K&K08 – Geburtsort einer Nation

Wir laden sie ein zu einer kleinen Geschichtsstunde.

Hobson Bay
Hobson Bay

Folgen Sie uns in DAS NATIONAL MONUMENT Neuseelands: Die TREATY GROUNDS nahe des Ferienortes WAITANGI an der Bay of Ilands. Hier an diesem schon fast Heiligen Ort wurde 1840 der entsprechende Vertrag, The Treaty of Waitangi / Te Tiriti o Waitangi, zwischen der englischen Krone und zahlreichen Maoristämmen unterzeichnet.

Fahnenmast
Fahnenmast

Dieser Vertrag gilt als das Gründungsdokument Neuseelands, ca. 1.000 Jahre nachdem die ersten Maoris von Polynesien kommend das Land Stück für Stück besiedelt haben. Der Annäherungs- und schließlich Vereinigungsprozess zwischen Europäern und Maoris soll aber relativ friedlich verlaufen sein.

44 Maori-Häuptlinge haben das Dokument unterzeichnet, seitens der britischen Krone der „Erste Repräsentant seiner Majestät“, Sir James Busby. Es heißt, von den Maori-Vertretern konnten nur wenige lesen und schreiben. Man behalf sich bei der „Unterschrift“ dadurch, dass man anfügte „das Zeichen von….“ Die Jahre brachten es mit sich, dass in ganz Neuseeland letztendlich 500 Maori-Häuptlinge die Übereinkunft signierten. Was zunächst danach klingt, als sei der stattliche Zusammenschluss ausschließlich zur Zufriedenheit aller Parteien verlaufen, erwies sich jedoch als Trugschluss. Offensichtlich aus Gründen unterschiedlicher Interpretationen der auf Englisch und Maorisch verfassten Gesetztestexte und der Vermutung, dass zahlreiche Häuptlinge gar nicht wussten, was sie unterschrieben, kam es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen, die 1975 in einen Quasi-Aufstand der maorischen Bevölkerung mündete. Sie fühlten sich durch den Vertrag schlichtweg benachteiligt. Dem muss wohl auch so gewesen sein, denn 1995 unterzeichnete Queen Elizabeth II ein „Entschuldigungs-Dokument“ für begangenes Unrecht seitens der Briten. Als optische Versöhnungsgeste gab sie ihre Unterschrift in einen fellartigen Maori-Mantel gekleidet. Soweit in Kürze die Historie.

John, our Guide
John, our Guide

Die Besichtigung der Gedenkstätte selbst erweist sich als ein „Must See“. Idyllisch an der Hobson Bay gelegen betritt der Besucher den großen Hügel, auf dem seinerzeit die feierliche Zeremonie stattfand. Die Kuppe des Hügels ziert ein gewaltiger Fahnenmast, an dem auf gleicher Ebene die Maori-Fahne und die Neuseeland-Flagge wehen. Die Mastspitze ist allerdings für den Union Jack, also die Fahne Großbritanniens reserviert.

Kriegskanus
Kriegskanus

Weiter geht die geführte Tour – der Maori John wusste durch seinen Vortrag die Besucher zu fesseln – zu den Kriegsschiffen der Maoris. Drei reich verzierte Kanus sind ausgestellt, das längste davon 35m von Bug bis Heck. 80 Ruderer sind für die Fortbewegung von Nöten, 150 Leute finden insgesamt in dem Kanu Platz. Die Boote sind aber nicht nur Museumsstücke. Denn jedes Mal zum Jahrestag am 6. Februar werden sie zu Wasser gelassen. Ein bunter Schiffskorso gleitet dann als Erinnerung über die Hobson Bay.

Verhandlungszimmer
Verhandlungszimmer

In diesem Zusammenhang erzählt man sich, dass 1995 Prinz Charles und Prinzessin Diana als Ehrengäste eingeladen waren, an der Ruderprozession im Kanu teilzunehmen. Offensichtlich trauten sie dem Frieden, besser gesagt der Seetüchtigkeit des Kanus, nicht so recht. Erst kurz vor dem rettenden Ufer kletterten sie dann von ihrem eigenen Begleitboot in das Maoriboot – sozusagen lediglich für die pressemäßige Publicity.

Steigen wir noch einmal den Vertragshügel hinauf und betreten das Haus jenes späteren ersten Gouverneurs Neuseelands James Busby. Eigentlich verdiente er sein Brot ja als Geschäftsmann. Sein Verhandlungsgeschick sprach sich am Hofe in London schnell herum, so dass er den Auftrag zu entsprechenden Verhandlungen erhielt. Sein Büro mit dem Verhandlungstisch lassen Geschichte optisch wieder erstehen (History comes alive). Sein Haus, in dem er mit seiner Frau und seinen sechs Kindern wohnte, entsprach seinem gehobenen gesellschaftlichen Rang.

Meeting House
Meeting House

Gleich neben dem Wohn-/Geschäftshaus leuchtet das Maori-Meeting-House. Wir würden es wohl „Gemeindezentrum“ nennen. Die beiden Gebäude nebeneinander symbolisieren die Partnerschaft der Maoris mit der Britischen Krone. Es leuchtet wirklich in seinen roten, kunstvollen Schnitzereien, besonders jetzt in der Frühlingssonne. 60 Jahre lang wurden für die kunstvollen Schnitzarbeiten der Außen- und Innenwände benötigt. Dieses Haus ist dem Besucher nicht ohne weiteres zugänglich. Erst muss die Maori-Begrüßungszeremonie erfolgen, d.h. Nase an Nase reiben. Schuhe müssen vor dem Betreten des Innenraumes ausgezogen werden. Von den faszinierenden Wandschnitzereien einmal abgesehen, bleibt der Raum unmöbliert.

Meeting House
Meeting House

Aber dann läuft eine atemberaubende Performance einheimisch maorischer Kultur ab: Gesänge / Waiata, akrobatische Vorführungen mit weißen Bällen / Pois sowie bunten Stäben, darstellerische Handhabung maorischen Kriegsgeräts, wie z.B. Speeren, ebenso wie der berühmte „Haka“, der rituelle (Kriegs-)Tanz.

Ritueller Tanz
Ritueller Tanz

Fazit des Besuches: Ein lohnenswert erlebnisreicher, informativer Halbtag.

Wer noch tiefer in frühere Zeiten der Maoriwelt einsteigen möchte, braucht nur wenige Kilometer weiter zu fahren in das Freilichtmuseum „Rewa’s Village“ nahe der kleinen Stadt Kerikeri. Es handelt sich dabei um die Darstellung eines Maori Fischerdorfes / Kainga aus voreuropäischer Zeit. Größere Kaingas ähneln dabei den uns bekannten „Wehrdörfern“, hier „Pa“ genannt. Sämtliche Gebäude sind ausschließlich aus natürlichen Baustoffen hergestellt, Holz, Schilf, Reet, Fellen. In die winzigen Hütten gelangt man nur in gebückter Haltung. Die Hütten dienen lediglich nur zum Schlafen als Schutz gegen Regen oder wilden Tieren.

Hütte des Häuptlings
Hütte des Häuptlings

Vorratskammern sind auf Pfähle gestellt zum Schutz gegen Ratten und Mäuse. Dem jeweiligen Häuptling gehört natürlich das prächtigste Anwesen, mitten im Dorf mit angegliedertem Versammlungsplatz und großem Erdofen für die Festmahlzeiten, Hangi genannt.

Wie bereits erwähnt, ist die maorische Kultur auf Neuseeland erst rund 1.000 Jahre alt. Für Europa kann diese Vergangenheit gleichgesetzt werden mit de Ära  von Hildegard von Bingen, Heinrich IV, El Cid oder auch Papst Gregor VII.  Und welche Kulturen existierten hier vorher? In der Tat, über die frühere Zivilisation Neuseelands liest, hört und sieht man hier wenig bis gar nichts. Darüber hinaus  gibt es nur wenig  gesicherte Erkenntnisse. Vermutlich siedelten erste Ankömmlinge aus dem pazifischen Raum Asiens und aus einigen Provinzen Chinas auf der Nordinsel.  Entsprechende Spuren verlieren sich im wahrsten Sinne des Wortes im Sand.