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K&K 53 – Gefrostet und Gefrustet in tropischer Hitze

Mit TOWNSVILLE verlassen wir auch den „trockenen“ Abschnitt der Queensland Tropen.

Palmetum
Palmetum

Nördlich der Stadt beginnt die „nasse“, also regenreichere Region. Statistisch fallen in diesem Queenslandteil bis zu 4.000mm Niederschläge pro Jahr, in Spitzenjahren wie 1950 auch schon mal 8.000mm. Da fallen drei Wochen verregneter Sommerurlaub am Ostseestrand in Deutschland bei rund 700mm jährlicher Gesamtregenmenge doch gar nicht mehr ins Gewicht. Wir werden sehen, was die tropisch nasse Nordqueensland Saison uns bringen wird.

Erst einmal wandeln wir kurz nach TWONSVILLE unter Palmen. Im Palmetum können 60 verschiedene Palmenarten bestaunt werden. Besonders aufpassen sollte man bei einem Rundgang auf herabfallende Kokosnüsse und in den Bäumen hängende Flying Foxes.

Nach etwas mehr als 60km Bruce Highway Strecke schickt uns ein Wegweiser ins Dorf PALUMA. Das Dorf selbst ist hübsch einsam. Vor allen Dingen aber entflieht man hier  inmitten der Great Dividing Range auf 800m Höhe der tropischen Schwüle. Angenehm hinzu kommt dann noch der teilweise fantastische Blick über die vorgelagerte Ebene bis hin zum Pazifik.

Little Creek
Little Creek

Unterwegs gibt es Erfrischendes an der Little Creek Bridge. Der Fluss stürzt kaskadenartig in die Tiefe und bildet dabei viele Felsenpools. Wer kaltes Wasser nicht scheut, kann wie auf einer Wasserrutsche über die glatten Felsen in die einzelnen Schwimmbecken gleiten. Das bringt offensichtlich einen Heidenspaß, denn viele Familien tummeln sich im Wasser. Dieser Umweg auf der Mount Spec Road sollte nicht ausgelassen werden.

Frosty Mango-Jackfruit
Frosty Mango-Jackfruit

Erfrischend geht es auch zu bei frosty mango, einige Kilometer nördlicher direkt am Bruce Highway gelegen. „Have a break and enjoy the tastiest ice cream in Queensland“, lautet das Motto dieses sehr einladenden Cafés. Wir haben es ausprobiert. Der Spruch stimmt! Schade eigentlich nur, dass man nicht alle leckeren Sorten ausprobieren kann wegen  der Kapazitätsbegrenzung des Magens. Für ausgleichende Bewegung sorgt dann hinterher ein Rundgang durch den quasi Obstbaumgarten mit vielen tropischen Obstbaumarten und Palmen.

Einen  weiteren Bewegungsanlass gibt es dann nur 40km nördlicher am Stadtrand von INGHAM. TYTO Wetlands, ein großes Vogelparadies lädt zu einem gut 4km langen Rundgang ein. Von vielen Aussichtsplattformen aus kann die Lagune mit dem dichten, hohen  Schilfgürtel in kurzen Abständen immer mal wieder nach Fotomotiven abgesucht werden. Als am zeigefreudigsten erweisen sich auf den Wiesen am Rand des Feuchtgebiets die Wallabys. Von den ausgewiesenen großen und kleinen Vögeln war zumindest viel zu hören!

Großer Frust kam seinerzeit in diesem quicklebendigen Landstädtchen INGHAM auf, besonders bei dem Zuckerrohrfarmer Dan Sheahan. Das Wort „seinerzeit“ besagt, es geschah im Jahr 1944. Dem ehemaligen einzigen örtlichen Pub war nämlich das Bier ausgegangen. Wie es heißt, hatten amerikanische Soldaten das Pub trocken gelegt („American soldiers drank the place dry!“). Die Reiterstatue mit Farmer Dan auf dem heutigen Lees Hotel erinnert an die Begebenheit. Obendrein verspricht der Besitzer, dass immer genügend Bier vorhanden sei.

Wallaman Falls
Wallaman Falls

Fröhlich, wenn auch feucht wegen der nicht mehr trockenen Regenwaldzone, geht es auch bei uns zu, als wir in den Girringun National Park fahren. Er liegt nur 50km westlich der Stadt, aber bereits wieder in der Great Dividing Range. Als Ziel fahren wir die Wallaman Falls an. Mit 268m Fallhöhe gilt er als Australiens höchster „einstufiger“ Wasserfall. Und in der Tat, spektakulär stürzen die Wassermassen höllisch lärmend in die Tiefe. Mehrere Aussichtsplattformen und ein steiler Wanderweg in die Schlucht garantieren grandiose Aussichten.

Wie gesagt, wir brauchen gar nicht lange zu warten, um eigenhändig die Erfahrung machen zu dürfen, dass wir uns nunmehr im nassen Abschnitt des tropischen Regenwaldes befinden. Es vergeht kein halber Tag mehr ohne heftige Regenschauer. Dadurch erfolgt zwar keine Abkühlung, denn die Luft bleibt bei guten 26°C und mehr. Doch die Luftfeuchtigkeit steigert sich dann schnell von 60% auf 80% und darüber. Einheimische nehmen solche Schwankungen gar nicht mehr zur Notiz, lässt man uns wissen. Das ist normal, darüber wird nur auf Nachfrage geredet. Also lassen wir das Thema lieber ruhen.

Vielen Australiern ungut in Erinnerung bleibt der heftige Cyclone Yasi aus dem Jahr 2011. Mit voller Wucht traf er das Küstenstädtchen CARDWELL, rund 60km nördlich von INGHAM. Umso erstaunlicher, wie rasch und vor allen Dingen wie ansprechend die vom Zyklon völlig zerstörte Seepromenade wieder hergerichtet wurde. Eine Dokumentation im InfoCenter legt Zeugnis davon ab. Und auch diese i-site bildet eine gelungene Einheit mit einem Museum, hier das Rainforest & Reef Center, welches seinen thematischen Schwerpunkt auf die gegenüber der Stadt liegende Nationalparkinsel Hinchinbrook legt.

Tully-Golden Gumboot
Tully-Golden Gumboot

Weitere 100km nördlich auf dem Bruce Highway erreichen wir die Kleinstadt TULLY. Berühmtheit hat sie erlangt, als hier 1950 gut 8.000mm Regen fielen. In mehreren anderen Jahren waren es auch nicht viel weniger. Wer nachempfinden möchte, was 8m Regenhöhe bedeuten, besteige den Golden Gumboot in der Zentrumsmitte. Die Aussichtsplattform dieses Stiefel-Denkmals liegt genau auf 8m Höhe.

Auch von hier aus lohnt ein Abstecher ins Hinterland, in den Tully Gorge National Park. 45km führt die Straße (Sackgasse) durch die Schlucht des Tully River, an deren Ende ein großes Wasserkraftwerk liegt.

Tully Bananenplantage
Tully Bananenplantage

Viel interessanter als die Tour durch den landschaftlich sehr ansprechenden Canyon finden wir die am Wegesrand liegenden unendlichen Bananenplantagen. Mehr als 20km führt die Straße durch sie hindurch. Jetzt in der Haupterntezeit (Mai) herrscht reges Treiben auf den schlammigen Feldern. Hin und wieder lädt eine Plantage auch zum Besuch ein.

Paronella Park
Paronella Park

 

The Story of A Spaniard’s Dream lautet der Titel zur nächsten Episode. Richtig heißt der Besichtigungsdiamant Paronella Park, unweit der nächsten nördlichen Ortschaft INNISFAIL gelegen. Der emigrierte Spanier José Paronella hat sich im unzugänglichen Regenwald seinen Traum von einem Märchenschloss erfüllt. Neuschwanstein lässt grüßen. Nachdem der Canyon eines Flusses mit 20m hohem Wasserfall gerodet war, ließ José dort in etwa 7.000 neue Bäume anpflanzen. Ein Schloss, eine „Allee für Verliebte“, ein Tunnel für „Verliebt Fortgeschrittene“ sowie zahlreiche Springbrunnen und heimelige Gartenhäuschen zierten in den 1930ger / 1940ger Jahren dann das Gelände. Eigentlich waren Schloss und Anlagen als Geschenk für seine Frau gedacht. Es gab kein happy end. José verstarb zu früh, ohne die Vollendung seines Traumes erleben zu dürfen.

Paronella Park
Paronella Park

Heute lädt der Paronella Park Besucher zur Besichtigung ein. Die geführten Touren (ca. 45 Minuten) sind ihr Geld wert, denn jeder kann danach oder auch vorher weiter nach Herzenslust durch das verwinkelte Parkgelände streifen. Obendrein beinhaltet die Eintrittskarte auch noch eine freie Übernachtung auf dem benachbarten Campingplatz (jede zusätzliche Übernachtung müsste dann natürlich bezahlt werden.) Als weitere Zugabe wird eingeladen zur Nachtführung. So erleben wir den Park dann noch einmal wie eine geschickt illuminierte Feengrotte mit verzaubertem Märchenschloss. Man muss sich darauf innerlich wie äußerlich nur einlassen wollen.

Paronella Park
Paronella Park

Doch das Märchen zeigt auch Schattenseiten. Nicht für den Besucher, aber für seinen Betreiber. Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit nagt arg an der Bausubstanz. Der Wildwuchs des tropischen Regenwaldes kann kaum gebändigt werden. Und so steht unausgesprochen aber doch merklich die Frage im Raum, ob man dieses Prunkstück mit unermesslich zähem Aufwand und schwindelerregenden Kosten erhalten kann oder schließlich dem regenreichen Urwald überlassen muss. Bei der zweiten Lösung wäre die Welt um ein naturelles und kulturelles Schmuckstück ärmer.

Wir schauen mehr oder minder nur um die Ecke und gelangen zum Wooroonooran National Park. Hier betreiben Angehörige des Aborigines Stammes der Mamu, im joint venture mit dem Paronella Park, den Mamu Tropical Skywalk.

Mamu Skywalk
Mamu Skywalk

Nach 1.000m gewundenem Pfad spazieren wir dann auf einem langen boardwalk über dem dichten, fast undurchdringlichen Laubdach des Regenwaldes. Zusätzlich schiebt sich ein 40m langer, frei schwebender Steg über die Baumkronen. Am Ende der Wanderung erklettern wir schließlich noch den 40m hohen Aussichtsturm, um einen noch ausgedehnteren Rundblick über das grüne Paradies genießen zu können.

Josefine Falls
Josefine Falls

Am Nordende des Wooroonooran National Park blicken wir erneut tief in den Regenwald hinein, nämlich zu den Josefine Falls. Auch hier folgen wir erst einem 2km langen, gut ausgebauten Wanderweg, um die rauschenden Wasser dann über glatt gehobelte Felsen in die Tiefe fallen zu hören und zu sehen. Setzen wir noch einen weiteren Wasserfall oben drauf, The Bebinda Boulders. Tief hat sich das ewig fließende Wasser in Millionen Jahren in die Felsen eingekerbt, so dass wir nunmehr riesige Felsblöcke (=boulders) als Canyon-Begrenzung bestaunen dürfen.

Alle Attraktionen, etwas abseits der hauptsächlichen Touristenströme gelegen, erachten wir als erholsame Oasen im nahtlosen „Beach & Dive Adventure -Treiben“ der Küstenorte.

Kehren wir zurück nach INNISFAIL, rund 100km südlich von CAIRNS. Hier ist das einzige National Sugar Cane Museum angesiedelt. Wer Geschichte und Entwicklung dieses für Australien so wichtigen landwirtschaftlichen Industriezweiges erfahren möchte, der nehme sich zwei bis drei Stunden Zeit für einen Museumsbesuch. Er lohnt sich.

Cairns-Tourboats
Cairns-Tourboats

Somit erreichen wir schließlich nach vielen kleinen attraktiven Zwischenstopps  Australiens viertgrößte Stadt CAIRNS. Ob die Stadt schön, einladend oder sonst wie anziehend wirkt, bleibt Geschmacksache. Die südliche Einfahrt in die Metropole erweist sich erst einmal als heftig von Industrie geprägt. Die kleine City am Ufer der Trinity Bay präsentiert sich allerdings erheblich freundlicher und verlockender.

Cairns Harbour Sunset Cruise
Cairns Harbour Sunset Cruise

Mit der einsetzenden Abenddämmerung macht ein Angebot am Reef Fleet Terminal  besonders neugierig, nämlich das der Sunset Harbour Cruise.(www.cairnsharbourcruises.com.au) 90 Minuten soll dem immer gegen 18 Uhr einsetzenden Sonnenuntergang entgegengefahren werden. Nach kurzem Überlegen lassen uns nieder auf dem Oberdeck des Katamarans und werden verwöhnt mit Gratisdrink, Snacks (hier „nibbles“ genannt) und einem lauen Abendwind. Fast lautlos gleiten wir durch die verschiedenen Hafenarme, vorbei am Cruise Terminal, durch den Industriehafen und den militärischen Kais der Marine. Doch anschließend kommt der schönere Teil. Glücklicherweise reißt der Himmel auf. Über den angrenzenden Regenwaldbergen färbt sich der Himmel rosa, als wir in weitere Seitenarme einfahren. Hier herrscht jetzt nur noch grüne, ungezähmte Natur. Mangrovenwälder sind das Markenzeichen. In weniger als 20 Minuten sind wir von absoluter Dunkelheit umgeben. Inmitten dieser tiefschwarzen, absolut geräuschlosen Stimmung schaltet der Kapitän einige helle Bordscheinwerfer ein. So erstrahlt die undurchdringliche Mangrovenwelt in einem schon mystischen Glanz. Jedes Gespräch verstummt bei diesem Anblick. Augen und Seele saugen nur noch auf. Allmählich entkommen wir der totalen Finsternis wieder. Am Horizont, Richtung Meer tauchen die Lichter der Stadt wieder auf. Bevor wir zum Anlegeplatz zurückkehren, erstrahlt die Uferpromenade noch einmal in ihrer vollen Pracht der kunstvollen Beleuchtung, Fazit: eine gelungene harbour cruise, die weit über das Maß des Üblichen hinausgeht.

Cairns by Night
Cairns by Night

 

CAIRNS hätte aber sicherlich nicht eine Top- Reputation in der Welt des Tourismus erlangt, wenn es nicht als DAS Einfallstor für ungezählte Attraktionen im nördlichen tropischen Queensland sowie als DER Ausgangshafen für Exkursionen ins Great Barrier Reef wäre. Unter mehr als 600 Angeboten kann in dieser Stadt ausgewählt werden. Das bedeutet in der Tat die Qual der Wahl, denn alle klingen doch sehr appetitanregend. Wir stellen uns dieser Qual und berichten später über das Wahlergebnis.

K&K 52 – Gooranga Gooranga

Die Sinfonie der Zuckerrohrfelder im Cane Country setzt sich auch noch mehr als 100km gen Norden fort.

Sugar Cane Train
Sugar Cane Train

Bis zur Stadt PROSERPINE gibt es diesbezüglich nur eine Unterbrechung durch eine kleine Obstplantage. Ansonsten links und rechts des Highways keine Änderung der Feldbestellung. Bis zur Bergkette der Great Dividing Range wogen die grünen, dem Maisgewächs ähnlichen Pflanzen. Die Felder sind durchzogen mit Eisenbahnschienen für die Erntezüge. Wenn Mitte Juni die Zuckerrohrernte beginnt, fällt so viel pflanzliche Naturmasse an, dass sie mit herkömmlichen Anhängern kaum weggeschafft werden könnte. Also setzt man für den Transport zur Rohrzuckermühle und zur Kompostierungsanlage extra konstruierte Zugwaggons ein, erklärt uns ein Farmer.

Legen wir die Arbeit einmal beiseite und tauchen ein, wofür Queensland weltweit erheblich berühmter ist, nämlich in seinen Tourismusbetrieb. AIRLIE BEACH, SHUTE HARBOUR und die WHITSUNDAY ISLANDS stehen hierfür prototypisch. Die beiden Orte und die Inseln, die bereits zum südlichen Great Barrier Reef gezählt werden, passieren wir auf dem Weg nach TOWNSVILLE.

Airlie Beach
Airlie Beach

An den Berghängen von AIRLIE BEACH prunken die Villen und Resorts . Tief in die Berghänge hineingebaut garantieren sie so jedem Besitzer den gewünschten Meeresblick. Die Geschäftswelt im Ortskern wird beherrscht von Dernier-Cri-Boutiquen, Juwelieren, mehr oder minder feinen Restaurants bzw. Fast-Food-Ketten und Coffee-Shops ohne Ende. Bestimmte Saisonperioden kennt man hier eigentlich nicht. Zwar lässt die tropische Regenzeit den Touristenansturm minimal zurückgehen. „Doch eigentlich herrscht hier immer Saison“, erhalten wir in der i-Site als Antwort auf entsprechende Fragen. Mit seinen 5 Marinas und 7 Stränden gilt AIRLIE BEACH als das Mekka der Bootsenthusiasten und Angler.

Im Großen und Ganzen macht die Stadt einen sehr einladenden Eindruck. Seine Uferpromenaden laden zum Bummeln ein, allein schon, um vielleicht die millionenteuren Yachten anzuschauen. Das schillernde Panorama der Berghangvillen zeigt sich besonders auf der Duck-Tour, d.h. schwimmende Küstenfahrt im Amphibienfahrzeug mit nicht ganz ernst zu nehmenden Kommentaren.

Das nahe SHUTE HARBOUR wiederum dient als hauptsächliche Ab- und Anlegestation für einen Besuch der WHITSUNDAY ISLANDS. Die meisten Inselparadiese bieten Hotelunterkünfte der Luxusklasse an, wobei ein Übernachtungspreis von 1.200AUD als nicht ungewöhnlich gilt. Das filtert gewiss den Besucherstrom !  Das Hauptgeschäft liegt jedoch in den Tagestouren, mit und ohne Tauchen oder Schnorcheln, mit und ohne Landgang, mit und ohne Strandaufenthalt in verschiedenen Buchten, aber niemals ohne Morning Tea, Lunch Buffet und Afternoon Tea.  Auf Hook Island wird zur Abwechslung der Besuch eines Unterwasserobservatoriums angeboten. Wir haben uns nach einer entsprechenden Exkursionsmöglichkeit erkundigt. Man ließ uns wissen, dass es das Observatorium eigentlich nicht mehr gibt, es auch nicht mehr besucht werden kann. Aber die Ausflugsschiffe fahren daran vorbei!

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Nichts!

Proserpine River
Proserpine River

Wer die Kleinstadt PROSERPINE besucht, sollte einen Tag Reiseunterbrechung einlegen, um die CrocTour (www.crocodilesafari.com.au)  nicht zu versäumen. Ab dem südlicheren ROCKHAMPTON (vgl. K&K 51 Kontraste) gilt das tropische Queensland als Crocodile Habitat. Hier können diese Reptilien in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet und studiert werden. So eben auch im und am Proserpine River. Dieser Fluss ist so gut wie unzugänglich, fließt er mit hohen Gezeitenunterschieden doch durch undurchdringliche Mangrovenwälder. Das Flusshinterland hingegen ist durchsetzt mit Sümpfen, in denen die Reptilien ihren Lebensraum haben.  Crocs DSCN3284

Also schließen wir uns den CrocTours und dem Biologen Mark an. Per Kleinbus geht es zunächst zu einer kleinen Bootsanlegestelle auf Marks riesiger Farm. Die Beobachtungstouren vom Boot aus werden nur bei Ebbe durchgeführt. Denn nur dann liegen die Krokodile auf den meist sonnendurchfluteten, schlammigen Uferrändern. Führt der Fluss Fluthochwasser, bleiben auch die Reptilien abgetaucht.

Bevor wir das Boot besteigen, gibt Mark, neben einigen Vorsichtsregeln, noch verschiedene Informationen über die Reptilien. So erfahren wir, dass sie „blendende Überlebenskünstler“ sind. Bereits die Vorfahren, die vor rund 240 Millionen Jahren lebenden Archosaurier, ähnelten den heutigen Reptilien. Das Krokodil hat alle Veränderungen überlebt, wie die Abspaltung der Kontinente, verschiedene Eiszeiten, Aufstieg und Untergang der Dinosaurier ebenso sowie die Evolution verschiedener Urzeittierarten hin zum Säugetier.

Ausgerüstet mit diesen und vielen anderen, spannenden Informationen – Mark entpuppt sich als Rednertalent – legen wir ab. Der leise Elektromotor schiebt das Flachboot sanft in die Flussmitte. Wer aus Unachtsamkeit eine Hand über die Bordwand baumeln lässt, wird höflich aber bestimmt auf das Schnappverhalten der Krokodile hingewiesen. Ebenso soll das Sprechen möglichst unterbleiben, um eventuelle Tiere nicht zu verscheuchen.Crocs DSCN3296

Lange dauert es nicht, bis wir ein erstes stattliches Exemplar erspähen. 2,5m in der Länge soll das Salzwasserkrokodil („Salty“) messen, bei einem vermuteten Alter von 30 Jahren. Schnell wird uns der Unterschied zwischen Zoo und Natur bewusst. Kein schützender Zaun, nur eine niedrige Bordwand trennen uns von dem Fleischfresser. Und jeder weiß, dass Krokodile pfeilschnell senkrecht aus dem Wasser in die Höhe schnellen können. Ohne unseren Tour- Guide Mark würden wir wohl nicht einmal die Hälfte der vorhandenen Tiere sichten. Viele lauern auch im Mangrovengestrüpp. Dort entdeckt sie eben nur das geschulte Auge.

Ein weiteres Prachtexemplar schlummert in der Mittagssonne vor sich hin. Doch Mark warnt. Das Tier sei hellwach und kampfbereit. Sein Finger zeigt auf kleine, schlammgraue und damit kaum auszumachende Jungtiere. Diese seien erst vor zwei bis drei Wochen geschlüpft. Im Schutz des mütterlichen Auges sammeln sie nunmehr ihre ersten Lebenserfahrungen. Nicht viel mehr als 100g bei 8-12cm Reptil krabbeln und zappeln im Schlamm herum. Ein bis zwei Jahre später haben sie es dann immerhin schon auf rund 30cm gebracht. Wobei die Männchen erheblich rasanter wachsen als die Weibchen. Den harten Überlebenskampf bis zum Erwachsenendasein sollen allerdings nur ca. 1% (!) der Tiere bestehen. Sie haben ihren Platz in zu vielen Beuteschemata und Futterketten des anderen Wildlife, egal ob Dingo, Adler oder die eigene Spezies. Besonders bei den eigenen Artgenossen gelten Jungkrokodile als Delikatesse.

So gleiten wir weiter, fast geräuschlos, flussaufwärts. Die Beobachtungsausbeute lässt nichts zu wünschen übrig.  Mindestens 20 erwachsene Tiere werden gesichtet, meistens Weibchen. Die vorsichtigeren Männchen tauchen schneller einmal in die schlammigen, undurchsichtigen Fluten ab. Oder werden eben harsch von den Weibchen vertrieben.

Baumschlange
Baumschlange

So vergeht der Vormittag, oftmals mit stockendem Atem, wie im Fluge. Da wir weit draußen in der Wildnis uns befinden, wird in einem Wilderness-Camp ein Lunch gereicht, ohne Krokodilsteaks.

Der Nachmittag verläuft anschließend völlig anders. Per Trecker und Anhänger versinken wir fast im Sumpf auf der Suche nach Schlangen. Dabei erweist sich die Ausbeute zwar als nicht so zahlreich, doch hier und da schlängelt sich ein Exemplar noch schnell ins hohe Sumpfgras. Auch auf diesem Feld erweist sich Mark als Kenner, arbeitet er doch obendrein als professioneller Schlangenfänger. Mit einiger Mühe zieht er denn auch eine grün braune Baumschlange aus einer Baumkrone. Sie soll ja nicht giftig sein! Nach vielerlei Erläuterungen setzt er sie wieder in ihr schützendes Blattwerk.

Auch dieser Teil der Exkursion bleibt stets spannend und erlebnisreich. Der Adrenalinspiegel wird im Camp danach wieder gesenkt durch einen „Billy Tea“ und dem auf offenem Feuer im Topf gebackenen „Damper“, eine Art australischer, äußerst sättigender  Rosinenstuten.

Acht Stunden Wildlifekunde pur, unter fachmännischer Begleitung, ein Stück authentisches, natürliches Australien. Wir können es nur im höchsten Grad weiterempfehlen.

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Alles! Denn als Ende des 18. Jahrhunderts europäische Entdecker diese Flusslandschaft zum ersten Mal erkundeten, schrie einer ihrer Aboriginal Begleiter plötzlich auf: Gooranga Gooranga, was so viel bedeutet wie big crocodile, big crocodile!

Bowen Mango
Bowen Mango

Gooranga wird uns aber höchstwahrscheinlich nicht zur nächsten Station folgen, nach BOWEN 60km weiter nördlich. Denn die Kleinstadt und ihre Umgebung tragen die Zusatztitel „Salad Bowl / Salatschüssel“ sowie „Mango Capital“, ist also streng vegetarisch ausgerichtet. Die Zuckerrohrfelder werden abgelöst durch entsprechende Gemüsefelder und Obstplantagen. Allerdings ist trotz der Funktion als landwirtschaftliches Zentrum nur wenig Direktvermarktung an Ständen oder Ähnlichem zu sichten.

Dafür können die vorgelagerten Inseln der nördlichen Whitsunday Islands vom Flaggstaff Hill Lookout hervorragend ausgemacht werden. Ebenso die tollen Strände der Gemeinde, unter denen die von Felsen eingerahmte Horseshoe Bay in ihrer Schönheit besonders hervorsticht. Geschichtsinteressierte müssen nicht erst ins Heritage Center wandern. Die Stadtgeschichte wird in der Innenstadt optisch dargestellt auf 18 verschiedenen Murals, d.h. großen Gemälden an Hauswänden.

Bowen Mural
Bowen Mural

In einem der vorherigen Blogs haben wir über die Kunstwerke Emu Eggs berichtet (vgl. K&K 50 – viele Wege führen nach ROMA). In AYR, weitere 100km nördlich, gibt es das Pendant. Ayr Nature Display nennen die deutschstämmigen Künstler, Allan & Jess Ey ihr Werk. Mehr als 60.000 Spezies, präparierte Schmetterlinge, Käfer und Muscheln, sind kunstvoll arrangiert und in Glasvitrinen ausgestellt. Allein die dargestellte Australienkarte besteht aus 2.680 bunten Käfern, die von Queensland aus 1.044 verschiedenfarbigen Schmetterlingen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser touristische Edelstein völlig unbekannt ist und wir nur durch Zufall auf ihn stoßen.

Ayr Nature Display
Ayr Nature Display

Nach der nächsten 100km Distanz erblicken wir den orange-roten Castle Hill der Großstadt (180.000 Einwohner) TOWNSVILLE, das wirtschaftliche und touristische Zentrum dieses Abschnitts der Ostküste. Bevor wir in die Stadt einfahren, lassen wir uns das 10km südlich liegende Billabong Sanctuary natürlich nicht entgehen. Es überzeugt zwar nicht wegen seiner Größe. Man kann dieses Gehege eher klein nennen.

Wombat
Wombat

Überzeugt hat uns das Programm, welches den ganzen Tag über veranstaltet wird. Mehrere Ranger geben im 45-Minuten-Takt fundierte Informationen zu verschiedenen Wildtierarten. Nicht die Theorie steht dabei im Vordergrund, sondern die praktische Inaugenscheinnahme, vielfach inklusive Fütterung. Koalas und Papageien kommen zwar auch vor, verlockender sind jedoch die Demonstrationen mit den Wombats. Denn das Sanctuary widmet sich insbesondere diesen oftmals verwaisten Jungtieren. Ebenfalls eine wichtige Rolle für das Gehege spielt das Brutprogramm für die Kasuare, die bunten Cousins der Emus. Die bedrohte Tierart soll durch den geschützten Lebensraum in ihrem Bestand stabilisiert werden. Und Gooranga Goranga? Einige Exemplare dösen auch in Schlammtümpeln vor sich hin. Was auf den ersten Blick nach stark touristischer Einrichtung aussieht, schält sich aber konsequent als Tierschutzprogramm heraus.

Wer sagt, dass Großstädte immer etwas Hektisches, vielleicht sogar Abweisendes ausstrahlen müssen. TOWNSVILLE kann als Beispiel einer freundlichen, einladend wirkenden Großstadt gelten. Natürlich helfen dabei die Küstenlage und der bereits erwähnte Stadtfelsen Castle Hill, der, fast in der Stadtmitte liegend, alles überragt. Breite, Schatten spendende, begrünte Boulevards prägen das Image des Stadtkerns und locken ebenso zum Bummeln wie The Strand. Über mehr als 3km erstreckt sich diese gelungene Kombination aus Sandstrand mit angrenzendem Park als Liegewiese. Die Bäume im Park wurden so gepflanzt, dass ihr Blattwerk nunmehr wie ein Sonnenschirm wirkt. Und niemanden stört es, wenn du dein Picknick auf dem Rasen einnimmst oder dir den Kaffee aus den angrenzenden zahlreichen Cafés dort schmecken lässt. Die ganze Anlage strahlt eine gewisse Leichtigkeit des Lebens aus.

Townsville Castle Hill
Townsville Castle Hill

Sportler bewältigen die Bergstrecke auf den bereits erwähnten 260m hohen Stadtfelsen Castle Hill zu Fuß oder per Fahrrad, der Rest per Auto. Oben angekommen, wird unbeschreiblich schöner 360°-Rundumblick geboten, sowohl aufs Meer hinaus wie auch in die westlich sich erstreckende Great Dividing Range hinein.

Auf wissenschaftlichem Gebiet gilt TOWNSVILLE ebenfalls als Zentrum, nämlich bei der Meeresforschung. Natürlich liegt diesbezüglich der Schwerpunkt auf dem vorgelagerten Great Barrier Reef. Im etwas außerhalb liegenden Marine Science Center kann der Besucher immer freitags vormittags zwei Stunden lang Zeuge streng wissenschaftlicher Forschungsarbeit werden. Aufgelockerter, doch mit gleicher Ernsthaftigkeit öffnet das Reef HQ / Great Barrier Reef Aquarium in der Innenstadt seine Pforten. Auch hier wird neben allem optisch Verlockenden in den großen und kleinen Aquarien und Terrarien das Augenmerk auf eine pädagogische Komponente gelegt: Die Bedrohung dieses unwiederbringlichen Weltwunders Great Barrier Reef. Viele Informationsveranstaltungen und Vorführungen bringen dem Besucher dieses Anliegen näher, während er durch die bunte Welt des nachgeahmten Riffs wandelt. Und was muss man sich unter einem Turtle Hospital vorstellen? Ganz einfach! Kranke Schildkröten, sofern man ihrer habhaft wird, müssen mehrere Monate lang das „Wasserbett“ hüten, bevor sie als geheilt wieder in den Pazifik entlassen werden können. Woran sind sie erkrankt? In den meisten Fällen an falschem Futter, nämlich an Plastiktüten. Denn die Tiere können nicht unterscheiden zwischen dem oft durchsichtigen, im Meer treibenden Plastikmüll und ihrer hauptsächlichen Nahrungsquelle, den ebenso durchsichtigen Quallen. Also versucht man, sie von dem Plastikquälgeist zu befreien, meist durch Abführmittel, in seltenen Fällen auch durch Operation.

Der museale, nicht ganz so feuchte Zwilling liegt gleich nebenan, durch die eine Tür hinaus und sofort in die andere wieder hinein. Das Museum of Tropical Queensland hat durch seine Ausstellungen bereits viele Auszeichnungen eingesammelt. Natürlich widmet auch dieses Museum eine Abteilung dem Great Barrier Reef, stellt jedoch dabei die Verbindung her zum Tropical Rainforest  im nördlichen Teil von Queensland. Die Klimaerwärmung schadet beiden Naturhabitaten heftig, könnte man als Fazit des Rundgangs ziehen. Als zweites Thema wird Historisches behandelt: 150 Jahre Queensland, von 1866 – 2016. Für jedes Jahr wird ein herausragendes Ereignis präsentiert.

Hauptakzent des Museums liegt jedoch eindeutig auf der Geschichte der Pandora. Geläufiger ist uns sicherlich die Geschichte von der Meuterei auf der Bounty und dem tyrannischen Captain Bligh. Die Pandora muss in diesen Rahmen der Seefahrtsgeschichte gestellt werden. Um 1791 herum wurde sie nämlich vom englischen Königshaus ausgesandt, um die Meuterer der Bounty einzufangen und sie zur Verurteilung in Mutterland zurückzubringen. Nach vierjähriger Suche hatte man auf einer einsamen Insel bei Tahiti auch bereits 14 Meuterer eingefangen. Doch auf dem Rückweg kollidierte die Pandora am hiesigen Küstenabschnitt mit mehreren Rifffelsen und versank. Heute, gut 200 Jahre später, wird das Wrack und was darin noch gefunden werden kann, wissenschaftlich ausgewertet und was noch zu bergen ist, wird an Land gebracht und die Fundstücke aus dem Schiffsrumpf werden ausgestellt. Filigranarbeit auf dem Feld maritimer Geschichte.

Beide Museen sind unbedingt sehenswert. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit dafür. Aus unserer Sicht gut investierte Zeit.

Magnetic Island
Magnetic Island

TOWNSVILLE vorgelagert erhebt sich majestätisch in 8km Entfernung Magnetic Island. Als Namensgeber fungiert ein weiteres Mal Captain Cook. Als er 1770 an dieser Insel vorbeisegelte, schlug sein Kompass wegen magnetischer Strahlen heftig aus. Somit besaß das Eiland seine auch heute noch gültige Bezeichnung.

Magnetische Wirkung hat sie immer noch, wenn die Touristenströme als Grundlage genommen werden. 90% der Insel sind als National Park ausgewiesen, in dessen Zentrum der 500m hohe Mount Cook thront. Vier kleine Ortschaften an der Ostküste verkraften den gesamten Tourismusbetrieb, von Picnic Bay im Süden über Nelly Bay und Arcadia bis nach Horseshoe Bay im Nordosten. Insgesamt nur 10km liegen die Orte insgesamt auseinander. Jede kann mit mindestens zwei malerischen Buchten und Ständen aufwarten. Es ist zwar erlaubt, sein Auto mit auf die Insel zu bringen, doch es lohnt nicht bei nur 10km bis 15km Straßennetz. Außerdem wird Mietwagenservice angeboten.

Viel verlockender hingegen finden wir das Angebot der Eisenbahn- und Fährgesellschaft Translink. Mit einem Katamaran in 20 Minuten von TOWNSVILLE  auf die Insel nach NELLY BEACH übersetzen und dort das Bustagesticket benutzen. Des Spaß kostet alles inklusive 35AUD / 22€. Die Fähren fahren ca. alle 45 Minuten, die beiden Inselbusse viel häufiger. So genießen wir denn einen ganzen Tag lang preisgünstig, stressfrei und umweltfreundlich dieses Naturparadies und ohne gesichtetes Gooranga Gooranga.

Auf dem Bruce Highway / HWy 1 werden wir uns nunmehr immer stärker der Stadt CAIRNS im nördlichen Queensland nähern. Ohne Umwege mit Seitenblicken verbleiben bis dorthin noch ungefähr 350km.