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60.000km – AUSTRALIEN

koala-mit-jungtier-dscn9496Unsere Reiseeindrücke spiegeln sich nicht nur wider in den zahlreichen Blogs, die wir von unterwegs geschrieben haben, nicht nur in dem Buch, welches im Frühjahr 2017 erscheinen wird. Sondern, wer unsere Australienrundfahrt noch einmal miterleben möchte, der besuche uns doch zu einem oder mehreren der fünf verschiedenen DiaVorträge. kaenguru-dscn1607

Hier ihre Titel:

AUS 1 – Der Grüne Smaragd Australiens – TASMANIEN. 

AUS 2 – Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

krokodil-img_20160510_105541AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern – Australiens Norden

AUS 5 – Durchlöcherte Einsamkeit – Australiens Westen

emu-dscn0230Wann und Wo wir unsere Reiseberichte / Diavorträge (nicht nur über Australien) präsentieren, steht auf dieser Website unter Termine.

Vielleicht treffen wir uns  ja mal auf einer unserer Veranstaltungen.

Bis dann

K&K 41 – Auf der NULLARBOR-Piste

Nullarbor Plain

Nullarbor Plain
Nullarbor Plain

Das ganze Thema ließe sich eigentlich in zwei Sätzen beschreiben: Ein geteertes Straßenband zieht sich meistens geradeaus quer durch die Nullarbor Plain. Auf der gesamten Strecke sieht der Reisende nicht viel anderes als immergrüne Grasbüschel, Hartlaubstauden und teilweise knorrige, niedrige Eukalyptusbäume.

Mit dieser Kurzcharakterisierung bleibt man jedoch die Antwort auf die Frage schuldig, warum diese Wüstenroute zu den Top-Scenic-Routes Australiens gehört. Für uns liegt eine mögliche Antwort in dem Spruch „Der Weg ist das Ziel“. Wer die Nullarbor Plain durchkreuzt, stellt sich darauf ein, mehrere Tage lang  keine anderen Begleiter zu haben als die donnernden Road Trains, den ewigen Horizont und nachts ein tiefschwarzes, lautloses Himmelsgewölbe mit hell funkelndem Sternenzelt.

Road Train
Road Train

Besiedelt ist die weite, fast unendliche Ebene nur von wenigen Aboriginals bzw. von den versprenkelten Roadhouses entlang der Strecke. Als einzige wirkliche straßenmäßige Ost-West-Verbindung im südlichen Australien kann ihre Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Das hatte wohl auch bereits John Eyre irgendwie erkannt. Denn er durchquerte 1841 als erster Europäer diese unerbittliche Strecke. So trägt der heutige Highway denn auch seinen Namen. Nicht zuletzt auf der Grundlage seiner Erkundungen begann man im gleichen Jahr mit dem Bau einer Schotterpiste. Denn man wollte schneller an die Goldfelder im Westen gelangen. Dieses Streben führte dann auch etwas später (1877) zum Aufbau einer ersten Telegrafenverbindung.

Touristisch ist die Strecke mit knapp 3.000km ausgewiesen von ADELAIDE bis PERTH. Das eigentliche Nullarbor-Gefühl (aus dem Lateinischen: null=kein/arbor=Baum) stellt sich aber erst ab CEDUNA (Südaustralien) ein und endet 1.200km später in NORSEMAN (Westaustralien). Wir konzentrieren uns auf diesen Streckabschnitt. Immerhin durchfahren wir auf diesem Streckenabschnitt bereits zwei Zeitzonen. Andererseits haben wir die Region um ADELAIDE und die angrenzenden westlichen Halbinseln bereits erkundet. Und der Westen um PERTH wird den Abschluss unserer Australienfundfahrt bilden.

Warnschild
Warnschild

CEDUNA fungiert als Pit-Stopp-Town für Nullarborfahrer. 8 Tankstellen, jede Menge Hotels und 5 Campingplätze sprechen Bände, bei nur 2.300 Einwohnern.  Hier kann ein letztes Mal preiswert getankt, im Supermarkt eingekauft werden. Doch man täte der Stadt Unrecht, sie darauf zu reduzieren. Die Parkanlagen an den verschiedenen Stränden bieten Behaglichkeit. Im Aboriginal Arts & Culture Center kann man einen recht guten Einblick in die Welt der Ureinwohner gewinnen. Und kurz danach werden wir eingehüllt in die endlose, grüne Nullarbor-Wüste.

Was auf den ersten Blick als Widerspruch erscheint – Wüste – Grün -, ist schnell erklärt. Es handelt sich tatsächlich um ein Wüstengebiet, genauer um eine aride Wüste. Die Feuchtigkeit zum Leben gewinnen die darin angesiedelten Pflanzen mit ihren Blättern aus der Luft und speichern das Wasser. Das Meer tost in unmittelbarer Nähe, die Luftfeuchtigkeit beträgt daher nicht selten über 70%. Außerdem fällt auch gelegentlich leichter bis heftiger Regen.

Wer einheimisches Wildlife erleben möchte, müsste allerdings sich weiter nördlich, off road in noch größere Einsamkeit begeben. Kängurus, Emus, Wombats oder auch Dingos scheuen „zu viel Betrieb“.

Hinweis in Penong
Hinweis in Penong

Zu viel Besuch wollen anscheinend auch die Aboriginals der Yalata Community rund 230km hinter CEDUNA nicht bekommen. Mehrere Kilometer abseits der Straße, nur über einen holprigen Sandweg erreichbar, ducken sich einige Hütten ins Grün. Die größeren Gebäude am Highway sind dem Verfall preisgegeben. Es könnte mal ein Gemeindezentrum mit Supermarkt gewesen sein.

Zwischen diesen beiden Orten stoßen wir noch auf das Dorf PENONG und NUNDROO, ein erstes Roadhouse. Beides sind wichtige Tankstopps.

Die Benzinversorgung auf der gesamten Strecke ist gesichert, wenn auch zu erheblich höheren Preisen als in anderen Städten. Ein Roadhouse kann aber noch mehr als nur Treibstoff ausschenken. In der Regel sind noch ein Restaurant, ein Motel und ein Campingplatz angegliedert. Kleinere Ausstellungen zu Natur und meist lokaler Geschichte besonders aus der europäischen Besiedlungszeit nennen sich dann Museum.

Wenn man nicht ein Schild aufgestellt hätte, man würde es nicht bemerken. Rund 130km hinter dem Nundroo Roadhouse beginnt der Nullarbor National Park. Natürlich ändert sich deshalb die Landschaft nicht. Doch dieser Landschaftsstreifen bis zur State Border zwischen Südaustralien und Westaustralien (knapp 500km hinter CEDUNA) genießt dadurch besonderen Naturschutz, gemeinsam mit dem Great Australian Bight Marine National Park, der eine an Land, der andere als Küstengewässer.

Dieser Marine National Park ist einer der größten Touristenmagneten der Nullarbor Route. Nicht während unserer Reisezeit im März, sondern zwischen Juni und Dezember eines jeden Jahres. In diesen Monaten sollen hunderte von weiblichen Walen in die Bucht kommen, um dort ihre Jungen zu gebären. Wir erleben sonntägliche Ruhe ohne Touristenschwärme und genießen die Ausblicke auf das felsige Steilufer. Drei weitere Fotostopps mit fantastischen Küstenpanoramen können in den folgenden 90km angesteuert werden.

Bunda Cliffs
Bunda Cliffs

Wer an diesen Kliffs und den späteren Bunda Cliffs angekommen ist, sollte schnell noch zum Vegetarier mutieren. Denn in Border Village kann bei der Einreise nach Westaustralien der Quarantine Checkpoint nicht umfahren werden. In der Gegenrichtung von West- nach Südaustralien befindet sich sein Cousin in CEDUNA. Aus Angst vor Fruchtfliegen wird jegliches noch vorhandenes Obst und Gemüse konfisziert und vernichtet. Gleiches gilt für Pflanzen, teilweise Käse und Honig. Checkpoint bedeutet nicht nur Befragung, sondern intensive Fahrzeugkontrolle. Quasi tröstend schaut dabei eine riesige Känguru-Statue auf Kontrolleure und Kontrollierte hinab.

Somit erreichen wir Westaustralien, was eine erste Zeitumstellung erfordert. An eine oder zwei Stunden vor oder zurück sind wir ja gewöhnt. Mussten wir die Uhren beim Wechsel vom Bundestaat Victoria nach Südaustralien um 30 Minuten zurückstellen, so sind es jetzt nunmehr 1 ¾ Stunden. Und die nächste Umstellung ist bereits angekündigt für CAIGUNA, ca. 350km westlich der Grenze.

Nur 20km hinter der State Border rollen wir durch EUCLA, welches auf seine historische Telegrafenstation (nur noch Ruinen zu sehen) aufmerksam macht.

Beim darauffolgenden Mundrabilla Roadhouse (nach 70km) wird verwiesen auf einen heute kaum noch erkennbaren Krater unweit der Straße. Er soll von einem 10t schweren Meteoriten eingekerbt worden sein, der in grauer Urzeit hier einschlug. Weitere 100km westlich treffen wir auf das Madura Hotel mit Tankstelle. Es wird der für uns jetzt schon „übliche“ Service geboten. Kurz hinter Madura heißt es den einzigen Straßenpass auf der gesamten Strecke zu erklimmen. 120m klettern wir gemächlich die Straße empor, auf der extra eingerichteten Kriechspur für Schwerlasttransporte. Doch Road Trains benutzen dann doch lieber die eigentliche Fahrspur und überholen uns in zügigem Tempo.

Sie haben schon etwas Gigantisches diese Road Trains. Bei einer durchschnittlichen Länge von gut 20m, vielfach dem Aussehen eines dreistöckigen Hauses ähnelnd, tragen zwischen 10 und 17 Achsen diese rollenden Kolosse der Straße. Zwei Schiffscontainer übereinander gestapelt sind ebenso wenig eine Seltenheit wie ein LKW mit zwei großen Anhängern dahinter. Wenn die LKW-Fahrer einmal den Tempomat eingeschaltet haben, kann sie offensichtlich nichts mehr aufhalten.

Abendstimmung
Abendstimmung

Rund 1 ½ Tage sind wir nun auf der Nullarbor Route unterwegs. Die glutrot untergehende Sonne ermahnt uns, einen der nächsten, stets großräumigen Parkplätze für eine weitere Freedom Übernachtung aufzusuchen, irgendwo zwischen  einsamer Natur und dem Nirgendwo.

Am folgenden Morgen schlägt die Stunde der Wasser speichernden Pflanzen. Es regnet zwar nicht, als wir uns noch im Dunkeln (ca. 6Uhr) für eine weitere Etappe rüsten. Doch dichter Nebel, der London alle Ehre machen würde, umgibt uns. Dadurch sind die Temperaturen auf grauslig-feuchte 15°C gefallen. Wir hätten keine 20m Sichtweite, würde sich zwischen den Sträuchern und Bäumchen nicht ein zartes, von Nebelschwaden durchwabertes Rosa ankündigen. Es bedarf noch einiger Zeit, bis dann auch die Sonne am Horizont erkennbar wird. Fast gespenstisch wirkt das Bild. Ihre Strahlen durchdringen mit Tagesanbruch die fast kahlen Äste eines knorrigen, kleinen Baumes. Die dicke Nebelsuppe scheint jedoch ihr Licht noch aufhalten zu wollen. Eine Stunde später ist der ganze Spuk vorbei. Sonne und Wärme haben gesiegt. Ein zunehmend freundlicher Tag kündigt sich an.

Morgennebel
Morgennebel

Auf eine weitere Besonderheit der Nullarbor Plain Route wollen wir hinweisen. Rund alle 150km ist die Straße ausgebaut zur Flugzeuglandepiste. Große Schilder weisen darauf hin, dass diese Flugfelder im Notfall für den Royal Flying Doctor Service eingerichtet wurden. Per Auto wären die Strecken zum nächsten Krankenhaus auch zu weit.

Am Roadhouse Caiguna heißt es dann noch einmal die Zeiteinstellung zu aktualisieren, um weitere 45 Minuten zurück. Somit haben wir 2 ½ Stunden Rückstand seit ADELAIDE bzw. 3 Stunden im Vergleich zu SYDNEY. So gewinnen wir Zeit, um noch am gleichen Tag am Endpunkt unserer Nullarbor Route anzukommen.

Bevor wir es vergessen. Dem Bewegungsdrang bei so vielen Autokilometern kann auch nachgegangen werden. Statt einiger Trimm-Dich-Stationen an den Rastplätzen, trifft der Sportbegeisterte hingegen auf den längsten Golfkurs der Welt. Den ersten Aufschlag kann er in CEDUNA machen, den letzten dann 1.365km später, nach klassischen 18 Bahnen, im westaustralischen KALGOORLIE. Mit einem Golfcaddy oder sogar zu Fuß von Loch zu Loch zu gelangen würde dabei aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn die einzelnen Spielmöglichkeiten liegen, je zu einer Bahn, verteilt auf die verschiedenen Roadhouses oder andere Rastmöglichkeiten. Enthusiasten dieses Weitraumgolfes scheint es genug zu geben, sonst würden sicherlich nicht jährlich im April Meisterschaften im Rahmen des Sun Golf Festivals ausgetragen werden.

Mögen Sie auch keine Kurven fahren? Ab CAIGUNA können sie die längste Geradeausstrecke Australiens genießen. Auf 146,6km macht die Straße aber auch nicht den Hauch einer Biegung. Es ist wohl der weltweit bekannteste Routenabschnitt durch die Nullarbor Plain. Also, Tempomat einrasten lassen, den Kaffeebecher griffbereit stellen, das Radio mit gefälliger Musik oder einem Hörbuch füttern und dann nur noch rollen, rollen, rollen. Vom Gefühl her erscheint diese Fahrweise endlos. Man braucht Ablenkung. Den Kopf immer nach rechts oder links zu wenden, zeitigt bei dem Einerlei der Natur keine dauerhaften Erfolg. Der Blick sucht sich am Horizont Haltepunkte. Meist ist dies eine 10-15km entfernte Hügelkuppe, manchmal ein einzelner aus dem Gebüsch herausragender Baum, der oft aussieht wie ein zu weit ausgetriebener Brokkoli. Am häufigsten jedoch bleibt das Auge hängen auf dem Straßenbelag, die in der Ferne aussieht wie eine scheinbar glatte Wasseroberfläche und beim Näherkommen verschwindet bzw. sich zurückzieht, im Sonnenschein aber niemals endet. Dicke LKW-Reifenspuren in der weichen Bankette zeugen von eventuell eingenickten Abweichlern. Der ganze Spaß, je nach Auffassung ggf. auch Spuk, endet dann kurz vor dem letzten Roadhouse der Route Balladonia.

Balladonia Skylab Trümmer
Balladonia Skylab Trümmer

Hier allerdings gibt es nicht nur den üblichen Service. In einem angrenzenden Gebäude gilt es, quasi als Ablenkung, dem kleinen Cultural Heritage Museum einen kostenlosen Besuch ab zustatten. Liebevoll zusammengetragen hat man hierfür Dokumente, Fotos und einiges an landwirtschaftlichem Gerät aus der Pionierzeit. Als Hauptattraktion allerdings kann ein großes Trümmerteil der ehemaligen US Skylab bestaunt werden. Diese Raumsonde ist 1979 über diesem Gebiet beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abgestürzt.

Bleiben noch 180km bis zu unserem Etappenziel, die Gemeinde NORSEMAN. Unterwegs biegen wir noch einmal ab auf eine Sandpiste in einem Eukalyptuswald. Die Fraser Range Station legt ein weiteres Mal Zeugnis ab aus früheren Tagen. Der heutige Anblick ähnelt aber eher einem unaufgeräumten Müllplatz mit Campground.

So rollen wir dann nach 1.200km hinein in unseren Endpunkt der Nullarbor Route. Eine Fortsetzung verliefe entweder weiter nach Westen, Richtung PERTH oder in eine Nord-Süd-Route nach KALGOORLIE-BOULDER bzw. ESPERANCE. Diese Region behalten wir uns für das Ende unserer Australienrundtour vor, da das Wohnmobil von PERTH aus wieder gen Deutschland verschifft werden wird.

NORSEMAN kommt uns nach fast 3 Tagen Einsamkeit wie eine Zivilisationsoase vor. Im kleinen Shopping Center werden die Vorräte aufgefrischt. Getankt werden muss auch. In der Gemeindeverwaltung kann gebührenpflichtig der Internetanschluss benutzt werden. Das Visitors Center hält Informationsmaterial über Dorf und Umgebung bereit und lobt besonders den Lookout vom Haushügel mit 360° Rundumblick.

Abseits der Hauptstraße
Abseits der Hauptstraße

Nun stehen wir also im Westen Australiens. Unsere weitere Route soll uns aber die Ostküste entlang ins nördliche Queensland und später ins Northern Territory führen. Also nutzen wir den örtlichen Kreisverkehr und machen uns noch am nächsten Tag auf die Heimreise gen Osten. In zwei Tagen wollen wir wieder in CEDUNA einrollen. Einfach verrückt, nicht wahr?

REISEBERICHTE / DIAVORTRÄGE über AUSTRALIEN

Känguru mit Jungtier DSCN8468Nach den drei Reiseberichten/DiaVorträgen über NEUSEELAND geht es nun weiter mit AUSTRALIEN.

wir legen los mit:

AUS 1: TASMANIEN – Der Grüne Smaragd Australiens.

Zur Verfügung stehen werden dieser und weitere dann ab Januar 2017

K&K31 – Boating Bays & Beaches – SYDNEY

Eine Stadt mit dem größten Naturhafen der Welt stellt schon etwas Besonderes dar.

Sydney Harbour
Sydney Harbour

PORT JACKSON wird er am häufigsten genannt, oder eben auch einfach SYDNEY HARBOUR. Eine relativ schmale Durchfahrt führt vom Pazifik in die inneren Gewässer. Dort eröffnet sich dann ein Gewirr von Inseln und Inselchen, Nebenarmen und Buchten. Über 19 Kilometer Länge erstreckt sich der Hauptarm. Hier entlang werden die wuchtigen Frachter und noch wuchtigeren Kreuzfahrtschiffe zur ihren Anlege- oder Ankerplätzen gelotst.   Von diesem Hauptschifffahrtweg zweigen weitere Meeresarme wie z.B. der Middle Harbour ab. Der Umkreis der Hafenmündung beträgt 317 Kilometer. Geologisch ist PORT JACKSON eine sogenannte RIA, d.h. ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht. In diese fließt der PARRAMATTA RIVER.

Aus der unübersehbaren Schar der Inseln im SYDNEY HARBOUR seien hier nur einige erwähnt: SHARK ISLAND; CLARK ISLAND; FOT DENISON ISLAND; GOAT ISLAND; COCKATOO ISLAND; SPECTACLE ISLAND; SNAPPER ISLAND oder auch RODD ISLAND. Frühere Landgewinnungsmaßnahmen haben hingegen andere, wie BENNELONG ISLAND, GARDEN ISLAND oder BERRY ISLAND zu Festland bzw. Halbinseln umgestaltet.

Fort Denison
Fort Denison

Die meisten dieser Eilande sind bewohnt. Nicht so FORT DENISON. Winzig aber robust, in Sichtweite von Oper und botanischem Garten, machte es seinem Namen alle Ehre. Denn wer in den Hafen wollte, musste an ihr vorbei. Und damit waren dickleibige Kanonen zu überwinden. Aus damaliger Sicht, also aus der Perspektive der europäischen Einwanderer, ein perfekter Schutz für die neugegründete Kolonie. Zeitweilig diente der Inselfelsen auch aus als „Strafanstalt“ und Hinrichtungsstätte. So ist auch der Spitzname „pinchgut“ (frei übersetzt: Bauchkneifer) zu erklären. Heute wird dort nur noch mit Messer und Gabel hantiert.

Die Gegend um den Naturhafen soll bereits seit 40.000 Jahren von den Aborigines besiedelt gewesen sein, bis dann 1788 der erste englische Schiffskonvoi (vgl. K&K 30) hier an Land ging. Dass die neuen, europäischen Mitbewohner (besser: Konkurrenten) der leicht hügeligen, fruchtbaren Plains und fischreichen Gewässer nicht nur freundlich jubelnd empfangen wurden, kann sicherlich schnell nachvollzogen werden.

Bondi Beach
Bondi Beach

Bei so viel Küste, Wasser und fast ganzjährig herrlichem Wetter steht BOATING natürlich hoch im Kurs. Sind es 20 oder gar 30 Yachthäfen? Gefühlt sind es bestimmt mehr, denn hinter jeder Kurve der endlosen städtischen Uferpromenade tut sich eine weitere Marina auf. Samt und sonders vollgestopft mit Booten, von der bescheidenen Jolle bis zum Milliardärscruiser. Egal an welchem (Aussichts-)Punkt man auf den Hafen hinabblickt, ein riesiges, weißes oder buntes Heer an Segelbooten bevölkert die Gewässer.

Zwischen ihnen wuseln Unmengen von Fähren aller Größen und Farben. Ein hervorragend verknüpftes Netzt von Sightseeingbooten sowie Fahrplanschiffen bringt dich in jede Ecke dieser Hafenperle. Wie beim Bus kann auch hier für wenig Geld ein 24-Stunden-Ticket / Hopp-On-Hopp-Off erstanden werden. SYDNEY aus der Wasserperspektive hat seinen besonderen Reiz. Außerdem gelangst du auf diese Art und Weise zu den wunderschönen Inseln, BAYS und Traumstränden, ohne lange Anfahrten mit dem Auto: ROSE BAY, WATSON BAY, QARANTINE STATION oder wie sie alle heißen mögen. Als Badewanne der Sydneysider geriert sich die nördliche MANLY BAY. Die Fähre legt an der Wharf in der geschützten Innenbucht an. Menschenmassen wälzen sich an Land. Ein kurzer Weg durch die quirlige Fußgängerzone des Stadtteils – „El Corso“ genannt -, und schon stehst du am Pazifikstrand.

Koala DSCN6572Was dem einen sein Pazifikbad, ist dem anderen sein Surf. Weltruf hierfür genießt die BONDI BEACH, südöstlich von SYDNEY, bereits wieder an der TASMAN SEA gelegen. Die Fähren wagen sich wegen der stets rauen See zwar nicht um den SOUTH HEAD, dafür geht es problemlos mit dem Bus in ca. 30 Minuten von der Innenstadt. Und es ist ja gerade die ewig raue See, welche diese Bucht mit goldgelbem Strand für Surfer so attraktiv macht. Eine solche Ansammlung von begeisterten Wassersportlern findet man sicherlich nur selten. Und das Beste: Alle BAYS und BEACHES sind frei zugänglich, ohne Eintritt oder Kurtaxe, und doch stets von Rettungsschwimmern überwacht. Beispielhaft!

An dieser Stelle bietet sich ein Wort über einen ganz besonderen Club an. Bekanntlich ist das Clubwesen in Australien stark ausgeprägt, ein britisches Erbstück. Hier in BONDI regiert ein elitärer Schwimmclub die Clublandschaft. Um Mitglied werden zu dürfen, müssen die Kandidaten vier Jahre lang jeden Sonntag in den Club zum Schwimmen kommen, sommers wie winters. Nicht ein beheizter Pool lockt, sondern ein Außenbecken, welches das Meer mit Wasser speist.

Blue Mou ntains-Three Sisters
Blue Mou ntains-Three Sisters

Fehlen beim Sonntagsschwimmen wird mit dem Entzug des Kandidatenstatus bestraft. Und als ob es nicht genügt, dass sich das Badevergnügen im Winter zwar frostfrei aber doch recht frostig gestaltet, müssen die Kandidaten an einem Sonntag mit einem großen Eisblock in den Armen ihr Schwimmtraining absolvieren. Das wärmt dann das Wasser auch nicht gerade auf. Wenn das nicht elitär genannt werden darf! Die Liste der Aufnahmeanträge sowie die Wartezeiten sollen sehr lang sein.

Doch auch für Nichtsurfer und Nichtschwimmer ist an diesem prachtvollen Küstenabschnitt gesorgt. Rund drei Kilometer kann man dem Panoramawanderweg folgen bis nach BRONTE BEACH. Entlang der steilen Felsenküste verläuft der Pfad immer direkt am Meer. Mal führt er dich unmittelbar auf der Höhe des Meeresspiegels entlang mit hohem Risiko, eine Wellendusche abzubekommen. Mal klettert er hinauf zu einem der kliffartigen Aussichtspunkte, von wo der Wind dich fast wieder hinunter pustet.

Von Einsamkeit ist dort natürlich keine Spur. Zusätzlich zu den Heerscharen von Badegästen kommen noch die Anwohner, denn diese Küstenlinien sind fast durchgängig intensiv bebaut. Die Küstensiedlungen tragen denn auch hin und wieder hübsche Spitznamen. Z.B. hat man das Stadtviertel an der ROSE BAY „Häuser mit Millionenblick“ getauft, die DOUBLE BAY mutiert zu DOUBLE PAY. Preiswertes ist hier offensichtlich wirklich nicht zu erstehen. Ein Verkaufsangebot für eine Eigentumswohnung mit „3 Bedrooms“ ist denn auch für nur 44Mill. AUD (knapp 30Mill. €) zu haben.

Goanna Echse
Goanna Echse

Verlassen wir einmal kurz diese BAY & BEACH-Idylle und wenden uns dem nördlichen und westlichen Hinterland zu. Noch auf äußerem nördlichem Stadtgebiet lädt der KU-RING-GAI CHASE NATIONAL PARK zu einem Ausflug ein. Am BOBBIN HEAD gleich hinter dem Information Center führt ein Rundweg durch australischen Buschwald. Und mit etwas Glück läuft dir auch eine Goanna Echse über den Weg. Daneben gibt es herrliche Aussichtspunkte auf die verzweigte Flusslandschaft – Wasserwege, die alle Zugang zum Sydney Harbour und damit zum Ozean bieten.

Blue Mountains
Blue Mountains

Etwas weiter entfernt in westlicher Richtung lohnt sich ein Ausflug in den         BLUE MOUNTAINS NATIONAL PARK. Als Teil der GREAT DIVINDING RANGE erhebt sich dieses zerfurchte Sandsteinplateau auf bis zu 1.100m. Als Hauptanziehungspunkt gilt die Stadt KATOOMBA mit ihrem ECHO POINT und den Felsnadeln THREE SISTERS, zusätzlich zu den beiden Gondelbahnen Scenic Skyway und Scenic Cableway. Ergänzt wird das Triumvirat durch die Scenic Railway, dem mit 52° Gefälle steilsten Personenzug der Welt (sagt eine Broschüre). Wanderer und Kletterer fühlen sich im El Dorado dort unten in den Eukalyptuswaldtälern oder auf der Giant Stairway, d.h. einer Steintreppe mit rund 1.000 Stufen hinab zum JAMISON VALLEY.

BLUE MOUNTAINS, aus der Ferne schimmern sie tatsächlich blau. Warum? Ursache hierfür sind die bläulich schimmernden ätherischen Öle, die aus den Eukalyptusbäumen empor steigen. Kein Wunder, dass bei so viel Sehens- und Besuchenswertem der National Park als UNESCO Weltnaturerbe geadelt wurde.

Kakadu DSCN6595Eng verbunden mit dem Eukalyptusbaum sind seine häufigsten Bewohner, die Koala Bären. Im National Park selbst sind sie zwar nur äußerst selten sichtbar. Dafür aber werden sie gehegt und gepflegt im FEATHERDALE WILDLIFE PARK, auf halbem Weg zwischen Sydney und dem National Park. Dabei geht es in erster Linie nicht um einen herkömmlichen Tierpark. In diesem Sanctuary wird wissenschaftlich versucht, das Überleben dieses selten geworden Tieres zu sichern. Wombas, Kakadus, Wallabies und viele andere Spezies in dem Wildlife Park ergänzen die Palette der „Heimbewohner“.

Darling Harbour-Feuerwerk
Darling Harbour-Feuerwerk

Auf dem Rückweg dieses an Ereignissen reichen Abstechers legen wir noch einen Zwischenstopp am OLYMPIC CENTER in SYDNEY ein. Nicht um diese ehemaligen Sportstätten von der 2000-Sommerolympiade zu besuchen, sondern – und damit kommen wir zum eigentlichen Thema zurück – um per Katamaran in rund 90 Minuten zum SYDNEY HARBOUR zurück zu kehren. Das geschilderte Leben am, im und auf dem Wasser präsentiert sich in der Abendsonne ein weiteres Mal. Endstation ist der vor Lebenssaft überquellende DARLING HARBOUR im Stadtzentrum. Es lohnt das Warten bis zur Dunkelheit. Denn immer samstags um 21 Uhr wird dort während des Sommers vom Wasser aus ein farbenfrohes Feuerwerk gezündet. SYDNEY, wie wir es erleben: Eine Stadt voller Lebenskraft, Lebenslockerheit und Lebensfreude.

K&K30 – Es begann als Gefängnis – SYDNEY

Sydney Skyline
Sydney Skyline

Darüber wollen wir aber erst später berichten. Zunächst zählen nur die angenehmen Seiten dieser Metropole. 4,6 Millionen Einwohner tummeln sich in der größten Stadt Australiens, gleichzeitig Hauptstadt des süd-östlichen Bundesstaates NEW SOUTH WALES (NWS). Dabei sind die Millionen an Touristen aus allen Himmelsrichtungen der Welt noch gar nicht mitgezählt.

Die Metropolregion (Sydney Metropolitan Area) umfasst eine Fläche von 12.138 Quadratkilometer. Sie reicht vom Hawkesbury River im Norden bis jenseits der Botany Bay im Süden und von den Blue Mountains im Westen bis zum Pazifischen Ozean im Osten.

Egal in welche Himmelsrichtung das Auge schaut, stets bleibt der Blick an einer Wolkenkratzer Skyline hängen. Dabei kommt jedoch selten ein Gefühl von unendlichen, nie enden wollenden Straßenschluchten auf. Warum? Die City und angrenzende Stadtteile sind durchsetzt mit großen und kleinen Parkanlagen, von denen der ROYAL BOTANIC GARDEN der größte ist. Historisches taucht im CENTENNIAL PARK auf, Britisches im HYDE PARK.

Hyde Park
Hyde Park

Der Sydneyer Namensvetter gleicht in seiner Anlage dem Londoner. Allerdings wurde die „Speakers Corner“ an den Rand des Botanischen Gartens verpflanzt, gegenüber der Kunstgalerie (Art Gallery of New South Wales). Dabei hat die Munterkeit der Redner, ihre Überzeugungsbemühungen wie auch ihre gestikulierende und emotionale Anteilnahme an „ihrem“ Thema Londoner Format. Nicht einmal die Trittleiter als Rednerpult fehlt.

Vor dem Museum stoßen wir auf einen alten Bekannten von unserer Schottlandreise (2014), nämlich auf den schottisch-romantischen Verseschmied ROBERT BURNS (1759-1796). Wir werden ihm sicherlich öfter begegnen hier in Australien, z.B. in Adelaide, Brisbane, Canberra oder auch Melbourne. Mit seinen wundervollen Gedichten hat dieser „Poet des Zarten“ demnach nicht nur sein Heimatland, sondern die ganze Welt entzückt. Denn warum sollte man sonst außerdem in Kanada, USA und Neuseeland seiner durch Statuen gedenken? Bei den „Aussies“ geht man noch einen Schritt weiter. Wie in Schottland findet jedes Jahr am 25. Januar ein sogenannte „Burns Supper“ statt.

Kehren wir kurz zurück zum Sydneyer HYDE PARK. Durchschnitten wird er durch die Park Street, an der wir das geräumige AUSTRALIAN MUSEUM finden. Außer vielen einzelnen Themen wie „Australian Wildlife“, „Planet of Minerals“ oder „Pacific Spirit“ rückt dieses außerordentliche Museum in mehreren Abteilungen die Aborigines in den Mittelpunkt. Sicherlich versucht man über diesen Weg, ein besseres Verständnis für deren Geschichte und Problematik zu erzeugen. Es scheint gelungen zu sein.

ANZAC Memorial
ANZAC Memorial

Im Park selbst ragt das ANZAC-MEMORIAL markant hervor. Ein pompöser Bau erinnert an die Soldaten des Australisch-Neuseeländischen Armee Corps, besonders an die von WW I. Da mag es kein Zufall sein, dass in Sichtweite sich St. MARY’S CATHEDRAL erhebt. Dieser prachtvolle Sandsteinbau, dessen letzter Turm erst im Jahr 2000 vollendet wurde, zählt zu den größten und wichtigsten katholischen Kirchen Australiens.

Mit preiswerten öffentlichen Verkehrsmitteln durchkreuzen wir die Stadt wie einst die Schiffe der Entdecker die Meere. Wir merken schnell, dass ein großer Unterschied besteht zwischen einem Wissen von bzw. Lesen über eine der großen Attraktionen SYDNEYS oder der direkten Begegnung: Weltkulturerbe SYDNEY OPERA HOUSE, HARBOUR BRIDGE oder auch SYDNEY TOWER EYE, sie alle übertreffen im unmittelbaren Anblick jegliche Beschreibung. Den finalen Kick gibt es dann schließlich beim Betreten, Überqueren oder Erklimmen dieser touristischen Institutionen.

Sydney Opera House
Sydney Opera House

 

Wer an ein OPERNHAUS herkömmlicher Art denkt, liegt bei SYDNEYS Wahrzeichen absolut falsch. Es beherbergt ein gigantisches Kulturzentrum. Das Gebäude ist 184 Meter lang, 118 Meter breit und bedeckt eine Fläche von etwa 1,8 Hektar. Sein unverwechselbares Dach ragt 67 Meter hoch hinauf und ist mit 1.100.000 glasierten, weißen Keramikfliesen verkleidet, die aus Schweden importiert wurden. 580 Pfähle, die 25 Meter tief im Boden verankert wurden, tragen das etwa 160.000 Tonnen schwere Bauwerk. Auf einer Halbinsel am CIRCULAR QUAY gelegen, bietet es von innen und von außen unbeschreibliche Aus- und Anblicke. An fünf hauseigenen Spielstätten wird bei jährlich 1.500 Veranstaltungen engagierte Kunst präsentiert. Rund 5.500 Zuschauer dürfen gleichzeitig Platz nehmen, in der Konzerthalle, dem Joan Sutherland Theatre (Oper), dem Drama Theatre (Sprechtheater) sowie dem Playhouse und dem Studio Theatre (gemischte Programme). Und dabei diente bis in die 1940ger Jahre hinein die Halbinsel namens „Bennelong Point“, auf der das heutige Weltkulturerbe glänzt, zu nichts anderem als einem langweiligen Eisenbahndepot. Ab 1959 begannen die eigentlichen Bauarbeiten. Queen Elizabeth II musste dann immerhin noch 14 Jahre warten, bis sie es offiziell einweihen konnte. Die Zahl „14“ spielt im Zusammenhang mit der Sydney Oper noch eine andere Rolle. Wer glaubt, Kostenüberschreitungen solcher gigantischer Bauvorhaben seinen ein Zeichen der Moderne, schaue auf Sydney. Der Bau wurde letztendlich 14 Mal so teuer wie ursprünglich geplant.

St Mary's Cathedral
St Mary’s Cathedral

Doch man muss sie auch wirklich „von innen“ erleben, nicht nur während einer offiziellen Opernhausführung. Puccinis „La Bohème“ gibt sich während unseres Aufenthaltes die Ehre – und wir ihr! Die Szenen spielen in dieser Inszenierung im plüschig dekadenten Berlin zu Beginn der 30ger Jahre kurz vor Hitlers Machtergreifung. Der wahre Puccini als Komponist für „großen Kummer in kleinen Seelen“ kommt bestechend zum Tragen. Zu überraschend moderaten Preisen (ca. 70€ pro Karte) bei gleichzeitig unübertrefflichem Parkettplatz (11. Reihe) fließen die einschmeichelnden Arien und Szenen nur so dahin – drei Stunden Operngenuss auf höchstem Niveau. Offensichtlich weiß man, was man der weltberühmten, ehemaligen Operndiva Joan Sutherland schuldet!

Harbour Bridge
Harbour Bridge

„Die Eiserne Lunge“, die zweite Tourismus Ikone Sydneys überstrahlt das gesamte Stadtbild sicherlich ebenso wie das Opernhaus. Die Rede ist von der HARBOUR BRIDGE, die den Port Jackson überspannt und somit Sydneys Nord- und Südküste miteinander verbindet. 1932 eingeweiht, erlaubt sie Verkehr auf sechs Autofahrspuren und zwei Bahngleisen. Entsprechend ist das Verkehrsaufkommen. Auf ihrer 1.149m Länge erreicht sie eine Höhe von 134m. Fußgänger können ebenfalls auf ihr spazieren gehen. Der Bürgersteig führt in 69m Höhe über das Wasser.

Zu ihrer Pflege benötigt sie 30.000l Farbe. Somit liefert sie der entsprechenden Firma einen jährlichen Fulltime Job in der Endlosschleife, wie auch dem zuständigen TÜV.

Ihren Spitznamen erhielt sie während des Brückenbaus. Zur damaligen Zeit herrschte in Australien eine der größten Wirtschaftskrisen des Landes. Der Brückenbau sicherte jedoch rund 3.000 Arbeitskräften neun Jahre lang Lohn und Brot. Das ist Geschichte. Heute betitelt der Sydneysider sie eher liebevoll als „coat hanger / Kleiderbügel“. Dem sieht die Brücke eigentlich auch ähnlicher.

Die Höhenangaben müssen als relativ betrachtet werden. Denn an den zahlreichen heißen Sommertagen in SYDNEY hebt und senkt sie sich Hitze bedingt auch gern einmal um bis zu 18m. So beträgt denn auch die lichte Höhe des höchsten Brückenbogens mal 163m, an sonnigen Tagen bis zu 181m.

Das ist ein gefundenes Fressen für die Tourismusindustrie, besonders für den Anbieter des sogenannten „BRIDGE CLIMB“. Gegen Bares können Waghalsige rund 1.000 Stufen auf einem eisernen Brückenbogen emporklettern und auf dem anderen wieder hinab. Das ganze Unternehmen dauert dann ca. 3 1/2 Stunden. Erstaunlich viele Brückenfreaks stürzen sich in dieses Abenteuer.

Wer noch höher hinaus möchte, klettere auf den SYDNEY TOWER.

Sydney Tower DSCN6767Mitten im Stadtzentrum gelegen überragt das Wahrzeichen mit seinen 305m Höhe sämtliche Hochhäuser der City. In 45 Sekunden liften Fahrstühle den Gast empor zur Aussichtsplattform. Die Treppe mit ihren 1.504Stufen darf nur im Notfall benutzt werden. Der Turm soll erdbebensicher sein und Windstärken, die „nur alle 500 Jahre vorkommen“, standhalten. Wenn man die 56 Spann- oder Halteseile von je 7t Gewicht aneinanderreihen würde, ergäbe das eine Strecke von Sydney bis nach Neuseeland, oder – europäischer – von London nach Sizilien. Das Kuriosum des Turmes befindet sich oberhalb der Plattformen. Dort wurde ein 162.000l fassender Wassertank aufgepfropft. Er soll der Stabilisierung der Konstruktion dienen.

Bei so vielen beruhigenden Informationen steht dem 360°-Blick von der 260m hohen Aussichtsplattform also nichts mehr im Wege. „TOWER EYE“ wird diese dreifach verglaste Aussichtskuppel genannt. Sie ist eine der fünf für Besucher zugänglichen Ebenen. Die anderen dienen als Café bzw. Restaurant. Bis zu 1.000 Gäste können gleichzeitig auf den immer etwas schwankenden Plattformen einen fantastischen Fernblick genießen. Im Drehrestaurant darf man dabei auch genüsslich speisen.

Bei guter Sicht und noch besseren Augen kann der Blick bis zu 80km in die Ferne gehen, also weit über die Stadtgrenzen SYDNEYSs hinaus, entweder auf den PAZIFIK im Osten oder zu den BLUE MOUNTAINS im Westen.

Mit den 260m der Aussichtsplattform geben wir uns dieses Mal allerdings nicht zufrieden. Wir klettern noch 10m höher zum sogenannten „SKYWALK“. Dafür verlassen wir dann die gesicherte Glaskanzel und begeben uns auf einer schmale Brüstung ins Freie.

Doch so einfach geht es natürlich nicht. Nicht ganz kostenfrei erfolgt zunächst eine ausführliche Sicherheitsbelehrung. Wie bei einer Verkehrskontrolle darfst du anschließend ins „Röhrchen“ pusten. Der geringste Atemalkoholgehalt schließt dich von der Unternehmung aus. Wegen der starken Außenwinde bleiben sämtliche „lockeren“ Gegenstände im Turminnern, also Taschen, Rucksäcke etc. Ein blauer Overall soll gegen Kälte schützen (ungewollter Nebengedanke: Man könnte dich dann schneller finden, solltest du abstürzen). Eine dicke Regenjacke wird noch darüber gezogen. Durch diese Maßnahmen bist du schon einmal rund eine Stunde beschäftigt, denn du sollst ja auch noch die „Risikobelehrung mit Haftungsausschluss“ durchlesen und unterschreiben. Bevor sich nun endgültig die schwere Stahltür ins Freie öffnet, wirst du noch wie beim Fallschirmspringen in der Absprungzone eingeklinkt.

Skywalk
Skywalk

Und dann geht es hinaus in das Gefühl des Unendlichen. Der Blick schweift zunächst nicht gen Horizont. Beklommen und ängstlich richtet er sich in die Tiefe. Durch das Eisengitter des Laufstegs wird dir die wirkliche Höhe erst einmal richtig bewusst. Ganz unten, kleinen Käfern ähnlich, machst du Menschen und Autos ausfindig. Der Verstand sagt, du bist ja durch ein Seil abgesichert. Das Gefühl will noch nicht so recht nachziehen. Aber schließlich gewinnst du Sicherheit, tastest dich vorsichtig bis mutig voran auf der Eisengitterplanke. Dein Auge riskiert einen Blick in quasi unendliche Ferne. Am Stadtrand wird der Grüngürtel sichtbar, der SYDNEY umgibt. Das riesige Gelände des der Welt größten Naturhafens breitet sich vor dir aus, durchsetzt mit weißen Punkten, den Schiffen. Die ansonsten sehr hoch wirkende HARBOUR BRIDGE krümelt sich unter dir zusammen. Und natürlich sucht und findet das Auge Sydneys Ikone, die SYDNEY OPERA, etwas versteckt hinter einer Häuserflucht.

Die faszinierenden Ausblicke lenken ab vom anfänglichen Fracksausen. Den heftigen Wind nimmst du nur noch am Rande wahr. So sehr bist du gefangen von dem abenteuerlichen Erlebnis.

Knapp eine Stunde dauert der Höhenrundgang. Schließlich stehst du wieder vor der schweren Eisentür, die sich wie von Geisterhand öffnet. Ein letzter Blick nach unten, dann schlüpft du hinein in das sichere Turminnere, schnallst dich ab, schüttelst dich innerlich und äußerlich und fragst dich, ob das Erlebte ein Traum oder Realität war. SKYWALK – eine Schlüsselerfahrung der besonderen Art.

Ibis
Ibis

SYDNEY, diese lebensfrohe, weltoffene, immer aktive und meist sonnendurchflutete Metropole muss recht „spendabel“ sein. Denn welche Stadt kann sich einen Stadtteil leisten, in dessen Namen acht Mal der Buchstabe „O“ und drei Mal das „L“ vorkommen: WOOLLOOMOOLOO, ein bezauberndes Viertel an der WOOLLOOMOOLOO BAY unweit des BOTANISCHEN GARTENS. Auch die Hundertschaften von IBISSEN, die sämtliche inner- und außerstädtischen Parkanlagen mit ihren pompösen Springbrunnen bevölkern, tragen zu dieser Einschätzung bei. Eine Etage höher in den Bäumen produzieren Myriaden von ZIKADEN einen Ohren betäubenden Lärm – und plötzlich, wie auf Kommando, herrscht absolute Stille, um einige Minuten später dann in noch heftigerer Lautstärke wieder aufzuflammen.

Doch dieser „URBANE SPRINGBRUNNEN“, wie die Stadt von Einheimischen gern genannt wird, hat andere Zeiten gesehen.

Downtown
Downtown

Wie gesagt: ES BEGANN ALS GEFÄNGNIS!

Bei unserer Stadtbesichtigung stehen wir schnell auf historischem Boden.

Wir schreiben den 26. Januar 1788. Eine stolze englische Flotte aus 11 Schiffen unter der Führung von Captain Arthur Philipp erreicht die SYDNEY COVE, dem heutigen CIRCUALR QUAY. Es ist kein gewöhnlicher Handels- oder Emigrantenkonvoi, denn sechs Schiffe transportieren ausschließlich Strafgefangene, 700 insgesamt. Die Platznot in englischen Gefängnissen veranlassen deshalb die Strafbehörden zu diesem in der Welt längsten Gefangenentransport. Die männlich wie weiblichen Gefangenen, alle samt und sonders zu langjährigen Zwangsarbeitsstrafen verurteilt, sollen helfen, die erste englische Kolonie auf australischem Boden aufzubauen. In kurzen Abständen folgen weitere Gefangenentransporter, so dass die Anzahl der Häftlinge bald die 10.000der Marke überschreitet, mithin gut 40% der seinerzeitigen englischen-australischen Gesamtbevölkerung.

Darling Harbour
Darling Harbour

Zwangsarbeit bedeutet hauptsächlich Bau von Festigungsanlagen, Straßen und Regierungsgebäuden. So mancher spätere Gouverneur bedient sich ihrer aber auch für private Dienste. So ließ Gouverneur Laclan Macquerie (1762-1824) auf einer der wunderschönen Landzungen am Sydney Harbour einen „Stuhl“ aus dem Sandsteinfelsen heraus schlagen, so dass Mrs Macquerie  an ihrem Lieblingsplatz stets eine wunderschöne Aussicht genießen konnte.

Heute erinnern insbesondere das „Sydney Museum“ und das „Hyde Park Barracks Museum“ an diese Epoche. Ersteres wurde auf den Überresten des „First Government House“ errichtet. Und auch dieses erste Regierungsgebäude wäre ohne Sträflingsarbeit nicht denkbar. Im Untergeschoss des Museums können die ausgegrabenen, altertümlichen Gebäudereste besichtigt werden.

The Barracks
The Barracks

Eindringlicher zeigt sich damaliges „Gefangenenleben“ im zweiten Museum, den „Barracks“, als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Auf dem Areal am Nordende des Hyde Parks steht immer noch das ehemalige Aufnahme- und Gefängnislager. Der von Mauern umsäumte Gefängnishof diente damals als „Wartezone“, bevor die Gefangenen zu ihrer täglichen Arbeit geführt wurden. Das Gebäudeensemble war jedoch nicht nur Gefängnis, sondern eben auch erste Anlaufstelle für Aussiedler, die in Australien Fuß fassen wollten – eine eigenartige Mischung!

Das dreistöckige Gebäude beherbergte im Erdgeschoss die Gefangenen- und Aussiedlerverwaltung. Im ersten Stock befand sich ein Schlafsaal für Immigrantenfrauen. Und eine Etage höher schließlich wurden männliche Strafgefangene untergebracht. Ein großer, mit Hängematten vollgestopfter Raum diente als „Schlafzelle“.

Die Strafmaßnahmen jener Zeit waren drastisch. Für den Diebstahl eines Schafes, einer Kuh oder auch eines Käses gab es 7 Jahre Zwangsarbeit. Wer beim Lügen ertappt wurde, Taschentücher stahl oder in ein Haus einbrach, wurde dafür 14 Jahre ins Arbeitslager geschickt, für Bettelei gar ein Leben lang. Die achtmonatige Seereise von England nach Australien wurde auf das Strafmaß selbstredend nicht angerechnet.

Mrs Macquarie's Chair
Mrs Macquarie’s Chair

Wer diese langen Haftzeiten einigermaßen heil überstand, manchmal auch wegen guter Führung verkürzt bekam, war oftmals so gut akklimatisiert, dass er gleich in Australien blieb und sich eine neue Existenz aufbaute. So wird heute nicht ohne Stolz darauf hingewiesen, dass „Australien aus einem Gefängnis entstand“. Oder wie sagte es uns ein Historiker in den „Barracks“: „Diese historischen Begegnungsstätten verbinden uns mit dem wirklichen Beginn unsers heutigen, modernen Australiens.“

The Barracks
The Barracks

Hierzu passt, dass der 26. Januar, also der Ankunftstag der ersten englischen Flotte an Australiens Gestaden, zum Nationalfeiertag erkoren wurde, dem AUSTRALIA DAY“.

Ein kleines Augenzwinkern soll diesen Abschnitt über Sydney beenden. Unweit der Tafel mit den Informationen, für welche (Straf-)Tat man lebenslänglich erhielt, wirbt das moderne Café/Restaurant auf dem ehemaligen Gefängnishof für sich als Location für Hochzeitsfeiern. Booking Required – You’ll Be In For Life!