Drei DiaVorträge über NEUSEELAND haben nunmehr das Licht der Welt erblickt. Kurzbeschreibungen befinden sich auf dieser Website unter „Vorträge“. Oder einfach den jeweiligen link anklicken.
Schüttelsuppe ist eine tolle Erfindung. Von all dem, was in letzter Zeit übrig geblieben ist bzw. ausgelassen wurde an Sehenswürdigkeiten auf unserer Neuseelandrundtour, nehmen wir auf unserer Rücktour von der Südinsel nach Auckland von diesem und jenem noch eine Messerspitze voll. Diese Zutaten, unsortiert und thematisch nicht unter einen Hut zu bringen, vermischen wir in einem großen Topf, sprich Blog, garnieren das Ganze mit ein paar ebenfalls unsortierten aber zur Textpassage meistens passenden Fotos und wünschen “Guten Appetit“ beim Lesen.
Per Fähre haben wir die Nordinsel wieder erreicht, sind also erneut in Neuseelands Hauptstadt Wellington. Als erstes Ziel steuern wir den PUKEAHAU – NATIONAL WAR MEMORIAL PARK an. Wenn bei den Kiwis von „Großem Krieg“ die Rede ist, handelt es sich in der Regel um den 1. Weltkrieg, an dem das Land gemeinsam mit Australien mit beträchtlichen Kontingenten teilnahm. Dieses ANZAC (Australien-Newzealand-Army-Corps) hat auch heute noch Bestand. PUKEAHU gilt als die wichtigste Gedenkstätte des Landes mit dem „Grab des unbekannten Soldaten“, der „Hall of Memories“ und dem Glockenturm, von dem jeden Tag um 17.00Uhr ein Gedenkglockenspiel erklingt. Im angegliederten Museum lohnt sich der Rundgang durch die realistisch dargestellten Szenen und der umfangreichen Sammlung an Memorabiles – beeindruckend und nachdenklich stimmend!
Aufgelockerter hingegen erleben wir ein jährlich wiederkehrendes Hauptstadt Event: The Christmas Parade. Also beschäftigen wir uns einmal mit der hiesigen Advents- und Weihnachtszeit. Das Ganze lässt sich unter der Frage subsummieren:
Advent in Neuseeland – Aber wo?
Während in Deutschland die Advents- und Weihnachtszeit bekanntlich zu den „besinnlichen“ Jahresperioden zählt, steigt hier in Neuseeland mit dem aufkommenden Sommer das Urlaubs- und Reisefieber. Man freut sich auf die Sommerferien und den Urlaub. Viele Urlaubsquartiere sind bereits voll belegt. Manche starten auch erst nach dem Weihnachtsfeiertag am 25.Dezember. Dann wird es in den Touristenhochburgen noch hektischer.
Advent in unserem Sinne existiert eigentlich nicht. Hier und da sind die Kaufhäuser weihnachtlich geschmückt, aber alles sehr zurückhaltend. Weihnachtsschmuck in den Straßen entdecken wir nur vereinzelt. Abendliche Weihnachtsbeleuchtung erübrigt sich, denn wir befinden uns aktuell in der „hellen“ Jahreszeit mit Dunkelheit erst ab ca. 20-22 Uhr. Da schlendert dann niemand mehr im schummrigen Adventslicht zum Schaufensterbummel.
Und der bei uns durch Kaufhäuser oder Straßen herumwandernde Weihnachtsmann oder Santa Claus? In einem Einkaufszentrum in CHRISTCHURCH haben wir einen entdeckt, der sich mit den Kindern fotografieren ließ. Ansonsten Fotos von ihm in Schaufenstern – in Bermudashorts und FlipFlops.
Die verkaufsoffenen „langen“ Samstage kennt man in Neuseeland nicht. Die Kaufhausketten haben regulär 7 Tage in der Woche von 7.30h bis 22.00h geöffnet. Und der Einzelhandel öffnet seine Geschäfte nur montags bis freitags, ca. 09.00h bis 16.30h, samstags evtl. bis 14.00h, sonntags nie. So können wir auch die bei uns oftmals zu beobachtende „vorweihnachtliche Kaufrausch-Atmosphäre“ in Neuseeland nicht ausmachen.
Dafür organisieren viele Städte aber – meist an einem der Adventssonntage- CHRISTMAS PARADES amerikanischen Stils. Wir verfolgen am 3. Advent den Festumzug in der Hauptstadt Wellington. Rund 50.000 Zuschauer, die gute Hälfte davon Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, säumen die Straßen der Innenstadt. Statt an Pfefferkuchen knabbern sie an ofenfrischen Cookies, Muffins oder Cupcakes. Das Marzipanbrot wird durch eine riesige Eistüte ersetzt. Brat- bzw. Currywurst oder andere Spezialitäten unserer Weihnachtsmärkte erscheinen überhaupt nicht. Der wärmende Grog ist fehl am Platz, das kühle Getränke leisten bessere Dienste.
Im Umzug selbst spiegelt nur der letzte Motivwagen Weihnachten mit Weihnachtsmann wider. Nicht Engel sondern Zwerge begleiten ihn. Alles andere ähnelt einem farbenfrohen Folklore- und Märchenfest. Tanzgruppen steppen über den Asphalt, Sportvereine bieten Kostproben ihres artistischen Könnens Das schottische Erbe Wellingtons wird durch eine Dudelsackband vertreten. Und zwischendurch immer wieder Musikzüge, von der straff disziplinierten „Royal Marching Band“ bis hin zur quicklebendigen Sambaformation. Knapp 90 Minuten defiliert die bunte Truppe durch die Straßen. Am Ende ist das letzte Eis gelutscht, der letzte Hamburger gegessen, die letzte eisgekühlte Cola ausgetrunken. Zur Abkühlung springen die Kinder nun unter die Wasserfontänen und in die Springbrunnen der innerstädtischen Parks.
Weihnachten selbst besteht eigentlich nur aus dem 25. Dezember. Erst seit der Besiedlung durch europäische, besonders englische Auswanderer ,wird in Neuseeland Weihnachten gefeiert. So verwundert es nicht, dass viele Bräuche aus den Mutterländern stammen.
Unser „Heiligabend“, hier „Christmas Eve /Vorweihnachtsabend“ genannt, dient der Vorfreude auf den Weihnachtstag und mitunter dem Besuch von christlichen Mitternachtsmessen. Die Geschenke werden am 25sten ausgepackt, begleitet von reichlichem Festessen. Auch hier bringt der Weihnachtsmann die Geschenke, allerdings nie in direktem Kontakt zu den Menschen. Damit er auch nicht an der eigenen Haustür vorbeigeht, werden ein Krug Milch und Kekse die Nacht über vom 24sten auf den 25sten für ihn bereitgehalten und an die Türschwelle oder auf ein Fensterbrett gestellt. Sind am nächsten Morgen der Krug leer und die Kekse bis auf einige Krümel verschwunden, muss er nächtens vorbeigeschaut haben.
Ein Weihnachtsbaum wird lange vor dem eigentlichen Feiertag aufgestellt und geschmückt, ganz traditionell mit Kugeln und Süßigkeiten. Nadelt der Baum denn dann nicht? Nein! Geht auch gar nicht, denn als „Weihnachtsbaum“ gilt der sogenannte „Eisenholzbaum“, eine Art Myrtengewächs. Ab Mitte bis Dezember fängt dieser immergrüne Laubbaum an, rote Blüten zu treiben, welche die eigentliche Weihnachtszeit symbolisieren.
Traditionell bleibt das Festmahl: Truthahn, Lamm, Schinkenbraten. Eine Auswahl exzellenter neuseeländischer Weine darf dabei auch nicht fehlen. Als Dessert werden die landauf landab berühmte „Pavlova Torte“ (eine leckere Baisertorte) oder englischer „Christmas Pudding“ serviert.
Während der morgendlichen oder abendlichen Geschenkzeremonie erklingen in vielen Familien ebenfalls Weihnachtslieder, die meist englischer, schottischer bzw. irischer Abstammung sind, oftmals umrahmt von der TV-Weihnachtsansprache der englischen Queen. Sie ist ja immerhin (noch) das offizielle Staatsoberhaupt Neuseelands.
Wie verbringt man sonst den Festtag? Mit Schwimmen, Segeln, Surfen, oftmals auf Strandpartys incl. Barbecue – oder beim Kofferpacken für die Sommerreise.
Nicht vergessen wollen wir den 26. Dezember, hier „Boxing Day“ genannt, ebenfalls ein Feiertag. Entweder sind viele Kiwis bereits auf ihrer Sommerurlaubsreise unterwegs. Oder aber sie kümmern sich um die Entsorgung der vielen Geschenkverpackungen – den „boxes“.
Nach diesem unadventlich-weihnachtlichen Hautpstadttrubel zieht es uns eigentlich wieder zurück in einsamere Regionen. Gleich vor der Haustür, besser gesagt südöstlich von Wellington, bietet sich hierfür das CAPE PALLISTER an. Stetig rauer und trockener werdende Bergwelt führt uns auf 100km zur Südspitze der Nordinsel. In Erstaunen versetzt uns immer wieder, in welch unwirtliche und unzugängliche Welt hinein, (Ferien)Häuser gebaut werden, neben einzelnen Hütten hin und wieder auch kleine Siedlungen. Die letzten 30km des Weges zum SÜDKAP erweisen sich als traumhafte Küstenpanoramastraße.
Kurz vor dem Leuchtturm am Kap gibt sich eine Pelzrobbenkolonie noch einmal die Ehre. Von den neun bestehenden Kolonien soll es die größte sein. Fast regungslos dösen die Tiere im warmen Sommersonnenlicht vor sich hin. Kein vorbei fahrendes Auto, kein Möwenschrei und auch kein Wellendonner kann sie in ihrer Ruhe stören. Um zum Leuchtturm selbst zu gelangen, muss man zunächst 250 Stufen erklimmen. Als Belohnung winkt ein unbeschreiblicher Rundumblick.
Inselspitzen haben einen großen Vorteil: Man gelangt schnell von einem Küstenstreifen an den gegenüberliegenden. Das kommt auch uns zugute auf unserem Zickzackkurs Richtung Norden. WELLINGTON im nördlichen Bogen umfahrend, stehen wir schnell wieder an der Wind umtosten Westküste der TASMAN SEA. Dieser Küstenabschnitt dient als eigentliche „Badewanne“ der Hauptstadt. Eine Touristenbeach reiht sich an die andere, z.B. PLIMMERTON, PARAPARAUMU, WAIKANAE BEACH, OTAKI BEACH oder WAIKAWA BEACH, um nur einige in einer Entfernung von ca. 100km zur Hauptstadt zu nennen. Glücklicherweise findet man hier kaum wirkliche „Bettenburgen“. Kleine, in die Dünen geduckte Häuser und Hütten prägen das Bild. Mit Beginn des Weihnachtsurlaubs sieht man nur noch selten Schilder mit der „Vacancies“-Bezeichnung, viel öfter „No Vacancies“, also alle Unterkünfte belegt.
Aber es gibt Ausnahmen. Wer auch in der Hochsaison Ruhe und einen einsamen Strand sucht, dem empfehlen wir FOXTON BEACH. Die niedliche Häuseransammlung zeichnet sich durch einen sehr weitläufigen, breiten Strand aus. Hier gibt es offensichtlich so wenige Strandgäste, dass per Schild „The Beach is a Road“ sogar das Befahren erlaubt wird.
Das eigentliche, verträumte Städtchen FOXTON nimmt uns mit in europäisches Flair. Der Nachbau einer kleinen holländischen Ecke, mit Windmühle, Flaxmuseum, Pferdestraßenbahn und „Dutch Market“ krönt die Innenstadt.
Nach den vorübergehenden Hollandimpressionen gleiten wir gleich hinein in eine weitere, europäisch anmutende Welt. Über den SH 1 und den SH 3 gelangen wir an den „Rhein der Maoris“. Nie gehört? Macht nichts! Hatten wir vorher auch nicht. Aber der WANGANUI RIVER, mit 290km der längste schiffbare Fluss Neuseelands, gleicht in der Tat streckenweise unserem mit Weinbergen gesäumtem Rhein. Weinberge findet man hier zwar nicht, jedoch bergige, naturbelassene Uferlandschaft. Auf seinem Weg zur TASMAN SEA durchfließt er in seinem Mündungsgebiet den TONGARIRO NATIONAL PARK, später dann den WANGANUI NATIONAL PARK.
Die gleichnamige Stadt Wanganui , 30km Richtung Flussmündung gelegen, bedeutet im Maorischen so viel wie „Großer Hafen mit langem Warten“. Knapp 40.000 Einwohner leben hier mit einem hohen Anteil maorischer Bevölkerung. Nicht umsonst wird der gesamte Wanganui Distrikt auch „Region Maorischer Könige“ genannt. Dieser ethnische Akzent findet seinen besonderen Ausdruck im ausgezeichneten Regionalmuseum. Das dort aufgestellte, künstlerisch wertvolle Marae (Versammlungshaus) ist eingebettet in eine historische Ausstellung über die Ureinwohner.
Die Stadt selbst macht einen sehr ruhigen, liebevollen Eindruck, die anreizt, hindurch zu bummeln. Der rund zweistündige „Heritage Walk“ führt vorbei an schmucken Gebäuden wie der alten Apotheke, dekorativen Hausfassaden, z.B. dem Rutland Building oder dem Drew’s Building, die Flusspromenade entlang und vorbei an den ehemaligen aber noch funktionstüchtigen Dampfschiffen. Wer noch mag, erklimmt die Hügel des Queen’s Park / Pukenamu mit der Gedenksäule für die Gefallenen des 1.Weltkrieges, dem Glockenspiel und dem „War Memorial“. Diese weithin weiß leuchtende Gedenkstätte dient allerdings überwiegend mit seinem großen Theatersaal der Kunst oder dort stattfindenden Kongressen – eine gelungene Mischung.
Kunst wird in WANGANUI groß geschrieben. Neben zahlreichen Kunstgalerien, allen voran die „Sarjeant Gallery“, beherbergt die Stadt eine renommierte Opernschule mit ebenso renommierten Lehrkräften wie Placido Domingo oder Kiri Te Kanawa.
Den besten Blick auf Fluss und Stadt gewinnen wir auf dem „Durie Hill“ mit Aussichtsturm. Man kann diesen Granitturm von der Stadt aus über 150 Stufen zu Fuß erreichen oder nimmt den Fahrstuhl, den einzigen Tunnelfahrstuhl Neuseelands. Da man dann ja ausgeruht oben ankommt, bereiten die 264 Stufen auf den eigentlichen 66m hohen Aussichtsturm keine Probleme.
Wer diesem wundervollen Fluss noch ein wenig folgen möchte, der nehme den WANGANUI RIVER ROAD. Auf 80km folgt die kurvig enge Straße dem Flusslauf durch die Wildnis, ohne größere Ortschaften. Versprochen wird eine Reise zurück in die Vergangenheit der europäischen Besiedlung, denn hier haben sich Mitte des 19.Jahrhunderts ebenfalls erste Auswanderer niedergelassen. Die Ortsnamen der Siedlungen klingen tatsächliche europäisch, z.B. KORINTI oder auch ATENE. Mit religiösem Anklang kommt JERUSALEM daher. Schließlich endet dieser historische Naturtrip in PIPIRIKI am „Tor zum WANGANUI NATIONAL PARK“.
Kilometer um Kilometer bleiben wir in nördlicher Richtung, zunächst auf dem SH4, später dann über den SH 47 gen LAKE TAUPO an dessen Westufer. Der höchste Vulkankegel Neuseelands, der MOUNT RUAPEHU (2.797m) mit seinem riesigen Skigebiet lugt östlich aus den Wolken hervor. Der SH 41 und SH 32 bringen uns schließlich in das Städtchen TOKOROA. Eigentlich nichts Besonderes, wären da nicht die TALKING POLES.
45 Skulpturen über das gesamte Stadtareal verteilt schmücken Straßen und Plätze. Meistens stellen sie Maorifiguren dar. Aber nicht nur. Denn in der Summe sollen sie die Vielfalt an Kultur und Ethnien, an Clubs und Vereinen des Ortes aufzeigen. Nach gut einstündigem Rundgang kann man sagen: Das Projekt einer „kommunalen Identitätsstiftung“ erscheint gelungen.
Der britische Captain Fane Charles HAMILTON (mal nicht Captain Cook) gilt als Namensgeber der viertgrößten Stadt Neuseelands. Obwohl in den 1860ger Jahren noch Kriegsgegner der Maoris, halten auch sie ihm heute ein ehrendes Andenken. Das moderne HAMILTON kämpft wie viele andere Binnenstädte wie z.B. auch PALMERSTON NORTH darum, ein Stück vom Tourismuskuchen zu ergattern. Man wirbt mit dem größten Einkaufzentrum Neuseelands, welches sich mitten in der City in der Tat sehen lassen kann. Es lohnt auch, durch die „Hamilton Gardens“ am Ufer des mächtigen WAIKATO RIVERS zu bummeln und evtl. auch noch einen kleinen Schiffsausflug auf dem Fluss zu genießen. Das Distrikt Museum hält ebenso einige Kostbarkeiten für den Besucher parat. Dann kann es einen aber auch bereits wieder in die grüne Umlandnatur ziehen, entlang des WAIKATO und des WAIPA RIVERS. Ein besonders reizvolles Fleckchen bildet dabei die Einmündung des WAIPA RIVERS in den WAITKATO, ca. 20km nordöstlich der Stadt im Dorf NGARUAWAHIA. Ein Park schmückt die Landspitze, in ihm findet man Informationstafeln über die erste britische Flussanlandung just an diesem Ort im Jahre 1861.
Paris gilt gemeinhin als „Stadt der Liebe“.
In Neuseeland schmückt sich der kleine Ort TE AROHA, 70km nordöstlich von HALMITLON gelegen, ebenfalls mit diesem Prädikat. Denn der ursprünglich maorische Ortsname bedeutet „Liebe“. Lieb gewinnen kann man das 3.800 Einwohner zählende Städtchen sehr schnell. Am Fuße seines Hausberges, dem MOUNT TE AROHA (952m) vergießt eine Kurparkanlage seinen außerordentlichen Charme. Heiße Spa Pools durchfließen ihn in Kaskadenform. Ein richtiges Spa mit der einzigen heißen Sodaquelle der Welt lädt ein zu Bad und Wellnessanwendungen. Aus rund 70m Tiefe sprudelt alle 40 Minuten ein kleiner, aber feiner dampfender Geysir an die Oberfläche, der nach dem ehemaligen Maorihäuptling Mokena Te Hau benannt wurde.
Zufällig wurden wir hier Zuschauer einer kleinstädtischen Christmas Parade, die man lt. Flyer nach 25 Jahren erstmals wieder auf die Beine gestellt hat.
Chapeau, was so ein kleiner Ort in dem einstündigen Defilee präsentieren kann. Offensichtich waren sämtliche Schulen, Kindergärten, Vereine und Honoratioren vertreten, ergänzt von Feuerwehr, Veteranenclub, Tierschutzverein und der heimischen Wirtschaft.
Und ein letztes Mal statten wir AUCKLAND einen kurzen Besuch ab. Uns reizt doch noch eine Tour auf zwei von den 50 erloschenen Vulkankegeln, die die Stadt umgeben. Mit der Fähre geht es noch einmal nach DEVONPORT. Dort besteigen wir den Bus und fahren hinauf zunächst zum North Head mit seinen ehemaligen Verteidigungsanlagen. Später dann klettern wir auf den MOUNT VICTORIA. RANGITOTO ISLAND nunmehr unmittelbar vor Augen kreist ein fantastischer Panoramablick im 360°-Kurs noch einmal auf die Stadt und den gesamten vorgelagerten HAURAKI GOLF.
Nunmehr wird es ernst mit den Vorbereitungen für die Verschiffung. Dekontaminierungstermin des Wohnmobils wegen der Einfuhrbestimmungen für Australien ist arrangiert, die Buchungsbestätigung für die Verschiffung bei der Reederei eingeholt. Eigentlich wär es doch ein Leichtes, das Wohnmobil einfach zum Hafen zu fahren. Es muss vor der eigentlichen Verladung aber noch einige Tage in ein sogenanntes „Aufbewahrungsareal / Storage“. Da wir dann bereits in Australien weilen und sich von den Kiwis offensichtlich niemand zutraut, das Gefährt mit europäischer „Linkssteuerung“ zu bewegen, wird es extra auf einen Anhänger verladen und zum Schiff transportiert. Warum einfach, wenn…
Wir verlassen die Ostküste ein weiteres Mal, um auf dem GREAT ALPINE HIGHWAY Neuseelands Hochgebirge auf dieser beliebten Route (SH 73) zu durchqueren. Die Panoramastraße verbindet in ihrer gesamten Länge (240km) das östliche CHRISTCHURCH mit dem westlichen GREYMOUTH. Im Prinzip handelt es sich bei dieser Gebirgsdurchquerung um einen altbekannten, ehemaligen Handelsweg der Maoris, die auf ihm ihre Jadefunde von der Ost- an die Westküste transportierten. Europäische Siedler machten sich die „eingefahrene Strecke“ zu nutzen, bauten die Straße für regelmäßigen Postkutschendienst (ab 1866) immer stärker aus bis zur heutigen Hochgebirgsstraße. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm man dann auch das Projekt einer Eisenbahndurchquerung in Angriff. Die Eröffnung des „Otira Tunnels“ gab 1923 das Startsignal für den Eisenbahnverkehr. Heute hat sich der „TranzAlpine“ zu einer der attraktivsten, touristischen Schienenverbindungen der Welt gemausert. Sie bietet eine Hin- und Rückfahrt an einem Tag (8-18Uhr). Wegen des großen Fahrgastaufkommens ist eine rechtzeitige Reservierung zu empfehlen. Eisenbahnlinie und Panoramastraße laufen über weite Strecken parallel.
Von CHRISTCHURCH kommend durchqueren wir zunächst die CANTERBURY PLAINS. Diese Ebene ist gespickt mit Obstplantagen, Farmen für Milchwirtschaft und Gemüseanbau sowie unzähligen Weingütern. Kleine Städtchen wie DARFIELD, SHEFFIELD oder SPRINGFIELD säumen den Weg. Dabei charakterisiert die jeweilige Nachsilbe „FIELD“ den wirtschaftlichen Schwerpunkt der Region. Wie auf einer Kette reihen sich vielfältige größere und kleinere Seen aneinander, durchströmt von ebenso zahlreichen Bächen und Flüssen. Umso erstaunlicher ist es dann, dass die Pazifikwolken den Regen offensichtlich nicht einmal 50km bis ins Innenland vorstoßen. Denn die Felder und Wiesen sind übersäht mit Bewässerungsanlagen. Dort wo die künstliche Bewässerung nicht rund um die Uhr ihr Nass spendet, verfärbt sich das Gras sofort in eine braune Decke.
Hinter der Ortschaft CASTLE VILLAGE verlassen wir die Fluss- und Seenebene für den eigentlichen Gebirgsanstieg mit dem Höhepunkt ARTHUR’S PASS. Diese Bezeichnung beinhaltet neben der Passstraße auch den entsprechenden Nationalpark und das eigentliche, 100 Einwohner zählende Dorf rund 4km von der Passhöhe entfernt.
Kurvenreich klettern wir auf gute 900m Passhöhe. Das klingt erst einmal nach wenig. Die Haarnadelkurvenstraße hat es jedoch in sich. Auf den letzten 5km bis zum Passgipfel sind 20% bis 26% Steigung zu bewältigen. Seinen Namen hat der Pass nach dem früheren Bergführer Arthur Dudley Dobson erhalten, der als erster Europäer Reisende über diesen Pass führte. Oben angekommen bietet ein kleiner Parkplatz einen 360° Rundblick. Steil unter uns erblicken wir die Fahrzeuge, die den OTIRA VIADUCT im scheinbaren Schneckentempo hinaufkrabbeln, die Brückenkonstruktion noch vorsichtiger quasi im Schritttempo hinabschleichen. Nach Osten lässt der freie Blick die ferne Küste erahnen. Gen Westen bleibt die Aussicht in Berggipfeln und Wolken hängen, ohne Aussicht auf Besserung. Die Westabfahrt gibt sich dann gemächlicher bis hinunter ins Tal zum Abzweig vom SH 73 im Dorf Jacksons zum LAKE BRUNNER. Was am ersten Tag wegen des kalten, regnerischen Wetters nicht gelingen konnte, holen wir einen Tag später bei strahlendem Sonnenschein nach. Die 50km lange Rückkehr zum ARTHUR’S PASS hat sich ausgezahlt. Belohnt werden wir mit Ausblicken in alle Himmelsrichtungen auf durchweg dramatisches Bergpanorama.
Wir bleiben natürlich nicht allein an solch einem Lookout. Neben Einzelreisenden ergießen sich ganze Busladungen voller Touristen auf den viel zu engen Parkplatz. Doch damit nicht genug: Neuseelands neben dem Kiwi zweites Nationalsymbol, der KEA-Papagei, fühlt sich hier oben heimisch. Gar nicht scheu nähern sie sich auf Armlänge den Menschen, wobei Füttern der Tiefe bei Strafe verboten ist. Nicht jeder Reisende versteht Englisch, nicht jeder Papagei lehnt das dargebotene Futterangebot dankend ab. Außerdem stehen ja auch die vielen Kraftfahrzeuge mit ihren leckeren Gummiumrandungen zur Verfügung. Und so muss man entscheiden, wohin zuerst geblickt wird: Heiles Wohnmobil oder heile Bergwelt.
LAKE BRUNNER spiegelt auch eine kleine, heile Welt wider. An einer bequem zu fahrenden Nebenverbindung zwischen JACKSONS und STILLWATER gelegen, aber als TOURIST DRIVE ausgewiesen, braucht er sicherlich keinen übergroßen Besucherandrang zu fürchten. Winzige Siedlungen säumen seine Ufer. In der Ortschaft TE KINGA (85Einw.) laden ein-zwei B&B zum Verweilen ein. Der Wohnmobilist findet dort am Seeufer einen extra ausgewiesenen, kostenfreien Übernachtungsparkplatz, eine nette Geste der Gemeinde. Der spätere Ort STILLWATER kann als Markenzeichen des gesamten Seegebietes dort fungieren.
Zurück geht es nunmehr gen Osten mit einer erneuten Durchquerung der Gebirgswelt. Der SH 7 führt uns zunächst ins nördliche REEFTON, dann wieder in die dieses Mal gemäßigte Bergwelt nach HANMER SPRINGS.
Eigentlich wäre die Kleinstadt REFFTON keiner zusätzlichen Erwähnung wert, beherbergte sie nicht ein Kuriosum: „The Bearded Miners“. In einer ehemligen Goldgräberhütte an der Hauptstraße begrüßen sie gern Gäste, um von den vergangenen Zeiten des Goldrush zu schwärmen. Quasi ohne Atempausen, im Redefluss kaum zu unterbrechen, geschweige denn zu stoppen, rühmen sie die „gute, alte, goldene Ära“. Dabei handelt es sich durchaus um Zeitzeugen, denn die letzte professionelle Goldwaschanlage wurde aus Rentabilitätsgründen erst 1951 geschlossen. So verbringen denn mehrere ältere Herren mit Rauschebart – einer mit Geburtsort Kiel – ihr Rentnerdasein auf der Holzbank vor der Hütte, laden zur Besichtigung ein und freuen sich über große und kleine Spenden.
Dem Relaxen und menschlichem Wohlbefinden hat sich das Bergdorf HANMER SPRINGS verschrieben. Heiße Sulphur-/Schwefelquellen helfen beim Anlocken von Gästen. Auf 350m Höhe eingebettet ins Südinselbergwelt, beschreibt es sich als „perfekten Ort zum Abschalten und zur Rückgewinnung des inneren Gleichgewichts“.
Garant hierfür sind der riesengroße Spa-, Wellness- und Poolbereich. Seit rund 120 Jahren läuft hier der Kurbetrieb, allerdings nicht als ausgesprochene Heilkuren. Insgesamt 18 Außenpools bieten 12 verschiedene Wasserarten mit Temperaturen zwischen 22°C und 42°C. Der Ruhesuchende und der „Aktive Planscher“, alle kommen hier zu ihrem Recht. Und hinterher laden gemütliche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Sanfter Tourismus abseits des Massenandrangs.
Wir verfolgen weiter den SH 7 und übersteigen den nicht so schroffen und hohen LEWIS PASS. Mi seinen 864m wirkt er sanft aber malerisch wie in eine Hügelkette eingebettet. Bald danach grüßt nach rund 70km kurvenreicher Straße die Ostküste wieder. Wir gönnen uns den Schlenker über die GORE BAY mit seinem einer Kathedrale ähnlichem Felsenriff. ALPINE PACIFIC TRIANGLE ROUTE wird ein 400km langer Rundkurs im Osten der Südinsel nördlich von CHRISTCHURCH genannt. In seinem Südwinkel, im Weinbauort WAIPARA heißt es, sich zu entscheiden, ob zuerst der Inlandskurs auf dem SH 70 oder der Pazifikabschnitt auf dem SH 1 eingeschlagen wird. Letzterer ist als Nord-Süd-Hauptverkehrsader stark befahren. Der SH 70 schnörkelt sich in seinem Nordabschnitt hingegen in absolut einsamem Gebiet durch die Berg- und Hügellandschaft. Also schließen wir einen Kompromiss: Im südlichen Teil des Tourendreiecks verbleiben wir auf dem SH 1, der auch mit landschaftlichen Reizen nicht geizt. Kurz hinter CHEVIOT biegen wir dann auf eine winzige Straße ins Landesinnere ab Richtung WAIAU. Diese Teilung bietet sich auch deswegen an, weil das südliche Segment des SH 70 überwiegend in ebener Graslandschaft verläuft, die pittoreske Bergphase dann erst beginnt.
Kaum haben wir die erste Hügelkette hinter uns gelassen, springt sofort wieder die braune, steppenartige Vegetation ins Auge. „Hier herrscht ausgesprochen Feuchtigkeitsmangel“, erzählt uns ein einheimischer Farmer. „manchmal langt es nicht einmal mehr für die Schafe“. Genügsamer sind da allerdings die Lamaherden. Sie freuen sich auch über verdorrtes Grasgestrüpp. In großen Herden sind sie hier ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor, ebenso wie die Rotwildrudel auf den Weiden. Unterwegs passieren wir das Skigebiet MOUNT LYFORD abseits vom Wegesrand. Mehr Besiedlung treffen wir jedoch nicht an.
Von der Abgeschiedenheit in die „touristische Quicklebendigkeit“ dauert es nun 70km auf schnörkeliger Straße. Der Unterschied könnte nicht größer sein. KAIKOURA liegt hingebettet in einer großen Bucht mit angrenzender Halbinsel. Was macht den Badeort so hinreißend reizvoll? Nennen wir zunächst das Ufer nahe Gebirgspanorama. Die bezaubernde Bergkette steigert ihren Reiz durch den häufigen Sonnenschein, in dem Schneereste flimmern und funkeln. Ein mildes Klima erzeugt ein Gefühl sommerlicher Atmosphäre. Einen wirklichen Namen hat die 4.700 Einwohner zählende Stadt sich jedoch hauptsächlich durch „Maritime Wildlife Beobachtungsexkursionen“ erworben. In Kaikouras Küstengewässern wimmelt es nur so von Meeressäugern und Seevögeln. Besonders hervorzuheben sind dabei Touren zu den Delphinen, incl. „Swim with Dolphins“ bzw. zu den Albatrossen. Auf der erwähnten Halbinsel können vom Ufer aus Pelzrobbenkolonien beobachtet werden. Bei Ebbe folgen wir ihnen ein gutes Stück weit auf felsigem Untergrund hinaus in den Pazifik.
Als Krönung allen Geschehens gelten aber die 3,5-stündigen Walbeobachtungstouren. Ausgezeichneter Anbieter hierfür ist „The Whale Watch Station“ (www.whalewatch.co.nz). Wie sicher man ist, die „Riesen des Meeres“ auf solch einer Bootstour auch wirklich zu sichten, beweist das Angebot, dass bei Nichtsichtung 80% des Fahrpreises zurückerstattet werden. So eine „Beobachtungsgarantie“ trifft man nicht häufig an.
Sie muss auch nicht eingelöst werden. Auf unserer Bootstour gab es vielfache Sichtung von Pottwalen, einem Killerwal in einer Herde munterer, sich tummelnder Schwarzdelphine. Über allem kreiste majestätisch der Königsalbatross. Die Walbeobachtung dient jedoch nicht ausschließlich touristischen, sondern eben auch wissenschaftlichen Zwecken. So werden die langjährigen Reiserouten der Meeressäuger erforscht. Jedes die Küstenlinie KAIKOURAS besuchende oder sogar dort ständig „wohnende“ Tier erhält einen Namen aufgrund besonderer Merkmale. So kann man feststellen, dass einer der Artgenossen bereits seit 1991 regelmäßig hier vorbeischaut. Warum ausgerechnet dieser Küstenstreifen bei den Tieren so beliebt ist? Es liegt an der nährstoffreichen Meeresumwelt mit einem Überangebot an Nahrung. Allerdings zieht es fast ausschließlich männliche Wale in diese Gegend. Für die Weibchen mit ihren Jungen ist das Wasser einfach zu kalt. Sie bevorzugen die wärmeren Gewässer nahe der Fidji Inseln.
Wir können uns nur lobend über diese Schiffstour äußern und empfehlen sie gern weiter. Alles war sehr gut aufeinander abgestimmt, die Organisation, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Dauer der zielgerichteten Fahrt und die im eigenen Briefingroom und an Bord gegebenen Informationen. Für den Seekrankheit verdächtigen Wellengang unterwegs kann das Unternehmen ja schließlich nichts!
Unaufhörlich geht es weiter Richtung Norden, meistens auf dem SH 1. Kurz nördlich hinter Kaikoura treffen wir noch einmal auf eine riesige Seelöwenkolonie. Neben dem Streit unter den Männchen waren die Weibchen mit ihren Jungen viel lieblicher anzusehen. Offensichtlich bleiben die Tiere aber nicht nur auf ihren Felsenriffen. Denn die Verkehrsaufsicht sah sich veranlasst, im entsprechenden Streckenabschnitt Warnschilder mit „Seal‘s Crossing“ aufzustellen.
BLENHEIM erreichen wir nach gut 100km. Auf der Hälfte der Strecke können wir eine Salzproduktionsanlage „Solar Salt Works“ erspähen. Die Salzgewinnung erfolgt ausschließlich aus dem Meereswasser durch Verdunstung in großen Erdbecken, die den flachen LAKE GRASSMERE parzellieren.
Als letzten Anlaufpunkt auf der Südhalbinsel stehen wir nunmehr in BLENHEIM. Es gilt als Zentrum des umliegenden Weinanbaugebietes im Distrikt Marlborough. Bereits viele Kilometer vorher sind wir ausschließlich durch Ebenen mit Weinanbau gefahren. Hier werden so bekannte Sorten wie Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Riesling oder Chardonnay angebaut. Bei so viel Sonnenschein (ca. 2.500 Std. pro jahr) sicherlich kein Wunder, aucu nicht die Bezeichnung „Teh Sunshine Capital“. Aber zu viel Sonnenschein und Trockenheit kann auch zum Problem ausarten, wie uns ein Tankwart berichtet. Seit 6 Monaten soll es insgesamt nur 3mm Niederschlag gegeben haben. Die umliegenden Wiesen und Felder sehen entsprechend aus.
Bekannt ist BLENHEIM für seine „preisgekrönten Parks und Gärten“, allen voran der „Seymor Square Park“ im Stadtzentrum. Neben dem historischen Uhrenturm im Park findet der Besucher eine Erläuterung zum „deutsch klingenden Stadtnamen“. In der Tat liegen hier gewisse Ursprünge. Demnach wurde BLENHEIM nach der Battle of Blenheim (deutsch: Schlacht bei Höchstädt),benannt bei der 1704 die Truppen von John Churchill, 1.Duke of Marlborough, über die französischen und bayerischen Soldaten siegten. Die ursprüngliche Siedlung ist in der Wairau-Ebene am Zusammenfluss des Tylor und Opawa River um einen Sumpf herum entstanden. Dieser ist mittlerweile trockengelegt. An seiner Stelle befindet sich der Seymour Square mit einem Park.
Die Rundfahrt um die Südinsel Neuseelands endet hiermit. Es verbleiben noch 30km bis zum Ausgangspunkt PICTON (vgl. K&K 18), von wo aus die Fähre uns zurück auf die Nordinsel bringt.
Von TIMARU bis zu unserem nächsten Ziel CHRISTCHURCH müssten wir ca. 170km zurücklegen, sofern wir die direkte Verbindungsschnellstraße, dem SH 1 nähmen. Für „Eilige“ ist das bestimmt eine gute Lösung. Wir entscheiden uns für einen etwas längeren Weg, die „Inland Scenic Route“. Sie schlängelt größtenteils auf dem SH 72 bzw. SH 74 entlang der FOUR PEAKS RANGE, nördlicher dann der PUKETERAKI RANGE mit grün schimmernden Gipfeln um die 1.900m. Der übliche „Gorge“ fehlt natürlich auch nicht. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke, beim Ort WINDWHISTLE quält sich der ansonsten gemächlich, in breitem Flussbett dahinfließende RAIKAIA RIVER durch eine mehr oder minder enge Felsenschlucht.
Alles nichts Spektakuläres, aber angenehm anzuschauen. Und vor allen Dingen hält sich die Verkehrsflut auf dieser Nebenstrecke stark in Grenzen, um nicht zu sagen, man bleibt unterwegs so gut wie allein.
Also erreichen wir CHRISTCHURCH vom Westen her in der Nähe des internationalen Flughafens. Kurz und trocken beschrieben leben in der Stadt heute rund 340.000 Einwohner. Sie liegt in der Provinz Canterbury, womit wir auch gleich den Hinweis auf das Mutterland Großbritannien haben. Wie im englischen Bristol durchschneidet der AVON RIVER die Stadt. Sie gilt als die englischste Stadt Neuseelands, was besonders in der Architektur deutlich werden soll. Dem Besucher hingegen fallen eher die vielen Colleges auf mit den Studenten in streng traditionellen Studentenuniformen.
Mit Christchurchs Architektur ist es nämlich so ein Problem: Fast der gesamte Stadtkern wurde durch die beiden großen Erdbeben 2010 und 2011 stark zerstört. Besonders betroffen hiervon sind eben jene im englischen Stil geprägten und in der Stein-auf-Stein-Weise gebauten zahlreichen Gebäude, allen voran die zentrale Kathedrale am Cathedral Square. Die neue City wird sicherlich anders als historisch geprägt aussehen. Das erklärt die alles überlagernde Devise in der Stadt: Re:START.
So läuft man durch die Re:START MALL. Dabei handelt es sich um die ehemalige Fußgängerzone. Man hat sich nach dem 2011-Desaster schnell beholfen mit Containern. Sortiert wie eine Bonbontüte der Marke „Bunte Mischung“ bilden sie nunmehr übergangsweise die Einkaufszone. Und es herrscht wieder Leben in ihr!
Doch Geräusche und Gerüche in der Stadt sind andere als die,die man in Städten gewohnt ist. Kaum ein Surren von Linienbussen ist zu vernehmen. Das Hupen ungeduldiger Autofahrer fehlt fast völlig, nicht wegen stark ausgeprägter Rücksichtnahme, sondern eher mangels Masse an Fahrzeugen. Hierdurch kann sich der Besucher auch weniger Geruchsbelästigungen durch Autoabgase erfreuen.
Schnell ersetzt jedoch wird das „Fehlen des Gewohnten“: Es sind nicht die Riesenmenge an Touristen oder Einheimischen, die ins Auge fallen sondern die unzähligen Bauarbeiter. Als Geräuschkulisse vernehmen wir das Surren von riesigen Baukränen, das Dröhnen von Presslufthämmern und das Hämmern von Spundwandrammen. Die Innenstadt ist eine einzige Großbaustelle. Re:START par excellence.
Umwirbelt wird deine Nase von Zementstaub und winzigen, grau-schwarzen Sandkörnern. Diese „Dust-Bowl“-Erscheinungen rühren her von den vielfältigen, kahlen Ruinenfeldern in der City. Der Bauschutt wurde weggeräumt, eine Neubebauung lässt aber noch auf sich warten. So ist Pressemitteilungen zu entnehmen, dass Stadt- und Distriktverwaltung intensiv versuchen, die Eigentümer darin zu bestärken, diese Kahlflächen entweder zu begrünen oder als geteerte Parkflächen herzurichten, um dem Übel Herr zu werden. Die „Leine der Freiwilligkeit“ soll dabei jedoch nicht bis ins Unendliche reichen. Als Autofahrer wirst du im Innenstadtbereich zum „Streckenspürhund“ ausgebildet. Navi nützt auch nichts mehr. Plötzlich steht du in einer Sackgasse, keiner regulären, sondern durch einen Bauzaun produzierten. Parkende Baufahrzeuge, die die Straße versperren, haben absoluten Vorrang. Die Stadtverwaltung kann offensichtlich gar nicht so schnell und so viele Umleitungsschilder aufstellen, wie sich die Situation tagtäglich verändert. Am besten, das Auto bleibt „draußen“. Es gibt ja Möglichkeiten per Bus zumindest in den mit einem großen Fest gerade eröffneten Busbahnhof „Bus Interchange“ zu gelangen. Bis in die City bleiben dann auch nur noch 15 Minuten Fußweg.
185 Todesopfer hat das 2011-Erdbeben gekostet, davon allein 119 in einer Sprachenschule im Stadtzentrum. Wie es heißt soll Baupfusch die Ursache für den totalen Einsturz gewesen sein. Das Gebäude sei zusammengefallen wie übereinander gestapelte Eierkuchen (collapsing like pancakes), erzählt uns ein Einheimischer. Als Erinnerungsstätte hat ein Künstler 185 weiße Stühle auf einem Ruinenplatz gleich neben der gewesenen Schule „installiert“. Vom Autokindersitz, über den Küchenstuhl, den Barhocker, den Lehn- und Gartenstuhl bis hin zum Rollstuhl symbolisieren sie das Fehlen eines geliebten Menschen: „Dieser Stuhl bleibt auf Dauer leer!“.
Re:START! Das gesamte Wiederaufbauprogramm ist auf rund 10 Jahre angelegt. Und selbst wenn es doppelt so lange dauert, der Elan und die Unverzagtheit dieser arg gebeutelten Stadt und ihrer Einwohner sind bewundernswert.
Es hieße, ein zu einseitiges Bild der gezeichneten Stadt abzubilden, kämen nicht auch die touristisch nach wie vor anziehenden Aspekte zu Wort. Manche sind vom Erdbeben nicht betroffen gewesen, manche rasch wieder hergestellt.
Am augenfälligsten präsentiert sich die historische Straßenbahn, die schon wieder ihre gemächlichen Runden zieht. Über 17 Stationen schaukelt sie durch die City. Auf ihrer Route wechseln Anblicke von Ruinenfeldern und Baustellen mit dem bunten Containerdorf, einem neu errichteten Einkaufszentrum, dem idyllischen Fluss Avon oder dem malerischen Botanischen Garten. Eine Stunde dauert die gesamte Rundfahrt, hop-on-hop-off ist angesagt. Als Zeichen wieder aufflammender touristischer Infrastruktur kann man sich romantisch in einer Gondel auf dem Fluss staken (punting) oder in der Elektrobahn durch den riesigen Botanischen Garten fahren lassen. Das benachbarte Canterbury Museum lohnt allemal einen Besuch. Ein preiswerter City Pass für den Besuch mehrerer Aktivitäten soll das Geschäft beleben. In ihm ist auch die Gondelbahn auf den 500m hohen Hausberg „Mount Cavendish“ incl. Busshuttle enthalten. Alles ein hoffungsvolles Zeichen eines Re:START!
Besonders effektiv hat nach der 2011-Katastrophe die Kirche reagiert. Ihre Kathedrale ist zerstört und die Reste von ihr sind nicht zu betreten.. Schnell wurde unweit des Cathedral Square eine neues Gotteshaus errichtet, die sogenannte „Transitional Cardboard Cathedral“. Sie bietet Platz für 700 Leute und wurde im August 2013 eröffnet. Als hauptsächliches Baumaterial besteht sie neben Containern als „Grundmauern“ aus gehärteten, riesigen Papprollen. Im Kirchenraum wirkt sie hell und lichtdurchflutet, ergänzt durch eine klare, nicht widerhallende Akustik, ein Meisterstück des japanischen Architekten Shigeru Ban.
Schnell errichtet wurde auch das besuchenswerte Museum „Quake City“, welches eindringlich und aufwühlend an beide Erdbebendesaster erinnert, in Wort, Foto, Videosequenzen und Trümmerteilen.
Überhaupt nicht tangiert von diesen Schicksalsschlägen blieb glücklicherweise eine große Attraktion der Stadt, das „International Antarctic Center“ in der Nähe des Flughafens. Einerseits widmet es sich der Erforschung der Eiswelt. Ein Ausstellungsschwerpunkt liegt auch auf dem Nachzeichnen der ersten Südpolexpeditionen von Scott und Amundsen. Der unterhaltsame Teil lädt ein zu einer rauen Fahrt im Schneekettentransporter „Huggland“, dem 4D-Extreme-Theater oder der Kältekammer mit Eissturm. Zum Aufwärmen kann man dann die Pinguinwelt besuchen.
Wir lassen noch einmal einen Einheimischen zu Wort kommen, der meinte: “Warum soll ein Tourist länger als einen Tag Christchurch besuchen? Wir bieten ja nur vier Attraktionen: die Tram, die Gondola, den Botanischen Garten und den River Avon“. Wir erleben es anders!
Restart heißt es aus einer Stadt, in der die Menschen das Lächeln offensichtlich verlernt haben. Restart mit einem beklemmenden Gefühl der Hilflosigkeit den Naturgewalten gegenüber. Restart für uns auf die südöstlich vorgelagerte BANKS PENINSULA. Der SH 75 soll uns zum Badeort AKAROA bringen. Einmal das Häusermeer der Vororte von Christchurch verlassen, ändert sich die Landschaft schlagartig. Weite Strecken verdorrter, hügeliger Wiesen und Felder. Wie eine Fata Morgana spiegelt sich der LAKE ELLESMERE in der Sonne. In der brettflachen Ebene ist er kaum zu erkennen. Wer einmal die US Bundesstaaten New Mexico oder Arizona bereist hat, kann sich diesen Anblick gut vorstellen. Es fehlen lediglich die Kakteen. Einige Kilometer weiter grünt und blüht es dann wieder heftig. Und so wechseln die Vegetationsmöglichkeiten streifenartig wie ein Zebrafell je nach Ausrichtung dem Regen spendenden Meer zu- oder abgewandt.
Doch nicht nur die Landschaft wechselt, auch das kulturelle Erbe durch die europäische Einwanderung. Man glaubt sich in Frankreich. Bedingt durch eine ehemalige Siedlung französischer Einwanderer geschieht hier vieles zweisprachig, Straßenschilder, die Namen vieler Geschäfte oder der Gastronomie. Friedvoll gemütlich präsentiert sich das kleine Dorfzentrum, welches sich selbst als „un village côtier avec un petit air français / ein kleines Küstendorf mit einem Hauch französischen Flairs“ bezeichnet.
Touristisch augenscheinlich nicht überlaufen, bietet es sich an als Ausgangspunkt für Delphin-, Pinguin- und Seehundexkursionen. Die Chancen zur Beobachtung dieser Meerestiere sollen im langgestreckten AKAROA HARBOUR optimal sein. Vom stilvollen Leuchtturm aus erfreut man sich eines fabelhaften Blicks über diesen Meereseinschnitt. Auf der Rückfahrt von der Halbinsel bietet sich zur Abwechslung dann der gut ausgebaute TOURIST DRIVE an. Er führt oberhalb der Küstenstraße rund 20km durch das Bergland mit ständigen Ausblicken auf den Meeresarm. Diese fast schon paradiesischen Anblicke lassen die vorherige Beklommenheit bald verblassen.
Lassen wir den DUNEDIN- Einkaufskorb voller Sehenswürdigkeiten hinter uns und richten das Augenmerk auf neue derartige Körbe. Moeraki Boulders
Weit brauchen wir dafür nicht zu fahren, auf dem SH 1 nur 78km nördlich nach MOERAKI. Eine große Anzahl an kreisrunden Steinkugeln gelten in der Maori-Kultur als Lebensmittelkörbe. Wenn diese Kugeln auseinander gebrochen sind, ähneln sie tatsächlich dieser Beschreibung. Uns kommen sie in ihrer nahezu perfekten runde Form eher vor wie Fußbälle oder die größeren Formate wie der Erdball. Die Steinmaserung unterstützt diesen Eindruck.
Offiziell werden sie „Boulders“ genannt mit einem Durchmesser zwischen 0,5m und 2,5m. Im Laufe der Jahre „wachsen“ sie in einem bis heute unabgeschlossenen Prozess aus dem Meeresboden empor. Wenn sie aufbrechen, zeigt sich unter der grauen Haut eine bräunlich schimmernde Kristallschicht. Ihr Alter wird auf 4 bis 5 Mill. Jahre geschätzt. Für uns bedeuten sie ein zauberhaftes Fotomotiv, wie sie herumliegen am Strand, mal einzeln, öfter in Gruppen bis zu 10 Kugeln.
VERZÄHLEN tun sich die routinierten Mitarbeiter der „Blue Penguin Colony“ bestimmt nicht mehr, ist es doch ihre alltägliche Tätigkeit. Mit viel Hingabe und Engagement kümmern sich die haupt- und ehrenamtlichen Natur- und Tierschützer in der Stadt OAMARU (rund 60km nördlich von Moeraki) auf wissenschaftlichem Niveau um die Zwergpinguine. Mit ihren 30cm Größe bei nur 1kg Gewicht bilden sie die kleinste Pinguinart der Welt. Um sie in ihrer natürlichen Umwelt zu erforschen und zu schützen, befindet sich am Strand am Ortsrand eine Brutkolonie aus Nistkästen. Frühmorgens verlassen die Tiere dann ihren Unterschlupf und kehren mit der Abenddämmerung in die Nistkolonie zurück. Laut offizieller Information leben mehr als 130 Pinguinpaare in der Kolonie. An manchen Abenden sollen mehr als 200 Tiere zurück an Land kommen.
Wir dürfen die abendliche Heimkehr beobachten – ein einmaliges und erkenntnis- reiches Erlebnis. Der helleren Jahreszeit gemäß begann die „Anlandung“ gegen 20.30h. Bei relativ heftigem Wellengang bedarf es oftmals mehrerer Anläufe bevor Minipinguin sicheren Boden unter den Füßen hat. Viel öfter wird er mit einer Welle wieder hinaus ins Meer gespült, überkugelt sich vielfach und startet einen neuen Versuch. Aber keine Sorge: Jeder gelangt an Land und in sein Nest. Nach mehrminütigem „cooling down“ am Strand – uns Zuschauern steht der Sinn eher nach einem „warming up“ – heißt es dann einen kurzen Felsabhang empor zu watscheln. Unser menschliche Fürsorgeinstinkt ist versucht, bei dieser für uns ungeschickten Gangart fälschlicherweise nach einer „helfenden Hand“ zu rufen. Die Natur hat es glücklicherweise anders eingerichtet. Meist in Gruppen von 10-15 Tieren erreichen sie dann die „Oberwelt“. Mit überraschend flinken Bewegungen rennen sie dann in ihren Unterschlupf.
An unserem Besuchsabend werden 132 heimkehrende Pinguine gezählt. Zur besseren Beobachtung gibt es im Pinguinzentrum dankenswerterweise überdachte Beobachtungsplätze mit ausgezeichneter Sicht auf die Tiere. Dabei werden die Heimkehrer durch kleine Eingangstore geschleust, bevor sie in den nummerierten Nistkästen verschwinden. Die ganze Zeremonie dauert rund 90 Minuten. Bevor dann Ruhe einkehrt, geht es in der Brutkolonie selbst zu wie auf einem belebten Marktplatz, hier noch ein Schwätzchen von Pinguin zu Pinguin, dort auch mal ein leichter Streit, kurz: ein interessantes Sozialverhalten.
Nicht nur abends ,sondern auch tagsüber kann der Besucher „hinter die Kulissen“ des Brutgebiets schauen in einem gesonderten Beobachtungsbereich des Brutgebietes.
Wir raten voller Überzeugung zu einem Besuch dieser Einrichtung. Um sich im Vorwege schon einmal hierüber genauer informieren zu können, hier der Link www.penguins.co.nz
Landeinwärts setzen wir unsere Tour auf der Südinsel fort, mehr oder minder immer parallel zum WATAIKI RIVER. Kurze Besuche bei Resten von Maori-Höhlenzeichnungen oder eigentümlichen Felsgebilden wie den „Elephant Rocks“ unterbrechen die Fahrt. Ziel ist das Seengebiet der LAKES WAITAKI, AVIENMORE, BENMORE, PUKAKI, OHAU und TEKAPO. Die sechs Gewässer, teils natürliche Gletscherseen, teils künstlich angelegte Stauseen, sind alle miteinander VERZAHNT durch kleinere und größere Flüsse oder gar Kanäle. Die eigentliche VERZAHNUNG verdeutlicht sich auf technischem Gebiet aber noch viel stärker. Mehrere riesige, miteinander gekoppelte Staudämme mit Wasserkraftwerken produzieren ca. 25% des neuseeländischen Strombedarfs. Wer will, kann sich in den einzelnen Einrichtungen genauer informieren.
Dabei durchfahren wir ein Plateau mit Höhen zwischen 500m bis 800m. Dieses ganze riesengroße Gebiet stellt sich dar als Paradies für Camper und Wohnmobilisten. Viele einfache Naturcampingplätze oder ufernahe Stehplätze für Wohnmobile laden zum Verweilen ein. Dabei hat sich das Landschaftsbild grundlegend verändert. Urplötzlich verlassen wir das satte Grün der Wiesen und Wälder und tauchen ein in ein helles Braun verdorrter Weiden. TUSSOC STEPPE heißt die Landschaftsform, in der Steine zu wachsen scheinen. Und so unvermittelt, wie sie kommt, endet sie später dann auch, als ob eine von Menschenhand gezogene Grenze die Landschaftsformen eingeteilt hat. Auf dieser Steppe blöken auch nur noch die robusteren Merino-Schafe. Sie begnügen sich mit dem kargen Nahrungsangebot und produzieren dennoch extra flauschig-kuschelige Wolle.
Einen Gedankenausflug wert ist die „Ansiedelung“ dieser Schafsgattung in diesem Landstrich, auch „Mackenzie-Country“ genannt. Der Name geht zurück auf James „Jock“ Mackenzie, der in den 1840 Jahren reihenweise Schafe stahl und diese dann in dieses damals noch völlig unbewohnte Gebiet trieb. Rund 1.000 Tiere soll seine zusammengeraubte Schafsherde umfasst haben. Das Gute siegte gleich „zweifach: Der Viehdieb wurde gestellt und verurteilt. Doch über den Umweg der Verbrecherjagd kamen andere Siedler zu der Erkenntnis, dass dieses Gebiet eben für Schafszucht geeignet war.
Wie eng verbunden die Region mit der Schafzucht ist, zeigt sich im Ort TEKAPO. Mit Blick auf den See vom Altarraum aus wurde die Church of the Good Shepard“ errichtet. Gleich nebenan zeugt die Bronzestatue eines Hirtenhundes von der tiefen Gemeinschaft zwischen Mensch und Tier.
Viel malerischer als diese Episode glitzern die blauen Seen. Ihre eigentliche Farbe könnte man jedoch eher „smaragd-blau-grün“ nennen, im Volksmund „blue crumbs / blaue Krümel Dieses eigenartige Kolorit rührt noch von den Eiszeiten her, als Gletscher das Geröll unter ihnen staubfein zermahlte. Das daraus entstandene „Sandmehl“ löste sich in der Schmelzperiode im Gletscherwasser auf. Die Sedimente verleihen dem Wasser dadurch eine milchige Konsistenz. Durch Reflektion im Sonnenlicht nehmen die winzigen Partikel dann diese smaragdene Farbe an. Der intensive Farbeffekt wird unterstützt durch das braun-gelbe Naturumfeld. Das optische Glitzer-Schauspiel ist geeignet das menschliche Auge zu VERZAUBERN.
Bei dem Begriff „Traumstraße“ läuft sogleich stets ein gedanklicher Film ab, entweder erinnert man sich an eine besonders reizvolle Küstenfahrt oder eine entzückende Bergstrecke. Der SH 80 von OMARAMA bis nach MOUNT COOK VILLAGE kann es mit jeder Traumstraße aufnehmen. Immer noch im Steppengebiet den LAKE PUKAKI entlang stoßen wir hinein in die Ostflanke der neuseeländischen Alpen. Die Gletscherwelt liegt uns zu Füßen (besser umgekehrt). Sie funkelt phänomenal im durch kein Wölkchen getrübten Sonnenlicht. Seine Majestät „Mount Cook“ (vgl. K&K 20 – eisige Geschwister) mit dem Bruder „Tasman“ umrahmen den HOOKER GLETSCHER, der sich in eindrucksvollen 11 Kilometern ins Tal wälzt. Dieses Bilderbuchpanorama kann auf der gesamten 90km langen Anfahrtsstrecke ausgekostet werden. Besonders beeindruckend zeigt sich der Anblick von „Peter’s Lookout“ aus, in der Nähe des Touristenortes TWIZEL. Die einmalig ausgebaute Straße lässt schnell vergessen, dass es sich ja eigentlich um eine „Gebirgsroute“ handelt. Ist die Fahrt in Richtung auf die Gebirgskette schon ein unvergessliches Erlebnis (Sonnenwetter vorausgesetzt), so präsentiert sich die abendliche Rückfahrt noch weitaus spektakulärer. Rötliche Gletscher- und Schneefeldfärbung konkurriert mit einem schimmernden Grau-Blau der Seen.
Hier erweist sich unser System des „freedom camping“, also des Stehens in freier Natur, als unermesslicher Helfer. Derartige Sonnenuntergangsszenarien können so bis zum letzten Sonnenstrahl ausgekostet werden, ohne hinterher noch lange Fahrten zur gebuchten Unterkunft vornehmen zu müssen.
Am nächsten Morgen steht man dann auch gleich wieder an solch einem pointierten Platz, um den Sonnenaufgang zu genießen und ggf. zu fotografieren.
Jeder Abstecher führt zum Hauptweg zurück. Für uns bedeutet dies die Fahrt durch die ROLLINGS HILLS zurück zur Ostküste. In einem weiten Nord-Ost.Bogen gelangen wir nach rund 200km in die industriell geprägte Hafenstadt TIMARU. Nicht ihre innerstädtische „Schönheit“ lockt uns hierher, sondern ein anderes Kleinod. Beim Namen „Gebrüder Wright“ fallen uns sofort deren für die Menschheit ersten erfolgreichen Flugversuche ein. Sie sollen einen Vorgänger bzw. Konkurrenten gehabt haben: Richard William Pearse (1977-1953). Von Beruf eigentlich Landwirt, wie jeder hier im pazifischen Hinterland, faszinierten ihn jedoch stärker „neuartige Erfindungen“. So wandelte er in aller Heimlichkeit, versteckt hinter einer 6m hohen Ginsterhecke, seine Scheune in eine Tüftlerwerkstatt um. Schließlich unternahm er bereits 1902 erste Flugversuche (Gebrüder Wright 1903), ab März 1903 sehr erfolgreiche. Selbstredend feiert Neuseeland seinen Flughelden im South Canterbury Museum in TIMARU mit dem Nachbau des damaligen Flugapparates“.
Einige Kilometer westlich, auf dem Weg zur Küste beim Dorf PLEASANT POINT wird der Flugpionier mit einem Memorial geehrt. Errichtet wurde es auf dem Acker, auf dem Pearse seine Flugversuche auf seinem „Fahrrad mit Flügeln“ unternahm.