On Tour03–F/LA BRETAGNE „Von grossen und kleinen Meeren!“

Einen südlichen Katzensprung entfernt von unserer letzten Station, Rochefort-en-Terre, liegt das berühmte Naturschutzgebiet „La Brière“. Nach der Camargue in Südfrankreich ist es die zweitgrößte Sumpf- und Moorlandschaft Frankreichs. Sie erstreckt sich über ein Gebiet zwei Mal so groß wie New York. Als Amerikafahrer nennen wir es „Everglades friedlich“, denn ohne Alligatoren dafür voller Reiher, Kormorane und Wildgänse. Wer tiefer hineinfahren möchte in dieses Meer aus Wasser und Grass (ausschließlich per Schiff möglich), begebe sich z.B. nach Saint Lyphard und besteige eines der Boote. Entweder kann man sich eines mieten und selber rudern bzw. staken, oder sich schippern lassen und den Erklärungen des „Gondoliere“ lauschen. Es lohnt sich und ist mit 8€ für eine Stunde auch nicht überbezahlt.

Salzbauer
Salzbauer

Am südwestlichen Rand der Brière, unweit des Städtchens Guérande, finden wir die zweite Sehenswürdigkeit dieser Region, die „Marais salants“. Es ist das Gebiet der Meersalzgewinnung. Diese „kleinen Salzmeere“, d.h. mehr oder minder kleine, durch Erdwälle begrenzte  Wasserbecken, sind durch ein ausgeklügeltes Kanal- und Absperrsystem miteinander verbunden und füllen sich bei Flut mit dem Salzwasser des Atlantik. Dann braucht der „Salzbauer“ ( französisch: Le Paludier) nur noch auf Sonnenschein zu warten, so dass das Meereswasser verdunsten und er mit großen Schiebern die übrig gebliebene Salzkruste ernten kann. Bei soviel Handarbeit gestaltet sich das Preisgefüge entsprechend. Detaillierte Informationen über diese Art der Salzgewinnung bieten die zahlreichen „Maisons des Paludiers“, eine Mischung aus Museum und Shop.

Seglerparadies Golf du Morbihan
Seglerparadies Golf du Morbihan

Die nächst größere Stufe von Meer finden wir am Golf von Morbihan. Es ist der keltische Begriff für „kleines Meer“: mor = Meer; bihan = klein. Eigentlich handelt es sich um einen großen Binnensee mit schmalem Ausgang zum Atlantik und durchsetzt von Inseln, für jeden Tag des Jahres eine, nämlich 365 Stück Die Rundstraße misst knappe 100km, d.h., wenn man jede Bucht und jede Landzunge abfahren möchte, verdoppelt sich die Kilometerzahl sehr schnell. Die ganze Region ist durchsetzt von einem reichhaltigen Tourismusangebot und zählt wohl zu den schönsten Flecken hier im nordwestlichen Frankreich.

Schloss Suscinio
Schloss Suscinio

Historisch lässt sich selbstverständlich Vieles entdecken, beginnend mit der Burgstadt Vannes am nördlichen Ufer bis hin zum Schloss Suscinio (13./14.Jh.) auf der südlichen Halbinsel Rhuys bei Sarzeau.

Im Land von Asterix und Obelix geht es aber auch nirgendwo ohne entsprechende Histörchen ab, deshalb jetzt dann mal eine geschichtliche: Der Widerstandskampf gegen die römische Besatzung unter Cäsar ist legendär, die entsprechenden Wehrdörfer der Kelten sind es gleichfalls. Die oben erwähnte Stadt Vannes, in der die damaligen Veneter wohnten (hat nichts mit Venedig zu tun), widersetzten sich als letzter keltischer Stamm den Römern. Als Ortskundige waren sie mit ihren flachen Booten den Eroberern lange Zeit überlegen. Das ging zumindest solange gut, wie die Römer nicht selbst auf die Idee kamen, diese flachkieligen Ruder- und Segelbootstypen nachzubauen. Schließlich wurden die Kelten eben doch unterworfen in einer „Seeschlacht“ auf dem „Golf du Morbihan“. Cäsar selbst beobachtete das Geschehen (ca. 45 vor Christi) aus sicherer Entfernung von einem Hügel am Südufer aus, dicht bei Arzon. Logischerweise hat man diese Erhebung im Volksmund dann auch „Butte de César / Cäsars Hügel“ genannt.

Quiberon Côte Sauvage P1100541

Quiberon Côte Sauvage
Quiberon Côte Sauvage

Mit dem Meereszugang des Golfes kommen wir auch zum „großen Meer“, dem Atlantik. Etwas weiter westlich vom Binnenmeer bietet sich ein Abstecher auf die Halbinsel Quiberon mit seiner rauen und wilden Küste (Côte sauvage) an. Hier lohnt sich besonders eine Tour entlang der westlichen Küstenstraße (Route côtière), egal ob per Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Pour cette fois-ci, on vous dit „à toute à l’heure!”