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K&K 67 – In die Westkurve

Viele Alternativen für unsere Route bleiben uns nicht, um unsere Tour fortzusetzen.

größter Termite Mound DSCN6905Denn so ganz allmählich erreichen wir die letzte Etappe der Australienrundfahrt, Western Australia. Doch noch ist es nicht soweit. Zunächst geht es auf dem Stuart Highway wieder gen Süden Richtung Katherine. Für diesen Rückweg hatten wir uns noch einige Besichtigungspunkte aufgespart, um die  300km nicht lediglich durchfahren zu müssen.

Auf halber Strecke biegen wir ab in den Litchfield National Park. Allradfahrzeuge können von Darwin aus auch die nördlichere, viel kürzere Sandwegstrecke nehmen. Wir jedenfalls wollen die vor kurzem erneuerte Windschutzscheibe nicht aufs Spiel setzen, bleiben demnach auf dem geteerten Highway.

Termite Mounds
Termite Mounds

Der National Park ist vielleicht nur ein Viertel so groß wie sein gegenüber auf der Ostseite liegende Konkurrent, der Kakadu National Park. Gefühlt erleben wir ihn jedoch doppelt so stark frequentiert. Was zieht die Besucher scharenweise in diese Naturperle? Das angenehme Sommer-Winter -Wetter der Trockensaison allein kann es nicht sein. Es sind wohl eher die Wasserfälle mit ihren Rockpools, die als Köder dienen. Dabei müssen wir uns nicht auf das Betrachten dieser Kaskaden beschränken. Rockpools erweisen sich oft auch als ideale Schwimmbecken. Die kristallklaren Gewässer sollen trotz der Warnschilder mehr oder minder frei von Krokodilen sein. Die Wassertemperaturen erweisen sich als frisch bis angenehm.

Nitmiluk NP Edith Falls
Nitmiluk NP Edith Falls

Florence Falls mit Buley Rockhole, Tolmer Falls und als schönste die Wangi Falls locken ein Heer von Wanderfreunden und Wasserratten. Der Besucherandrang ist teilweise so groß, dass Parkplatzgedränge entsteht. Belebend lustig zu beobachten, wie rasch sich so ein Besucherstrom teilt. Die einen schnüren die Wanderstiefel, rücken die Rucksäcke samt jeder Menge Trinkflaschen zurecht und verschwinden kurz darauf im dichten, bergigen Buschwald. Die anderen packen bunte Schwimmnudeln aus, entladen die oftmals schweren Picknickkisten und suchen auf den Liegewiesen schattige Plätzchen mit und ohne Tisch-Bank-Kombination, aber immer möglichst mit BBQ-Ofen.

Wir erfreuen uns an den schattigen Wanderwegen, mal rund um die Wasserfälle, mal zu aussichtsreich errichteten Aussichtstürmen und Plattformen.

Katherine Gorge Sonne
Katherine Gorge Sonne

Lichtfield National Park kann aber noch mit einer einzigartigen Besonderheit aufwarten, mit dem größten und höchsten Termitenhügel Australiens. Diese Gebilde finden wir immer dann, wo wir rote Sandsteinregionen durchqueren. Zu Tausenden stehen sie in der Natur, ähneln in Ansammlungen einem Friedhof voller Grabsteine. In diesem National Park soll es nunmehr der höchste Termitenbau sein. Eingezäunt hat man ihn, um ihn vor Zerstörung oder auch nur häufiger Berührung durch Menschenhand zu schützen. Denn es handelt sich um ein aktives Termitengebäude / Termite Mound. Wie viele Millionen und Abermillionen Termiten ihn bewohnen, bleibt unbekannt. Informationen hingegen finden wir über die Bau- und Lebensweise der Tiere. Sofern diese Hügel nicht kreisrund und zylinderförmig errichtet werden, haben sie mit den Schmalseiten eine Ost-West-Ausrichtung. Das soll vor Überhitzung schützen. So bleibt eine Seite stets im Schatten. Der Termitenbau besteht aus hartem, verfestigtem Sandstein. Die Innenröhren sind über und über mit zerkauten Gräsern gefüllt. Zum kleinen Teil dient das Grünzeug als Nahrung, zum großen als Klimaanlage. Dabei sichern die Grasschnipsel im Termitenbau mehr als 95% ventilierende Luftfeuchtigkeit . Neben den Gräsern dienen auch tote Termiten als Futter. Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, werden die Artgenossen nicht gleich verzehrt, sondern im sogenannten Dachboden des Termitenturms zwischengelagert.

Liebespaar
Liebespaar

Nach dieser National- Park- Rundfahrt geht es 100km weiter südlich bis zu den Edith Falls am Nordende des Nitmiluk /Katherine National Park. Auch in diesem Rock Pool das gleiche aktive Badetreiben mit zweistufigem Wasserfallausblick und fünf Kilometer Rundwanderung. Aus dem relativ dichten mit Palmen durchsetzten Wald dringt heftiger Lärm. Eine große Kolonie von Flying Foxes hat die meisten Palmen in Beschlag genommen und baumelt kreischend an den Ästen.

Im Ort Katherine fahren wir rund 30km östlich zum Südeingang des Nitmiluk National Parks. Wir wollen die Katherine Gorges des gleichnamigen Flusses anschauen. Frei zugänglich sind diese insgesamt 13 Felsschluchten nicht. Als Möglichkeit bieten sich dafür aber die Nitmiluk Tours an (www.nitmiluktours.com.au). Vier der Gorges können per Schiff befahren werden. Ein vielfältiges Tourenprogramm hat für jeden etwas dabei, von der Dawn Cruise  bei Sonnenaufgang über die vierstündige Bootsfahrt durch drei Gorges bis zur Abend Cruise. Als eingefleischte Frühaufsteher fällt die Entscheidung nicht schwer.

Katherine Gorge
Katherine Gorge

Warum nicht einmal einen Sonnenaufgang. Dabei wird morgens um 7 Uhr nicht einfach der Bootsmotor angeworfen und los geht es. Wer sich eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bootssteg einfindet, darf ein schnelles „Gorge Frühstück“ genießen, d.h. Kaffee oder Tee im Pappbecher, dazu Frühstückskuchen und tropische Früchte, einfach romantisch, idyllisch in der Morgenkühle. Doch dann wird zum Bording geblasen. Per Namen geht man vor. Aus Sicherheitsgründen wird noch nachgezählt, wer wirklich an Bord sitzt. Diese Maßnahmen geschehen als Vorsichtsmaßnahme, da es sich um eine kombinierte Boots- Wandertour handelt. Offensichtich hat wohl schon so mancher unfreiwillig in der Wildnis übernachten müssen.

Als der Elektromotor das Schiff leise über das ruhige Wasser des Katherine Rivers schiebt, fängt es allmählich an zu dämmern. Das tiefe Innere der Schlucht verharrt noch fast im Dunkeln. So früh am Tage gibt es noch mehr zu hören als zu sehen. Die Natur erwacht mit immer stärker anschwellenden Vogelrufen. Die ersten Mutigen flattern über unseren Köpfen. Das sei das Signal, dass die ersten Lichtstrahlen bald die Bergspitzen beleuchten werden. So dauert es auch keine fünf Minuten mehr, bis diese Vorhersage eintrifft. Wie von leuchtenden Kappen bedeckt, stehen die Felsen im Morgenlicht. Allmählich vergrößern sich die Lichtflecken, werden ganze Felsflächen beschienen. Ein wolkenloser Himmel überwölbt das Lichterspiel.

Katherine Gorge
Katherine Gorge

Zwischenzeitlich haben wir den ersten Gorge durchquert und an seinem Ende angelegt. Nun heißt es zunächst erst einmal zu Fuß weitergehen. Der River führt so niedriges Wasser, so dass von Schlucht zu Schlucht nur ein schmales Rinnsal plätschert. Aber in der Regenzeit sollen die Wasserstände hoch genug sein, um mit einem Flachboot ohne Unterbrechung flussaufwärts fahren zu können. Wir steigen über gut ausgeschildertes Felsgelände. Unterwegs entdecken wir einige Aboriginal Felszeichnungen. Rund 5.000 Jahre sollen sie alt sein. Nach 30 Minuten Gebirgswanderung an der plätschernden Staustufe entlang besteigen wir ein zweites Boot, welches uns durch den zweiten noch engeren Gorge fährt.

Victoria River
Victoria River

Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel, leuchtet mit voller Kraft in die tiefen Schluchten hinein. Somit kann auch die schwimmende Welt entdeckt werden, z.B. Süßwasserkrokodile.  Irgendwann tritt das Boot die Rückfahrt an, unterbrochen von der Felswanderung. Nach gut zwei Stunden landen wir wieder am Anlegesteg. Fazit: Diese morgendliche Erfrischungstour können wir weiterempfehlen.

Victoria River Croc
Victoria River Croc

In Katherine geht es aber endlich in die Westkurve. Der Victoria Highway bringt uns nach 220 Kilometern in die Tankstopp-Siedlung Timber Creek. Unterwegs durchqueren wir den Judbarra Gregory National Park.

Beware of Crocs
Beware of Crocs

Doch wenn das Namensschild nicht aufgestellt worden wäre, wir hätten es wohl kaum bemerkt. Die Landschaft ändert sich durch einen National Park Status nicht gleich. Unterwegs verlaufen Victoria Highway und Victoria River immer mal wieder parallel. Dieser Fluss heißt für uns auch das Tagesziel in Timber Creek. Sonnenaufgang in den Katherine Gorges. Warum dann nicht Sonnenuntergang auf dem mit 600km längsten Fluss von Northern Territory. Auch hier lockt uns wieder ein entsprechende Einladung zu den „Victoria River Cruises“ (www.victoriarivercruises.som.au). Diese Sunset Cruise dauert allerdings geschlagene vier Stunden. Per Bus geht es zunächst in die Wildnis zum Anlegesteg. Ziel der Bootsfahrt für den Sonnenuntergang sind die 35km entfernten Yambarrin Ranges. Hier heißt es dann nicht allzu oft trödeln. Doch es bleibt immer genügend Zeit für Wildlife Beobachtungen, besonders von den mächtigen Salzwasserkrokodilen und der Vielzahl an Adlern und Habichten. Von den am Uferrand grasenden Wallabies wollen wir gar nicht reden. Das Bild ist für uns bereits zur Gewöhnung geworden. Kreuz und quer über den breiten Fluss schippert uns Nelville, Bootsführer und Besitzer der Cruise Company. Seit 35 Jahren kennt er  seine Tiere, wo und wann sie am besten zu beobachten sind. Sein geschultes Auge entdeckt auch jedes noch so versteckte Krokodil.

Victoria River Vogelwelt
Victoria River Vogelwelt

An einer Flussbiegung, die Yambarrin Ranges nunmehr direkt vor uns, machen wir fest an seinem geankerten Fluss-Ponton. Die Sonne wird sich nicht mehr lange über dem Bergrücken zeigen. Auch hier bleibt die Fahrt nicht ohne kulinarischen Genuss. Kalte Getränke und köstliche nibbles (Fingerfood) verschönern die Zwischenzeit. Und dann geht es ganz schnell. Keine fünf Minuten dauert es, bis die Sonne hinter der Bergwand verschwindet. Das Schönste kommt jedoch auch der Rückfahrt, wie Neville bereits angekündigt hat. Die glutroten Sonnenspiegelungen auf dem Wasser sind einfach traumhaft. Mit der Beobachtung dieser Farbenspiele verbringen wir noch einige Zeit auf dem spiegelglatten Fluss. In völliger Dunkelheit geht es dann zurück an die Wildnisanlegestelle, wo Nelvilles Bus (ein alter Schulbus aus den 1970ger Jahren) auf uns wartet. Auch für diese Tour verteilen wir gern ohne Einschränkungen fünf Sterne.

Victoria River Sonnenuntergang
Victoria River Sonnenuntergang

Somit befinden wir uns endgültig auf Westkurs. 180km sind es noch bis zur State Border zwischen Northern Territory und Western Australia. Das machen wir dann zu einem anderen Kapitel.

K&K 66 – Top End getoppt

Wer sagt denn, dass das Top End nicht noch getoppt werden kann.

Anfahrt Bathurst
Anfahrt Bathurst

Die Rede wird sein von einem Besuch von Kontinentalaustraliens nördlichster Inselgruppe, den Tiwi Islands. Sie bestehen aus zwei Hauptinseln, Bathurst und Melville. Um sie herum liegen noch weitere neun kleine Inselchen, unbekannt und unbewohnt. Dicht bewohnt sind die Hauptinseln ebenfalls nicht. Melville, Australiens zweitgrößtes Eiland nach Tasmanien, zählt lediglich 800 Einwohner, der Nachbar Bathurst rund 2.500 in der Gemeinde Nguiu. Melville darf von Touristen nicht betreten werden, Bathurst mit Einschränkungen schon. Denn diese Inselgruppe gehört ausschließlich den Tiwi Aborigines.

Ausschiffen
Ausschiffen

Als Tour mit einheimischen Fremdenführern wird es allerdings gestattet, wobei wir wieder bei der Frage nach einem adäquaten Touranbieter sind. Für uns fügt sich damit das dritte Kleeblatt vom Tourunternehmen „adventurefree“ ein. Nach „fraserfree“ und „reeffree“ können wir nunmehr eine entsprechende Tour über „outbackfree“ buchen. Mal sehen, ob sich die  bisher gemachten positiven Erfahrungen auch bei dieser Tiwi Aboriginal Cultural Experience Exkursion bestätigen.

Es wird ein langer Tag. Die Fähre legt um acht Uhr morgens in Darwin ab, Treffen gegen sieben Uhr. 60 Meilen legt anschließend ein kleiner Katamaran in 2 ½ Stunden zurück. Bei rollender, offener See geht es nicht jedem gut. Doch gegen 10Uhr taucht die Inselgruppe als Streifen am Horizont auf. Der Katamaran fährt ein in den engen Apsley Strait, der die beiden Hauptinseln voneinander trennt. Versteckt im Buschwald werden einzelne Hausdächer sichtbar, mehr aber auch nicht. Die Suche nach einem Anlegesteg erübrigt sich. Es gibt keinen. Also strandet der Katamaran elegant an der Küste und fährt eine Art Bugleiter aus. Schaukelnd klettern wir auf den rostroten Sand hinab und werden von Jari, unserem Aboriginal Fremdenführer für diesen Tag empfangen. Das Abenteuer kann beginnen.

Totempfähle
Totempfähle

Wer auf die Tiwi Inseln fährt, tut das nicht wegen großer Naturerlebnisse. Die werden nämlich nicht geboten. Die Inseln bleiben flach, fast ausschließlich von Buschwald und Gestrüpp bewachsen. Nichts weiter Auffälliges. Das Ziel dieser Tour liegt denn auch auf einem anderen Akzent, der Begegnung mit einer fast unbeeinflussten Aboriginal Kultur. Im dem früheren Kapitel „Kontraste“ haben wir bereits über eine Tiwi Kunstausstellung berichtet, welche wir in der Stadt Mackay besucht haben. Hier auf der Insel besuchen wir  u.a. nunmehr die Künstler dieser Werke.

Als erste Besichtigungsstation schließt uns Jari das Tiwi Inselmuseum auf. Deutlich positiv wird in ihm die Missionsgeschichte aus dem 19. und 20. Jahrhundert herausgestellt. Eine große Ausstellung ist den Tiwi Totempfählen gewidmet. Und  dritter Themenschwerpunkt: Von den Ereignissen des WW II sind auch diese abgelegenen Inseln nicht verschont geblieben. Denn die Japaner, von Norden kommend, überflogen zunächst die Tiwi Inseln, bevor sie Darwin bombardierten. So konnte der damalige dort tätige Priester schon einmal eine Vorwarnung aufs Festland funken. Auf Bathurst ist auch der erste abgeschossene japanische Pilot notgelandet, womit die Tiwis direkt in den Konflikt hineingezogen wurden.

Rauchzeremonie
Rauchzeremonie

Die Totempfähle haben nicht nur musealen Charakter. Sie finden praktische Anwendung auf dem kommunalen Friedhof, der uneingezäunt direkt neben der offenen Tanzdiele liegt. So schmücken teilweise christliche Grabsteine, umgeben von Tiwi kulturellen Totempfählen die Gräber. Jari erläutert die vorgeschriebenen Trauerzeremonien, die bis zu zwei Jahre dauern können. Bemerkenswert finden wir, dass der Name des oder der Verstorbenen während der gesamten Trauerphase nicht verwendet werden darf. Es geht sogar so weit, dass Namensvetter in dieser Zeit ihren Namen ändern müssen, um die Erinnerung an den Verstorbenen nicht zu schmälern.

Künstlerin
Künstlerin

Über die Hochzeitsauflagen, wer wen heiraten darf oder nicht, haben wir auch bereits im Rahmen unseres Kakadu National Parks berichtet (vgl. Kap. „Top End“). Die Heiratsbräuche und Auswahlregularien bezüglich Braut und Bräutigam sind bei den Tiwi nicht einfacher, eher noch komplizierter. Eine freie Wahl ist so gut wie ausgeschlossen. Viele Ehen sind vorherbestimmt.  Außerdem darf ein Mann beliebig viele Frauen heiraten. Er muss nur darauf achten, dass sie nicht der eigenen engeren Familie entstammen. Doch wenn man die Ausführungen von Jari etwas hinterfragt, so scheint hier fast jeder mit jedem verwandt oder verschwägert zu sein. Auffallend viele Kinder bevölkern den Ort.

So wundert es nicht, dass die kleine Gemeinde zwei Schulen unterhält, eine Grundschule und eine weiterführende Schule. Der Aspekt modernen Lebens zeigt sich sicherlich in den handys und teilweise TV-Satellitenschüsseln. Stärker jedoch darin, dass Englisch als Fremdsprache ein Unterrichtsfach ist. Bei aller Kulturbewahrung und Abgeschiedenheitsgrenzlage möchte man den Anschluss an das 21. Jahrhundert nicht völlig verlieren.

Tiwi Tanz
Tiwi Tanz

Weiter geht es mit dem Aboriginal Cultural Experience. Wir besichtigen das Atelier der Künstler, deren Werke wir im o.g. Mackay bewundert haben. Hier können  wir es nunmehr hautnah im direkten Kontakt mit den Künstlern. Das Atelier besteht aus einem scheunenähnlichen Gebäude, in dem sich jeder Künstler seine Ecke eingerichtet hat, egal ob Holzschnitzerei, Ölmalerei, Aquarellkunst oder Linoleumschnitt. Das Deckengewölbe besteht aus Werken mit typischen Tiwi Mustern. Als äußerlich verbindendes Zeichen haben alle Künstler ihren Teebecher an ein gemeinsames Schlüsselbrett gehängt.

Künstleratelier
Künstleratelier

Brotlos darf die Kunst natürlich auch nicht bleiben. Also kann sie im angrenzenden  Shop „Tiwi Design“ auch erworben werden. Auf Wunsch werden die Kunstwerke avor den Augen des Besuchers – ohne Kaufzwang – hergestellt, wobei besonders Tücher, manchmal auch T-Shirts nach traditioneller Art mit Naturfarben und Mustern bedruckt werden. Kreative Eigenversuche – Siebdruck – sind dabei nicht ausgeschlossen. In unmittelbarer Nachbarschaft beobachten wir eine Tiwi Frau beim Schnitzen eines Totempfahls. Auf dem Boden sitzend, hebt sie mit kleinen Stemmeisen Figurenteile aus einem Baum. Rund 30 Stunden benötigt sie für die Roharbeiten, berichtet sie. Anschließend werden die typischen Tiwi Muster aufgemalt. Der ca. 2m lange und relativ dünne Totempfahl soll das Grab ihrer kürzlich verstorbenen Tante zieren, fügt sie hinzu. Bei größeren Pfählen werden diese oftmals direkt am Grab hergestellt, sozusagen als Teil der Trauerzeremonie.   

Schließlich begeben wir uns noch in die Dorfmitte zur Rauchzeremonie. Grünes Blattwerk wird unter heftiger Rauchbildung verschwelt, um böse Geister und Gedanken zu vertreiben. Gleichzeitig zeigt diese Zeremonie an, dass der Fremde willkommen ist in der Gemeinschaft. Es bleibt nicht bei der bloßen Zeremonie. Das Gastmahl besteht aus Billy Tea und Damper, also dem in einer Pfanne oder einem Topf über offenem Feuer gebackenen Brot. Typische Tiwi Tänze und Gesänge, dargeboten von Männern und Frauen, begleiten das Mahl.

Schließlich wird zum Aufbruch gemahnt, denn viele Stunden sind seit unserer Ankunft vergangen. Es geht nicht direkt zurück zum Strand mit der Fähre, sondern wir unternehmen noch einen Umweg zur alten Missionskirche. Über 100 Jahre diente sie als Kirche. Heute wird sie als Gotteshaus nur noch für besondere Anlässe benutzt. Der Kirchenraum ist wiederum mit charakteristischen Tiwi Mustern ausgelegt. Im Altarraum prangt nicht ein überdimensionales christliches Kreuz. Stattdessen hält auf einem Gemälde ein Aborigine das Aboriginal Jesuskind in die Höhe. Eingerahmt wird dieses Bild von weiteren Gemälden mit Aboriginal Motiven. Das christliche Kreuz steht bescheiden in einer Ecke des Altarraumes. Die katholische Mission war tätig bis Ende der 1980ger Jahre. Eine 85-jährige Nonne lebt noch in der Kommune. Nach 60 Jahren dort verbrachter Lebenszeit möchte sie die Inseln nicht mehr verlassen.

Old Mission
Old Mission

Der Nachmittag ist bereits gut fortgeschritten, als wir den Katamaran wieder so erklettern wie verlassen, nämlich über den Bugsteg. Noch ganz unter dem Eindruck des Gesehenen und Erlebten schaukeln wir bei auch nicht viel ruhigerer See zurück nach Darwin. Pünktlich zum malerischen Sonnenuntergang stehen wir wieder an der Festlandküste.

Auch nach diesem Tag ziehen wir das Fazit: Diese Tour und deren Organisatoren können wir guten Gewissens weiterempfehlen:

fraserfree + reeffree + outbackfree = adventurefree – Eine wirklich gelungene Kombination.  

K&K 65 – Top End

Die gut 2.000km bis nach Darwin sind gut und heil überstanden.

Winter! links-innen rechts-außen Temperaturen
Winter! links-innen rechts-außen Temperaturen

Drei Fahrtage genügten gerade. Dabei kommen uns die 24-Stundenparkplätze mit Übernachtungsmöglichkeit sehr entgegen. Im Verlauf der Fahrt kommen wir uns vor, als ob wir Richtung Norden in eine völlig neue Welt eintauchen. Australiens rot-grünes Zentrum um Uluru oder Coober Pedy herum wirkt kahl, im Winter manchmal kalt, besonders nachts. Je nördlicher wir kommen, umso stärker setzt sich wieder die tropische Klima- und Vegetationszone durch. Am Top End schließlich, also am nördlichen Ende des Kontinents in Darwin, schwitzen wir uns durch die winterlichen Temperaturen 30°C bis35°C im Schatten und 40°C bis 50°C in der Sonne. Glücklicherweise hält sich die Luftfeuchtigkeit jetzt in der Trockenzeit in Grenzen und es kühlt  nachts auf rund 20°C ab. Wir fühlen wir uns wie im Hochsommer.

Darwin Fußgängerzone
Darwin Fußgängerzone

Top End, ein schöner Begriff. Für viele vielleicht das spitzenmäßige Ende einer wunderschönen Australienreise. Geographisch ist damit die Nordküste inklusive der nördlichen Nationalparks gemeint. Das gesamte Top End beginnt ungefähr bei Katherine, rund 300km südlich von Darwin.

Und schließlich gelangen auch wir endlich in Northern Territory`s Hauptstadt. Vom äußeren Erscheinungsbild her zeigt sich  die Stadt architektonisch supermodern. Selbst bezeichnet sie sich als „Tropisches Paradies mit tropisch relaxtem Lifestyle“. Um von diesem Flair ein wenig einatmen zu können, raten wir zu einer Einführungsrundfahrt immer die Strände und Bays entlang. Entweder man profitiert vom Hopp-On-Hopp-Off Bussystem oder  man unternimmt die Beachtour eigenständig. Der städtische Autoverkehr hält sich sehr in Grenzen. Die Schönheit der Ausblicke hingegen nicht. Um nur einige Stationen unserer Nord-Süd-Bay-und-Beach-Tour zu nennen, Brinklin, Nightcliff, East Point Reserve Coconut Grove, Fannie Bay, The Gardens, Larrakeyah bis schließlich hinunter nach Darwin City mit der Esplanade. Ein anschließender Schlenker in den angrenzenden Charles Darwin National Park bietet von der Aussichtsterrasse aus dann noch einmal einen Postkartenblick auf Darwins Skyline und Harbour, auf dem man dann abends aus mehreren Sunset Cruises (bei fish ´n chips) dem Sonnenuntergang entgegenfährt.

Mit der Erwähnung des National Parks ist auch bereits die Erklärung für den Stadtnamen als ehrende Würdigung für den Naturforscher erfolgt.

Darwin Endlosküste
Darwin Endlosküste

Tropical Flair verströmen ebenfalls die zahlreichen Märkte, allen voran der Mindil Beach Sunset Markt (immer donnerstags und sonntags). Oder wie wäre es mit dem Freiluftkino „Deckchair Cinema“, in dem man seinen Film bei kühlen Getränken vom Liegestuhl aus genießt? Tropisch abenteuerlich präsentieren sich die beiden Krokodilparks der Stadt, die Crocosaurus Cove im Stadtzentrum und der Crocodylus Park etwas außerhalb der Stadt.

Darwin bezeichnet sich gern als „Frontstadt“. Gemeint ist damit die unmittelbare Nachbarschaft zu südostasiatischen Ländern. Bunt multikulti geht es zu bei 75 Nationalitäten, die hier friedlich miteinander leben, inklusive der Aborigines. Der Chinese Tempel mit Museum ist nur ein Beispiel hierfür.

Der Begriff „Frontstadt“ zeigte für Darwin aber noch eine völlig unterschiedliche Facette. Während des WW II wurde die Stadt 18 Monate lang (1942-1943) von den Japanern 64 Mal bombardiert. Und dabei dem Erdboden gleich gemacht. Gleich vier Anlaufpunkte nehmen sich dieses Themas an: Das Darwin Military Museum am East Point, der Cenotaph an der Innenstadt Esplanade, der bereits erwähnte Charles Darwin National Park als ehemaliges Gelände für Munitionsbunker und das Aviation Museum . Hinzu kommen die vielen Hinweise am Stuart Highway zwischen Katherine und Darwin.

Eine weitere Heimsuchung erfuhr Darwin ein weiteres Mal durch den Zyklon Tracy (1974), der die Stadt ein weiteres Mal fast vollständig dem Erdboden gleichmachte. Aber so locker und fröhlich, wie wir die Top End Stadt empfinden, gleicht sie eher einem Stehaufmännchen, denn einer durch Krieg und Naturkatastrophen gebeutelten Metropole.

Kakadu NP
Kakadu NP

Top End besitzt für uns nunmehr auch noch eine spezielle Bedeutung, als „Top End einer scheinbar unendlichen Geschichte, die zur endlichen wurde“. Bereits ziemlich zu Beginn unserer Australienrundtour ließ ein aufgewirbelter Stein einen Riss in der Windschutzscheibe unseres Wohnmobils entstehen, zunächst winzig, doch dann immer weiter sich quer über die Scheibe ziehend. Im südlichen Melbourne schließlich mussten wir eine Werkstatt aufsuchen, um das Problem hoffentlich in den Griff zu bekommen. Ein Spezialist für derartige Reparaturen (O’Brien) unterhält ein landesweites Netz an Werkstätten. Das Ersetzen der Scheibe dauert normaler Weise zwei Stunden, ließ man uns wissen. Also kein Problem? Doch, denn kein australischer Großhändler hatte eine Scheibe für ein europäisches Wohnmobil auf Lager. Was tun? Genaue Maße nehmen, alle notwendigen Details notieren und dann in Deutschland bestellen. Zeitdauer? Mindestens vier Monate Lieferzeit. Was blieb uns anderes übrig? Die Scheibe wurde bestellt, ein Werkstattort verabredet. Nach unserer groben Reiseplanung müssten wir nach rund vier Monaten Cairns an der tropischen Nordostküste erreichen. Also alle notwendigen Schritte wurden eingeleitet. Wir konnten die Fahrt fortsetzen mit der Beruhigung, dass eigentlich nicht viel mehr passieren könne, außer dass der Riss sich über die gesamte Scheibe fortsetze. Mit einem Augenzwinkern fügte der freundliche Melbourne Monteur hinzu, dass nur in den seltensten Fällen eine Windschutzscheibe herausbricht. Auf dem Weg nach Adelaide (Hauptstadt von South Australia) erreichte uns dann der Anruf, wir möchten doch bitte noch einmal die dortige O’Brien Niederlassung aufsuchen. Es sei ein Messfehler passiert. Mit den vorliegenden Maßen gäbe es auch in Europa keine Scheibe. Auf zur zweiten Messung! Wir haben bereits März! Danach herrschte lange Zeit Funkstille. Auf unsere spätere Nachfrage hin hieß es, die Sache sei nunmehr in den Händen der Filiale in Cairns, die wir angegeben hatten. Dort wusste man von dem Vorgang, konnte aber noch keinen Liefertermin nennen. Und der Scheibenriss? Jeder Kilometer ungeteerter, holpriger Straße ließ ihn höher steigen. Ende Mai in Cairns erhielten wir die beruhigende Nachricht, das Schiff sei unterwegs, habe jedoch Verspätung. Die Scheibe sei bestellt, doch wann wird sie wirklich in Sydney abgeladen ? Es könne auch Juli werden. Doch so lange können wir nicht in Cairns warten. Also ging die Akte weiter nach Darwin. Wir hielten Kontakt mit der dortigen Werkstatt. Irgendwann gegen Ende Juni teilte man uns telefonisch mit, dass das entsprechende Schiff „am kommenden Montag“ in Sydney einliefe. Dann würde es nicht mehr lange dauern, bis die Scheibe ins 3.500km entfernte Darwin geliefert würde. Und siehe da, es hat geklappt. An dem sonnigen Mittwochmorgen,6.Juli um acht Uhr geben wir unser Auto in der Werkstatt ab, begeben uns zum Frühstück in ein Fastfoodrestaurant schräg gegenüber und können unser Wohnmobil mit ausgetauschter Windschutzscheibe gegen 10 Uhr wieder abholen. Kosten? Kennen wir nicht genau, da wir vorsichtshalber eine australische Vollkasko Versicherung gewählt hatten. Doch nun weiter mit dem eigentlichen Reiseverlauf.

Adelaide River Croc
Adelaide River Croc

Australiens Top End umfasst, neben Darwin-Stadt aber auch den landschaftlich reizvollsten Teil dieser Nordtour, den Kakadu National Park. Er ist das Land von Aboriginal Stämmen, z.B. den Bininj / Mungguy. Von ihrer Sprache, dem Gagudju (gesprochen: Gagadu → Kakadu) leitet sich der Parkname ab, nicht von der Papageienart. Übrigens sollen im gesamten Australien 200 verschiedene Sprachen gesprochen werden, zuzüglich von 500 Dialekten. Das hängt ursächlich mit den so unterschiedlichen Aboriginal Stämmen zusammen. Heute ist Englisch die offizielle, verbindende Sprache. Doch ehe dieser Zustand bis hierher gediehen war, gab es zahlreiche Hürden zu überwinden. Wir versetzen uns einfach einmal in die Rolle der europäischen Erforscher dieses Kontinents. Oft waren sie froh, einen Sprachmittler zwischen ihrer europäischen Sprache und einer Aboriginal Sprache gefunden zu haben. Doch die Freude dauerte nicht lange, denn oftmals wurde „gleich hinter dem nächsten Baum“ die aktuelle Aboriginal Sprache nicht mehr verstanden. Denn die Stämme untereinander, vielfach nicht mehr als 50km auseinanderlebend, konnten sich sprachlich nicht verständigen. Kaum jemand im Stamm beherrschte die Sprache oder den Dialekt des Nachbarn. Das ist umso erstaunlicher, da die hiesigen Ureinwohner keine Nomaden mehr waren, sondern die Region dauerhaft bewohnten. Die günstigen Lebensumstände mit genügend Süßwasser, überquellende Fisch- und Jagdgründe und die stets zur Verfügung stehenden Früchte der Natur machten ein Nomadendasein nicht mehr notwendig.

20.000km umfasst die savannenähnliche Parklandschaft, ist also ebenso groß wie Israel. Über die Savannenvegetation ragen große Felsformationen aus Sandstein hervor. Momentan bewegen sich die abgeflachten Berggipfel und Höhenzüge zwischen 300m und 500m. doch die Postkartenaussichten von den Lookouts werden nicht ewig andauern. Die Erosion baut alle 1.000 Jahre circa einen Meter vom Sandstein ab. Somit verbleiben nur noch zwischen 350.000 bis 500.000 Jahre, bevor die Bergformationen eingeebnet sind.

Adelaide River Croc
Adelaide River Croc

Um in den eigentlichen National Park zu gelangen, heißt es erst einmal rund 200km ab dem Stuart HWy nach Osten zu fahren, immer den Arnhem HWy entlang. Dort erreichen wir den Hauptort des National Parks, Jabiru. Diese Retortenstadt wurde eigentlich errichtet als zentrales Versorgungszentrum für die  Uranium Mine, die größte der Welt, in wenigen Kilometern Entfernung. Der Wandel hin zum Tourismusort ist von der Infrastruktur her unverkennbar. Zahlreiche elegante Hotels und Lodges sowie zwei Campingplätze sollen sicherlich in erster Linie nicht den Minenarbeitern Unterkunft bieten. Das kleine Innenstadtzentrum bietet alles, was für die Versorgung notwendig ist. Ganz in Stadtnähe, auf dem Kakadu HWy kann der Besucher im wichtigsten ParkInformationsZentrum, dem Bowali Center, seinen Besuch planen lassen.

Und unterwegs bis dahin? Langeweile kommt nicht auf. Neben vielen kleinen kreuzen wir drei größere, nennenswerte Flüsse, den Adelaide River, den Mary River und den South Alligator River. Die ersten beiden fließen noch nicht im Kakadu Nationalpark, sondern in den vorgelagerten Wetlands bzw. dem Mary River National Park. In dieser riesigen Region muss man stets auf Krokodile achten, egal ob auf und an  den Flüssen, in den Wetlands mit ihren Billabongs (große Überschwemmungsteiche) oder auch an der Küste. Top End bedeutet gleichfalls Crocodile Habitat. Besonders in den Flüssen lebt die höchste Krokodilskonzentration der Welt. Allein im 200km langen Adelaide River sollen 1.600 Exemplare umherschwimmen. In den von Gezeiten abhängigen Flüssen sind es die Salzwasserkrokodile, in den Billabongs meist die Kollegen vom Süßwasser. Doch so ganz eindeutig ist auch hier die Trennung des Wohnraums nicht mehr. Da die Regenzeiten große Teile des Top End zu einem einzigen gigantischen See umgestalten mit Wasserspiegeln in den Baumkronen, findet durch den unbegrenzten Zugang Vermischun“g statt. So kommt es vor, das „Salty“ und „Freshy“ friedlich nebeneinander herschwimmen.

Wetlands Abendstimmung
Wetlands Abendstimmung

Bei so viel Abenteuergelegenheit können wir wiederum aus einem großen Angebotsstrauß an CrocSafaris auswählen. „The Jumping Crocodile“ vom Familienbetrieb mit den „Hunter Safaris“ (www.adelaiderivercruises.com.au) macht das Rennen. Klein aber fein, die Bootsoberkante kurz über dem Wasser verspricht gute Sicht und unmittelbare Nähe zu den Krokodilen. Natürlich sind wir geschützt durch eine solide Stahlkonstruktion. Kein Krokodil kann klettern. Gut so, denn wer weiß, ob so ein vier bis sechs Meter langes Tier nicht in die kleinen Boote hineinklettern würde. Aber springen können sie, senkrecht im Wasser stehen, wenn es um Beute geht.

Die erste Krokodil-Sichtung lässt nicht länger als zwei Minuten nach Ablegen auf sich warten. Und so geht es Schlag auf Schlag, eine geschlagene Stunde lang. Der Star unter den Ungeheuern ist „Brutus“, ein rund sechs Meter langes Salty. Eifrig schnappt und springt er nach den dargebotenen Fleischhappen. Wenn er die Beute verfehlt, geben seine Kiefer ein lautes Geräusch wie zwei aneinander schlagende Holzlatten wider. Er springt mit fast seiner ganzen Körperlänge aus dem Wasser. Und das trotz seiner Behinderung. Denn Brutus hat vor zwei Jahren beim Kampf mit einem großen Hai zwar die Beute gerissen, beim Kampf aber seinen rechten Vorderlauf eingebüßt, abgebissen vom Kampfgegner. Dokumentiert ist diese Schauergeschichte durch zahlreiche Presseveröffentlichungen mit Fotos. CrocSafari unmittelbar, mit diesem Unternehmen kann man sie hervorragend erleben.Wetlands DSCN6661

Ganz im Gegensatz zu den nach Gefahr riechenden Krokodilfahrten, präsentiert sich eine weitere Schiffsexkursionsmöglichkeit, sogenannte Wetland Tours. Krokodile tauchen dabei sicherlich auch auf, die kleineren Süßwasserartgenossen. Vorrangig geht es jedoch in den Feucht- und Sumpfwiesen rund um die Billabongs um die dort heimische Vogelwelt. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gibt es vielfältige Angebote. Wir entscheiden uns für eine Sunset Tour von „Wetland Cruises“ auf dem Corroboree Billabong. 90 Minuten umschwirren uns Seeadler, Kingfisher, Reiher sowie ein Black-necked-Stork (Indischer Großstorch) auf ihren letzten Futterflügen, bevor die Nacht mit einem blutroten Sonnenuntergang über die Sumpflandschaft hereinbricht. Vorher haben wir Gelegenheit zu einer Kostprobe, vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Unser Ranger streift vom Schilfblatt einer Wasserpalme grüne Ameisen ab. Statt langer Erläuterungen, um welches Tier es sich handelt, beißt er deren grünes Hinterteil ab. Nach dem vorkostenden Selbstversuch bietet er die Wildlife Nahrung zur Nachahmung an. Schmeckt gar nicht schlecht, irgendwie zwischen Pfefferminz und Krebsfleisch. So friedlich, wie diese Bootstour gestartet ist, so friedlich endet sie auch nach dem Sonnenuntergang.

Mit diesen beiden Exkursionen sind wir noch lange nicht am Kakadu National Park angelangt, sondern erst rund 60km in die Savannenwelt eingedrungen. Unter diesem Begriff versteht man bekanntlich eine tropische oder subtropische Vegetationsform, die aus einer geschlossenen Gras-/Krautschicht und einem lockeren, offenen Baumbewuchs besteht. Also keine Wüste wie im Outback, aber auch keine Steppe oder Prärie wie oft im Hinterland der Great Dividing Range.

So ganz allmählich nähern wir uns der offiziellen Grenze des Kakadu National Parks. Ein Begrüßungsschild am Straßenrand, mehr nicht. Der Rest bleibt gleich, immer noch Savanne. Kurz darauf ein weiteres Schild mit dem Hinweis, dass man einen Park Pass kaufen soll (40AUD/18€ pP). Wo? An Tankstellen, in Restaurants etc. Kontrolle? Niemand zu sehen! Ohne Parkpass? Kann teuer werden bei bis zu 500AUD Bußgeld. Risikofaktor? Sehr ausgeprägt!! Denn es werden mobile Kontrollen durchgeführt. So geschehen am Mamakula Billabong. Ein freundlicher Ranger ließ sich doch tatsächlich den im Infocenter erstandenen Park Pass zeigen, notierte Namen und Nummernschild. Dann geht er den dortigen Wanderweg ab. Wie er erläuterte, hat er heute den Nordstrang des Parks zu kontrollieren, sein Kollege den Südstrang am Kakadu HWy.

Ungestört können wir nun den Rundgang um das Feuchtgebiet mit Vogelbeobachtungsstation fortsetzen. Tagsüber ist natürlich weniger Fotobeute zu entdecken als morgens oder abends. Dafür erregt ein quasi Babygeschrei in unserem Rücken unsere Aufmerksamkeit. Wir entdecken eine große, schwarze Krähe. Die gibt es hier zu tausenden. Doch ein Kampf zwischen Krähe und Schlange kommt wohl nicht so häufig vor. Der Vogel versucht mehrmals das gestreifte Reptil beim Schwanz zu packen. Doch diese reagiert blitzschnell. Und so stehen sich die beiden Feinde mehrmals Auge in Auge gegenüber. Der eine krächzt, die andere zischt. Dieses Schauspiel dauert fast eine halbe Stunde. Dann wird es der Krähe zu dumm oder zu gefährlich. Jedenfalls fliegt sie unter lautem Schimpfgekrächze davon. Die Schlange verschwindet flugs im Wasser. Wildlife pur!

Like to Dance
Like to Dance

Kakadu National Park, wieder im Eigentum der Aborigines und rückverpachtet an die australische Regierung, wird von den Besitzern gern als „Park zum Fühlen – weniger zum Anschauen“ charakterisiert. Wenn man bedenkt, dass große Teile der Landschaft für die Aborigines als heilig gelten, so mag das stimmen, wenn auch für den Außenstehenden nur bedingt nachvollziehbar. Zu dieser Charakterisierung tragen einerseits sicherlich die beiden Aboriginal Cultural Center bei, das im Bowali Visitor Center und das ausgezeichnete Warradjan Aboriginal Cultural Center in Cooinda am Kakadu Hwy. Der Besuch dieser Kulturzentren gibt einen guten Einblick in frühere und heutige Denk- und Lebensweisen der Ureinwohner.

Während unserer Tour besonders hier im Nothern Territory fällt uns des öfteren auf, dass manche Aborigines sich lautstark quer über die Straße unterhalten. Wir haben uns gefragt, ob man dieses nicht auch dezenter auf einer gemeinsamen Straßenseite erledigen kann. Im Warradjan Aboriginal Cultural Center finden wir eine Erklärung für dieses Verhalten. Eine Reihe verschiedener Stämme dürfen nicht in direkten Kontakt miteinander treten. Die Tradition und ehemalige (auch noch heutige?) Fehden verbieten jegliches persönliches Zusammentreffen. Diese Verhaltensmuster gehen noch weiter. Im Cultural Center sind zwei große Holzscheiben aufgehängt, auf denen Stammesnamen verzeichnet sind. Durch Drehen dieser Scheiben kann ersehen werden, ob der junge Mann aus Stamm „A“ ein Mädchen aus Stamm „B“ heiraten darf oder nicht. Tja, wo die Liebe sich „hindrehen“ darf!

Zusätzlich wird der „Fühlgedanke“ durch die Stätten mit der sogenannten „Rock Art“ vertieft. Diese Höhlenzeichnungen sollen mehr als 5.000 Jahre alt sein. Doch auch heutzutage setzen Aboriginal Künstler diese Form von Lebens und Religionsgestaltung fort, nicht mehr auf Felswänden, sondern eher auf Leinwand, Papier und vor allem auf Birkenrinde. Der Prozess des Malens als Teil der „Creation Dreamtime / Schöpfungsgeschichte“ gilt dabei als wichtiger als das Werk selbst. So entstehen dadurch auch heute noch sogenannte heilige „Djangs / Dreaming Places“, nämlich immer dann, wenn der Künstler beim Malen in Kontakt mit seinen „Creation Ancestors / Schöpfungsvorfahren“ tritt. Als hauptsächliche Stätten für diese Felsmalereien besuchen wir Ubirr am Nordende des Parks und den Felsen von Nourlangie, einige Kilometer abseits des Kakadu Highways gelegen.

Der National Park kann aber auch mit ganz alltäglichen Lebensfreuden aufwarten wie Wandern, Off Road Fahren und besonders Schwimmen. In  zahlreichen Rock Pools, z.B. im südlichen Gunlorn tummeln sich viele „Wasserratten“. Ob sich dort auch die Süßwasserkrokodile tummeln, mag dahin gestellt bleiben. Den Badenden nach zu urteilen- Nein!, gemäß den allerorten aufgestellten Warnschildern „Beware of Corcodiles“ – Ja!

Kakadu NP
Kakadu NP

Nur per Allradfahrzeuge gelangt man zu den beiden berühmtesten Wasserfällen, den Twin Falls und den Jim Jim Falls. Ein Besucheransturm scharrt sich um die letztgenannten, denn das Gebiet um die Twin Falls darf nach heftigen Regenfällen wegen Steinschlaggefahr aktuell nicht betreten werden.

Zum Schluss unseres Nationalparkbesuchs erleben wir noch einen heißen Moment, im eigentlichen Wortsinn. Es ist die Trockenzeit und somit auch die Zeit der Buschfeuer. Die kontrollierten, zur Regeneration der Natur extra unter Aufsicht entzündeten, meinen wir hiermit nicht. Aber ein wildes Buschfeuer ereilt uns noch in der Nähe des Parkausgangs. Die Flammen züngeln bis an die Straße. Dicker Rauch quillt gen Himmel. Wir können noch eben vorbeischlüpfen. Kurz danach wird die Straße gesperrt. Das hätte für uns einen weiteren Umweg von rund 400km bedeutet.

Kakadu National Park – einer der größten Anziehungspunkte in der Welt des Tourismus. Zum Glück erleben wir ihn nicht überfüllt trotz der winterlichen Hauptreisezeit hier oben im Norden. Wir empfinden ihn als ein „must do“ auf unserer Australientour und raten, sich genügend Zeit für seinen Besuch zu nehmen. Warum nicht die sieben Tage der Gültigkeit des Park Passes ausschöpfen?

 

 

 

 

K&K 64 – Ein Stück Kiel im Outback

Nunmehr schnüren wir die 2.000 Kilometer auf dem Stuart Highway herunter bzw. wieder hinauf.  Schild DSCN6147Die Straße bietet rechts und links landschaftlich das gewohnte Bild von Bergketten, grüner Halbwüste mit roter Sandfärbung. Kreuzworträtsel und Hörbücher lenken ab. Nebenbei bleibt genügend Zeit, das Erlebte und die Begegnungen in COOBER PEDY noch einmal Revue passieren zu lassen.
Ein außergewöhnlich heimatliches Zusammentreffen bleibt dabei besonders im Gedächtnis haften.
Beim Rundgang durch die Einkaufsstraße entdecken wir vor einem Café ein gelbes Schild mit der Aufschrift: „Rosie, die Kieler Sprotte (aber echt)“.  Erstaunlich, dass uns dieses Schild noch nicht bei unserem ersten COOBER PEDY-Besuch im März aufgefallen ist. Warum? Ganz einfach! Damals gab es das Café an dieser Stelle noch nicht.

Wir also hinein ins Café, um Rosie zu treffen und um zu schauen, was an der Ankündigung dran ist. „Rosie?“ lässt uns die männliche Bedienung an der Kaffeemaschine wissen, „Just a moment, please“. Nach einem kurzen Ruf erscheint sie dann leibhaftig, Rosi aus Kiel.

Rosie, die Kieler Sprotte
Rosie, die Kieler Sprotte

In der gegenseitigen Überraschung steht keiner dem anderen nach. Gemeinsam nehmen wir an einem Tisch Platz. Rosie fährt ihre Spezialität, leckere, heiße Waffeln mit Eis oder Himbeeren und Sahne auf. Die Kaffeemaschine wird auch aktiviert. Auf unser Bitten hin erzählt sie IHRE Geschichte, wie sie ausgerechnet in COOBER PEDY ansässig wurde.
Geboren tatsächlich in Kiel, durchlief sie nach der Schule eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin. Sie arbeitete auch mehrere Jahre in diesem Beruf. Im Urlaub jedoch zog es sie immer wieder in die Wüste, nach Arizona. Zwölf ununterbrochene Jahre lang unternahm sie ihre ausgedehnten Urlaubstrips in den Wüsten dieses US-Bundesstaates. Mit jedem Jahr und jedem Trip wuchs ihre Wüstenbegeisterung immer stärker an.
1984 schließlich wechselte sie den Kontinent und damit auch die Wüstenregion. In einem Rotel (=rollendes Hotel) kam sie zum ersten Mal mit dem australischen Outback in Berührung auf einer mehrwöchigen Rundfahrt von  SYDNEY über COOBER PEDY, TENNANT CREEK, TOWNSVILLE zurück zum Startpunkt SYDNEY. Dabei erlebte sie den Jahreswechsel ausgerechnet in der Opal Stadt. Dieses australische Outback-Wüstenerlebnis hatte sie derart beeindruckt, dass sie fast identische Reisen in den folgenden Jahren 1985 und 1986 wiederholte.

Rosie & Jimmy
Rosie & Jimmy

Wie sagte es Rosie so treffend „Wer verliebt ist, dem ist mit sachlichen Argumenten nicht beizukommen.“ Sie negierte demnach auch sämtliche Warnungen, Einwände, Bedenken, als sie kundtat, dass sie nach Australien, ins Outback nach COOBER PEDY übersiedeln will. Denn sie hatte sich schlicht in diese Opal Bergbaustadt verliebt. Also faltete sie 1987 in ihrer deutschen Heimat alle Zelte zusammen. Obwohl ihre damals 67-jährige Mutter die Entscheidung ihrer Tochter weder verstehen noch billigen konnte, half sie dann tatkräftig beim Umzug mit. „Aus echter Mutterliebe“, meinte die Kieler Sprotte. Sie begleitete Rosie und den Umzug denn auch nicht nur in Gedanken, sondern leibhaftig bis in die selbstgewählte Heimat ihrer Tochter.
Nun stand Rosie also hier, im Outback, im Nirgendwo, in einer damals (1987) 2.000 Seelengemeinde. Geld fliegt bekanntlich nicht von allein ins Portemonnaie. Sie musste sich einen Job suchen. Der Gewinn aus dem beliebten „Fossicking“, d.h. die „Nachlese“ in den bereits ausgebeuteten Opalminen, reichte nicht für den Lebensunterhalt. Schließlich konnte sie im örtlichen Supermarkt einen Bürojob ergattern. dort war sie verantwortlich für sämtliche Arten von Buchführung. Es folgten weitere Jobs z.B. in einem Wettbüro.

Rosies Bohrer
Rosies Bohrer

Doch für solche Jobs ist sie eigentlich nicht nach COOBER PEDY übergesiedelt. Die Opal Suche reizte sie. Rosie ist ein tatkräftiger Charakter. Kurzerhand tat sie sich mit einem Freund zusammen, und  beide gemeinsam kauften sich einen stattlichen Erdbohrer. 40m konnte sie nunmehr in die Tiefe bohren, um die Edelsteine zu finden. Hat es ihr Glück gebracht, das berühmte Nugget-Glück wie bei den Goldsuchern? Sie wiegt nachdenklich den Kopf. Der ganz große Fund ist nicht gelungen, meint sie. Aber wir konnten gut davon leben. Den Bohrer gibt es immer noch. Stolz zeigt sie uns Fotos von dem fahrbaren Ungetüm. Hin und wieder wird er auch heute noch zum Bohreinsatz gefahren.
„Ziemlich genau mein halbes Leben habe ich nunmehr hier in COOBER PEDY verbracht, rund 28 Jahre“, sprudelt es aus ihr heraus. Heimweh? Gott bewahre! Sie kann sich keinen schöneren Lebensumkreis vorstellen. Ihre Wunschregion, die Wüste, die netten Leute, die Internationalität der Stadt mit Einwohnern aus  37 verschiedenen Nationen, die Freunde, welche sie hier gefunden hat. Sie ist gefühlsmäßig hier seit langem absolut angekommen, fühlt sich pudelwohl im Outback.
Etwas ruhiger möchte sie es in Zukunft angehen lassen. Nicht mehr so häufig sondern nur noch gelegentlich im schweren Minengeschäft arbeiten. Die Eröffnung eines Cafés in Kombination mit einem Opal Schmuckgeschäft ist daraus nur die logische Folge. „Waffles & Gems“ hat sie es getauft. Doch es hält sie nicht nur an  Kaffeemaschine oder Waffeleisen. Sie betritt wieder neue Pfade. Kann sie auch, denn das Café- und Ladengeschäft teilt sie sich  mit ihrem Geschäftspartner Jimmy, einem gebürtigen Schotten. Sie selbst hat kürzlich das Underground Holiday Apartment  „Potch & Colour“ eröffnet.
Wir durften mit unserem Wohnmobil auf dem privaten Café-Parkplatz übernachten. Anderen Reisenden empfehlen wir ihr Underground Apartment (www.dwell@potchandcolour.com.au oder wafflesandgems@gmail.com ).

Coober Pedy-Rosies Heimat
Coober Pedy-Rosies Heimat

Und während wir, wie geschildert, noch unseren Erinnerungen an diese denkwürdige Begegnung nachhängen, passieren wir, quasi auf dem Rückweg gen Norden, ein weiteres Mal die Städte ALICE SPRINGS und TENNANT CREEK. Mit jeden 100km hat sich die Landschaft um einige Grade weiter in ununterbrochenes Grün verfärbt, steigen die Temperaturen um jeweils zwei bis drei Grad. 1.000 km nördlicher, in DARWIN sollen winterliche Temperaturen von 33°C Tages- und rund 22°C Nachttemperaturen herrschen, sagt der Wetterbericht. Wir werden sehen.

K&K 63 – Mit dem Postman im Outback

600km – so groß ist der Zustellbezirk des Postboten im Outback.

Jeden Montag und Donnerstag liefert er die Post aus – jeweils 600km auf Dirt road. Unterwegs läuft er zwei Siedlungen und drei bis vier Cattle Stations an. Wir dürfen ihn auf einer seiner Touren im Allradfahrzeug begleiten.

Mail Run Dirt Road
Mail Run Dirt Road

Wer unternimmt zwei Mal wöchentlich diese (Tor)Tour? Peter Howe, ein quicklebendiger 60jähriger und Outback-Urgestein. Seit 1966 wohnt er in dieser kargen Landschaft, war zunächst im Betrieb des legendären Zuges The Old Ghan beschäftigt. Später versuchte er sich im Goldgräberglück. In COOBER PEDY schürfte er nach Opalen, ohne wirklich rentable Funde. Gefunden hat er dann allerdings nach mehreren erfolgreichen Jahren als kunsthandwerklicher Töpfer mit eigenem Geschäft seinen Traumberuf: Postman im Outback. Als offiziell bestallter Australia Post Contractor fährt er seit nunmehr 14 Jahren alles aus, was Postkunden im einsamen Outback bestellt haben. Als zweite Schiene hat er sich als Outback Guide zertifizieren lassen, so dass er das Postgeschäft mit Outbacktouren kombinieren kann.Karawanenreste DSCN6215

Post wird aber nur ausgefahren, wenn die Wetter- und Straßenverhältnisse es zulassen. Bereits im März hatten wir diese Tour ja angedacht (vgl. K&K 42-Leben im Untergrund) und mit Peter Howe Kontakt aufgenommen. Doch damals fiel sie regelrecht ins Wasser, denn die Outbackstraßen waren wegen langanhaltender Regengüsse für zwei Wochen gesperrt. So hatten wir uns lose verabredet für die Zeit, wenn wir rund drei Monate später  Ayers Rock besuchen. Und dieses Mal standen wir auf der richtigen Wetterseite. Also fahren wir auf dem Stuart Highway vom Ayers Rock noch einmal gut 400km südlich, verlassen dabei auch wieder das Northern Territory und gehen vom Norden her hinein nach South Australia mit seiner Gemüse- und Obstquarantäne und erreichen nach einem kompletten Fahrtag ein zweites Mal die Stadt der Opalminen.

Montagmorgen, es heißt relativ früh aufstehen, denn gegen 8.30Uhr sollen wir am Underground Bookstore auf das Postauto warten. Eigentlich ist es ja ein Allradbus mit Gepäckanhänger. Bevor Peter uns aufliest, hat er bereits am lokalen Flughafen, 10km entfernt vom ersten Flugzeug die Postsäcke abgeholt und sortiert.

Zustellbezirk
Zustellbezirk

Gut gelaunt erklärt er allen, was vor uns liegt: Ein langer Tag. Heute verläuft die Tour im entgegengesetzten Uhrzeigersinn. Das bedeutet, wir steuern zunächst die Siedlung WILLIAM CREEK, später dann das Dorf OODNADATTA. Die Orte liegen beide rund 200km von COOBER PEDY und voneinander entfernt.  Zwischendurch gibt es Stopps auf den Cattle Farmen.

9.00Uhr, der Motor läuft mit höllischem Lärm. Der Rundkurs kann beginnen. Gleich hinter der Stadtgrenze wir die Straße zum Dirt Road, d.h. Schotterstraße, Sandweg oder auch Sumpfkuhle. Da es in den vorhergehenden Tagen doch geregnet hat, trifft die letzte Bezeichnung für den ersten Teil der Strecke am treffendsten zu. Das Allradfahrzeug mahlt sich durch ausgefahrene Schlammspuren, langsam und bedächtig. Nur nicht stecken oder stehen bleiben. Das kostet allerdings viel Zeit, die Peter auf den trockenen Wegabschnitten wieder aufholt. Statt der Mahlgeräusche werden wir nur kräftig durchgeschüttelt, denn wer kann schon jede versteckte Bodenquerrinne vorzeitig erkennen. Und Abbremsen kostet ja wieder Zeit. Die Tour läuft nach Fahrplan ab, der irgendwie eingehalten werden muss.

Outback Postbote
Outback Postbote

So rumpeln wir die ersten Kilometer dem ersten Stopp entgegen. Es ist die Cattle Farm Anna Creek Station. Sie gilt als die größte in ganz Australien, nicht vom Viehbestand her, sondern von der Ausdehnung. Peter erläutert, dass die Farm ebenso groß wie Belgien ist, größer als Israel. Die 60.000 Rinder und geschätzten 90.000 Schafe verlieren sich in diesem Gelände. Und eine Fläche wie Belgien wird hier von insgesamt 10 Personen bewohnt. Die Grenze des Farmgeländes ist gut erkennbar durch den Dingo Fence.  Zum ersten Mal sind wir diesem 5.400km langen Schutzzaun gegen die Dingos in Queensland begegnet (vgl. K&K 46-von Sechs bis Sechs). Hier verläuft er also auch. Unerlässlich für die Viehzüchter soll er sein. Allein auf der Anna Creek Station sollen vor seiner Errichtung jährlich rund 2.6000 Schafe gerissen worden sein. So setzt der Farmer eine extra Zaunpatrouille ein, die die Dichtigkeit des Zaunes regelmäßig überprüft. Rund 14 Tage wird für einen Inspektionsrundgang benötigt. Peters Informationsfluss sprudelt wie ein Wasserfall. Ein neues Problem zeigt sich seit einiger Zeit. Der Zaun wird von Wombats untergraben, was die Dingos dann bald als Schlupflöcher nutzen. Also muss man ihn rund zwei Meter in die Erde versenken, ein Riesenunterfangen. Wenn auch selten,  wird der Zaun von wilden Kamelen niedergetrampelt. Besonders in der Brunftzeit, wenn auf der einen Seite das verlockende Weibchen, auf der anderen der begehrende Kamelbulle steht.

Dingo Fence
Dingo Fence

So fliegt die Fahrzeit schnell dahin. Die wüstenähnliche Landschaft lässt schnell das Nullarbor Feeling wieder aufleben, ein wenig grün, viele kahle Stellen, so gut wie keine Bäume oder Sträucher. Unsere Schotterstraße verläuft größtenteils auf dem Seegrund der ehemaligen Inland Lakes. Vor 1,5 Millionen Jahren hätten wir hier noch nicht entlangfahren können. Da hätten wir bei damaliger Wassertiefe von 4m–5m schwimmen müssen. Heute breitet sich dort ein Art Salzsee aus.

Schließlich nach gut 100km biegen wir ein auf die Einfahrt zur Farm. Ein Glück können wir uns jetzt einmal die Beine vertreten. Dem Hintern tut die Stehposition auch recht gut. Die Farm selbst besteht aus zwei Wohnhäusern, mehreren Schuppen, einer Reihe von Sonnendächern und vielen, aufgebockten Wassertanks. Graue Steinwüste, soweit das Auge reicht. Einige Jungrinder knappern in der Ferne an halbtrockenen Grasbüscheln. Von einsamer Wüstenruhe ist hier nur wenig zu spüren. Die schweren Traktoren und vor allen Dingen die Generatoren tauchen das Farmgelände in einen Dauerlärmpegel. Nach kurzem Aufenthalt – der Fahrplan muss wieder eingeholt werden – rumpeln wir weiter gen WILLIAM CREEK.

Mail Run überschwemmt
Mail Run überschwemmt

11.30 Uhr – Die Siedlung am rund 700km langen Oodnadatta Track ist erreicht. Bei dem Namen dieser Straße bekommen Outback-Allrad-Enthusiasten feuchte Augen. Sie gilt nämlich als die Königsroute unter den 4WD-Fahrern. Sicherlich auch wegen ihrer landschaftlichen Schönheit, besonders aber wegen der Herausforderungen, die auf dieser Strecke an Mensch und Material gestellt werden. Man hole sich den symbolischen Outback-Ritterschlag an den jeweiligen Endpunkten im nördlichen MARLA (am Stuart Highway) bzw. dem südlichen MARREE:

Wir holen uns nach 180km Dirt Road einen Kaffee im dortigen Hotel-Restaurant. Sechs ständige Einwohner zählt die Siedlung, die außerdem noch einen Campingplatz vorweist. WILLIAM CREEK gilt als wichtige Übernachtungs- und Zwischenstation mit Tankstelle auf der Outbackroute. Und auch im ansässigen Reifenreparaturzentrum soll es immer sehr geschäftig zugehen. Von dörflichen Fluglandeplatz / Airstrip aus kann man Rundflüge über den archetypischen Lake Eyre und den Painted Rocks buchen. Gleich gegenüber vom Buchungscontainer hat im sandigen Dorfpark die zweite Brennstufe einer ehemaligen Satellitenrakete ihre letzte Heimat gefunden. Schon heißt es nicht mehr Park, sondern Freiluftmuseum.

William Creek
William Creek

So ein 10-Minuten-Rundgang macht hungrig. Eine Stunde Mittagspause ist uns vergönnt. Die gut sortierte Speisekarte weist typische Outbackburger aus, zu genießen im stilechten Restaurant aus der Pioneerepoche. Aber eigentlich wollen wir nicht schon wieder sitzen. Die nächsten 200km stehen ja bald an. Man kann ja auch im Stehen essen.

Pünktlich nach 60 Minuten mahnt Peter zum Aufbruch – der Fahrplan! Das letzte Hundegebell ist in der Ferne verklungen. Die Rüttel- und Schüttelgeräusche haben das Zepter wieder übernommen. Die nächsten beiden Stopps sind wiederum Cattle Stations mit mehr oder minder sofortiger Weiterfahrt. Unterwegs machen wir Halt an einem Historic Marker, einem Gedenkstein für einen der hier durchgezogenen europäischen Forscher, David Lindsay.  Insgesamt 6.886km ist er 10 lange Monate durch dieses Wüstengebiet gezogen auf der Suche nach den besten geographischen Verhältnissen für eine Überlandleitung. Er und seine 14 Mitstreiter bedienten sich dafür einer Kamelkarawane mit 60 Tieren. Als Kamelführer boten sich stets Afghanen an, die die Tiere aus ihrem Heimatland hierher transportiert hatten. Doch irgendjemand muss irgendwann einmal nicht richtig aufgepasst haben. Jedenfalls sind wohl ein Dutzend Tiere entflohen. Seither gibt es „wilde“ Kamele in dem Landstrich mit wachsender Populationsquote. Neben dem Steinmonument rottet noch das originale Deichselgeschirr mit Radachse eines der Transportwagen stille vor sich hin, seit 1891.

Salzsee
Salzsee

Wir vergessen die Kilometerzahl nicht. Mittlerweile haben wir insgesamt 300 davon zurückgelegt, also die Hälfte. Die Uhrzeiger sind mittlerweile auf 16.30 Uhr vorgerückt, als Peter ein weiteres Mal hält. Jetzt spielen Postauslieferung und Fahrplan offensichtlich keine Rolle mehr, denn Peter hat im Wüstensand die Nationalblume vom Northern Territory entdeckt. Da er auch als bekannter und begabter Outback-Fotograf gilt, legen wir einen entsprechend langen Fotostop ein. Peter ist gut vorbereitet mit Spezialkamera und einer Decke, um sich auf den Bauch legen zu können. Denn die Sturt Desert Pea kriecht auf Wurzelsträngen am Wüstenboden entlang. blutrot blüht sie jetzt im Winter. Schwarze Augen zieren ihre Blütenblätter. Sie ähnelt eher einer Fledermaus denn einer Blume. Jetzt sind wir es, die Peter zur Weiterfahrt mahnen müssen, denn am Himmel deutet sich ein zartes Rot der untergehenden Sonne an. Und wir haben ja erst rund die Hälfte der Strecke geschafft.

Sturt Desert Pea
Sturt Desert Pea

Ein zusätzlicher kurzer Zwischenhalt ergibt sich an den Relikten der alten Ghan Eisenbahnstrecke, direkt an der ehemaligen Algebuckina Brücke, die den River Neales überspannt. Alles ist fast noch so erhalten wie zu seligen Pionierzeiten.

Nunmehr ruft Peter zur baldigen Weiterfahrt, denn vor uns soll ein relativ komplizierter Streckenabschnitt liegen mit vielen Bachdurchquerungen und eventuell überschwemmten Straßenabschnitten. Peter soll recht behalten. Manche Überflutungen haben den Umfang von Teichen. Von oben kann man ja nicht sehen, wie tief die Wasser sind. Da heißt es, sich Meter um Meter vortasten, bis es am anderen Ende wieder bergauf ins Trockene geht. Mittlerweile, gegen 18 Uhr ist es völlig dunkel geworden. Das erleichtert den  Fahrerjob auch nicht unbedingt.

Roadhouse
Roadhouse

18.30Uhr – Wir rollen auf das rosafarbene Roadhouse in OODNADATTA zu. Angestrahlt sieht es sicherlich viel mystischer aus als bei Tageslicht. In ihm lädt Peter den Hauptteil seiner Fracht ab, denn das Dorf bewohnen immerhin 600 Einwohner. Es beherbergt allerdings eine Schule mit 50 Schülern und 5 Lehrkräften, so wie eine permanente Polizeistation mit einem Polizisten. Erst kürzlich wurde hier das  neuerbaute Dorfgefängnis eröffnet. Die ärztliche Versorgung stellen die Flying Doctors sicher, die jeden Donnerstag in der Ambulanzstation eine Sprechstunde anbieten.

19.00 Uhr – Das Roadhouse  mit General Store schließt die Pforten. Wir müssen uns auf den Heimweg zurück nach COOBER PEDY machen. Noch 200km weist der Wegweiser aus. Tiefe, schwarze Nacht hüllt uns ein. Unterwegs wird Peter nicht müde, uns mit Stories aller Art zu unterhalten. Die Autoscheinwerfer mit den zusätzlichen Fernstrahlern leuchten die Straße einigermaßen aus. Nur noch zwei Lieferstationen sind anzulaufen. Die Cattle Station erreichen wir gegen 21Uhr, den Wüstenbriefkasten etwas später. Dieser Briefkasten ist lediglich eine überdimensionierte Blechkiste am Wegesrand. Wer sie nicht kennt, glaubt an Müllfrevel.

Mail Run überschwemmt
Mail Run überschwemmt

Auf einer Straßenkuppe schließlich erkennen wir am Horizont flimmernde Lichter. Das sei COOBER PEDY, erläutert Peter. Wir können über die vom Vollmond beschienene Moon Plain blicken. Nur noch 55km bis zum Abfahrtspunkt, fügt er hinzu. Um 22.30Uhr rollen wir wieder in der Opalstadt ein. Von Müdigkeit ist bei Peter nichts zu spüren. Wie lange er den Job noch machen wollen, fragen wir ihn. Wenn Alles gut geht, möchte er gern die 25 Jahre Postman im Outback erreichen.

Übrigens: Wer OODNADATTA bei Tageslicht, WILLIAM CREEK hingegen in der Nacht erleben möchte, nehme die Donnerstagstour. Dass fährt Peter nämlich genau anders herum, im Uhrzeigersinn. Egal in welcher Richtung, eine Tagestour mit dem Outbackpostboten ist ein ganz besonderes Erlebnis. Wer diese köstliche Spezialität auch erleben möchte, alle wichtigen Informationen sind zu finden unter  www.mailruntour.com.au

Wegbegleiter
Wegbegleiter

Die Post ist ausgeliefert, wir planen unsere weitere Route. Als nächstes Ziel fassen wir DARWIN ins Auge, knapp 2.200km nördlich von COOBER PEDY. Das bedeutet auch, die nächsten drei Tage werden wir wohl ausschließlich On The Run verbringen.

K&K 61 – Meteoriten & UFOs

Ein großes Schild kündigt es an: The Northern Territory mit vielen Hinweisen, was alles nicht eingeführt werden darf, aber ohne unmittelbare Kontrolle. Wegweiser DSCN5489So können wir unser Obst und Gemüse  behalten und in Ruhe aufessen.

Von hier aus sind es noch rund 400km Barkly Highway bis zur nächsten nennenswerten Ortschaft. Ununterbrochene Grasprärie, von einigen Bäumen und Sträuchern durchsetzt, begleitet uns. Der Straße ist tadellos ausgebaut, wir kommen zügig voran. Doch bis nach TENNANT CREEK, bereits an der großen Nord-Süd-Verbindung, dem Stuart Highway gelegen, werden es wir an diesem Tag nicht mehr schaffen.

Dazu bricht dann doch zu früh die Nacht herein. Gegen 18 Uhr wird es dunkel. Wie bereits erwähnt, birgt das Fahren in der Dämmerung und in der Nacht in sich die Gefahr eines Wildunfalls. Also suchen wir möglichst rechtzeitig eine Übernachtungsmöglichkeit. Diese gibt es entweder an den Road Houses, also den Rasthöfen mit Tankstelle, Motel, Restaurant und Campingplatz. Viel einladender  sind aber oft die Parkplätze am Wegesrand. Sie gestatten ausdrücklich 24-Stunden-Parken incl. Übernachtung. Oft sind sie dann mit Einbruch der Dämmerung belegter als so mancher Campingplatz. Es gibt zwar keinen Strom und auch kein Duschhäuschen – hat man doch alles dabei – dafür aber Tisch und Bank und  Feuerstellen bzw. Grillgelegenheiten für eigenes, mitgebrachtes Feuerholz. Klingt das nicht romantisch? Parkplatz, lodernde Lagerfeuer, der Duft nach Steak, Bratwurst und Stockbrot, dazu jede Menge netter Leute und bei etwas Glück ein bilderbuchhafter Outback Sonnenuntergang?

Stuart HWy
Stuart HWy

So steht dann  TENNANT CREEK eben erst am Folgetag auf dem Programmzettel. Gleich am Ortsschild erblicken wir den Hinweis auf eine „Gemeinde ohne Alkohol“. Selbst bei den 3.500 Einwohnern, davon über 50% Aborigines, ist im ganzen Ort kein bottle shop zu finden. Supermärkte hingegen verkaufen keine Alkoholgetränke.

Ob man für die Besichtigung des Ortes einen Tag veranschlagen soll, mag dahingestellt bleiben. Neben dem Aboriginal Cultural Center Nuinkka Nuyunyu sowie dem Battery Hill Mining Center mit angebotener Minenführung bietet die Stadt nicht mehr viel. Beide Attraktionen gibt es aber zuhauf in der Region.

Somit reizt uns die Weiterfahrt ins südliche 530km entfernte ALICE SPRINGS erheblich mehr.

Denn bereits 100km hinter TENNANT CREEK heißt es einen lohnenden Zwischenstopp einzulegen an den Devil’s Marbles. Große, eiförmige Felsblöcke zieren die Landschaft. Die „Eier“ liegen dort wie aufgeschichtet oder hingerollt. Für die Warumungu Aborigines ist der Ort heilig, denn für sie symbolisieren die Felskugeln die „Eier der Regenbogenschlange“ (vgl. K&K 56-Tjapukai und Pamagirri – Cairns einmal anders).

Weitere 30km südlich wird es mystisch, denn das Road House von WYCLIFFE beherbergt ein UFO-Center. Schriftlichen wie mündlichen Informationen zufolge sollen bemannte Raumschiffe von Aliens diesen Landstrich regelmäßig überfliegen. Eine Ausstellung aus Fotos und Zeitungsartikeln versucht dieses behauptete Phänomen zu belegen. Handfest zeigen sich hingegen die lustigen Aliensfiguren und Raumschiffattrappen.

Der weitere Weg nach Süden zieht sich durch die bergige Landschaft des Outback. Mal nennt sie sich Wüste wie die Karlantijpa Desert, mal Range wie Crawford Range oder Anmatjira Range. Hübsch anzusehen sind sie alle mit den Hügeln und Bergen. Langweilig wird die lange Fahrt deshalb nie.

Naked Giant
Naked Giant

Schon gar nicht, wenn man unterwegs auch noch an den sogenannten Historical Markers eine kurze Rast einlegt. Hierdurch erfahren wir viel über die lokale und regionale Geschichte, z.B. beim John McDuall Stuart Memorial, der Ryans Well Historic Reserve oder dem Warburton Memorial. Ergänzend blickt dann noch in der Aboriginal Siedlung AILERON die 12m hohe Statue Naked Charly auf die Reisenden herab. Er thront nicht allein auf seinem Felsen. Seine Frau zähmt am Fuß des Berges zusammen mit ihrem Kind eine Schlange, natürlich ebenfalls als Statue.

Kurz vor ALICE SPRINGS haben wir noch einmal die Gelegenheit zur Parkplatzübernachtung, direkt auf dem Wendekreis des Steinbocks / Tropic of Capricorn. Hier holt uns der australische Winter ein. Oben, bei MOUNT ISA herrschten noch Temperaturen von bis zu 30°C tagsüber, nachts um die 20°C. Im nördlicheren DARWIN spricht der Wetterbericht von 35°C Tages- bei 25°C Nachttemperaturen. Mitten im Kontinent ohne mäßigenden Meereseinfluss liegen wir nur noch bei 15°C am Tage, trotz ununterbrochenen Sonnenscheins, und 2°C nachts. Je südlicher wir fahren, umso kälter soll es werden.  Alice Springs im Morgengrauen DSCN5594

Noch bei Sonnenaufgang erreichen wir die Stadtgrenze von ALICE SPRINGS, dieser Halbwüstenmetropole. Erstaunlich grün kommt sie uns auf den ersten Blick vor. Das alltägliche Leben scheint noch nicht erwacht zu sein, also fahren wir hinauf auf den ANZAC Hill für einen morgendlichen Stadtüberblick. Dieser macht sich fantastisch: Die Häuser sind in dem vielen Grün nicht leicht auszumachen. Der Stadtkern gefällt durch seine moderne, aufgelockerte Architektur. Direkt in der Fußgängerzone konkurrieren mehrere Aboriginal Art Galleries miteinander. Vom Verkäufer sollte man sich nicht abschrecken lassen, die Kunstwerke mit ihren bestechenden Mustern in Ruhe zu betrachten. Über TV-Schirme werden Filme über die Aboriginal Künstler und deren Arbeitsweise gezeigt. ALICE SPRINGS sagt von sich selbst, dass hier die „modernen Aborigines“ zuhause sind, die sich den „modernen Lebensanforderungen“ gestellt haben. Mag sein, wir erleben sie auch nicht anders als in anderen Städten und Dörfern.

Besichtigungsanlässe finden wir in der Stadt mehr als genug. Um sie alle zu besuchen, bräuchten wir sicherlich mehr als eine Woche. Also beschränken wir uns auf solche, die sich von vorherigen vielleicht ein wenig abheben.

Der Alice Springs Desert Park mag zu dieser Kategorie zählen. Wir erleben ihn als gelungene Mixtur aus Botanischem Garten, Zoo und Aboriginal Cultural Center. Von jedem ein wenig mit viel Auslauf für Tier und Mensch.

The Old Ghan  Freiluftklasse
The Old Ghan Freiluftklasse

Viele Städte punkten mit einer Hall of Fame. ALICE SPRINGS wartet gleich mit zwei solcher Ruhmeshallen auf. Die eine befindet sich im Museum of Transport. Beleuchtet wird die Wichtigkeit der Erschließung des Outbacks durch mechanische Transportmittel, allen voran durch den Bau der Eisenbahn. The Old Ghan gilt als Schlüsselerfindung. Ihr wird  ein breiter Raum eingeräumt mit Außen- und Innenbesichtigung des historischen Zuges. Erst sein Einsatz hat das Outback wirklich erschlossen, ohne die Ergebnisse der Erforschungsreisen zu Fuß, auf Pferderücken oder mit Kamelen schmälern zu wollen. Die zweite Hälfte dieses Museums widmet sich dem Auto, als PKW, Bus aber mit besonderem Akzent auf LKW. Denn sie sind für den heutigen Outback-Transport ein unerlässliches  Verkehrsmittel. Das gilt in besonderem Maße natürlich für die Road Trains. Wie diese besondere Geschichte begann, kann den allerersten Road Train hier besichtigen, einen Viehtransporter. Und wen beherbergt nun die Ruhmeshalle? Alles was sich als Trucker im On und Off Road Schwerverkehr einen Namen gemacht hat. Dabei spielt es aus unserer Sicht auch keine Rolle, ob wir Namen kennen oder nicht. Die Leistungen dieser Kapitäne der Landstraßen sind einfach grandios. Es gibt zwar auch den Begriff der Truckerette. Doch dieser Beruf bleibt hier immer noch eine Männerdomäne.

Da ist es nur logisch, dass im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit das weibliche Gegenstück auch mit einer Hall of Fame aufwartet, The National Pioneer Women Museum. Bei dem Begriff „Pioneer“ kommt uns natürlich sofort die Erstbesiedlung durch europäische Einwanderer in den Sinn. Diesen heldenhaften Frauen wird in der Ruhmeshalle auch ein Denkmal gesetzt. Doch die Ausstellung und Dokumentation geht weit darüber hinaus. Allen Frauen, die bahnbrechend als erste auf einem Gebiet für Australien gewirkt haben oder noch wirken, wird hier ein Denkmal gesetzt. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Aborigines oder europäischen Herkunftswurzeln. Um auch nur einen Hauch aller in der Ruhmeshalle aufgezeichneten Pionierleistungen erfassen zu können, soll man genügend Zeit mitbringen, denn es muss viel gelesen werden. Nach dem eindrucksvollen Rundgang bleibt für uns allerdings eine Frage unbeantwortet. Warum hat man diese wertvolle Dokumentation ausgerechnet in ein Gebäude des musealen Gefängnisses „The Old Goal“ in unnetter Nachbarschaft zu historischen Gefängniszellen integriert?

Flynn Gedächtniskirche
Flynn Gedächtniskirche

Ein weiteres Mal treffen wir in der Stadt auf den „Albert Schweizer“ des Outback, Reverend Flynn. Hier hat er als Superintendent viele Jahre gewirkt und die entscheidenden Maßnahmen und Schritte für den Aufbau der Royal Flying Doctor Services unternommen. Aus Dank hat man ihm in der Innenstadt eine Flynn Gedächtniskirche gewidmet. Sein Grab befindet sich 6km westlich der Stadt, stilecht  auf einem Outback Hügel vor einer Outback typischen Felswand in Outback charakteristischer Vegetation mit einem riesigen Felsbrocken auf einem Sockel. Der schlichte Ort gleicht einer Pilgerstätte.

Gehen wir noch gemeinsam ins Central Australian Museum. Man findet es im sogenannten Alaruen Cultural Precint in direkter Nachbarschaft mit einem Aboriginal Cultural Center und dem Strehlow’s Research Institute.

MacDonnell Ranges East
MacDonnell Ranges East

Was macht das Museum so interessant? Außer einer Ausstellung über Tiere im Outback behütet es zum einen ein Meteoritenstück, welches vor rund 4.000 Jahren auf die Erde fiel (s.u.). Zum anderen steht dort in nachgebauter Skelettform der größte Vogel, der jemals auf Erden gelebt haben soll, vor gut 4 Millionen Jahren. Zum dritten widmet sich das Museum und die Ausstellung zu dem angegliederte Forschungsinstitut dem missionarischen Schaffen des deutschen Pastors Carl Strehlow.

MacDonnell Ranges West
MacDonnell Ranges West

Somit können wir eine direkte Verbindung in die westlichen MacDonnell Ranges zu dem Dorf HERMANNSBURG knüpfen.

Hermannsburg
Hermannsburg

Denn hier hat Carl Strehlow von 1894-1922 als evangelischer Pastor gewirkt und missioniert. Dazu muss man wissen, dass es sich bei dem Ort um das Aboriginal Dorf Ntaria handelt.

Hermannsburg
Hermannsburg

Strehlow errichtete hier ein umfangreiches Missionsdorf mit Kirche, Schule, Krankenstation, Schmiede, Gerberei, Bäckerei mehreren Wirtschaftsgebäuden und Wohnhäusern. Neben der kirchlichen Arbeit widmete er sich besonders der schulischen Ausbildung der Kinder. Ohne von ihrer Muttersprache, dem Arrarnta zu lassen, lernten die Kinder und auch Erwachsenen Englisch. Viele ließen sich taufen. Strehlows Erbe wirkt auch heute noch in Form einer aktiven evangelischen Gemeinde.

Die MacDonnell Ranges gelten als wahre Naturperlen. Wie die Querbalken eines Kreuzes erstrecken sich westlich und östlich der Stadt. Hohe, schroffe Gebirgsketten sind ihr Markenzeichen. Jeweils eine gut geteerte Stichstraße führt in sie hinein. Im Westen rund 160km bis nach GLEN HELEN. Abstecher führen zum Simpsons Gap, dem Serpentine Gorge und dem Ormiston Gorge, zu den Orchre Pits sowie zum Ellery Creek Big Hole. Allesamt bestauenswerte Naturerscheinungen. Die größte Attraktion ist dabei der Standley Chasm mit seinen 80m hohen Felswänden.  

Standley Chasm
Standley Chasm

Auf der gegenüber liegenden Seite, im Osten, verläuft die Straße rund 70km bis zu einem Resort. Auch auf diesem Abstecher wirken die Felswände wie Postkartenpanoramen, manchmal durchbrochen von einer großen Felslücke, aber immer parallel zur Straße. Für jeden Arm nehmen wir uns einen Tag Zeit, um die fantastischen Aussichten in Ruhe genießen zu können. Beim Oststrang lohnen sich besonders Kurzwanderungen an Emilys Gap, Jessie Gap und dem Corroboree Rock.

Die Solar Capital ALICE SPRINGS und Umgebung bilden fast eine kleine Reise für sich. Doch allmählich zieht es uns weiter südlich zu einer anderen markanten Outback Sehenswürdigkeit.

Meteoriten Kraterrand
Meteoriten Kraterrand

Gut 4.000 Jahre sind seither vergangen, als ein Meteorit 130km südlich von ALICE SPRINGS, nahe der winzigen Gemeinde HENBURY mit einer Geschwindigkeit von 40.000km/h auf die Erde prallte. Es heißt, glücklicherweise zerlegte er sich vor dem Aufprall in viele Einzelteile, sonst hätte ein Erdbeben den Globus eventuell aus seiner Umlaufbahn geworfen. So lief der Zusammenstoß einigermaßen glimpflich ab. Er brachte außer 12 Kratern mit Durchmessern zwischen 7m und 180m bei teilweise 15m Tiefe lediglich noch einige Felsen zum Einsturz. Einige Tonnen an Nickel-Eisen-Meteoritenbrocken konnten für die heutige Forschung noch geborgen werden. Die großen Krater entstanden durch Fragmente so groß wie ein 200L Benzinfass. Heute können einige dieser Krater umwandert werden. Hierfür biegen wir kurz hinter HENBURY vom Stuart Highway westlich auf eine Schotterstraße ab, die nach 15km am entsprechenden Parkplatz (mit Übernachtungsmöglichkeit) endet. Der interessanteste Rundweg führt auf dem Rand um den größten Krater herum. Verschiedene Informationstafeln erläutern Absturz und Auswirkungen des Meteoriteneinschlags. Was wäre, wenn der Himmelkörper nicht in dieser gottverlassenen Gegend niedergegangen wäre? Das kann sich  nun jeder selbst ausmalen.

Red Center
Red Center

Wir wollen jedenfalls ohne Meteoritenbegleitung ins Herz des Roten Zentrums vorstoßen, zum Ayers Rock und dem Kings Canyon. Australiens Hauptattraktionen liegen nur noch 500km von den Kratern entfernt. Hier im Outback firmiert diese Entfernung unter Kurzstrecke. 

K&K 60 – Schichtwechsel

Schichtwechsel
Schichtwechsel

Nach den Ozeanimpressionen am Gulf of Carpentaria folgen wir über 450km dem Nord-Süd-Highway, in seinem Kernstück offiziell Burke Developmental Road genannt. Der Entdecker Burke ist die eine Sache. Die Auswirkungen einer Developmental Road / HWy 83 treffen uns kurz nach NORMANTON, intensiv und outbackauthentisch. Die Überlandstraße zeigt über weite Strecken in der Tat noch Entwicklungsbedarf. Sie gilt als Teerstraße / sealed road. Dieses Versprechen wird bis auf einen mittellangen (12km) Bauabschnitt auch eingehalten.

Burke&Wills HWy
Burke&Wills HWy

Meistens hat auf dem geteerten zentralen Streifen aber nur ein Vehikel Platz. Unser Wohnmobil passt in der Breite (2,35m) gerade noch so auf den Asphalt. Alles was breiter ist, vor allem die LKW, Busse und ganz besonders die Road Trains, fahren mit mindestens den linken oder rechten Reifen auf rotem Schotter. Bei Gegenverkehr heißt es nur noch runter vom Teer auf den ungeteerten Seitenstreifen, Staubwolke abwarten, hoffen darauf, dass keine weiteren Steine die ohnehin schon mit einem Riss durchzogene Windschutzscheibe treffen wird und dann wieder zurück auf das Absatz bewährte Teerband. Glücklicherweise ist dieser Highway nicht allzu stark befahren, halten sich die gezählten 37 Ausweichmanöver noch einigermaßen in Grenzen. Die Forderungen auf Straßenschildern wie „We Need Better Roads in Queensland“ werden dadurch schnell nachvollziehbar.

Road Tain
Road Tain

Entschädigt für diese Unbill werden wir durch den Anblick der Natur. Erstaunlich, wie abwechslungsreich grün das Outback sein kann. Nicht das oftmals beschriebene  charakteristische Rostrot dominiert. Und dazwischen hin und wieder ein Fluss oder Bach, mal mit mal ohne Wasser, an welchen der Bewuchs dann geradezu explodiert. Australiens Outback kommt auch nicht nur als ausschließlich ebenes Flachland daher, wie manche Darstellungen es suggerieren. Durchzogen ist es in dieser Region relativ dicht von Bergketten mit bis zu 500m Gipfelhöhe. Das eröffnet dem Betrachter von den Straßenpässen aus weite, wunderschöne Ausblicke auf nahezu endlose Ebenen, bis zur nächsten Bergkette. Namen gefällig? Hier eine kleine Auswahl: Mount Gordon, Mount Stanley, White Hills und am Horizont die Waggaboonya Range.

Termintenhügel
Termintenhügel

Eine andere Erscheinung lenkt den Blick nach links und rechts von den Straße ab. Die Landschaft ist gespickt mit Termitenhügeln. Diese Blätter- und Pflanzen fressenden Insekten bauen steinharte Türme in die Landschaft. Manchmal sehen diese Gebilde auch aus wie spitze Hüte. Die größten unter den Hügeln messen bis zu vier Metern Höhe mit knapp einem Meter Umfang. Der kleinste Bau hat die Größe eines Teelöffels. Verlassene Termitenhöhlen, zu erkennen an der aschgrauen Farbe, werden abgeerntet. Der feuchte und pulverisierte Baustoff besitzt dann Eigenschaften von Zement und wird gern als Fußbodenuntergrund verwendet.

Termitenhügel
Termitenhügel

Ganz allmählich wird es dann auch Zeit für einen Schicht- bzw. Fahrerwechsel. Das Burke&Wills Roadhouse, ziemlich auf der Hälfte der Strecke gelegen, bietet sich hierfür an. Damit wären wir auch bereits bei dem oben erwähnten Robert Burke. Zusammen mit seinem Kompagnon William Wills und weiteren sechs Abenteurern unternahm er 1860/61 die erste Süd-Nord-Durchquerung des Kontinents, von MELBOURNE bis zum GULF OF CARPENTARIA. Die Expedition endete im Chaos. Nur ein Teilnehmer überlebte die Forschungsreise.

Im Museum Unearthed des Outback Städtchens CLONCURRY gibt es hierzu eine extra Ausstellungssektion. Unterwegs auf dem Burke Highway, der ziemlich genau entlang seiner damaligen Expeditionsroute führt, erinnern Gedenksteine und Informationstafeln an den gescheiterten Durchquerungsversuch.

CLONCURRY – nur wenige Städte in Australien können für sich in Anspruch nehmen, derart identitätsstiftend für den Kontinent zu sein. Dieser Outback Ort kann es, denn er ist die Geburtsstätte  der weltberühmten Royal Flying Doctor Services (RFDS) und obendrein der Zielflughafen für den ersten QANTASFLUG. In früheren Kapiteln haben wir bereits auf beide Phänomene aufmerksam gemacht.

RFDS
RFDS

Mit einem hervorragenden, mehrstöckigen Museum ehrt die Stadt den RFDS-Gründer John Flynn, dessen Porträt auf der australischen 20-Dollar-Note zu finden ist. Schichtwechsel kannte er nicht, er stand rund um die Uhr für seine Patienten zur Verfügung. John Flynn war es, der 1928 die Notwendigkeit zuverlässiger, ärztlicher Versorgung für unzugängliche Outbackregionen erkannte und mit viel Mühe beziehungsweise Erfindungsreichtum sicherstellte. Da Straßenverbindungen nicht bestanden, holte er die Gründer der QANTAS Fluggesellschaft mit ins Boot. Mit Hilfe des Funkingenieurs Alfred Traeger wurde Stück für Stück ein Kommunikationsnetz mit den Außenstationen und weit abgelegenen Farmen entwickelt und ausgebaut. Das sogenannte Pedal Radio, also ein Funkgerät, welches wie ein Fahrrad angetrieben und über Dynamo mit Strom versorgt wird, stellte eine sichere Verbindung her. Und heute? Rund 40 RFDS-Flugbasen BEWÄLTIGEN in ganz Australien die ärztliche Versorgung in den mehr oder minder unzugänglichen Landstrichen. Dabei beschränkt der Service sich nicht mehr nur auf Notfalleinsätze. Einsame Siedlungen und Dörfer erhalten auch regelmäßige Sprechstunden von einem Flying Doctor. Vieles allerdings erfolgt auch durch Ferndiagnose, erfahren wir durch die excellenten  filmischen und schriftlichen Dokumentationen. Die Museumsleiterin bringt es treffend auf den Punkt, wenn sie argumentiert: „John Flynn, als seine Ideen noch als wild und revolutionär angesehen wurden, entwickelte ein System, welches Flugwesen, Kommunikationstechnik und Medizin miteinander kombinierte als Schutzmantel für die Bewohner des Outback.“

Die Stadt CLONCURRY und ihre Region erlebten, wie viele andere australische Gebiete auch, ihren Gold Rush. Ab 1867, nachdem der Stadtgründer Ernest Henry, eigentlich nur auf der Suche nach Weideland, erste kostbare Funde gemacht hatte, wuchs die Siedlung rasant auf 8.000 Einwohner an (heute: 1.500). Nicht Gold brachte Reichtum, sondern Kupfer und andere Edelmetalle.

Diese Funde benötigten große Transportkapazitäten. Eine Eisenbahnverbindung folgte erst später. Pferde wären natürlich eine Möglichkeit gewesen. Doch sie benötigten in dieser kargen Outbacklandschaft zu viel Betreuung bei begrenztem Transportumfang. Dadurch entwickelte sich CLONCURRY zu einem zweiten Zentrum. Findige Afghanen brachten irgendwie 2.000 Kamele in die Region und boten damit ihre Dienste an. Es muss ein blühendes Geschäft gewesen sein, denn die Afghangemeinde soll auf rund 1.000 Angehörige angewachsen sein. Zeugnis dieser Epoche legt der zu besichtigende Afghanfriedhof ab.

Mit CLONCURRY beenden wir erst einmal den Südkurs und richten uns gen Westen aus quer durch das Outback bis zur Grenze ins Northern Territory. Schnell wird sichtbar, dass diese Ost-West-Verbindung, Barkly Highway / A2 mit Namen, wohl eine größere verkehrstechnische Bedeutung hat. Zum einen ist die Straße sehr breit und in hervorragendem Zustand. Zum anderen treffen wir auf ihm wieder zahlreiche Road Trains. Die meisten davon sind entweder zweistöckige, geruchsintensive Viehtransporter oder offene Schwerlasttransporter mit drei bis vier Anhängern. Trotzdem verlaufen die 120km bis nach Mount Isa sehr entspannt mit vielen malerischen Ausblicken auf die rot-grüne Bergwelt.

Hard Times Mine
Hard Times Mine

Als Bergwerkszentrum für Kupfer, Zink, Blei und Silber hat sich die 25.000-Einwohnerstadt einen Namen gemacht. Jeden Morgen um 7.50 Uhr und Abend um 19.50 Uhr durchrollt ein leichtes Donnergrollen die Stadt. Es signalisiert die Sprengungen in den Minen und gleichzeitig den Schichtwechsel. Das optische Stadtbild prägt der 130m hohe Schornstein der Mine, umgeben von den gigantischen Abraumhalden.

Outback at Isa lautet die Bezeichnung für das Visitor Informationszentrum, das gleichzeitig zwei Museen beherbergt, das Riversleigh Fossil Center sowie das Mining Museum  mit dem Outback Park. Beide Einrichtungen sind sicherlich einen Besuch wert, besonders auch in Ergänzung zum Besichtigungshighlight, der Hard Times Mining Tour.

Nach Einkleidung als authentischer Minenarbeiter und ausführlicher Sicherheitsbelehrung geht es knapp drei Stunden kreuz und quer durch die Stollen. Nichts wird ausgelassen, handfeste Eigenerfahrung ergänzen die lehrreichen Erläuterungen durch Minenarbeiter. Wer hat schon einmal einen Stollenbohrer bedient und dessen Arbeitsgewicht ausgekostet? Hier besteht die Gelegenheit dazu, um einmal die reale Arbeitsbelastung zu erfahren. Nicht minder beeindrucken uns die Vorführungen der schweren Untergrundmaschinen. Nach einer mehrminütigen Sitzprobe in der Sicherheitskammer erahnen wir das Gefühl einer wirklichen Notlage tief unten im Stollen. Besonders unter die Haut fährt der Schrecken, wenn auch noch der Strom ausfällt. Es ist wieder einmal hautnah der Unterschied spürbar zwischen eventuell angelesenen Informationen oder Fernsehbildern und praktizierter Selbsterfahrung. Aufgelockert versöhnlich wird es später im unterirdischen Frühstücksraum. Handfester Minenarbeiterlunch – Sandwiches mit Corned Beef und Cornish Pasties – werden serviert mit Kaffee oder Tee aus dem Henkelbecher. So gestärkt stapfen wir dann weiter durch die spärlich beleuchteten Gänge. Obwohl nur als zuschauende Gäste erwacht in uns doch bald der Wunsch nach erlösendem Schichtwechsel und Tageslicht. Man muss es gesehen und erlebt haben, was es bedeutet, „da unten“ zu arbeiten.

Underground Hospital
Underground Hospital

Wir bleiben noch ein wenig im Untergrund, an anderer Stelle in der Stadt. Bergleute haben auch hierfür die Schächte und Stollen in einen Berg getrieben. Die Höhlen und Gänge waren als Schutzmaßnahme im Zweiten Weltkrieg vorgesehen. Nachdem die Japaner 1942 DARWIN bombardiert hatten, fürchtete man ebenfalls Luftangriffe auf MOUNT ISA wegen der kriegswichtigen Bergwerksindustrie. Also wurde ein Höhlenkrankenhaus / Underground Hospital in einen Berg gegraben. Einzelne Höhlennischen dienten als medizinische Abteilungen; die doppelstöckigen Krankenbetten standen in den Gängen. So gut es eben ging, wurde das Hospital mit Geräten und Medikamenten ausgestattet. Mehrere Ein- und Ausgänge sollten der Gefahr einer Verschüttung vorbeugen. Selbst an einen Notausgang in der Bergkuppe, der nur über Leitern zu erreichen war, hatten die Erbauer gedacht. Das Höhlenkrankenhaus musste als solches in seiner Funktion glücklicherweise nie genutzt werden. In den ersten Nachkriegsjahren diente es als Schlafunterkunft für Minenarbeiter der Nachschicht, denn hier war es einigermaßen kühl und ruhig.

Heute können wir es als Museum besichtigen zusammen mit dem Tent House, einer Wohnunterkunft aus Zeltstoff. Hiervon gab es zur Zeit der Mineneröffnung eine ganze Zeltstadt, denn es wurde schnell und viel Wohnraum benötigt während des Bergbaubooms. Erstaunlich wie geräumig diese Häuser sind!

Nach so viel Untergrund steigen wir in die Luft, sinnbildlich. So wie der RFDS die medizinische Versorgung für die Outbackbewohner sicherstellt, wird auch auf pädagogischem Gebiet gearbeitet.

School of the Air-Klassenzimmer
School of the Air-Klassenzimmer

School of the Air lautet das Stichwort. Man kann auch sagen Fernunterricht dank moderner Kommunikationsmittel für die Kinder von Outbackeltern. In MOUNT ISA arbeitet solch eine Schule. Wir statten ihr einen Besuch ab und nehmen an einer Unterrichtsstunde teil. Über dem Eingangstor prangt das Schild „Australian’s Biggest Classroom“. Mit einer Ausdehnung von je 500km nach Norden und Süden, 300km nach Osten und 200km nach Westen wird der Spruch wohl stimmen. Geographisch präzisiert bedeutet das: im  Norden bis an den Gulf of Carpentaria, im Süden bis Birdsville, gen Osten geht es bis Richmond und im Westen gilt die State Border zum Northern Territory als Begrenzung. Somit umfasst die Klassenraumgröße rund 80.000km².

24 Lehrkräfte betreuen 170 Kinder bei einer maximalen Klassenstärke von sieben Schülerinnen und Schülern. Es gibt natürlich Klassenräume, in denen aber nur die Lehrkraft sitzt und per Computer, Funk oder Telefon die Schüler unterrichtet. 60 Minuten „on air per day“ lautet das Stichwort, montags bis donnerstags. Der persönliche Lehrer-Schüler-Kontakt wird durch Hausbesuche sichergestellt. Das bedeutet immerhin auch, dass die Lehrkraft mal eben 500km zu einer Outbackfarm fährt. Bei Montagsbesuchen heißt das, bereits am Sonntagnachmittag losfahren. Klassentreffen gibt es rund zwei Mal pro Jahr mit einwöchigen Camps. Die Zeugnis-Abschlussergebnisse sollen denen der anderen öffentlichen und privaten Schulen entsprechen. Darauf wird nicht ohne Stolz hingewiesen.

Ein Bild an der Wand für Klassenfotos weckt unsere besondere Aufmerksamkeit. Ein ca. 12 Jahre alter Junge sitzt mitten in der Outbackwüste an einem Tisch, vor sich Bücher und Hefte ausgebreitet. Fernunterricht betreut auch die Kinder von Eltern, die als Wanderarbeitskräfte von Farm zu Farm ziehen, keinen festen Wohnsitz haben und deshalb meistens im Wohnwagen leben. Um am Unterricht teilnehme zu können, muss der Junge seine Schulutensilien immer weit genug vom Wohnwagen und dem ratternden und lärmenden Generator aufbauen. Da es im tiefsten Outback bekanntlich kein oder kaum Internet gibt, stellt er die Verbindung zur Schule durch das Pedal Radio her. Also neben Nachdenken, Antworten oder Schreiben immer kräftig in die Pedale treten.

Wer hier als Lehrkraft arbeitet, sollte sicherlich auch nicht den regelmäßigen Schichtwechsel mit garantiertem Feierabend verstärkt im Auge haben. Beruf bewahrheitet sich hier als Berufung.

Bei so viel rostroter Umgebungsfarbe in MOUNT ISA sehnen wir uns allmählich wieder nach Grün. Die Stadt tut durch innerstädtische Parks diesbezüglich viel für seine Einwohner. Ein Blick vom City Lookout zeigt immer wieder grüne Tupfer.

Lake Moondarra
Lake Moondarra

Die wirkliche Naherholung finden die Bewohner der erst 90 Jahre alten Stadt aber einige Kilometer außerhalb am nördlich gelegenen Lake Moondarra. Dieser Stausee, wunderschön eingebettet in die Hügellandschaft, stellt durch Aufstauung des Leichardt River auch gleichzeitig die Wasserversorgung von MOUNT ISA sicher.

Der Bergwerksstadt nunmehr den Rücken gekehrt, werden wir nach weiteren 200km Westroute den Bundesstaat Queensland verlassen. Das Northern Territory ruft mit seinem Roten Zentrum – also routenmäßiger und landschaftlicher Schichtwechsel.

K&K 58 – Kaffee oder Tee? – Atherton Tableland

Man muss sich nicht entscheiden, sondern kann beides erhalten hier im oder besser auf dem Atherton Tableland.

Atherton-Tableland
Atherton-Tableland

Rund 100km in Nord-Süd-Ausrichtung und 50km Ost-West-Breite erstreckt sich diese Berglandschaft. Auf den 300m bis 1.100m Höhe des Plateaus spüren wir keinerlei tropische Schwüle mehr wie im zu Füßen liegenden CAIRNS. Frischer Wind weht uns um die Nase mit angenehmen „winterlichen“ Temperaturen zwischen 20°C und 25°C. Das undurchdringliche Grün des tropischen Regenwaldes wird abgelöst durch lichten, sanft grünen Berghangbewuchs. Kein Wunder, dass Atherton Tableland als kühlende Oase der tropengeplagten Cairnser gern aufgesucht wird. Wir fühlen uns hier wie im Oberharz oder wie in der Eifel. Eine willkommene Abwechslung zu Queenslands Tropen.

Kaffeekirschen
Kaffeekirschen

Bleibt immer noch die Frage Kaffee oder Tee? Das Tableland gilt als Landwirtschaftsgebiet par excellence. Darunter eben auch Kaffee- und Teeplantagen. So besuchen wir kurz hinter dem nördlichen Tablelandort MAREEBA Jaques Coffee Plantation, mit 85.000 Kaffeebüschen das größte Anbaugebiet Australiens.

Kaffeegenuss
Kaffeegenuss

Ursprünglich betrieben die Kaffeefarmer im östlichen Afrika eine ebensolche Plantage. Politische Unruhen zwangen sie zur Umsiedlung und zum Neuanfang. Wir sind mitten in der Erntezeit der roten Kaffeekirschen. Besonders stolz präsentiert man auf einer Farm-Tour die erste und noch einzige automatisierte Kaffeepflückmaschine. Sie ähnelt einem großen Mähdrescher. Eine abschließende Verkostung incl. kleinerer Leckereien bleibt dabei nicht aus.

Teeplantage
Teeplantage

Ziehen wir weiter zum zweiten Anbaugebiet, zur Nerada Tea Plantation, rund 70km südlich bei dem Ort MALANDA gelegen. Die riesigen Teefelder sehen aus wie englische Hecken, exakt gleichförmig frisiert. Wie wir bei der kostenlosen Fabrikbesichtigung erfahren, gibt es zwischen November und Mai rund 10 Ernteschnitte. Jeweils 6-8cm werden dabei von der Oberkante der Büsche abgeerntet. Die gar nicht so großen Teeblätter müssen dann innerhalb von 24 Stunden bis zum getrockneten Endprodukt verarbeitet werden, sonst entwickeln sie giftige Öle. Von der Aussichtsplattform in der gigantischen Werkhalle lassen sich fast alle Schritte der Teeproduktion optisch nachverfolgen. Verbale Erläuterungen werden durch Informationstafeln ersetzt. Denn bei dem Höllenlärm könnte man sowieso kaum etwas verstehen. Als  größter Teeanbieter Australiens, erklärt uns der Marketingmanager später bei der Teeprobe mit Scones, hat die Plantage u.a. Lieferverträge mit allen wichtigen Supermarktketten des Kontinents.

Da wir schon einmal bei den Leckereien sind. Auf dem Hochplateau kann man hiervon jede Menge genießen. Eine regionale Landkarte zeigt die Standorte. So lädt in MALANDA selbst die Diary Fabric / Molkerei zur Besichtigung ein. Anschließend geht es in die Probierstube, die auch gleichzeitig als Tourist Information Center und einer ausgezeichneten Gemälde- und Fotogalerie fungiert. Eine Portion den Magen schließende Eiscrème holen wir uns dann in der Emerald Creek Ice-Creamery ab, die wieder etwas nördlicher, direkt am Kennedy Highway gelegen ist. Hier erfahren wir am Eingangsschild, dass Eisgenuss süchtig machen kann und das Betreten des Eissalons somit  auf eigene Gefahr geschieht. Es hält uns nicht ab.

Wer zählt schon die Kalorien in diesem regionalen Schlemmerparadies. Unterwegs riskieren wir einen Blick in den Peanut Place bzw. in die Humpy Nut World. Denn Atherton Tableland rühmt sich ebenfalls, größtes Erdnussanbaugebiet des Kontinents zu sein, von den zahlreichen Obstplantagen ganz zu schweigen.

Zu guter letzt der Schlemmer-Tournee gilt es noch einen guten Schluck zu goutieren. Dieses kann in den vielfältigen Weinanbaubetrieben geschehen oder eben in der Mt Uncle Distillery bei MAREEBA. Hier hat man sich besonders auf Liköre spezialisiert.

Herberton Historc Village
Herberton Historc Village

Erholung von diesem Zick-Zack-Genuss-Rundkurs bieten die zahlreichen großen und kleinen Naturattraktionen und historischen Sehenswürdigkeiten. Im Bergdorf  HERBERTON z.B. öffnet das Historic Village seine Pforten. Über 60 originale Häuser, Werkstätten und andere Gebäude aus der australischen Pionierzeit sind in ihm wieder aufgebaut worden – als Zeugnis lebendiger Geschichte des 19.und beginnenden 20. Jahrhunderts. Beim Rundgang durch das heutige Dorfzentrum fragen wir uns, wodurch sich Museum und aktuelles Business Center voneinander unterscheiden. Denn auch die sehr malerische Haupteinkaufsstraße strahlt das Flair der Pioneerära aus.

Memorial
Memorial

Ebenso wie der Dorfkern von YUNGABURRA, nur 20km entfernt. Neuere und ältere Historie vermischen sich in dem am Tinaroo Lake gelegenen Dorf miteinander. Etwas außerhalb, direkt am Seeufer wird in einem Park, in der Avenue Of Honour, der im Afghanistankrieg Gefallenen gedacht. Das mächtige und würdige Denkmal in Form von Flügeln steht symbolisch für alle australischen Soldatinnen und Soldaten, die ihr Leben „im Kampf gegen den Terrorismus“ ließen.

Atherton-Crystal Caves
Atherton-Crystal Caves

Bereits Prähistorisches besichtigen wir in den Crystal Caves in Tablelands Hauptstadt Atherton. Geschaffen hat diese Höhlen, die eigentlich überhaupt keine Höhlen sind sondern die Imagination davon, der Geologe und Juwelier René Boissevain. Über 600 verschiedene Kristalle, Edelsteine und Fossilien aus aller Welt hat er im Laufe seines Lebens zusammengetragen. Mit dem Museum hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. Somit streifen wir durch geschickt ausgeleuchtete Höhlengänge und Grotten, in denen es unaufhörlich blinkt und glitzert. Im Höhlenzentrum funkelt schließlich ein 44 Millionen Jahre alter,  2m hoher, aufgeschnittener Amethyst aus Südamerika. Wer die sympathische Kleinstadt ATHERTON besucht, sollte dieses Höhlenerlebnis nicht auslassen.

Bat Hospital
Bat Hospital

Gleiches gilt für eine weitere Einrichtung nur 6km von der Innenstadt entfernt. Wir meinen das Bat Hospital, also das Krankenhaus für Fledermäuse. Rund 100 Patienten werden hier wieder gesund gepflegt. Dabei handelt es sich um Tiere, die entweder durch Insektengifte gelähmt wurden oder sich in Stacheldrahtzäunen schwer verletzt haben. Außerdem werden verwaiste Jungtiere aufgezogen. Diese Tierart gilt zwar aktuell noch nicht als bedroht. Doch besonders auch menschliche Einwirkungen treiben den Bestand an die Grenze dieses Zustandes. So schickt die australische Tierschutzorganisation Tolga Bat Hospital tagtäglich viele freiwillige Helfer in die entsprechenden Wälder und Felder, um verletzte Tiere einzusammeln und möglichst zu retten. Der außerordentliche Nutzen der Fledermäuse – Insektenvernichter und Pflanzenbestäuber – dient dabei als Impuls für diesen aufopferungsvollen Tierschutz.

Damit sind wir in der Natur gelandet, die uns hier auch reichlich mit Sehenswürdigkeiten beschenkt.

Cathedral Fig Tree
Cathedral Fig Tree

Über die Würgefeige haben wir schon einige Male berichtet (vgl. z.B. „K&K 54 – Grün nach oben“). Unweit von YUNGABURRA bestaunen wir zwei weitere prachtvolle Exemplare dieser von oben, aus Baumspitzen herunterwachsenden Baumparasiten. Die jeweiligen Namen Curtain Fig Tree und Cathedral Fig Tree vermitteln einen ersten Eindruck ihres Ausmaßes. Der erste Baumgigant ähnelt in Größe und Breite einem überdimensionierten Theatervorhang bei einer vermuteten Höhe von gut 50m. Warum vermutet? Die dichte Baumkrone hat so weit ausgeladen, dass die obersten Astspitzen nicht mehr erkennbar sind. Der sie einkreisende, dichte Regenwald erlaubt präzise Messungen so gut wie gar nicht. Wie eine Kathedrale wölbt sich der zweite Artgenosse über den Waldboden. Auch er erscheint nicht minder majestätisch. Beide Bäume sollen rund 500 Jahre alt sein. Eingebettet sind sie aus Naturschutzgründen in den kleinen aber feinen Fig Tree National Park.

Nicht umhin kommen wir in Atherton Tableland um Besichtigungen von Wasserfällen. Fast hinter jeder Kurve plätschert es munter die Felsen hinab, mal mit mal ohne eigenen National Park, manchmal auch mitten im Ort wie in MALANDA. Eine extra ausgewiesene Wasserfall-Rundtour (20km Länge)startet etwas östlich vom Dorf MILLAA  MILLAA.

Waterfalls Route
Waterfalls Route

Jeweils kurze Fußwege führen direkt von der Straße zu den jeweiligen Naturschauspielen. Allein für diesen Rundkurs ist es ratsam, einen ganzen Nachmittag einzuplanen. Selbst wenn die Misty Mountains  ihrem Namen mit dichtem, fast undurchdringlichem Nebel mehr als gerecht werden. Dem Anblick rauschender Wasserfälle leistet das wenig Abbruch. Ein letzter Park  in der ohnehin parkähnlichen Landschaft liegt am Wegesrand. Besser gesagt, er steht dort auf den Hügeln um das Dorf RAVENSHOE als Windmill Park. Dieser Windpark unterstreicht noch einmal Queenslands Anspruch „Green & Clean“.

Genüssliches und Gemütliches, Unspektakuläres aber nicht minder Verlockendes erleben wir in Atherton Tableland. Wir verlassen damit den Bereich von Australiens Ostküste und Queenslands Tropischem Regenwald. Westliches Outback hinter der Great Dividing Range heißt das kommende Reiseziel.

K&K 56 – Tjapukai&Pamagirri – Cairns einmal anders

Wer nicht ausschließlich auf Beach-Tourismus und das Riff fokussiert ist, findet in und um CAIRNS herum noch eine ganze Palette anderer Anlaufstationen, um Land und Leute kennen zu lernen. Ein wenig versteckt sich bereits im Titel Berichtes.

Tjapukai-Begrüßungsszene
Tjapukai-Begrüßungsszene

Viel erfahren wir z.B. über die Tjapukais. Sie sind ein Aboriginal Stamm, der hier im Norden,  in den Wet Tropics of Queensland seit Jahrtausenden siedelt. Per Gesetz haben sie nach Vertreibung durch europäische Siedler im Jahre 2004 viele Landstriche als Eigentum zurück erhalten. Früher waren sie Arbeiter auf den Kaffeeplantagen, heute sind sie oftmals deren Besitzer.

 

Eine gute Möglichkeit, sich über die Tjapukais zu informieren, bietet das Indigenous Cultural Center im Norden von CAIRNS. Bezeichnenderweise prangt über dem Eingangsportal die Inschrift „TjapukaiWhere Australia Begins“. Das mag schon so stimmen, wenn man bedenkt, dass dieser Stamm seit rund 40.000 Jahren hier ansässig ist. Der Besucher kann unter verschiedenen programmatischen Touren auswählen, aber auch alle miteinanderkombinieren.  Neben einer sehenswerten Ausstellung mit Aboriginal Kunst widmet sich das Bulurru Theater der Schöpfungsgeschichte, hier Storywaters genannt.

Feuerzeremonie
Feuerzeremonie

Bulurru wird als oberster Schöpfer der gesamten Welt angesehen. Ein Kurs im Bumerang-Schnitzen und Bemalen fehlt ebenso wenig wie Vorführungen in deren Gebrauch. Speerwerfen und Handhabung anderer Waffen sind hierin inbegriffen. Natürlich fehlen auch nicht diverse Gesangs- und Tanzdarbietungen. Das Orchester setzt sich dabei aus Didgeridoo und hölzernen Instrumenten zusammen. Diese klingen wie tiefe, vibrierende Orgelpfeifen. Besonders romantisch wird es dann bei den abendlichen Veranstaltungen. Wir besuchen eine solche. Wer möchte, kann sich originales Tjapukai Facepainting aufmalen lassen. In der Begrüßungszeremonie wird noch einmal die Symbolik von düsterer Regenzeit und sonnendurchfluteter Trockenzeit erläutert. Im Regenwald-Theaterzelt gibt es dann in einem Originalsetting ein Corroboree. Gemeint ist damit eine traditionelle Zeremonie, die die Aborigines in Australien zu besonderen Anlässen abhalten. Es sind Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Gesang und Körperbemalung. Teile der Corroberees gehen auf die Schöpfungsgeschichte der Traumzeit zurück. Ein besonderer Schwerpunkt der Tanzdarbietungen lag in imitierender Pantomime von Tieren wie Emu, Kasuar, Känguru oder auch Schlange.  Anschließend werden wir in einem Fackelzug zur Lakeside Fire Ceremony geleitet. Wie in Urzeiten wird das Feuer mit Holzquirl und trockenem Gras entzündet. Dazu gibt es den Feuertanz und die Feuermusik. Die gesamte Zeremonie endet in einem riesigen Feuerball, der zum Himmel aufsteigt. Wen es nach so viel Kultur nun hungert und dürstet, kann sich auf ein erlesenes Erdofenmahl freuen. Erlesene Speisen und Getränke stehen zum Genuss bereit. Besonders die exotischen Salate, der gedünstete Barramundi (Fisch) und das Kängurufleisch finden regen Zuspruch. Dazu wird neben Wein der Daintree Tea gereicht. Tjapukai–Kultur, spirituell und handfest, rundum ein gelungener Abend.

Green Island Cruise
Green Island Cruise

Unter der Überschrift „Cairns einmal anders“ wollen wir aber auch gern eine besondere Reef Tour vermerken, nämlich die zur Green Island. Nach der sehr positiven Erfahrung mit der Harbour Sunset Cruise (www.cairnsharbourcruises.com.au ) liegt es nahe, sich dem Unternehmen der Wallace Family noch einmal anzuvertrauen. Unter den verschiedenen Angeboten wählen wir die Halbtagstour. Es gibt auch Ganztagestouren.

Abgestorbener Korallenteil
Abgestorbener Korallenteil

Das Besondere daran ist, dass die Tour zu einer der wenigen bewohnten Reef Inseln führt. 30km von der Küste entfernt erhebt sich allmählich ein kleiner, stets grüner werdender Streifen am Horizont. Eigentlich handelt es sich ja lediglich um ein Inselchen, denn in rund 30 Minuten hat man sie zu Fuß umrundet. Weniger als 2m ragt sie aus dem Meer heraus. Entstanden ist sie durch absterbende Korallen, die sich im Laufe der Jahrtausende immer höher übereinander gestapelt haben, bis sie aus der Wasseroberfläche hervor lugten.

Green Island Silhouette
Green Island Silhouette

Das bedeutet auch, dass die Insel weiter wächst. Allmählich entstand fruchtbarer Mutterboden aus dem Korallenkompost, so dass die gesamte Insel heute von dichtem tropischen Regenwald bedeckt ist. Es bedarf kaum noch einer Erwähnung, dass dieses Naturkleinod zum Weltkulturerbe und Nationalpark erklärt wurde. Bewohnt wird es von einer Hotelanlage und ihren Gästen,  belebt von den Tagesausflüglern .

Auf Augenhöhe
Auf Augenhöhe

Wie verbringt man einen halben Tag auf einem so winzigen Eiland? Strandleben ist angesagt, Tauchen und Schnorcheln selbstverständlich auch. Die Tauch- und Schnorchelangebote liefert das Unternehmen gleich mit. Nichttaucher müssen auch nicht auf „Unterwasser-Erfahrung“ verzichten, optisch wie gefühlt. Der Tour-Anbieter hat an alles gedacht. Im Glassbodenboot gleiten wir über die Korallen. Das glasklare Wasser liefert hervorragende Einblicke. Eine Etage tiefer sitzen wir dann in einem Quasi-U-Boot unterhalb der Wasserkante.

Coral Reef
Coral Reef

Die jeweils 30minütigen Touren liefern aufregende Meeresbilder. Noch ein kurzer Spaziergang von höchstens 8 Minuten Dauer über den zentralen Bordwalk durch den Tropenwald, schon geht es wieder zurück an den imposanten Anlegesteg. Wer sich einen besonderen, gelungenen Reef-Genuss gönnen möchte, dem empfehlen wir diese Green Island Tour (www.greenisland.com.au).

Green Island
Green Island

Wir wollen mal wieder über das von uns so geliebte Freedom Camping berichten. Wegen des hohen Tourismuscharakters in und um CAIRNS befinden sich überall in der Stadt, an den Stränden und auf den Waldparkplätzen „No Overnight Parking“-Schilder. Die Schilder allein würden ja gar nicht so sehr stören. Doch das freie Übernachtungsverbot wird intensiv kontrolliert. Nicht gleich mit Bußgeldandrohung, wenn man den Platz dann verlässt, immer mit einem höflichen Hinweis auf den nächsten Campingplatz, aber doch sehr konsequent mit späterer Nachkontrolle. Wir nehmen diese Situation zum Anlass, um auf einen sehr guten Campingplatz in Innenstadtnähe hinzuweisen.

C-Platz Cairns
C-Platz Cairns

Cool Waters Holiday Park (www.coolwatersholidaypark.com.au) liegt trotz seiner Stadtnähe ruhig und idyllisch am Freshwater Creek, eingebettet in eine dichte Palmenwelt. Kein Verkehrslärm dringt an das nächtliche Ohr, nur das Gekrächze der Nachtvögel. Preislich unterscheidet er sich, bei seiner komfortablen Ausstattung und Lage, positiv nach unten von den städtischen Mitbewerbern. Doch bei aller C-Platzidylle, die wir dann ausnahmsweise auch einmal in Anspruch nehmen, gibt es in und um CAIRNS immer noch dieses und jenes versteckte Plätzchen für Freedom Camping.

Pamagirri
Pamagirri

Der zweite nennenswerte Aboriginal Stamm in der CAIRNS-Region heißt Pamagirri. Wir müssen gar nicht so weit aus CAIRNS herausfahren, um auf ein erlebenswertes Cultural Heritage dieses Stammes zu stoßen. Nach 10km Richtung KURANDA stoßen wir auf die Rainforest Station, in der wir am Pamagirri Aboriginal Experience teilnehmen können. Die Führung nennt sich Dreamtime Walk, gibt ebenfalls eine Einführung mit Eigenversuchen in der Handhabung von Bumerang und Speer. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Herstellung der Didgeridoos. Sie bestehen ja eigentlich nur aus einem innen verfaulten bzw. ausgehölten dünnen Baumstamm. Je nach Länge und Umfang des Stammes bilden sie die verschiedenen Klänge und Tonhöhen. Im Rainforest Theatre präsentieren Stammesangehörige unterschiedliche Tanzvorführungen. Dabei spielen die Tiere wiederum die Hauptrolle. In diesem Fall hat man es mit einem besonders einprägsamen Tanz auf die ewig lästigen Moskitos abgesehen. Als symbolisch bedeutend werden die Rainbow Snake und die Carpet Snake hervorgehoben. Die erstere gilt als Symbol allen Lebens. Sie schlängelt sich von Wasserloch zu Wasserloch und schillert dadurch in den Farben des Regenbogens. Die andere Schlange kann so viele „Teppichmuster“ zur Tarnung annehmen, dass sie  unerkennbar in der Natur ist und damit als gefährlich gilt.

Amphibien-Fahrzeug-Tour
Amphibien-Fahrzeug-Tour

The Rainforest Station (www.rainforest.com.au) trüge aber nicht diesen Namen, hätte es nicht auch noch andere Aufgaben und Ziele. Als Sanctuary für Koalas, Wombats, Schlangen und Reptilien aller Art, aber auch für Süßwasserkrokodile, Tasman Devils und seltene Vogelarten wie den Tawny Frogmouth macht es sich um die Fauna verdient, auch um die bedrohte Flora des Regenwaldes. Dem Gast ganz nahe gebracht wird tropischer Regenwald auf der 30minütigenTour in einem Amphibienfahrzeug / Army Duck Tour. Wohin kein menschlicher Fuß mehr treten kann, das mit Elektromotor betriebene Fahrzeug fährt hinein in die Sumpflandschaft, klettert hinauf die steilen, dicht bewachsenen Hänge oder schwimmt über die Urwaldteiche. So kann Kultur- und Umweltpädagogik auch aussehen: Gelungener Spaß mit Erziehungscharakter.

Chrystal Cascades
Chrystal Cascades

Bleiben wir zum Schluss noch ein wenig bei attraktiven Naturschauspielen. Denn auch hiermit ist die nähere Umgebung von CAIRNS recht gut ausgestattet. Die Barron Falls können eben nicht nur vom Skyrail  oder von der Scenic Railway aus betrachtet werden (vgl. K&K 54 – grün nach oben). Sondern sie können auch erwandert werden von KURANDA aus. Rund 18km nordwestlich des Stadtzentrums treffen wir auf den bilderbuchhaften Lake Placid, eingebettet in den Barron River National Park. Schließlich lohnt auch noch der 4km lange Spazierweg entlang der Crystal Cascades mit seinen bei Schwimmern sehr beliebten, da Krokodil-freien Rock Pools.

CAIRNS – eine Stadt von monokulturellem Reef-Tourismus?  Mitnichten!  Eine kleine Auswahl an Alternativangeboten konnten wir in diesem Kapitel aufzeigen. Im kommenden Bericht wollen wir uns dann aber ausführlicher einer Reef Tour widmen.

K&K 55 – Anker werfen

Wir verlassen CAIRNS erst einmal und fahren gen Norden.

Richtung Cooktown
Richtung Cooktown

Denn die Stadt mit dem umliegenden Regenwaldareal steckt in einer so tiefen und tagelangen Regenperiode, dass Ausflüge z.B. ins Great Barrier Reef oder Ähnliches ziemlich sinnlos sind. Deshalb steuern wir nunmehr COOKTOWN an, das Tor zum Cape York. Und siehe da, kaum sind wir die Straße hinauf zu den 300m – 400m hohen Tablelands geklettert, reißt der Himmel auf. Die Great Dividing Range erfüllt ihre Funktion als Wetterscheide einmal mehr.

Rund 300km legen wir zurück auf dem Mulligang Highway. Zwei Dörfer und eine Siedlung müssen als zivilisatorische Ausbeute herhalten. Ansonsten nur pittoreske Bergwelt mit gelegentlichen Lookouts. Keine Spur mehr von dichtem Regenwald. Sonnendurchfluteter Mischwald  schmückt die Berghänge bei angenehmen winterlichen Temperaturen um die 25°C.

Cooktown Promenade
Cooktown Promenade

Der Stadtname COOKTOWN spiegelt das gesamte Besichtigungsprogramm dieses kleinen Küstenortes wider. Man lebt hier mit und von James Cook. Am 17. Juni 1770 hat der berühmte Seefahrer hier Anker geworfen, was allerdings nicht ganz freiwillig geschah. Nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war, zeigte sein Schiff, die Endavour , so starke Beschädigungen, dass er sie nur noch mit Mühe in die sichere Flussmündung, heute Endavour River genannt, navigieren konnte. Die Reparaturen dauerten gute sechs Monate, während derer er vielerlei Forschung betrieb. Obendrein verhandelte er, offensichtlich sehr geschickt, mit den dortigen Aborigines, damit diese ihn und seine Crew nicht gleich als Feind bekämpften. Im Ergebnis statteten sie das Schiff später dann auch mit Proviant aus. Captain Cook hinterließ also tiefsitzende Spuren, welche den Einwohnern der heutigen Stadt den regen Besucherstrom verschaffen.

Man poliert das Andenken an den Seefahrer aber auch in vielen Schattierungen auf. Allem voran ist das James Cook Museum zu nennen. Voller Stolz ist in ihm, neben vielen anderen Schiffsuntensilien, der orginale Anker der Endavour ausgestellt, nebst einer Schiffskanone. Dieser Anker war bei der seinerzeitigen Havarie abgerissen und konnte in den 1960ger geborgen werden. Weitere Prunkstücke von der Cook-Havarie sind die originalen Logbuchaufzeichnungen des Kapitäns.

Cooktown
Cooktown

Aber auch außerhalb des Museums treffen wir auf Schritt und Tritt auf den Entdecker. Die Uferpromenade zieren eine James Cook Statue, eine weiteres James Cook Monument und der Pfahl, an dem das Schiff dann zur Sicherung festgebunden wurde. Fast unauffällig, mit der Gefahr, übersehen zu werden, schlummert ein weiteres Relikt vor sich hin, The Queen’s Steps. Sie datieren allerdings aus der Neuzeit, d.h. aus dem Jahr 1970, als die heutige englische Königin Elizabeth II zur Eröffnung des James Cook Museums extra anreiste.

Was heute weltberühmtes Museum ist, diente vorher als Nonnenkloster der Mercy Sisters aus Irland. Gern gedenkt man ihres Engagements besonders in Sachen Schulbildung und Gesundheitswesen, welches beides auch heute noch ausgeübt wird. So spannt sich im Museum der parallele rote Faden in der Form, dass jeder ehemalige Klosterraum entsprechend gekennzeichnet ist.

Vergessen wollen wir auch nicht die dritte Ausstellungskomponente des Museums, der Abteilung über China. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, der Ära des dortigen Gold Rush lebten in der Stadt rund 18.000 Chinesen. Sie waren meist als Arbeiter, Träger besonders aber als Kaufleute tätig. Wenn man die heutige Einwohnerzahl von 2.300 dagegenhält, lässt sich leicht vorstellen, was für ein boom dieser Gold Rush nach sich zog.

Wir folgen ein letztes Mal den historischen Spuren von James Cook und klettern auf den Grassy Hill. Von hier aus, mit 360° Rundblick auf 150m Höhe legte er dann die weitere Route durch das Reef und die zahlreichen Sandbänke fest. Für uns ist das Navigieren auf der Straße heute erheblich einfacher. Zum einen gibt es bis COOKTOWN eigentlich nur den erwähnten Highway. Zum anderen befindet dieser sich in einem ausgezeichneten Zustand ohne wirkliche Havariegefahr, es sein denn mit den unzähligen Rinderherden am Straßenrand.

Richtung Cape Tribulation
Richtung Cape Tribulation

Der Entdecker lässt den Reisenden nicht los. Rund 80km südlicher hat er eine weitere Duftmarke gesetzt, am Cape Tribulation. Denn in diesen Gewässern rammte er zum ersten Mal eines der Korallenriffe und steckte teilweise fest. Was lag da näher, als diesen Ort als „Kap voller Kummer“ zu bezeichnen.

Heute genießen wir es als „Kap voller Freude“. Der Weg dorthin, von COOKTOWN aus, führt auf zwei Routen. Entweder nimmt man die Sandpiste direkt an der Küste. Sie ist allerdings nur für Allradfahrzeuge empfohlen. Oder man fährt wie wir zunächst im großen Bogen, aber auf geteerter Straße zunächst drum herum, um dann nahe PORT DOUGLAS wieder die Nordrichtung für rund 60km einzuschlagen. Wenn man direkt aus CAIRNS kommt, verläuft die Route gleich, eben nur genau anders herum.

Cape Tribulation
Cape Tribulation

Was macht das Cape Tribulation so reizvoll? Zunächst liegt es in dem riesigen Regenwald  Daintree National Park. Dieser Park ist von der UNESCO unter der Bezeichnung „Wet Tropics“ als Welterbe geschützt. Von        PORT DOUGLAS aus benötigen wir noch gut zwei Stunden Fahrtzeit (für 60km!). Die Straße ist bergig, eng und gewunden. Sie führt meistens direkt an der Küste entlang durch dichten, urwüchsigen Regenwald. Obwohl wir nur wenige Meter von Strand entfernt fahren, bleibt der Blick wegen der Urwalddichte häufig versperrt. Damit haben wir das Markenzeichen dieses Küstenabschnittes genannt. Hier küssen sich Urwald und Meeresküste. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Park- und Picknickmöglichkeiten mit direktem Strandzugang. Man hat einfach Durchgänge in das Dickicht geschlagen. Diese Form des unmittelbaren Aufeinandertreffens von Wald und Meer macht einen Strandaufenthalt in der schwülen Tropenhitze recht erträglich. Der Körper ist nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Dafür ruhen wir bei leichter Brise im Schatten der Palmen und Baumfarne.

Urwald küsst Meer
Urwald küsst Meer

Der Touristenansturm hält sich jetzt zur beginnenderTrockenzeit ziemlich in Grenzen, trotz ausgeprägter Infrastruktur. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straßenroute unterbrochen wird durch die Fähre über den Daintree River bzw. das konventionelle Autos und Wohnmobile ohne Allradantrieb in der kleinen Cape Tribulation Siedlung umkehren sollten. Allerorts, sowohl am großen Daintree River aber auch an den vielen kleinen Bächen und Wasserläufen wird vor Krokodilen gewarnt. Der Daintree National Park gilt als von den Reptilien gut bevölkertes Habitat.

Entdeckt man sie in der freien Natur? Wir raten von einer Expedition in die unberührte Natur auf eigene Faust ab. Es gibt bessere Möglichkeiten. Entlang des Flussufers und besonders in Richtung Daintree Village bieten einige Unternehmen Croc Adventure Cruises an. Das Kleingedruckte in den bunt schillernden Broschüren und Flyer gibt den Aufschluss. Wir werfen Anker bei Bruce Belcher’s Daintree River Cruises (www.daintreerivercruises.com.au). Warum? Eine 98%prozentige Krokodil-Sichtungsmöglichkeit klingt einigermaßen vertrauenserweckend, bleibt das 2%ige Restrisiko. Dieses fängt das Familienunternehmen auf durch das Angebot, die einstündige Flusstour gratis wiederholen zu können, bis jeder das gewünschte Wildllife erspäht hat. So eine Offerte darf man sich nicht entgehen lassen, zumal es pro Tag insgesamt sechs Touren gibt. Die ebenfalls als „Gastgeschenk“ dargereichten kleinen Leckereien und Getränke sind auch nicht zu verachten. Und zum Mittag spendiert er mit der Tour sogar einen Lunch aus „Pie & Getränk“. Soweit zu den kollateralen Annehmlichkeiten.

Familienfoto
Familienfoto

Die Tour selbst ist ein Volltreffer. Ein halbes Dutzend sich sonnender, schwimmender oder tauchender Krokodile können wir aus nächster Nähe sichten, darunter ein Weibchen mit höchstens 10-14 Tage alten Jungtieren. Den Daintree National Park bevölkern die Estuarine Crocodiles.  Sie gelten als die größten und gefährlichsten Salzwasserkrokodile Australiens und  haben bereits ikonenhaften Status erreicht. Unser größtes gesichtetes Reptil misst immerhin rund 5m Länge. Der Rekord soll bei 8,4m liegen. Über diese Tour können wir nur schreiben: Toll, erlebenswert, a must do.

Dann wird es erst einmal wieder unaufgeregter. Die größeren und kleineren Küstenorte haben sich für die Trockenzeit, d.h. Tourismussaison, offensichtlich gut gerüstet. Besonders positiv fällt uns hierbei PALM COVE auf mit seiner Strand-Palmen-Allee. Aber auch PORT DOUGLAS kann punkten mit seinem Four-Mile-Beach.

Wir kehren zurück in die unwegsame Natur des  Daintree National Park. An seinem Südende, unweit des Dorfes MOSSMAN, folgen wir der Beschilderung Mossman Gorge. Nach vier Kilometern endet die Fahrt an einem großen Besucherzentrum. Ab hier geht es nur noch per Shuttle Bus weiter, wieder hinein in das Urwalddickicht, den Berg hinauf zu einem Waldparkplatz. Der anschließende drei Kilometer lange Rundwanderweg führt uns meistens auf einem Bordwalk an dem schluchtenartigen Daintree River entlang, dort, wo der Fluss sich  noch kaskadenartig in die Tiefe stürzt – ohne Krokodile. Einmal mehr können wir so die Dichte, Feuchtigkeit und Schwüle dieses Naturerbes spüren.

Mossman Gorge
Mossman Gorge

Das Thema „Crocs“ lässt den Besucher dieser Region nicht los. Auch uns nicht, und wir statten der Croc Farm & Zoo – Hartley’s Crocodile Adventures einen halbtägigen Besuch ab (www.crocodileadventure.com). Weit müssen wir nicht fahren, denn diese Mischung aus Tierpark, Tierfarm und Krokodilzuchtanstalt liegr unweit von PORT DOUGLAS auf dem Weg zum Daintree National Park.

Croc Feeding
Croc Feeding

Sicherlich spielt der Aspekt über die Vermarktung von Krokodilen (Fleisch, Leder) für das Familienunternehmen eine große wirtschaftliche Rolle. Doch die Historie der ungezügelten Krokodiljagd der Vergangenheit hat zu den Farmhaltungen geführt. Bis 1970 gab es keinerlei Einschränkungen bei der Jagd auf diese Reptile, mit dem Ergebnis der fast völligen Ausrottung. Per Gesetzgebung konnten sich dann ab 1974 solche Krokodilfarmen installieren mit der gleichzeitigen Auflage eines Arterhaltungsprogramms. Seither hat sich der Krokodilbestand wieder erholt.

Wie gesagt, Hartley bietet beides, Farm und Tierpark, in dem dann ebenfalls Koala, Schlangen, Kasuare, Wallabies und unzählige bunt gefiederte Vogelarten zu finden sind. Ein ausgeklügeltes Programm bietet für jeden etwas: Wetland Tour mit Kasuar Fütterung, Schlangenreport, Koalagespräch und –fütterung, Farmtour oder auch einen Besuch im pädagogischen Zentrum. Alle diese Angebote zentrieren sich jedoch um das Hauptaugenmerk „Krokodil“ herum. Auf einer Bootsfahrt auf dem See des Feuchtgebietes erblicken wir wiederum eine große Anzahl an Crocs. Getrennt nach Salz- und Süßwasserkrokodilen gibt es mehrmals täglich öffentliche Fütterungszeremonien.  Als Höhepunkt wir die Croc Attack Show veranstaltet. Bei allem sensationsverdächtigen Anschein dieser Vorführung (täglich 15Uhr) werden viele wissenswerte Vorsichtsmaßnahmen in von Reptilien bewohnten Gebieten vermittelt. Auch den Besuch bei Hartley können wir ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

CAIRNS nördliche, tropische Region ist kein Tagesausflug. Man muss ja nicht gleich wie Captain Cook für sechs Monate den Anker werfen. Aber mindestens eine Woche bietet sich an, um typische Facetten auszuleuchten.

Palm Cove
Palm Cove

Um auch CAIRNS als Hotspot für Great Barrier Reef Touren nicht nur auf diesen einen Blickwinkel zu reduzieren, werden wir im nächsten Bericht auch einmal einen anderen Blick auf Stadt und nähere Umgebung werfen.