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60.000km – AUSTRALIEN

koala-mit-jungtier-dscn9496Unsere Reiseeindrücke spiegeln sich nicht nur wider in den zahlreichen Blogs, die wir von unterwegs geschrieben haben, nicht nur in dem Buch, welches im Frühjahr 2017 erscheinen wird. Sondern, wer unsere Australienrundfahrt noch einmal miterleben möchte, der besuche uns doch zu einem oder mehreren der fünf verschiedenen DiaVorträge. kaenguru-dscn1607

Hier ihre Titel:

AUS 1 – Der Grüne Smaragd Australiens – TASMANIEN. 

AUS 2 – Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

krokodil-img_20160510_105541AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern – Australiens Norden

AUS 5 – Durchlöcherte Einsamkeit – Australiens Westen

emu-dscn0230Wann und Wo wir unsere Reiseberichte / Diavorträge (nicht nur über Australien) präsentieren, steht auf dieser Website unter Termine.

Vielleicht treffen wir uns  ja mal auf einer unserer Veranstaltungen.

Bis dann

K&K 53 – Gefrostet und Gefrustet in tropischer Hitze

Mit TOWNSVILLE verlassen wir auch den „trockenen“ Abschnitt der Queensland Tropen.

Palmetum
Palmetum

Nördlich der Stadt beginnt die „nasse“, also regenreichere Region. Statistisch fallen in diesem Queenslandteil bis zu 4.000mm Niederschläge pro Jahr, in Spitzenjahren wie 1950 auch schon mal 8.000mm. Da fallen drei Wochen verregneter Sommerurlaub am Ostseestrand in Deutschland bei rund 700mm jährlicher Gesamtregenmenge doch gar nicht mehr ins Gewicht. Wir werden sehen, was die tropisch nasse Nordqueensland Saison uns bringen wird.

Erst einmal wandeln wir kurz nach TWONSVILLE unter Palmen. Im Palmetum können 60 verschiedene Palmenarten bestaunt werden. Besonders aufpassen sollte man bei einem Rundgang auf herabfallende Kokosnüsse und in den Bäumen hängende Flying Foxes.

Nach etwas mehr als 60km Bruce Highway Strecke schickt uns ein Wegweiser ins Dorf PALUMA. Das Dorf selbst ist hübsch einsam. Vor allen Dingen aber entflieht man hier  inmitten der Great Dividing Range auf 800m Höhe der tropischen Schwüle. Angenehm hinzu kommt dann noch der teilweise fantastische Blick über die vorgelagerte Ebene bis hin zum Pazifik.

Little Creek
Little Creek

Unterwegs gibt es Erfrischendes an der Little Creek Bridge. Der Fluss stürzt kaskadenartig in die Tiefe und bildet dabei viele Felsenpools. Wer kaltes Wasser nicht scheut, kann wie auf einer Wasserrutsche über die glatten Felsen in die einzelnen Schwimmbecken gleiten. Das bringt offensichtlich einen Heidenspaß, denn viele Familien tummeln sich im Wasser. Dieser Umweg auf der Mount Spec Road sollte nicht ausgelassen werden.

Frosty Mango-Jackfruit
Frosty Mango-Jackfruit

Erfrischend geht es auch zu bei frosty mango, einige Kilometer nördlicher direkt am Bruce Highway gelegen. „Have a break and enjoy the tastiest ice cream in Queensland“, lautet das Motto dieses sehr einladenden Cafés. Wir haben es ausprobiert. Der Spruch stimmt! Schade eigentlich nur, dass man nicht alle leckeren Sorten ausprobieren kann wegen  der Kapazitätsbegrenzung des Magens. Für ausgleichende Bewegung sorgt dann hinterher ein Rundgang durch den quasi Obstbaumgarten mit vielen tropischen Obstbaumarten und Palmen.

Einen  weiteren Bewegungsanlass gibt es dann nur 40km nördlicher am Stadtrand von INGHAM. TYTO Wetlands, ein großes Vogelparadies lädt zu einem gut 4km langen Rundgang ein. Von vielen Aussichtsplattformen aus kann die Lagune mit dem dichten, hohen  Schilfgürtel in kurzen Abständen immer mal wieder nach Fotomotiven abgesucht werden. Als am zeigefreudigsten erweisen sich auf den Wiesen am Rand des Feuchtgebiets die Wallabys. Von den ausgewiesenen großen und kleinen Vögeln war zumindest viel zu hören!

Großer Frust kam seinerzeit in diesem quicklebendigen Landstädtchen INGHAM auf, besonders bei dem Zuckerrohrfarmer Dan Sheahan. Das Wort „seinerzeit“ besagt, es geschah im Jahr 1944. Dem ehemaligen einzigen örtlichen Pub war nämlich das Bier ausgegangen. Wie es heißt, hatten amerikanische Soldaten das Pub trocken gelegt („American soldiers drank the place dry!“). Die Reiterstatue mit Farmer Dan auf dem heutigen Lees Hotel erinnert an die Begebenheit. Obendrein verspricht der Besitzer, dass immer genügend Bier vorhanden sei.

Wallaman Falls
Wallaman Falls

Fröhlich, wenn auch feucht wegen der nicht mehr trockenen Regenwaldzone, geht es auch bei uns zu, als wir in den Girringun National Park fahren. Er liegt nur 50km westlich der Stadt, aber bereits wieder in der Great Dividing Range. Als Ziel fahren wir die Wallaman Falls an. Mit 268m Fallhöhe gilt er als Australiens höchster „einstufiger“ Wasserfall. Und in der Tat, spektakulär stürzen die Wassermassen höllisch lärmend in die Tiefe. Mehrere Aussichtsplattformen und ein steiler Wanderweg in die Schlucht garantieren grandiose Aussichten.

Wie gesagt, wir brauchen gar nicht lange zu warten, um eigenhändig die Erfahrung machen zu dürfen, dass wir uns nunmehr im nassen Abschnitt des tropischen Regenwaldes befinden. Es vergeht kein halber Tag mehr ohne heftige Regenschauer. Dadurch erfolgt zwar keine Abkühlung, denn die Luft bleibt bei guten 26°C und mehr. Doch die Luftfeuchtigkeit steigert sich dann schnell von 60% auf 80% und darüber. Einheimische nehmen solche Schwankungen gar nicht mehr zur Notiz, lässt man uns wissen. Das ist normal, darüber wird nur auf Nachfrage geredet. Also lassen wir das Thema lieber ruhen.

Vielen Australiern ungut in Erinnerung bleibt der heftige Cyclone Yasi aus dem Jahr 2011. Mit voller Wucht traf er das Küstenstädtchen CARDWELL, rund 60km nördlich von INGHAM. Umso erstaunlicher, wie rasch und vor allen Dingen wie ansprechend die vom Zyklon völlig zerstörte Seepromenade wieder hergerichtet wurde. Eine Dokumentation im InfoCenter legt Zeugnis davon ab. Und auch diese i-site bildet eine gelungene Einheit mit einem Museum, hier das Rainforest & Reef Center, welches seinen thematischen Schwerpunkt auf die gegenüber der Stadt liegende Nationalparkinsel Hinchinbrook legt.

Tully-Golden Gumboot
Tully-Golden Gumboot

Weitere 100km nördlich auf dem Bruce Highway erreichen wir die Kleinstadt TULLY. Berühmtheit hat sie erlangt, als hier 1950 gut 8.000mm Regen fielen. In mehreren anderen Jahren waren es auch nicht viel weniger. Wer nachempfinden möchte, was 8m Regenhöhe bedeuten, besteige den Golden Gumboot in der Zentrumsmitte. Die Aussichtsplattform dieses Stiefel-Denkmals liegt genau auf 8m Höhe.

Auch von hier aus lohnt ein Abstecher ins Hinterland, in den Tully Gorge National Park. 45km führt die Straße (Sackgasse) durch die Schlucht des Tully River, an deren Ende ein großes Wasserkraftwerk liegt.

Tully Bananenplantage
Tully Bananenplantage

Viel interessanter als die Tour durch den landschaftlich sehr ansprechenden Canyon finden wir die am Wegesrand liegenden unendlichen Bananenplantagen. Mehr als 20km führt die Straße durch sie hindurch. Jetzt in der Haupterntezeit (Mai) herrscht reges Treiben auf den schlammigen Feldern. Hin und wieder lädt eine Plantage auch zum Besuch ein.

Paronella Park
Paronella Park

 

The Story of A Spaniard’s Dream lautet der Titel zur nächsten Episode. Richtig heißt der Besichtigungsdiamant Paronella Park, unweit der nächsten nördlichen Ortschaft INNISFAIL gelegen. Der emigrierte Spanier José Paronella hat sich im unzugänglichen Regenwald seinen Traum von einem Märchenschloss erfüllt. Neuschwanstein lässt grüßen. Nachdem der Canyon eines Flusses mit 20m hohem Wasserfall gerodet war, ließ José dort in etwa 7.000 neue Bäume anpflanzen. Ein Schloss, eine „Allee für Verliebte“, ein Tunnel für „Verliebt Fortgeschrittene“ sowie zahlreiche Springbrunnen und heimelige Gartenhäuschen zierten in den 1930ger / 1940ger Jahren dann das Gelände. Eigentlich waren Schloss und Anlagen als Geschenk für seine Frau gedacht. Es gab kein happy end. José verstarb zu früh, ohne die Vollendung seines Traumes erleben zu dürfen.

Paronella Park
Paronella Park

Heute lädt der Paronella Park Besucher zur Besichtigung ein. Die geführten Touren (ca. 45 Minuten) sind ihr Geld wert, denn jeder kann danach oder auch vorher weiter nach Herzenslust durch das verwinkelte Parkgelände streifen. Obendrein beinhaltet die Eintrittskarte auch noch eine freie Übernachtung auf dem benachbarten Campingplatz (jede zusätzliche Übernachtung müsste dann natürlich bezahlt werden.) Als weitere Zugabe wird eingeladen zur Nachtführung. So erleben wir den Park dann noch einmal wie eine geschickt illuminierte Feengrotte mit verzaubertem Märchenschloss. Man muss sich darauf innerlich wie äußerlich nur einlassen wollen.

Paronella Park
Paronella Park

Doch das Märchen zeigt auch Schattenseiten. Nicht für den Besucher, aber für seinen Betreiber. Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit nagt arg an der Bausubstanz. Der Wildwuchs des tropischen Regenwaldes kann kaum gebändigt werden. Und so steht unausgesprochen aber doch merklich die Frage im Raum, ob man dieses Prunkstück mit unermesslich zähem Aufwand und schwindelerregenden Kosten erhalten kann oder schließlich dem regenreichen Urwald überlassen muss. Bei der zweiten Lösung wäre die Welt um ein naturelles und kulturelles Schmuckstück ärmer.

Wir schauen mehr oder minder nur um die Ecke und gelangen zum Wooroonooran National Park. Hier betreiben Angehörige des Aborigines Stammes der Mamu, im joint venture mit dem Paronella Park, den Mamu Tropical Skywalk.

Mamu Skywalk
Mamu Skywalk

Nach 1.000m gewundenem Pfad spazieren wir dann auf einem langen boardwalk über dem dichten, fast undurchdringlichen Laubdach des Regenwaldes. Zusätzlich schiebt sich ein 40m langer, frei schwebender Steg über die Baumkronen. Am Ende der Wanderung erklettern wir schließlich noch den 40m hohen Aussichtsturm, um einen noch ausgedehnteren Rundblick über das grüne Paradies genießen zu können.

Josefine Falls
Josefine Falls

Am Nordende des Wooroonooran National Park blicken wir erneut tief in den Regenwald hinein, nämlich zu den Josefine Falls. Auch hier folgen wir erst einem 2km langen, gut ausgebauten Wanderweg, um die rauschenden Wasser dann über glatt gehobelte Felsen in die Tiefe fallen zu hören und zu sehen. Setzen wir noch einen weiteren Wasserfall oben drauf, The Bebinda Boulders. Tief hat sich das ewig fließende Wasser in Millionen Jahren in die Felsen eingekerbt, so dass wir nunmehr riesige Felsblöcke (=boulders) als Canyon-Begrenzung bestaunen dürfen.

Alle Attraktionen, etwas abseits der hauptsächlichen Touristenströme gelegen, erachten wir als erholsame Oasen im nahtlosen „Beach & Dive Adventure -Treiben“ der Küstenorte.

Kehren wir zurück nach INNISFAIL, rund 100km südlich von CAIRNS. Hier ist das einzige National Sugar Cane Museum angesiedelt. Wer Geschichte und Entwicklung dieses für Australien so wichtigen landwirtschaftlichen Industriezweiges erfahren möchte, der nehme sich zwei bis drei Stunden Zeit für einen Museumsbesuch. Er lohnt sich.

Cairns-Tourboats
Cairns-Tourboats

Somit erreichen wir schließlich nach vielen kleinen attraktiven Zwischenstopps  Australiens viertgrößte Stadt CAIRNS. Ob die Stadt schön, einladend oder sonst wie anziehend wirkt, bleibt Geschmacksache. Die südliche Einfahrt in die Metropole erweist sich erst einmal als heftig von Industrie geprägt. Die kleine City am Ufer der Trinity Bay präsentiert sich allerdings erheblich freundlicher und verlockender.

Cairns Harbour Sunset Cruise
Cairns Harbour Sunset Cruise

Mit der einsetzenden Abenddämmerung macht ein Angebot am Reef Fleet Terminal  besonders neugierig, nämlich das der Sunset Harbour Cruise.(www.cairnsharbourcruises.com.au) 90 Minuten soll dem immer gegen 18 Uhr einsetzenden Sonnenuntergang entgegengefahren werden. Nach kurzem Überlegen lassen uns nieder auf dem Oberdeck des Katamarans und werden verwöhnt mit Gratisdrink, Snacks (hier „nibbles“ genannt) und einem lauen Abendwind. Fast lautlos gleiten wir durch die verschiedenen Hafenarme, vorbei am Cruise Terminal, durch den Industriehafen und den militärischen Kais der Marine. Doch anschließend kommt der schönere Teil. Glücklicherweise reißt der Himmel auf. Über den angrenzenden Regenwaldbergen färbt sich der Himmel rosa, als wir in weitere Seitenarme einfahren. Hier herrscht jetzt nur noch grüne, ungezähmte Natur. Mangrovenwälder sind das Markenzeichen. In weniger als 20 Minuten sind wir von absoluter Dunkelheit umgeben. Inmitten dieser tiefschwarzen, absolut geräuschlosen Stimmung schaltet der Kapitän einige helle Bordscheinwerfer ein. So erstrahlt die undurchdringliche Mangrovenwelt in einem schon mystischen Glanz. Jedes Gespräch verstummt bei diesem Anblick. Augen und Seele saugen nur noch auf. Allmählich entkommen wir der totalen Finsternis wieder. Am Horizont, Richtung Meer tauchen die Lichter der Stadt wieder auf. Bevor wir zum Anlegeplatz zurückkehren, erstrahlt die Uferpromenade noch einmal in ihrer vollen Pracht der kunstvollen Beleuchtung, Fazit: eine gelungene harbour cruise, die weit über das Maß des Üblichen hinausgeht.

Cairns by Night
Cairns by Night

 

CAIRNS hätte aber sicherlich nicht eine Top- Reputation in der Welt des Tourismus erlangt, wenn es nicht als DAS Einfallstor für ungezählte Attraktionen im nördlichen tropischen Queensland sowie als DER Ausgangshafen für Exkursionen ins Great Barrier Reef wäre. Unter mehr als 600 Angeboten kann in dieser Stadt ausgewählt werden. Das bedeutet in der Tat die Qual der Wahl, denn alle klingen doch sehr appetitanregend. Wir stellen uns dieser Qual und berichten später über das Wahlergebnis.

K&K 51 – Kontraste

Kontrastreicher geht es nun wirklich kaum noch. In jüngster Vergangenheit waren wir eingehüllt in den ewigen Staub des Outback. Outback DSCN2756Nunmehr umzingelt uns das ewige Grün der tropischen Capricorn Coast. Die Dividing Range (frei übersetzt: teilender Gebirgszug) dieses rund 2.000km lange Nord-Süd-Gebirge hält, was er verspricht als Wasserscheide. In zwei Welten teilt sie den Kontinent. Jeder Teil lebt im Überfluss: Im Osten herrscht Überfluss an üppigem Grün und unablässiger Wasserzufuhr, im Westen dagegen Überfluss an Windhosen und gnadenloser Trockenheit.

Östlich des Trenngebirges bleibst du, von wenigen Städtchen abgesehen, allein mit der Natur und dem Wildlife. Westlich findest du kaum einen Platz zum Alleinsein. Der Meerestourismus zieht Heerscharen von Besuchern an, selbst jetzt in der Zwischensaison (shoulder season). Die einzelnen Outbackorte liegen oftmals mehrere hundert Kilometer verstreut voneinander entfernt. Anders im Osten: Durch die Küstenbebauung bleiben Ortsgrenzen vielfach unbemerkt. Die Orte verschmelzen ineinander. Hier: Outback Nationalparks haben teilweise die Ausdehnung eines Flächenlandes. Dort: Im Küstenbereich sind sie vielfach nicht größer als ein besserer Stadtpark. Der Ruhe des Outbacklebens steht die touristische Hektik in den küstennahen Urlaubsorten gegenüber.Tropiche Ostküste DSCN3013

Persönlich erleben wir einen zusätzlichen Kontrast ganz anderer Art. Unser so heiß geliebtes Freedom Camping muss notwendigerweise unterbrochen werden, sprich wir müssen doch einmal einen Campingplatz aufsuchen. Ursache dafür sind nicht die unsäglich vielen „No Overnight Camping“ – Schilder in den Urlaubsorten. Ein abgelegenes Plätzchen an einem Showground oder bei einem Sportplatz findest du immer. Aber wenn die Gasversorgung des Kühlschranks sich abmeldet, dann bleibt eben nur eine 230V Stromquelle für die Kühlung. Oder der Motor läuft ununterbrochen und den Kühlschrank  auf 12V Batterie laufen lassen. Auch nur eine suboptimale Lösung!  Ohne nächtliche Kühlung der Lebensmittel jedoch, könntest du diese bei den herrschenden tropischen Temperaturen am nächsten Morgen in den Mülleimer werfen. Da heißt es dann schnell einen Reparaturservice finden. Davon gibt es hier glücklicherweise genügend Angebote mit direktem Service auf einem Campingplatz.

So wird auch unserem Kühlschrank recht schnell geholfen, da es zum Glück kein irreparabler Blackout war.

Der zivilisierte Aufenthalt hat auch sein Gutes, denn wir können die strengen Regeln für „Party auf dem Campingplatz“ studieren. In der entsprechenden Broschüre unseres Campgrounds in der Nähe von ROCKHAMPTON steht zu diesem Thema zu lesen: „ Wir möchten, dass jeder Gast seinen Aufenthalt auf unserem Platz wirklich genießen kann…. Demnach, die Regeln für Partys, die länger als bis 22 Uhr gehen, sind ganz einfach: Der Partyausrichter muss lediglich sicherstellen, dass jeder C-Platzbewohner persönlich zur Party eingeladen wurde und die Einladung auf Kosten des Gastgebers auch angenommen hat. Die gefühlvollere und preiswertere Alternative besteht darin, dass Nach-22-Uhr-Partys irgendwo anders stattfinden. So kann sich jeder seiner Nachtruhe erfreuen“ Ja, so geht es auch!

Frisch vom Feld
Frisch vom Feld

Und somit können wir nunmehr nach erfolgreicher Reparatur und ungestörter Nachtruhe die Tour und ihre Berichterstattung darüber fortsetzen.

ROCKHAMPTON hüllt sein Flair in folgenden Spruch: „Rocky, where the hats, boots and utes are big ….. but the bulls are even bigger / Rocky, wo Hüte, Stiefel und Geländewagen groß sind…doch die Stiere bleiben eben immer noch größer“. Sicherlich ein passender Werbespruch für Australia’s Beef Capital. Die Statistik weist aus, dass in einem 200km Umkreis 2,5 Millionen Stück Rindvieh grasen sollen. Optisch wird die Stadt diesem Ruf gerecht, durch sieben Bullenstatuen, von jeder dort lebenden Rasse  ein Exemplar. Der entsprechende Bull Trail geht kreuz und quer durch die Stadt.

Doch die geschäftige Stadt hat mehr zu bieten. Am Nordrand des Ortes lockt das Freilichtmuseum Heritage Village, welches in meistens noch Originalbauten die regionale Geschichte der vergangenen 150 Jahre beleuchtet.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich Australiens größtes Aboriginal Culture Center. Das Gelände selbst ist riesig, einige Gebäude oder auch künstliche Höhlen mit imitierten Aboriginal Felszeichnungen sind zu besichtigen, sowohl als geführte Tour (90Min) wie auch eigenständig. Doch offensichtlich mangelt es dem Kulturzentrum an interessierten Besuchern. Um die Mittagszeit waren wir die einzigen Gäste.

Die Stadt läuft fast über vor herrlichen Parks an den Ufern des mächtigen Fitzroy River. Stutzig machen uns allerdings Warnhinweise, nicht zu eventuellen Überflutungen, sondern auf Krokodile, die sich im Fluss und an den mit hohem Gras bewachsenen Ufern häuslich eingerichtet haben sollen. Erstaunlich, dass dann gleich auf der anderen Seite des Wanderweges die städtischen Sportanlagen errichtet wurden.

Rockhampton-Vorsicht
Rockhampton-Vorsicht

Gelungen erscheint uns die Kombination von Botanischem Garten und Zoo. Die beiden Parks liegen fast im Stadtzentrum. Der eine quillt über vor tropischer Pflanzenwelt. Den anderen könnte man zwar klein nennen, beherbergt aber doch viele unterschiedliche Tiere Australiens. Die Stadt erlaubt sich den Luxus, keinen Eintritt für den Besuch des Zoos zu nehmen, eine generöse Geste.

Pferderennen DSCN3070Ebenso freigiebig zeigt sich der Leiter Öffentlichkeitsarbeit des Rockhampton  Racecourse. Für seine „German Friends“ spendiert er uns zwei Eintrittskarten für das Galopprennen. Sechs Rennen werden insgesamt ausgetragen, eines spannender als das andere. Bei den Wettanlegern steigt wohl jedes Mal der Adrenalinspiegel kurz vor dem Zieleinlauf. Wir können es ruhiger betrachten, besonders auch, weil wir Teile des Rennnachmittags von der erhöhten Reporterkabine aus erleben dürfen. Natürlich verknüpft der Marketingleiter seine noble Geste mit der Hoffnung, um nicht zu sagen Erwartung, dass wir später auch darüber berichten. Diesem Wunsch folgen wir gern. Und lehnen auch die Einladung nicht ab, direkt vor der Rennbahn auf einer großen Wiese mit unserem Wohnmobil Overnight Parking zu machen.

18 Uhr
18 Uhr

So verlassen wir nach zwei Tagen am nächsten Morgen ROCKHAMPTON,  angefüllt mit den unterschiedlichsten Impressionen dieser überraschend attraktiven Stadt.

Ein 40km langer Tourist Drive führt uns an die nordwestlichen Strände zu den Orten EMU PARK und YEPPOON. Der letztere präsentiert sich als der lohnenswertere, sowohl vom Ortsbild als auch von den Stränden her. Auf dem Weg dorthin nehmen wir einen kurzen Umweg zur Koorana Crocodile Farm. Den Umweg hätten wir uns sparen können, denn aus unserer Sicht lohnt ein Besuch nicht so recht, trotz der angekündigten 3.000 Krokodile. Wir gewinnen eher den Eindruck eines unaufgeräumten Müllplatzes mit einigen Sumpfkuhlen. Da schenken wir uns doch lieber den stolzen Eintrittspreis von 30 AUD pro Person.

Flying Foxes
Flying Foxes

Unangekündigt und ohne Eintritt werden wir hingegen Zeugen eines anderen Naturspektakels. In einem Wald von Feigenbäumen bei YEPPOON baumeln kopfüber tausende von Flying Foxes. Sie hängen dort so bewegungslos, dass man sie gar nicht bemerkt, wenn man die Stelle nicht kennt. Plötzlich flattern sie im Schwarm unter lautem Gekreische auf. Was hat diese eigentlich nur nachtaktiven Quasi-Fledermäuse dazu getrieben? Zwei Habichte auf der Suche nach Beute durchkreuzen immer wieder den Schwarm. 10 Minuten später hängt alles wieder ruhig wie gehabt. Wir haben allerdings nicht gezählt, ob auch alle wieder an ihrem Platz hängen.Flying Foxes DSCN2935

Auf dem Weg ins nördliche MACKAY folgen wir überwiegend dem Bruce Highway / HWy 1. Nach 20km biegen wir Richtung Küste ab zum Mt Etna Caves National Park. Wir wollen einen Blick in die Hochzeitshöhle werfen. Offiziell wird sie Capricorn Cave genannt, die volkstümliche Bezeichnung trifft jedoch eher zu. Zur Besichtigung der Gewölbe bleiben wir überirdisch, denn sie ist verborgen in einem immensen Berg aus Sandstein. Was allerdings nicht daran hindert, dass wir häufig treppauf treppab durch die engen Gänge geschleust werden. Nach rund 20minütigem Fußmarsch erreichen wir sie, die Hochzeitskathedrale.

Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang
Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang

Ihr turmhohes Gewölbe sieht nicht nur aus wie eine Kirchenkuppel. In der Decke zeigt sich das Bild eines Kirchenfensters. Zumindest ähnelt die Felsplatte mit ihrer Maserung einem solchen. Kurz darunter schimmern Konturen, die aussehen wie ein Altarbild „Jesus am Kreuz“. Alles ist jedoch ausschließlich naturelles Felsgebilde. Auf einer Kathedralenseite hängt der Glockenstrang, glaubt man. Nichts dergleichen! Die Wurzel eines Baumes hat sich durch den Stein gefressen und gibt nunmehr ein solches Fantasiegebilde ab. Also wurde der Felsenhohlraum zu einer echten, aktiven Kirche umgestaltet, die auch gleichzeitig als Konzertsaal genutzt wird. „Opera in the Underground“ lautet das Motto.

Sehr angetan von dieser Besichtigungsperle setzen wir unsere Tour fort bis SARINA (70km nordwärts). Dort wollen wir ein „süßes Geheimnis“ erklärt bekommen. Kilometer um Kilometer fahren wir durch Zuckerrohrfelder. Wir sind in einer Region mit der drittgrößten Zuckerproduktion Australiens. Da bietet sich ein Besuch im Sarina Sugar Shed geradezu an. „From the field onto the table / Vom Feld auf den Tisch“ ist die Führung durch die Zuckerraffinerie überschrieben.

Rohrzuckerfelder in den Peak Downs
Zuckerrohrfelder in den Peak Downs

Deutlich wird besonders, wie kompliziert der Gewinnungsprozess aus dem Zuckerrohr über den Rohzucker bis zum genießbaren Zucker sich darstellt. Vieler Arbeitsgänge bedarf es, bis wir das Produkt genießen können.  Aber am Ende der Lehrstunde können wir ausgiebig abschmecken, in flüssiger Form als Syrup oder auch Likör und Schnaps oder in fester Konsistenz. Als i-Tüpfelchen wird dann noch eine große Portion Zuckerwatte kredenzt.

Aus dieser gefühlten Unendlichkeit der Zuckkerrohrfelder taucht alsbald der riesige Kohle- und Ölhafen der Stadt MACKAY am Horizont auf. Was zunächst nach eventuell wenig attraktiver Industriestadt riecht, entpuppt sich bald als pittoreskes, anziehendes Art Deco Stadtbild, dessen Mittelpunkt die Art  Space bildet, eine regionale Gemälde Galerie in der City. Mackay-Art Space.

Mackay-Art Space
Mackay-Art Space

Man hat sich etwas gegönnt und der Kunst ein großes Areal zugestanden. Besonders beeindruckt hat uns dabei die temporäre Gemäldeausstellung der Tiwi People. Beheimatet auf der nördlich von DARWIN gelegenen Melville Island, stellen dort neun Künstler ihre Aboriginal Kunstwerke in traditionellen Formen und Farben aus.

MACKAYS Stadtkern selbst liegt nicht unmittelbar am Meer sondern rund 15km im Landesinneren. Dort an der Küste aber löst eine Ferien- bzw. Neusiedlung die andere ab. Meist um ein Kap oder einen Point gruppiert, konkurrieren die Villen nur so miteinander. Von Palmen gesäumte Straßen stehen für das charakteristisch tropische Ambiente. Wie nennt sich Queensland auch außer Sunshine State? Richtig – Holiday State!

Eungella NP
Eungella NP

Am Ende dieser Etappe richten wir unser Augenmerk noch einmal auf nahe Naturparks. In der zweiten Hügelkette, nach Durchquerung der Peak Downs Ebene mit ihren gigantischen Zuckerrohrfeldern, erreichen wir nach 80km  den Eungella National Park. Hoch oben auf 700m spüren wir nichts mehr von der hohen Luftfeuchtigkeit in Meeresnähe. Die Temperaturen pendeln sich bei 22°C ein. Sehr angenehm gerade auch fürs Wandern, denn wir wollen zum Finch Hatton Gorge mit seinen Araluen Cascades. Der Wanderweg führt durch dichten Palmen- und Farnwald, bevor er steil abfällt in die Schlucht hinunter. Donnernd rauschen die Wassermassen ins Tal und verlieren sich dann irgendwo im tief eingekerbten felsigen Flussbett.

Eungella NP
Eungella NP

Quasi zurück an die Küste geht die Strecke dann zum Cape Hillborough National Park. Das dieses Kap umfließende Meereswasser gehört bereits zum Great Barrier Reef Marine Park mit den ausgedehnten Mangrovenwäldern. Ein entsprechender Boardwalk erschließt dem Wanderer dieses Naturspektakel.  Bekannt sind Park und dazugehöriger Strand aber besonders, weil sich dort bei Sonnenauf und –untergang Wallabies direkt bis auf den Strand wagen.

Nördlich vor uns auf dem künftigen Tourabschnitt besuchen wir  so bekannte Touristenorte wie TOWNSVILLE, die Strandparadiese AIRLIE BEACH oder SHUTE HABOUR. Darüber dann im nächsten Bericht.

K&K 43– Zurück ins Grün

Nach dem Besuch von PETERBOROUGH ändert sich natürlich nicht gleich die Landschaft, auch wenn die Pazifikküste als Ziel angestrebt wird. Outback bleibt Outback. Aber es ändert sich mal wieder der Bundesstaat. 250km auf einsamer Route, dem Barrier Highway, und wir kehren zurück nach New South Wales, unserem früheren Ausgangspunkt. Das Betreten dieses Bundesstaates geht glücklicherweise ohne Quarantäne Kontrolle vor sich. Also, alles Obst und Gemüse kann mitgenommen werden.

Broken Hill
Broken Hill

Kurz hinter der State Border steuern wir eine World Cultural Heritage Stadt an, BROKEN HILL. Sie ist wegen ihrer Pionier- und besonders Bergbaugeschichte als zu erhaltenes Kulturdenkmal ausgewiesen. Doch bevor wir darüber berichten, zunächst einmal eine Kuriosität am Rande.

Der Übergang von South Australia (SA) nach New South Wales (NSW) bedeutet auch eine neue Zeitzone. Von Westen kommend müssen die Uhren um 30Minuten vorgestellt werden. Nicht so in BROKEN HILL. Asterix’ gallisches Rebellendorf nacheifernd, bleibt die Uhrzeit die gleiche wie in SA. Der Grund liegt einfach darin, dass sich BROKEN HILL von der Landesregierung NSW  in SYDNEY nicht ausreichend gewürdigt  und schlecht behandelt fühlt. So wurde vom Stadtrat kurzerhand beschlossen, sich stärker an SA anzulehnen, z.B. durch die Zeitzone. Darüber hinaus gibt es eine einseitige BROKEN HILL Erklärung, dass die Stadt nicht zu NSW gehört bzw. gehören will.

Broken Hill City Center
Broken Hill City Center

Dem Besucher kann dieser Dauerstreit egal sein. Ihn interessiert eher die UNESCO – Komponente, was den Ort so erhaltenswert macht. Als Zentrum des auch heute noch aktiven Silberbergbaus blicken Stadt und Region auf eine spannende Geschichte, die  nicht erst mit der europäischen Besiedlungsepoche begann ,sondern geologisch geschätzte 200 Millionen Jahre früher. Damals soll das riesige Great Artesian Basin explodiert sein, woraufhin der Barrier Hill entstand. Die Vulkantätigkeiten setzten dann die sogenannten Gold-und Silbererdschichten frei. Die heutige Menschheit darf von dieser erdgeschichtlichen Veränderung nunmehr profitieren. In dem Stadtnamen BROKEN HILL ist diese Umwälzung enthalten. 1907 wurde der heute 30.000-Seelen-Ort offiziell zur Silver City gekürt.

Broken Hill Miners Memorial
Broken Hill Miners Memorial

Eine gigantische Abraumhalde und die nicht viel kleinere Tagebaumine beherrschen das Stadtbild. Bei der Ortseinfahrt erblicken wir sofort den Schriftzug Underground am Haldenhang. Gut 130m können wir per Auto auf die Halde fahren. Neben dem fantastischen Rundblick auf Stadt und Umgebung lockt der Besuch des Line of Lode Miners Memorial. Vom äußeren Erscheinungsbild her kommt es einer langgestreckten Kathedrale gleich, ähnlich der Eismeerkathedrale in Tromsö. Doch es gibt kein wirklich Inneres. Die Enden bleiben offen. Links und rechts an den Innenwänden sind Grabplatten montiert, jede versehen mit einer weißen Rose. Auf der Grabplatte sind eingraviert der Name und die Lebensdaten des Minenarbeiters, das Datum seines tödlichen Arbeitsunfalls, wo bekannt, auch dessen Ursache. Insgesamt 900 Gedenktafeln seit 1883. Schlicht aber beeindruckend.

Um stets genügend Arbeitskräfte in diese Einsamkeit zu locken, geben Stadt und Unternehmen sich viel Mühe. Neben verschiedenen schönen Parks lockt ein ebenso anziehendes Schwimmbad. Die historische Innenstadt trägt ebenso beträchtlich zur Wohlfühlatmosphäre bei. Der städtische Terminkalender für kulturelle, sportliche und sonstige Veranstaltungen ist prall gefüllt. Zufällig besuchen wir BROKEN HILLL am Wochenende der St. Patrick Pferderennen.  Das national irische Grün prägt das Stadtbild, die Bewohner haben sich entsprechend herausgeputzt.

Wer tiefer in die Bergbaugeschichte einsteigen möchte, dem empfehlen wir eine Day Dream Mine Tour und das Silver City Mint & Art Center.

Nun sind die Minenschächte nicht ausschließlich in und um BROKEN HILL gruppiert. Es gibt weit entfernte Arbeits- und Wohnsiedlungen, in die man nach vielen Stunden Fahrtzeit nur per Allradfahrzeug gelangt. Hierin fährt kein Bus mehr, geschweige denn ein Schulbus. Um aber auch diese Kinder beschulen zu können, hat man in BROKEN HILL eine School on the Air eingerichtet. Die Kinder werden per e-mail, Bildschirm und Videokonferenz fernunterrichtet. Interessierte an dieser Pädagogik können gern einmal nach Voranmeldung an solch einem Unterricht teilnehmen (www.schoolair-p.schools.nsw.edu.au)

Keine noch so friedliche Idylle bleibt ewig ungetrübt. Auch hier müssen wir einen Wehmutstropfen einfügen. Die Stadt leidet heftig unter Trinkwassernot. Der die Region durchfließende Darling River hat nicht erst seit diesem Sommer einen sehr niedrigen Pegelstand. Die entsprechenden Wasserreservoire konnten und können sich nicht mehr richtig auffüllen. Der hohe Wasserverbrauch für den Bergbau trägt sein Schärflein dazu bei. In der Konsequenz unterliegt BROKEN HILL einer Wassernotstandsregelung der Stufe 3, der höchsten. Verbote für Rasensprengen, Autowaschen oder ausgedehntes Duschen sind unter diesem Aspekt kaum noch erwähnenswert.  Die gegenseitigen Beschuldigungen, wer wann zu viel verbraucht hat, schlagen in der australischen Presse hohe Wellen, nicht nur in der regionalen.

Pink Kakadu
Pink Kakadu

BROKEN HILL sieht sich in der stiefmütterlichen Behandlung durch die NSW-Regierung bestätigt. Die Zentrifugalkräfte in Richtung South Australia- Zugehörigkeit legen noch ein paar Umdrehungen zu.

Wir erhöhen die Umdrehungen ebenfalls, aber in puncto Idylle. Im stadtnahen Umfeld von BROKEN HILL   lohnen zwei Ausflüge. Der eine führt ins 12km entfernte SILVERTON. Dieses 200-Einwohner-Künstlerdorf mit seinen hügeligen Sandstraßen beherbergt nicht nur ein Minenmuseum und zahlreiche Gemäldegalerien, sondern auch zwei außergewöhnliche Sammler. Mad Max 2 nennt sich der eine. Er sammelt alles, was komisch ist, besonders ausgefallene Automarken. Der andere stapelt eine Nummer tiefer und hat sich auf Fahrräder spezialisiert. Beide Sammleroriginale sind aber bestimmt das letzte, was man in dieser einsamen, unwegsamen Gegend erwartet und gebrauchen kann.

Und gleich hinter dem Dorf beginnt der Mundi Mundi National Park. Er ist eigentlich nichts weiter als eine Kopie der Nullarbor Plain, nur noch etwas krüppeliger und trockner. Vom nahe gelegenen Outlook aus verliert sich der Blick schnell in der rot-grünen Unendlichkeit.

Broken Hill Sculptures Hill
Broken Hill Sculptures Hill

Der zweite Ausflug führt zur 15km außerhalb liegenden Living Desert Reserve. Auf den ersten Blick ein wüstenhaftes Naturschutzgebiet wie jedes andere auch. Auf den zweiten ein künstlerischer Edelstein. Auf dem Living Desert Sculpture Hill, ca. 2km vom Parkplatz entfernt, haben internationale Künstler massive Steinskulpturen kreiert und alle auf der relativ engen Hügelkuppe platziert. Der Kunstgenuss wird besonders intensiv abends beim glutroten Sonnenuntergang, wenn einzelne Kunstwerke  rosa bis rote Sonneneinstrahlung reflektieren. Die Mühen des Aufstiegs geraten bei solchem Kunstgenuss schnell in Vergessenheit. Aber für den Rückweg sollte man eine Taschenlampe mitnehmen.

Bis zur „Rückkehr ins Grün“, sprich zunächst bis zum Gebirgszug Great Dividing Range unweit der Pazifikküste sind noch viele hundert Kilometer durch das Outback zurückzulegen. Der Weg dorthin nennt sich Mining Trail. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich die kleinen aktuellen und ehemaligen Bergbaustädtchen aneinander, wie z.B. WILCANNIA, COBAR oder NYNGAN. Die erste und dritte Siedlung leben von der Geschichte und sind gut für einen Tankstopp.

Cobar Goldmine
Cobar Goldmine

In der zweiten gibt es eine aktive Goldmine zu besichtigen. 600m tief kann man von einer Aussichtsplattform aus, The Peak Gold Mine Outlook, in die Tiefe schauen, ein anschauliches Beispiel mit Einblick.

Über COOPER PEDY haben wir im vorherigen Kapitel berichtet. Coober Pedy en miniature gibt es auf einem kleinen nördlichen Umweg vom Mining Trail aus. In WILCANNIA zweigt eine knapp 100km lange geteerte Straße nach WHITE CLIFFS ab. Auf mehrere Hügel verteilt erscheinen nach gut einer Stunde Fahrzeit mitten in der Wüste am Horizont einige Häuser, Wassersilos und Bohrtürme. Fast gespenstisch flimmern sie in der Hitze. Wie in Coober Pedy wird auch hier nach dem Opal Edelstein geschürft. Und schließlich, wie in Coober Pedy, haben sich die knapp 200 Einwohner oftmals wegen der Gluthitze in Höhlenwohnungen zurückgezogen.

White Cliffs Outback Abendstimmung
White Cliffs Outback Abendstimmung

Bei unserer Fahrt dorthin und von dort zurück hat sich unser Tierfilmensemble neben unzähligen Kängurus und Emus noch um Fuchs und Adler erweitert. Besonders in den frühen Abend- bzw. Morgenstunden freut sich der Fotograf über zahlreiche Motive. Aber Vorsicht: Geschwindigkeit drosseln! Die vielen überfahrenen Kängurus und Emus sprechen Bände und locken Heerscharen von Krähen an.

Back O‘ Bourke oder „If you know Bourke, you know Australia“. Der erste Ausspruch bedeutet nichts anderes als „in the mddle of nowhere / mitten im Nirgendwo“. Die Ortsbestimmung trifft zu. Hier triffst du kein Mietwohnmobil mehr, vielleicht mal einen Wohnwagenanhänger eines Einheimischen. Die Zugangsstraßen sind so gut wie leer gefegt.  Mindestens 160km von jeglicher Siedlung, geschweige denn Stadt entfernt, genießt die Kleinstadt BOURKE, nördlich von COBAR, erstaunlicherweise ein lebendiges Eigenleben. Keine Wüsteneinöde wird in ihr spürbar. Blitzsauber präsentiert sie sich. Quicklebendig zeigt sich die Einkaufsstraße mit einem unerwartet reichhaltigen Angebot. Sie könnte als Musterstadt für andere Outbackgemeinden dienen. Als besonders beeindruckend erweist sich das Back O‘ Bourke Exibition Center, welches die Historie der Stadt und der Region intermediär von allen Seiten beleuchtet.

Bourke auf dem Darling River
Bourke auf dem Darling River

Und warum nicht in Form eines Kombitickets gleich eine 60-minütige Raddampferfahrt auf dem Darling River mitbuchen? So ruhig und beschaulich gleitet die Outbacklandschaft dabei an dir vorbei, dass du Outback-Stimmung pur erlebst. Verwundert fragen wir den Kapitän nach den Gründen der oben geschilderten Trinkwassernot in BROKEN HILL. Seine Antwort fällt knapp und eindeutig aus: „Menmade / von Menschenhand gemacht! Die können alle nicht mit Wasser umgehen. Außerdem haben sie sich durch die Stauseen und Dämme menschlichem Handeln ausgeliefert. Hier regelt alles die Natur.“

Und kennt man Australien wirklich, wenn man BOURKE kennt, wie der bekannteste australische Dichter Henry Lawson (1867-1922) behauptet? Wir lassen die Antwort offen, haben bereits vieles in Australien erlebt und werden sicherlich noch vielem Nicht-Bourke-Typischem begegnen.

Weiter geht es der grünen Natur entgegen. Rund 250km südöstlich von BOURKE rollen wir in DUBBO ein. Hier sprudelt schon mal wieder Nicht-Outback-Leben, was unter anderem an grünen Rasenflächen sichtbar wird. Den Augen und ihrer Suche nach Farbe tut dieser Anblick gut. Sicherlich quillt DUBBO nicht über vor Sehenswürdigkeiten. Aber wenn man schon einmal dort ist, sollte ein Besuch im Old Dubbo Goal  (historisches Gefängnis) nicht ausgelassen werden. Nicht unbedingt Erfreuliches erfährt und erblickt man hier. Zellen, Dunkelkammern für Isolierhaft und ehemalige Hinrichtungsstätten sind nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, aber ein wichtiger historischer Abschnitt in der Stadtgeschichte.

Auffällig sind die Nashornskulpturen im Stadtbild. Sie sollen den Besucher in den Taronga West Plains Zoo locken, in einen Safaripark, welcher per Auto befahrbar ist.

The Great Dividing Range
The Great Dividing Range

Nun sind es nur noch rund 300km bis zur Great Dividing Range, dem rund 3.500km langen Nord-Süd-Gebirgszug, der Australiens Ostküste vom Outback trennt. 300km rollen wir durch Farmland, welches wegen der gewesenen Sommersonnenglut eine ausschließlich braun verdorrte Wiesenlandschaft aufweist. Ein wenig Vieh sucht noch nach den letzten grünen Halmen. Doch in diesem Punkt tut sich nicht viel in der Landschaft.

Ganz anders dann in dem Gebirgszug. Weite Täler, z.B. das Hunter Valley mit seinen Weinbergen wechseln sich ab mit steilen Schluchten, durch die sich die enge Gebirgsstraße windet. Rund 200km folgen wir ihr in Nord-Süd-Richtung. Orte gibt es so gut wie keine, erst wieder je mehr wir uns SYDNEY nähern.

The Great Dividing Range
The Great Dividing Range

Doch wir bleiben rund 100km nördlich der Metropole und biegen ab auf den Pacific HWy, um kurz darauf in dem Touristenort THE ENTRANCE den Pazifik wieder zu erreichen.

Der Ort bedeutet für uns einerseits den zeitweiligen Abschied vom Outback. Andererseits symbolisiert er das Tor zur Ostküste, der wir folgen wollen bis hinauf ins ferne CAIRNS / Queensland.