme, Infinity, 7D Cinema und und und…. Da entsteht bestimmt keine Langweile. Man bietet den meist jugendlichen Surfgästen etwas. Besonders für ein turbulentes Nightlife wird an vielen Extraständen geworben.

Von Sechs bis Sechs – SURFERS PARADISE, wohl auch eine Stadt, die scheinbar niemals schläft oder eben dann, wenn die anderen Sechs (6am) bis Sechs (6pm) am Zuge sind.

Surfen gilt bekanntlich als umweltfreundliche Sportart. Kein Motorlärm erfüllt die Luft. Die Herstellung der Borde scheint ebenfalls umweltverträglich und recyclebar vonstatten zu gehen. Doch die heile Surfwelt gerät immer mehr ins umweltpolitische Zwielicht, zumindest hier an der Ostküste. Wie einem Bericht der Tageszeitung The Queensland Sun zu entnehmen ist, erregen viele Surfer immer stärker den Zorn von Umweltverbänden. Nicht weil die Sportler surfen, auch nicht wegen der Surfboardproduktion. Sie geraten in den Fokus von Kritik, weil wohl viele Surfer auf der ständigen Jagd nach dem besten Surf doppelt so viele Autokilometer und Flugmeilen zurücklegen wie der durchschnittliche Australier, somit auch erheblich mehr zur CO²-Emission beitragen. Irgendetwas muss stimmen an dieser These, wenn selbst ein Interessenvertreter der Surflobby ins gleiche Horn bläst. So räumt der Präsident der Surfrider Foundation Gold Coast, Greg Howell ein, dass sein Klientel auch für einen noch so geringen Surfvorteil oder einen winzigen Kick mehr stets herumreist.

Bunya Mountains NP
Bunya Mountains NP

Kommen wir zurück zum 12-Stunden-Rhythmus. Wir kosten ihn hauptsächlich bei Tageslicht aus. Mit Eintritt in die (sub-)tropische Klimazone und ohne den für Queensland ohnehin nicht relevanten Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit (DST-Daylight Saving Time) wird es morgens um 6 Uhr in Windeseile hell. Abends wiederholt sich das Schauspiel im gleichen Tempo nur anders herum. Unversehens stehst du in tiefster Dunkelheit. Dieser Tag-Nacht-Wechsel vollzieht sich so zuverlässig, dass man die Uhr danach stellen könnte. Viele Aktivitäten geschehen dann bei Flutlicht. Die meisten Plätze, auch Kinderspielplätze oder Skatebahnen, sind taghell erleuchtet und gut bevölkert. Das ist eine Erfahrung, auf die wir uns erst einmal einstellen müssen. Denn vor Autofahrten in der Dunkelheit außerhalb von Ortschaften wird wegen des regen Wildlife und dem damit verbundenen Unfallrisiko intensiv gewarnt.

Wer köstlich-küstlichen Surftrubel entfliehen möchte, braucht nicht lange zu suchen. Rund 45 Autominuten vom Strand entfernt fasziniert der Springbrook Mountain National Park mit seiner Natur.  Mit seinen 1.000m Höhe dominiert er die westliche Skyline der Gold Coast. Einerseits ist er Ausläufer des sogenannten Granitgürtels, der im südlicheren New South Wales beginnt. Andererseits verläuft er auf einem 10 Millionen Jahre alten Vulkankrater. Diese Lage garantiert bei einer Rundfahrt viele Postkarten verdächtige Ausblicke entlang der Springbrook Road, z.B. Hardy’s Lookout oder Canyon Lookout und Best of All Lookout. Als besonders markant bleibt der Blick auf den Mount Warning im Gedächtnis. In der Sprache der Aborigines heißt er Wollumbin, was so viel bedeutet wie „cloud catcher / Wolkenfänger“.   Von jedem dieser Aussichtspunkte können wir im Meeresdunst Küste und Meer ausmachen. Auf gut ausgebauten Wegen erwandern wir uns zwischendurch zusätzlich einige Wasserfälle, wie die Purling Brook Falls, Twin Falls und Goomoolara Falls.

Springbrook NP Blick auf Surfers Paradise
Springbrook NP Blick auf Surfers Paradise

Als Höhepunkt des Nationalparkbesuchs kristallisiert sich allerdings die Wanderung der etwas abseits liegenden Natural Bridge heraus. Der rund 3km steile Rundweg in eine Schlucht (und natürlich auch wieder hinauf) ist die Anstrengung wert. Wenn man den entsprechenden Bach überquert hat, schimmert dieser Felsbogen bereits durch den dichten Regenwald. Nach weiteren rund 500m steht man nicht nur vor dem Arch mit frei zugänglicher Höhle. Hinter ihm prasselt ein weiterer Wasserfall auf die Felsen. Und als ob es der Naturwunder noch nicht genug wäre, sendet ab und an ein Glühwürmchen in der halbdunklen Höhle sein Licht aus. Nature’s Paradise als Ergänzung oder Gegenpol zur Beachvita.

Da wir uns bereits wieder von der Küste fortbewegt haben, dehnen wir die Binnenlandschleife noch ein wenig aus, immer auf der Suche nach kleinen, nicht unbedingt gleich touristenträchtigen Besichtigungskleinoden. In dem 1.000 Einwohner zählenden Dorf ALLORA z.B. werden wir pfündig. Jeder kennt das Musical Mary Poppins. Ihre literarische Mutter, die Autorin P.L. Travers verbrachte ihre Kindheit in diesem Dorf. Somit steht das Mary Poppins House als Andenken im Dorfzentrum.

Für die weiteren Besichtigungsorte müssen wir abermals die Great Dividing Range kreuzen, schrauben uns also wieder hinauf auf gut  600m und an der Westseite hinab und hinein in die trockene Vor-Outback-Szenerie. WARWICK, bekannt als Rosen– und Rodeostadt entzückt durch ein schmuckes Innenstadtbild mit seinen Rosenbeeten und Parks.

Weitere 100km westlich stoßen wir auf INGLEWOOD. Der Marktflecken liegt mitten in einem Tabakanbaugebiet. Das National Tobacco Museum lädt zu einem Rundgang ein.DSCN1870

Auf der örtlichen Wiese, für Freedom Camper extra ausgewiesen, treffen wir auf Dave Shard. Gemeinsam mit seiner Frau kommt er gerade aus Tasmanien von einem Hirtenhundwettbewerb. Normalerweise betreibt er eine Schaf- und Rinderfarm im südlichen Queensland. Sein spezielles Hobby sind eben jene Hirtenhunde. Acht Tiere reisen mit ihm von Wettkampf zu Wettkampf. Eine private Sondervorstellung liefert einen kleinen Einblick in diese Disziplin.

Seine Hunde sind zwischen 8 Monaten und 12 Jahren alt. Die Ausbildung zum Hirtenhund dauert rund 8 Wochen. Doch dann ist so ein Tier noch lange nicht perfekt. Die übrigen Fähigkeiten eignet sich der Hund später dann durch „learning by doing“ an bzw. durch das Nachahmen seiner Hundekollegen. Solange alle Hunde aktiv sind, wird kein Befehl gesprochen. Alles erfolgt durch unterschiedliche Pfiffe. Leiser Pfiff z.B. bedeutet „laufen“, schriller, greller Ton „hinlegen“. Dabei verlieren die Tiere ihr Herrchen nie ganz aus den Augen. Der Leithund achtet auf Disziplin im Rudel. Er versteht als einziger den Pfiff für „Rückwärtsbewegung“. Der jeweilige Hundename fällt nur, wenn mit einem Tier einzeln gearbeitet wird. 30Minuten aufregende, ruhelose Live- und Laufshow mit seriösem Hintergrund – Australien außerhalb von Touristenströmen.

Wir bleiben noch eine Weile in den Western Plains, rund 250km von BRISBANE entfernt. Die nördlich von INGLEWOOD gelegenen Ebenen erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie bilden nämlich den sogenannten Cotton Belt. Hierauf aufmerksam gemacht haben uns zwei Mitcamper von der Inglewood Campingwiese, Charlotte und Ethan. Mit „We live on the road“ stellten sie sich vor. Normalerweise wohnen sie im hohen Norden Queenslands. Wir würden sie als Saisonarbeiter bezeichnen. Mit ihrem Wohnwagen ziehen sie von Farm zu Farm und bieten ihre Dienste während der Ernte an. Ethan bezeichnet sich Maschinenführer, Charlotte „helping hand“, also Mädchen für alles. Die gerade begonnene Baumwollernte hat sie in den Cotton Belt gelockt. Mit einem Farmer habe er bereits eine Absprache, dass er in den nächsten Tagen dort als Fahrer der schweren Erntemaschine anfangen könne, berichtet Ethan. Es sei nicht schwierig, Arbeit zu finden. Qualifizierte Erntehelfer, besonders für die empfindliche Baumwolle seien rar. In der Tat, wir finden im Internet jede Menge Stellenangebote für professionelle Erntehelfer. Backpacker haben keine Chance.DSCN1895

Zwischen dem Dorf CECIL PLAINS und dem Städtchen DALBY werden wir fündig. Die Baumwollernte ist in vollem Gange. Riesige Areale, 10mal so groß wie Fußballfelder, müssen in möglichst kurzer Zeit „gepflückt“ werden. Die Erntemaschinen, die dreifachen Mähdreschern ähneln, sind im Grunde genommen Pflückautomaten, die die weiße Baumwolle aus den bereits geöffneten Knospen schälen. Wie Heu wird die Baumwolle dann gleich in riesige Ballen gerollt und mit Folie überzogen. Der nachfolgende Trecker transportiert wie ein Gabelstapler die Ballen anschließend zum Feldrand und legt immer fünf Ballen aneinander.

Warum gerade fünf? Während wir noch stauend den Erntevorgang beobachten, rollt ein Tieflader über den engen, sandigen Feldweg. Der Fahrer platziert sein Gefährt punktgenau vor eine Fünferreihe von Baumwollballen. Mit wenigen Hebelgriffen schaltet Riley, der Fahrer, ein Laufband ein, welches sich mit Hilfe von kleinen Rädern allmählich unter die Ballen schiebt. Der Laufbandeffekt lädt die Ballen dann auf das Fahrzeug. Die Ladefläche wird wieder waagerecht gekippt. Nach zwei Minuten Beladungszeit ist der Tieflader voll beladen wieder abfahrbereit. Seit 22 Jahren arbeite er in dieser Branche, als Saisonarbeiter, erzählt Riley. Er sei deutsch-kanadischer Abstammung, habe vorher viel in den USA bei der Baumwollernte geholfen. In Australien jedoch sei alles sehr viel relaxter.

Mehr Zeit als diese kurzen und knappen Auskünfte könne er uns aus Zeitgründen nicht geben. Für die Ernte werden trockene, regenfreie Tage benötigt. Wenn die Rohwolle durch Regen nass sei, käme sie allein schon wegen des drei- bis vierfachen Gewichtes nicht aus der Knospe. Das Feld müsse heute bis zum frühen Nachmittag abgepflückt werden, denn am Horizont drohten bereits schwarze Wolken. Großen  So schießen wir schnell noch ein Foto von Riley. Dann braust er auch schon wieder davon zur Fabrik. Und wir bleiben in der aufgewirbelten Staubwolke zurück. Wie drückte es Riley aus? „Hier in Australien sei alles sehr viel relaxter“.DSCN1857

Auf unserem weiteren Weg nach DALBY entdecken wir noch viele Ernteaktivitäten mit großen Ansammlungen an gelben Baumwollballen. Uns wird bewusst, was landwirtschaftliche Technik zu leisten vermag.  Lediglich drei Arbeitskräfte müssen ernteaktiv sein, um ein Feld in kurzer Zeit vollständig abzuernten. Bei solchem Know How wäre „Onkel Toms Hütte“ wohl nie geschrieben worden.

Wechseln wir das Thema. Welches ist die längste, von Menschenhand errichtete Konstruktion? Wer an die Große Chinesische Mauer der Ming-Dynastie denkt, liegt falsch. Dieses gigantische Bauwerk wird übertroffen vom australischen Dog Barrier Fence, auch Dingo Fence genannt. Ein schlichtes Torgatter nahe dem kleinen Dorf JANDOWAE, nur in etwa 100km nördlich von DALBY in den Western Downs gelegen, gilt als offizieller Startpunkt dieser Zaunattraktion. 5.400km lückenlose Kilometer zieht es sich dann bis nach Südaustralien. In der Nullarbor Plain, an der Great Australian Bight endet der Sperrriegel, der erst 1950 fertig gestellt wurde.DSCN1920

Sein Zweck wird aus dem Namen erkennbar. Er soll die Schafs-, Rinder- und Ziegenherden vor den wilden, Vieh reißenden Dingos beschützen. Wie einer entsprechenden Broschüre des Landwirtschaftsministeriums zu entnehmen ist, haben die Dingos in den Jahren zuvor jährlich rund 12.000 Schafe gerissen. Von den anderen Vieharten ganz zu schweigen. Der Zaun soll offiziellen Verlautbarungen zufolge seinen Zweck erfüllen und den Tierbestand schützen, so unscheinbar das Konstrukt auch aussieht.

Weitere 100km weiter nördlich, die Region nennt sich nunmehr South Burnett, sind wir einer weltbekannten Leckerei auf der Spur. Die Stadt KINGAROY hat sich einen Namen für “The Wordwide Best and Freshest Peanuts“ gemacht. Blickfang der Stadtsilhouette sind demnach auch turmhohe Erdnusssilos. Ein 10stöckiges Haus könnte darin Platz finden. Auch auf diesem Gebiet herrscht jetzt im australischen Herbst gerade Erntehochbetrieb. Über das Visitor Information Center entsteht ein Kontakt zu solch einer Peanut Farm, Belvedere mit Namen. Mit seinem Besitzer Nel Schmöker kommen wir schnell ins Gespräch. Er gehört allerdings zu den zahlreichen Erdnussfarmern, die den Nussanbau aufgegeben haben. Heute konzentriert er sich neben dem Anbau vieler anderer Obstsorten auf die Verfeinerung der Nüsse. Der Anbau rentiere sich nicht mehr, erläutert er. Die chinesische Konkurrenz mache zu viel kaputt. So sind seit 1970 von ehemals 170 Erdnussfarmen in der Region heute nur noch 5 übrig geblieben.

Bunya Mountains NP
Bunya Mountains NP

Die Nüsse verfeinern, ergänzt Nel, bedeutet, sie verkaufsfertig zu machen. So werden sie nicht geröstet, sondern gekocht. Ca. vier Minuten schwimmen je 5kg in siedendem Fett. Dazu benutzt er reines Pflanzenöl. Nach einer Abkühlungsphase werden die Nüsse je nach gewünschter Geschmacksrichtung in einer Drehtonne gewürzt. Die Rezepte der Würzmischungen bleiben sein Geheimnis – wegen der Mitanbieter. Dieser ganze Verfeinerungsprozess nehme nur noch knapp 10% seiner täglichen Arbeitszeit in Anspruch, berichtet der ehemalige Erdnussfarmer. Soweit der industriell-produktive Teil.

Der touristische spiegelt sich im Peanut Van wider. In diesem relativ kleinen, aber weit über die Region hinaus bekannten Verkaufswagen findet der Suchende immerhin mehr als 30 verschiedene und verzehrbare Erdnussvarianten. Von unbehandelt über gesalzen, gekocht, mit und ohne Schale, versehen mit Geschmacksrichtungen wie Curry, Knoblauch, Chilli oder als versüßte Variante mit Honig, Ginger bzw. Butterscotch & Caramel, sie alle schmeicheln den Geschmacksknospen bei einer ausgiebigen Kostprobe.

Von KINGAROY ab richten wir uns wieder südlich aus. Wir durchqueren die prachtvollen Bunya Mountains mit ihrem National Park. Steil und abrupt türmen sie sich bis zu 1.000m in der Ebene auf. Eine sehr enge Straße (not suitable for caravans) windet sich 50km durch dichten Eukalyptuswald mit Steigungen bis zu 25%. So schlagartig, wie die Berge begonnen haben, enden sie auch wieder.

Gleich nebenan, nahe der Siedlung QUINALOW hat es sich in einem ehemaligen Eisenbahntunnel eine Fledermauskolonie gemütlich gemacht. Ein Stück weit können wir in das Tunnelgewölbe eindringen. Dann versperrt uns aus Tiefschutzgründen ein Eisengitter den Weg. Lautstark zu hören sind die Tiere, ihr Flattern nimmt das Auge nur schwerlich wahr in der Dunkelheit, die Nase eher noch den Geruch.

Palms NP mit Flying Fox
Palms NP mit Flying Fox

Der dörflichen Besichtigungspunkte noch nicht müde geht es also weiter, nach COOYAR. In sieben Kilometer nördlicher Entfernung vom Dorf betreten wir den kleinsten Nationalpark Australiens, The Palms National Park. Inmitten dieser trockenen Hügel, durchsetzt von Eukalyptusbäumen ragt dicht an dicht eine Palmenoase gen Himmel. Optisch passt sie in diese Natur wie eine Rose in die Wüste. Die gesamte Parkausdehnung begrenzt sich auf einen 2km langen Rundgang durch dichten, manchmal fast undurchdringlichen Palmenurwald. Eine besondere Tierart hat hoch oben in den Bäumen hier ihre Heimat gefunden. Der Flying Fox / Flughund schaukelt kopfüber, Fledermäusen gleich, zu Dutzenden an den Palmenwedeln.

Mit Fliegen hat auch das darauf folgende Ziel zu tun. In OAKLEY betreibt die Air Force das Australian Army Flying Museum. Besichtigt werden können so gut wie alle Flugkörper, die die Australische Air Force seit WW II in Gebrauch hatte und z.T. auch noch hat, inklusive der modernsten High-Tec-Helicopter.

Nicht so sehr um High-Tec aber doch um Präzision geht es auf dem Black Forest Hill 12km nördlich der Stadt TOOWOOMBA. Wir besuchen das German Grandfather and Cuckoo Clock Centre. Es nennt sich auch das „Haus der 1.000 Uhren“. Wir haben sie zwar nicht gezählt, aber es könnte stimmen. Nicht nur Uhren, original mit Zertifikat im Schwarzwald hergestellt, sind zu besichtigen, sondern alles was deutsch-bayrische Schwarzwaldromantik (und nicht nur die!) ausmacht. Stolz erläutert der Besitzer, dass es sich „um die größte deutsch geprägte Ausstellung außerhalb Europas“ handele. Die Kuckucksuhren beherrschen zwar die Szene. Daneben gibt es aber auch Weihnachtsschmuck, Erzgebirgsengel, bayrische Maßkrüge und CD’s mit Alpenmusik zu bestaunen und natürlich auch zu kaufen.

Als letzte Station gönnen wir uns noch eine kleine Besichtigungstour durch die mittelgroße Stadt TOOWOOMBA. Nicht umsonst trägt sie die Bezeichnung Queensland’s Garden City, so reizend und stilvoll begrünt zeigt sie sich. Ein Parkliegt neben dem anderen. Jeder eine Perle für sich. Überregional bekannt ist das Empire Theatre in der Innenstadt mit bunt gemischtem Programm.

Hauptschwerpunkt der städtischen Besichtigungstour bildet jedoch das Cobb&Co Museum. Wirtschaft braucht Transportmöglichkeiten, dachte sich um 1850 Alfred Deakin und gründete die legendäre Cobb&Co Company. Das Transportunternehmen beförderte mit ihren Kutschen rund 60 Jahre lang Güter und Passagiere in die entlegensten Winkel Queenslands. Besonders die einsamen Siedlungen im Outback bekamen auf diese Weise einen Anschluss an die Wirtschaftsströme. Mit der Geburt des Autos als „Horseless Carriage / Kutsche ohne Pferd“ starb das Transportmittel. Das Unternehmen selbst blieb erhalten und ist weiterhin im „Transportwesen“ tätig. Besonders in MELBOURNE hat es sich einen Namen gemacht als „Luxury Coach Operator / Taxi in Luxuslimousinen“. Der extra ausgewiesene Cobb&Co Drive vollzieht auf historischer Strecke einige der damaligen Transportwege nach.

Cobb&Co Museum
Cobb&Co Museum

Mit dieser Inlandtour haben wir quasi in Hufeisenform Queenlands Hauptstadt BRISBANE umkreist. Nunmehr stürzen wir uns direkt in hauptstädtisches Gewühl. Das Wohnmobil parken wir in einer der westlichen Vorstädte, in IPSWICH, und fahren mit der Vorortbahn bis ins Herz der Stadt.