Unsere neue Vortagssaison 2014/15 beginnt demnächst

NOR Lysefjord
NOR Lysefjord

… und nun geht es bald wieder los mit unseren Reiseberichten / DiaVorträgen.

Startschuss ist dieses Mal am Dienstag, den 04.Nov.2014 in Bargteheide. An diesem Abend werden wir gemeinsam nach NORWEGEN reisen.

USA Mt McKinley
USA Mt McKinley

Kurz darauf dann, am Dienstag, den 11.Nov.2014 verschlägt es uns in die USA, und zwar während eines Vortragsabends in Heikendorf/Kiel. Eine MAROKKO-Präsentation lässt in Folge auch nicht lange auf sich warten.

MAROKKO Meski Oase
MAROKKO Meski Oase

Bei insgesamt 13 verschiedenen Vorträgen (4x Europa, 7x Nordamerika, 2x Marokko) ist sicherlich für jeden etwas dabei.

Alle Termine, alle Veranstaltungsorte und alle Themen gibt es unter „Termine“.

Nun, vielleicht bis dann einmal.

On Tour 33- GB SÜD 5 „Im Kreidekasten“

Birling Gap
Birling Gap

Oftmals strahlend weiß leuchtet weithin die englische Südküste zwischen Portsmouth und Dover. Bis zu 100m hohe Kreidefelsen mit brüchigen Kliffkanten werden von der rauen See Meter für Meter abgenagt. Es ist schnell abzusehen, wann das nächste Haus, der nächste Weidezaun oder der nächste Baum ein Raub der Brandung wird.

Beginnen wir mit der Ferieninsel „Isle of Wight“ ca. 40 Fährminuten von Portsmouth entfernt. Insel „Vectis“ nannten sie bereits die Römer, was nichts anderes bedeutet als „Isle of Cliffs“. Bei der 60km langen Inselumrundung fallen besonders die Südküste ins Auge, der landschaftlich schönste Inselteil.

Beachy Head-Blick auf Eastbourne
Beachy Head-Blick auf Eastbourne

Zurück auf dem britischen „Festland“ präsentieren sich augenfällig beeindruckend der „Birling Gap“ mit dem „Beachy Head“ etwas wenig westlich von Eastbourne und später dann natürlich die White Cliffs of Dover“. Aber auch die Steilküsten zwischendurch an der Coastal Route, immer dann, wenn es keine Bebauung gibt, zeigen sich sehr malerisch.

Eastbourne-Seafront
Eastbourne-Seafront

Und damit sind wir beim Problem. An diesem Küstenstreifen, besonders zwischen Portsmouth und Brighton und später dann Eastbourne gibt es kaum noch unbebaute Küstenlinie.

Eastbourne gilt als „schönes“ Seebad mit seiner Promenade am Meer, den teilweise mit Palmen gesäumten Straßen und vor allen Dingen den weißen Häusern an der Waterfront. Wer es mag, schaden kann es ja nicht, sich das einmal anzusehen. Um dort Urlaub zu machen, muss man schon ein echter Fan für südenglische Badeorte sein.

Die wenigen, architektonischen Schmuckstücke wie z.B. in Brighton können die Eintönigkeit der besiedelten Seafront in diesem Küstenabschnitt nicht wettmachen. Ein fish&chips-Laden reiht sich an die nächste Spielhalle, gefolgt von wenig einladenden Adventure-Einrichtungen. Von den unentwegten Verkehrsstaus, auch jetzt noch Mitte Oktober, wollen wir lieber gar nicht sprechen.

Brighton-Pier
Brighton-Pier

Brighton selbst gilt als des Engländers liebstes Seebad. Es schmückt sich mit der berühmtesten Pier Englands, d.h. einer 500m langen Amüsiermeile ins Meer hinaus, die von Karussels, Restaurants und Discos beherrscht wird. Direkt am Ufer dreht sich nunmehr ein großes Riesenrad. Die alte Pier brannte 2003 völlig nieder. Leider ragt das verkohlte Stahlgerippe immer noch gen Himmel. Immerhin 8km kann man auf der Uferpromenade am direkt Meer entlang bummeln, rechts dem Rauschen des Meeres lauschen, links den heute morbiden Charme einer ehemals sicherlich ansprechenden Bäderarchitektur genießen ( oder umgekehrt).

Unweit der Pier stößt der Besucher auf die „größte Geschmacksverirrung Englands“, als „Follie“ bezeichnet, die kuriose Sehenswürdigkeit „Royal Pavilion“. Erbauen ließ ihn um 1802 der spätere König Georg IV erbauen für eine damals immense Summe von £ 500.000. Zwiebeltürme, bleistiftdicke Minaretttürmchen und orientalische Ornamente zieren diese „französische Chinoiserie“. Kein Wunder, dass die damaligen Untertanen des vorköniglichen „Prince of Wales“ (Georg IV) ihn mit Häme überschütteten und ihn nicht zuletzt wegen seiner Genusssucht und Leibesfülle zum  „Prince of Whales / Prinzen der Wale“ umtauften.

Brighton-Royal Pavilion
Brighton-Royal Pavilion

Doch so eine berühmte Sommerfrische zieht immer wieder illustre Persönlichkeiten an. Der berühmte Reiseschriftsteller Lord Byron gastierte hier in der Wende des 18./19.Jh’s. Charles Dickens, dessen Geburtshaus übrigens in Portsmouth besucht werden kann, kurierte hier zunächst eine Krankheit aus und erschien dann regelmäßig. Schließlich gab sich der Autor von „Alice im Wunderland“, Lewis Caroll, hier ebenfalls öfter die Ehre.

Und dann erzählt man sich auch die Geschichte von dem Fürsten von Pückler-Muskau (1785-1871). Wir kennen ihn ja vornehmlich als „Eismann“. Im Grunde genommen gestaltete er jedoch Gärten und Parks, was ihm allerdings auch keine auskömmliche Existenz sicherte. Also begab er sich in die südenglische Sommerfrische auf Suche nach einer reichen Braut. Alle Anstrengungen, Verkleidungen und Annäherungsversuche schlugen fehl, er musste schließlich Bankrott anmelden.

Sugar Loaf
Sugar Loaf

Von noch einem komischen Vogel gilt es zu berichten, einem John Fuller, auch „Mad Jack“ genannt. Auch er, immerhin Parlamentsabgeordneter im 18.Jh., ließ eine weitere „Architektur-Follie“ errichten auf einem Feld in der Nähe des Örtchens Dallington. Die architektonische Albernheit besteht aus einem einzigen steinernen „Sugar Loaf /  Zuckerhut“ von rund 10m Höhe. Alles ging wohl auf eine Wette zurück, in der dieser Exzentriker behauptete, von seinem Schlösschen aus den Kirchturm des benachbarten Dorfes Dallington sehen zu können. Da dem aber nicht so war und er die Wette nicht verlieren wollte, ließ er besagte Kirchturmspitze einfach auf einem Hügel in Sichtweite nachbauen. Und dort steht sie heute noch.

Chichester-Altarteppich
Chichester-Altarteppich

Sehr ansprechend sind wieder einmal die kleinen „Perlen“, abseits des Tourismusrummels. Allen voran die Kleinstadt Chichester mit seiner unbeschreiblich schönen Kathedrale – innen wie außen nebst Chagallfenster -, seiner ansprechenden Fußgängerzone, welche eingerahmt ist von einer elfeckigenFußgängerzone. Dort, wo sich die vier wichtigen Innenstadtstraßen treffen, nämlich die North / West / South und East Street bildet das prächtige Marktkreuz aus dem 16.Jh. einen weiteren Anziehungspunkt.

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ Die Besucher des „ Monk‘s House“ im Weiler Rodmell bei der Stadt Lewes sicherlich nicht. Das Haus, ursprünglich aus dem 17.Jh. stammend, diente der berühmten Schriftstellerin als Landsitz, Gartenparadies und letzte Ruhestätte. Die räumliche Enge und Verschrobenheit des Gebäudes steht im völligen Gegensatz zur „geistigen Freiheit“ ihres Werkes.

Bilderbuchhaft erscheint die trotzige Burg im Städtchen Arundel, gleich um die Ecke bei Chichester. Doch was nach tiefer Geschichte riecht, scheint eine Wohnstätte von „Alice im Wunderland“ zu sein. Erbaut wurde es vor gerade einmal 100 Jahren, geschichtsträchtig kommt eher die Kathedrale aus dem 14.Jh.  in der Nachbarschaft einher.

Scharrbild-Long Man
Scharrbild-Long Man

Suchen wir Ruhe in dem Bilderbuchdorf (820 Einwohner) Alfriston, ebenfalls dicht bei Eastbourne. Der Dorfanger mit Dorfkirche, die originalen Häuser überwiegend aus dem 17.Jh. strahlen tiefen Frieden aus. Als Zuckerl bietet sich ein Besuch im „Clergy House“ an. Aus dem 13.Jh. stammt es, diente viele Jahrhunderte dem benachbarten Kloster als Gästehaus für Pilger. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei dieser Sehenswürdigkeit um die erste vom National Trust 1896 erworbene Immobilie handelt. Sie bildet den Grundstein und die Geburtsstätte des heute 4 Millionen Mitglieder umfassenden gemeinnützigen Vereins.

Das Parallelbild vom bereits erwähnten „Naked Giant“ ist der 70m hohe „Long Man“ etwas nördlich von Hastings beim Dorf Wilmington. Diese Bilder sind höchstwahrscheinlich in der Eisenzeit in den weiß leuchtenden Kreidefelsboden geritzt worden. Und so leuchten diese „Scharrbilder“ noch heute.

In die Kette der südenglischen Bäder reiht sich nun Hastings ein. Bösartige Zungen behaupten, diese Stadt sei der hässlichste der Channel-Badeorte. Andere lästern, es sei ein „fades Brighton“. Oder wie drückt es ein schriftstellender Hastingsbesucher (Henry James) etwas eleganter aus: „ Ich glaube nicht, dass das Leben das aufregendste oder zufriedenstellendste der Welt ist“. Dieser literarischen Umschreibung wollen wir nichts hinzufügen.

Battle-Abbeyruine
Battle-Abbeyruine

Hastings hat sich andererseits aber einen Namen gemacht wegen der berühmten Jahreszahl „1066“, als Wilhelm der Eroberer just an diesem Strand, von Frankreich kommend, seinen Fuß auf englisches Territorium setzte und in der berühmten Schlacht die englische Krone an sich riss. Die eigentliche Schlacht fand rund 15km nördlich im Ort Battle statt. Das gesamte Städtchen vermarktet heute dieses einschneidende historische Ereignis mit Hilfe der Ruine der ehemaligen Abbey und dem angrenzenden Schlachtfeld. Wer englische Geschichte besser verstehen möchte, einschließlich der über viele Jahrhunderte andauernden, ehemaligen französisch-britischen Feindschaft, dem empfehlen wir einen Besuch dieses exzellenten (Freiluft-)Museums.

„This precious stone set in the silver sea / Dieses wertvolle Gestein, in die silberne See hinausragend“, so argumentierte schon Shakespeare in seinem Drama „Richard II“ über die „White Cliffs of Dover“. Gleich östlich vom aktiven Fährhafen können sie erklommen und bestaunt werden. Sie sollen eine der spektakulärsten Landschaften Großbritanniens sein. Ja richtig! Wer den Kliffpfad auf den Kreidefelsen, vorbei am gigantischen Dover Castle bis zum South Forehead Leuchtturm, entlang wandert, genießt unbeschreibliche Ausblicke, z.B. auf das emsige Treiben auf dem Ärmelkanal. Bei klarer Sicht ist als Streifen am Horizont die französische Küste zu entdecken. Und bei ungetrübtem Sonnenschein strahlen die Kreidefelsen „weiß, weißer geht’s nicht“.

White Cliffs of Dover
White Cliffs of Dover

Mit dieser Reisestation klappen wir den „Kreidekasten“ wieder zu. Gleichzeitig schließen wir auch die „Schatulle der Berichterstattung ON TOUR“ über unsere fast 6-monatige, fantastische Rundtour durch Frankreich, Irland und Großbritannien.

Rund 20.000km liegen hinter uns. Knapp 9.000 Fotos bleiben als Erinnerung.

Wer an dieser Rundtour ein wenig teilhaben möchte, der besuche doch einfach einen unserer DiaVorträge über IRLAND, SCHOTTLAND,ENGLAND. Nähere Informationen hierüber wie Vortragsbeschreibungen und die entsprechenden Termine sind schnell zu finden auf unserer web-site

https://ga-wo.leichsenring.net/reisen/.

Vielleicht treffen wir uns dort einmal.

On Tour 32- GB SÜD 4 „Erbstücke einer Seefahrernation“

Plymouth-Denkmäler auf The Hoe
Plymouth-Denkmäler auf The Hoe

Sie liegen gleichsam am Straßenrand, man muss sie nur aufsammeln. Selbstverständlich, dass die südenglischen Hafenstädte mit jeder Menge illustrer Namen aufwarten.

Da beginnen wir doch gleich in Plymouth und begeben uns auf die Suche des legendären Sir Francis Drake. Von hier aus lief er 1577 mit seinem Schiff „Golden Hind“ zu einer Weltumseglung aus und kehrte ca. drei Jahre später mit Gold beladen (von gekaperten spanischen Galeonen) wieder heim. Aber nicht für lange, denn nur 11 Jahre danach besiegte er von Plymouth aus die Spanische Armada. Ein Nachbau des glorreichen Schiffes kann im Hafen von Brixham innen und außen besichtigt werden.

Drake's Schiff Golden Hind
Drake’s Schiff Golden Hind

Nicht weniger bekannt ist sicherlich der Plymouth Bewohner James Cook. Auch er wagte rund ein Jahrhundert nach Drake eine Weltumseglung von dieser Hafenstadt aus. Und wer kennt nicht den Südpolarforscher Robert Falcon Scott? Seine in der Katastrophe endende Expedition in die Antarktis startete ebenfalls hier. Bei so vielen Berühmtheiten geht die eigentliche Stadt fast unter. Die entsprechenden Sehenswürdigkeiten begrenzen sich allerdings auch lediglich auf das Hafenviertel mit dem Hügel „The Hoe“, welcher mit allen möglichen Denkmälern dieser o.g. „Helden“ bestückt ist.

Wie bescheiden macht sich im Vergleich dazu das Andenken an die „Mayflower“, dem ersten englischen Aussiedlerschiff Richtung Amerika, aus: Ein kleiner Säulenbogen am Innenhafen, ein schlichter Stein mit der eingravierten Jahreszahl 1620. Der identische Stein steht übrigens auch im amerikanischen Plymouth (Näheres hierzu s. unser Buch „5 Jahreszeiten Amerika“). Das englische Plymouth nutzten die Pilgrim Fathers als letzte Gelegenheit zum Auffrischen der Vorräte, bevor es über den Großen Teich ging.

Seebad Torquay
Seebad Torquay

Gestartet sind sie ja eigentlich in Southampton. Und auch hier erinnert ein Mayflower-Denkmal an dieses weltverändernde Ereignis aus dem 17.Jh. Und warum lohnt ein Southampton Besuch sonst noch? Ist es das Wissen darum, dass hier die Titanic 1912 zu ihrer fatalen Jungfernfahrt aufbrach? Beim Andrews Park zollt ein Memorial dieser Katastrophe Rechnung. Ansonsten aber muss man schon intensiv suchen, denn die fast ausnahmslose Nachkriegsarchitektur lädt wenig zum Bummeln ein.

Portsmouth Historic Dockyards
Portsmouth Historic Dockyards

Ganz konträr dazu die nur 20km südlicher liegende Hafenstadt Portsmouth. Besonders die „Historic Dockyards“ haben es in sich. Historische und moderne königliche Navy geben sich hier ein Stelldichein. Neben einem britischen Flugzeugträger schunkelt das berühmte Kriegsschiff von Lord Horatio Nelson, die HMS Victory, berühmt und berüchtigt durch die Schlacht von Trafalgar (1805). Nelson ist ja bekanntlich in der Schlacht umgekommen. Um ihn in allen Ehren staatsbegräblich bestatten zu können, wurde er in einem riesigen Fass voller Rum bis zu seiner Rückkehr konserviert. Die Schiffsbesatzung sah das allerdings eher skeptisch, ging ihr doch durch diese Maßnahme die gesamte Rumration verloren.

Exeter Kathedrale
Exeter Kathedrale

Den besten Überblick über Stadt und Hafen bekommt man von der 105m hohen Aussichtsplattform des Spinnacker-Turmes. Während der Blick über ein Meer von Häusern, Inselchen und Schiffen schwebt, stellt sich schnell eine Parallele zur Hamburger Speicherstadt und der neuen Hafencity ein.

Bei so vielen Hafenstädten könnte schnell der Eindruck entstehen, dass die Region „westliches Südengland“ nur maritim geprägt ist. Ist sie sicherlich besonders auch durch die mondänen Badeorte Torquay und Bournemouth, aber nicht nur. Berühmte Kathedralen prägen nicht küstennahe Städte wie die Universitätsstadt Exeter.

Dartmoor-Heidelandschaft
Dartmoor-Heidelandschaft

Wunderschöne Heide-Hügel-Landschaft kann im Dartmoor mit seinen hochaufragenden Felsformationen, „Tors“ genannt, erwandert werden. Schaurige Geschichten entstanden hier in der nebligen Moorlandschaft. Die bekannteste ist wohl die über den „Hund von Baskerville“ von Arthur Conan Doyle in der Verfilung von Edgar Wallace.

Aber auch die folgende Schauergeschichte, eine lokale Legende spricht Bände: Demnach soll im 18.Jh. eine im Arbeitshaus schuftende Waise auf die Canna Farm vermittelt worden sein. Farmers Sohn schwängerte sie, woraufhin sie unehrenhaft fortgejagt wurde. Völlig verzweifelt und hoffnungslos beging sie Selbstmord. Selbstmörder begrub man damals, wenn überhaupt, an Wegekreuzen, damit ihr Geist nicht zurückkehren konnte, sondern sich vielmehr verirren sollte.

A La Ronde-16eckiges Haus
A La Ronde-16eckiges Haus

Demzutrotz ereigneten sich daraufhin jedoch spukhafte Begebenheiten, die bis heute anhalten sollen. Und wer schmückt seit mehreren Jahrhunderten ihr Grab mit frischen Blumen?

Hochverehrt wird der „Heimatdichter“ Thomas Hardy (1840-1912). Gleich drei Museen halten seinen Ruhm lebendig, sein Haus „Max Gate“ in Dorchester, seine Geburtskate wenige Kilometer entfernt, sowie seine Hütte in Clouds Hill.

Felsküste bei Exmouth
Felsküste bei Exmouth

„A La Ronde“ gilt ja eigentlich als Gesellschaftstanz des 18.Jh’s. So rund gebaut ist auch das 16-eckige, mehrstöckige Haus bei Exmouth, welches die „spinnerigen Cousinen / spinster cousins“  Jane und Mary Parminter errichten ließen. Ihre Sammelwut, besonders Muscheln, kannte keine Grenzen. Da traf es sich gut, dass diese Eckenarchitektur vielfältige Nischen und kaum begehbare Kammern für Schränke und Regale bot.

Durdle Door
Durdle Door

Doch letztendlich landet man magnetisch angezogen immer wieder an der Küste. Die Cliffs ziehen den Reisenden in ihren Bann. Einen besonders eindrucksvollen Eindruck hinterlässt dabei die Felsenbrücke  „Durdle Door“ dicht bei Wareham.

Als besonders eindrucksvoll empfindet auch unser Blick den sogenannten „Whistler

Room“ in der Mottisfont Abbey. Hierbei handelt es sich um ein  zum Herrenhaus umgewandeltes ehemaliges Kloster (vgl. ON TOUR 29). Und der darin beheimatete „Whistler Room“ ist ausgeschmückt mit fein ziseliertem Stuck an Wänden und Decken. Dieses Meisterstück vollbrachte 1938 der Maler und Bildhauer Rex Whistler (1905-1944). Doch beim zweiten Hinsehen handelt es sich um einen meisterhaften „Trompe-l’oeil“, also um eine optische Täuschung. Denn die angeblichen Stuckarbeiten entpuppen sich schließlich als reine Malerei. Wie heißt es so treffend: „Kunst kommt von Können“.

In der Tat, sie hat viel zu bieten, diese herbstlich-milde, auch als „englische Riviera“ bezeichnete Südküste.

Zwischenmahlzeit – Frankfurter Buchmesse mit unserem neuen Buch

Hier erste Anmerkungen zum Buch  „5 Jahreszeiten Nordamerika“ :

 

USA-NYC Manhattan Südspitze Schiff
USA-NYC Manhattan Südspitze Schiff

„Gabriele & Wolf Leichsenring haben Kanada und die USA bereist. Nicht zum ersten Mal sind sie mit ihrem Wohnmobil in Nordamerika unterwegs, diesmal nehmen sie sich die Atlantikseite vor, starten im kanadischen Halifax, erkunden den verschneiten Nordosten des Landes, dringen zur Hudson Bay vor, umrunden die Großen Seen und setzen auf der US-Seite an der Ostküste ihre Reise gen Süden fort.

Von Neufundland bis zu den Südstaaten lernen Gabriele (Fotos) & Wolf (Text) Leichsenring die Vielseitigkeit Nordamerikas kennen, sind allen Jahreszeiten ausgesetzt und wiederbeleben ihre Begeisterung – und die der Leser – für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.“

Und hier geht‘ zum Buch.

On Tour 31- GB SÜD 3 „Spitzenmässig“

 

Flammendes Cornwall
Flammendes Cornwall

Sie muss schon ein besonderes Flair ausstrahlen – diese südliche Halbinsel Englands, Cornwall genannt. Nicht umsonst zieht sie Jahr für Jahr Millionen Besucher in ihren Bann, uns eingeschlossen.

Es sind wohl die felsig, rauen Küsten an der Nord- und Südseite der spitz zulaufenden „Tüte“, die saftig grünen Wiesen, deren Mauern und Hecken wie ein Schachbrettmuster den Blick auf sich ziehen, die in der Landschaft verstreuten niedlichen kleinen Dörfer oder Städtchen.

Cornwall - Schachbrett
Cornwall – Schachbrett

Cornwall, das Land der Rosamunde Pilcher, hat Künstler aller Richtungen angelockt. Nicht umsonst trägt St. Ives an der Nordküste die Bezeichnung „Künstlerdorf“. Eine Gemäldegalerie reiht sich an die andere, die bekanntesten sind wohl die Tate Gallery (Londoner Ableger) und das Ateliermuseum mit Skulpturengarten von Barbara Hepworth. Von der schreibenden Kunst hat sich insbesondere Virgnia Woolf hier viele ihrer Anregungen geholt. Dass mit diesem Pfunden nunmehr touristisch gewuchert wird, liegt auf der Hand. Doch man hat es klug angefangen. Der Autoverkehr der Besucherströme wird gar nicht erst in den malerischen Ort gelassen. Von einem Großparkplatz am Ortsrand gehen häufige Shuttle-Busse ins Zentrum, an den Strand und die Hafenpromenade.

Natürlich lohnt es sich, auf den jeweiligen Küstenrouten die Halbinsel zu erkunden, im Norden überwiegend die A 39 (Atlantic Way) bzw. die B 3306, im Süden die B 3315, später dann die A 394.

Künstlerdorf St. Ives
Künstlerdorf St. Ives

Doch man sollte Abstecher ins „Landesinnere“ nicht auslassen, hinein in die nicht so überlaufenen Dörfer oder zu den steinernen Zeugen des Altertums wie den „Lanyon Quoit“, den „Muffra Quoit“, den „Men-An-Tol“ oder die „Merry Maidens“. Sie alle sind auf schmalen, engen Straßen recht gut zu erreichen und bieten für die letzten Meter/Kilometer dann Wanderanlässe.

Städteliebhaber sind bestens bedient mit Truro, Falmouth oder Penzance mit dem nahen St. Michael’s Mount (ein Anblick wie Frankreichs Mont Saint Michel).

St. Michael's Mount
St. Michael’s Mount

Den anderen empfehlen wir so kleine Gemeinden wie das Fischerdorf Mevagissey, den beispielhaften Badeort St. Mawes (gleich gegenüber von Falmouth) oder die verträumte Gemeinde St. Just.

Apropos St. Just. Ein solches Dorf findet der Reisende gleich zwei Mal in Cornwall. Zum einen an der Nordküste in der Nähe von St. Ives, zum anderen das St. Just in Roseland 5km nördlich von St. Mawes. Das letztgenannte ziert sich mit einem wunderschönen dschungelartigen Palmengarten an einer kleinen Meeresbucht.

St. Just Palmenparkfriedhof
St. Just Palmenparkfriedhof

Doch was das Herz des Gartenfreundes höher schlagen lässt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Waldfriedhof mit eingebetteter Kirche und Heiligem Brunnen. So friedvoll und ansehnlich kommen nur wenige Flecken Englands daher – schlichtweg beeindruckend.

„Dschungelgarten“ lautet auch das Stichwort für das nächste Ziel, die „Lost Gardens of Heligan“. Also wieder einmal die Wanderschuhe angezogen, denn die Gartenanlage ist sehr weitläufig angelegt. Eigentlich zu weitläufig, um ein echtes Gartengefühl entstehen zu lassen.

Lost Gardens-Dschungelbrücke
Lost Gardens-Dschungelbrücke

Dschungelabteilung mit Strickleiter als schwankende Hängebrücke und die übrigen Teile vermitteln allein schon durch ihre Entfernungen voneinander nicht den Eindruck einer Einheit. So verändern wir das „spitzenmäßig“ doch einfach in „abgerundet“.

Viele werden sich beim Begriff Cornwall wohl bereits gefragt haben: Und wo bleibt denn das weltberühmte „Land’s End“. Hier kommt er: der westlichste Punkt der Britischen Insel.

Land's End
Land’s End

Die wohl meistbesuchte und meistfotografierte Landspitze Englands wird auch Anfang Oktober noch von Heerscharen von Touristen überschwemmt. Der kostenpflichtige Parkplatz am Eingang spricht Bände. Es scheint sich viel getan zu haben an dieser Attraktion. Als wir vor knapp 10 Jahren bereits einmal den Blick auf die Felsküste und den Kanal genießen durften, mochten wir noch von einem Hauch an Beschaulichkeit reden. Nunmehr ist die Landspitze zugekleistert mit Hotel, allen möglichen Kunsthandwerksläden und Fast-Food-Stationen, ergänzt durch mehr oder weniger informative Veranstaltungen wie dem „4D Film Experience“ oder der „The End to End Story“. Und selbst der cornische Legendenkönig darf mit „Arthur’s Quest“ nicht fehlen. Alle Einrichtungen natürlich nur gegen Bares, was nunmehr teilweise auch für das Fotografieren oder Fotografiertwerdens des berühmten Wegweisers (New York 3.147miles – John o’Groats 874 miles) gilt. Beschaulichkeit sieht anders aus.

Lizard Point
Lizard Point

Fast gegenteilig hingegen der 40-Autokilometer entfernte südlichste Punkt Englands, der Lizard Point. Betreut vom „National Trust“ stehen hier noch fast unberührte Natur an erster Stelle, die Besucherströme halten sich in Grenzen, das „Verkaufsangebot“ ebenfalls. Nicht nur von der Landschaft her nennen wir diesen Punkt auch im direkten Wortsinn „spitzenmäßig“.

Den Rücken kehren wollen wir nunmehr dem cornischen „Garten Eden“, wie der englische Landschaftsmaler Gainsborough (18.Jh.) diesen Landstrich seinerzeit titulierte, jedoch nicht ohne einen Besuch beim „Eden Project“ in der Nähe von St. Austell.

Eden Project
Eden Project

Überdimensionale Gewächshäuser so groß wie 30 Fußballfelder mit 50m Höhe spiegeln drei Klimazonen unserer Welt wieder: Tropen, Warmzone und gemäßigte Zone Ihr Erbauer, der Visionär Tim Smit, hat in ihnen die umfangreichste und vielfältigste Pflanzensammlung geschaffen: Rund 100.000 Pflanzen bei ca. 5.000 verschiedenen Spezies. Dieses besonders auch dem Umweltschutz verpflichteten „Charity Unternehmen“ handelt nach dem Motto der drei „RRR“ – Reduce, Re-Use, Recycle“.

Mevagissey
Mevagissey

Die Smit’sche Frage mag ein jeder selbst beantworten: „Pflanzen“, so meint er, „sind die wichtigsten Lebewesen der Erde. Kann man ihre Bedeutung für den Menschen besser in ein Projekt übersetzen als mit der Erschaffung des Paradieses?“ Es kann gut als lebendiges Beispiel für „Bewahrung und Nachhaltigkeit“ dienen.

On Tour 30- GB SÜD 2 Von Biestern&Priestern, Hexen und einem sagenhaften König

Exmoor
Exmoor

Es ist schon eine mystisch verklärte Gegend, dieser Küstenstreifen zwischen dem südlichen Exmoor in Somerset und dem nördlichen Cornwall, die sich wie zwei Toastscheiben um den Nordteil der Grafschaft Devon legen.

Nicht umsonst rätselt man über das „Beast of Exmoor“, wobei „moor“ nichts mit unserem Verständnis von Moor zu tun hat, sondern eher Heide- bzw. Ödland bedeutet. Und in dieser Nebel durchwaberten, bergigen Einöde soll jenes Untier gesichtet worden sein, oder doch nicht? Es ist wie beim Yeti: Manche haben es gesehen, manche zweifeln daran. Unklare Umrisse werden beschrieben, getötete Schafe für seine Existenz ins Feld geführt, alle Arten von „wissenschaftlichen“ Untersuchungen angestellt. Irgendwie soll es sich um eine „große Wildkatze“ handeln. Selbst der Zoologe Carl Hagenbeck wurde um eine Stellungnahme gebeten. Die Bezeichnungen der „Realisten“ schwanken zwischen Panther, Leopard und Puma, die der „Legendenträumer“ ordnen das Phänomen schlicht unter „Märchen und Folklore“ ein. Am besten traf es wohl die BBC mit der Bezeichnung „Alien Big Cat“.

Bedruthan Steps
Bedruthan Steps

Eine ähnliche“ Biestergeschichte“ treffen wir am südlichen Punkt dieses Reiseabschnittes bei den „Bedruthan Steps“. Übriggeblieben von der Geschichte sind tupferartige, riesige Felsformationen an der cornischen Küste unweit vom Badeort Newquay entfernt. Dabei soll es sich um die Fußstapfen des gleichnamigen Riesen handeln. Also glauben wir auch dieser phänomenalen Erläuterung und genießen demütig den herrlichen Ausblick.

Hartland Point
Hartland Point

Nicht in das Reich der Legende hingegen gehören die Wellen umtosten Cliffs, die Gischt gepeitschten Steilküsten – eine Bucht, eine Felsnase schöner als die andere mit dazwischen gesprenkelten, weit ausladenden – besser: einladenden – goldgelben Sandstränden. Beispielhaft seien angeführt der Hartland Point (mit Leuchtturm), der Higher Sharpnose Point bzw. der Tintagel Head.

Lynmouth-Cliff Railway
Lynmouth-Cliff Railway

Als besonders besuchenswert haben wir die Dörfer Lyntonmouth/Lynton (Somerset) sowie Clovelly (Devon) empfunden. Beide an der Küste gelegen bieten sie dem Besucher Besonderes. In Lyntonmouth lohnt sich eine Fahrt mit der „Cliff Railway“ in den oben auf dem Cliff gelegenen Ortsteil Lynton. Diese Bergbahn ist absolut emissionsfrei, denn sie wird nur mit Wasserkraft betrieben. Steile 60 Meter spult sie in rund 10 Minuten die Besucherströme auf und ab.

Clovelly
Clovelly

Für das Fischerdorf Clovelly auf der Anfahrt zum Hartland Point muss man Eintritt bezahlen, denn das gesamte Dorf ist einstmals von einem Millionär gekauft worden. Diese einzige Zufahrt hinein oder besser hinab ist für den öffentlichen Verkehr so gut wie gesperrt. Das ist auch gut so, denn bei 33% Gefälle, einer Straßenbreite von knapp 3,50m und keiner wirklichen Park- oder Wendemöglichkeit unten im Dorf wäre das Chaos vorprogrammiert. Also hat man am oberen Ende der Siedlung einen Großparkplatz mit Visitor Centre errichtet. Ein steiler Fußweg über senkrechtes Kopfsteinpflaster (Cobblestone), mehr Treppe als Weg, geleitet den Besucher durch enge Gassen und Gässchen hinab zum Hafen. Ihre eigenen Transportprobleme müssen die Bewohner mit Hilfe hölzerner Transportschlitten lösen. Das Eintrittsgeld scheint gut angelegt, denn das Dorf präsentiert sich im Bilderbuchanblick.

Grabstein
Grabstein

Gleichfalls nicht in das Reich der Legende gehört die Geschichte um den Priester Robert Stephen Hawker (1834-1875). Sie wird aufgeblättert im Dorf Morwenstow, wenige Kilometer vom Badeort Bude entfernt. Der Gottesmann galt als Exzentriker, denn er soll schon mal in Gummistiefeln und Ölzeug von der Kanzel herab gepredigt haben. Verheiratet mit der eigenen Patentante, Opium schmauchend und Balladen dichtend, vielerlei magischen Kräften zugewandt, genoss er sein Leben in einer aus Treibgut errichteten Hütte. All das nahm man ihm nicht übel. In Gefahr – zumindest seitens der damaligen Amtskirche – geriet er nur, wenn er entgegen den kirchlichen Regeln Schiffbrüchige beerdigte. Denn das galt damals als Sünde und war einem Priester strikt untersagt. Ihn kümmerte dieses Verbot offenbar wenig, denn nichts hielt ihn davon ab, einmal eine gesamte ums Leben gekommene Schiffsbesatzung auf seinem Kirchhof zu Grabe zu tragen und als Grabstein die Gallionsfigur des zerschellten Schiffes aufzupflanzen. Strahlend weiß leuchtet sie auch heute noch neben seiner Kirche.

Im Hexenmuseum
Im Hexenmuseum

Priester spielten im Mittelalter während der Inquisition eine große Rolle bei den unzähligen Hexenaustreibungen und –verbrennungen. Das malerische Bergdorf mit felsigem Naturhafen Boscastle hat sich dieser Geschichte in seinem „Hexenmuseum“ angenommen. Doch der Begriff „Hexerei“ (oder:“Witchcraft“) wird viel umfangreicher ausgelegt. Thematisch aufgearbeitet werden alle möglichen Formen von „magischer Kunst“ oder „zauberartiger Kraft“, vom Altertum bis in die Moderne. Wir wurden den Eindruck nicht los: Hat sich bis heute eigentlich viel verändert? Die Mittel sicherlich, das Denken vielleicht nicht immer.

Tingtagel-King Arthur Castle
Tingtagel-King Arthur Castle

Sagenhaft, sagenumwoben bleibt nachhaltig der berühmte King Arthur. Es ist die „unendliche Geschichte“ eines früheren Herrschers, dessen geschriebene und erzählte Biographie an die jeweiligen historischen Epochen immer wieder angepasst wurde. Das Zentrum dieses Artus-Kultes liegt mit dem Arthur Castle in Tintagel (Cornwall). Die Burg oder das, was von ihr heute noch übrig geblieben ist, stammt zwar aus dem 13.Jh., Arthur soll aber bereits im 6.Jh. gelebt haben.

Sharpnose Point
Sharpnose Point

Wie fügt sich das zusammen? Ganz einfach: Die Burg wird deklariert als Prestigeobjekt, Vorzeigecastle eines damaligen Königs Edward, der dem Arthur ein Denkmal setzen wollte. Bei allem schönen Anblick bildet sie jedoch nur einen Flecken auf dem King-Arthur-Mosaikteppich, der das Land bedeckt. Mehreren „Arthur-Round-Tables“ sind wir begegnet, an unterschiedlichen Orten soll er begraben liegen. Wie soll da sein Andenken in Vergessenheit geraten! All das ist sicherlich angenehm fürs Auge, wohltuend fürs Gemüt und vor allem profitabel fürs Tourismusgeschäft.