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Saisonauftakt mit Fotoausstellung und Diavortrag

Australien lautet das Thema, womit wir unsere Vortragssaison 2017/18 einläuten. Auf dem Programm stehen eine Fotoausstellung und der Start zu einer Rundtour Australien (Teil 1: Reisebericht / Diavortrag – Montag, 11. Sept. 2017, 18h, Sparkasse Holstein, 23843 Bad Oldesloe).

Hier geht es zur Beschreibung der Fotoausstellung: https://ga-wo.leichsenring.net/kreativ/?page_id=2135

Und die Rundtour ( Reiseberichte / DiaVorträge) wird fortgesetzt am:

TEILE 2 + 3

In den tropischen Norden Australiens OSTEN

Sonntag 03. Dezember 2017 – 14.30 Uhr

Kein Krokodil kann klettern Australiens NORDEN

Sonntag 03. Dezember 2017 – 16.00 Uhr Eintritt: frei(willig)

Historischer Rathaussaal im KuB

23843 Bad Oldesloe

Beer-Yaacov-Weg 1

Selbstkostenpreis  

TEIL 4

Durchlöcherte Einsamkeit

Australiens WESTEN

Dienstag 06. Februar 2018 – 19.00 Uhr

Eintritt: €4,00

eine Veranstaltung der VHS Bad Oldesloe

Historischer Rathaussaal im KuB

23843 Bad Oldesloe

Beer-Yaacov-Weg 1

Unsere weiteren Vortragsthemen: https://ga-wo.leichsenring.net/reisen/?page_id=9

und deren Termine: https://ga-wo.leichsenring.net/reisen/?page_id=4

Vielleicht ist auch für Sie / Euch etwas dabei.

Wir freuen uns auf ein interessiertes Publikum.

60.000km – AUSTRALIEN

koala-mit-jungtier-dscn9496Unsere Reiseeindrücke spiegeln sich nicht nur wider in den zahlreichen Blogs, die wir von unterwegs geschrieben haben, nicht nur in dem Buch, welches im Frühjahr 2017 erscheinen wird. Sondern, wer unsere Australienrundfahrt noch einmal miterleben möchte, der besuche uns doch zu einem oder mehreren der fünf verschiedenen DiaVorträge. kaenguru-dscn1607

Hier ihre Titel:

AUS 1 – Der Grüne Smaragd Australiens – TASMANIEN. 

AUS 2 – Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

krokodil-img_20160510_105541AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern – Australiens Norden

AUS 5 – Durchlöcherte Einsamkeit – Australiens Westen

emu-dscn0230Wann und Wo wir unsere Reiseberichte / Diavorträge (nicht nur über Australien) präsentieren, steht auf dieser Website unter Termine.

Vielleicht treffen wir uns  ja mal auf einer unserer Veranstaltungen.

Bis dann

K&K 81 – Unter KathedralenKuppeln

Westlich von Albany fühlen wir uns streckenweise fast wie in Europa. Denn Denmark liegt nicht mehr weit. Vorher passieren wir noch Bornholm. Die Landschaft ähnelt derjenigen von Jütland, grün, wellig, fruchtbar. Und in diese scheinbare Unberührtheit der Küstennatur sind sie eingenistet, die Minisiedlung Bornholm und die Kleinstadt Denmark. Für uns sind sie Durchgangsstationen auf dem Weg quer durch The Great Southern (touristische Bezeichnung) in die dichten  Eukalyptuswälder mit den riesigen Karribäumen.

Raue Südküste
Raue Südküste

Der Southern Coast Highway / HWy 1 verläuft nicht direkt an der Küste, wie man auf Grund des Namens erwarten könnte. Um den Southern Ocean immer wieder zu Gesicht zu bekommen, nehmen wir die kleinen Abstecher-Straßen zum Meer. Die meisten weisen zwar nur Unsealed Road auf, aber es bleiben immer noch genügend Teerstraßen übrig. Oft führen diese Stichstraßen durch National Parks wie z.B. den West Cape Howe NP, die Peaceful Bay oder den William Bay NP. Geprägt werden alle diese Parks durch Dünen, auf denen dichtes, fast undurchdringliches Buschgestrüpp wuchert. Die sicherlich zeitintensiven Abstecher lohnen. Der raue südliche Ozean bietet immer wieder ein bezauberndes Schauspiel der sich brechenden Wellen an den zahlreichen schroffen Kliffs. Soviel ständige Meeresunruhe, auch bei vermeintlicher Windstille, sucht ihresgleichen.

Einfahrt ins Tal der Riesen
Einfahrt ins Tal der Riesen

Als hauptsächliches Ziel steuern wir „Das Tal der Riesen / The Valley of the Giants“ an. Seine Bezeichnung erhält dieser dichte Wald eben durch die riesenhaften Karribäume, eine hier außerordentlich weit verbreitete Art des Eukalyptus. In 70m Höhe wölbt sich dann eine dichte Baumkrone und verschließt den Blick auf den Himmel.

„Surely“, argumentiert der australische Naturforscher Vincent Serventy, „there can be no greater cathedral than forests such as those of the karri / Sicherlich gibt es keine größere Kathedrale als diejenige in den Wäldern von Karribäumen“. So wandeln wir nunmehr unter schier endlosen Kathedralenkuppeln.

Die Bodenwanderung ist die eine Sache, die Vogelperspektive auf diese Kathedralenkuppeln die andere. Diese Gelegenheit mit dem „Blick von oben“ erhalten wir kurz vor dem Ort Walpole beim „Tree Top Walk“. 40m hoch führt der schwankende Brückensteg hinauf in die Baumkronen. 600m Vogelperspektive gönnt er uns auf die uralten, bis 400 Jahre lebenden Karribäume. Sie werden auch Red Tingle genannt wegen ihrer faserreichen, grauroten Rinde, welche sich regelmäßig abschält. Lange, große Rindenfetzen hängen an den Stämmen herab wie Schalen einer halb gepellten Banane.

Tree top Walk
Tree top Walk

Wieder festen Boden unter den Füßen durchschreiten wir das Tor zum „Ancient Empire / Altes Reich“. Hier stehen die Urahnen der Karris in dichter Formation. Je höher ihr Alter umso ausgehöhlter ragen sie empor. Die dicksten Stämme, die bis zu 20m Umfang erreichen, bilden nicht nur Baumhöhlen, sondern auch mannshohe Durchgänge. So vergeht rasch ein halber Tag inmitten der kathedralen-ähnlichen Wildnis.

Karribaum
Karribaum

Wie im Outback oft erlebt weisen auch hier an der Südküste die eigentlich unscheinbaren, vom Tourismus nur bedingt geküssten Orte immer eine kleine Besonderheit auf. Denmark könnte als das Mekka für Naschkatzen gelten mit seinem Temptations Gourmet Café, der Toffee Factory und dem Chocolat Outlet. Die Gemeinde Walpole hält es dagegen eher mit der Kunst. Nur wenige Kilometer entfernt lassen wir den „Swarbrick Art Loop“ nicht aus. Kunstobjekte, eingefügt in Wildnislandschaft betrachten wir auf einem rund einen Kilometer langen Waldrundgang. Der Gallerist „Natur“ hilft den Künstlern, ihre Kunstwerke gebührend zur Geltung kommen zu lassen. Wenn man schon in dieser Australienecke weilt, man sollte sich diesen Kunstgenuss nicht entgehen lassen.

Walpole - Wildniskunst
Walpole – Wildniskunst

Die touristische Bezeichnung der Region wechselt auf „Southern Forests“. Die Landschaft bleibt wie gehabt, wenn man nicht rechnet, dass die Wälder dichter werden. Allerdings nimmt die Anzahl der ausgewiesenen National Parks zu. Auf der linken Straßenseite lesen wir so „Shannon NP“, genau gegenüber auf der rechten „Mount Franklin NP“. So geht es ununterbrochen, als ob dieser Küstenabschnitt ein einziger National Park ist. Mittendrin in dieser Naturschutz-Gebietsansammlung finden wir dann die Waldgemeinde Northcliffe. In diesem Dorf gibt es wiederum einen besonderen Anziehungspunkt zu erwähnen.

Northcliffe - Wildniskunst
Northcliffe – Wildniskunst

Gleich hinter dem Visitor Center beginnt der  „Understory Artworks Trail“ (www.understory.com.au) . Mehr als 50 nationale und internationale Künstler haben diesen 1,5km langen Rundgang mit ihren Kunstwerken bestückt. Wie in Walpole sind die Werke in die Wildnis der Natur integriert, manchmal so angepasst, dass wir sie erst auf den zweiten Blick entdecken können. Wie deuten es die Künstler in ihrer erläuternden Broschüre? Sie schreiben: „Skulpturen, Geschichten, Poesie und Musik erforschen unsere Verbindung mit der Natur und dem Geist an solch einem Ort“. Optisches, Literarisches und Akustisches hüllen diesen besonderen Ort in eine verklärende Atmosphäre ein. Diese Stimmung legt sich nach dem Kunstgenuss erst allmählich wieder, als wir in Richtung Windy Harbour, 25km südlich von Northcliffe, weiterfahren. Unterwegs passieren wir die aus dem Wald hervorlugende und die Baumkronen überragende Granitformation Mount Chudalup. Sie gehört, wie viele andere Berge auch, zum ausgedehnten Küstennationalpark  D’Entrecasteaux. Hoch hinauf folgen wir der Straße zum Leuchtturm auf dem windigen Point D’Entrecasteaux.

Unter KathedralenKuppeln
Unter KathedralenKuppeln

Ein weiteres Mal tauchen wir ein in die Kathedralenbaumwelt. Die Kleinstadt Pemberton, ebenfalls Waldort mit Akzent auf Holzwirtschaft, bietet eine Triebwagenfahrt ins Dickicht des Karribaumurwaldes an. Unter den grünen Kuppeln rumpeln wir mit 20km/h über mehrere abenteuerliche Holzbrücken aus der Pionierzeit bis zu den Stromschnellen „Cascades“ im Gloucester National Park. Während der 15-minütigen Fahrtunterbrechung gönnen wir uns einen Rundgang um die Stromschnellen. Anschließend rattern wir im Gleisstakkato zurück zum Ausgangsort. Der Gloucester National Park umschließt fast den gesamten Ort. Nur wenige Kilometer entfernt stoßen wir auf den höchsten Karribaum der Region, den Gloucester Tree (96m hoch). Dem armen Baumriesen wurden allerdings unzählige stabile Eisenstäbe in den Stamm getrieben, damit Kletterwütige die Möglichkeit haben,  die Aussichtsplattform in 70m Höhe zu erklimmen. Erstaunlich relativ reges Treiben herrschte auf der Spiralleiter. Ehrlich gesagt war diese Kletterspirale in erster Linie nicht für touristische Aktivitäten ausgelegt. Die kamen erst später. Ursprünglich kletterte ausschließlich der Waldbrandbeobachter auf den luftigen Ausguck.

Southern Ocean
Southern Ocean

Nach Stromschnellen und Kletterbaum treffen wir auf der Weiterfahrt zum Cape Leeuwien noch auf einen richtigen Wasserfall, die Beenelup Falls im gleichnamigen National Park. Auch um ihn wandern wir wieder herum auf dem ausgewiesenen Loop über eine stark schwankende Hängebrücke und unzähligen Treppenstufen.

Indian Ocean
Indian Ocean

Gegen Abend ist unser Ziel erreicht, das Städtchen Augusta am windig-stürmischen Cape Leeuwien. Weithin sichtbar glänzt der strahlend weiße 39m hohe Leuchtturm in der Sonne. Er gilt als höchster Leuchtturm Australiens. Natürlich wird auch dieses besondere Kapp durch den Nationalparkstatus geschützt. An diesem denkwürdigen Ort steht der Betrachter an der Grenzlinie zwischen Southern Ocean und Indian Ocean. Direkt an der Kappspitze treffen die beiden Meeresströmungen aufeinander.

Cape Leeuwien
Cape Leeuwien

Weiter westlicher und südlicher geht es nun nicht mehr. Der Kontinent endet am Cape Leeuwien. Somit bleibt uns jetzt nur noch die nördliche Westküstenrichtung übrig nach Perth/Fremantle zur Rückverschiffung unseres Wohnmobils.

DIAVORTRÄGE über AUSTRALIEN komplett

Königslöffler
Königslöffler

Buchstäblich eine ganze Hand voller mitreißender Reiseberichte / Diavorträge können wir nunmehr präsentieren. Auch die Ausgabe Nr. 5 steht jetzt bereit.

AUS 5 – Durchlöcherte Einsamkeit – Australiens Westen

Dieser Vortrag rundet den Strauß unserer Diavorträge über den 5. Kontinent ab.

Hier die anderen vier:

AUS 1: TASMANIEN – Der Grüne Smaragd Australiens. 

AUS 2: Vom Urwald ins Outback – Australiens Süden

AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

AUS 4  – Kein Krokodil Kann Klettern – Australiens Norden

K&K 80 – Orte voller Hoffnung

Nennen wir es doch einfach den Tourenabschnitt, in dem irgendwie ein  Hoffnungsbezug sichtbar wird. Bei den ersten beiden Orten an der Südwestküste liegen die Dinge einfach. Die Orte tragen die Hoffnung bereits im Namen: Esperance bzw. Hopetoun (=Hopetown). Beim 500km westlich gelegenen Albany wird dieser Aspekt nicht gleich sichtbar.

Wir schieben zunächst erst einmal einen Aspekt ein, von dem wir hoffen, dass die Übertreibungen sich in Grenzen halten. Wir meinen den starken Hang der Australier zum Superlativ. Auf vielen Gebieten zeigt  sich diese Neigung, besonders aber natürlich in der Tourismuswerbung. Die ständige Erwähnung von Superlativen hat System, fast als ob sie als Lebenselexier dient. Alles gibt es nur noch in Superlativen, nicht nur hier in den Orten am Southern Ocean. Es scheint, als ob der Australier sich eine Landschaft, eine Tour oder ein Produkt ohne Superlativ nicht mehr vorstellen kann.

Wer soll die schönsten Strände von Südwestaustralien haben? Esperance! Wo gibt es das ausgefallenste Geschäft der Region? Esperance! Wo fange ich auf Angeltouren die meisten Fische? Esperance! Wer hat den tiefsten Hafen Westaustraliens? Esperance! So sind wir also in dem Küstenort der Superlative angekommen. Komisch wird diese Form von Werbung allerdings, wenn in einem kleinen Ort – nicht Esperance! – an einem Fastfood Restaurant die Werbung prangt „Best Burger in Town“. Es gibt ja nur diese eine BurgerBude!

Doch wollen wir die Stadt Esperance nun nicht als werbemäßigen Prügelknaben herhalten lassen. Wir erleben sie als einen sehr angenehmen, malerischen Küstenort. Die Esplanade mit ihren hohen, grobnadeligen Christmas Trees entlang zu flanieren, hat schon etwas. Die an dieser Strandpromenade liegenden Parks strahlen viel Erholsames aus, besonders jetzt im beginnenden Frühling. Allerdings treffen wir bei den kühlen, zum Teil regnerischen Wetterverhältnissen wie in einem launischen April nur auf wenige Spaziergänger oder Touristen. Als  Prunkstück dieser Strandpromenade erhebt sich an der nicht für Boote vorgesehenen Jetty das Stahl-Holz-Glaskunstwerk einer örtlichen Glaskünstlerin. Eine hohe, ins Meer eintauchende Walflosse glitzert in den hin und wieder aufblitzenden Sonnenstrahlen. Diese sehr gelungene Skulptur wirkt wie ein Fenster zum Ozean.

Esperance An der Seepromenade
Esperance An der Seepromenade

Der Gattung Fisch bzw. einem daraus entstehenden Produkt widmet sich auch die kleine, außergewöhnliche Fabrik (mit Verkaufsraum) „mermaid leather“. Wer hat schon einmal die Herstellung von Leder aus Fischhaut miterlebt? Hier können wir es. So gut wie jeder Fisch eignet sich für größere und kleinere Produkte, von der Kugelschreiberumhüllung bis zur Handtasche. Dabei werden die Fische nicht extra wegen der Handtaschen aus dem Wasser gezogen. Sondern das von der Fischindustrie sonst nicht verwertbare Restmaterial, z.B. nach dem Filettieren für die Fischstäbchen, also die Fischhaut, kommt in die Gerberei und Färberei. Selbst die Schuppen bleiben nicht unverwirtschaftet. Sie werden eingefärbt und als Deco-Streumaterial verwendet. Er setze so eine Tradition der Wikinger fort, erläutert der Besitzer. Man sollte diesem kleinen touristischen Farbtupfer ruhig einmal einen Besuch abstatten.

Für das etwas außerhalb liegende nachgebaute „Stonehenge“ mögen wir nicht so vorbehaltlos unsere Empfehlung aussprechen. Es wird zwar versichert, dass es die Ausmaße des englischen Originals hat. Doch erhebt es sich etwas trostlos, optisch betonartig und kantig (obwohl rund) auf einem ortsnahen Feld. Der das Gebilde umgebende Sichtzaun soll wohl eine Ansicht von der Straße aus verhindern. Dafür kann dann das große Schild mit den Eintrittspreisen und der Grenzlinie zum Eintrittszwang nicht übersehen werden.

Vogelschwarm am Pink Lake
Vogelschwarm am Pink Lake

Als „must do“ allerdings bezeichnen wir zwei Naturerlebnisse in der Gegend von Esperance. „The Great Ocean Drive“ – nicht zu verwechseln mit der weltberühmten „Great Ocean Route“ – führt uns  auf seinem knapp 40km langen Rundweg in das westliche Umfeld der Stadt. Zunächst geht es zum „Pink Lake“, der wegen der kühlen Temperaturen und den damit nicht blühenden Beta-Carotin haltigen Algen regulär blau-grau schimmert. Entschädigt für den fehlenden ungewöhnlichen Farbgenuss werden wir durch einen immensen weißen Vogelschwarm, der wie auf Kommando mal nach links, mal nach rechts, mal hinunter, mal hinauf durch die Lüfte flattert. Die Verhaltensähnlichkeit zu Fischschwärmen bleibt dabei unübersehbar.

Weiter schlängelt sich die Straße durch Dünenlandschaft zum eigentlichen Namensgeber der Panoramastraße, dem Southern Ocean. Durchwachsene Wetterverhältnisse erzeugen hier an der australischen Südwestküste hohe, weiß schäumende Gischt, die sich auf den abgeschliffenen, runden Felsen bricht. Gesellen sich dann noch einige Windböen und vielleicht ein Sonnenstrahl hinzu, kann man in der Tat von einem äußerst pittoresken Naturschauspiel sprechen. Wir nehmen uns einen halben Tag Zeit für diesen Rundkurs, um an möglichst vielen der ausgezeichneten Aussichtspunkte einen Stopp einlegen zu können.

Esperance Great Ocean Drive
Esperance Great Ocean Drive

Der andere Anziehungspunkt in Sachen Natur befindet sich auf der gegenüberliegenden, der östlichen Stadtseite. Rund 30 Minuten gilt es  zu fahren, dann stehen wir am Eingang des Cape Le Grand National Parks. In der Parkwerbung finden wir ihn als einen der „am besten bekannten und spektakulärsten“ National Parks von Westaustralien tituliert, mit dem Zusatz, dass die Lucky Beach den „weißesten Strand“ besitzt. Leuchtend weiß strahlt der Sandstrand in der Nachmittagssonne tatsächlich, blendend fast. Das Farbspektakel wird verstärkt durch das kristallklare, azurblaue Wasser und die die Bucht umgebende, grün bewachsene Berglandschaft. Die weiteren Buchten des National Parks, wie z.B. die mit riesigen Felsgebilden garnierte Thistle Cove stehen diesem Anblick eigentlich in nichts nach. Bereits bei der Anfahrt können wir die Bergkuppen des Parks ausmachen. Sie ragen alle rund 200m bis 500m in die Höhe, in der flachen, australischen Landschaft weithin sichtbare optische Anziehungspunkte. Als König unter den Gipfeln regiert der „Frenchman Peak“ das Blickfeld. Seine Felsspitze ähnelt aus der Ferne der Silhouette eines Tapirs. Dabei handelt es sich aber bei näherem Hinschauen um eine attraktive Felsenbrücke direkt auf dem Gipfel. Wer mag, sollte den dreistündigen Berganstieg in Angriff nehmen.

Frenchman Peak
Frenchman Peak

Esperance, so bezeichnet nach einem gleichnamigen europäischen Entdeckerschiff aus dem 18. Jahrhundert, stellt für uns ein wunderschönes Einfallstor zur westaustralischen Südküste dar.

Einst ein blühender Industriehafen für die Phillips River Goldfields muss das kleine Hopetoun/Hopetown seine Hoffnung nun ganz auf die Tourismusbranche verlagern. Die Goldmine wurde geschlossen und damit der Hafen überflüssig. Heute versucht man durch touristische Infrastruktur eine wenig von dem Verlust wieder wettzumachen. Wer Meeresidylle, Ruhe und Angel-Gelegenheiten sucht, ist in dem winzigen Ort gut aufgehoben.  Nicht ohne Erfolg bemüht man sich mit viel Mühe die Jetty und den angrenzenden Picknickpark wohlgefällig zu gestalten.

Hoffnungsfroh warten die Organisatoren im 50km landeinwärts liegenden Ravensthorpe auf Besucher für ihre „Wildflower Show“. So klein und unscheinbar das Dorf, so groß die Ausstellung. Für das 10-tägige Wildblumenfestival wurde extra die Ortsbibliothek ausgeräumt. In mehreren Räumen wird nunmehr statt Bücher Floristisches präsentiert. Der Sachverstand, der sich in dieser einmaligen Ausstellung verbirgt, wird schnell spürbar. Das Dorf muss eine Menge sachkundiger Blumenfreunde beherbergen. Alle Spezies sind säuberlich eingruppiert und beschriftet. Ob die Bibliothek auch außerhalb dieses Festivals in einer solch vielfältigen Farbenpracht erstrahlt? Wir sind hingerissen von diesem kleinen touristischen Juwel.

Ravensthorpe Wildflower Show
Ravensthorpe Wildflower Show

Knapp 300km weiter westlich nähern wir uns Südwestaustraliens Metropole, dem 26.000 Einwohner zählenden Albany. Welche Stadt kann schon von sich behaupten, von National Parks umringt zu sein. Albany kann es. Alle Parks liegen nicht weiter als eine Autostunde von der Stadt entfernt.

Im Norden schirmen die Stirling Ranges mit dem namensgleichen National Park das Binnenland vor den Kapriolen des Southern Ocean ab. Mehrere 1.000m hohe Gipfel ragen wie auf einer Perlenschnur in den Himmel. Per Wohnmobil erklimmen wir den Lookout vom Bluff Knoll bis auf rund 400m. Der weite Blick über das Tal und im Rücken die Nähe der Felswand ergibt ein sehr malerisches Bild. Von hier aus beginnen auch die Wanderwege entweder talwärts (3-4 Stunden) oder ins Gebirgsmassiv hinein.

Ebenfalls nördlich, doch der Stadt schon erheblich näher, lockt der Porongurup National Park. Seine Hauptattraktion ist der Granite Skywalk. Wander- und kletterfest muss man hierfür schon sein, denn vor dem unbeschreiblichen Ausblick von den Felsenterrassen aus heißt es, 2,5km durch teilweise recht unwegsames Gelände den Granitfelsen hinauf zu kraxeln. Die oberste Terrasse kann dann nur noch über Eisenkrampen und eine Treppe erreicht werden. Doch die dreistündige Kletterwanderung lohnt in jedem Fall.

In Fahrradentfernung breitet sich direkt an der Küste, östlich von Albany der Gull Rock National Park aus. Besichtigungsrenner sind die oft schneeweißen Strände, eingebettet in felsige Buchten. Wer dieses Schauspiel ein weiteres Mal erleben möchte, fahre einige Kilometer weiter zur Two Peoples Bay Nature Reserve.

Albany Southern Ocean
Albany Southern Ocean

Die Albany vorgelagerte südliche Halbinsel ist fast vollständig als Torndirrup National Park ausgewiesen. Und sie hat es in sich, sowohl an naturell Spektakulärem wie auch an Historischem. Am besten erkundet man diese Halbinsel auf einer Rundfahrt immer entlang der Frenchman Bay Road. Überall ist diese Halbinsel auch bei ruhiger See von tosendem Meer umgeben. Immer wieder führen Abzweigungen zu den markanten Aussichtspunkten wie dem Sharp Point oder dem Quarantine Hill. Einen besonderen optischen Leckerbissen finden wir bei „The Gap & The Natural Bridge“. 35m tief fallen bei „The Gap/Die Lücke“ die senkrechten Felswände ins Meer hinab. Ein schmaler Einschnitt lässt unter höllischem Lärm die weißschäumende Gischt meterhoch empor spritzen. Tief dringt das Salzwasser in die schmalen Felsritzen ein, um dann sich überkugelnd wieder heraus zu quellen. Ebenso spektakulär bietet sich der Anblick bei der nur wenige 100m entfernten Felsenbrücke / Natural Bridge. Laut tosend brechen sich die Wogen auf der Felsplatte unter dem Granitbogen, schäumen die schräge Felsplatte unter dem Torbogen hinauf, ziehen sich augenblicklich zurück und werden von der nachfolgenden Welle sofort wieder eingefangen. Es könnte ein schon fast mystischer Ort sein an diesen beiden Sehenswürdigkeiten.

Natural Bridge
Natural Bridge

Ruhiger, wenn auch nicht weniger pittoresk, geht es danach beim Stony Hill bzw. den Blowholes zu. Ersterer bietet einen weiteren 360° Rundumblick, letztere versprühen in ihren Felsspalten durch den Druck der Dünung fein zerstäubende Wassertropfen. Im Wind tänzelnd ähneln sie Rauchschwaden.

The Gap
The Gap

An der Spitze dieser fantastischen Halbinsel, in der Discovery Bay, öffnet dann quasi als Schlusspunkt eine ehemalige Walfangstation (www.discoverybay.com.au)  ihre Pforten. So historisch alt ist sie allerdings gar nicht. Erst in den 1950ger Jahren wurde sie erbaut. Ihre wirtschaftliche Lebensdauer hat das 25-jährige Unternehmensjubiläum allerdings nur knapp erreicht. Denn in den späten 1970ger Jahren wurde sie wieder geschlossen. Die politische Diskussion über den Schutz der Wale und eine bevorstehende Gesetzesänderung ließen einen rentablen Betrieb nicht mehr zu. Dafür können wir heute ein informatives und ausgezeichnetes Open Air Museum besichtigen. whale-world-dscn7123Die einstündige, geführte Museumstour beleuchtet lebhaft sämtliche Aspekte des Walfangs, ehrlicherweise auch die negativen. Die ehemaligen, riesigen Tanks für das gewonnene Walöl sind umfunktioniert zu Ausstellungshallen und Kinosälen. In ihnen beleuchten die jeweiligen 15 Minuten dauernden Filme, teilweise in 3D-Format, nicht nur den seinerzeit bedrohten Wal, sondern ebenso die ausufernde Jagd auf Haie. Die früheren Walzubereitungsplattformen, Siedeöfen und eines der Walfangschiffe stehen gleichsam für eine Besichtigung bereit. Rund drei Stunden verbringen wir in diesem Zeitzeugnis einer jüngeren, doch bereits vergangenen Epoche.

Bei so viel tosendem Meer, welches uns in Albany und Umgebung umgibt, bleibt eine Bootstour in den King George Sound natürlich nicht aus. Die australische Südküste ist berühmt für ihre vorbeiziehenden Wale. Wir vertrauen uns dem Skipper John von den Albany Whale Tours an (www.albanywhaletours.com.au).

Albany Whale Tour
Albany Whale Tour

Fast vier Stunden lang durchkreuzen wir die Bucht und den angrenzenden Southern Ocean auf der Suche nach den Meeresgiganten. Natürlich erfolgt vor Fahrtbeginn die erforderliche Sicherheitsbelehrung, doch John belässt es nicht mit Erklärungen zum Anlegen der Schwimmwesten etc. Er steigt ein in die Funktionsweise des vegetativen Nervensystems und wie man sich mit dessen Hilfe gegen die Unbillen von Seekrankheit schützen kann. Die Denkweise spielt eine große Rolle dabei. So soll man sich besonders bei rollender See vorstellen, dass man sich auf einem Spaziergang befindet und diese Laufbewegungen dann nachvollziehen. Eine Minute Gehbewegung, auch im Sitzen, durch ständiges Tippen der Fußsohlen auf den Fußboden können Wunder bewirken. Nicht der Toilettengang schafft die erhoffte Erleichterung, sondern die frische Luft mit einem weiten Blick. John: „You don’t need privacy, you  a friend.“ Wohltuende Unterstützung erhält der Magen zusätzlich durch Gingerbonbons und Gingertee.

John und seine Crew haben für alles vorgesorgt, optisch wie genüsslich. Bei relativ starkem Wind und entsprechendem Wellengang gleitet der mit einem riesigen Segel ausgerüstete Katamaran in die Bucht hinein. Der Flurfunk meldet drei gesichtete Wale auf westlichem Kurs. Mit Hilfe von Sonarortung begeben wir uns in die entsprechende Richtung. Je weiter wir uns dem offenen Meer nähern, je rollender wird die Dünung, je häufiger sind die Wanderbewegungen der Passagiere zu beobachten. Die Crew bemüht sich rührend und die Gäste und verabreicht nicht nur Tee, sondern auch kleine Snacks wie Würstchen im Schlafrock, Gemüseburger, Hähnchennuggets und himmlisch leckere Scones. Die Crewmitglieder müssen wohl früher im Zirkus als Artisten gearbeitet haben. Ihre Balanceakte, die Leckereien bei stark schaukelndem Schiff zu den Gästen zu bringen, hat schon etwas Artistisches.

Wie geht es den Walen, denn wir sind ja auf Whale Watching Tour? Sicherlich gut! Wir haben sie allerdings noch nicht ausfindig machen können. Entschädigt werden wir dafür durch den Anblick einmalig felsiger Insellandschaft, spielender Delfine, mehrerer Seelöwenkolonien und kreisender Basstölpel. Drei Stunden sucht John die Gewässer ab. Die Meeresgiganten sind und bleiben unentdeckbar. So schippern wir denn allmählich wieder Richtung Albany Waterfront Marina. Die einen atmen erleichtert auf, dass sie die Wanderbewegungen allmählich einstellen können. Andere, besonders diejenigen, welche direkt am Bug von den Wellen ordentlich durchnässt wurden, hüllen sich in Decken und wärmen sich mit Gingertee. Von Enttäuschung wegen der erhofften aber ausgebliebenen Walbeobachtung ist jedenfalls nichts zu spüren. Das tut auch nicht not, denn John bietet als Ausgleich eine weitere, kostenfreie Fahrt an, am folgenden Tag oder auch später. Eine außergewöhnliche Geste! Wie richtig er mit diesem Angebot liegt, zeigt sich bei der erneuten Cruise am folgenden Tag. Ein Walweibchen mit Jungtier lässt sich blicken und fotografieren.wal-imgp4541

Vergessen wir bei so viel Natur nicht die Stadt selbst. Für uns präsentiert sie sich als eine der schönsten Australiens. Wenn man die zentrale York Street hinunter bummelt, eröffnet sich ein vorzüglicher Blick auf den King George Sound, der einer abgeflachten norwegischen Fjordlandschaft ähnelt. Eingebettet, um nicht zu sagen eingeklemmt, ist die York-Einkaufsstraße zwischen zwei Hügeln mit perfekter Aussicht. Der westliche Granitfelsen, der Mount Melville lässt die Blicke schweifen über den inneren Sund. Der östliche Hügel besteht eigentlich aus zwei Gipfeln, dem Mount Clarence und dem Mount Adelaide, mit Ausblick auf das offene Meer. Beide Gipfel sind neben überbordendem Grünbewuchs bepackt mit Historischem. Auf dem Mount Clarence wird einem ehemaligen großen Hoffnungsträger, dem Padre White gedacht, der hier viele Jahre hindurch der St. John’s Kathedrale vorstand. Eng verbunden mit seinem Namen sind andere Monumente, wie das zu Ehren der Mounted Light Cavallerie (1916 Ägyptenkrieg) auf dem gleichen Hügel errichtete. Gegenüber auf dem Mount Adelaide steht dann das National ANZAC  Center. Albany gilt als Geburtsort dieser Militärgemeinschaft Australien-Neuseeland. Von hier aus starteten 1914 die ersten gemeinsamen Militärkonvois zum fernen Europa. Multimedial ausgestattet  können wir Einzelschicksale aus dieser Epoche verfolgen, unter anderem auch den Werdegang des deutschen Schriftstellers Ernst Jünger.

Albany Mount Clarance
Albany Mount Clarance

Im Stadtgebiet gibt es aber natürlich auch noch viel anderes zu entdecken, wie z.B. das Western Australian Museum, The Old Goal / Historisches Gefängnis oder eben auch die zahlreichen Kirchen der Gemeinde.

Drei ausgefüllte Tage Albany-Besuch. Sie verfliegen wie im Wind. Man könnte gern noch etwas länger verweilen.

Uns zieht es jedoch weiter Richtung Westen immer die Südküste entlang. Das „Tal der Baumriesen / The Valley of the Giants“ wartet auf uns ebenso wie Australiens Südwestspitze, das Cape Leeuwien. Darüber berichten wir dann im nächsten Kapitel.

K&K 77 – Steinhart oder Schmunzelweich

Östlich von Perth, mehrere hundert Kilometer ins Land hinein, erstreckt sich Westaustraliens Wheatbelt / Getreidegürtel.

Wheatbelt Way
Wheatbelt Way

Der Wheatbelt Way führt aber nicht nur durch fast horizontlose Raps-, Lupinen- und Getreidefelder. Er überschneidet sich häufig mit dem Granite Loop Trail und dem Wave Rock Trail. Dadurch erhält diese 1.000km lange Inlandschleife oftmals einen gänzlich anderen Touch als ausschließlich Landwirtschaft. Die Streckenabschnitte sind auch kaum voneinander zu trennen, denn die riesigen, einsamen Granitrücken ragen mitten aus den Feldern heraus. Dieses Gemisch ergibt ein eigenartiges Bild aus gelbem, blühendem Rapsfeld und grauem, steinhartem, vielfach vermoostem Granitblock. Jedes der kleinen Landstädtchen wartet mit einem solchen Naturwunder auf. Meistens sind die Monolithen in Nature Reserves eingebettet, mitunter auch 20km bis 30km vom eigentlichen Ort entfernt. Aber es lohnt sich, sie zu besuchen und teilweise sogar zu erklimmen. Im nördlichen Loop bleiben die Felsen noch relativ flach, ragen manchmal nur wenige Meter über den Erdboden heraus. Je südöstlicher wir kommen, umso spektakulärer präsentieren sie sich.

Getreidesepeicher
Getreidesepeicher

Die kleinen Orte am Wegesrand versuchen gleichfalls, mit irgendeiner Besonderheit aufzuwarten. In Toodyay und Goomaling (nördöstlich von Perth) muss man da sicherlich zwei Mal hinschauen, um das Besondere zu entdecken. Dowerin lädt dann schon ein in seine pittoreske, von Wildblumen übersäte Namelchatchem Nature Reserve (10km östlich). Im nördlicheren Wogan Hills locken der Mt O’Brien Lookout bzw. der Christmas Rock Walk. Weiter geht es ins Dorf Koorda, in dessen Zentrum eines der großen Getreidesilos / Grain Bin die Szenerie beherrscht. Von weitem ähneln diese Kolosse gigantischen, weiß blendenden Ozeanriesen. Wer außer einem Interesse an Naturschauspielen noch wissen möchte, wie sich die ärztliche Versorgung im 19. Jahrhundert in dieser einsamen Gegend gestaltete, in Koorda gibt das Hospital Museum Aufschluss darüber. Und weiter geht es ins noch nördlichere, winzige Beacon mit seinem Beacon Rock, fast schon kein Ort mehr, sondern eher nur noch eine Siedlung. Wer zu den Mollerin Rocks und dem Bonnie Rock möchte, kommt automatisch daran vorbei.

Granite Outcrop
Granite Outcrop

Damit erreichen wir den nördlichsten Abschnitt unserer Wheatbelt / Granite Trail Tour. Via dem südlicheren Nungarin mit seinem riesigen Talgomine Granitfelsen gelangen wir schließlich zum unbedingt sehenswerten Baladjie Rock, 30km nördlich des Dorfes Westonia. Der nur unweit entfernt sich erhebende Elachbutting Rock wird auch „Little Wave Rock“ genannt. Hier kann man sich also bereits Appetit auf das spätere Naturspektakel holen.

Ein wenig Atem holen bei all diesen wunderbaren Naturschauspielen können wir in der Kleinstadt Merredin. Es bietet sich an, für dieses schmucke Städtchen etwas mehr Zeit einzuplanen. Die historische Innenstadt rund um die Barrack Street mit den angrenzenden Parks, dem Merredin Museum, der ehemaligen Nationalbank und einer Reihe anderer Architekturbeispiele aus der Pioneerera erlaufen wir uns auf dem Heritage Walk. Dann geht es hinauf auf dem Merredin Peak. Diesen stadteigenen Granitmonolithen (189m hoch) erklimmen wir über den Rock Walk, welcher uns nicht nur auf den Felsen, sondern auch durch das umliegende Buschland führt.

Felsbewuchs
Felsbewuchs

Für uns Wohnmobilisten haben Stadt und Wanderweg noch einen zusätzlichen Vorteil. Der Merredin Peak Trail beginnt und endet an einem gut ausgeschilderten Parkplatz, auf dem auf „Overnight Parking“ erlaubt ist. So ein Angebot lassen wir uns selbstredend nicht entgehen. Solche extra ausgewiesenen 24-/48-/72-Stunden-Parkplätze finden wir glücklicherweise häufig in den kleinen Landgemeinden. Offensichtlich weiß man, was der Durchreisende benötigt und eventuell auch einbringt durch einen Besuch im ortseigenen Café, Supermarket oder General Store bzw.an der Tankstelle.

Nach Merredin nähern wir uns unaufhaltsam dem südlicher gelegenen Star der steinharten Felsformationen, dem weltberühmten Wave Rock beim Ort Hyden. Vorher werfen wir noch einem Blick ins Dorf Bruce Rock mit seinem Kokerbin Rock (40km nordwestlich). Mit 122m Höhe und 9ha Fläche gilt er als die drittgrößte monolithische Felsformation Australiens.

Gnamma Hole
Gnamma Hole

Bei allen steinharten Granitfelsformationen vergessen wir nicht, dass wir uns auch gleichzeitig weiterhin in Westaustraliens Kornkammer befinden.  Da kommt uns dann das „Grain Discovery Center“ im Straßenkreuzungsdorf Narembeen gerade recht. Unter dem Motto „From our paddock to your plate / Vom Feld auf den Teller“ zeigt das gemeindeeigene Museum Entwicklung, Stellenwert und Alltagsleben der hiesigen Farmbetriebe. Klein aber fein kommt es daher, dieses Museum.

Von dort aus sind es nur noch 60 östliche Kilometer bis zur Hauptattraktion des Granite Loops / Wave Rock Trails. Der 400-Seelen-Ort Hyden gilt als Einfallstor. Er muss die jährlich rund 140.000 Besucher verkraften.

Wave Rock
Wave Rock

In 15m Höhe und 110m Länge scheint sich die Welle aus steinhartem Granit über dem Besucher zu brechen. Der Eindruck einer sich überschlagenden Welle wird verstärkt durch die verschiedenartigen Längsmaserungen im Stein. Auf dem Wave Rock Walk geben wir uns diesem Schauspiel hin. Dieser Walk bleibt nicht im Tal am Fuß des Felsens. Sondern er führt uns hinauf auf sein abgeflachtes, gut 60m hohes Plateau. Von hier aus genießen wir den Rundblick auf die umliegende Buschlandschaft mit ihren winterlichen Überschwemmungen. Diese Höhenlage gewährt uns aber auch bereits einen Blick auf eine weitere, kaum weniger spektakuläre Felsformation, Hippo‘s Yawn /  Gähnendes Nilpferd. Die Wanderwege sind miteinander verknüpft. Vom Wave Rock kommt man auf dem Hippo’s Yawn Loop bequem von einem Felsen zum anderen (rund 30 Minuten Fußweg). Per Auto geht es auch auf der parallel verlaufenden Straße.

Beim Hippo’s Yawn handelt es sich um eine frei zugängliche Felsenhöhle. Der Eingang gleicht einem zum Gähnen aufgerissenen Maul eines Nilpferdes.

Hippo's Yawn
Hippo’s Yawn

Wer noch tiefer eindringen möchte in diese felsgeprägte Landschaft, sollte das Auto oder ein Fahrrad nehmen. Denn der nächste Anziehungspunkt liegt jetzt 18km nördlich. „The Humps“ und die „Mulka’s Cave“ erreichen wir auf gut geteerter Straße. Erst die letzten beiden Kilometer werden sandig und schlaglöcherig. Dann überragt auch hier wieder ein gigantischer Granitmonolith das ihn umgebende Buschland. Der „Gnamma Trail führt hinauf zur runden Spitze vorbei an verschiedenen „Gnammas“. Darunter versteht man Rock Pools zur früheren Trinkwasserversorgung.

Für die Aborigines vom Stamm der Noongars haben Fels und Höhle eine besondere Bedeutung. Nicht zuletzt zeigt sie sich daran, dass in der Höhle rund 350 Höhlenzeichnungen, davon viele Handabdrücke, entdeckt wurden. Wie bei „Hippo’s Yawn“ hat auch die Natur dem Höhleneingang von „Mulka’s Cave“ die Form eines aufgerissenes Maules verliehen. Wäre es weiter aufgerissen, müssten wir uns beim Betreten der Höhle nicht so bücken.

Die „harte Tour“ ist damit zwar noch nicht vollständig beendet. Doch wir wollen uns nunmehr den schmunzelweichen Begebenheiten widmen. Die beginnen bereits im Dorf Hyden mit den „Barrel Sculptures“, blecherne wie auch eine leibhaftige. Nicht unbedingt farbenfroh (Ausnahme: die leibhaftige Skulptur), sondern eher rostig verleiten die Motive doch schnell einmal zum Schmunzeln. Hyden stellt erst den Anfang dar. Die eigentliche Schmunzelmeile erleben wir später auf unserem Weg zurück nach Perth.

Tin Horse
Tin Horse

Zunächst richten wir die Kompassnadel aber noch einmal gen Süden aus, nach Lake Grace. Ort und dazugehöriger See tragen den gleichen Namen. Beim Begriff „See“ müssen wir uns in dieser Region, wie auch bereits in anderen mental allerdings gehörig umstellen. Wasser führt er nur in regenreichen Wintern. Sonst vertrocknet er zum Salzsee. Wenn gefüllt, reicht der Wasserspiegel kaum über Kniehöhe hinaus. Man darf also nicht zu viel erwarten bei der Auszeichnung „lake“. Für zahlreiche Flüsse, besonders im trockenen Binnenland, gilt Ähnliches.

Im Ort selbst folgen wir noch einmal den Spuren des hochverehrten John Flynn, des Vaters der Flying Doctors. Hier in Lake Grace steht ein von ihm erbautes Bush Hospital der Inner Mission, welches noch bis 1952 in Betrieb war. Heute öffnet es als Museum seine Pforten, liegt aber direkt neben dem eigentlichen Distriktkrankenhaus.

Nördlich aufwärts geht es nun über Kondinin mit dem Yeerakine Rock in Richtung des Ortes Kulin. Das Dorf selbst bleibt unscheinbar. Aber wer auf dem Weg dorthin nicht irgendwann einmal zum Schmunzeln gebracht wurde, müsste irgendwie schon fast als humorlos gelten. Der „Tin Horse Highway“ bringt eigentlich jeden zum Schmunzeln. Auf 14km schmücken blecherne, lustige Pferdefiguren den Wegesrand. Die Kunstgalerie gilt als kommunales Art Project. Wer sich berufen fühlt, (s)ein Kunstwerk hinzuzufügen, jedes Jahr im Oktober werden die neuesten Kreationen prämiert und natürlich auch aufgestellt. Wir können über geschätzte 60 Skulpturen teilweise herzhaft lachen. Diese Wegstrecke bietet sich an, nicht nur einmal abgefahren zu werden, denn so kann Schmunzeln verlängert werden.

Tin Horses
Tin Horses

Gilt der Wave Rock als Hauptattraktion vom Landschaftsbild her, so nennen wir die Kleinstadt York von der Architektur her ein Juwel. Sie wird in Beschreibungen zwar oft als „sleepy town / verschlafene Stadt“ bezeichnet. Wir erleben sie anders: aktiv, belebt, freundlich.

Beim Städtenamen York denken viele sicherlich zuerst an die englische Stadt. Damit liegen sie gar nicht so falsch. Das australische York ist eine Reminiszenz an die englische Schwester, quasi ein Stück verflossener Heimat der damaligen Emigranten. Wie im Mutterland betten auch in Down Under grüne, saftige Hügel die Stadt in ihrer Mitte ein, unten am Avon River. Ja, man wollte und will sich doch auf irgendeine Weise mit dem Herkunftsland verbunden fühlen. Das gelingt bestimmt, da man selbst auf den dichten morgendlichen Nebel nicht verzichten muss. Unsichtbar versteckt bleibt der Ort am frühen Morgen vom Mt Brown Lookout aus. Doch glücklicherweise lichtet sich der Dunst bald, so dass die Gründerzeitarchitektur der Innenstadt ihre vollständige Schönheit entfalten kann. Nicht umsonst untersteht fast die gesamte Innenstadt dem  australischen National Trust. Auf unserem Besichtigungsrundgang gewinnen wir eher den Eindruck eines Freilichtmuseums denn einer geschäftigen Innenstadt.

Ob die damaligen Kundschafter, die die Region auf der Suche nach Siedlungs- und Landwirtschaftsgebiet durchkämmt haben, gewusst haben, was sie dem durch Perth fließenden Swan River mit ihrer Namensgebung antun? Als sie in den 1830ger Jahren den „York-Fluss“ entdeckten, glaubten sie an ein eigenständiges Gewässer. Somit tauften sie es heimatlich Avon River. Erst später ´wurde bemerkt, dass es sich eigentlich um den Oberlauf des Swan River handelt. Diese Erkenntnis hinderte und hindert jedoch nicht daran, den Fluss auch heute Avon River zu nennen.

Geschäftig emsig geht es auch zu am Tag der „York Agricultural Show“. Man könnte es auch „landwirtschaftliches Stadtfest“ nennen, womit der Schwerpunkt gesetzt ist. Auf den Showgrounds präsentieren sich Agrarbetriebe, bieten Farmer ihre Produkte an, lassen Bistrostände ihren verlockenden Duft durch die Arena wabern. Die örtlichen Vereine und Schulen tragen ebenso zum Gelingen bei wie Feuerwehr oder Rotes Kreuz. Im Vorwege gab es offensichtlich viele Wettbewerbe. Denn in der großen Ausstellungshalle sind neben den Exponaten aus Malerei, Fotografie, Ergebnisse aus schulischen Bastelstunden oder den Arrangements von Obst- und Gemüsekörben jeweils die Preisträger ausgeschildert. Auf der Eventbühne zeigt die örtliche Jazz Dance School ihr Können, verschiedene Chöre und Instrumentalgruppen gleichfalls. Da wurde schon etwas Erlebenswertes auf die Beine gestellt, in „sleepy town“! Rundherum ein wohlgestaltetes, gelungenes Gemeindefest. Der große Besucherandrang lohnte es den Organisatoren.

York City
York City

Bis zur Rückkehr zu unserem Ausgangspunkt Perth verbleiben jetzt nur noch rund 100km. Einen letzten Blick riskieren wir in das Landstädtchen Northam, rund 40km nordöstlich von York. Es liegt ebenfalls noch am Avon River und noch nicht wieder am Swan River. Doch es trägt bereits den Beinamen „Swan City“ wegen der zahlreichen Schwanenkolonien, die hier gehegt und gepflegt werden.

Sieben Tage Rundtour durch den „Wheatbelt Loop“ und über den „Granite Loop Trail“. Sieben Tage des Erlebens eines authentischen Australiens, weit weg von einem touristisch gefärbten. Sieben Tage eindrucksvoller Impressionsgewinn auf unserer Australienrundtour.

K&K 74 – Mondlandschaft trifft auf Ozean

Unaufhaltsam verfolgen wir unseren Südkurs. 20km südlich von Dongara gabelt sich die Straße in den Inland Brand Highway für den schnelleren Trip nach Perth und den Indian Ocean Drive für den Panoramablick auf den nächsten 200km.

Indian Ocean Drive
Indian Ocean Drive

Sicherlich, diese Tourist Route kann es nicht aufnehmen mit der Great Ocean Route an  Australiens Südküste. Doch es lohnt schon, ihn zu befahren. Leider schlängelt er sich nicht immer direkt an der Küste entlang. Hohes Buschwerk und vielfältige Dünenlandschaft versperren oft den Blick aufs Wasser. Als Ausgleich gibt es aber immer wieder Abzweigungen in die kleinen Meeresorte mit ihren Bilderbuch-Stränden. Diese Aussage gilt mit Ausnahme der beiden nördlichsten Siedlungen Illawong und Coolimba. Hier treffen wir nur auf halb verfallene Wellblechhütten. Am besten nicht hingucken und weiterfahren.

Indian Ocean Drive
Indian Ocean Drive

Danach allerdings kommen wir in schmucke kleine Ortschaften wie Leeman, Green Head oder auch Jurien Bay. Zu viel sollte man zwar nicht erwarten, doch sie bieten immerhin eine ausreichende Infrastruktur.

Lobster 8kg schwer
Lobster 8kg schwer

Ein erster längerer Stopp bietet sich in Cervantes an, einem malerischen Fischerdorf. Freunde edlen Genusses sei ein Besuch im Lobster Shack empfohlen (www.lobstershack.com.au). Vor den Genuss kommt die Besichtigung. Während der Factory Tour und in einem Film erfahren wir viel Wissenswertes über Fang, Haltung, Lebendversand und weltweite Vermarktung des Hummers, ebenso aber auch über Umwelt- und Artenschutz für die Delikatesse. Gefangene Lobster unter 7,7cm Länge verbleiben im Meer. Der größte Lobster, den wir sehen, wiegt immerhin 8kg. Im Lobster Shack muss es nicht bei einer Land-Erfahrung bleiben. Das Unternehmen bietet obendrein Touren zum Lobsterfang an. Und dann geht es anschließend zum Lobster Lunch, fangfrisch aus dem Meer auf den Teller.

Cervantes bietet mehr als Lobster. Das Dorf gilt als Einfallstor zum Namburg National Park, womit wir bei der Mondlandschaft direkt am Ozean wären. Die weltberühmte Pinnacles Wüste, sicherlich als Hauptattraktion des Indian Ocean Drives anzusehen, erstreckt sich nur 17km südlich des Ortes. Geheimnisvoll ragen tausende von Sandsteinsäulen aus dem dünenartigen Wüstensand hervor. Diese Wüste kommt umso unerwarteter, ist doch die Umgebung weiträumig nichts anderes als mit Heidegestrüpp bewachsen. 8m bis 10m ragen die höchsten Steindenkmäler in den Himmel.

Die Nationalparkverwaltung bietet zwei Möglichkeiten der Wüstenerkundung an. Man kann das Naturwunder auf einem rund zwei Kilometer langen Rundweg erwandern. Bei großer Hitze ab 35°C bleibt dieser Wanderweg mangels Schattenmöglichkeiten gesperrt. Mehrere Aussichtspunkte erlauben immer wieder einen Überblick über das gar nicht so ausgedehnte Wüstenareal. Die begrenzende Heidelandschaft lugt an allen Ecken und Enden hervor.

Auf der gut vier Kilometer langen Rundfahrt mit dem eigenen Fahrzeug dringt man tiefer in die Wunderwelt der Pinnacles Desert ein. Doch dürfen die Fahrzeuge nicht länger als 6.50m und nicht breiter als 2,50m sein, sonst bleiben sie stecken. Dieser Gefahr setzt sich auch aus, wer bei Regen durch den Wüstensand rollen möchte.

Pinnacles
Pinnacles

Auf keinen Fall auslassen sollte man das in den National Park integrierte Pinnacles Desert Discovery Center. Eine multimediale Ausstellung erläutert Zusammensetzung und Entstehung dieser Sandsteingebilde. Die Forschung nimmt an, dass es sich um gepresste, erodierte Überreste von Muscheln handelt. Denn vor mehreren hunderttausend Jahren war dieses Gebiet noch Meeresgrund. Ganz sicher ist man sich aber offensichtlich nicht über Herkunft und Zusammensetzung der Pinnacles. Denn eine andere Forschungsrichtung besagt, dass hier früher ein Wald gestanden haben soll. Mithin betrachten wir heute also versteinerte Baumreste (petrified forest). Ob nun die eine oder andere Forschungsrichtung stimmt, tut den phantastischen Fotomotiven auf unserer knapp halbtägigen Fotosafari keinen Abbruch.

Mit der Küsten-Heide-Landschaft findet die Wildflower Story natürlich kein abruptes Ende. Nur wenige Kilometer von der Küste entfernt, bei der einladenden Stadt Moora stoßen wir auf eine weitere Wildflower Farm (www.wildflowerswa.com.au). Diese Farm widmet sich in der Tat der Pflege, Bewirtschaftung und Vermarktung der Wildblumen. Pflege bedeutet dabei, die angrenzenden Felder und Wiesen der Farm stehen samt und sonders unter Schutz. Die Natur bleibt unbearbeitet. Bewirtschaftung bedeutet, dass gut zwei Dutzend Blumenpflücker jetzt in der Blütezeit ausschwärmen, um die Farbenpracht auszudünnen. Vermarktet wird das Ganze dann meist in getrockneter Form. „Wir liefern weltweit“, betont die Farmersfrau nicht ohne Stolz, während sie eine Lieferung nach Italien bearbeitet.

Kloster New Norcia
Kloster New Norcia

Ein Stück weiter soll es noch ins Inland gehen, rund 60km tiefer zu Australiens spirituellem Hauptanziehungspunkt, einem Benediktiner Kloster. Wir finden es im Dorf New Norcia am Brand Highway. Eigentlich besteht das ganze Dorf  nur aus den Klosteranlagen. Die 38 sonstigen Bewohner bewirtschaften meist das Visitors Information Center, das angrenzende Hotel mit Café oder arbeiten an der Dorftankstelle.

Museum und Kunstgalerie sind zu besichtigen, eine „Stadttour / Town Tour“ soll tieferen Einblick in das Klosterleben geben. Eindringlicher geht es, wenn man der Einladung der Mönche zum Gebet folgt (6 Mal pro Tag), oder sich mehrere Tage lang der klösterlichen Spiritualität hingibt. Motto der Besinnungswoche: „It refreshes the soul better than any holiday. The only hardship of coming here is leaving“.

Kirchenmusikalische Schwerpunkte, literarische Veranstaltung sowie Seminare zur Bibelforschung runden das Programm ab. Die Anzahl der Besucher an einer dieser Literaturseminare über Dantes „Göttliche Komödie“ deutet auf einen guten, überregionalen Ruf hin.

Mit „Himmelsforschung“ im weitesten Sinn befasst sich auch das Cosmos Center / Center of Gravity der Universität Westaustraliens. Wir finden das Discovery Center and Observatory verborgen in unendlicher Heidelandschaft auf dem Rückweg zur Küste bei dem Weinort Gingin. Alles was in der Gravitäts- und Raumforschung Rang und Namen hat, ist hier ausstellungsmäßig vertreten. Albert Einstein nimmt einen besonderen Platz ein. Die Anlage dient gleichzeitig als physikalisches Bildungszentrum für Schüler und Studenten allen Alters, mit viel experimentellem Material zum sprichwörtlichen „Begreifen“.

Schiefe Turm von Gingin
Schiefe Turm von Gingin

Eine solche Begreifgelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen. An einer der Lernstationen haben wir Gelegenheit, das eigene Körpergewicht zu relativieren. Bei gemessenen 74kg lebendem Erdgewicht bleiben davon auf dem Pluto gerade noch einmal 5kg übrig, wegen der geringeren Gravität. Auf dem Mond wären wir immerhin schon 8kg schwer; der Merkur wartet mit 24kg auf, auf dem Mars steigert sich das Eigengewicht dann auf 29kg. Soweit die freundlichen Messangaben, denn reisen wir weiter zum Jupiter, wären unsere 74kg bereits zu 180kg umgewandelt. Auf der Sonne, die glücklicherweise nicht betreten werden kann, wögen wir aber doch 2.080kg.

Von diesem Körpergewicht müssen wir wieder herunter. Hierfür besteigen wir den universitätseigegen schiefen Turm. Er hat den gleichen Neigungswinkel wie jener in Pisa. Von der 10. Etage aus, nach 222 Stufen und einigen Gramm weniger, werden dann wissenschaftlich relevante Fallstudien durchgeführt. Spielerisch geht es bei uns um einen mit Wasser gefüllten Luftballon. Soviel Erkenntnis, gepaart mit dem Gewichtsverlust, lassen die Mühsal des Aufstiegs schnell vergessen.

Noch sind es zwar gut 150km bis Perth, doch allmählich machen sich die Auswirkungen einer Großstadt bemerkbar. Wie?

In Two Rocks
In Two Rocks

Die Küstenorte erhalten einen völlig anderen Anstrich. Die Millionenvillen in der ersten Reihe am Meer werden unübersehbar. Völlig neue  Orte entstehen. Die letzten Baulücken zwischen den Orten sollen wohl noch geschlossen werden. Brandneue Shopping Center haben ihre Pforten geöffnet. An vielen leeren Grundstücken lesen wir das Schild „Verkauft“. Die Bautätigkeit ist voll im Gange, auch an Sonntagen.

Prototypisch für diesen Bauboom stehen die neuen, supermodernen Dörfer – oder eher Siedlungen – Two Rocks und Yanchep. Die Architekten haben sich viel einfallen lassen, um bauliche Tristesse zu vermeiden. Abwechslungsreich präsentieren sich die Häuserzeilen. Großzügig gestalten die Lokalpolitiker das Umfeld mit kombinierten Rad- und Wanderwegen, ansprechendem Outdoor Mobiliar und vielen Grünanlagen. So lässt es sich leben (mit dem nötigen Kleingeld!).

Yanchep National Park
Yanchep National Park

Yanchep wartet aber nicht nur mit dörflicher Schönheit auf. Fast direkt am Ortsrand öffnet der Yanchep National Park seine Pforten. Er wirkt wie eine Miniaturausgabe seiner großen Geschwister. Man kann eigentlich alle Attraktionen zu Fuß erreichen, die Crystal Cave (kann nur per gebuchter Tour besichtigt werden), das Aboriginal Center, Loch Ness (mit richtigem Namen Loch McNess) sowie eine Koala Kolonie. Und die großen Western Kängurus hüpfen eh im gesamten Parkgelände herum. Dieser Park eignet sich hervorragend für ein Schönwetter Picknick mit anschließenden Spaziergängen – oder umgekehrt.

Yanchep National Park
Yanchep National Park

Somit beenden wir dieses Kapitel unmittelbar vor den Toren von Westaustraliens Hauptstadt Perth.

K&K 73 – Bunter Blumenteppich auf 2,5Mill km²

Die ersten Anzeichen der nördlichen Blumenteppichkante entdecken wir in der Nähe von Geraldton (vgl. vorheriges Kapitel). Je südlicher wir kommen, umso dichter und farbenfroher wird das Teppichmuster. Wildflower Country zieht sich hinab bis an die Südwestküste und ins östliche Outback.DSCN9163

Die Wildblumensaison dauert von July bis November mit den Scherpunktmonaten August, September und teilweise Oktober. Besonders in den kleineren abgelegenen Orten öffnen deshalb extra Visitor Information Center ihre Pforten oder werden Wildflower Festivals organisiert. Eine Reihe von Tourenanbietern in den verschiedenen Orten hat sich auf bunte Rundfahrten spezialisiert. Das Angebot an regionalen und überregionalen Wildflower Broschüren ist immens. Aus einer dieser Hefte suchen auch wir uns aus immerhin einem guten Dutzend verschiedener Trails den passenden Loop für self drivers heraus. Jede dieser Routen, meistens Rundfahrten zurück zum Ausganspunkt, hat eine Länge von 300km bis 500km. Die unsrige, als Everlasting Trail bezeichnet, führt uns überwiegend in die südöstliche Region von Dongara. Für ein eventuelles Kartenstudium hier einige der kleinen Orte als Anhaltspunkte: Mingenew – Three Springs – Ebeabba – Perenjori – Morawa – Mullewa.DSCN8963

Im gesamten Westaustralien sollen 12.000 Wildblumenarten wachsen, von denen rund 60% nur in Australien gedeihen. Über insgesamt 2,5Mill. km² sollen sie verstreut blühen. Somit lassen sich dann auch immer nur kleine Ausschnitte aus dem bunten Meer herausfiltern. Doch diese sind beeindruckend. Es ist eben nicht so, dass auf einer Wiese ein kleiner Fleck voller Blumen entdeckt wird. Großflächig, oft soweit das Auge reicht, schillern gelbe, weiße oder violette Teppiche am Straßenrand in die Landschaft hinein. Eine Etage höher inmitten der Farbenpracht leuchten oft goldgelbe Mimosenbüsche oder rote Azaleen.

Pommes in der Pampa
Pommes in der Pampa

Und wie heißen die australischen Wildblumen? Hier eine kleine Namensauswahl: Dampiera, Silver Cassioa, Wreath Flower, Everlastings, Eremophila, Donkey Orchid oder Climbing Fringe Lily. Für den Betrachter ist die Schönheit der Blumenpracht sicherlich viel entscheidender als der Pflanzenname.

Die kleinen Orte am Wegesrand geben sich viel Mühe im Konkurrenzkampf um die Durchreisenden. Jeder wartet außer mit der Wildblumenpracht mit irgendeiner anderen Besonderheit auf: Morawa mit den Koolanooka Springs,  Three Spings mit einem Lookout auf die Talkum Mine und einem Minifelsgarten; Mingenew mit historischen Wandgemälden. Von hier aus führt eine Straße in den 30km nördlich gelegenen Coalseam Conservation Park. Mit seinem Irvin River Gorge ist er ein Musterbeispiel an Wildflower Romantik.DSCN9166

Auch Perenjori, als Ort selbst eher unscheinbar, schickt seine Besucher ein wenig nach außerhalb. In einem der früheren Berichte haben wir bereits über den „Dingo Fence“ berichtet (vgl. Kap. „Von Sechs bis Sechs“.) Dieser Schutzzaun zieht sich bekanntlich 5.400km von der südaustralischen Küste in der Nullarbor Plain bis hinauf ins nordöstliche Queensland. Er sollte und soll die Schafsherden vor Dingoraubzügen schützen. Seinen Zaunvetter finden wir nunmehr beim Dorf Perenjori. Hier allerdings soll nicht das Vieh vor Raubtieren geschützt werden sondern das Gemüse und Getreide vor gefräßigen Kaninchen. So heißt dieses Zaunbollwerk denn auch „Rabbit Fence“ und erstreckt sich von Westaustraliens Nordküste bis zur Südküste.

Mullewa Kirche
Mullewa Kirche

Der nördlichste Ort dieser Flower Power Rundtour strahlt schon fast etwas Pilgerfahrtähnliches aus. Er kann mit einem rund drei Kilometer langen Wildblumenpfad aufwarten, immer schnurstracks durch die wilde Natur. Seine Hauptattraktion allerdings steht bescheiden am Dorfrand und ist die Kirche „Our Lady of Mount Carmel“. Geplant und erbaut vom Priester-Architekten Monsignor Hawes zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildet sie ein Schmuckstück in einer Reihe ähnlicher Gotteshäuser der Region.

In Mullewa stehen wir auch am Scheidepunkt, ob wir zurück an die Küste fahren oder weiter hinein ins östliche Outback. Wir entscheiden uns für die zweite Richtung. „Das blühende Outback erleben“, ein „must do & must see“ wurde uns vielfach von Einheimischen geraten. Nun, sie kennen ihr Land, wir nicht so sehr. Verlassen wir uns auf die Ratschläge und steuern Laverton 800km östlich an.DSCN9169

Und ebenfalls für diesen Streckenabschnitt führen wir für diejenigen, die mit dem Finger auf der Landkarte mitfahren wollen, einige Ortsnamen an: Mullewa – Yalgoo – Mt Magnet mit nördlichem Abstecher nach Cue – Sandstone – Leinster – Leonora – Laverton.

Die Farbenpracht des Blumenteppichs bleibt uneingeschränkt strahlend. Ihr Effekt erhöht sich höchstens noch durch die rote Erde des Outbacks, insbesondere bei den weißen und gelben Blüten. In der Tat lässt sich sagen: „Die Wüste blüht“ – ein wunderbares, unbeschreibliches Schauspiel.

Diese zum Teil winzigen Orte warten ebenfalls oftmals mit einer kleinen Besonderheit auf. Allen gemeinsam ist, dass sie jeweils rund 150km voneinander entfernt liegen, die „durchlöcherte Einsamkeit“ sich auch auf diesem Streckenabschnitt fortsetzt. „Golden Quest Discovery Trail“ nennt sich die Tour ins Binnenland. Die Blütezeit der Region lag also während des gold rush. Heute bedeutet das Andenken und dessen Pflege an diese goldenen Zeiten vielfach aktuelles „touristisches Gold“.   Mt Magnet z.B. bietet neben dem Warramboo Hill Outlook ein umfangreiches „Mining and Pastoral Museum“. Der Blick von den nahe gelegenen Granitformationen gibt den Blick frei auf die Tagebaumine (Gold). Der Ort Cue wirbt mit den Ruinen des Big Bell als Referenz an die längst verflossene Goldene Ära.  Das dörfliche Sandstone hingegen versucht sein touristisches Glück mit dem Felsbogen „London Bridge“ welcher sich immerhin gut 50km außerhalb des Ortes wölbt und nur über eine dirt road erreicht werden kann.

Trinkwasser endlich!
Trinkwasser endlich!

Spannender wird es in Leonora bzw. im zwei Kilometer entfernten Gwalia. Die noch aktive Mine beherbergt aber bereits Museales. Zum einen ist Gwalia eine Ghosttown aus der Zeit des gold rush. Zum anderen präsentiert man in einer ansehnlichen Ausstellung stolz das erfolgreiche Werk von Herbert Hoover, der die Mine aufgebaut hat. Der Name verbindet sich eigentlich mit einer anderen Assoziation als australischem Bergbau. Herbert Hoovers Name erscheint eher als der 31. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In dieser verlassenen Outback Region hat er vor seiner Präsidentschaft gewirkt. Der Besucher dieses Museums kann nicht nur anschauen. Er kann auch in den Räumen des Hoover Hauses übernachten. Drei Originalzimmer stehen den Gästen zur Verfügung, im modernisierten Stil der damaligen Zeit (www.gwalia.org.au).

DSCN9089End- und Höhepunkt dieser Outbackschleife ist Laverton. Auch hier hat ein australischer Albert Schweitzer gewirkt, Dr. Charles Laver. Mit dem Fahrrad  besuchte er um die Wende des 19. zum 20 Jahrhundert seine Patienten in den weit verstreuten Siedlungen des Outbacks. Mehr Anziehungskraft besitzt „The Great Beyond – The Hall of Fame of the Explorers“. Alle Entdecker, die sich bei den ersten Erkundungen West- und Zentralaustraliens des 18./19. Jahrhunderts einen Namen gemacht haben, werden hier geehrt. Per Film erfahren wir mehr über die gescheiterte Suche in der Wüste nach dem preußischen Erforscher Friedrich Wilhelm Ludwig Leichardt (verschollen 1848 im zentralen Outback). In einer „historischen Videokonferenz“ unterhalten sich die Entdecker Alexander Forrest, Edvard J. Eyre, Williams J. Wills, Augustus Gregory und Dirk Hartog und einige andere mehr über Erfolge und Misserfolge ihrer Expeditionen. Dieses Museum hat es in sich. Es lohnt den Besuch außerordentlich.

In Laverton, dem letzten Ort vor dem sandigen Outback Way quer hinüber im östlichen Outback, kehren wir wieder um zurück an die Westküste. Die Wildblumen Story begleitet uns natürlich auch auf dem Rückweg, besonders rund 100km, bevor wir die Küste des Indischen Ozean wieder erreichen. Im Dorf Coorow folgen wir der Ausschilderung „Wildflower Farm“. Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein Gehöft, welches die Wildblumen züchtet. Das wäre auch ein Widerspruch. Diese Farm ist eingebettet in unübersehbare Wiesen und Felder mit diesem Naturschmuck. Ein sechs Kilometer langer, sandiger Rundweg führt mitten hindurch. Kleinere Abzweigungen vom Hauptweg, z.B. hinauf auf einen Lookout bieten einen noch besseren Überblick über das vielfarbige Blütenmeer. DSCN9096Somit erfreuen wir uns eines wirklich genüsslichen Abschlusses dieser Inlandstour.

Als nächste Touretappe planen wir den Indian Ocean Drive, der in der Gegend von Dongara beginnt und uns bis kurz vor Perth führen wird.

Unser Buch über NEUSEELAND ist fertig

Ein Buch von unterwegs für unterwegs.

Kea als ständiger Begleiter
Kea als ständiger Begleiter

Während wir noch Australien umrunden, ist unser Neuseeland Buch entstanden. Alles tip top mit ausgefeilten Texten, tollen Fotos und einem sicherlich sehr ansprechenden Cover – pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2016.

Die Auslieferung wird bald möglich sein, entweder über den Verlag direkt (www.traveldiary.de) oder –

wir nehmen natürlich auch gern Vorbestellungen entgegen und schicken das Buch dann direkt an die Besteller – nach unserer Rückkehr im Oktober 2016.

Wer es gar nicht erwarten kann, es wird auch eine e-book Version zum downloaden geben.

Mt Cook Oststeite morgens
Mt Cook Oststeite morgens

Wie der Verlag unser nunmehr viertes Buch charakterisiert, steht unter diesem link: http://traveldiary.de/?p=23269

Auf unserer Internetseite „reisen“ haben wir ebenfalls einiges zu unserem neuen Werk gesagt. Einfach mal unter „bücher“ nachschauen.

Apropos: Ein Bericht über unsere Australienrundreise wird später ebenfalls als Buch erscheinen. Als Präsentationstermin wird die Leipziger Buchmesser im März 2017 angestrebt.

Wie heißt es doch so treffend: Reisen bildet – Lesen auch – selbst Schreiben erst recht.

Bis dann einmal

K&K 55 – Anker werfen

Wir verlassen CAIRNS erst einmal und fahren gen Norden.

Richtung Cooktown
Richtung Cooktown

Denn die Stadt mit dem umliegenden Regenwaldareal steckt in einer so tiefen und tagelangen Regenperiode, dass Ausflüge z.B. ins Great Barrier Reef oder Ähnliches ziemlich sinnlos sind. Deshalb steuern wir nunmehr COOKTOWN an, das Tor zum Cape York. Und siehe da, kaum sind wir die Straße hinauf zu den 300m – 400m hohen Tablelands geklettert, reißt der Himmel auf. Die Great Dividing Range erfüllt ihre Funktion als Wetterscheide einmal mehr.

Rund 300km legen wir zurück auf dem Mulligang Highway. Zwei Dörfer und eine Siedlung müssen als zivilisatorische Ausbeute herhalten. Ansonsten nur pittoreske Bergwelt mit gelegentlichen Lookouts. Keine Spur mehr von dichtem Regenwald. Sonnendurchfluteter Mischwald  schmückt die Berghänge bei angenehmen winterlichen Temperaturen um die 25°C.

Cooktown Promenade
Cooktown Promenade

Der Stadtname COOKTOWN spiegelt das gesamte Besichtigungsprogramm dieses kleinen Küstenortes wider. Man lebt hier mit und von James Cook. Am 17. Juni 1770 hat der berühmte Seefahrer hier Anker geworfen, was allerdings nicht ganz freiwillig geschah. Nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war, zeigte sein Schiff, die Endavour , so starke Beschädigungen, dass er sie nur noch mit Mühe in die sichere Flussmündung, heute Endavour River genannt, navigieren konnte. Die Reparaturen dauerten gute sechs Monate, während derer er vielerlei Forschung betrieb. Obendrein verhandelte er, offensichtlich sehr geschickt, mit den dortigen Aborigines, damit diese ihn und seine Crew nicht gleich als Feind bekämpften. Im Ergebnis statteten sie das Schiff später dann auch mit Proviant aus. Captain Cook hinterließ also tiefsitzende Spuren, welche den Einwohnern der heutigen Stadt den regen Besucherstrom verschaffen.

Man poliert das Andenken an den Seefahrer aber auch in vielen Schattierungen auf. Allem voran ist das James Cook Museum zu nennen. Voller Stolz ist in ihm, neben vielen anderen Schiffsuntensilien, der orginale Anker der Endavour ausgestellt, nebst einer Schiffskanone. Dieser Anker war bei der seinerzeitigen Havarie abgerissen und konnte in den 1960ger geborgen werden. Weitere Prunkstücke von der Cook-Havarie sind die originalen Logbuchaufzeichnungen des Kapitäns.

Cooktown
Cooktown

Aber auch außerhalb des Museums treffen wir auf Schritt und Tritt auf den Entdecker. Die Uferpromenade zieren eine James Cook Statue, eine weiteres James Cook Monument und der Pfahl, an dem das Schiff dann zur Sicherung festgebunden wurde. Fast unauffällig, mit der Gefahr, übersehen zu werden, schlummert ein weiteres Relikt vor sich hin, The Queen’s Steps. Sie datieren allerdings aus der Neuzeit, d.h. aus dem Jahr 1970, als die heutige englische Königin Elizabeth II zur Eröffnung des James Cook Museums extra anreiste.

Was heute weltberühmtes Museum ist, diente vorher als Nonnenkloster der Mercy Sisters aus Irland. Gern gedenkt man ihres Engagements besonders in Sachen Schulbildung und Gesundheitswesen, welches beides auch heute noch ausgeübt wird. So spannt sich im Museum der parallele rote Faden in der Form, dass jeder ehemalige Klosterraum entsprechend gekennzeichnet ist.

Vergessen wollen wir auch nicht die dritte Ausstellungskomponente des Museums, der Abteilung über China. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, der Ära des dortigen Gold Rush lebten in der Stadt rund 18.000 Chinesen. Sie waren meist als Arbeiter, Träger besonders aber als Kaufleute tätig. Wenn man die heutige Einwohnerzahl von 2.300 dagegenhält, lässt sich leicht vorstellen, was für ein boom dieser Gold Rush nach sich zog.

Wir folgen ein letztes Mal den historischen Spuren von James Cook und klettern auf den Grassy Hill. Von hier aus, mit 360° Rundblick auf 150m Höhe legte er dann die weitere Route durch das Reef und die zahlreichen Sandbänke fest. Für uns ist das Navigieren auf der Straße heute erheblich einfacher. Zum einen gibt es bis COOKTOWN eigentlich nur den erwähnten Highway. Zum anderen befindet dieser sich in einem ausgezeichneten Zustand ohne wirkliche Havariegefahr, es sein denn mit den unzähligen Rinderherden am Straßenrand.

Richtung Cape Tribulation
Richtung Cape Tribulation

Der Entdecker lässt den Reisenden nicht los. Rund 80km südlicher hat er eine weitere Duftmarke gesetzt, am Cape Tribulation. Denn in diesen Gewässern rammte er zum ersten Mal eines der Korallenriffe und steckte teilweise fest. Was lag da näher, als diesen Ort als „Kap voller Kummer“ zu bezeichnen.

Heute genießen wir es als „Kap voller Freude“. Der Weg dorthin, von COOKTOWN aus, führt auf zwei Routen. Entweder nimmt man die Sandpiste direkt an der Küste. Sie ist allerdings nur für Allradfahrzeuge empfohlen. Oder man fährt wie wir zunächst im großen Bogen, aber auf geteerter Straße zunächst drum herum, um dann nahe PORT DOUGLAS wieder die Nordrichtung für rund 60km einzuschlagen. Wenn man direkt aus CAIRNS kommt, verläuft die Route gleich, eben nur genau anders herum.

Cape Tribulation
Cape Tribulation

Was macht das Cape Tribulation so reizvoll? Zunächst liegt es in dem riesigen Regenwald  Daintree National Park. Dieser Park ist von der UNESCO unter der Bezeichnung „Wet Tropics“ als Welterbe geschützt. Von        PORT DOUGLAS aus benötigen wir noch gut zwei Stunden Fahrtzeit (für 60km!). Die Straße ist bergig, eng und gewunden. Sie führt meistens direkt an der Küste entlang durch dichten, urwüchsigen Regenwald. Obwohl wir nur wenige Meter von Strand entfernt fahren, bleibt der Blick wegen der Urwalddichte häufig versperrt. Damit haben wir das Markenzeichen dieses Küstenabschnittes genannt. Hier küssen sich Urwald und Meeresküste. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Park- und Picknickmöglichkeiten mit direktem Strandzugang. Man hat einfach Durchgänge in das Dickicht geschlagen. Diese Form des unmittelbaren Aufeinandertreffens von Wald und Meer macht einen Strandaufenthalt in der schwülen Tropenhitze recht erträglich. Der Körper ist nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Dafür ruhen wir bei leichter Brise im Schatten der Palmen und Baumfarne.

Urwald küsst Meer
Urwald küsst Meer

Der Touristenansturm hält sich jetzt zur beginnenderTrockenzeit ziemlich in Grenzen, trotz ausgeprägter Infrastruktur. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straßenroute unterbrochen wird durch die Fähre über den Daintree River bzw. das konventionelle Autos und Wohnmobile ohne Allradantrieb in der kleinen Cape Tribulation Siedlung umkehren sollten. Allerorts, sowohl am großen Daintree River aber auch an den vielen kleinen Bächen und Wasserläufen wird vor Krokodilen gewarnt. Der Daintree National Park gilt als von den Reptilien gut bevölkertes Habitat.

Entdeckt man sie in der freien Natur? Wir raten von einer Expedition in die unberührte Natur auf eigene Faust ab. Es gibt bessere Möglichkeiten. Entlang des Flussufers und besonders in Richtung Daintree Village bieten einige Unternehmen Croc Adventure Cruises an. Das Kleingedruckte in den bunt schillernden Broschüren und Flyer gibt den Aufschluss. Wir werfen Anker bei Bruce Belcher’s Daintree River Cruises (www.daintreerivercruises.com.au). Warum? Eine 98%prozentige Krokodil-Sichtungsmöglichkeit klingt einigermaßen vertrauenserweckend, bleibt das 2%ige Restrisiko. Dieses fängt das Familienunternehmen auf durch das Angebot, die einstündige Flusstour gratis wiederholen zu können, bis jeder das gewünschte Wildllife erspäht hat. So eine Offerte darf man sich nicht entgehen lassen, zumal es pro Tag insgesamt sechs Touren gibt. Die ebenfalls als „Gastgeschenk“ dargereichten kleinen Leckereien und Getränke sind auch nicht zu verachten. Und zum Mittag spendiert er mit der Tour sogar einen Lunch aus „Pie & Getränk“. Soweit zu den kollateralen Annehmlichkeiten.

Familienfoto
Familienfoto

Die Tour selbst ist ein Volltreffer. Ein halbes Dutzend sich sonnender, schwimmender oder tauchender Krokodile können wir aus nächster Nähe sichten, darunter ein Weibchen mit höchstens 10-14 Tage alten Jungtieren. Den Daintree National Park bevölkern die Estuarine Crocodiles.  Sie gelten als die größten und gefährlichsten Salzwasserkrokodile Australiens und  haben bereits ikonenhaften Status erreicht. Unser größtes gesichtetes Reptil misst immerhin rund 5m Länge. Der Rekord soll bei 8,4m liegen. Über diese Tour können wir nur schreiben: Toll, erlebenswert, a must do.

Dann wird es erst einmal wieder unaufgeregter. Die größeren und kleineren Küstenorte haben sich für die Trockenzeit, d.h. Tourismussaison, offensichtlich gut gerüstet. Besonders positiv fällt uns hierbei PALM COVE auf mit seiner Strand-Palmen-Allee. Aber auch PORT DOUGLAS kann punkten mit seinem Four-Mile-Beach.

Wir kehren zurück in die unwegsame Natur des  Daintree National Park. An seinem Südende, unweit des Dorfes MOSSMAN, folgen wir der Beschilderung Mossman Gorge. Nach vier Kilometern endet die Fahrt an einem großen Besucherzentrum. Ab hier geht es nur noch per Shuttle Bus weiter, wieder hinein in das Urwalddickicht, den Berg hinauf zu einem Waldparkplatz. Der anschließende drei Kilometer lange Rundwanderweg führt uns meistens auf einem Bordwalk an dem schluchtenartigen Daintree River entlang, dort, wo der Fluss sich  noch kaskadenartig in die Tiefe stürzt – ohne Krokodile. Einmal mehr können wir so die Dichte, Feuchtigkeit und Schwüle dieses Naturerbes spüren.

Mossman Gorge
Mossman Gorge

Das Thema „Crocs“ lässt den Besucher dieser Region nicht los. Auch uns nicht, und wir statten der Croc Farm & Zoo – Hartley’s Crocodile Adventures einen halbtägigen Besuch ab (www.crocodileadventure.com). Weit müssen wir nicht fahren, denn diese Mischung aus Tierpark, Tierfarm und Krokodilzuchtanstalt liegr unweit von PORT DOUGLAS auf dem Weg zum Daintree National Park.

Croc Feeding
Croc Feeding

Sicherlich spielt der Aspekt über die Vermarktung von Krokodilen (Fleisch, Leder) für das Familienunternehmen eine große wirtschaftliche Rolle. Doch die Historie der ungezügelten Krokodiljagd der Vergangenheit hat zu den Farmhaltungen geführt. Bis 1970 gab es keinerlei Einschränkungen bei der Jagd auf diese Reptile, mit dem Ergebnis der fast völligen Ausrottung. Per Gesetzgebung konnten sich dann ab 1974 solche Krokodilfarmen installieren mit der gleichzeitigen Auflage eines Arterhaltungsprogramms. Seither hat sich der Krokodilbestand wieder erholt.

Wie gesagt, Hartley bietet beides, Farm und Tierpark, in dem dann ebenfalls Koala, Schlangen, Kasuare, Wallabies und unzählige bunt gefiederte Vogelarten zu finden sind. Ein ausgeklügeltes Programm bietet für jeden etwas: Wetland Tour mit Kasuar Fütterung, Schlangenreport, Koalagespräch und –fütterung, Farmtour oder auch einen Besuch im pädagogischen Zentrum. Alle diese Angebote zentrieren sich jedoch um das Hauptaugenmerk „Krokodil“ herum. Auf einer Bootsfahrt auf dem See des Feuchtgebietes erblicken wir wiederum eine große Anzahl an Crocs. Getrennt nach Salz- und Süßwasserkrokodilen gibt es mehrmals täglich öffentliche Fütterungszeremonien.  Als Höhepunkt wir die Croc Attack Show veranstaltet. Bei allem sensationsverdächtigen Anschein dieser Vorführung (täglich 15Uhr) werden viele wissenswerte Vorsichtsmaßnahmen in von Reptilien bewohnten Gebieten vermittelt. Auch den Besuch bei Hartley können wir ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

CAIRNS nördliche, tropische Region ist kein Tagesausflug. Man muss ja nicht gleich wie Captain Cook für sechs Monate den Anker werfen. Aber mindestens eine Woche bietet sich an, um typische Facetten auszuleuchten.

Palm Cove
Palm Cove

Um auch CAIRNS als Hotspot für Great Barrier Reef Touren nicht nur auf diesen einen Blickwinkel zu reduzieren, werden wir im nächsten Bericht auch einmal einen anderen Blick auf Stadt und nähere Umgebung werfen.