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K&K 62 – Im Herzen des Kontinents

Hat man die „Meteoritenstraße“ erst einmal erreicht, sind es nur Wegweiser DSCN5669noch 70km bis zur Abzweigung ins geographische und spirituelle Herz Australiens. Gemeint ist damit der weltbekannte Ayers Rock / Uluru, die Ikone einer jeden Australientour. Nicht weit davon entfernt – nur 100km Luftlinie – liegt dann auch der mindestens ebenso berühmte Kings Canyon.

Ein kurzer Blick zurück gilt noch einmal der Straße zu den Meteoritenkratern, offiziell als Ernest Giles Road bezeichnet. Wer auf dieser Schotterstraße mit (s)einem robusten Allradfahrzeug weitere 100km gen Westen Richtung Kings Canyon rumpelt, spart so ungefähr 200km Umweg auf geteerter Straße. Ziemlich ähnlich verhält es sich, wenn man bereits ab ALICE SPRINGS den überwiegend ungeteerten Red Center Way erst nach Westen, dann nach Süden zum Canyon einschlägt. Die Kilometerersparnis beläuft sich in diesem Fall auf ca. 250km. An den überholenden oder entgegen kommenden Fahrzeugen lässt sich leicht ablesen, wie die Entscheidungen gefallen sind.

Wir nehmen mit dem Wohnmobil natürlich die geteerte, sehr angenehm zu befahrende Route. Ohne Zeitdruck können wir die Landschaft buchstäblich aufsaugen. An der Wegegabelung am Erldunda Roadhouse biegen wir ab vom Stuart Wy auf den Lassater HWy. Das rot-grüne Landschaftspanorama wird durchbrochen von den begleitenden Hügelketten. Gut 100km später an der Gabelung zum Luritja HWy heißt es wieder, sich zu entscheiden: erst zum Ayers Rock und dann zum Kings Canyon oder umgekehrt. Egal in welcher Reihenfolge die Ziele angelaufen werden, man kommt unweigerlich an diese Straßengabelung zurück. Viel wichtiger erscheint uns, dass man genügend Zeit für beide Attraktionen mitbringt.

Noch nicht Ayers Rock sondern Mt. Corner
Noch nicht Ayers Rock sondern Mt. Corner

Wir schlagen zunächst die Richtung zum Kings Canyon ein. Weitere 170km sind zu fahren, dann kurz vor dem Kings Canyon Resort mit Hotel und Campingplatz zeigt ein Wegweiser auf den Parkplatz, von dem aus die verschiedenen Wanderwege in und um den Canyon starten. Der frühe Vogel frisst den Wurm, der Parkplatz ist bei unserer Ankunft noch so gut wie leer. Die winterlich sonnigen Temperaturen empfinden wir als sehr angenehm, ca. 20°C. Also ideal, um auf Erkundungswanderung zu gehen. Wir schlagen den Pfad in den Canyon hinein ein. Die Alternative wäre der sogenannte Rim Walk, welcher auf der oberen Felskante rund 200m über dem Canyonbach entlang führe (4-5Std. Wanderzeit einplanen).

Kings Canyon
Kings Canyon

Alle möglichen Hinweisschilder geben Wanderverhaltensregeln. Bei mehr als 36°C ab  Uhr morgens wird der Höhenweg geschlossen. Da wir in einem Nationalpark sind, dem Watarrka National Park, fehlt es natürlich nicht an Aufforderungen, sorgsam auf Fauna und Flora Rücksicht zu nehmen. Besonders hervorgehoben wird die Spiritualität des Ortes. Manche bestimmte Felsen, einzelne Bäume aber auch ganze Landstriche gelten als Heilige Stätten der Luritja Aborigines.

Wir marschieren los, hinein in den schattigen Schlund des Canyons. Meist wandern wir direkt im Bachbett des King Creek. Bis auf wenige Wasserlöcher bleiben wir  trockenen Fußes, das Bachbett ist so gut wie ausgetrocknet. Den eigentlichen Wasserverlauf erkennt man schnell an dem grünen Band von Sträuchern, Farnen und Bäumen, das sich durch den Canyon schlängelt. Diesem brauchen wir nur zu folgen auf dem steinigen Pfad. Ein besonders dicht bewachsener Canyonabschnitt wird auch „Garten Eden“ genannt. An einer Stelle erblicken wir einen weiß-kahlen, mit Sackleinen umwickelten Baum. Die Hinweistafel klärt uns auf, dass es sich um einen Heiligen Baum handelt. Die Umwicklung soll ihn vor der Zerstörung durch Besucher schützen.  Offensichtlich möchte wohl jeder ein Stück Borke als Andenken abbrechen. Schließlich stehen wir nach gut 2km am Canyon-Endpunkt.

Kings Canyon
Kings Canyon

Die Aussichtplattform und deren Zugang ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. Eigene Inaugenscheinnahme (trotz Verbots!) zeigt, dass tonnenschwere Felsbrocken auf sie gefallen sind und ein Bild der Verwüstung angerichtet haben. Regen und Felsbrocken haben hier ganze Arbeit geleistet. Also schnell wieder zurück hinter den sicheren Absperrzaun! Zurück geht es durch das ebengleiche grüne Paradies, das von steilen rostroten Sandsteinfelsen gesäumt ist. Eine wirklich fantastische Wanderung! Wieder am Parkplatz angelangt, hatten sich die Temperaturen bereits auf gut 30°C gesteigert, der Rim Walk durfte vorsorglich nicht mehr unternommen werden.

Wie soll man sie beginnen, eine Darstellung von Australiens Ikone, den Ayers Rock/ Uluru im Herzen des Roten Zentrums. Tausendfach beschrieben, ebenso oft besungen, gibt es da eigentlich noch etwas nicht Bekanntes und damit vielleicht die Aufmerksamkeit der Leserschaft Weckendes? Der Zufall regiert, unser Besuch der School Of The Air in MOUNT ISA (vgl. K&K60-Schichtwechsel) hilft beim Einstieg in das Thema. Denn dort haben sich die Outbackschülerinnen und –schüler ihre eigenen Gedanken über den Roten Felsen gemacht.

Ayers Rock
Ayers Rock

Mikayla Hannay aus der 4. Klasse schreibt hierüber: „Wenn ich an Uluru denke, so denke ich an einen magischen und spirituellen Ort. Ich sehe einen prachtvollen, roten Felsen, wie er da glühend in der Nachmittagssonne steht. Ich schmecke Staub, der durch die Luft wirbelt. Ich höre schwache Laute von Aboriginal  Gesängen und Zeremonien. Ich merke, wie mich ein Gefühl von Ruhe überkommt, wenn ich dort bin. Und ich fühle, wie einzigartig dieses Land ist.

Doch in meiner Fantasie denke ich auch an das chaotische und dicht bevölkerte Sydney. Ich sehe umherhetzende Leute, Verkehrsstaus und ratternde Züge. Ich rieche den Gestank von Benzin und den der italienischen Restaurants. Ich kann den Lärm röhrender Autos hören und das Hupen der Taxis.  Hier fühle ich mich gehetzt, nervös, wie in einem lauten Käfig“.

Da stehen wir nun unmittelbar vor dem Koloss, gedanklich ausgerüstet mit den Worten dieser 11-jährigen Schülerin. Sprachlos! Dass er gigantisch sein soll, hatten wir uns vorher angelesen. Dass er Australiens Hauptattraktion sein soll, steht in jedem Reiseführer. Und einmal mehr bekommen wir den Unterschied zu spüren zwischen theoretischem Wissen und praktischem Erleben.

Um unsere Sprachlosigkeit in den Griff zu bekommen, retten wir uns erst einmal mit dem, was wir bisher über Ayers Rock / Uluru erfahren haben. Denn bei dem Doppelnamen beginnt der Sandsteinkoloss ein Gesicht zu bekommen. Auf dem Namen Ayers getauft, hat ihn 1873 der Engländer William Gosse, der ihn als erster Europäer bestieg. Ayers hieß der damalige Gouverneur der Provinz Südaustralien. Uluru nennen ihn seit jeher die Aborigines vom Stamm Anangu, die seit Jahrtausenden diesen zentralen Wüstenstreifen ihre Heimat nennen. Für sie ist der 348m hohe Monolith nicht einfach nur ein Felsen. Es ist ihr Heiliger Berg. Deshalb wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man ihn nicht erklettern soll.

Wie groß müssen demnach 1873 Abneigung und Zorn gegenüber diesem ersten Bergbezwinger gewesen sein. Schließlich reklamierte er die heilige Stätte dann obendrein noch als Eigentum der englischen Krone. Erst 1985 gingen die Eigentumsrechte des zwischenzeitlich zum Nationalpark erklärten Felsens an die ursprünglichen Aboriginal Eigentümer zurück. Seither wird der Nationalpark, mit offiziellem Namen Uluru-Kata Tjuta-National Park, gemeinsam von den Anangu und der australischen Nationalparkverwaltung betrieben.

Bleiben wir beim roten Felsen. Zwei Drittel seiner Ausmaße sollen unter der Erde liegen. Vom Meeresspeigel aus betrachtet erreicht seine Spitze stolze 835m. Um die Wirkung des Felsmassivs einatmen zu können, bietet sich die die knapp 10km lange Rundwanderung an. Autofahrer können es schneller machen auf der 15km langen, geteerten Rundstraße. Zusätzlich biegen immer kleine Wege vom Hauptkurs ab zu besonderen Aboriginal Stätten. Wege, Beschilderungen, Schattendächer und Sitzgelegenheiten sind trotz der rund 250.000 internationalen Jahresbesucher aus aller Herren Länder in tadellosem Zustand, so dass es eine wahre Freude ist, dort umher zu wandern. Irgendwie muss es sich herumgesprochen haben, dass diese Stätte, die touristisch schon fast als „Pilgerreise“ angepriesen wird, etwas Besonderes ausstrahlt. Doch nichts scheint so heilig zu sein, dass es nicht auch flexibel gehandhabt werden könnte. Der Felsen soll ja offiziell nicht erklettert werden, um die Heilige Ruhe von Aboriginal Religion nicht zu stören. Doch an einer Stelle direkt beim Mala Walk wird die Besteigung extra ausgeschildert, ist ein Erklimmungspfad markiert und mit Halteseilen abgesichert. Die Religiöse Ruhe tritt erst bei 36°C morgens um 9 Uhr wieder in Kraft. Dann wird der Kletterpfand nämlich gesperrt. Und ob die ständig kreisenden Hubschrauber der Ruhe guttun, mag dahingestellt bleiben.

Sunset
Sunset

Damit wären wir beim Tourangebot für den Besucher. Er kann wählen unter mehr als 65 Offerten, von der geführten Wanderung, zahlreichen Bustouren natürlich, vom Fahrrad-, Motorrad- und auch Quadverleih, Kamelausritten und mehreren Flugangeboten. Für jeden Geschmack und Geldbeutel ist da bestimmt etwas dabei. Oder man organisiert den Nationalparkbesuch eben auf eigene Faust.

Die Besucher finden Hotels, Motels, Backpackerunterkünfte und einen Campground (No Overnight Parking oder Freedom Camping erlaubt) in der Retortensiedlung Yulara. Innerhalb des Ortes gibt es viel Auswahl, außerhalb nur mit langen, langen Anfahrtswegen. Die ganze Siedlung wirkt recht gefällig mit städtischem Flair. Supermarkt, Post, Marktplatz und Polizei fehlen ebenso wenig wie Souvenir-Shops, genügend Restaurants und Cafés. Preislich sind wir über das relativ niedrige Niveau doch überrascht.

Der angrenzende National Park liegt rund 20km davon entfernt. Ohne eigenes Fahrzeug kann der kurztaktige Shuttle Service gebucht werden. Für den National Park selbst muss man ein Dreitagesticket zu 25AUD /ca. 16€ p.P. lösen. Diese Zeit benötigt man aber auch, um sich die Attraktionen dort zu erobern.

Neben der ariden Wüstennatur mit dem Uluru lädt das Aboriginal Cultural Center   zum Besuch. Außer einer eindrucksvollen Aboriginal Gemäldeausstellung  nebst Einführung in die entsprechende Malkunst, werden besonders auch die politischen Aspekte des Zusammenlebens beleuchtet. Ein lehrreicher Film zeigt noch einmal die Rückgabezeremonie des Landstriches an die Urbevölkerung.

Uluru
Uluru

Ayers Rock / Urluru wird automatisch in einem Zusammenhang mit märchenhaftem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gestellt. Hierfür benötigt man einen wolkenfreien Himmel. Der ist nicht im Eintrittspreis inbegriffen. Hier zeigt sich aber auch die Richtigkeit eines Mehrtagepasses. Am ersten Abend unseres Besuches bleibt es bedeckt und winterlich kalt (8°C). Kein Farbenspiel des Felsens ist zu erkennen. Der Felsen verharrt in grau bis schwarz. Also fällt das Schauspiel für heute aus. Gemeinsam mit den anderen rund 500 Besuchern auf dem “Sunset Parking“ ziehen wir enttäuscht von dannen. Die Wettervorhersage lässt für den Folgetag ebenfalls nichts Gutes erahnen. Alle Kilometer für umsonst?

Morgens um 5 Uhr riskieren wir einen Blick gen Nachthimmel und entdecken ein leuchtendes Sternenzelt. Nun muss es schnell gehen, denn der Sonnenaufgang steht mittelfristig bevor. Also noch im Dunkeln losgerollt die 25km zum „Sunrise Parkplatz“, der naturgemäß am anderen Ende des Felsens liegt als der Parkplatz für den Sonnenuntergang. Ein Glück gibt es kein Parkplatzgedränge, denn die Abstellplätze für Busse und private PKWs sind getrennt worden. Alle marschieren dann auf gut ausgebauten Pfaden hinauf oder hinunter zu den verschiedenen Aussichtsplattformen. Von dort aus hat jeder freie Sicht und optimale Fotografier-Möglichkeiten, so großräumig ist das Gelände angelegt. Eine in die Tausende gehende Pilgerschar wälzt sich im frischen Morgengrauen an den gewählten Standort. Ein erstes Rot wird am östlichen Horizont sichtbar, ein erstes Ah hörbar. Vom Schwarz changiert die Felsfarbe in ein allmählich zartes Rosa. Die ersten Sonnenstrahlen blitzen über die grün-rote Ebene. Das Rot des Felsens wird intensiver. Schließlich endet das Schauspiel nach bereits 15 Minuten mit strahlendem Sonnenschein, der Ayers Rock in ein beinahe orangenes Rot taucht. Die Karawane zieht wieder ab. Doch es ist wirklich so, wie oftmals beschrieben: Unbeschreiblich malerisch und aufregend.

Kata Tjuta
Kata Tjuta

In Sichtweite, gut 40 westliche Straßenkilometer entfernt, erhebt sich der zweite berühmte Anlaufpunkt des National Parks, Kata Tjuta / The Olgas. Auch hier wieder der Doppelname mit der Bezeichnung durch die Aborigines sowie die Namensgebung durch den europäischen Erstbesteiger, Ernest Giles. 1872 hatte er sich bis zu dem Gebirge durchgekämpft, ohne Straßenanbindung auf Kamelen durch die Wüste. Eigentlich wollte er auch noch bis zum Ayers Rock (hieß damals noch nicht so!), doch Dauerregen verwandelte die Wüste in ein undurchdringliches Sumpfgebiet. Wer weiß, wie Ayers Rock heute hieße, wäre Giles vor Gosse dort aufgetaucht. Vielleicht hätte dann auch ein europäisches Herrscherhaus namentlich Pate gestanden wie bei The Olgas. Olga (1822-1892) war die damalige Königin von Württemberg, eher bekannt allerdings als Zarengattin im Hause Romanov.

Der Plural bei The Olgas drückt es bereits aus, es gibt mehrere Felsdome zu besichtigen und zu erwandern, aber nicht zu besteigen. Denn auch dieses Felsgebilde gilt den Aborigines als heilig.

Nicht ganz so strahlend rot wie beim Ayers Rock erleben wir auch hier ein ähnlich lebendiges Wechselspiel der Farben, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Auch hier sind Beobachtungspodeste erbaut worden, meist auf den roten Sanddünen. Von den Plattformen aus hat man beide Naturwunder gut im Blick. Wer den Sonnaufgang erleben möchte, muss sich morgens ein wenig mehr beeilen, denn die beste Aussichtsplattform liegt dann immerhin rund 40km vom Campingplatz entfernt. Der Frühaufsteherstrom fällt hier nicht so stark aus wie beim Ayers Rock. Der Rückstrom nach Sonnenaufgang in die Retortenstadt auch nicht. Denn es bietet sich an, gleich die beiden Wanderungen in Angriff zu nehmen, welche in die Bergwelt von Kata Tjuta hineinführen.

Walpa Gorge
Walpa Gorge

Zunächst kraxeln wir in den Walpa Gorge. Der gut ausgebaute Weg führt über Felsplateaus hinweg mitten hinein in das grün dichte Bachtal bis zu einer Aussichtsplattform unmittelbar vor dem Felsdurchbruch. Dieser ist jedoch durch mehrere Felsen blockiert. Auf dem gleichen Weg, jetzt mit Fernsicht über die weite, rot grüne Dünenlandschaft,  geht es zurück zum Parkplatz. Die gesamte Wanderung dauert ca. 1,5 Stunden.

Drei Kilometer vom Gorge entfernt heißt es wiederum, die Wanderschuhe schnüren. Dieses Mal gibt es je nach Kondition mehrere Wandermöglichkeiten im Valley of the Winds. Nach kräftigen Steigungen erreichen wir nach rund 50Minuten Aussichtpunkt Nr. 1 mit phantastischem Blick in die Gebirgswelt der Olgas. Dann geht es rund 2km steil den Abhang wieder hinunter ins eigentliche „Tal der Winde“ zur zweiten Rast. Der gesamte Rundweg durch die sich links und rechts auftürmenden Felsendome (bis 350m Höhe) endet schließlich nach insgesamt 8km mit dauerndem Auf und Ab. Glücklicherweise herrscht im Moment Winter (Juni). Die Tagestemperaturen sind mit 25°C sehr erträglich, da es nur wenige Schattenmöglichkeiten gibt. Auch dieser Wanderweg wird, wie am Ayers Rock, ab 36°C morgens um 9Uhr gesperrt.

Verlieren wir noch ein Wort über die hier gesichtete „Wintermode“, bei dem Hinweis auf Wanderwegsperrung wegen übergroßer Hitze sicherlich gerade das passende Thema. Von dicken Anoraks über noch dickere Wollpullover, ergänzt durch Schal, Wollhandschuhe und warmer Pudelmütze ist modisch alles vertreten. Im gleichen Atemzug, z.B. auf den Aussichtsplattformen für Sonnenauf- und –untergänge, kleiden sich aber auch viele nur in Shorts, Flip Flops und T-Shirts. Erstaunlich, wie unterschiedlich das Phänomen „Winter“ gesehen und gefühlt wird.

Valley of Winds
Valley of Winds

Wir verlassen Australiens Ikone voller tiefsitzender Erinnerungen. Vielleicht haben wir ein wenig mehr Verständnis dafür gewonnen, was das majestätisch wüstenhafte Landesinnere ausmacht.

Noch wollen wir das Rote Zentrum nicht verlassen. Im Gegenteil, wir dringen noch ein wenig tiefer ein, erneut ins nunmehr südlich gelegene COOBER PEDY. Warum? Davon später.

K&K 60 – Schichtwechsel

Schichtwechsel
Schichtwechsel

Nach den Ozeanimpressionen am Gulf of Carpentaria folgen wir über 450km dem Nord-Süd-Highway, in seinem Kernstück offiziell Burke Developmental Road genannt. Der Entdecker Burke ist die eine Sache. Die Auswirkungen einer Developmental Road / HWy 83 treffen uns kurz nach NORMANTON, intensiv und outbackauthentisch. Die Überlandstraße zeigt über weite Strecken in der Tat noch Entwicklungsbedarf. Sie gilt als Teerstraße / sealed road. Dieses Versprechen wird bis auf einen mittellangen (12km) Bauabschnitt auch eingehalten.

Burke&Wills HWy
Burke&Wills HWy

Meistens hat auf dem geteerten zentralen Streifen aber nur ein Vehikel Platz. Unser Wohnmobil passt in der Breite (2,35m) gerade noch so auf den Asphalt. Alles was breiter ist, vor allem die LKW, Busse und ganz besonders die Road Trains, fahren mit mindestens den linken oder rechten Reifen auf rotem Schotter. Bei Gegenverkehr heißt es nur noch runter vom Teer auf den ungeteerten Seitenstreifen, Staubwolke abwarten, hoffen darauf, dass keine weiteren Steine die ohnehin schon mit einem Riss durchzogene Windschutzscheibe treffen wird und dann wieder zurück auf das Absatz bewährte Teerband. Glücklicherweise ist dieser Highway nicht allzu stark befahren, halten sich die gezählten 37 Ausweichmanöver noch einigermaßen in Grenzen. Die Forderungen auf Straßenschildern wie „We Need Better Roads in Queensland“ werden dadurch schnell nachvollziehbar.

Road Tain
Road Tain

Entschädigt für diese Unbill werden wir durch den Anblick der Natur. Erstaunlich, wie abwechslungsreich grün das Outback sein kann. Nicht das oftmals beschriebene  charakteristische Rostrot dominiert. Und dazwischen hin und wieder ein Fluss oder Bach, mal mit mal ohne Wasser, an welchen der Bewuchs dann geradezu explodiert. Australiens Outback kommt auch nicht nur als ausschließlich ebenes Flachland daher, wie manche Darstellungen es suggerieren. Durchzogen ist es in dieser Region relativ dicht von Bergketten mit bis zu 500m Gipfelhöhe. Das eröffnet dem Betrachter von den Straßenpässen aus weite, wunderschöne Ausblicke auf nahezu endlose Ebenen, bis zur nächsten Bergkette. Namen gefällig? Hier eine kleine Auswahl: Mount Gordon, Mount Stanley, White Hills und am Horizont die Waggaboonya Range.

Termintenhügel
Termintenhügel

Eine andere Erscheinung lenkt den Blick nach links und rechts von den Straße ab. Die Landschaft ist gespickt mit Termitenhügeln. Diese Blätter- und Pflanzen fressenden Insekten bauen steinharte Türme in die Landschaft. Manchmal sehen diese Gebilde auch aus wie spitze Hüte. Die größten unter den Hügeln messen bis zu vier Metern Höhe mit knapp einem Meter Umfang. Der kleinste Bau hat die Größe eines Teelöffels. Verlassene Termitenhöhlen, zu erkennen an der aschgrauen Farbe, werden abgeerntet. Der feuchte und pulverisierte Baustoff besitzt dann Eigenschaften von Zement und wird gern als Fußbodenuntergrund verwendet.

Termitenhügel
Termitenhügel

Ganz allmählich wird es dann auch Zeit für einen Schicht- bzw. Fahrerwechsel. Das Burke&Wills Roadhouse, ziemlich auf der Hälfte der Strecke gelegen, bietet sich hierfür an. Damit wären wir auch bereits bei dem oben erwähnten Robert Burke. Zusammen mit seinem Kompagnon William Wills und weiteren sechs Abenteurern unternahm er 1860/61 die erste Süd-Nord-Durchquerung des Kontinents, von MELBOURNE bis zum GULF OF CARPENTARIA. Die Expedition endete im Chaos. Nur ein Teilnehmer überlebte die Forschungsreise.

Im Museum Unearthed des Outback Städtchens CLONCURRY gibt es hierzu eine extra Ausstellungssektion. Unterwegs auf dem Burke Highway, der ziemlich genau entlang seiner damaligen Expeditionsroute führt, erinnern Gedenksteine und Informationstafeln an den gescheiterten Durchquerungsversuch.

CLONCURRY – nur wenige Städte in Australien können für sich in Anspruch nehmen, derart identitätsstiftend für den Kontinent zu sein. Dieser Outback Ort kann es, denn er ist die Geburtsstätte  der weltberühmten Royal Flying Doctor Services (RFDS) und obendrein der Zielflughafen für den ersten QANTASFLUG. In früheren Kapiteln haben wir bereits auf beide Phänomene aufmerksam gemacht.

RFDS
RFDS

Mit einem hervorragenden, mehrstöckigen Museum ehrt die Stadt den RFDS-Gründer John Flynn, dessen Porträt auf der australischen 20-Dollar-Note zu finden ist. Schichtwechsel kannte er nicht, er stand rund um die Uhr für seine Patienten zur Verfügung. John Flynn war es, der 1928 die Notwendigkeit zuverlässiger, ärztlicher Versorgung für unzugängliche Outbackregionen erkannte und mit viel Mühe beziehungsweise Erfindungsreichtum sicherstellte. Da Straßenverbindungen nicht bestanden, holte er die Gründer der QANTAS Fluggesellschaft mit ins Boot. Mit Hilfe des Funkingenieurs Alfred Traeger wurde Stück für Stück ein Kommunikationsnetz mit den Außenstationen und weit abgelegenen Farmen entwickelt und ausgebaut. Das sogenannte Pedal Radio, also ein Funkgerät, welches wie ein Fahrrad angetrieben und über Dynamo mit Strom versorgt wird, stellte eine sichere Verbindung her. Und heute? Rund 40 RFDS-Flugbasen BEWÄLTIGEN in ganz Australien die ärztliche Versorgung in den mehr oder minder unzugänglichen Landstrichen. Dabei beschränkt der Service sich nicht mehr nur auf Notfalleinsätze. Einsame Siedlungen und Dörfer erhalten auch regelmäßige Sprechstunden von einem Flying Doctor. Vieles allerdings erfolgt auch durch Ferndiagnose, erfahren wir durch die excellenten  filmischen und schriftlichen Dokumentationen. Die Museumsleiterin bringt es treffend auf den Punkt, wenn sie argumentiert: „John Flynn, als seine Ideen noch als wild und revolutionär angesehen wurden, entwickelte ein System, welches Flugwesen, Kommunikationstechnik und Medizin miteinander kombinierte als Schutzmantel für die Bewohner des Outback.“

Die Stadt CLONCURRY und ihre Region erlebten, wie viele andere australische Gebiete auch, ihren Gold Rush. Ab 1867, nachdem der Stadtgründer Ernest Henry, eigentlich nur auf der Suche nach Weideland, erste kostbare Funde gemacht hatte, wuchs die Siedlung rasant auf 8.000 Einwohner an (heute: 1.500). Nicht Gold brachte Reichtum, sondern Kupfer und andere Edelmetalle.

Diese Funde benötigten große Transportkapazitäten. Eine Eisenbahnverbindung folgte erst später. Pferde wären natürlich eine Möglichkeit gewesen. Doch sie benötigten in dieser kargen Outbacklandschaft zu viel Betreuung bei begrenztem Transportumfang. Dadurch entwickelte sich CLONCURRY zu einem zweiten Zentrum. Findige Afghanen brachten irgendwie 2.000 Kamele in die Region und boten damit ihre Dienste an. Es muss ein blühendes Geschäft gewesen sein, denn die Afghangemeinde soll auf rund 1.000 Angehörige angewachsen sein. Zeugnis dieser Epoche legt der zu besichtigende Afghanfriedhof ab.

Mit CLONCURRY beenden wir erst einmal den Südkurs und richten uns gen Westen aus quer durch das Outback bis zur Grenze ins Northern Territory. Schnell wird sichtbar, dass diese Ost-West-Verbindung, Barkly Highway / A2 mit Namen, wohl eine größere verkehrstechnische Bedeutung hat. Zum einen ist die Straße sehr breit und in hervorragendem Zustand. Zum anderen treffen wir auf ihm wieder zahlreiche Road Trains. Die meisten davon sind entweder zweistöckige, geruchsintensive Viehtransporter oder offene Schwerlasttransporter mit drei bis vier Anhängern. Trotzdem verlaufen die 120km bis nach Mount Isa sehr entspannt mit vielen malerischen Ausblicken auf die rot-grüne Bergwelt.

Hard Times Mine
Hard Times Mine

Als Bergwerkszentrum für Kupfer, Zink, Blei und Silber hat sich die 25.000-Einwohnerstadt einen Namen gemacht. Jeden Morgen um 7.50 Uhr und Abend um 19.50 Uhr durchrollt ein leichtes Donnergrollen die Stadt. Es signalisiert die Sprengungen in den Minen und gleichzeitig den Schichtwechsel. Das optische Stadtbild prägt der 130m hohe Schornstein der Mine, umgeben von den gigantischen Abraumhalden.

Outback at Isa lautet die Bezeichnung für das Visitor Informationszentrum, das gleichzeitig zwei Museen beherbergt, das Riversleigh Fossil Center sowie das Mining Museum  mit dem Outback Park. Beide Einrichtungen sind sicherlich einen Besuch wert, besonders auch in Ergänzung zum Besichtigungshighlight, der Hard Times Mining Tour.

Nach Einkleidung als authentischer Minenarbeiter und ausführlicher Sicherheitsbelehrung geht es knapp drei Stunden kreuz und quer durch die Stollen. Nichts wird ausgelassen, handfeste Eigenerfahrung ergänzen die lehrreichen Erläuterungen durch Minenarbeiter. Wer hat schon einmal einen Stollenbohrer bedient und dessen Arbeitsgewicht ausgekostet? Hier besteht die Gelegenheit dazu, um einmal die reale Arbeitsbelastung zu erfahren. Nicht minder beeindrucken uns die Vorführungen der schweren Untergrundmaschinen. Nach einer mehrminütigen Sitzprobe in der Sicherheitskammer erahnen wir das Gefühl einer wirklichen Notlage tief unten im Stollen. Besonders unter die Haut fährt der Schrecken, wenn auch noch der Strom ausfällt. Es ist wieder einmal hautnah der Unterschied spürbar zwischen eventuell angelesenen Informationen oder Fernsehbildern und praktizierter Selbsterfahrung. Aufgelockert versöhnlich wird es später im unterirdischen Frühstücksraum. Handfester Minenarbeiterlunch – Sandwiches mit Corned Beef und Cornish Pasties – werden serviert mit Kaffee oder Tee aus dem Henkelbecher. So gestärkt stapfen wir dann weiter durch die spärlich beleuchteten Gänge. Obwohl nur als zuschauende Gäste erwacht in uns doch bald der Wunsch nach erlösendem Schichtwechsel und Tageslicht. Man muss es gesehen und erlebt haben, was es bedeutet, „da unten“ zu arbeiten.

Underground Hospital
Underground Hospital

Wir bleiben noch ein wenig im Untergrund, an anderer Stelle in der Stadt. Bergleute haben auch hierfür die Schächte und Stollen in einen Berg getrieben. Die Höhlen und Gänge waren als Schutzmaßnahme im Zweiten Weltkrieg vorgesehen. Nachdem die Japaner 1942 DARWIN bombardiert hatten, fürchtete man ebenfalls Luftangriffe auf MOUNT ISA wegen der kriegswichtigen Bergwerksindustrie. Also wurde ein Höhlenkrankenhaus / Underground Hospital in einen Berg gegraben. Einzelne Höhlennischen dienten als medizinische Abteilungen; die doppelstöckigen Krankenbetten standen in den Gängen. So gut es eben ging, wurde das Hospital mit Geräten und Medikamenten ausgestattet. Mehrere Ein- und Ausgänge sollten der Gefahr einer Verschüttung vorbeugen. Selbst an einen Notausgang in der Bergkuppe, der nur über Leitern zu erreichen war, hatten die Erbauer gedacht. Das Höhlenkrankenhaus musste als solches in seiner Funktion glücklicherweise nie genutzt werden. In den ersten Nachkriegsjahren diente es als Schlafunterkunft für Minenarbeiter der Nachschicht, denn hier war es einigermaßen kühl und ruhig.

Heute können wir es als Museum besichtigen zusammen mit dem Tent House, einer Wohnunterkunft aus Zeltstoff. Hiervon gab es zur Zeit der Mineneröffnung eine ganze Zeltstadt, denn es wurde schnell und viel Wohnraum benötigt während des Bergbaubooms. Erstaunlich wie geräumig diese Häuser sind!

Nach so viel Untergrund steigen wir in die Luft, sinnbildlich. So wie der RFDS die medizinische Versorgung für die Outbackbewohner sicherstellt, wird auch auf pädagogischem Gebiet gearbeitet.

School of the Air-Klassenzimmer
School of the Air-Klassenzimmer

School of the Air lautet das Stichwort. Man kann auch sagen Fernunterricht dank moderner Kommunikationsmittel für die Kinder von Outbackeltern. In MOUNT ISA arbeitet solch eine Schule. Wir statten ihr einen Besuch ab und nehmen an einer Unterrichtsstunde teil. Über dem Eingangstor prangt das Schild „Australian’s Biggest Classroom“. Mit einer Ausdehnung von je 500km nach Norden und Süden, 300km nach Osten und 200km nach Westen wird der Spruch wohl stimmen. Geographisch präzisiert bedeutet das: im  Norden bis an den Gulf of Carpentaria, im Süden bis Birdsville, gen Osten geht es bis Richmond und im Westen gilt die State Border zum Northern Territory als Begrenzung. Somit umfasst die Klassenraumgröße rund 80.000km².

24 Lehrkräfte betreuen 170 Kinder bei einer maximalen Klassenstärke von sieben Schülerinnen und Schülern. Es gibt natürlich Klassenräume, in denen aber nur die Lehrkraft sitzt und per Computer, Funk oder Telefon die Schüler unterrichtet. 60 Minuten „on air per day“ lautet das Stichwort, montags bis donnerstags. Der persönliche Lehrer-Schüler-Kontakt wird durch Hausbesuche sichergestellt. Das bedeutet immerhin auch, dass die Lehrkraft mal eben 500km zu einer Outbackfarm fährt. Bei Montagsbesuchen heißt das, bereits am Sonntagnachmittag losfahren. Klassentreffen gibt es rund zwei Mal pro Jahr mit einwöchigen Camps. Die Zeugnis-Abschlussergebnisse sollen denen der anderen öffentlichen und privaten Schulen entsprechen. Darauf wird nicht ohne Stolz hingewiesen.

Ein Bild an der Wand für Klassenfotos weckt unsere besondere Aufmerksamkeit. Ein ca. 12 Jahre alter Junge sitzt mitten in der Outbackwüste an einem Tisch, vor sich Bücher und Hefte ausgebreitet. Fernunterricht betreut auch die Kinder von Eltern, die als Wanderarbeitskräfte von Farm zu Farm ziehen, keinen festen Wohnsitz haben und deshalb meistens im Wohnwagen leben. Um am Unterricht teilnehme zu können, muss der Junge seine Schulutensilien immer weit genug vom Wohnwagen und dem ratternden und lärmenden Generator aufbauen. Da es im tiefsten Outback bekanntlich kein oder kaum Internet gibt, stellt er die Verbindung zur Schule durch das Pedal Radio her. Also neben Nachdenken, Antworten oder Schreiben immer kräftig in die Pedale treten.

Wer hier als Lehrkraft arbeitet, sollte sicherlich auch nicht den regelmäßigen Schichtwechsel mit garantiertem Feierabend verstärkt im Auge haben. Beruf bewahrheitet sich hier als Berufung.

Bei so viel rostroter Umgebungsfarbe in MOUNT ISA sehnen wir uns allmählich wieder nach Grün. Die Stadt tut durch innerstädtische Parks diesbezüglich viel für seine Einwohner. Ein Blick vom City Lookout zeigt immer wieder grüne Tupfer.

Lake Moondarra
Lake Moondarra

Die wirkliche Naherholung finden die Bewohner der erst 90 Jahre alten Stadt aber einige Kilometer außerhalb am nördlich gelegenen Lake Moondarra. Dieser Stausee, wunderschön eingebettet in die Hügellandschaft, stellt durch Aufstauung des Leichardt River auch gleichzeitig die Wasserversorgung von MOUNT ISA sicher.

Der Bergwerksstadt nunmehr den Rücken gekehrt, werden wir nach weiteren 200km Westroute den Bundesstaat Queensland verlassen. Das Northern Territory ruft mit seinem Roten Zentrum – also routenmäßiger und landschaftlicher Schichtwechsel.

K&K 59 – Stromland

Zum letzten Mal überqueren wir die Great Dividing Range in westlicher Richtung, ohne später an die Ostküste zurückkehren zu wollen.

Great Dividing Range
Great Dividing Range

Dichtes, grünes Wald- und Buschland begleitet uns in dieser Gebirgskette, die sich in 230 Millionen Jahren so aufgefaltet hat, wie wir sie jetzt erleben. Doch der Prozess der Faltung ist noch nicht zum Stillstand gekommen. Nachfolgende Generationen, vielleicht in 5.000 Jahren, werden teilweise wenn auch minimal anderes sehen als wir heute.

Unsere Route auf dem Savannah Way führt über weite Strecken durch ehemals vulkanaktives Gebiet. Es kündigt sich knapp 100km hinter ATHERTON bereits an durch die heißen Quellen von INNOT HOT SPRINGS. Der Mini-Ort mit 5 Häusern, einem Campingplatz und Hotel lädt ein zum heißen Bad im Dorfbach. Es ist ein wirklich heißer Strom mit 70°C Wassertemperatur dicht an der Quelle. Später können wir in kleinen Sandkuhlen im flachen Strombett ein angenehmes (Fuß-)Bad nehmen. So eine Ruhepause belebt für die kommenden 200km bis zum nächsten Zwischenziel, den Undara Volcanic National Park.

Undara Volcanic NP
Undara Volcanic NP

Wer diese unsere Route nimmt oder ihn eventuell ganz auslässt, versäumt Wesentliches, sowohl an Naturhistorie wie auch an Gastfreundschaft. Mitten im Buschwald ist der Undara Recreation Complex entstanden mit Hotelunterkunft in ausgedienten Eisenbahnwaggons, Buschcampinghütten, einem Campingplatz und Natur-Swimmingpool. Die gesamte Anlage ist sehr gefällig gestaltet, die Preise moderat im Hinblick auf das Angebot. Wer abends kein TV mag, kann beim Campfire Talk (jeweils 20 Uhr) viel Wissenswertes über Natur, Wildlife und lokale Geschichte erfahren. Wir erleben diese Ranger geleitete Veranstaltung mit dem Thema „Schlangen“ im Nationalpark. In ganz Australien, so erfahren wir, gibt es ca. 250 verschiedene Arten, davon 20 mehr oder minder giftige. Im Undara NP selbst davon rund 100 Spezies. Ein etwas allgemeiner Quiz zu Australien, Trivia genannt, bildet das Abendprogramm des nächsten Tages. Und so werden die Gäste während er Saison (Mai bis November) an sieben Tagen in der Woche lehrreich und aufgelockert unterhalten. Zusätzliches Eintrittsgeld für diese Abendveranstaltungen sind ein Fremdwort. Obendrein können wir uns, ebenfalls kostenfrei, den ganzen Tag über mit Kaffee, Tee, Milch und glasklarem Quellwasser versorgen.

Undara Lava Tube
Undara Lava Tube

Wegen seines Wertes als Weltnaturerbe darf der Nationalpark selbst nicht ohne Ranger betreten werden. Die sogenannten Savannah Guides, eine speziell ausgebildete Rangertruppe, bieten über den Undara Recreation Komplex deshalb verschiedene geführte Touren an. Wir entscheiden uns für zwei Touren, die Wildlife at Sunset Tour und die Archway Explorer Tour.

Die Sunset Tour startet mit einem Kleinbus gegen 17 Uhr, also zu der Tageszeit, in dem die Wildtiere recht aktiv sind. Im Schritttempo fahren wir in die Wildnis hinein. Die Kängurus, Wallabies und Wallaroos, die wir sichten, bleiben wegen ihrer hohen Anzahl ungezählt. Überall hüpft es, sind die Ohrenantennen ausgefahren, schmiegen sich die Jungtiere an die Mütter oder hüpfen schnurstracks in den Beutel. Mit solchen Tierbeobachtungen und den begleitenden Erklärungen dringen wir recht tief in den National Park ein. An einem Felsenberg unterbrechen wir die Fahrt. Die Sonne färbt sich glutrot am Horizont. Es ist 17.45 Uhr. Wir erklimmen das Felsgebilde, um den Sonnenuntergang von dem erhöhten Standpunkt aus beobachten zu können. Welch ein Anblick!  In der mit Bäumen bewachsenen Ebene unter uns erkennen wir rund ein Dutzend erloschener Vulkankegel. Insgesamt befinden sich 72 von ihnen im Nationalpark. Rasch senkt sich die Sonne, erleuchtet noch einmal diese und jene Vulkanspitze, und schon verschwindet sie in einem Dunstmeer am Horizont. Sie senkt sich mindestens ebenso schnell wie Kängurus weghüpfen können. Im Dunkeln und mit Hilfe von Taschenlampen kehren wir zum Bus zurück, um zur nächsten Tourstation zu fahren. Draußen ist es rabenschwarz, als der Bus hält. Der Ranger spricht uns Mut zu, wir sollten ihm nur folgen. Künstliche Beleuchtung nur im äußersten Notfall einschalten. Warum? Wir steigen hinab in eine Vulkanhöhle zu den Zwergfledermäusen / Micro Bats. Die Stablampe des Ranger leuchtet urplötzlich in die Kolonie hinein. Den Lärm und das Geflatter der Tiere kann sich jeder vorstellen. Die Dunkelheit ist sowieso ihre Aktivzeit. So streift denn auch manche Fledermaus ganz dicht an unseren Köpfen vorbei. Nicht jeder bleibt dabei ruhig und gelassen. Nach gut zwei Stunden Gesamttour kehren wir zum Buschcamp zurück, pünktlich zur Abendveranstaltung.

Undara Volcanic NP
Undara Volcanic NP

Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, denn die Explorer Tour startet bereit um acht Uhr. Sie setzt den thematischen Hauptakzent auf die ehemaligen Vulkantätigkeiten dieser Region. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, in Bett eines Lavastromes zu wandern? Hier gibt es sie.

Wir versetzen uns 190.000 Jahre zurück. Zu der Zeit brodelten hier die Vulkane, nicht alle gleichzeitig, immer schön einer nach dem anderen. Dabei waren die Eruptionen nicht durch grandiose Explosionen, geprägt mit Aschewolken und Steinbrocken, die gen Himmel geschleudert wurden. Die flüssige Lava quoll vielmehr über den Vulkanrand hinaus und floss in die bestehenden Flusstäler. Das Flusswasser verdampfte natürlich sofort, so dass die Lava hervorragende Bedingungen für den Weiterfluss vorfand. Dadurch entstand der längste, je gemessene Lavastrom der Erdgeschichte. 160km ergoss sich die „Mobile Ofen“ ins Land.18 Monate dauerte im Durchschnitt solch eine Vulkan-Lava-Aktivität. 23km³ Lava wurden jeweils freigesetzt. Damit könnte man den gesamten Sydney Harbour problemlos füllen (vgl. dazu K&K 31 – Boating, Bays und Beaches-Sydney).

Und heute? Nunmehr können wir in diesen Lavastrombetten / Lava Tubes wandeln. Der trockene Regenwald hat sie erobert. Auf Board Walks dringen wir ein in das Gestrüpp, hinein bis in die tiefsten Lavahöhlen oder unter gigantische Felsbrücken. Auch diese Tour, angereichert mit den sachkundigen Rangererklärungen, hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck.

Bleibt noch die Frage, warum die Gegend Undara heißt. Das Wort stammt von den Aborigines und bedeutet langer Weg. Damit sind nicht die langen Entfernungen zum nächsten Ort gemeint, sondern die Länge der seinerzeitigen Lavaströme.

Savannah Highway
Savannah Highway

Bleiben wir bei dem Begriff „langer Weg“. Je weiter westlich wir vordringen, jetzt bereits wieder jenseits der Great Dividing Range, umso einsamer liegen die Siedlungen und kleinen Orte. Im Gegensatz zur stark bevölkerten Ostküste im Sunshine State kommen uns 100km Ortsdistanzen bald schon wieder als „Kurzstrecke“ vor. Der Outbackort GEORGETOWN mit seinen 150 Einwohnern hofft auf Besucher für seine sehenswerte Mineralienausstellung. Visitor Information, Mineralmuseum und kommunale Bücherei sind synergetisch unter einem Dach untergebracht. Einen überregional guten Ruf hat sich der Dorfschlachter mit seinen allerorts gepriesenen Würstchen erworben. Schmecken wirklich lecker! Kurz darauf kommt aber auch gleich wieder das Ortsausgangsschild.

Mit jedem Kilometer westlich färbt sich die Erde roter, nimmt die Anzahl der Termitenhügel zu, die Bäume, Menschen und Kühe ab. Weitere 150km weiter bietet sich beim Roadhouse ein notwendiger Tankstopp an. Die Füße vertreten wir uns im frei zugänglichen Heritage Precint. Museumdorf als Begriff wäre übertrieben. Doch einige historische Gebäude wie die historische Polizeistation aus dem Jahr 1896, das ehemalige Gerichtsgebäude von 1887 oder die Town Hall von 1890 sind schon einen Hingucker wert. Im „True Blue Visitor Information Center“ kann man sich einen Film über die Bergbaugeschichte anschauen. Danach geht es zum Croydon General Store, nach eigenen Bekundungen das am längsten ununterbrochen existierende Geschäft Australiens (seit 1894).

Normanton-Lifesize Crocodile
Normanton-Lifesize Crocodile

Der nächste Sprung von 150km westwärts bringt uns bis NORMANTON. Die Kleinstadt mit seinen 1.400 Einwohnern gilt als das Zentrum der Region. Am Norman River gelegen hatte es seine Blütezeit als Ausfuhrhafen für die Produkte des kurzlebigen Gold Rush. Heute lebt es von dieser Vergangenheit, bietet einen Historical Town Walk an, gilt als Endstation der  historischen Eisenbahnlinie Croydon-Normanton (alle 14 Tage immer mittwochs) und rühmt sich der Geschichte mit dem Erlegen des größten jemals geschossenen Krokodils. 8,4m soll das Ungeheuer gemessen haben. Erlegt wurde es an den Ufern des Norman Rivers von einer Krokodilsjägerin. Eine lebensgroße Statue des Reptils schmückt die Hauptstraße. Das war es dann auch bereits, und wir können weiterfahren, dieses Mal Richtung Norden.

Australiens Nordküste
Australiens Nordküste

„Outback meets Ocean / Das Outback trifft das Meer“ lautet das Motto der nächsten Reisestation. Nach geteerten 70km erreichen wir den Hafenort KARUMBA an der Mündung des Norman Rivers. Er fließt in den Gulf of Carpentaria. Somit stehen wir ein erstes Mal an Australiens Nordküste. Uns gegenüber liegt das Inselreich von Timor, unsichtbar hinterm Horizont.

Regional und überregional bekannt ist der Seeort als Capital of Barramundi and Prawns. Der erste ist ein sehr köstlicher Speisefisch, dem Karpfen ähnlich nur viel größer. Ca. 10t werden hier pro Fangfahrt davon gefischt. Die Strände sind gesäumt mit Petrijüngern, die vom Ufer aus ihr Glück versuchen. Der Ort selbst hat zwar nur gut 500 Einwohner, die 6 Campingplätze und 8 Hotels lassen diese Zahl jetzt n der beginnenden nordischen Trockenzeit aber geradezu explodieren, Angeltourismus in seiner ausgeprägtesten Art. Die zweite Delikatesse sind die Königskrabben, die hier ebenfalls abgeerntet werden, 40t pro rund 8tägiger Fangfahrt.

Am Carpantaria Gulf
Am Carpantaria Gulf

Uns lockt etwas Anderes an die Küste. Sie ist nämlich berühmt für ihre malerischen Sonnenuntergänge, blickstörungsfrei vom extra eingerichteten Sunset Point. Die Genusssteigerung dieses Naturschauspiels gibt es dann vom Wasser her. Der Familienbetrieb „Crocs & Crab Tours“ (www.crocandcrab.com.au) bietet entsprechende Sunset Cruises an. Hervorragend, können wir dazu nur sagen. Es geht nicht einfach per Boot ein wenig ins Meer hinaus und wenige Minuten später wieder zurück. Das gesamte Erlebnis dauert rund 2 1/2 Stunden. Gegen 17 Uhr sammelt dich das Schiff am Strand auf, maximal 20 Passagiere insgesamt. Zunächst geht es ein wenig flussaufwärts in KRUMBAS Fischereihafen mit der kleinen Fangflotte. Mächtig stolz ist man darauf, dass ganz Australien und auch Überseeländer mit den Königskrabben von hier aus versorgt werden. Bald nimmt das Boot Kurs auf das offene Meer. Es wird auch Zeit, denn der Sonnenuntergang ist hier regelmäßig gegen 18 Uhr zu bestaunen. Nach gut 20 Minuten Fahrt werden die Passagiere ausgesetzt auf der kleinen Insel Sand Island.

Sandy Island Sunset
Sandy Island Sunset

Das gesamte Eiland besteht aus nichts anderem als einem abgeflachten Sandhügel, der aus dem Wasser ein wenig hervorragt. Nunmehr steht nichts mehr zwischen dir und dem Sonnenuntergang. Ein Robinson-Crusoe-Gefühl de luxe schleicht sich in die Stimmung. Ein Sonnenuntergang in sich ist schon traumhaft. Mit den Cruise-Zutaten glaubst du dich in einer verzauberten Welt. In Windeseile hat die Crew mehrere Klapptische aufgestellt. Deinen Hocker kannst du dir vom Schiff selbst mitnehmen. Aus mehreren Kühlkisten wird als Topping zum malerischen Sonnenuntergang Leckeres serviert: die uns nunmehr schon bekannten „Nibbles“, also fingerfood aus Käse, Wurst, Rohkost und Dressing. KARUMBAS Spezialität fehlt natürlich auch nicht. Eine große Kiste frischer, eisgekühlter Königskrabben steht zum Verzehr bereit, anschließend verlängert durch eine Obstplatte mit tropischen Früchten. Und während du die Herrlichkeiten genießt, taucht mehr oder minder rasch der glutrote Sonnenball ins Meer ein. Kaum dass du dein Glas mit den ebenfalls kostenfreien Getränken aus der Hand legen kannst, um dieses einmalige Schauspiel zu fotografieren. Einsame Insel ohne Palmen, köstliche Speisen und Getränke und ein phänomenaler Sonnenuntergang – eigentlich ein unbeschreibliches Erlebnis! Bereits in tiefer Dunkelheit, nur noch durch einen schmalen roten Streifen am Horizont unterbrochen, kehren wir gegen 19.30 Uhr zum Ausgangpunkt zurück.

Sandy Island Sunset
Sandy Island Sunset

Wir können nur sagen, das sind Höhepunkte einer Reise, die auch weiterhin zum Träumen anregen.

Weiter nördlich als bis zur Küste geht es straßenmäßig hier nicht mehr. Also schlagen wir den südlichen Retourkurs ein, über NORMATON hinaus bis in die Bergbauregion um MOUNT ISA.

K&K 57 – Anchor Away – Ein Reef -Erlebnis

Wie gesagt, für Reef -Touren aller Art können wir allein von CAIRNS aus unter mehr als 600 Angeboten wählen. Je nach verfügbarer Zeit, Ziel und Geldbeutel stehen Touren für halbe oder ganze Tage zur Verfügung, mit und ohne Tauch- oder  Schnorchelgelegenheit. Wir greifen auf Bewährtes zurück  http://www.adventurefree.com.au  und freuen uns, unseren Anbieter der früheren Fraser Island  http://www.fraserfree.com.au   auch im Programmspektrum wiederzufinden. Nach der damaligen Erfahrung mit diesem Touranbieter könnte die Reef Tour http://www.reeffree.com.au  ja eigentlich auch nicht schlechter ausfa llen.

Gedacht, getan – die für uns passende Tour ist dann schnell gefunden. Offiziell nennt sie sich „1 Day Reef Magic Moore Tour from Cairns“. Der Abfahrtsort ist leicht zu finden, denn sämtliche Reef Touren starten am Reef Fleet Terminal in Cairns City.

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Bei strahlendem Sonnenschein legt der Katamaran um 9 Uhr ab. Ziel ist eine Meeresplattform rund 50km von der Küste entfernt. Die Größe des Schiffes (bis zu 230 Gäste) lässt den Wellengang kaum spüren. Das Publikum setzt sich aus allen Altersklassen zusammen, vom Kleinkind bis zum Senior. Eine ausgezeichnete Check-In-Organisation vermeidet jegliches Gedränge unter den an diesem Tag rund 180 Mitreisenden. Die milde Morgensonne lockt uns und viele andere auf das Oberdeck.

Pünktlich starten wir in die Coral Sea, wie der Südpazifik hier auch genannt wird. Sobald der engere und weitere Hafen hinter uns liegen, nimmt der Katamaran volle Fahrt auf. Denn die 50km wollen in knapp 90 Minuten geschafft sein. Werden sie auch! Schon eine Viertelstunde später verschwindet die Küstenlinie im Dunst, bleibt nur noch endloser Meereshorizont.

Bewegung im Wasser
Bewegung im Wasser

Wir nutzen die Zeit, um uns mit den Möglichkeiten auf der Meeresplattform näher vertraut zu machen. Wir könnten z.B. einen Einführungskurs „Tauchen und/oder Schnorcheln“ belegen. Gemächlicher erscheinen uns dann die zusätzlichen Touren von der Plattform aus in einem Glasbodenboot/ Glass Bottom Boat oder einem Halb-U-Boot / Semi Submersible aus. Sie haben den Vorteil, man muss sie nicht extra noch buchen. Hier geht es nach dem Prinzip „first come, first served / Wer zuerst kommt, kriegt die Braut“. Außerdem laden jede Menge Sonnenliegen zum Relaxen ein.

Während der Fahrt werden, außer mancher Verhaltens- und Sicherheitsbelehrung für den Notfall, über TV-Schirme eindrucksvolle Bilder und Filme über das Great Barrier Reef gezeigt, welches als Marine Park Schutzstadium genießt. Wenn man bedenkt, dass sich das Reef über 2.000km in Nord-Süd-Richtung (manche behaupten sogar bis 3.000km) erstreckt, so ist die damit verbundene Herkulesaufgabe gut vorstellbar. In Ost-West-Richtung liegen manche Korallenriffe so weit von der Küste entfernt, dass sie per Flugzeug oder Helikopter erst nach drei Stunden erreicht werden können, also mehrere hundert Kilometer.

Blick vom Ponton
Blick vom Ponton

Unmerklich nähern wir uns dem avisierten Ponton. Wie muss man ihn sich vorstellen? Er ist eine All-Wetter-Meeres-Plattform, die im Meer verankert liegt, ähnlich einer Ölplattform. Auf ca. 150m x 30m ist alles Notwendige untergebracht. Ein teilweise beschattetes Sonnendeck befindet sich auf der oberen Etage. Seitlich legen wir an. Der Katamaran steht die gesamte Zeit über ebenfalls als Aufenthaltsort zur Verfügung. Also ist keinerlei Gedrängestress angesagt. Jeder sucht sich seinen Platz mit Liegestuhl oder Tischkombination. Hiervon sind mehr als genug vorhanden. Die aktiven Taucher und Schnorchler sehen zu, dass sie so schnell wie möglich in ihre Anzüge kommen und die Ausrüstung vorbereiten. Die freundliche und zuvorkommende Crew hat nun alle Hände voll zu tun: Taucher betreuen, die oben genannten Zusatzboote fahrbereit machen, die Versorgung für das leibliche Wohl sicherstellen. Und schließlich kreist auch noch ein Hubschrauber über unseren Köpfen mit der Offerte, das Reef „von oben“ zu betrachten. In erstaunlich kurzer Zeit ist alles startklar.

Umgeben ist die Plattform von der bunt schillernden Reefwelt. Teilweise ist ihre Korallenstruktur bereits schon vom Ponton aus erkennbar. Wir wollen näher heran und tiefer eintauchen.

U-Boot Einstieg
U-Boot Einstieg

Vergleichbar mit der Perspektive eines Schnorchlers gleiten wir zunächst im Glasbodenboot über die Korallenwelt. Dicht unter uns erkennen wir deutlich wundervolle Korallengärten, riesige Muscheln oder auch bunt schimmernde Fischschwärme. Manche Meerespflanzen ähneln gigantischen Pilzen, ausgewachsenem Blumenkohl oder dem Geäst eines dichten Gebüschs. Gelb-grünes Seegras wiegt sich in der Strömung unaufhörlich hin und her. Nach 30 erlebnisreichen Minuten legen wir wieder am Ponton an.

Reef Landschaft
Reef Landschaft

Nunmehr steigen wir eine Stufe tiefer in das Meerwasser hinein. In dem Halb-U-Boot schwimmen wir jetzt unterhalb der Wasseroberfläche, also in Tauchposition. So nähern wir uns bis auf wenige Zentimeter den Korallengebilden und Fischschwärmen. Nur eine dicke Glasscheibe trennt uns noch von den Naturwundern. In der Tiefe sind bei vielen Korallen blaue Spitzen erkennbar. Bei diesen Spitzen handelt es sich um neu entstehende Korallengebilde, ähnlich den hellgrünen Blättern bei austreibenden Bäumen und Büschen. Erstaunlich schnell setzt auch Dunkelheit in der Tiefe ein. Nicht viel mehr als fünf Meter werden durch Sonne und Tageslicht gänzlich erhellt. Erfreulicherweise wachsen die Korallen bis kurz unter die Wasseroberfläche, bleiben in der Regel also gut sichtbar. Auf den kleineren und größeren gelb reflektierenden Sandflecken filtern jede Menge Seegurken ihre Nahrung aus dem Wasser. Vielfarbig schimmernde Schwärme kleiner Fische wuseln durchs Korallengebüsch. Hin und wieder schwimmt eine Schildkröte vorbei. Kurz und gut, die Meeresnatur des Reefs breitet ein großes Spektrum ihres Lebens vor unseren Augen aus. Auch diese Tour dauert ca. 30 Minuten.

U-Boot-Blick
U-Boot-Blick

Während beider Bootsfahrten erläutert ein Meeresbiologe das Reef und seine Gegebenheiten. So bleibt es eben nicht nur beim Anschauen. Sondern die Touren werden dank fundierter Erklärungen ergänzt durch den Aspekt des Verstehens über Entstehungsgeschichte, Funktionsweise aber auch Bedrohung dieses Weltnaturerbes.

Mittlerweile naht die Lunch Time. Gab es auf der Hinfahrt bereits den Morning Tea / Coffee mit kleineren Leckereien, wird auf dem Ponton nunmehr ein wahrhaftig umfangreichen Lunch Buffet kredenzt. Nudelfans, Fleischgenießer oder auch Vegetarier, alle kommen zu ihrem Recht an der 10m langen Selbstbedienungstheke. Kaffee, Tee und Quellwasser stehen auch weiterhin, den ganzen Tag über kostenfrei zur Verfügung. Andere Softgetränke, Wein und Bier können gekauft werden.

Für den weiteren Tagesverlauf muss es nicht bei den einmaligen Reef-Beobachtungstouren bleiben. Sowohl das Glass Bottom Boat wie auch das Semi Submersible bieten über den Tag verteilt je vier bis sechs Touren an. Jeder kann, so oft er möchte, daran teilnehmen. Langweilige Wiederholung? Überhaupt nicht, denn Fauna und Flora unter Wasser sind stetigen Änderungen unterworfen. Waldspaziergänge z.B. in immer dem gleichen Flurstück lassen ja auch immer wieder Neues entdecken. Eine ausgeklügelte Taktung der Bootsfahrten vermeidet Wartezeiten. Wir erhalten ausnahmslos immer sofort einen Platz.  So ergötzen wir uns weitere Male in und an der Unterwasserwelt.

Rückfahrt
Rückfahrt

Vor lauter Aktivitäten merken wir gar nicht, wie die Zeit verläuft. Gegen 15.30 Uhr wird  zur Rückfahrt aufgerufen. Die letzten Taucher und Schnorchler pellen sich aus ihren Ausrüstungen. Glass Bottom Boat und Semi Submersible machen ein letztes Mal am Ponton fest, bevor sie zur Nachtruhe verankert werden. Der Helikopter verabschiedet sich mit einem Schwenkgruß und verschwindet dann Richtung Festland. Und im wahrsten Sinne des Wortes: Der Letzte macht das Licht aus. Der Katamaran nimmt Fahrt auf, so dass bald  auch wieder die bewaldeten Küstenberge in Sichtweite erscheinen. Cairns‘ Hochhäuser werden in der bereits untergehenden Nachmittagssonne erkennbar. Gegen 17 Uhr laufen wir im Hafen ein.

Reef Magic Tour
Reef Magic Tour
Fraser Island Tour
Fraser Island Tour

Im Fazit können wir diese Reef Tour nur empfehlen. Preis- Leistungsverhältnis sind gut ausgewogen, zumal die Touren mit Glass Bottom Boat und Semi Submersible sowie das Lunch Buffet und Kaffee / Tee im Preis inbegriffen sind. Wie auch bereits bei der Fraser Island Tour haben wir einen faszinierenden Tag erlebt. Der Rückgriff auf Bewährtes hat sich ausgezahlt. Oder nennen wir es doch einfach:

Never Change A Winning Team! 

http://www.reeffree.com.au   +   http://www.fraserfree.com.au

 

K&K 56 – Tjapukai&Pamagirri – Cairns einmal anders

Wer nicht ausschließlich auf Beach-Tourismus und das Riff fokussiert ist, findet in und um CAIRNS herum noch eine ganze Palette anderer Anlaufstationen, um Land und Leute kennen zu lernen. Ein wenig versteckt sich bereits im Titel Berichtes.

Tjapukai-Begrüßungsszene
Tjapukai-Begrüßungsszene

Viel erfahren wir z.B. über die Tjapukais. Sie sind ein Aboriginal Stamm, der hier im Norden,  in den Wet Tropics of Queensland seit Jahrtausenden siedelt. Per Gesetz haben sie nach Vertreibung durch europäische Siedler im Jahre 2004 viele Landstriche als Eigentum zurück erhalten. Früher waren sie Arbeiter auf den Kaffeeplantagen, heute sind sie oftmals deren Besitzer.

 

Eine gute Möglichkeit, sich über die Tjapukais zu informieren, bietet das Indigenous Cultural Center im Norden von CAIRNS. Bezeichnenderweise prangt über dem Eingangsportal die Inschrift „TjapukaiWhere Australia Begins“. Das mag schon so stimmen, wenn man bedenkt, dass dieser Stamm seit rund 40.000 Jahren hier ansässig ist. Der Besucher kann unter verschiedenen programmatischen Touren auswählen, aber auch alle miteinanderkombinieren.  Neben einer sehenswerten Ausstellung mit Aboriginal Kunst widmet sich das Bulurru Theater der Schöpfungsgeschichte, hier Storywaters genannt.

Feuerzeremonie
Feuerzeremonie

Bulurru wird als oberster Schöpfer der gesamten Welt angesehen. Ein Kurs im Bumerang-Schnitzen und Bemalen fehlt ebenso wenig wie Vorführungen in deren Gebrauch. Speerwerfen und Handhabung anderer Waffen sind hierin inbegriffen. Natürlich fehlen auch nicht diverse Gesangs- und Tanzdarbietungen. Das Orchester setzt sich dabei aus Didgeridoo und hölzernen Instrumenten zusammen. Diese klingen wie tiefe, vibrierende Orgelpfeifen. Besonders romantisch wird es dann bei den abendlichen Veranstaltungen. Wir besuchen eine solche. Wer möchte, kann sich originales Tjapukai Facepainting aufmalen lassen. In der Begrüßungszeremonie wird noch einmal die Symbolik von düsterer Regenzeit und sonnendurchfluteter Trockenzeit erläutert. Im Regenwald-Theaterzelt gibt es dann in einem Originalsetting ein Corroboree. Gemeint ist damit eine traditionelle Zeremonie, die die Aborigines in Australien zu besonderen Anlässen abhalten. Es sind Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Gesang und Körperbemalung. Teile der Corroberees gehen auf die Schöpfungsgeschichte der Traumzeit zurück. Ein besonderer Schwerpunkt der Tanzdarbietungen lag in imitierender Pantomime von Tieren wie Emu, Kasuar, Känguru oder auch Schlange.  Anschließend werden wir in einem Fackelzug zur Lakeside Fire Ceremony geleitet. Wie in Urzeiten wird das Feuer mit Holzquirl und trockenem Gras entzündet. Dazu gibt es den Feuertanz und die Feuermusik. Die gesamte Zeremonie endet in einem riesigen Feuerball, der zum Himmel aufsteigt. Wen es nach so viel Kultur nun hungert und dürstet, kann sich auf ein erlesenes Erdofenmahl freuen. Erlesene Speisen und Getränke stehen zum Genuss bereit. Besonders die exotischen Salate, der gedünstete Barramundi (Fisch) und das Kängurufleisch finden regen Zuspruch. Dazu wird neben Wein der Daintree Tea gereicht. Tjapukai–Kultur, spirituell und handfest, rundum ein gelungener Abend.

Green Island Cruise
Green Island Cruise

Unter der Überschrift „Cairns einmal anders“ wollen wir aber auch gern eine besondere Reef Tour vermerken, nämlich die zur Green Island. Nach der sehr positiven Erfahrung mit der Harbour Sunset Cruise (www.cairnsharbourcruises.com.au ) liegt es nahe, sich dem Unternehmen der Wallace Family noch einmal anzuvertrauen. Unter den verschiedenen Angeboten wählen wir die Halbtagstour. Es gibt auch Ganztagestouren.

Abgestorbener Korallenteil
Abgestorbener Korallenteil

Das Besondere daran ist, dass die Tour zu einer der wenigen bewohnten Reef Inseln führt. 30km von der Küste entfernt erhebt sich allmählich ein kleiner, stets grüner werdender Streifen am Horizont. Eigentlich handelt es sich ja lediglich um ein Inselchen, denn in rund 30 Minuten hat man sie zu Fuß umrundet. Weniger als 2m ragt sie aus dem Meer heraus. Entstanden ist sie durch absterbende Korallen, die sich im Laufe der Jahrtausende immer höher übereinander gestapelt haben, bis sie aus der Wasseroberfläche hervor lugten.

Green Island Silhouette
Green Island Silhouette

Das bedeutet auch, dass die Insel weiter wächst. Allmählich entstand fruchtbarer Mutterboden aus dem Korallenkompost, so dass die gesamte Insel heute von dichtem tropischen Regenwald bedeckt ist. Es bedarf kaum noch einer Erwähnung, dass dieses Naturkleinod zum Weltkulturerbe und Nationalpark erklärt wurde. Bewohnt wird es von einer Hotelanlage und ihren Gästen,  belebt von den Tagesausflüglern .

Auf Augenhöhe
Auf Augenhöhe

Wie verbringt man einen halben Tag auf einem so winzigen Eiland? Strandleben ist angesagt, Tauchen und Schnorcheln selbstverständlich auch. Die Tauch- und Schnorchelangebote liefert das Unternehmen gleich mit. Nichttaucher müssen auch nicht auf „Unterwasser-Erfahrung“ verzichten, optisch wie gefühlt. Der Tour-Anbieter hat an alles gedacht. Im Glassbodenboot gleiten wir über die Korallen. Das glasklare Wasser liefert hervorragende Einblicke. Eine Etage tiefer sitzen wir dann in einem Quasi-U-Boot unterhalb der Wasserkante.

Coral Reef
Coral Reef

Die jeweils 30minütigen Touren liefern aufregende Meeresbilder. Noch ein kurzer Spaziergang von höchstens 8 Minuten Dauer über den zentralen Bordwalk durch den Tropenwald, schon geht es wieder zurück an den imposanten Anlegesteg. Wer sich einen besonderen, gelungenen Reef-Genuss gönnen möchte, dem empfehlen wir diese Green Island Tour (www.greenisland.com.au).

Green Island
Green Island

Wir wollen mal wieder über das von uns so geliebte Freedom Camping berichten. Wegen des hohen Tourismuscharakters in und um CAIRNS befinden sich überall in der Stadt, an den Stränden und auf den Waldparkplätzen „No Overnight Parking“-Schilder. Die Schilder allein würden ja gar nicht so sehr stören. Doch das freie Übernachtungsverbot wird intensiv kontrolliert. Nicht gleich mit Bußgeldandrohung, wenn man den Platz dann verlässt, immer mit einem höflichen Hinweis auf den nächsten Campingplatz, aber doch sehr konsequent mit späterer Nachkontrolle. Wir nehmen diese Situation zum Anlass, um auf einen sehr guten Campingplatz in Innenstadtnähe hinzuweisen.

C-Platz Cairns
C-Platz Cairns

Cool Waters Holiday Park (www.coolwatersholidaypark.com.au) liegt trotz seiner Stadtnähe ruhig und idyllisch am Freshwater Creek, eingebettet in eine dichte Palmenwelt. Kein Verkehrslärm dringt an das nächtliche Ohr, nur das Gekrächze der Nachtvögel. Preislich unterscheidet er sich, bei seiner komfortablen Ausstattung und Lage, positiv nach unten von den städtischen Mitbewerbern. Doch bei aller C-Platzidylle, die wir dann ausnahmsweise auch einmal in Anspruch nehmen, gibt es in und um CAIRNS immer noch dieses und jenes versteckte Plätzchen für Freedom Camping.

Pamagirri
Pamagirri

Der zweite nennenswerte Aboriginal Stamm in der CAIRNS-Region heißt Pamagirri. Wir müssen gar nicht so weit aus CAIRNS herausfahren, um auf ein erlebenswertes Cultural Heritage dieses Stammes zu stoßen. Nach 10km Richtung KURANDA stoßen wir auf die Rainforest Station, in der wir am Pamagirri Aboriginal Experience teilnehmen können. Die Führung nennt sich Dreamtime Walk, gibt ebenfalls eine Einführung mit Eigenversuchen in der Handhabung von Bumerang und Speer. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Herstellung der Didgeridoos. Sie bestehen ja eigentlich nur aus einem innen verfaulten bzw. ausgehölten dünnen Baumstamm. Je nach Länge und Umfang des Stammes bilden sie die verschiedenen Klänge und Tonhöhen. Im Rainforest Theatre präsentieren Stammesangehörige unterschiedliche Tanzvorführungen. Dabei spielen die Tiere wiederum die Hauptrolle. In diesem Fall hat man es mit einem besonders einprägsamen Tanz auf die ewig lästigen Moskitos abgesehen. Als symbolisch bedeutend werden die Rainbow Snake und die Carpet Snake hervorgehoben. Die erstere gilt als Symbol allen Lebens. Sie schlängelt sich von Wasserloch zu Wasserloch und schillert dadurch in den Farben des Regenbogens. Die andere Schlange kann so viele „Teppichmuster“ zur Tarnung annehmen, dass sie  unerkennbar in der Natur ist und damit als gefährlich gilt.

Amphibien-Fahrzeug-Tour
Amphibien-Fahrzeug-Tour

The Rainforest Station (www.rainforest.com.au) trüge aber nicht diesen Namen, hätte es nicht auch noch andere Aufgaben und Ziele. Als Sanctuary für Koalas, Wombats, Schlangen und Reptilien aller Art, aber auch für Süßwasserkrokodile, Tasman Devils und seltene Vogelarten wie den Tawny Frogmouth macht es sich um die Fauna verdient, auch um die bedrohte Flora des Regenwaldes. Dem Gast ganz nahe gebracht wird tropischer Regenwald auf der 30minütigenTour in einem Amphibienfahrzeug / Army Duck Tour. Wohin kein menschlicher Fuß mehr treten kann, das mit Elektromotor betriebene Fahrzeug fährt hinein in die Sumpflandschaft, klettert hinauf die steilen, dicht bewachsenen Hänge oder schwimmt über die Urwaldteiche. So kann Kultur- und Umweltpädagogik auch aussehen: Gelungener Spaß mit Erziehungscharakter.

Chrystal Cascades
Chrystal Cascades

Bleiben wir zum Schluss noch ein wenig bei attraktiven Naturschauspielen. Denn auch hiermit ist die nähere Umgebung von CAIRNS recht gut ausgestattet. Die Barron Falls können eben nicht nur vom Skyrail  oder von der Scenic Railway aus betrachtet werden (vgl. K&K 54 – grün nach oben). Sondern sie können auch erwandert werden von KURANDA aus. Rund 18km nordwestlich des Stadtzentrums treffen wir auf den bilderbuchhaften Lake Placid, eingebettet in den Barron River National Park. Schließlich lohnt auch noch der 4km lange Spazierweg entlang der Crystal Cascades mit seinen bei Schwimmern sehr beliebten, da Krokodil-freien Rock Pools.

CAIRNS – eine Stadt von monokulturellem Reef-Tourismus?  Mitnichten!  Eine kleine Auswahl an Alternativangeboten konnten wir in diesem Kapitel aufzeigen. Im kommenden Bericht wollen wir uns dann aber ausführlicher einer Reef Tour widmen.

K&K 55 – Anker werfen

Wir verlassen CAIRNS erst einmal und fahren gen Norden.

Richtung Cooktown
Richtung Cooktown

Denn die Stadt mit dem umliegenden Regenwaldareal steckt in einer so tiefen und tagelangen Regenperiode, dass Ausflüge z.B. ins Great Barrier Reef oder Ähnliches ziemlich sinnlos sind. Deshalb steuern wir nunmehr COOKTOWN an, das Tor zum Cape York. Und siehe da, kaum sind wir die Straße hinauf zu den 300m – 400m hohen Tablelands geklettert, reißt der Himmel auf. Die Great Dividing Range erfüllt ihre Funktion als Wetterscheide einmal mehr.

Rund 300km legen wir zurück auf dem Mulligang Highway. Zwei Dörfer und eine Siedlung müssen als zivilisatorische Ausbeute herhalten. Ansonsten nur pittoreske Bergwelt mit gelegentlichen Lookouts. Keine Spur mehr von dichtem Regenwald. Sonnendurchfluteter Mischwald  schmückt die Berghänge bei angenehmen winterlichen Temperaturen um die 25°C.

Cooktown Promenade
Cooktown Promenade

Der Stadtname COOKTOWN spiegelt das gesamte Besichtigungsprogramm dieses kleinen Küstenortes wider. Man lebt hier mit und von James Cook. Am 17. Juni 1770 hat der berühmte Seefahrer hier Anker geworfen, was allerdings nicht ganz freiwillig geschah. Nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war, zeigte sein Schiff, die Endavour , so starke Beschädigungen, dass er sie nur noch mit Mühe in die sichere Flussmündung, heute Endavour River genannt, navigieren konnte. Die Reparaturen dauerten gute sechs Monate, während derer er vielerlei Forschung betrieb. Obendrein verhandelte er, offensichtlich sehr geschickt, mit den dortigen Aborigines, damit diese ihn und seine Crew nicht gleich als Feind bekämpften. Im Ergebnis statteten sie das Schiff später dann auch mit Proviant aus. Captain Cook hinterließ also tiefsitzende Spuren, welche den Einwohnern der heutigen Stadt den regen Besucherstrom verschaffen.

Man poliert das Andenken an den Seefahrer aber auch in vielen Schattierungen auf. Allem voran ist das James Cook Museum zu nennen. Voller Stolz ist in ihm, neben vielen anderen Schiffsuntensilien, der orginale Anker der Endavour ausgestellt, nebst einer Schiffskanone. Dieser Anker war bei der seinerzeitigen Havarie abgerissen und konnte in den 1960ger geborgen werden. Weitere Prunkstücke von der Cook-Havarie sind die originalen Logbuchaufzeichnungen des Kapitäns.

Cooktown
Cooktown

Aber auch außerhalb des Museums treffen wir auf Schritt und Tritt auf den Entdecker. Die Uferpromenade zieren eine James Cook Statue, eine weiteres James Cook Monument und der Pfahl, an dem das Schiff dann zur Sicherung festgebunden wurde. Fast unauffällig, mit der Gefahr, übersehen zu werden, schlummert ein weiteres Relikt vor sich hin, The Queen’s Steps. Sie datieren allerdings aus der Neuzeit, d.h. aus dem Jahr 1970, als die heutige englische Königin Elizabeth II zur Eröffnung des James Cook Museums extra anreiste.

Was heute weltberühmtes Museum ist, diente vorher als Nonnenkloster der Mercy Sisters aus Irland. Gern gedenkt man ihres Engagements besonders in Sachen Schulbildung und Gesundheitswesen, welches beides auch heute noch ausgeübt wird. So spannt sich im Museum der parallele rote Faden in der Form, dass jeder ehemalige Klosterraum entsprechend gekennzeichnet ist.

Vergessen wollen wir auch nicht die dritte Ausstellungskomponente des Museums, der Abteilung über China. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, der Ära des dortigen Gold Rush lebten in der Stadt rund 18.000 Chinesen. Sie waren meist als Arbeiter, Träger besonders aber als Kaufleute tätig. Wenn man die heutige Einwohnerzahl von 2.300 dagegenhält, lässt sich leicht vorstellen, was für ein boom dieser Gold Rush nach sich zog.

Wir folgen ein letztes Mal den historischen Spuren von James Cook und klettern auf den Grassy Hill. Von hier aus, mit 360° Rundblick auf 150m Höhe legte er dann die weitere Route durch das Reef und die zahlreichen Sandbänke fest. Für uns ist das Navigieren auf der Straße heute erheblich einfacher. Zum einen gibt es bis COOKTOWN eigentlich nur den erwähnten Highway. Zum anderen befindet dieser sich in einem ausgezeichneten Zustand ohne wirkliche Havariegefahr, es sein denn mit den unzähligen Rinderherden am Straßenrand.

Richtung Cape Tribulation
Richtung Cape Tribulation

Der Entdecker lässt den Reisenden nicht los. Rund 80km südlicher hat er eine weitere Duftmarke gesetzt, am Cape Tribulation. Denn in diesen Gewässern rammte er zum ersten Mal eines der Korallenriffe und steckte teilweise fest. Was lag da näher, als diesen Ort als „Kap voller Kummer“ zu bezeichnen.

Heute genießen wir es als „Kap voller Freude“. Der Weg dorthin, von COOKTOWN aus, führt auf zwei Routen. Entweder nimmt man die Sandpiste direkt an der Küste. Sie ist allerdings nur für Allradfahrzeuge empfohlen. Oder man fährt wie wir zunächst im großen Bogen, aber auf geteerter Straße zunächst drum herum, um dann nahe PORT DOUGLAS wieder die Nordrichtung für rund 60km einzuschlagen. Wenn man direkt aus CAIRNS kommt, verläuft die Route gleich, eben nur genau anders herum.

Cape Tribulation
Cape Tribulation

Was macht das Cape Tribulation so reizvoll? Zunächst liegt es in dem riesigen Regenwald  Daintree National Park. Dieser Park ist von der UNESCO unter der Bezeichnung „Wet Tropics“ als Welterbe geschützt. Von        PORT DOUGLAS aus benötigen wir noch gut zwei Stunden Fahrtzeit (für 60km!). Die Straße ist bergig, eng und gewunden. Sie führt meistens direkt an der Küste entlang durch dichten, urwüchsigen Regenwald. Obwohl wir nur wenige Meter von Strand entfernt fahren, bleibt der Blick wegen der Urwalddichte häufig versperrt. Damit haben wir das Markenzeichen dieses Küstenabschnittes genannt. Hier küssen sich Urwald und Meeresküste. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Park- und Picknickmöglichkeiten mit direktem Strandzugang. Man hat einfach Durchgänge in das Dickicht geschlagen. Diese Form des unmittelbaren Aufeinandertreffens von Wald und Meer macht einen Strandaufenthalt in der schwülen Tropenhitze recht erträglich. Der Körper ist nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Dafür ruhen wir bei leichter Brise im Schatten der Palmen und Baumfarne.

Urwald küsst Meer
Urwald küsst Meer

Der Touristenansturm hält sich jetzt zur beginnenderTrockenzeit ziemlich in Grenzen, trotz ausgeprägter Infrastruktur. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straßenroute unterbrochen wird durch die Fähre über den Daintree River bzw. das konventionelle Autos und Wohnmobile ohne Allradantrieb in der kleinen Cape Tribulation Siedlung umkehren sollten. Allerorts, sowohl am großen Daintree River aber auch an den vielen kleinen Bächen und Wasserläufen wird vor Krokodilen gewarnt. Der Daintree National Park gilt als von den Reptilien gut bevölkertes Habitat.

Entdeckt man sie in der freien Natur? Wir raten von einer Expedition in die unberührte Natur auf eigene Faust ab. Es gibt bessere Möglichkeiten. Entlang des Flussufers und besonders in Richtung Daintree Village bieten einige Unternehmen Croc Adventure Cruises an. Das Kleingedruckte in den bunt schillernden Broschüren und Flyer gibt den Aufschluss. Wir werfen Anker bei Bruce Belcher’s Daintree River Cruises (www.daintreerivercruises.com.au). Warum? Eine 98%prozentige Krokodil-Sichtungsmöglichkeit klingt einigermaßen vertrauenserweckend, bleibt das 2%ige Restrisiko. Dieses fängt das Familienunternehmen auf durch das Angebot, die einstündige Flusstour gratis wiederholen zu können, bis jeder das gewünschte Wildllife erspäht hat. So eine Offerte darf man sich nicht entgehen lassen, zumal es pro Tag insgesamt sechs Touren gibt. Die ebenfalls als „Gastgeschenk“ dargereichten kleinen Leckereien und Getränke sind auch nicht zu verachten. Und zum Mittag spendiert er mit der Tour sogar einen Lunch aus „Pie & Getränk“. Soweit zu den kollateralen Annehmlichkeiten.

Familienfoto
Familienfoto

Die Tour selbst ist ein Volltreffer. Ein halbes Dutzend sich sonnender, schwimmender oder tauchender Krokodile können wir aus nächster Nähe sichten, darunter ein Weibchen mit höchstens 10-14 Tage alten Jungtieren. Den Daintree National Park bevölkern die Estuarine Crocodiles.  Sie gelten als die größten und gefährlichsten Salzwasserkrokodile Australiens und  haben bereits ikonenhaften Status erreicht. Unser größtes gesichtetes Reptil misst immerhin rund 5m Länge. Der Rekord soll bei 8,4m liegen. Über diese Tour können wir nur schreiben: Toll, erlebenswert, a must do.

Dann wird es erst einmal wieder unaufgeregter. Die größeren und kleineren Küstenorte haben sich für die Trockenzeit, d.h. Tourismussaison, offensichtlich gut gerüstet. Besonders positiv fällt uns hierbei PALM COVE auf mit seiner Strand-Palmen-Allee. Aber auch PORT DOUGLAS kann punkten mit seinem Four-Mile-Beach.

Wir kehren zurück in die unwegsame Natur des  Daintree National Park. An seinem Südende, unweit des Dorfes MOSSMAN, folgen wir der Beschilderung Mossman Gorge. Nach vier Kilometern endet die Fahrt an einem großen Besucherzentrum. Ab hier geht es nur noch per Shuttle Bus weiter, wieder hinein in das Urwalddickicht, den Berg hinauf zu einem Waldparkplatz. Der anschließende drei Kilometer lange Rundwanderweg führt uns meistens auf einem Bordwalk an dem schluchtenartigen Daintree River entlang, dort, wo der Fluss sich  noch kaskadenartig in die Tiefe stürzt – ohne Krokodile. Einmal mehr können wir so die Dichte, Feuchtigkeit und Schwüle dieses Naturerbes spüren.

Mossman Gorge
Mossman Gorge

Das Thema „Crocs“ lässt den Besucher dieser Region nicht los. Auch uns nicht, und wir statten der Croc Farm & Zoo – Hartley’s Crocodile Adventures einen halbtägigen Besuch ab (www.crocodileadventure.com). Weit müssen wir nicht fahren, denn diese Mischung aus Tierpark, Tierfarm und Krokodilzuchtanstalt liegr unweit von PORT DOUGLAS auf dem Weg zum Daintree National Park.

Croc Feeding
Croc Feeding

Sicherlich spielt der Aspekt über die Vermarktung von Krokodilen (Fleisch, Leder) für das Familienunternehmen eine große wirtschaftliche Rolle. Doch die Historie der ungezügelten Krokodiljagd der Vergangenheit hat zu den Farmhaltungen geführt. Bis 1970 gab es keinerlei Einschränkungen bei der Jagd auf diese Reptile, mit dem Ergebnis der fast völligen Ausrottung. Per Gesetzgebung konnten sich dann ab 1974 solche Krokodilfarmen installieren mit der gleichzeitigen Auflage eines Arterhaltungsprogramms. Seither hat sich der Krokodilbestand wieder erholt.

Wie gesagt, Hartley bietet beides, Farm und Tierpark, in dem dann ebenfalls Koala, Schlangen, Kasuare, Wallabies und unzählige bunt gefiederte Vogelarten zu finden sind. Ein ausgeklügeltes Programm bietet für jeden etwas: Wetland Tour mit Kasuar Fütterung, Schlangenreport, Koalagespräch und –fütterung, Farmtour oder auch einen Besuch im pädagogischen Zentrum. Alle diese Angebote zentrieren sich jedoch um das Hauptaugenmerk „Krokodil“ herum. Auf einer Bootsfahrt auf dem See des Feuchtgebietes erblicken wir wiederum eine große Anzahl an Crocs. Getrennt nach Salz- und Süßwasserkrokodilen gibt es mehrmals täglich öffentliche Fütterungszeremonien.  Als Höhepunkt wir die Croc Attack Show veranstaltet. Bei allem sensationsverdächtigen Anschein dieser Vorführung (täglich 15Uhr) werden viele wissenswerte Vorsichtsmaßnahmen in von Reptilien bewohnten Gebieten vermittelt. Auch den Besuch bei Hartley können wir ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

CAIRNS nördliche, tropische Region ist kein Tagesausflug. Man muss ja nicht gleich wie Captain Cook für sechs Monate den Anker werfen. Aber mindestens eine Woche bietet sich an, um typische Facetten auszuleuchten.

Palm Cove
Palm Cove

Um auch CAIRNS als Hotspot für Great Barrier Reef Touren nicht nur auf diesen einen Blickwinkel zu reduzieren, werden wir im nächsten Bericht auch einmal einen anderen Blick auf Stadt und nähere Umgebung werfen.

REISEBERICHTE über AUSTRALIEN-Neuer DiaVortrag

Emu DSCN0230Aller guten Dinge sind drei.

Ein dritter Reisebericht / DiaVortrag über unsere Australienrundreise kann nunmehr abgerufen werden. Er trägt den Titel:

AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

Mehr Informationen hierüber gibt es hier.

Und unter der Rubrik „Vorträge“ finden wir bereits

AUS 1: TASMANIEN – Der Grüne Smaragd Australiens  sowie

AUS 2: Vom Urwald ins Outback – Australiens SüdenKrokodil IMG_20160510_105541

K&K 54 – Grün nach oben

Der ewige Kampf um Sonne und Licht

Barron River aus der Gondelperspektive
Barron River aus der Gondelperspektive

Wie wir im vorherigen Kapitel angedeutet haben, gibt es in CAIRNS eine gigantische Auswahl an Tourveranstaltern und Touren, zu Lande, zu Wasser und zu Luft. Ein erstes Wahlergebnis liegt jetzt vor, welches wir hiermit päsentieren.

Was nach friedlicher Natur aussieht, ist eher ein ewiger und gnadenloser Kampf um den besten Sonnenplatz. „Grün nach oben – und das so schnell wie möglich!“ Wir sprechen vom Tropical Rainforest, der in einem westlichen Bogen die Stadt CAIRNS und Umgebung einkreist. Über unwegsamen native bush haben wir bereit öfter berichtet, über Rainforest gleichfalls. Was macht diesen tropischen Regenwaldgürtel so besonders? Zunächst einmal bedeckt er lediglich einen relativ schmalen Streifen an Nordqueenslands Küste. Er gilt als der älteste und ursprünglichste in Australien. Seine Wurzeln gehen zurück auf eine Epoche, in welcher der Riesenkontinent Gondwana noch existierte, also vor rund 150Millionen Jahren. Dieser kontinentale Gigant bedeckte vor seiner Zersplitterung, aus der bekanntlich sowohl Australien wie auch Neuseeland hervorgingen,  fast die gesamte Südhalbkugel der Erde. Das bedeutet, dass viele heutige Baum- und Pflanzenarten des hiesigen Regenwaldes bereits damals wuchsen und nicht zuletzt auch Lebensraum der Dinosaurier waren.

400 Jahre alter Kauribaum
400 Jahre alter Kauribaum

Also erleben wir hier eine urgeschichtliche Flora, die ihresgleichen sucht. Als am bekanntesten hierfür sind wohl die Farne und besonders die Kauri -Bäume zu nennen. Wie gesagt, diese Spezies gab es bereits zu Gondwanazeiten. Sie sind heute noch überall dort zu finden, wo früher der Riesenkontinent bestand. Auf unserer Tour begegnen wir ihnen also hier in Australien und haben sie im vorher bereisten Land, Neuseeland angetroffen. Selbstverständlich sind diese Regenwälder World Heritage gelistet, für die Cairnsregion seit 1988. Der Tropische Regenwald stellt also eine sehr kostbare Naturresource dar. 

Regenwald
Regenwald

Sehr informativ finden wir in diesem Zusammenhang die Liste der hier vorhandenen Pflanzen- und Tierwelt, welche die Rainforest Foundation herausgegeben hat (www.skyrailfoundation.org) Demnach ist dieser Regenwaldabschnitt „bevölkert“ von: 58 verschiedene Froscharten (= 25% aller Froscharten in ganz Australien), 110 Säugetierarten (=36%), 327 Vogelarten (=40%), 64 hier heimische Fischarten (=37%), 2.300 Pflanzenarten (=11%), davon 660 Pflanzenarten, die nirgendwo anders in der Welt wachsen.

Damit genug der Theorie. Verschaffen wir uns einen ersten praktischen Überblick. Nicht dass wir nunmehr die oben genannten Pflanzen- und Tierarten nachzählen wollen. Der kleine Überblick bleibt handfest, denn wir werden über dem Blätterdach des ansonsten unwegsamen Urwaldes schweben. Skyrail (www.skyrail.com.au)  bietet hierzu eine ausgezeichnete Gelegenheit. Unweit von CAIRNS, im etwas nördlicheren SMITHFIELD startet die Gondelbahn. 7,5 Kilometer und gut 300 Höhenmeter überwindet sie in rund 45 Minuten Schwebezustand, bevor sie im Bergdorf KURANDA ankommt. Einen schweren Fehler beginge, wer an den beiden Zwischenstopps einfach vorbei führe. Denn hier gibt es hervorragende Ranger geführte Kurzwanderungen mit Erläuterungen zu Wald und Umgegend.Skyrail DSCN4079a YourPhoto_0001

Wir haben sehr viel Glück mit unseren beiden Begleitern Louise und Mike. Mit viel Einfühlungsvermögen, gepaart mit zahlreichen Informationen über diese Naturperle, begleiten sie uns von der Tal- bis zur Bergstation. So erfahren wir unter anderem, dass es hier eine Baumart gibt, die von oben nach unten wächst. Anders herum, also Grün nach oben, wäre es eventuell ein hoffnungsloses Unterfangen oder würde viel zu lange dauern. Wir sprechen von der Würgefeige, die ihre Samen in einen anderen Baum als Wirt einnistet. Dabei dringt sie nicht in den Stamm ein sondern schnürt ihn ein. Irgendwann lässt dieser Würgegriff dann den Gastgeberbaum ersticken.

Regenwalddach
Regenwalddach

Unter uns gleitet ein Eukalyptuswald dahin. Für einen Regenwald ist das eigentlich kein charakteristischer Baumbestand. Doch Buschfeuer in der Vergangenheit haben dem Eukalyptus Raum, Licht und Sonne beschert, so dass er diesen Bergabschnitt heute dominiert. Wie eine Grenzlinie, so abrupt vollzieht sich dann der Wechsel von trockenem Eukalyptuswald zu feuchtem Regenwald.

Die erste Zwischenstation, der Red Peak ist mit 545m der höchste Gipfel auf der Gondelbahnreise. Ein Boardwalk als Rundweg führt vorbei an vielen sehenswerten Pflanzen und Bäumen wie dem Cycad, dem Elkhorn, dem Bird’s Nest Fern oder der Alexandra Palme. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf den rund 400 Jahre alten Kauri / Kauri Pine.

Und schon schweben wir weiter zum nächsten Zwischenstopp, der Barron Falls Station. Der Name sagt es bereits. Der mächtige Wasserfall des Barron River stürzt 260m in eine tiefe Schlucht. Auch hier bietet ein Rundweg mehrere fantastische Ausblicke auf dieses Naturspektakel. Tiefere Einblicke in die Arbeitsweise eines Regenwaldes liefert das gut ausgestattete CSIRO Rainforest Interpretation Center, auf welches wir bei diesem Rundgang treffen. Als Überraschungsgast läuft uns dann noch ein junger Kasuar über den Weg, welcher, da verwaist, von einem Ranger aufgezogen wurde und ihm noch immer auf Schritt und Tritt folgt.

Kuranda
Kuranda

Nach sehr lehrreichem Rundgang schweben wir der Bergstation KURANDA entgegen. Der Ort nennt sich auch „Dorf im Regenwald“. Aus der Gondel-Vogel-Perspektive sind die wenigen Häuser im dichten Wald kaum auszumachen. Hin und wieder leuchtet ein farbiges Dach inmitten des tiefdunklen Grüns. Einige Rundwanderwege erschließen den umliegenden, das gesamte Dorf einkesselnden  Regenwald. Andere Besichtigungspunkte wie Koala-, Vogel- und Schmetterlingspark ergänzen die Besichtigungsmöglichkeiten.

Hinunter ins Tal gondeln wir auf dem gleichen Weg wie auf der Bergfahrt, nicht ohne an den Zwischenstationen ein weiteres Mal auszusteigen. Wir erleben Skyrail als einzigartige Erfahrung, die wir nicht missen möchten.

Baby Kasuar
Baby Kasuar

Wir  wollen nicht versäumen anzumerken, dass Skyrail verschiedene Gondeltypen für die Luftreise anbietet. Alle sind sicherlich Spitze, einige etwas spitzer. Von den insgesamt 114 Gondeln ist jede siebente mit einem Glasfußboden ausgestattet, erlaubt somit schwindelfreien Gästen den direkten Blick nach unten. Eine tolle Einrichtung! Ganz furchtlose besteigen, ausschließlich in Begleitung eines Rangers möglich, die „offene Gondel“. Man kann es auch einen Schwebekorb ohne Kabine nennen. Diese Luftschaukel darf allerdings nur bei positiv stabilem Wetter benutzt werden.

Nach dem „pendelndem Überblick“ begeben wir uns auf die Fährte eines „rumpelnden Einblicks“. Auch hierfür nutzen wir eine fantastische Möglichkeit, die Kuranda Scenic Railway (www.KSR.COM.AU)   .

Scenic Railway
Scenic Railway

Zwei Stunden dauert die Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn von CAIRNS Bahnhof bis hinauf nach KURANDA. Ein Zwischenhalt in Freshwater Station bietet Zu- und Aussteigemöglichkeit. Nicht zuletzt wegen der prekären und teuren Parksituation in CAINRS CITY wählen wir den zweiten Bahnhof.

37km schnauft der Zug durch dichten Regenwald, oftmals dicht an der Felsenabbruchkante entlang. Auch für diese Tripmöglichkeit soll ein wenig Historie und Statistik nicht fehlen. Baubeginn für die Strecke war das Jahr 1886, der erste Zug erreichte Kuranda 1991. Rund 1.500 Arbeitskräfte waren stets zur gleichen Zeit an mehreren Stellen in Lohn und Brot. Sie schaufelten 2,3Mill m³ Erde beiseite, schufen 106 Felseinschnitte für die Gleisstrecke, inklusive 15 per Hand gegrabener Tunnel (1.746m Gesamtlänge) und 55 Brücken (2.138m Gesamtlänge). Um den Höhenunterschied bewältigen und den Steigungs- bzw. Gefällegrad abmildern zu können, sind 98 Kurven (auch Haarnadelkurven) zu durchfahren.

Stoney Creek
Stoney Creek

Viele Abschnitte der Fahrt verlaufen direkt durch dicht bewachsenen Regenwald. Schwindelerregend verlaufen die Streckenteile an den Felskanten entlang, bei denen wir schroff in die Tiefe blicken. Nicht viel anders ergeht es uns auf den zahlreichen Brücken. Die Fahrt selbst verläuft in einem solch rasanten Tempo, dass darauf hingewiesen wird, unterwegs nicht auszusteigen. Für Fotografiermöglichkeiten sorgen zwei Zwischenstopps, einmal direkt am Wasserfall des Stoney Creek, ein zweiter unmittelbar an den Barron Falls. Was vielleicht zunächst nach langer Bahnfahrt klingt, vergeht im wahrsten Sinne des Wortes „wie im Zuge“. Bei so viel naturwundermäßigem Anschauungsmaterial, untermauert durch gute Lautsprecherkommentare in den Waggons sowie einer sehr hilfreichen Broschüre, ist man dann überrascht, dass Kuranda Station bereits erreicht wird. Auch für diese Regenwalderfahrung verteilen wir gern wieder viele, viele Qualitätssterne.

Barron Falls
Barron Falls

Vier Zugverbindungen stehen pro Tag zur Verfügung, zwei vormittags hinauf zum Bergdorf, zwei nachmittags wieder hinunter nach CAIRNS. Möglich ist auch eine Kombination aus Skyrailgondel und Scenic Railway, egal welche Transportmöglichkeit man zuerst benutzen möchte.

Mit dem Ergebnis unserer ersten Wahlentscheidung können wir mehr als zufrieden sein. Beide erlebnisreichen und lehrreichen Touren zum Thema Regenwald genießen sicherlich einen besonderen Stellenwert auf unserer Australienrundreise.

Die nächste Wahlentscheidung lässt nicht lange auf sich warten. Darüber dann mehr im nächsten Bericht.

K&K 53 – Gefrostet und Gefrustet in tropischer Hitze

Mit TOWNSVILLE verlassen wir auch den „trockenen“ Abschnitt der Queensland Tropen.

Palmetum
Palmetum

Nördlich der Stadt beginnt die „nasse“, also regenreichere Region. Statistisch fallen in diesem Queenslandteil bis zu 4.000mm Niederschläge pro Jahr, in Spitzenjahren wie 1950 auch schon mal 8.000mm. Da fallen drei Wochen verregneter Sommerurlaub am Ostseestrand in Deutschland bei rund 700mm jährlicher Gesamtregenmenge doch gar nicht mehr ins Gewicht. Wir werden sehen, was die tropisch nasse Nordqueensland Saison uns bringen wird.

Erst einmal wandeln wir kurz nach TWONSVILLE unter Palmen. Im Palmetum können 60 verschiedene Palmenarten bestaunt werden. Besonders aufpassen sollte man bei einem Rundgang auf herabfallende Kokosnüsse und in den Bäumen hängende Flying Foxes.

Nach etwas mehr als 60km Bruce Highway Strecke schickt uns ein Wegweiser ins Dorf PALUMA. Das Dorf selbst ist hübsch einsam. Vor allen Dingen aber entflieht man hier  inmitten der Great Dividing Range auf 800m Höhe der tropischen Schwüle. Angenehm hinzu kommt dann noch der teilweise fantastische Blick über die vorgelagerte Ebene bis hin zum Pazifik.

Little Creek
Little Creek

Unterwegs gibt es Erfrischendes an der Little Creek Bridge. Der Fluss stürzt kaskadenartig in die Tiefe und bildet dabei viele Felsenpools. Wer kaltes Wasser nicht scheut, kann wie auf einer Wasserrutsche über die glatten Felsen in die einzelnen Schwimmbecken gleiten. Das bringt offensichtlich einen Heidenspaß, denn viele Familien tummeln sich im Wasser. Dieser Umweg auf der Mount Spec Road sollte nicht ausgelassen werden.

Frosty Mango-Jackfruit
Frosty Mango-Jackfruit

Erfrischend geht es auch zu bei frosty mango, einige Kilometer nördlicher direkt am Bruce Highway gelegen. „Have a break and enjoy the tastiest ice cream in Queensland“, lautet das Motto dieses sehr einladenden Cafés. Wir haben es ausprobiert. Der Spruch stimmt! Schade eigentlich nur, dass man nicht alle leckeren Sorten ausprobieren kann wegen  der Kapazitätsbegrenzung des Magens. Für ausgleichende Bewegung sorgt dann hinterher ein Rundgang durch den quasi Obstbaumgarten mit vielen tropischen Obstbaumarten und Palmen.

Einen  weiteren Bewegungsanlass gibt es dann nur 40km nördlicher am Stadtrand von INGHAM. TYTO Wetlands, ein großes Vogelparadies lädt zu einem gut 4km langen Rundgang ein. Von vielen Aussichtsplattformen aus kann die Lagune mit dem dichten, hohen  Schilfgürtel in kurzen Abständen immer mal wieder nach Fotomotiven abgesucht werden. Als am zeigefreudigsten erweisen sich auf den Wiesen am Rand des Feuchtgebiets die Wallabys. Von den ausgewiesenen großen und kleinen Vögeln war zumindest viel zu hören!

Großer Frust kam seinerzeit in diesem quicklebendigen Landstädtchen INGHAM auf, besonders bei dem Zuckerrohrfarmer Dan Sheahan. Das Wort „seinerzeit“ besagt, es geschah im Jahr 1944. Dem ehemaligen einzigen örtlichen Pub war nämlich das Bier ausgegangen. Wie es heißt, hatten amerikanische Soldaten das Pub trocken gelegt („American soldiers drank the place dry!“). Die Reiterstatue mit Farmer Dan auf dem heutigen Lees Hotel erinnert an die Begebenheit. Obendrein verspricht der Besitzer, dass immer genügend Bier vorhanden sei.

Wallaman Falls
Wallaman Falls

Fröhlich, wenn auch feucht wegen der nicht mehr trockenen Regenwaldzone, geht es auch bei uns zu, als wir in den Girringun National Park fahren. Er liegt nur 50km westlich der Stadt, aber bereits wieder in der Great Dividing Range. Als Ziel fahren wir die Wallaman Falls an. Mit 268m Fallhöhe gilt er als Australiens höchster „einstufiger“ Wasserfall. Und in der Tat, spektakulär stürzen die Wassermassen höllisch lärmend in die Tiefe. Mehrere Aussichtsplattformen und ein steiler Wanderweg in die Schlucht garantieren grandiose Aussichten.

Wie gesagt, wir brauchen gar nicht lange zu warten, um eigenhändig die Erfahrung machen zu dürfen, dass wir uns nunmehr im nassen Abschnitt des tropischen Regenwaldes befinden. Es vergeht kein halber Tag mehr ohne heftige Regenschauer. Dadurch erfolgt zwar keine Abkühlung, denn die Luft bleibt bei guten 26°C und mehr. Doch die Luftfeuchtigkeit steigert sich dann schnell von 60% auf 80% und darüber. Einheimische nehmen solche Schwankungen gar nicht mehr zur Notiz, lässt man uns wissen. Das ist normal, darüber wird nur auf Nachfrage geredet. Also lassen wir das Thema lieber ruhen.

Vielen Australiern ungut in Erinnerung bleibt der heftige Cyclone Yasi aus dem Jahr 2011. Mit voller Wucht traf er das Küstenstädtchen CARDWELL, rund 60km nördlich von INGHAM. Umso erstaunlicher, wie rasch und vor allen Dingen wie ansprechend die vom Zyklon völlig zerstörte Seepromenade wieder hergerichtet wurde. Eine Dokumentation im InfoCenter legt Zeugnis davon ab. Und auch diese i-site bildet eine gelungene Einheit mit einem Museum, hier das Rainforest & Reef Center, welches seinen thematischen Schwerpunkt auf die gegenüber der Stadt liegende Nationalparkinsel Hinchinbrook legt.

Tully-Golden Gumboot
Tully-Golden Gumboot

Weitere 100km nördlich auf dem Bruce Highway erreichen wir die Kleinstadt TULLY. Berühmtheit hat sie erlangt, als hier 1950 gut 8.000mm Regen fielen. In mehreren anderen Jahren waren es auch nicht viel weniger. Wer nachempfinden möchte, was 8m Regenhöhe bedeuten, besteige den Golden Gumboot in der Zentrumsmitte. Die Aussichtsplattform dieses Stiefel-Denkmals liegt genau auf 8m Höhe.

Auch von hier aus lohnt ein Abstecher ins Hinterland, in den Tully Gorge National Park. 45km führt die Straße (Sackgasse) durch die Schlucht des Tully River, an deren Ende ein großes Wasserkraftwerk liegt.

Tully Bananenplantage
Tully Bananenplantage

Viel interessanter als die Tour durch den landschaftlich sehr ansprechenden Canyon finden wir die am Wegesrand liegenden unendlichen Bananenplantagen. Mehr als 20km führt die Straße durch sie hindurch. Jetzt in der Haupterntezeit (Mai) herrscht reges Treiben auf den schlammigen Feldern. Hin und wieder lädt eine Plantage auch zum Besuch ein.

Paronella Park
Paronella Park

 

The Story of A Spaniard’s Dream lautet der Titel zur nächsten Episode. Richtig heißt der Besichtigungsdiamant Paronella Park, unweit der nächsten nördlichen Ortschaft INNISFAIL gelegen. Der emigrierte Spanier José Paronella hat sich im unzugänglichen Regenwald seinen Traum von einem Märchenschloss erfüllt. Neuschwanstein lässt grüßen. Nachdem der Canyon eines Flusses mit 20m hohem Wasserfall gerodet war, ließ José dort in etwa 7.000 neue Bäume anpflanzen. Ein Schloss, eine „Allee für Verliebte“, ein Tunnel für „Verliebt Fortgeschrittene“ sowie zahlreiche Springbrunnen und heimelige Gartenhäuschen zierten in den 1930ger / 1940ger Jahren dann das Gelände. Eigentlich waren Schloss und Anlagen als Geschenk für seine Frau gedacht. Es gab kein happy end. José verstarb zu früh, ohne die Vollendung seines Traumes erleben zu dürfen.

Paronella Park
Paronella Park

Heute lädt der Paronella Park Besucher zur Besichtigung ein. Die geführten Touren (ca. 45 Minuten) sind ihr Geld wert, denn jeder kann danach oder auch vorher weiter nach Herzenslust durch das verwinkelte Parkgelände streifen. Obendrein beinhaltet die Eintrittskarte auch noch eine freie Übernachtung auf dem benachbarten Campingplatz (jede zusätzliche Übernachtung müsste dann natürlich bezahlt werden.) Als weitere Zugabe wird eingeladen zur Nachtführung. So erleben wir den Park dann noch einmal wie eine geschickt illuminierte Feengrotte mit verzaubertem Märchenschloss. Man muss sich darauf innerlich wie äußerlich nur einlassen wollen.

Paronella Park
Paronella Park

Doch das Märchen zeigt auch Schattenseiten. Nicht für den Besucher, aber für seinen Betreiber. Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit nagt arg an der Bausubstanz. Der Wildwuchs des tropischen Regenwaldes kann kaum gebändigt werden. Und so steht unausgesprochen aber doch merklich die Frage im Raum, ob man dieses Prunkstück mit unermesslich zähem Aufwand und schwindelerregenden Kosten erhalten kann oder schließlich dem regenreichen Urwald überlassen muss. Bei der zweiten Lösung wäre die Welt um ein naturelles und kulturelles Schmuckstück ärmer.

Wir schauen mehr oder minder nur um die Ecke und gelangen zum Wooroonooran National Park. Hier betreiben Angehörige des Aborigines Stammes der Mamu, im joint venture mit dem Paronella Park, den Mamu Tropical Skywalk.

Mamu Skywalk
Mamu Skywalk

Nach 1.000m gewundenem Pfad spazieren wir dann auf einem langen boardwalk über dem dichten, fast undurchdringlichen Laubdach des Regenwaldes. Zusätzlich schiebt sich ein 40m langer, frei schwebender Steg über die Baumkronen. Am Ende der Wanderung erklettern wir schließlich noch den 40m hohen Aussichtsturm, um einen noch ausgedehnteren Rundblick über das grüne Paradies genießen zu können.

Josefine Falls
Josefine Falls

Am Nordende des Wooroonooran National Park blicken wir erneut tief in den Regenwald hinein, nämlich zu den Josefine Falls. Auch hier folgen wir erst einem 2km langen, gut ausgebauten Wanderweg, um die rauschenden Wasser dann über glatt gehobelte Felsen in die Tiefe fallen zu hören und zu sehen. Setzen wir noch einen weiteren Wasserfall oben drauf, The Bebinda Boulders. Tief hat sich das ewig fließende Wasser in Millionen Jahren in die Felsen eingekerbt, so dass wir nunmehr riesige Felsblöcke (=boulders) als Canyon-Begrenzung bestaunen dürfen.

Alle Attraktionen, etwas abseits der hauptsächlichen Touristenströme gelegen, erachten wir als erholsame Oasen im nahtlosen „Beach & Dive Adventure -Treiben“ der Küstenorte.

Kehren wir zurück nach INNISFAIL, rund 100km südlich von CAIRNS. Hier ist das einzige National Sugar Cane Museum angesiedelt. Wer Geschichte und Entwicklung dieses für Australien so wichtigen landwirtschaftlichen Industriezweiges erfahren möchte, der nehme sich zwei bis drei Stunden Zeit für einen Museumsbesuch. Er lohnt sich.

Cairns-Tourboats
Cairns-Tourboats

Somit erreichen wir schließlich nach vielen kleinen attraktiven Zwischenstopps  Australiens viertgrößte Stadt CAIRNS. Ob die Stadt schön, einladend oder sonst wie anziehend wirkt, bleibt Geschmacksache. Die südliche Einfahrt in die Metropole erweist sich erst einmal als heftig von Industrie geprägt. Die kleine City am Ufer der Trinity Bay präsentiert sich allerdings erheblich freundlicher und verlockender.

Cairns Harbour Sunset Cruise
Cairns Harbour Sunset Cruise

Mit der einsetzenden Abenddämmerung macht ein Angebot am Reef Fleet Terminal  besonders neugierig, nämlich das der Sunset Harbour Cruise.(www.cairnsharbourcruises.com.au) 90 Minuten soll dem immer gegen 18 Uhr einsetzenden Sonnenuntergang entgegengefahren werden. Nach kurzem Überlegen lassen uns nieder auf dem Oberdeck des Katamarans und werden verwöhnt mit Gratisdrink, Snacks (hier „nibbles“ genannt) und einem lauen Abendwind. Fast lautlos gleiten wir durch die verschiedenen Hafenarme, vorbei am Cruise Terminal, durch den Industriehafen und den militärischen Kais der Marine. Doch anschließend kommt der schönere Teil. Glücklicherweise reißt der Himmel auf. Über den angrenzenden Regenwaldbergen färbt sich der Himmel rosa, als wir in weitere Seitenarme einfahren. Hier herrscht jetzt nur noch grüne, ungezähmte Natur. Mangrovenwälder sind das Markenzeichen. In weniger als 20 Minuten sind wir von absoluter Dunkelheit umgeben. Inmitten dieser tiefschwarzen, absolut geräuschlosen Stimmung schaltet der Kapitän einige helle Bordscheinwerfer ein. So erstrahlt die undurchdringliche Mangrovenwelt in einem schon mystischen Glanz. Jedes Gespräch verstummt bei diesem Anblick. Augen und Seele saugen nur noch auf. Allmählich entkommen wir der totalen Finsternis wieder. Am Horizont, Richtung Meer tauchen die Lichter der Stadt wieder auf. Bevor wir zum Anlegeplatz zurückkehren, erstrahlt die Uferpromenade noch einmal in ihrer vollen Pracht der kunstvollen Beleuchtung, Fazit: eine gelungene harbour cruise, die weit über das Maß des Üblichen hinausgeht.

Cairns by Night
Cairns by Night

 

CAIRNS hätte aber sicherlich nicht eine Top- Reputation in der Welt des Tourismus erlangt, wenn es nicht als DAS Einfallstor für ungezählte Attraktionen im nördlichen tropischen Queensland sowie als DER Ausgangshafen für Exkursionen ins Great Barrier Reef wäre. Unter mehr als 600 Angeboten kann in dieser Stadt ausgewählt werden. Das bedeutet in der Tat die Qual der Wahl, denn alle klingen doch sehr appetitanregend. Wir stellen uns dieser Qual und berichten später über das Wahlergebnis.

K&K 52 – Gooranga Gooranga

Die Sinfonie der Zuckerrohrfelder im Cane Country setzt sich auch noch mehr als 100km gen Norden fort.

Sugar Cane Train
Sugar Cane Train

Bis zur Stadt PROSERPINE gibt es diesbezüglich nur eine Unterbrechung durch eine kleine Obstplantage. Ansonsten links und rechts des Highways keine Änderung der Feldbestellung. Bis zur Bergkette der Great Dividing Range wogen die grünen, dem Maisgewächs ähnlichen Pflanzen. Die Felder sind durchzogen mit Eisenbahnschienen für die Erntezüge. Wenn Mitte Juni die Zuckerrohrernte beginnt, fällt so viel pflanzliche Naturmasse an, dass sie mit herkömmlichen Anhängern kaum weggeschafft werden könnte. Also setzt man für den Transport zur Rohrzuckermühle und zur Kompostierungsanlage extra konstruierte Zugwaggons ein, erklärt uns ein Farmer.

Legen wir die Arbeit einmal beiseite und tauchen ein, wofür Queensland weltweit erheblich berühmter ist, nämlich in seinen Tourismusbetrieb. AIRLIE BEACH, SHUTE HARBOUR und die WHITSUNDAY ISLANDS stehen hierfür prototypisch. Die beiden Orte und die Inseln, die bereits zum südlichen Great Barrier Reef gezählt werden, passieren wir auf dem Weg nach TOWNSVILLE.

Airlie Beach
Airlie Beach

An den Berghängen von AIRLIE BEACH prunken die Villen und Resorts . Tief in die Berghänge hineingebaut garantieren sie so jedem Besitzer den gewünschten Meeresblick. Die Geschäftswelt im Ortskern wird beherrscht von Dernier-Cri-Boutiquen, Juwelieren, mehr oder minder feinen Restaurants bzw. Fast-Food-Ketten und Coffee-Shops ohne Ende. Bestimmte Saisonperioden kennt man hier eigentlich nicht. Zwar lässt die tropische Regenzeit den Touristenansturm minimal zurückgehen. „Doch eigentlich herrscht hier immer Saison“, erhalten wir in der i-Site als Antwort auf entsprechende Fragen. Mit seinen 5 Marinas und 7 Stränden gilt AIRLIE BEACH als das Mekka der Bootsenthusiasten und Angler.

Im Großen und Ganzen macht die Stadt einen sehr einladenden Eindruck. Seine Uferpromenaden laden zum Bummeln ein, allein schon, um vielleicht die millionenteuren Yachten anzuschauen. Das schillernde Panorama der Berghangvillen zeigt sich besonders auf der Duck-Tour, d.h. schwimmende Küstenfahrt im Amphibienfahrzeug mit nicht ganz ernst zu nehmenden Kommentaren.

Das nahe SHUTE HARBOUR wiederum dient als hauptsächliche Ab- und Anlegestation für einen Besuch der WHITSUNDAY ISLANDS. Die meisten Inselparadiese bieten Hotelunterkünfte der Luxusklasse an, wobei ein Übernachtungspreis von 1.200AUD als nicht ungewöhnlich gilt. Das filtert gewiss den Besucherstrom !  Das Hauptgeschäft liegt jedoch in den Tagestouren, mit und ohne Tauchen oder Schnorcheln, mit und ohne Landgang, mit und ohne Strandaufenthalt in verschiedenen Buchten, aber niemals ohne Morning Tea, Lunch Buffet und Afternoon Tea.  Auf Hook Island wird zur Abwechslung der Besuch eines Unterwasserobservatoriums angeboten. Wir haben uns nach einer entsprechenden Exkursionsmöglichkeit erkundigt. Man ließ uns wissen, dass es das Observatorium eigentlich nicht mehr gibt, es auch nicht mehr besucht werden kann. Aber die Ausflugsschiffe fahren daran vorbei!

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Nichts!

Proserpine River
Proserpine River

Wer die Kleinstadt PROSERPINE besucht, sollte einen Tag Reiseunterbrechung einlegen, um die CrocTour (www.crocodilesafari.com.au)  nicht zu versäumen. Ab dem südlicheren ROCKHAMPTON (vgl. K&K 51 Kontraste) gilt das tropische Queensland als Crocodile Habitat. Hier können diese Reptilien in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet und studiert werden. So eben auch im und am Proserpine River. Dieser Fluss ist so gut wie unzugänglich, fließt er mit hohen Gezeitenunterschieden doch durch undurchdringliche Mangrovenwälder. Das Flusshinterland hingegen ist durchsetzt mit Sümpfen, in denen die Reptilien ihren Lebensraum haben.  Crocs DSCN3284

Also schließen wir uns den CrocTours und dem Biologen Mark an. Per Kleinbus geht es zunächst zu einer kleinen Bootsanlegestelle auf Marks riesiger Farm. Die Beobachtungstouren vom Boot aus werden nur bei Ebbe durchgeführt. Denn nur dann liegen die Krokodile auf den meist sonnendurchfluteten, schlammigen Uferrändern. Führt der Fluss Fluthochwasser, bleiben auch die Reptilien abgetaucht.

Bevor wir das Boot besteigen, gibt Mark, neben einigen Vorsichtsregeln, noch verschiedene Informationen über die Reptilien. So erfahren wir, dass sie „blendende Überlebenskünstler“ sind. Bereits die Vorfahren, die vor rund 240 Millionen Jahren lebenden Archosaurier, ähnelten den heutigen Reptilien. Das Krokodil hat alle Veränderungen überlebt, wie die Abspaltung der Kontinente, verschiedene Eiszeiten, Aufstieg und Untergang der Dinosaurier ebenso sowie die Evolution verschiedener Urzeittierarten hin zum Säugetier.

Ausgerüstet mit diesen und vielen anderen, spannenden Informationen – Mark entpuppt sich als Rednertalent – legen wir ab. Der leise Elektromotor schiebt das Flachboot sanft in die Flussmitte. Wer aus Unachtsamkeit eine Hand über die Bordwand baumeln lässt, wird höflich aber bestimmt auf das Schnappverhalten der Krokodile hingewiesen. Ebenso soll das Sprechen möglichst unterbleiben, um eventuelle Tiere nicht zu verscheuchen.Crocs DSCN3296

Lange dauert es nicht, bis wir ein erstes stattliches Exemplar erspähen. 2,5m in der Länge soll das Salzwasserkrokodil („Salty“) messen, bei einem vermuteten Alter von 30 Jahren. Schnell wird uns der Unterschied zwischen Zoo und Natur bewusst. Kein schützender Zaun, nur eine niedrige Bordwand trennen uns von dem Fleischfresser. Und jeder weiß, dass Krokodile pfeilschnell senkrecht aus dem Wasser in die Höhe schnellen können. Ohne unseren Tour- Guide Mark würden wir wohl nicht einmal die Hälfte der vorhandenen Tiere sichten. Viele lauern auch im Mangrovengestrüpp. Dort entdeckt sie eben nur das geschulte Auge.

Ein weiteres Prachtexemplar schlummert in der Mittagssonne vor sich hin. Doch Mark warnt. Das Tier sei hellwach und kampfbereit. Sein Finger zeigt auf kleine, schlammgraue und damit kaum auszumachende Jungtiere. Diese seien erst vor zwei bis drei Wochen geschlüpft. Im Schutz des mütterlichen Auges sammeln sie nunmehr ihre ersten Lebenserfahrungen. Nicht viel mehr als 100g bei 8-12cm Reptil krabbeln und zappeln im Schlamm herum. Ein bis zwei Jahre später haben sie es dann immerhin schon auf rund 30cm gebracht. Wobei die Männchen erheblich rasanter wachsen als die Weibchen. Den harten Überlebenskampf bis zum Erwachsenendasein sollen allerdings nur ca. 1% (!) der Tiere bestehen. Sie haben ihren Platz in zu vielen Beuteschemata und Futterketten des anderen Wildlife, egal ob Dingo, Adler oder die eigene Spezies. Besonders bei den eigenen Artgenossen gelten Jungkrokodile als Delikatesse.

So gleiten wir weiter, fast geräuschlos, flussaufwärts. Die Beobachtungsausbeute lässt nichts zu wünschen übrig.  Mindestens 20 erwachsene Tiere werden gesichtet, meistens Weibchen. Die vorsichtigeren Männchen tauchen schneller einmal in die schlammigen, undurchsichtigen Fluten ab. Oder werden eben harsch von den Weibchen vertrieben.

Baumschlange
Baumschlange

So vergeht der Vormittag, oftmals mit stockendem Atem, wie im Fluge. Da wir weit draußen in der Wildnis uns befinden, wird in einem Wilderness-Camp ein Lunch gereicht, ohne Krokodilsteaks.

Der Nachmittag verläuft anschließend völlig anders. Per Trecker und Anhänger versinken wir fast im Sumpf auf der Suche nach Schlangen. Dabei erweist sich die Ausbeute zwar als nicht so zahlreich, doch hier und da schlängelt sich ein Exemplar noch schnell ins hohe Sumpfgras. Auch auf diesem Feld erweist sich Mark als Kenner, arbeitet er doch obendrein als professioneller Schlangenfänger. Mit einiger Mühe zieht er denn auch eine grün braune Baumschlange aus einer Baumkrone. Sie soll ja nicht giftig sein! Nach vielerlei Erläuterungen setzt er sie wieder in ihr schützendes Blattwerk.

Auch dieser Teil der Exkursion bleibt stets spannend und erlebnisreich. Der Adrenalinspiegel wird im Camp danach wieder gesenkt durch einen „Billy Tea“ und dem auf offenem Feuer im Topf gebackenen „Damper“, eine Art australischer, äußerst sättigender  Rosinenstuten.

Acht Stunden Wildlifekunde pur, unter fachmännischer Begleitung, ein Stück authentisches, natürliches Australien. Wir können es nur im höchsten Grad weiterempfehlen.

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Alles! Denn als Ende des 18. Jahrhunderts europäische Entdecker diese Flusslandschaft zum ersten Mal erkundeten, schrie einer ihrer Aboriginal Begleiter plötzlich auf: Gooranga Gooranga, was so viel bedeutet wie big crocodile, big crocodile!

Bowen Mango
Bowen Mango

Gooranga wird uns aber höchstwahrscheinlich nicht zur nächsten Station folgen, nach BOWEN 60km weiter nördlich. Denn die Kleinstadt und ihre Umgebung tragen die Zusatztitel „Salad Bowl / Salatschüssel“ sowie „Mango Capital“, ist also streng vegetarisch ausgerichtet. Die Zuckerrohrfelder werden abgelöst durch entsprechende Gemüsefelder und Obstplantagen. Allerdings ist trotz der Funktion als landwirtschaftliches Zentrum nur wenig Direktvermarktung an Ständen oder Ähnlichem zu sichten.

Dafür können die vorgelagerten Inseln der nördlichen Whitsunday Islands vom Flaggstaff Hill Lookout hervorragend ausgemacht werden. Ebenso die tollen Strände der Gemeinde, unter denen die von Felsen eingerahmte Horseshoe Bay in ihrer Schönheit besonders hervorsticht. Geschichtsinteressierte müssen nicht erst ins Heritage Center wandern. Die Stadtgeschichte wird in der Innenstadt optisch dargestellt auf 18 verschiedenen Murals, d.h. großen Gemälden an Hauswänden.

Bowen Mural
Bowen Mural

In einem der vorherigen Blogs haben wir über die Kunstwerke Emu Eggs berichtet (vgl. K&K 50 – viele Wege führen nach ROMA). In AYR, weitere 100km nördlich, gibt es das Pendant. Ayr Nature Display nennen die deutschstämmigen Künstler, Allan & Jess Ey ihr Werk. Mehr als 60.000 Spezies, präparierte Schmetterlinge, Käfer und Muscheln, sind kunstvoll arrangiert und in Glasvitrinen ausgestellt. Allein die dargestellte Australienkarte besteht aus 2.680 bunten Käfern, die von Queensland aus 1.044 verschiedenfarbigen Schmetterlingen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser touristische Edelstein völlig unbekannt ist und wir nur durch Zufall auf ihn stoßen.

Ayr Nature Display
Ayr Nature Display

Nach der nächsten 100km Distanz erblicken wir den orange-roten Castle Hill der Großstadt (180.000 Einwohner) TOWNSVILLE, das wirtschaftliche und touristische Zentrum dieses Abschnitts der Ostküste. Bevor wir in die Stadt einfahren, lassen wir uns das 10km südlich liegende Billabong Sanctuary natürlich nicht entgehen. Es überzeugt zwar nicht wegen seiner Größe. Man kann dieses Gehege eher klein nennen.

Wombat
Wombat

Überzeugt hat uns das Programm, welches den ganzen Tag über veranstaltet wird. Mehrere Ranger geben im 45-Minuten-Takt fundierte Informationen zu verschiedenen Wildtierarten. Nicht die Theorie steht dabei im Vordergrund, sondern die praktische Inaugenscheinnahme, vielfach inklusive Fütterung. Koalas und Papageien kommen zwar auch vor, verlockender sind jedoch die Demonstrationen mit den Wombats. Denn das Sanctuary widmet sich insbesondere diesen oftmals verwaisten Jungtieren. Ebenfalls eine wichtige Rolle für das Gehege spielt das Brutprogramm für die Kasuare, die bunten Cousins der Emus. Die bedrohte Tierart soll durch den geschützten Lebensraum in ihrem Bestand stabilisiert werden. Und Gooranga Goranga? Einige Exemplare dösen auch in Schlammtümpeln vor sich hin. Was auf den ersten Blick nach stark touristischer Einrichtung aussieht, schält sich aber konsequent als Tierschutzprogramm heraus.

Wer sagt, dass Großstädte immer etwas Hektisches, vielleicht sogar Abweisendes ausstrahlen müssen. TOWNSVILLE kann als Beispiel einer freundlichen, einladend wirkenden Großstadt gelten. Natürlich helfen dabei die Küstenlage und der bereits erwähnte Stadtfelsen Castle Hill, der, fast in der Stadtmitte liegend, alles überragt. Breite, Schatten spendende, begrünte Boulevards prägen das Image des Stadtkerns und locken ebenso zum Bummeln wie The Strand. Über mehr als 3km erstreckt sich diese gelungene Kombination aus Sandstrand mit angrenzendem Park als Liegewiese. Die Bäume im Park wurden so gepflanzt, dass ihr Blattwerk nunmehr wie ein Sonnenschirm wirkt. Und niemanden stört es, wenn du dein Picknick auf dem Rasen einnimmst oder dir den Kaffee aus den angrenzenden zahlreichen Cafés dort schmecken lässt. Die ganze Anlage strahlt eine gewisse Leichtigkeit des Lebens aus.

Townsville Castle Hill
Townsville Castle Hill

Sportler bewältigen die Bergstrecke auf den bereits erwähnten 260m hohen Stadtfelsen Castle Hill zu Fuß oder per Fahrrad, der Rest per Auto. Oben angekommen, wird unbeschreiblich schöner 360°-Rundumblick geboten, sowohl aufs Meer hinaus wie auch in die westlich sich erstreckende Great Dividing Range hinein.

Auf wissenschaftlichem Gebiet gilt TOWNSVILLE ebenfalls als Zentrum, nämlich bei der Meeresforschung. Natürlich liegt diesbezüglich der Schwerpunkt auf dem vorgelagerten Great Barrier Reef. Im etwas außerhalb liegenden Marine Science Center kann der Besucher immer freitags vormittags zwei Stunden lang Zeuge streng wissenschaftlicher Forschungsarbeit werden. Aufgelockerter, doch mit gleicher Ernsthaftigkeit öffnet das Reef HQ / Great Barrier Reef Aquarium in der Innenstadt seine Pforten. Auch hier wird neben allem optisch Verlockenden in den großen und kleinen Aquarien und Terrarien das Augenmerk auf eine pädagogische Komponente gelegt: Die Bedrohung dieses unwiederbringlichen Weltwunders Great Barrier Reef. Viele Informationsveranstaltungen und Vorführungen bringen dem Besucher dieses Anliegen näher, während er durch die bunte Welt des nachgeahmten Riffs wandelt. Und was muss man sich unter einem Turtle Hospital vorstellen? Ganz einfach! Kranke Schildkröten, sofern man ihrer habhaft wird, müssen mehrere Monate lang das „Wasserbett“ hüten, bevor sie als geheilt wieder in den Pazifik entlassen werden können. Woran sind sie erkrankt? In den meisten Fällen an falschem Futter, nämlich an Plastiktüten. Denn die Tiere können nicht unterscheiden zwischen dem oft durchsichtigen, im Meer treibenden Plastikmüll und ihrer hauptsächlichen Nahrungsquelle, den ebenso durchsichtigen Quallen. Also versucht man, sie von dem Plastikquälgeist zu befreien, meist durch Abführmittel, in seltenen Fällen auch durch Operation.

Der museale, nicht ganz so feuchte Zwilling liegt gleich nebenan, durch die eine Tür hinaus und sofort in die andere wieder hinein. Das Museum of Tropical Queensland hat durch seine Ausstellungen bereits viele Auszeichnungen eingesammelt. Natürlich widmet auch dieses Museum eine Abteilung dem Great Barrier Reef, stellt jedoch dabei die Verbindung her zum Tropical Rainforest  im nördlichen Teil von Queensland. Die Klimaerwärmung schadet beiden Naturhabitaten heftig, könnte man als Fazit des Rundgangs ziehen. Als zweites Thema wird Historisches behandelt: 150 Jahre Queensland, von 1866 – 2016. Für jedes Jahr wird ein herausragendes Ereignis präsentiert.

Hauptakzent des Museums liegt jedoch eindeutig auf der Geschichte der Pandora. Geläufiger ist uns sicherlich die Geschichte von der Meuterei auf der Bounty und dem tyrannischen Captain Bligh. Die Pandora muss in diesen Rahmen der Seefahrtsgeschichte gestellt werden. Um 1791 herum wurde sie nämlich vom englischen Königshaus ausgesandt, um die Meuterer der Bounty einzufangen und sie zur Verurteilung in Mutterland zurückzubringen. Nach vierjähriger Suche hatte man auf einer einsamen Insel bei Tahiti auch bereits 14 Meuterer eingefangen. Doch auf dem Rückweg kollidierte die Pandora am hiesigen Küstenabschnitt mit mehreren Rifffelsen und versank. Heute, gut 200 Jahre später, wird das Wrack und was darin noch gefunden werden kann, wissenschaftlich ausgewertet und was noch zu bergen ist, wird an Land gebracht und die Fundstücke aus dem Schiffsrumpf werden ausgestellt. Filigranarbeit auf dem Feld maritimer Geschichte.

Beide Museen sind unbedingt sehenswert. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit dafür. Aus unserer Sicht gut investierte Zeit.

Magnetic Island
Magnetic Island

TOWNSVILLE vorgelagert erhebt sich majestätisch in 8km Entfernung Magnetic Island. Als Namensgeber fungiert ein weiteres Mal Captain Cook. Als er 1770 an dieser Insel vorbeisegelte, schlug sein Kompass wegen magnetischer Strahlen heftig aus. Somit besaß das Eiland seine auch heute noch gültige Bezeichnung.

Magnetische Wirkung hat sie immer noch, wenn die Touristenströme als Grundlage genommen werden. 90% der Insel sind als National Park ausgewiesen, in dessen Zentrum der 500m hohe Mount Cook thront. Vier kleine Ortschaften an der Ostküste verkraften den gesamten Tourismusbetrieb, von Picnic Bay im Süden über Nelly Bay und Arcadia bis nach Horseshoe Bay im Nordosten. Insgesamt nur 10km liegen die Orte insgesamt auseinander. Jede kann mit mindestens zwei malerischen Buchten und Ständen aufwarten. Es ist zwar erlaubt, sein Auto mit auf die Insel zu bringen, doch es lohnt nicht bei nur 10km bis 15km Straßennetz. Außerdem wird Mietwagenservice angeboten.

Viel verlockender hingegen finden wir das Angebot der Eisenbahn- und Fährgesellschaft Translink. Mit einem Katamaran in 20 Minuten von TOWNSVILLE  auf die Insel nach NELLY BEACH übersetzen und dort das Bustagesticket benutzen. Des Spaß kostet alles inklusive 35AUD / 22€. Die Fähren fahren ca. alle 45 Minuten, die beiden Inselbusse viel häufiger. So genießen wir denn einen ganzen Tag lang preisgünstig, stressfrei und umweltfreundlich dieses Naturparadies und ohne gesichtetes Gooranga Gooranga.

Auf dem Bruce Highway / HWy 1 werden wir uns nunmehr immer stärker der Stadt CAIRNS im nördlichen Queensland nähern. Ohne Umwege mit Seitenblicken verbleiben bis dorthin noch ungefähr 350km.