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K&K32 – Es Hauptstädtert sehr

Nach so vielen Tagen in SYDNEYS Stadtgewühl zieht es uns in grüne Einsamkeit. Was liegt näher, auch geographisch, als dem südwestlich gelegenen Morton National Park einen Besuch abzustatten.

Blowhole-Kiama
Blowhole-Kiama

Bevor wir ins Landesinnere abdriften, werfen wir noch einen kurzen Blick auf den Blowhole Point im Küstenort KIAMA. Bei rauer See spritz das Wasser meterhoch durch eine Felskluft. Bei ruhigem Wellengang gibt es keine Meerwasserdusche, aber immerhin gut zwei Meter Fontänengischt. Allein der Ausblick auf die TASMAN SEA lohnt den kleinen Umweg.

Ruhig und beschaulich dösen die kleinen Orte im vor uns liegenden Nationalpark dahin. BERRY, BOWRAL, BERIMMA, allesamt Tore für die kilometerlangen Wanderwege im Naturschutzgebiet. Die Straße führt durch das Kangaroo Valley. Australiens Wappentier wird hier zwar nicht gesichtet, dafür erfreuen wir uns am dichten, schattig kühlenden Regenwald, der die Berghänge (bis 800m hoch) begrünt. Bezaubernde Blicke auf die Küstenebene verlocken immer wieder zum Zwischenstopp.

Weit ist es allerdings nicht mehr bis zur Hauptstadt. Also gleich wiederum in überschäumendes Stadtleben eingetaucht? Weit gefehlt! Denn zunächst zieht es uns in die Capital of Cherries in die Kleinstadt YOUNG, in einem der wichtigsten Anbaugebiete für diese Köstlichkeit gelegen.  Obwohl jetzt Haupterntezeit sein soll, bleiben die Stände am Straßenrand oder bei den Obstbauern selbst leer. Selbst der wichtigste Obst- und Gemüsemarkt in der Stadt bot keine zum Verkauf an.  Wir vergewissern uns, ob die Saison, Mitte Januar als Erntezeit stimmt. Sie geht in Ordnung, versichert man uns in der Touristeninformation. Und warum dann keine Kirschen im Angebot? Das meiste geht in den Export, Direktvermarktung genießt hier keinen hohen Stellenwert, obwohl die Verkaufsschilder an der Straße es anders ausweisen. Doch in einem örtlichen Supermarkt entdecken wir schließlich welche, nicht mehr ganz frisch, dafür mit schweißtreibendem Preis: 20AUD/kg (ca. 14€/kg).

Versehen mit einem Foto des Wahrzeichens der Stadt und der Kirschengeschichte (Anbau seit 1847) verlassen wir das „Rote Zentrum“ Richtung CANBERRA.

Dafür verlassen wir den Bundesstaat NEW SOUTH WALES, um nach ACT (Australian Capital Territory) einzufahren. Hier wird das amerikanische System von Washington D.C. (District Columbia) übernommen. Für die Hauptstadt wird ein eigener kleiner Verwaltungsbereich ausgewiesen, der zwar mit allen Rechten eines Bundesstaates ausgestattet ist, aber eigentlich kein eigenständiges Gebilde darstellt.

Gelbhaubenkakadu
Gelbhaubenkakadu

Was den Gaumen im „Kirschenzentrum“ nicht erfreuen konnte, wird vom Auge ausgeglichen. Unterwegs flattern immer wieder Kakadus um uns herum, sowohl die rosa Schnatterkakadus, wie auch die eigentlich schneeweißen Gelbhaubenkakadus. Sie tummeln sich lautstark auf den verdorrten, braunen Feldern oder den Bäumen. Oftmals tauchen sie als Pärchen oder in größeren Gruppen auf, wobei man sie meistens erst hört und dann sieht.

Gelbhaubenkakadu
Gelbhaubenkakadu

In der Sommerhitze von 35°-40°C nähern wir uns nunmehr der wirklichen Hauptstadt Australiens, CANBERRA. Als Zusatz trägt sie die Bezeichnung „custom-built city“, d.h. „auf Kundenwünsche zugeschnitten“. Wer war der Kunde? Die australische Regierung, die mit dem Neubau (Fertigstellung 1927) einer ganzen Stadt dem ewigen Hauptstadtstreit zwischen MELBOURNE und SYDNEY ein Ende setzte. Und der Anbieter? Geplant und realisiert wurde sie von dem visionären, amerikanischen Architekten Walter Burley Griffin. Wie kam er auf den Städtenamen? Die Aborigines nannten und nennen diesen Platz in ihrer Sprache seit Urzeiten „Kanberra“, was in etwa „Treffpunkt“ bedeuten soll. Alle Probleme beseitigt?

Canberra-Parlamentshügel
Canberra-Parlamentshügel

Die Stadt wirkt wegweisend als architektonisches Symbol, aber flau, was ihre Spontaneität angeht, behaupten Lästerzungen. Modern begegnet sie uns. Verblüffend harmonisch greifen bebaute und begrünte Flächen ineinander. Wirkliche Hochhäuser findet der Besucher hier nicht, ebenso wenig Verkehrsstaus. Als ob die Stadt vorrangig für den Autoverkehr geplant wurde. Wegen der Weitläufigkeit haben es Fußgänger schwer von „A“ nach „B“ zu kommen. Dafür geht es den Radfahrern umso besser. Farbig markierte Radwege durchziehen die gesamte Stadt. Halb CANBERRA scheint im Fahrradsattel zu sitzen. Das geht auch bestimmt flüssiger als mit dem dürftigen öffentlichen Nahverkehr. Mancher Reiseführer behauptet sogar, es gäbe ihn überhaupt nicht. Nun, das stimmt nicht so ganz. Einige Linienbusse sind uns schon begegnet.

Herzstück dieser Parkanlagenstadt ist der erst 1964 künstlich erschaffene Lake Burley Griffin, um den sich alles herum gruppiert. Er wird aus dem Molonglo River aufgestaut. Seine Länge beträgt rund 11km bei 35km Uferlänge – ein einziges Naherholungsgebiet.

Von hier aus sind CANBERRAS Sehenswürdigkeiten gut zu erreichen, manchmal zu Fuß wie das National Carillon / Glockenspiel, mit dem Fahrrad zum National Museum of Australia bzw. dem Australian War Memorial, oder im Auto zum Old Parliament House bzw. zum aktuellen Parliament.

Das Australische Nationalmuseum (freier Eintritt) gibt sich selbst den Titel „Geschichten im Herzen unserer Geschichte“. Von den vermuteten Siedlungsanfängen der Aborigines & Torres Strait Islander über die europäische Kolonialisierung und die Industrialisierung bis zum heutigen Computerzeitalter entfaltet sich ein bewundernswertes, multivisionales Kaleidoskop australischer Geschichte.

Über zwei Kilometer erstreckt sich die ANZAC-Parade schnurgerade vom See bis hin zum War Memorial. Gesäumt wird diese Allee von einem Dutzend Denkmälern verschiedener Nationen. Der mittlere Fußweg aus rotem Schotter, gewonnen aus alten Ziegelsteinen, erzeugt den knirschenden Widerhall von marschierenden Soldatenstiefeln, der dann allmählich im Innenhof mit  gigantischer Gedenkhalle erlischt.

Das aktuelle Parlamentsgebäude wurde erst 1988 bezogen, pünktlich zum 200. Jahrestag der Ankunft des ersten Europäers. Ohne gute Ausschilderung wäre der Bau kaum zu finden, denn er ist ein einen Hügel integriert. Der 81m hohe Flaggenmast auf der Hügelspitze weist darauf hin, dass „darunter“ noch mehr Sehenswertes zu finden ist. Englischer Stil im Inneren regiert Anblick und Aufteilung. In Anlehnung an das britische House of Commons ist das Mobiliar grün gehalten, im House of Lords aus gleichem Grund dominiert die Farbe Rot. Nur nennen sich die Kammern hier Repräsentantenhaus und Senat.

Aboriginal Embassy
Aboriginal Embassy

Und wo wurde vorher regiert? Von 1927 bis 1988 gab es ein provisorisches Regierungsgebäude, das heutige Old Parliament House. Man findet es leichter unter dem Namen Museum of Australian Democracy. Die ehemaligen Sitzungssäle und Kabinettsräume sind bei geringem Eintritt zugänglich. Filmausschnitte präsentieren Wege der Entscheidungsfindung zur „großen, australischen Politik“.

Gleich gegenüber auf dem Parlamentsrasen residiert seit 1972 die Aboriginal Tent Embassy, d.h. ein kleines Zeltdorf gruppiert sich um die „Heilige, ewig brennende Aboriginalflamme“. Die „Botschaft“ in Form einer kleinen Hütte versteht sich als permanente Protestbewegung gegen die Diskriminierung der Urbevölkerung durch die „europäischen Weißen“. Nicht Anerkennung wird gefordert, sondern Souveränität. Angeklagt wird der Landdiebstahl durch die europäischen Kolonialherren. Zugespitzt wird auch mit Völkermord argumentiert. Alle Probleme beseitigt?

Wir kehren zurück zu CANBERRAS typischer Parklandschaft. Die schönsten Blicke auf See und Stadt bieten die Aussichtspunkte der umliegenden Berge, ob nun vom Stromlo Forest mit Observatorium (rund 640m), vom Black Mountain (800m) oder vom Hausberg Mount Ainslie (840m). Wenn man nicht wüsste, dass sich eine Landeshauptstadt mit gut 400.000 Einwohnern in diese „Gartenstadt“ duckt, der ausschließliche Blick von oben würde es nicht verraten.

Weit ist das Land
Weit ist das Land

„Hauptstadt“ Nr. 3: COOMA, rund 180km südlich von CANBERRA. Sie bezeichnet sich als „The Capital of the Snowy Mountains“. Somit tauchen wir wieder ein in das teilweise undurchdringliche Grün des Mount Kosciuszko National Park. Ein knapp 300km langer Rundweg auf dem Alpine Highway sowie dem Snowy Mountains Highway geleitet uns mitten hinein in diesen Park und führt uns in das einzige australische alpin Skigebiet, wobei der Mount Kosciuszko mit 2228m Australiens höchster Berg ist. Man sollte die Bezeichnung Skigebiet nicht mit europäischen Alpenmaßstäben messen. Die Saison für Wintersport bleibt immens kurz, was zur (positiven) Folge hat, dass die Hänge der zahlreichen Berge nicht zu stark von Skipisten belastet und von Skiliften zugepflastert sind. Als stärker ausgeprägt erweist sich vielmehr der Wander- und Mountainbiketourismus, ersichtlich an den zahlreich ausgewiesen Wander- und Fahrstrecken. Sanfter Tourismus mit sanftem Andrang, jetzt in der Sommerzeit. Der Wanderaspekt wird noch verdeutlicht durch das „Wanderlust Festival“ (australischer Originaltitel), welches im aufkommenden Herbst stattfindet.

DSCN7177Einige wenige Orte liegen verstreut im und um den Nationalpark herum: JINDABYNE als „lebendiger“ Tourismusort, THREDBO, der malerischste in einem einsamen Talkessel, CABRAMURRA, mit 1488m Australiens höchste Stadt. Auch sie wurde in den 1950ger Jahren sozusagen „kundengerecht“ erstellt, denn es war damals die Zeit des Bau der großen Wasserkraftwerke in dieser Bergwelt. Dreieckige futuristisch anmutende „Haushütten“ prägen das Ortsbild, gruppiert um ein Gemeinde-, Einkaufszentrum. Ein Reiseführer nennt die Ortschaft sogar „eigenartig seelenlos“. Na endlich mal ehrliche Tourismuswerbung! Die Beschreibung passt. Weiter geht es mit KHANCOBAN mit seinen geschätzten 50 Häusern und weniger als 300 Einwohnern. In gesegneter Einsamkeit, „mucksmäuschen still“ im Sommer taucht es nach vielen Kilometern menschenloser Strecke auf wie eine „Zivilisationsoase“. Und schließlich ADAMINABY, ein Dorf, welches es eigentlich nicht mehr gibt, zumindest das ehemalige Dorf. Dieses wurde nämlich beim  Bau eines der Wasserkraftwerke ertränkt. Einige der historischen Gebäude konnten jedoch durch „Komplettumzug“  in der Siedlung OLD ADAMINABY der Nachwelt erhalten werden.

Mount Kosciuszko
Mount Kosciuszko

Die Snowy Mountains, sie gelten als das „Juwel“ von NSW Nationalparks. Die Panoramastraße windet sich zwischen 800m und 1500m durch diese gottverlassene Landschaft, gespickt mit ungezählten Aussichts- und Rastplätzen. Als Teil der GREAT DIVIDING RANGE überquert man bei THREDBO auf dem Rundweg den höchsten Straßenpass Australiens (1.580m).

Die Region hat aber wohl nicht immer so friedlich vor sich hingedämmert. In der 12-Häuser-Siedlung KANDRA führt dich ein Wegweiser zu einem historischen Friedhof. Auf ihm wird nicht besonders berühmter Persönlichkeiten gedacht., sondern die Hinweistafel weist aus, dass hier in den Jahren 1891 – 1912, d.h. während der Ära des Goldrush, insgesamt 47 Personen bestattet worden sind. Davon sollen lediglich sechs Personen „aus Altersgründen“ verstorben sein.

Eine weitere Besonderheit zeigt sich bei der Berghütte BRADLEEY’S & O’BRIENS HUT“. Die mit Bäumen bewachsenen Berge nehmen in der Fernsicht eine kreideweiße, wie mit Puderschnee bestäubte Färbung an. In der Nahaufnahme zeigt sich, dass dort flächendeckend kahle, rindenlose, tote Bäume stehen, die wie silberne Speerspitzen in den Himmel ragen.

Buschfeuer 2003-Spätfolgen
Buschfeuer 2003-Spätfolgen

Der Grund für diesen „toten Urwald“ liegt in der verheerenden Feuersbrunst von 2003, bei der rund 80km² Wald zerstört wurden. Die Überreste sind eben heute noch sichtbar. Doch die Natur erobert sich vielerorts ihr Terrain zurück. Bis zu 2m hoch sind Bäume und Büsche bereits wieder nachgewachsen. Schätzungsweise muss noch ein Jahrhundert vergehen, bis die Natur ihren ursprünglichen Zustand wieder erreicht hat – Langzeitschaden einer vermuteten Brandstiftung!

Zwei markante, australische Feiertage werden gefeiert. Das ist zum einen der ANZAC DAY (jährlich am 25. Januar) sowie der Australia Day (immer am 26. Januar). Der erstere Feiertag ehrt die Militärgemeinschaft Australien-Neuseeland, denn die Abkürzung bedeutet „Australia New Zealand Army Corps“. Die eigentliche Ehrung gilt insbesondere natürlich den Opfern in den zahlreichen Militärkonflikten, an denen die beiden Länder mit einer gemeinsamen Militäreinheit seit WW I teilnahmen und teilnehmen. Gedenkfeiern und Paraden finden besonders in größeren Städten statt.

Erheblich gelöster wir der Nationalfeiertag begangen, ebenfalls ein staatlicher Feiertag. Die Städte und Gemeinden sprudeln über vor Stadtfesten, Kirmes und ähnlichen Attraktionen. Wir dürfen den Festtag in der bereits erwähnten 8000 Einwohner Stadt COOMA miterleben. Im zentralen Centennial Park trifft man sich zur privaten und offiziellen Feier. Die Vereine der Stadt präsentieren sich, die Stadtoberen und diverse Parlamentsabgeordnete ebenfalls. Es mangelt nicht an buntem Treiben.  DSCN7229Alles dreht sich letztendlich um das Motto „Celebrating Aussie Icons“. Am sichtbarsten ist die australische Ikone „Bumerang“, denn ein überdimensionales, bunt verziertes Exemplar ist über der Eventbühne befestigt. Der zweite Blick macht die weiteren Identität stiftenden Aussie-Symbole sichtbar, immerhin neun an der Zahl. Dargestellt sind (in loser Reihenfolge): Koala Bär, Cork Hat, Vegemite, Sydney Opera House, Dame Edna, Uluru, Thongs, Meat Pie, Cathy Freeman. Nachgefragt haben wir bei den uns nicht so geläufigen, denn die Oper, den Uluru/Ayers Rock, den Cork Hat /typische Kopfbedeckung für Männer und den Koala sind weltberühmt. Doch wer sind Cathy Freeman und Dame Edna? Die erste Dame gilt als wegweisend für die australische Leichtathletik, denn 1981 gewann sie bei Olympischen Spielen mehrere Goldmedaillen im Staffelläufen. Außerdem gehört sie einem Stamm der Aborigines an. Dame Edna hingegen gilt als TV-Ikone. Sie stellt eine fiktive Figur des australischen Komikers Barry Humphries dar. Markenzeichen sind ihre lila Haare und die übergroße Brille. Der Meat Pie gilt als Erinnerung an die angestammte englische Heimat vor der Kolonialisierung. Sie sind aber auch wirklich lecker, diese Fleischpasten. Bleibt noch „Thongs“ als Ikone. Das sind ganz einfach Badeschlappen oder Flip Flops. Nun, bei 35.000km Küstenlinie erweisen sie sich als sehr nützlich. Zu guter Letzt: Wie ist Vegemite als als Australiensymbol auf diese Liste gelangt? Zu kaufen gibt es den konzentrierten Hefeextrakt mit vielen Vitaminen der B-Reihe in jedem Supermarkt als Brotaufstrich. Europa, besonders Schottland, kennt die Paste eher als „Marmite“. Soll es den Verkauf ankurbeln? Beweist es eine gesunde Ernährungseinstellung? Oder gilt es als Apell für eine solche? Eine erschöpfende Antwort darauf ist nicht zu erhalten, weder im Visitor Center, von Festorganisatoren oder Festbesuchern.

 

K&K31 – Boating Bays & Beaches – SYDNEY

Eine Stadt mit dem größten Naturhafen der Welt stellt schon etwas Besonderes dar.

Sydney Harbour
Sydney Harbour

PORT JACKSON wird er am häufigsten genannt, oder eben auch einfach SYDNEY HARBOUR. Eine relativ schmale Durchfahrt führt vom Pazifik in die inneren Gewässer. Dort eröffnet sich dann ein Gewirr von Inseln und Inselchen, Nebenarmen und Buchten. Über 19 Kilometer Länge erstreckt sich der Hauptarm. Hier entlang werden die wuchtigen Frachter und noch wuchtigeren Kreuzfahrtschiffe zur ihren Anlege- oder Ankerplätzen gelotst.   Von diesem Hauptschifffahrtweg zweigen weitere Meeresarme wie z.B. der Middle Harbour ab. Der Umkreis der Hafenmündung beträgt 317 Kilometer. Geologisch ist PORT JACKSON eine sogenannte RIA, d.h. ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht. In diese fließt der PARRAMATTA RIVER.

Aus der unübersehbaren Schar der Inseln im SYDNEY HARBOUR seien hier nur einige erwähnt: SHARK ISLAND; CLARK ISLAND; FOT DENISON ISLAND; GOAT ISLAND; COCKATOO ISLAND; SPECTACLE ISLAND; SNAPPER ISLAND oder auch RODD ISLAND. Frühere Landgewinnungsmaßnahmen haben hingegen andere, wie BENNELONG ISLAND, GARDEN ISLAND oder BERRY ISLAND zu Festland bzw. Halbinseln umgestaltet.

Fort Denison
Fort Denison

Die meisten dieser Eilande sind bewohnt. Nicht so FORT DENISON. Winzig aber robust, in Sichtweite von Oper und botanischem Garten, machte es seinem Namen alle Ehre. Denn wer in den Hafen wollte, musste an ihr vorbei. Und damit waren dickleibige Kanonen zu überwinden. Aus damaliger Sicht, also aus der Perspektive der europäischen Einwanderer, ein perfekter Schutz für die neugegründete Kolonie. Zeitweilig diente der Inselfelsen auch aus als „Strafanstalt“ und Hinrichtungsstätte. So ist auch der Spitzname „pinchgut“ (frei übersetzt: Bauchkneifer) zu erklären. Heute wird dort nur noch mit Messer und Gabel hantiert.

Die Gegend um den Naturhafen soll bereits seit 40.000 Jahren von den Aborigines besiedelt gewesen sein, bis dann 1788 der erste englische Schiffskonvoi (vgl. K&K 30) hier an Land ging. Dass die neuen, europäischen Mitbewohner (besser: Konkurrenten) der leicht hügeligen, fruchtbaren Plains und fischreichen Gewässer nicht nur freundlich jubelnd empfangen wurden, kann sicherlich schnell nachvollzogen werden.

Bondi Beach
Bondi Beach

Bei so viel Küste, Wasser und fast ganzjährig herrlichem Wetter steht BOATING natürlich hoch im Kurs. Sind es 20 oder gar 30 Yachthäfen? Gefühlt sind es bestimmt mehr, denn hinter jeder Kurve der endlosen städtischen Uferpromenade tut sich eine weitere Marina auf. Samt und sonders vollgestopft mit Booten, von der bescheidenen Jolle bis zum Milliardärscruiser. Egal an welchem (Aussichts-)Punkt man auf den Hafen hinabblickt, ein riesiges, weißes oder buntes Heer an Segelbooten bevölkert die Gewässer.

Zwischen ihnen wuseln Unmengen von Fähren aller Größen und Farben. Ein hervorragend verknüpftes Netzt von Sightseeingbooten sowie Fahrplanschiffen bringt dich in jede Ecke dieser Hafenperle. Wie beim Bus kann auch hier für wenig Geld ein 24-Stunden-Ticket / Hopp-On-Hopp-Off erstanden werden. SYDNEY aus der Wasserperspektive hat seinen besonderen Reiz. Außerdem gelangst du auf diese Art und Weise zu den wunderschönen Inseln, BAYS und Traumstränden, ohne lange Anfahrten mit dem Auto: ROSE BAY, WATSON BAY, QARANTINE STATION oder wie sie alle heißen mögen. Als Badewanne der Sydneysider geriert sich die nördliche MANLY BAY. Die Fähre legt an der Wharf in der geschützten Innenbucht an. Menschenmassen wälzen sich an Land. Ein kurzer Weg durch die quirlige Fußgängerzone des Stadtteils – „El Corso“ genannt -, und schon stehst du am Pazifikstrand.

Koala DSCN6572Was dem einen sein Pazifikbad, ist dem anderen sein Surf. Weltruf hierfür genießt die BONDI BEACH, südöstlich von SYDNEY, bereits wieder an der TASMAN SEA gelegen. Die Fähren wagen sich wegen der stets rauen See zwar nicht um den SOUTH HEAD, dafür geht es problemlos mit dem Bus in ca. 30 Minuten von der Innenstadt. Und es ist ja gerade die ewig raue See, welche diese Bucht mit goldgelbem Strand für Surfer so attraktiv macht. Eine solche Ansammlung von begeisterten Wassersportlern findet man sicherlich nur selten. Und das Beste: Alle BAYS und BEACHES sind frei zugänglich, ohne Eintritt oder Kurtaxe, und doch stets von Rettungsschwimmern überwacht. Beispielhaft!

An dieser Stelle bietet sich ein Wort über einen ganz besonderen Club an. Bekanntlich ist das Clubwesen in Australien stark ausgeprägt, ein britisches Erbstück. Hier in BONDI regiert ein elitärer Schwimmclub die Clublandschaft. Um Mitglied werden zu dürfen, müssen die Kandidaten vier Jahre lang jeden Sonntag in den Club zum Schwimmen kommen, sommers wie winters. Nicht ein beheizter Pool lockt, sondern ein Außenbecken, welches das Meer mit Wasser speist.

Blue Mou ntains-Three Sisters
Blue Mou ntains-Three Sisters

Fehlen beim Sonntagsschwimmen wird mit dem Entzug des Kandidatenstatus bestraft. Und als ob es nicht genügt, dass sich das Badevergnügen im Winter zwar frostfrei aber doch recht frostig gestaltet, müssen die Kandidaten an einem Sonntag mit einem großen Eisblock in den Armen ihr Schwimmtraining absolvieren. Das wärmt dann das Wasser auch nicht gerade auf. Wenn das nicht elitär genannt werden darf! Die Liste der Aufnahmeanträge sowie die Wartezeiten sollen sehr lang sein.

Doch auch für Nichtsurfer und Nichtschwimmer ist an diesem prachtvollen Küstenabschnitt gesorgt. Rund drei Kilometer kann man dem Panoramawanderweg folgen bis nach BRONTE BEACH. Entlang der steilen Felsenküste verläuft der Pfad immer direkt am Meer. Mal führt er dich unmittelbar auf der Höhe des Meeresspiegels entlang mit hohem Risiko, eine Wellendusche abzubekommen. Mal klettert er hinauf zu einem der kliffartigen Aussichtspunkte, von wo der Wind dich fast wieder hinunter pustet.

Von Einsamkeit ist dort natürlich keine Spur. Zusätzlich zu den Heerscharen von Badegästen kommen noch die Anwohner, denn diese Küstenlinien sind fast durchgängig intensiv bebaut. Die Küstensiedlungen tragen denn auch hin und wieder hübsche Spitznamen. Z.B. hat man das Stadtviertel an der ROSE BAY „Häuser mit Millionenblick“ getauft, die DOUBLE BAY mutiert zu DOUBLE PAY. Preiswertes ist hier offensichtlich wirklich nicht zu erstehen. Ein Verkaufsangebot für eine Eigentumswohnung mit „3 Bedrooms“ ist denn auch für nur 44Mill. AUD (knapp 30Mill. €) zu haben.

Goanna Echse
Goanna Echse

Verlassen wir einmal kurz diese BAY & BEACH-Idylle und wenden uns dem nördlichen und westlichen Hinterland zu. Noch auf äußerem nördlichem Stadtgebiet lädt der KU-RING-GAI CHASE NATIONAL PARK zu einem Ausflug ein. Am BOBBIN HEAD gleich hinter dem Information Center führt ein Rundweg durch australischen Buschwald. Und mit etwas Glück läuft dir auch eine Goanna Echse über den Weg. Daneben gibt es herrliche Aussichtspunkte auf die verzweigte Flusslandschaft – Wasserwege, die alle Zugang zum Sydney Harbour und damit zum Ozean bieten.

Blue Mountains
Blue Mountains

Etwas weiter entfernt in westlicher Richtung lohnt sich ein Ausflug in den         BLUE MOUNTAINS NATIONAL PARK. Als Teil der GREAT DIVINDING RANGE erhebt sich dieses zerfurchte Sandsteinplateau auf bis zu 1.100m. Als Hauptanziehungspunkt gilt die Stadt KATOOMBA mit ihrem ECHO POINT und den Felsnadeln THREE SISTERS, zusätzlich zu den beiden Gondelbahnen Scenic Skyway und Scenic Cableway. Ergänzt wird das Triumvirat durch die Scenic Railway, dem mit 52° Gefälle steilsten Personenzug der Welt (sagt eine Broschüre). Wanderer und Kletterer fühlen sich im El Dorado dort unten in den Eukalyptuswaldtälern oder auf der Giant Stairway, d.h. einer Steintreppe mit rund 1.000 Stufen hinab zum JAMISON VALLEY.

BLUE MOUNTAINS, aus der Ferne schimmern sie tatsächlich blau. Warum? Ursache hierfür sind die bläulich schimmernden ätherischen Öle, die aus den Eukalyptusbäumen empor steigen. Kein Wunder, dass bei so viel Sehens- und Besuchenswertem der National Park als UNESCO Weltnaturerbe geadelt wurde.

Kakadu DSCN6595Eng verbunden mit dem Eukalyptusbaum sind seine häufigsten Bewohner, die Koala Bären. Im National Park selbst sind sie zwar nur äußerst selten sichtbar. Dafür aber werden sie gehegt und gepflegt im FEATHERDALE WILDLIFE PARK, auf halbem Weg zwischen Sydney und dem National Park. Dabei geht es in erster Linie nicht um einen herkömmlichen Tierpark. In diesem Sanctuary wird wissenschaftlich versucht, das Überleben dieses selten geworden Tieres zu sichern. Wombas, Kakadus, Wallabies und viele andere Spezies in dem Wildlife Park ergänzen die Palette der „Heimbewohner“.

Darling Harbour-Feuerwerk
Darling Harbour-Feuerwerk

Auf dem Rückweg dieses an Ereignissen reichen Abstechers legen wir noch einen Zwischenstopp am OLYMPIC CENTER in SYDNEY ein. Nicht um diese ehemaligen Sportstätten von der 2000-Sommerolympiade zu besuchen, sondern – und damit kommen wir zum eigentlichen Thema zurück – um per Katamaran in rund 90 Minuten zum SYDNEY HARBOUR zurück zu kehren. Das geschilderte Leben am, im und auf dem Wasser präsentiert sich in der Abendsonne ein weiteres Mal. Endstation ist der vor Lebenssaft überquellende DARLING HARBOUR im Stadtzentrum. Es lohnt das Warten bis zur Dunkelheit. Denn immer samstags um 21 Uhr wird dort während des Sommers vom Wasser aus ein farbenfrohes Feuerwerk gezündet. SYDNEY, wie wir es erleben: Eine Stadt voller Lebenskraft, Lebenslockerheit und Lebensfreude.

K&K30 – Es begann als Gefängnis – SYDNEY

Sydney Skyline
Sydney Skyline

Darüber wollen wir aber erst später berichten. Zunächst zählen nur die angenehmen Seiten dieser Metropole. 4,6 Millionen Einwohner tummeln sich in der größten Stadt Australiens, gleichzeitig Hauptstadt des süd-östlichen Bundesstaates NEW SOUTH WALES (NWS). Dabei sind die Millionen an Touristen aus allen Himmelsrichtungen der Welt noch gar nicht mitgezählt.

Die Metropolregion (Sydney Metropolitan Area) umfasst eine Fläche von 12.138 Quadratkilometer. Sie reicht vom Hawkesbury River im Norden bis jenseits der Botany Bay im Süden und von den Blue Mountains im Westen bis zum Pazifischen Ozean im Osten.

Egal in welche Himmelsrichtung das Auge schaut, stets bleibt der Blick an einer Wolkenkratzer Skyline hängen. Dabei kommt jedoch selten ein Gefühl von unendlichen, nie enden wollenden Straßenschluchten auf. Warum? Die City und angrenzende Stadtteile sind durchsetzt mit großen und kleinen Parkanlagen, von denen der ROYAL BOTANIC GARDEN der größte ist. Historisches taucht im CENTENNIAL PARK auf, Britisches im HYDE PARK.

Hyde Park
Hyde Park

Der Sydneyer Namensvetter gleicht in seiner Anlage dem Londoner. Allerdings wurde die „Speakers Corner“ an den Rand des Botanischen Gartens verpflanzt, gegenüber der Kunstgalerie (Art Gallery of New South Wales). Dabei hat die Munterkeit der Redner, ihre Überzeugungsbemühungen wie auch ihre gestikulierende und emotionale Anteilnahme an „ihrem“ Thema Londoner Format. Nicht einmal die Trittleiter als Rednerpult fehlt.

Vor dem Museum stoßen wir auf einen alten Bekannten von unserer Schottlandreise (2014), nämlich auf den schottisch-romantischen Verseschmied ROBERT BURNS (1759-1796). Wir werden ihm sicherlich öfter begegnen hier in Australien, z.B. in Adelaide, Brisbane, Canberra oder auch Melbourne. Mit seinen wundervollen Gedichten hat dieser „Poet des Zarten“ demnach nicht nur sein Heimatland, sondern die ganze Welt entzückt. Denn warum sollte man sonst außerdem in Kanada, USA und Neuseeland seiner durch Statuen gedenken? Bei den „Aussies“ geht man noch einen Schritt weiter. Wie in Schottland findet jedes Jahr am 25. Januar ein sogenannte „Burns Supper“ statt.

Kehren wir kurz zurück zum Sydneyer HYDE PARK. Durchschnitten wird er durch die Park Street, an der wir das geräumige AUSTRALIAN MUSEUM finden. Außer vielen einzelnen Themen wie „Australian Wildlife“, „Planet of Minerals“ oder „Pacific Spirit“ rückt dieses außerordentliche Museum in mehreren Abteilungen die Aborigines in den Mittelpunkt. Sicherlich versucht man über diesen Weg, ein besseres Verständnis für deren Geschichte und Problematik zu erzeugen. Es scheint gelungen zu sein.

ANZAC Memorial
ANZAC Memorial

Im Park selbst ragt das ANZAC-MEMORIAL markant hervor. Ein pompöser Bau erinnert an die Soldaten des Australisch-Neuseeländischen Armee Corps, besonders an die von WW I. Da mag es kein Zufall sein, dass in Sichtweite sich St. MARY’S CATHEDRAL erhebt. Dieser prachtvolle Sandsteinbau, dessen letzter Turm erst im Jahr 2000 vollendet wurde, zählt zu den größten und wichtigsten katholischen Kirchen Australiens.

Mit preiswerten öffentlichen Verkehrsmitteln durchkreuzen wir die Stadt wie einst die Schiffe der Entdecker die Meere. Wir merken schnell, dass ein großer Unterschied besteht zwischen einem Wissen von bzw. Lesen über eine der großen Attraktionen SYDNEYS oder der direkten Begegnung: Weltkulturerbe SYDNEY OPERA HOUSE, HARBOUR BRIDGE oder auch SYDNEY TOWER EYE, sie alle übertreffen im unmittelbaren Anblick jegliche Beschreibung. Den finalen Kick gibt es dann schließlich beim Betreten, Überqueren oder Erklimmen dieser touristischen Institutionen.

Sydney Opera House
Sydney Opera House

 

Wer an ein OPERNHAUS herkömmlicher Art denkt, liegt bei SYDNEYS Wahrzeichen absolut falsch. Es beherbergt ein gigantisches Kulturzentrum. Das Gebäude ist 184 Meter lang, 118 Meter breit und bedeckt eine Fläche von etwa 1,8 Hektar. Sein unverwechselbares Dach ragt 67 Meter hoch hinauf und ist mit 1.100.000 glasierten, weißen Keramikfliesen verkleidet, die aus Schweden importiert wurden. 580 Pfähle, die 25 Meter tief im Boden verankert wurden, tragen das etwa 160.000 Tonnen schwere Bauwerk. Auf einer Halbinsel am CIRCULAR QUAY gelegen, bietet es von innen und von außen unbeschreibliche Aus- und Anblicke. An fünf hauseigenen Spielstätten wird bei jährlich 1.500 Veranstaltungen engagierte Kunst präsentiert. Rund 5.500 Zuschauer dürfen gleichzeitig Platz nehmen, in der Konzerthalle, dem Joan Sutherland Theatre (Oper), dem Drama Theatre (Sprechtheater) sowie dem Playhouse und dem Studio Theatre (gemischte Programme). Und dabei diente bis in die 1940ger Jahre hinein die Halbinsel namens „Bennelong Point“, auf der das heutige Weltkulturerbe glänzt, zu nichts anderem als einem langweiligen Eisenbahndepot. Ab 1959 begannen die eigentlichen Bauarbeiten. Queen Elizabeth II musste dann immerhin noch 14 Jahre warten, bis sie es offiziell einweihen konnte. Die Zahl „14“ spielt im Zusammenhang mit der Sydney Oper noch eine andere Rolle. Wer glaubt, Kostenüberschreitungen solcher gigantischer Bauvorhaben seinen ein Zeichen der Moderne, schaue auf Sydney. Der Bau wurde letztendlich 14 Mal so teuer wie ursprünglich geplant.

St Mary's Cathedral
St Mary’s Cathedral

Doch man muss sie auch wirklich „von innen“ erleben, nicht nur während einer offiziellen Opernhausführung. Puccinis „La Bohème“ gibt sich während unseres Aufenthaltes die Ehre – und wir ihr! Die Szenen spielen in dieser Inszenierung im plüschig dekadenten Berlin zu Beginn der 30ger Jahre kurz vor Hitlers Machtergreifung. Der wahre Puccini als Komponist für „großen Kummer in kleinen Seelen“ kommt bestechend zum Tragen. Zu überraschend moderaten Preisen (ca. 70€ pro Karte) bei gleichzeitig unübertrefflichem Parkettplatz (11. Reihe) fließen die einschmeichelnden Arien und Szenen nur so dahin – drei Stunden Operngenuss auf höchstem Niveau. Offensichtlich weiß man, was man der weltberühmten, ehemaligen Operndiva Joan Sutherland schuldet!

Harbour Bridge
Harbour Bridge

„Die Eiserne Lunge“, die zweite Tourismus Ikone Sydneys überstrahlt das gesamte Stadtbild sicherlich ebenso wie das Opernhaus. Die Rede ist von der HARBOUR BRIDGE, die den Port Jackson überspannt und somit Sydneys Nord- und Südküste miteinander verbindet. 1932 eingeweiht, erlaubt sie Verkehr auf sechs Autofahrspuren und zwei Bahngleisen. Entsprechend ist das Verkehrsaufkommen. Auf ihrer 1.149m Länge erreicht sie eine Höhe von 134m. Fußgänger können ebenfalls auf ihr spazieren gehen. Der Bürgersteig führt in 69m Höhe über das Wasser.

Zu ihrer Pflege benötigt sie 30.000l Farbe. Somit liefert sie der entsprechenden Firma einen jährlichen Fulltime Job in der Endlosschleife, wie auch dem zuständigen TÜV.

Ihren Spitznamen erhielt sie während des Brückenbaus. Zur damaligen Zeit herrschte in Australien eine der größten Wirtschaftskrisen des Landes. Der Brückenbau sicherte jedoch rund 3.000 Arbeitskräften neun Jahre lang Lohn und Brot. Das ist Geschichte. Heute betitelt der Sydneysider sie eher liebevoll als „coat hanger / Kleiderbügel“. Dem sieht die Brücke eigentlich auch ähnlicher.

Die Höhenangaben müssen als relativ betrachtet werden. Denn an den zahlreichen heißen Sommertagen in SYDNEY hebt und senkt sie sich Hitze bedingt auch gern einmal um bis zu 18m. So beträgt denn auch die lichte Höhe des höchsten Brückenbogens mal 163m, an sonnigen Tagen bis zu 181m.

Das ist ein gefundenes Fressen für die Tourismusindustrie, besonders für den Anbieter des sogenannten „BRIDGE CLIMB“. Gegen Bares können Waghalsige rund 1.000 Stufen auf einem eisernen Brückenbogen emporklettern und auf dem anderen wieder hinab. Das ganze Unternehmen dauert dann ca. 3 1/2 Stunden. Erstaunlich viele Brückenfreaks stürzen sich in dieses Abenteuer.

Wer noch höher hinaus möchte, klettere auf den SYDNEY TOWER.

Sydney Tower DSCN6767Mitten im Stadtzentrum gelegen überragt das Wahrzeichen mit seinen 305m Höhe sämtliche Hochhäuser der City. In 45 Sekunden liften Fahrstühle den Gast empor zur Aussichtsplattform. Die Treppe mit ihren 1.504Stufen darf nur im Notfall benutzt werden. Der Turm soll erdbebensicher sein und Windstärken, die „nur alle 500 Jahre vorkommen“, standhalten. Wenn man die 56 Spann- oder Halteseile von je 7t Gewicht aneinanderreihen würde, ergäbe das eine Strecke von Sydney bis nach Neuseeland, oder – europäischer – von London nach Sizilien. Das Kuriosum des Turmes befindet sich oberhalb der Plattformen. Dort wurde ein 162.000l fassender Wassertank aufgepfropft. Er soll der Stabilisierung der Konstruktion dienen.

Bei so vielen beruhigenden Informationen steht dem 360°-Blick von der 260m hohen Aussichtsplattform also nichts mehr im Wege. „TOWER EYE“ wird diese dreifach verglaste Aussichtskuppel genannt. Sie ist eine der fünf für Besucher zugänglichen Ebenen. Die anderen dienen als Café bzw. Restaurant. Bis zu 1.000 Gäste können gleichzeitig auf den immer etwas schwankenden Plattformen einen fantastischen Fernblick genießen. Im Drehrestaurant darf man dabei auch genüsslich speisen.

Bei guter Sicht und noch besseren Augen kann der Blick bis zu 80km in die Ferne gehen, also weit über die Stadtgrenzen SYDNEYSs hinaus, entweder auf den PAZIFIK im Osten oder zu den BLUE MOUNTAINS im Westen.

Mit den 260m der Aussichtsplattform geben wir uns dieses Mal allerdings nicht zufrieden. Wir klettern noch 10m höher zum sogenannten „SKYWALK“. Dafür verlassen wir dann die gesicherte Glaskanzel und begeben uns auf einer schmale Brüstung ins Freie.

Doch so einfach geht es natürlich nicht. Nicht ganz kostenfrei erfolgt zunächst eine ausführliche Sicherheitsbelehrung. Wie bei einer Verkehrskontrolle darfst du anschließend ins „Röhrchen“ pusten. Der geringste Atemalkoholgehalt schließt dich von der Unternehmung aus. Wegen der starken Außenwinde bleiben sämtliche „lockeren“ Gegenstände im Turminnern, also Taschen, Rucksäcke etc. Ein blauer Overall soll gegen Kälte schützen (ungewollter Nebengedanke: Man könnte dich dann schneller finden, solltest du abstürzen). Eine dicke Regenjacke wird noch darüber gezogen. Durch diese Maßnahmen bist du schon einmal rund eine Stunde beschäftigt, denn du sollst ja auch noch die „Risikobelehrung mit Haftungsausschluss“ durchlesen und unterschreiben. Bevor sich nun endgültig die schwere Stahltür ins Freie öffnet, wirst du noch wie beim Fallschirmspringen in der Absprungzone eingeklinkt.

Skywalk
Skywalk

Und dann geht es hinaus in das Gefühl des Unendlichen. Der Blick schweift zunächst nicht gen Horizont. Beklommen und ängstlich richtet er sich in die Tiefe. Durch das Eisengitter des Laufstegs wird dir die wirkliche Höhe erst einmal richtig bewusst. Ganz unten, kleinen Käfern ähnlich, machst du Menschen und Autos ausfindig. Der Verstand sagt, du bist ja durch ein Seil abgesichert. Das Gefühl will noch nicht so recht nachziehen. Aber schließlich gewinnst du Sicherheit, tastest dich vorsichtig bis mutig voran auf der Eisengitterplanke. Dein Auge riskiert einen Blick in quasi unendliche Ferne. Am Stadtrand wird der Grüngürtel sichtbar, der SYDNEY umgibt. Das riesige Gelände des der Welt größten Naturhafens breitet sich vor dir aus, durchsetzt mit weißen Punkten, den Schiffen. Die ansonsten sehr hoch wirkende HARBOUR BRIDGE krümelt sich unter dir zusammen. Und natürlich sucht und findet das Auge Sydneys Ikone, die SYDNEY OPERA, etwas versteckt hinter einer Häuserflucht.

Die faszinierenden Ausblicke lenken ab vom anfänglichen Fracksausen. Den heftigen Wind nimmst du nur noch am Rande wahr. So sehr bist du gefangen von dem abenteuerlichen Erlebnis.

Knapp eine Stunde dauert der Höhenrundgang. Schließlich stehst du wieder vor der schweren Eisentür, die sich wie von Geisterhand öffnet. Ein letzter Blick nach unten, dann schlüpft du hinein in das sichere Turminnere, schnallst dich ab, schüttelst dich innerlich und äußerlich und fragst dich, ob das Erlebte ein Traum oder Realität war. SKYWALK – eine Schlüsselerfahrung der besonderen Art.

Ibis
Ibis

SYDNEY, diese lebensfrohe, weltoffene, immer aktive und meist sonnendurchflutete Metropole muss recht „spendabel“ sein. Denn welche Stadt kann sich einen Stadtteil leisten, in dessen Namen acht Mal der Buchstabe „O“ und drei Mal das „L“ vorkommen: WOOLLOOMOOLOO, ein bezauberndes Viertel an der WOOLLOOMOOLOO BAY unweit des BOTANISCHEN GARTENS. Auch die Hundertschaften von IBISSEN, die sämtliche inner- und außerstädtischen Parkanlagen mit ihren pompösen Springbrunnen bevölkern, tragen zu dieser Einschätzung bei. Eine Etage höher in den Bäumen produzieren Myriaden von ZIKADEN einen Ohren betäubenden Lärm – und plötzlich, wie auf Kommando, herrscht absolute Stille, um einige Minuten später dann in noch heftigerer Lautstärke wieder aufzuflammen.

Doch dieser „URBANE SPRINGBRUNNEN“, wie die Stadt von Einheimischen gern genannt wird, hat andere Zeiten gesehen.

Downtown
Downtown

Wie gesagt: ES BEGANN ALS GEFÄNGNIS!

Bei unserer Stadtbesichtigung stehen wir schnell auf historischem Boden.

Wir schreiben den 26. Januar 1788. Eine stolze englische Flotte aus 11 Schiffen unter der Führung von Captain Arthur Philipp erreicht die SYDNEY COVE, dem heutigen CIRCUALR QUAY. Es ist kein gewöhnlicher Handels- oder Emigrantenkonvoi, denn sechs Schiffe transportieren ausschließlich Strafgefangene, 700 insgesamt. Die Platznot in englischen Gefängnissen veranlassen deshalb die Strafbehörden zu diesem in der Welt längsten Gefangenentransport. Die männlich wie weiblichen Gefangenen, alle samt und sonders zu langjährigen Zwangsarbeitsstrafen verurteilt, sollen helfen, die erste englische Kolonie auf australischem Boden aufzubauen. In kurzen Abständen folgen weitere Gefangenentransporter, so dass die Anzahl der Häftlinge bald die 10.000der Marke überschreitet, mithin gut 40% der seinerzeitigen englischen-australischen Gesamtbevölkerung.

Darling Harbour
Darling Harbour

Zwangsarbeit bedeutet hauptsächlich Bau von Festigungsanlagen, Straßen und Regierungsgebäuden. So mancher spätere Gouverneur bedient sich ihrer aber auch für private Dienste. So ließ Gouverneur Laclan Macquerie (1762-1824) auf einer der wunderschönen Landzungen am Sydney Harbour einen „Stuhl“ aus dem Sandsteinfelsen heraus schlagen, so dass Mrs Macquerie  an ihrem Lieblingsplatz stets eine wunderschöne Aussicht genießen konnte.

Heute erinnern insbesondere das „Sydney Museum“ und das „Hyde Park Barracks Museum“ an diese Epoche. Ersteres wurde auf den Überresten des „First Government House“ errichtet. Und auch dieses erste Regierungsgebäude wäre ohne Sträflingsarbeit nicht denkbar. Im Untergeschoss des Museums können die ausgegrabenen, altertümlichen Gebäudereste besichtigt werden.

The Barracks
The Barracks

Eindringlicher zeigt sich damaliges „Gefangenenleben“ im zweiten Museum, den „Barracks“, als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Auf dem Areal am Nordende des Hyde Parks steht immer noch das ehemalige Aufnahme- und Gefängnislager. Der von Mauern umsäumte Gefängnishof diente damals als „Wartezone“, bevor die Gefangenen zu ihrer täglichen Arbeit geführt wurden. Das Gebäudeensemble war jedoch nicht nur Gefängnis, sondern eben auch erste Anlaufstelle für Aussiedler, die in Australien Fuß fassen wollten – eine eigenartige Mischung!

Das dreistöckige Gebäude beherbergte im Erdgeschoss die Gefangenen- und Aussiedlerverwaltung. Im ersten Stock befand sich ein Schlafsaal für Immigrantenfrauen. Und eine Etage höher schließlich wurden männliche Strafgefangene untergebracht. Ein großer, mit Hängematten vollgestopfter Raum diente als „Schlafzelle“.

Die Strafmaßnahmen jener Zeit waren drastisch. Für den Diebstahl eines Schafes, einer Kuh oder auch eines Käses gab es 7 Jahre Zwangsarbeit. Wer beim Lügen ertappt wurde, Taschentücher stahl oder in ein Haus einbrach, wurde dafür 14 Jahre ins Arbeitslager geschickt, für Bettelei gar ein Leben lang. Die achtmonatige Seereise von England nach Australien wurde auf das Strafmaß selbstredend nicht angerechnet.

Mrs Macquarie's Chair
Mrs Macquarie’s Chair

Wer diese langen Haftzeiten einigermaßen heil überstand, manchmal auch wegen guter Führung verkürzt bekam, war oftmals so gut akklimatisiert, dass er gleich in Australien blieb und sich eine neue Existenz aufbaute. So wird heute nicht ohne Stolz darauf hingewiesen, dass „Australien aus einem Gefängnis entstand“. Oder wie sagte es uns ein Historiker in den „Barracks“: „Diese historischen Begegnungsstätten verbinden uns mit dem wirklichen Beginn unsers heutigen, modernen Australiens.“

The Barracks
The Barracks

Hierzu passt, dass der 26. Januar, also der Ankunftstag der ersten englischen Flotte an Australiens Gestaden, zum Nationalfeiertag erkoren wurde, dem AUSTRALIA DAY“.

Ein kleines Augenzwinkern soll diesen Abschnitt über Sydney beenden. Unweit der Tafel mit den Informationen, für welche (Straf-)Tat man lebenslänglich erhielt, wirbt das moderne Café/Restaurant auf dem ehemaligen Gefängnishof für sich als Location für Hochzeitsfeiern. Booking Required – You’ll Be In For Life!

 

K&K29 – SüdseeFeeling

Haben wir nicht Alle schon einmal geträumt von den Südseeinseln, den FIDJIS, den SALOMON INSELN oder auch von NEUKALEDONIEN? Sommer, Sonne, Palmen und Meer. So versprechen es Reisekataloge, gespickt mit Fotos von stets blauem Himmel, weißem Strand, einen Cocktail aus Kokosmilch in der Hand. Wir sind auf der Fahrt dorthin.

Nach den drei Zwischenstopps in Neuseeland, halten wir Kurs in den Südpazifik, dabei immer im Gedächtnis, dass NEUKALEDONIEN irgendwann einmal am Horizont auftauchen wird. Drei Nächte und zwei Seetage dauert die Überfahrt von Auckland / NZ.

Feeling the Motion of the Ocean
Feeling the Motion of the Ocean

Seetag bedeutet nichts anderes, als dass das Schiff ohne Zwischenhalt (wo denn auch?) auf das nächste Ziel zusteuert. Man sieht nichts weiter außer der Weite des Ozeans, nur Wasser, soweit das Auge reicht. Nicht einmal Seevögel gelangen noch bis  hierher.

Es herrscht „Bordalltag“ wie vorher bei der Überfahrt von Sydney nach Neuseeland. Bordalltag bedeutet, dass du die Essenszeiten bald auswendig gelernt hast, das Bordprogramm sowieso. Der verbleibende Rest deines angefangenen Buches wird stetig weniger. Aber auch das unaufhörliche Vorbeirauschen des Wassers kann fesselnd wirken. Wenn da nicht immer diese zu treffenden, schwerwiegenden Entscheidungen wären: Hole ich mir erst einen Kaffee und setze mich dann auf die Sonnenterrasse oder umgekehrt! Begebe ich mich um 12.00Uhr oder erst um 12.30Uhr zum Lunchbuffet! Und wie gestalte ich den Abend? Mit einer der angebotenen Shows, dem Verfolgen des Sonnenuntergangs oder beim OpenAirKino auf Deck 12? Ja, es kann einen schon niederdrücken bei all der Verantwortungs-und Entscheidungslast.

Der amerikanische Reiseschriftsteller BILL BRYSON hat eine solche Situation während seiner Australienreise einmal trefflich beschrieben. Er erlebte sie nicht auf dem Schiff sondern im Zug bei einer Durchquerung des Kontinents von CANBERRA nach PERTH: „Längere Zeit im Zug festzusitzen, hat etwas herrlich Beruhigendes. Es ist wie eine Vorschau darauf, wie es ist, wenn man über achtzig ist. Alles, was Achtzigjährigen Spaß macht – mit leerem Blick aus dem Fenster zu starren, ein Nickerchen im Sessel zu machen, alle, die so dumm sind, sich zu ihm zu setzen, tödlich zu langweilen – nahm eine besondere, ganz kostbare Bedeutung für mich an. Das war das wahre Leben!“ Dagegen ist das Leben hier an Bord ein brodelnder Hexenkessel!

Viel Bewegung kommt auf diesem Streckenabschnitt allein schon deswegen zustande, weil der Pazifik sich erheblich aufgeraut hat. Die Schiffsstabilisatoren scheinen dem Wellengang nur noch bedingt Paroli bieten zu können. Schwankende Gestalten allerorten klammern sich an den Geländern und Handläufen fest, um unversehrt ihren Bestimmungsort zu erreichen. Auffallend viele Reisende tummeln sich in diesen Tagen am Informationsschalter. Denn die Schiffsführung sah sich wohl veranlasst kundzutun, dass ab sofort Tabletten gegen Seekrankheit gratis ausgegeben werden. Was den Informationsschaltern ein verstärktes Kundenaufkommen bescherte, hinterließ gleichzeitig auffallende Lücken in den Speiseräumen. Wie nannte es Bill Bryson? „Das war das wahre Leben!“

Man merkt ja nicht nur, wenn das Meer aufraut und der Wellengang höher wird. Sehnsüchtig wartend nimmt man ja auch das erfreuliche Gegenteil zur Kenntnis. Für uns erfolgt die beruhigende Rückentwicklung in der dritten Nacht, kurz vor NEUKALEDONIEN. Also, alle wieder fit für einen Besuch dieser Inselgruppe .

Isle des Pins
Isle des Pins

Sie gehört zum Inselgürtel MELANESIEN, der sich nordöstlich um Australien herum rankt und dem insgesamt 17 unabhängige Inselstaaten angehören.

Unser Inselreiseziel ist politisch, rechtlich und kulturell eng mit Frankreich verknüpft. Als sogenanntes Territorium genießt es Sonderstatus. Staatoberhaupt ist jedoch der jeweilige französische Präsident, bei eigenem neukaledonischem Landesparlament. Bis 2019 soll ein Referendum erfolgen, ob der Inselstaat auch weiterhin an Frankreich angegliedert bleibt. Beim Betreten einer der Inseln fallen sofort die französischen Autokennzeichen auf, alle versehen mit „NC“ für „La Nouvelle-Calédonie“.

Isle des Pins
Isle des Pins

Und natürlich der ungewohnte Rechtsverkehr. Eine eigenständige Währung, der „NC-Franc“ unterstreicht die partielle Unabhängigkeit. Wie NEUKALEDONIEN nun ausgerechnet zu Frankreich kam, kann man unwissenschaftlich mit dem Hase-Igel-Wettrennausspruch „Ick bin all dor“ umchreiben. Die großen und mittleren europäischen Seemächte des 18. und 19. Jahrhunderts wetteiferten bekanntlich in kolonialisierender Landnahme auf der Südhalbkugel, allen voran Frankreich und England. Und in diesem Fall hatte letztendlich nun einmal Frankreich die Nase vorn und die Briten das Nachsehen – Neukaledonien  bedeutete zunächst: Neuschottland.

Einen ersten Zwischenstopp auf einer der „Inseln, die dem Paradies am nächsten sind“ (landeseigener Werbespruch), legen wir an der „Isle des Pins / Pinieninsel“ ein.

Willkommensgruß
Willkommensgruß

Der Paradiesvergleich gilt mit Einschränkungen. Palmen, weißer Stand, tiefblaues Meer sind reichlich vorhanden, zivilisatorisch bedingte müllige Überreste auch. Eine Inselrundfahrt mit verschiedenen Fotostopps zeigt wunderschöne Ausblicke. Neben einigen Zeltboutiquen am Landesteg hält sich das Angebot von Souvenirs jedoch in Grenzen. Aus Flax hergestellte und mit bunten Blumen verzierte sehr hübsche Hüte verschenkt eine ältere Einwohnerin sogar. Auch für Essbares wird teilweise kein Geld genommen. Kokospalme DSCN6387Ganz folkloristisch typisch öffnet ein Junge unter einer Palme jede Menge Kokosnüsse zum Genuss der Kokosmilch – ohne Bezahlung. Die rund 2.000 Inselbewohner leben zurückgezogen eher im Inselinneren im Dorf VAO in ihren ansehnlichen, wie im Busch versteckten Häusern und Hütten. Hauptsächliche Einnahmequellen sind für sie der Tourismus sowie der Fischfang. Aber sie müssen verteufelte Rennfahrer sein. Denn die Inselrundstraße war übersäht mit Bodenschwellen zur Geschwindigkeitsreduzierung. Heute dient die Insel als nicht überfülltes Urlaubsparadies, bei nur drei Flugstunden von Auckland und vier von Sydney kein Wunder. Gedrängestress kann allerdings aufkommen, wenn Kreuzfahrtschiffe wie unseres für einige Stunden 2.000 bis 3.000 Menschen auf einen Schlag an Land strömen lassen.

Die ISLE DES PINS verdiente sich in der Vergangenheit aber nicht nur als Urlaubsparadies einen Namen. Nach der Niederschlagung der Pariser Kommune1871 wurden viele der zur Verbannung Verurteilten auf die Insel verbracht. Von den fünf Sträflingskolonien im Westen der Insel sind heute noch lediglich ein Wasserturm und einige überwachsene Ruinen des Bagno sichtbar.

Acht Stunden Aufenthalt und weiter geht es zur Hauptstadt des Inselstaates nach NOUMÉA. Bevor ein Bürger der Pinieninsel seine Behördengänge erledigen kann, bedarf es rund zweier Flugstunden oder mit unserem Kreuzfahrerschiff einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Kurze Wege sehen anders aus. Im Zeitalter von Handy, Computer und Internet reduzieren sich lange Wege jedoch auf das Notwendigste.

Nouméa - InselMorgenstimmung
Nouméa – InselMorgenstimmung

NOUMÉA steht mit seinen 400km Länge und 60km Breite für das größte Eiland des Inselreiches, ebenso wie für die Landeshauptstadt NOUNMÉA CITY. Inklusive aller Vororte drängen sich hier rund 160.000 Einwohner auf der relativ schmalen Stadthalbinsel zusammen. Dafür muss man dann im Inselbinnenland die Bevölkerung mit der Lupe suchen.

Wir gewinnen ein geteiltes Bild von Stadt und Umgebung. Auf der einen Seite kann die Gegend mit der größten Lagune der Welt punkten, ebenso mit dem zweitgrößten Korallenriff. (Barrier Reef 2.200km – Nouméa 1.600km). Die Vororte der Stadt dienen augenscheinlich ausschließlich dem Tourismus. Mit Palmen gesäumte Strände entlang der einzelnen Landnasen bieten einen malerischen Anblick. Es ist sommerliche Hochsaison. Entsprechend betriebsam zeigt sich das Strandleben. Von verschiedenen Aussichtspunkten aus genießen wir fantastische Rundblicke auf den Pazifik und die Küste.

Nouméa-Hotelinsel
Nouméa-Hotelinsel

Besonders die kleinen, vorgelagerten Inselchen, die keine drei Meter über den Wasserspiegel hervorlugen, hinterlassen den Eindruck einer „Südsee-Stereotype“ – grüner Bewuchs, eingekreist von einem schmalen, feinen, hellen Strandstreifen, umgeben von glasklarem, bläulich schimmerndem Meer. Hinter den Bäumen lugen die unverkennbaren, runden Bambushütten hervor, meist keine 20m von Strand und Wasser entfernt. Alles fest in der Hand der Tourismusindustrie.

Wir verbringen einen Sonntag auf der Insel. So erstaunt es uns doch sehr, dass trotz des hohen Touristenaufkommens die Geschäfte der Innenstadt die Rollläden heruntergezogen haben, sprich geschlossen bleiben. Selbst von den obligatorischen Souvenirshops an den Stränden haben nur wenige geöffnet. Französische Lebensart präsentiert sich allerdings in der Hülle und Fülle der Restaurants aller Kategorien. In ihnen war dann auch kaum noch ein Platz zu bekommen.

Nicht ganz störungsfrei bleibt unser Eindruck hinsichtlich des Anblicks der Innenstadt von NOUMÉA CITY. Man kann noch viel belebende Farbe verwenden, um sie aufzuhellen, manch größere und kleinere Reparatur an den Häusern vornehmen oder eben auch einfach die Beschaffenheit von Straßen und Bürgersteigen aufmöbeln. Ob für diesen Teil des melanesischen Inselgürtels der oben zitierte Werbespruch vom „Paradies“ wohl auch gilt?

Glücklicherweise ist man ja nicht gezwungen, seine kostbare Zeit dort in der Stadt oder im vorgelagerten qualmenden Industriehafen mit angegliedertem Zinktagebau zu verleben. Das eigentliche „Südsee-Feeling“ geriet dadurch jedenfalls nicht aus dem Gleichgewicht.

Allmählich geht es wieder „heimwärts“ mit Kurs zurück nach SYDNEY. Ein weiteres Mal dauert die Schiffspassage drei Nächte und zwei volle Seetage. Das Bild wiederholt sich, ebenso der Hinweis „Feeling the Motion of the Ocean…?“ mit den Gratistabletten. Und das bei den angebotenen, ohne Einschränkung köstlichen Speisen!So geht es doch auch DSCN6426

Die letzte Teilstrecke führt relativ nah an der Ostküste entlang, von ungefähr COFFS HARBOUR bis SYDNEY. Schließlich kehrt kurz vor der Einfahrt in den Zielhafen  wettermäßige Beruhigung ein. In den frühen Morgenstunden, ab 5Uhr begleitet uns ein Lotsenboot bis an die Pier. Das Auschecken geht im Vergleich zum Einchecken erfreulich problemlos vor sich. Alles ist gut organisiert, so dass sich keine langen Warteschlangen bei Zoll und Grenzkontrolle bilden.  Und schon stehen wir ein weiteres Mal auf SYDNEYS Straßen bei warmem aber feuchtnassem Wetter.

Sydney-morgens 5.30Uhr
Sydney-morgens 5.30Uhr

14 Tage / 13 Nächte Kreuzfahrt in einem für uns bis dahin regional wie mental weit entfernt liegenden Teil unseres Planeten haben sich als „Brückentage“ nicht nur bewährt. Sie hinterlassen in uns sicherlich bleibende, eindrucksvolle Spuren.

Weiter mit unseren Blogs geht es dann mit dem eigentlichen Beginn unserer AUSTRALIEN – Rundtour.

Reiseberichte / Diavorträge über NEUSEELAND

Drei DiaVorträge über NEUSEELAND haben nunmehr das Licht der Welt erblickt. Kurzbeschreibungen befinden sich auf dieser Website unter „Vorträge“. Oder einfach den jeweiligen link anklicken.

NZ 1 – Feurige Nordinsel

NZ 2 – Eisige Südinsel

NZ 3 – Inseln aus Feuer und Eis

Vielleicht treffen wir uns ja auf einer unserer Vortragsveranstaltungen.

Zunächst aber wünschen wir erst einmal ein Frohes und Zufriedenes Neues Jahr 2016.

G&W

K&K27 – Schüttelsuppe

Schüttelsuppe ist eine tolle Erfindung. Von all dem, was in letzter Zeit übrig geblieben ist bzw. ausgelassen wurde an Sehenswürdigkeiten auf unserer Neuseelandrundtour, nehmen wir auf unserer Rücktour von der Südinsel nach Auckland von diesem und jenem noch eine Messerspitze voll. Diese Zutaten, unsortiert und thematisch nicht unter einen Hut zu bringen, vermischen wir in einem großen Topf, sprich Blog, garnieren das Ganze mit ein paar ebenfalls unsortierten aber zur Textpassage meistens passenden Fotos und wünschen “Guten Appetit“  beim Lesen.

National War Memorial Wellington
National War Memorial Wellington

Per Fähre haben wir die Nordinsel wieder erreicht, sind also erneut in Neuseelands Hauptstadt Wellington. Als erstes Ziel steuern wir den PUKEAHAU – NATIONAL WAR MEMORIAL PARK an. Wenn bei den Kiwis von „Großem Krieg“ die Rede ist, handelt es sich in der Regel um den 1. Weltkrieg, an dem das Land gemeinsam mit Australien mit beträchtlichen Kontingenten teilnahm. Dieses ANZAC (Australien-Newzealand-Army-Corps) hat auch heute noch Bestand. PUKEAHU gilt als die wichtigste Gedenkstätte des Landes mit dem „Grab des unbekannten Soldaten“, der „Hall of Memories“ und dem Glockenturm, von dem jeden Tag um 17.00Uhr ein Gedenkglockenspiel erklingt. Im angegliederten Museum lohnt sich der Rundgang durch die realistisch dargestellten Szenen und der umfangreichen Sammlung an Memorabiles – beeindruckend und nachdenklich stimmend!

Aufgelockerter hingegen erleben wir ein jährlich wiederkehrendes Hauptstadt Event: The Christmas Parade. Also beschäftigen wir uns einmal mit der hiesigen Advents- und Weihnachtszeit. Das Ganze lässt sich unter der Frage subsummieren:

Advent in Neuseeland – Aber wo?

Christmas Parade Wellington
Christmas Parade Wellington

Während in Deutschland die Advents- und Weihnachtszeit bekanntlich zu den „besinnlichen“ Jahresperioden zählt, steigt hier in Neuseeland mit dem aufkommenden Sommer das Urlaubs- und Reisefieber. Man freut sich auf die Sommerferien und den Urlaub. Viele Urlaubsquartiere sind bereits voll belegt. Manche starten auch erst nach dem Weihnachtsfeiertag am 25.Dezember. Dann wird es in den Touristenhochburgen noch hektischer.

Advent in unserem Sinne existiert eigentlich nicht. Hier und da sind die Kaufhäuser weihnachtlich geschmückt, aber alles sehr zurückhaltend. Weihnachtsschmuck in den Straßen entdecken wir nur vereinzelt. Abendliche Weihnachtsbeleuchtung erübrigt sich, denn wir befinden uns aktuell in der „hellen“ Jahreszeit mit Dunkelheit erst ab ca. 20-22 Uhr. Da schlendert dann niemand mehr im schummrigen Adventslicht zum Schaufensterbummel.

Und der bei uns durch Kaufhäuser oder Straßen herumwandernde Weihnachtsmann oder Santa Claus? In einem Einkaufszentrum in CHRISTCHURCH haben wir einen entdeckt, der sich mit den Kindern fotografieren ließ. Ansonsten Fotos von ihm in Schaufenstern – in Bermudashorts und FlipFlops.

Die verkaufsoffenen „langen“ Samstage kennt man in Neuseeland nicht. Die Kaufhausketten haben regulär 7 Tage in der Woche von 7.30h bis 22.00h geöffnet. Und der Einzelhandel öffnet seine Geschäfte nur montags bis freitags, ca. 09.00h bis 16.30h, samstags evtl. bis 14.00h, sonntags nie. So können wir auch die bei uns oftmals zu beobachtende „vorweihnachtliche Kaufrausch-Atmosphäre“ in Neuseeland nicht ausmachen.

Dafür organisieren viele Städte aber – meist an einem der Adventssonntage- CHRISTMAS PARADES amerikanischen Stils. Wir verfolgen am 3. Advent den Festumzug in der Hauptstadt Wellington. Rund 50.000 Zuschauer, die gute Hälfte davon Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, säumen die Straßen der Innenstadt. Statt an Pfefferkuchen knabbern sie an ofenfrischen Cookies, Muffins oder Cupcakes. Das Marzipanbrot wird durch eine riesige Eistüte ersetzt. Brat- bzw. Currywurst oder andere Spezialitäten unserer Weihnachtsmärkte erscheinen überhaupt nicht. Der wärmende Grog ist fehl am Platz, das kühle Getränke leisten bessere Dienste.

Im Umzug selbst spiegelt nur der letzte Motivwagen Weihnachten mit Weihnachtsmann wider. Nicht Engel sondern Zwerge begleiten ihn. Alles andere ähnelt einem farbenfrohen Folklore- und Märchenfest. Tanzgruppen steppen über den Asphalt, Sportvereine bieten Kostproben ihres artistischen Könnens Das schottische Erbe Wellingtons wird durch eine Dudelsackband vertreten. Und zwischendurch immer wieder Musikzüge, von der straff disziplinierten „Royal Marching Band“ bis hin zur quicklebendigen Sambaformation. Knapp 90 Minuten defiliert die bunte Truppe durch die Straßen. Am Ende ist das letzte Eis gelutscht, der letzte Hamburger gegessen, die letzte eisgekühlte Cola ausgetrunken. Zur Abkühlung springen die Kinder nun unter die Wasserfontänen und in die Springbrunnen der innerstädtischen Parks.

Weihnachten selbst besteht eigentlich nur aus dem 25. Dezember. Erst seit der Besiedlung durch europäische, besonders englische Auswanderer ,wird in Neuseeland Weihnachten gefeiert. So verwundert es nicht, dass viele Bräuche aus den Mutterländern stammen.

Unser „Heiligabend“, hier „Christmas Eve /Vorweihnachtsabend“ genannt, dient der Vorfreude auf den Weihnachtstag und mitunter dem Besuch von christlichen Mitternachtsmessen. Die Geschenke werden am 25sten ausgepackt, begleitet von reichlichem Festessen. Auch hier bringt der Weihnachtsmann die Geschenke, allerdings nie in direktem Kontakt zu den Menschen. Damit er auch nicht an der eigenen Haustür vorbeigeht, werden ein Krug Milch und Kekse die Nacht über vom 24sten auf den 25sten für ihn bereitgehalten und an die Türschwelle oder auf ein Fensterbrett gestellt. Sind am nächsten Morgen der Krug leer und die Kekse bis auf einige Krümel verschwunden, muss er nächtens vorbeigeschaut haben.

Ein Weihnachtsbaum wird lange vor dem eigentlichen Feiertag aufgestellt und geschmückt, ganz traditionell mit Kugeln und Süßigkeiten. Nadelt der Baum denn dann nicht? Nein! Geht auch gar nicht, denn als „Weihnachtsbaum“ gilt der sogenannte „Eisenholzbaum“, eine Art Myrtengewächs. Ab Mitte bis Dezember fängt dieser immergrüne Laubbaum an, rote Blüten zu treiben, welche die eigentliche Weihnachtszeit symbolisieren.

Traditionell bleibt das Festmahl: Truthahn, Lamm, Schinkenbraten. Eine Auswahl exzellenter neuseeländischer Weine darf dabei auch nicht fehlen. Als Dessert werden die landauf landab berühmte „Pavlova Torte“ (eine leckere Baisertorte) oder englischer „Christmas Pudding“ serviert.

Während der morgendlichen oder abendlichen Geschenkzeremonie erklingen in vielen Familien ebenfalls Weihnachtslieder, die meist englischer, schottischer bzw. irischer Abstammung sind, oftmals umrahmt von der TV-Weihnachtsansprache der englischen Queen. Sie ist ja immerhin (noch) das offizielle Staatsoberhaupt Neuseelands.

Wie verbringt man sonst den Festtag? Mit Schwimmen, Segeln, Surfen, oftmals auf Strandpartys incl. Barbecue – oder beim Kofferpacken für die Sommerreise.

Nicht vergessen wollen wir den 26. Dezember, hier „Boxing Day“ genannt, ebenfalls ein Feiertag. Entweder sind viele Kiwis bereits auf ihrer Sommerurlaubsreise unterwegs. Oder aber sie kümmern sich um die Entsorgung der vielen Geschenkverpackungen – den „boxes“.

Cape Pallister
Cape Pallister

Nach diesem unadventlich-weihnachtlichen Hautpstadttrubel zieht es uns eigentlich wieder zurück in einsamere Regionen. Gleich vor der Haustür, besser gesagt südöstlich von Wellington, bietet sich hierfür das CAPE PALLISTER an. Stetig rauer und trockener werdende Bergwelt führt uns auf 100km zur Südspitze der Nordinsel. In Erstaunen versetzt uns immer wieder, in welch unwirtliche und unzugängliche Welt hinein, (Ferien)Häuser gebaut werden, neben einzelnen Hütten hin und wieder auch kleine Siedlungen. Die letzten 30km des Weges zum SÜDKAP erweisen sich als traumhafte Küstenpanoramastraße.

Kurz vor dem Leuchtturm am Kap gibt sich eine Pelzrobbenkolonie noch einmal die Ehre. Von den neun bestehenden Kolonien soll es die größte sein. Fast regungslos dösen die Tiere im warmen Sommersonnenlicht vor sich hin. Kein vorbei fahrendes Auto, kein Möwenschrei und auch kein Wellendonner kann sie in ihrer Ruhe stören. Um zum Leuchtturm selbst zu gelangen, muss man zunächst 250 Stufen erklimmen. Als Belohnung winkt ein unbeschreiblicher Rundumblick.

Inselspitzen haben einen großen Vorteil: Man gelangt schnell von einem Küstenstreifen an den gegenüberliegenden. Das kommt auch uns zugute auf unserem Zickzackkurs Richtung Norden. WELLINGTON im nördlichen Bogen umfahrend, stehen wir schnell wieder an der Wind umtosten Westküste der TASMAN SEA. Dieser Küstenabschnitt dient als eigentliche „Badewanne“ der Hauptstadt. Eine Touristenbeach reiht sich an die andere, z.B. PLIMMERTON, PARAPARAUMU, WAIKANAE BEACH, OTAKI BEACH oder WAIKAWA BEACH, um nur einige in einer Entfernung von ca. 100km zur Hauptstadt zu nennen. Glücklicherweise findet man hier kaum wirkliche „Bettenburgen“. Kleine, in die Dünen geduckte Häuser und Hütten prägen das Bild. Mit Beginn des Weihnachtsurlaubs sieht man nur noch selten Schilder mit der „Vacancies“-Bezeichnung, viel öfter „No Vacancies“, also alle Unterkünfte belegt.

The Beach is a Road
The Beach is a Road

Aber es gibt Ausnahmen. Wer auch in der Hochsaison Ruhe und einen einsamen Strand sucht, dem empfehlen wir FOXTON BEACH. Die niedliche Häuseransammlung zeichnet sich durch einen sehr weitläufigen, breiten Strand aus. Hier gibt es offensichtlich so wenige Strandgäste, dass per Schild „The Beach is a Road“ sogar das Befahren erlaubt wird.

Das eigentliche, verträumte Städtchen FOXTON nimmt uns mit in europäisches Flair. Der Nachbau einer kleinen holländischen Ecke, mit Windmühle, Flaxmuseum, Pferdestraßenbahn und „Dutch Market“ krönt die Innenstadt.

Nach den vorübergehenden Hollandimpressionen gleiten wir gleich hinein in eine weitere, europäisch anmutende Welt. Über den SH 1 und den SH 3 gelangen wir an den „Rhein der Maoris“. Nie gehört? Macht nichts! Hatten wir vorher auch nicht. Aber der WANGANUI RIVER, mit 290km der längste schiffbare Fluss Neuseelands, gleicht in der Tat streckenweise unserem mit Weinbergen gesäumtem Rhein. Weinberge findet man hier zwar nicht, jedoch bergige, naturbelassene Uferlandschaft. Auf seinem Weg zur TASMAN SEA durchfließt er in seinem Mündungsgebiet den TONGARIRO NATIONAL PARK, später dann den WANGANUI NATIONAL PARK.

Die gleichnamige Stadt Wanganui , 30km Richtung  Flussmündung gelegen,   bedeutet im Maorischen so viel wie „Großer Hafen mit langem Warten“. Knapp 40.000 Einwohner leben hier mit einem hohen Anteil maorischer Bevölkerung. Nicht umsonst wird der gesamte Wanganui Distrikt auch „Region Maorischer Könige“ genannt. Dieser ethnische Akzent  findet seinen besonderen Ausdruck im ausgezeichneten Regionalmuseum. Das dort aufgestellte, künstlerisch wertvolle Marae (Versammlungshaus) ist eingebettet in eine historische Ausstellung über die Ureinwohner.

Die Stadt selbst macht einen sehr ruhigen, liebevollen Eindruck, die anreizt, hindurch zu bummeln. Der rund zweistündige „Heritage Walk“ führt vorbei an schmucken Gebäuden wie der alten Apotheke, dekorativen Hausfassaden, z.B. dem Rutland Building oder dem Drew’s Building, die Flusspromenade entlang und vorbei an den ehemaligen aber noch funktionstüchtigen Dampfschiffen. Wer noch mag, erklimmt die Hügel des Queen’s Park / Pukenamu mit der Gedenksäule für die Gefallenen des 1.Weltkrieges, dem Glockenspiel und dem „War Memorial“. Diese weithin weiß leuchtende Gedenkstätte dient allerdings überwiegend mit seinem großen Theatersaal der Kunst oder dort stattfindenden Kongressen – eine gelungene Mischung.

Wanganui River Road
Wanganui River Road

Kunst wird in WANGANUI groß geschrieben. Neben zahlreichen Kunstgalerien, allen voran die „Sarjeant Gallery“, beherbergt die Stadt eine renommierte Opernschule mit ebenso renommierten Lehrkräften wie Placido Domingo oder Kiri Te Kanawa.

Den besten Blick auf Fluss und Stadt gewinnen wir auf dem „Durie Hill“ mit Aussichtsturm. Man kann diesen Granitturm von der Stadt aus über 150 Stufen zu Fuß erreichen oder nimmt den Fahrstuhl, den einzigen Tunnelfahrstuhl Neuseelands. Da man dann ja ausgeruht oben ankommt, bereiten die 264 Stufen auf den eigentlichen 66m hohen Aussichtsturm keine Probleme.

Wer diesem wundervollen Fluss noch ein wenig folgen möchte, der nehme den WANGANUI RIVER ROAD. Auf 80km folgt die kurvig enge Straße dem Flusslauf durch die Wildnis, ohne größere Ortschaften. Versprochen wird eine Reise zurück in die Vergangenheit der europäischen Besiedlung, denn hier haben sich Mitte des 19.Jahrhunderts ebenfalls erste Auswanderer niedergelassen. Die Ortsnamen der Siedlungen klingen tatsächliche europäisch, z.B. KORINTI oder auch ATENE. Mit religiösem Anklang kommt JERUSALEM daher. Schließlich endet dieser historische Naturtrip in PIPIRIKI am „Tor zum WANGANUI NATIONAL PARK“.

Kilometer um Kilometer bleiben wir in nördlicher Richtung, zunächst auf dem SH4, später dann über den SH 47 gen LAKE TAUPO an dessen Westufer. Der höchste Vulkankegel Neuseelands, der MOUNT RUAPEHU (2.797m) mit seinem riesigen Skigebiet lugt östlich aus den Wolken hervor. Der SH 41 und SH 32 bringen uns schließlich in das Städtchen TOKOROA. Eigentlich nichts Besonderes, wären da nicht die TALKING POLES.

Talking Pools Tokoroa
Talking Pools Tokoroa

45 Skulpturen über das gesamte Stadtareal verteilt schmücken Straßen und Plätze. Meistens stellen sie Maorifiguren dar. Aber nicht nur. Denn in der Summe sollen sie die Vielfalt an Kultur und Ethnien, an Clubs und Vereinen des Ortes aufzeigen. Nach gut einstündigem Rundgang kann man sagen: Das Projekt einer „kommunalen Identitätsstiftung“ erscheint gelungen.

Der britische Captain Fane Charles HAMILTON (mal nicht Captain Cook) gilt als Namensgeber der viertgrößten Stadt Neuseelands. Obwohl in den 1860ger Jahren noch Kriegsgegner der Maoris, halten auch sie ihm heute ein ehrendes Andenken. Das moderne HAMILTON kämpft wie viele andere Binnenstädte wie z.B. auch PALMERSTON NORTH darum, ein Stück vom Tourismuskuchen zu ergattern. Man wirbt mit dem größten Einkaufzentrum Neuseelands, welches sich mitten in der City in der Tat sehen lassen kann. Es lohnt auch, durch die „Hamilton Gardens“ am Ufer des mächtigen WAIKATO RIVERS zu bummeln und evtl. auch noch einen kleinen Schiffsausflug auf dem Fluss zu genießen. Das Distrikt Museum hält ebenso einige Kostbarkeiten für den Besucher parat. Dann kann es einen aber auch bereits wieder in die grüne Umlandnatur ziehen, entlang des WAIKATO und des WAIPA RIVERS. Ein besonders reizvolles Fleckchen bildet dabei die Einmündung des WAIPA RIVERS in den WAITKATO, ca. 20km nordöstlich der Stadt im Dorf NGARUAWAHIA. Ein Park schmückt die Landspitze, in ihm findet man Informationstafeln über die erste britische Flussanlandung just an diesem Ort im Jahre 1861.

Paris gilt gemeinhin als „Stadt der Liebe“.

Klein aber Fein-Geysir in Te Aroha
Klein aber Fein-Geysir in Te Aroha

In Neuseeland schmückt sich der kleine Ort TE AROHA, 70km nordöstlich von HALMITLON gelegen, ebenfalls mit diesem Prädikat. Denn der ursprünglich maorische Ortsname bedeutet „Liebe“. Lieb gewinnen kann man das 3.800 Einwohner zählende Städtchen sehr schnell. Am Fuße seines Hausberges, dem MOUNT TE AROHA (952m) vergießt eine Kurparkanlage seinen außerordentlichen Charme. Heiße Spa Pools durchfließen ihn in Kaskadenform. Ein richtiges Spa mit der einzigen heißen Sodaquelle der Welt lädt ein zu Bad und Wellnessanwendungen. Aus rund 70m Tiefe sprudelt alle 40 Minuten ein kleiner, aber feiner dampfender Geysir an die Oberfläche, der nach dem ehemaligen Maorihäuptling Mokena Te Hau benannt wurde.

Zufällig wurden wir hier Zuschauer einer kleinstädtischen Christmas Parade, die man lt. Flyer nach 25 Jahren erstmals wieder auf die Beine gestellt hat.

Christmas Parade Te Aroha
Christmas Parade Te Aroha

Chapeau, was so ein kleiner Ort in dem einstündigen Defilee präsentieren kann. Offensichtich waren sämtliche Schulen, Kindergärten, Vereine und Honoratioren vertreten, ergänzt von Feuerwehr, Veteranenclub, Tierschutzverein und der heimischen Wirtschaft.

Und ein letztes Mal statten wir AUCKLAND einen kurzen Besuch ab. Uns reizt doch noch eine Tour auf zwei von den 50 erloschenen Vulkankegeln, die die Stadt umgeben. Mit der Fähre geht es noch einmal nach DEVONPORT. Dort besteigen wir den Bus und fahren hinauf zunächst zum North Head mit seinen ehemaligen Verteidigungsanlagen. Später dann klettern wir auf den MOUNT VICTORIA. RANGITOTO ISLAND nunmehr unmittelbar vor Augen kreist ein fantastischer Panoramablick im 360°-Kurs noch einmal auf die Stadt und den gesamten vorgelagerten HAURAKI GOLF.

Blick vom Mt. Victoria auf AKL
Blick vom Mt. Victoria auf AKL

Nunmehr wird es ernst mit den Vorbereitungen für die Verschiffung. Dekontaminierungstermin des Wohnmobils wegen der Einfuhrbestimmungen für Australien ist arrangiert, die Buchungsbestätigung für die Verschiffung bei der Reederei eingeholt. Eigentlich wär es doch ein Leichtes, das Wohnmobil einfach zum Hafen zu fahren. Es muss vor der eigentlichen Verladung aber noch einige Tage in ein sogenanntes „Aufbewahrungsareal / Storage“. Da wir dann bereits in Australien weilen und sich von den Kiwis offensichtlich niemand zutraut, das Gefährt mit europäischer „Linkssteuerung“ zu bewegen, wird es extra auf einen Anhänger verladen und zum Schiff transportiert. Warum einfach, wenn…

K&K26 – Durchreise mit und ohne Pass

Wir verlassen die Ostküste ein weiteres Mal, um auf  dem GREAT ALPINE HIGHWAY Neuseelands Hochgebirge auf dieser beliebten Route (SH 73) zu durchqueren. Arthur's Pass-Otira Viaduct DSCN5596Die Panoramastraße verbindet in ihrer gesamten Länge (240km) das östliche CHRISTCHURCH mit dem westlichen GREYMOUTH. Im Prinzip handelt es sich bei dieser Gebirgsdurchquerung um einen altbekannten, ehemaligen Handelsweg der Maoris, die auf ihm ihre Jadefunde von der Ost- an die Westküste transportierten.  Europäische Siedler machten sich die „eingefahrene Strecke“ zu nutzen, bauten die Straße für regelmäßigen Postkutschendienst (ab 1866) immer stärker aus bis zur heutigen Hochgebirgsstraße. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm man dann auch das Projekt einer Eisenbahndurchquerung in Angriff. Die Eröffnung des „Otira Tunnels“ gab 1923 das Startsignal für den Eisenbahnverkehr. Heute hat sich der „TranzAlpine“ zu einer der attraktivsten, touristischen Schienenverbindungen der Welt gemausert. Sie bietet eine Hin- und Rückfahrt an einem Tag (8-18Uhr). Wegen des großen Fahrgastaufkommens ist eine rechtzeitige Reservierung zu empfehlen. Eisenbahnlinie und Panoramastraße laufen über weite Strecken parallel.

Von CHRISTCHURCH kommend durchqueren wir zunächst die CANTERBURY PLAINS. Diese Ebene ist gespickt mit Obstplantagen, Farmen für Milchwirtschaft und Gemüseanbau sowie unzähligen Weingütern. Kleine Städtchen wie DARFIELD, SHEFFIELD oder SPRINGFIELD säumen den Weg. Dabei charakterisiert die jeweilige Nachsilbe „FIELD“ den wirtschaftlichen Schwerpunkt der Region. Wie auf einer Kette reihen sich vielfältige größere und kleinere Seen aneinander, durchströmt von ebenso zahlreichen Bächen und Flüssen. Umso erstaunlicher ist es dann, dass die Pazifikwolken den Regen offensichtlich nicht einmal 50km bis ins Innenland vorstoßen. Denn die Felder und Wiesen sind übersäht mit Bewässerungsanlagen. Dort wo die künstliche Bewässerung nicht rund um die Uhr ihr Nass spendet, verfärbt sich das Gras sofort in eine braune Decke.

Hinter der Ortschaft CASTLE VILLAGE verlassen wir die Fluss- und Seenebene für den eigentlichen Gebirgsanstieg mit dem Höhepunkt ARTHUR’S PASS. Diese Bezeichnung beinhaltet neben der Passstraße auch den entsprechenden Nationalpark und das eigentliche, 100 Einwohner zählende Dorf rund 4km von der Passhöhe entfernt.

Kea-bitte recht freundlich
Kea-bitte recht freundlich

Kurvenreich klettern wir auf gute 900m Passhöhe. Das klingt erst einmal nach wenig. Die Haarnadelkurvenstraße hat es jedoch in sich. Auf den letzten 5km bis zum Passgipfel sind 20% bis 26% Steigung zu bewältigen. Seinen Namen hat der Pass nach dem früheren Bergführer Arthur Dudley Dobson erhalten, der als erster Europäer Reisende über diesen Pass führte. Oben angekommen bietet ein kleiner Parkplatz einen 360° Rundblick. Steil unter uns erblicken wir die Fahrzeuge, die den OTIRA VIADUCT im scheinbaren Schneckentempo hinaufkrabbeln, die Brückenkonstruktion noch vorsichtiger quasi im Schritttempo hinabschleichen. Nach Osten lässt der freie Blick die ferne Küste erahnen. Gen Westen bleibt die Aussicht in Berggipfeln und Wolken hängen, ohne Aussicht auf Besserung. Die Westabfahrt gibt sich dann gemächlicher bis hinunter ins Tal zum Abzweig vom SH 73 im Dorf Jacksons zum LAKE BRUNNER. Was am ersten Tag wegen des kalten, regnerischen Wetters nicht gelingen konnte, holen wir einen Tag später bei strahlendem Sonnenschein nach. Die 50km lange Rückkehr zum ARTHUR’S PASS hat sich ausgezahlt. Belohnt werden wir mit Ausblicken in alle Himmelsrichtungen auf durchweg dramatisches Bergpanorama.

Wir bleiben natürlich nicht allein an solch einem Lookout. Neben Einzelreisenden ergießen sich ganze Busladungen voller Touristen auf den viel zu engen Parkplatz. Doch damit nicht genug: Neuseelands neben dem Kiwi zweites Nationalsymbol, der KEA-Papagei, fühlt sich hier oben heimisch. Gar nicht scheu nähern sie sich auf Armlänge den Menschen, wobei Füttern der Tiefe bei Strafe verboten ist. Nicht jeder Reisende versteht Englisch, nicht jeder Papagei lehnt das dargebotene Futterangebot dankend ab. Außerdem stehen ja auch die vielen Kraftfahrzeuge mit ihren leckeren Gummiumrandungen zur Verfügung. Und so muss man entscheiden, wohin zuerst geblickt wird: Heiles Wohnmobil oder heile Bergwelt.

LAKE BRUNNER spiegelt auch eine kleine, heile Welt wider. An einer bequem zu fahrenden Nebenverbindung zwischen JACKSONS und STILLWATER gelegen, aber als TOURIST DRIVE ausgewiesen, braucht er sicherlich keinen übergroßen Besucherandrang zu fürchten. Winzige Siedlungen säumen seine Ufer. In der Ortschaft TE KINGA (85Einw.) laden ein-zwei B&B zum Verweilen ein. Der Wohnmobilist findet dort am Seeufer einen extra ausgewiesenen, kostenfreien Übernachtungsparkplatz, eine nette Geste der Gemeinde. Der spätere Ort STILLWATER kann als Markenzeichen des gesamten Seegebietes dort fungieren.

The Bearded Miners-Reefton
The Bearded Miners-Reefton

Zurück geht es nunmehr gen Osten mit einer erneuten Durchquerung der Gebirgswelt. Der SH 7 führt uns zunächst ins nördliche REEFTON, dann wieder in die dieses Mal gemäßigte Bergwelt nach HANMER SPRINGS.

Eigentlich wäre die Kleinstadt REFFTON keiner zusätzlichen Erwähnung wert, beherbergte sie nicht ein Kuriosum: „The Bearded Miners“. In einer ehemligen Goldgräberhütte an der Hauptstraße begrüßen sie gern Gäste, um von den vergangenen Zeiten des Goldrush zu schwärmen. Quasi ohne Atempausen, im Redefluss kaum zu unterbrechen, geschweige denn zu stoppen, rühmen sie die „gute, alte, goldene Ära“. Dabei handelt es sich durchaus um Zeitzeugen, denn die letzte professionelle Goldwaschanlage wurde aus Rentabilitätsgründen erst 1951 geschlossen. So verbringen denn mehrere ältere Herren mit Rauschebart – einer mit Geburtsort Kiel – ihr Rentnerdasein auf der Holzbank vor der Hütte, laden zur Besichtigung ein und freuen sich über große und kleine Spenden.

Hanmer Springs Pools
Hanmer Springs Pools

Dem Relaxen und menschlichem Wohlbefinden hat sich das Bergdorf HANMER SPRINGS verschrieben. Heiße Sulphur-/Schwefelquellen helfen beim Anlocken von Gästen. Auf 350m Höhe eingebettet ins Südinselbergwelt, beschreibt es sich als „perfekten Ort zum Abschalten und zur Rückgewinnung des inneren Gleichgewichts“.

Garant hierfür sind der riesengroße Spa-, Wellness- und Poolbereich. Seit rund 120 Jahren läuft hier der Kurbetrieb, allerdings nicht als ausgesprochene Heilkuren. Insgesamt 18 Außenpools bieten 12 verschiedene Wasserarten mit Temperaturen zwischen 22°C und 42°C. Der Ruhesuchende und der „Aktive Planscher“, alle kommen hier zu ihrem Recht. Und hinterher laden gemütliche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Sanfter Tourismus abseits des Massenandrangs.

Gore Bay-Kathedralenfelsenriff
Gore Bay-Kathedralenfelsenriff

Wir verfolgen weiter den SH 7 und übersteigen den nicht so schroffen und hohen LEWIS PASS. Mi seinen 864m wirkt er sanft aber malerisch wie in eine Hügelkette eingebettet. Bald danach grüßt nach rund 70km kurvenreicher Straße die Ostküste wieder. Wir gönnen uns den Schlenker über die GORE BAY mit seinem einer Kathedrale ähnlichem Felsenriff. ALPINE PACIFIC TRIANGLE ROUTE wird ein 400km langer Rundkurs im Osten der Südinsel nördlich von CHRISTCHURCH genannt. In seinem Südwinkel, im Weinbauort WAIPARA heißt es, sich zu entscheiden, ob zuerst der Inlandskurs auf dem SH 70 oder der Pazifikabschnitt auf dem SH 1 eingeschlagen wird. Letzterer ist als Nord-Süd-Hauptverkehrsader stark befahren. Der SH 70 schnörkelt sich in seinem Nordabschnitt hingegen in absolut einsamem Gebiet durch die Berg- und Hügellandschaft. Also schließen wir einen Kompromiss: Im südlichen Teil des Tourendreiecks verbleiben wir auf dem SH 1, der auch mit landschaftlichen Reizen nicht geizt. Kurz hinter CHEVIOT biegen wir dann auf eine winzige Straße ins Landesinnere ab Richtung WAIAU. Diese Teilung bietet sich auch deswegen an, weil das südliche Segment des SH 70 überwiegend in ebener Graslandschaft verläuft, die pittoreske Bergphase dann erst beginnt.

Kaum haben wir die erste Hügelkette hinter uns gelassen, springt sofort wieder die braune, steppenartige Vegetation ins Auge. „Hier herrscht ausgesprochen Feuchtigkeitsmangel“, erzählt uns ein einheimischer Farmer. „manchmal langt es nicht einmal mehr für die Schafe“. Genügsamer sind da allerdings die Lamaherden. Sie freuen sich auch über verdorrtes Grasgestrüpp. In großen Herden sind sie hier ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor, ebenso wie die Rotwildrudel auf den Weiden. Unterwegs passieren wir das Skigebiet MOUNT LYFORD abseits vom Wegesrand. Mehr Besiedlung treffen wir jedoch nicht an.

Wo,bitte,ist hier das Meer
Wo,bitte,ist hier das Meer

Von der Abgeschiedenheit in die „touristische Quicklebendigkeit“ dauert es nun 70km auf schnörkeliger Straße. Der Unterschied könnte nicht größer sein. KAIKOURA liegt hingebettet in einer großen Bucht mit angrenzender Halbinsel. Was macht den Badeort so hinreißend reizvoll? Nennen wir zunächst das Ufer nahe Gebirgspanorama. Die bezaubernde Bergkette steigert ihren Reiz durch den häufigen Sonnenschein, in dem Schneereste flimmern und funkeln. Ein mildes Klima erzeugt ein Gefühl sommerlicher Atmosphäre. Einen wirklichen Namen hat die 4.700 Einwohner zählende Stadt sich jedoch hauptsächlich durch „Maritime Wildlife Beobachtungsexkursionen“ erworben. In Kaikouras Küstengewässern wimmelt es nur so von Meeressäugern und Seevögeln. Besonders hervorzuheben sind dabei Touren zu den Delphinen, incl. „Swim with Dolphins“ bzw. zu den Albatrossen. Auf der erwähnten Halbinsel können vom Ufer aus Pelzrobbenkolonien beobachtet werden. Bei Ebbe folgen wir ihnen ein gutes Stück weit auf felsigem Untergrund hinaus in den Pazifik.

Orca mit Delphinen
Orca mit Delphinen

Als Krönung allen Geschehens gelten aber die 3,5-stündigen Walbeobachtungstouren. Ausgezeichneter Anbieter hierfür ist „The Whale Watch Station“ (www.whalewatch.co.nz). Wie sicher man ist, die „Riesen des Meeres“ auf solch einer Bootstour auch wirklich zu sichten, beweist das Angebot, dass bei Nichtsichtung 80% des Fahrpreises zurückerstattet werden. So eine „Beobachtungsgarantie“ trifft man nicht häufig an.

Pottwal
Pottwal

Sie muss auch nicht eingelöst werden. Auf unserer Bootstour gab es vielfache Sichtung von Pottwalen, einem Killerwal in einer Herde munterer, sich tummelnder Schwarzdelphine. Über allem kreiste majestätisch der Königsalbatross. Die Walbeobachtung dient jedoch nicht ausschließlich touristischen, sondern eben auch wissenschaftlichen Zwecken. So werden die langjährigen Reiserouten der Meeressäuger erforscht. Jedes die Küstenlinie KAIKOURAS besuchende oder sogar dort ständig „wohnende“ Tier erhält einen Namen aufgrund besonderer Merkmale. So kann man feststellen, dass einer der Artgenossen bereits seit 1991 regelmäßig hier vorbeischaut. Warum ausgerechnet dieser Küstenstreifen bei den Tieren so beliebt ist? Es liegt an der nährstoffreichen Meeresumwelt mit einem Überangebot an Nahrung. Allerdings zieht es fast ausschließlich männliche Wale in diese Gegend. Für die Weibchen mit ihren Jungen ist das Wasser einfach zu kalt. Sie bevorzugen die wärmeren Gewässer nahe der Fidji Inseln.

Wir können uns nur lobend über diese Schiffstour äußern und empfehlen sie gern weiter. Alles war sehr gut aufeinander abgestimmt, die Organisation, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Dauer der zielgerichteten Fahrt und die im eigenen Briefingroom und an Bord gegebenen Informationen. Für den Seekrankheit verdächtigen Wellengang unterwegs kann das Unternehmen ja schließlich nichts!

Seelöwenkolonie DSCN5803Unaufhörlich geht es weiter Richtung Norden, meistens auf dem SH 1. Kurz nördlich hinter Kaikoura treffen wir noch einmal auf eine riesige Seelöwenkolonie. Neben dem Streit unter den Männchen waren die Weibchen mit ihren Jungen viel lieblicher anzusehen. Offensichtlich bleiben die Tiere aber nicht nur auf ihren Felsenriffen. Denn die Verkehrsaufsicht sah sich veranlasst, im entsprechenden Streckenabschnitt Warnschilder mit „Seal‘s Crossing“ aufzustellen.

BLENHEIM erreichen wir nach gut 100km. Auf der Hälfte der Strecke können wir eine Salzproduktionsanlage „Solar Salt Works“ erspähen. Die Salzgewinnung erfolgt ausschließlich aus dem Meereswasser durch Verdunstung in großen Erdbecken, die den flachen LAKE GRASSMERE parzellieren.

Als letzten Anlaufpunkt auf der Südhalbinsel stehen wir nunmehr in BLENHEIM. Es gilt als Zentrum des umliegenden Weinanbaugebietes im Distrikt Marlborough. Bereits viele Kilometer vorher sind wir ausschließlich durch Ebenen mit Weinanbau gefahren. Hier werden so bekannte Sorten wie Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Riesling oder Chardonnay angebaut. Bei so viel Sonnenschein (ca. 2.500 Std. pro jahr) sicherlich kein Wunder, aucu nicht die Bezeichnung „Teh Sunshine Capital“. Aber zu viel Sonnenschein und Trockenheit kann auch zum Problem ausarten, wie uns ein Tankwart berichtet. Seit 6 Monaten soll es insgesamt nur 3mm Niederschlag gegeben haben. Die umliegenden Wiesen und Felder sehen entsprechend aus.

Bekannt ist BLENHEIM für seine „preisgekrönten Parks und Gärten“, allen voran der „Seymor Square Park“ im Stadtzentrum. Neben dem historischen Uhrenturm im Park findet der Besucher eine Erläuterung zum „deutsch klingenden Stadtnamen“. In der Tat liegen hier gewisse Ursprünge. Demnach wurde BLENHEIM nach der Battle of Blenheim (deutsch: Schlacht bei Höchstädt),benannt bei der 1704 die Truppen von John Churchill, 1.Duke of Marlborough, über die französischen und bayerischen Soldaten siegten. Die ursprüngliche Siedlung ist in der Wairau-Ebene am Zusammenfluss des Tylor und Opawa River um einen Sumpf herum entstanden. Dieser ist mittlerweile trockengelegt. An seiner Stelle befindet sich der Seymour Square mit einem Park.

Die Rundfahrt um die Südinsel Neuseelands endet hiermit. Es verbleiben noch 30km bis zum Ausgangspunkt PICTON (vgl. K&K 18), von wo aus die Fähre uns zurück auf die Nordinsel bringt.

K&K24 – Verzaubert, Verzählt, Verzahnt

Lassen wir den DUNEDIN- Einkaufskorb voller Sehenswürdigkeiten hinter uns und richten das Augenmerk auf neue derartige Körbe. Moeraki Boulders

Moeraki Boulders
Moeraki Boulders

Weit brauchen wir dafür nicht zu fahren, auf dem SH 1 nur 78km nördlich nach MOERAKI. Eine große Anzahl an kreisrunden Steinkugeln gelten in der Maori-Kultur als Lebensmittelkörbe. Wenn diese Kugeln auseinander gebrochen sind, ähneln sie tatsächlich dieser Beschreibung. Uns kommen sie in ihrer nahezu perfekten runde Form eher vor wie Fußbälle oder die größeren Formate wie der Erdball. Die Steinmaserung unterstützt diesen Eindruck.

Offiziell werden sie „Boulders“ genannt mit einem Durchmesser zwischen 0,5m und 2,5m. Im Laufe der Jahre „wachsen“ sie in einem bis heute unabgeschlossenen Prozess aus dem Meeresboden empor. Wenn sie aufbrechen, zeigt sich unter der grauen Haut eine  bräunlich schimmernde Kristallschicht.  Ihr Alter wird auf 4 bis 5 Mill. Jahre geschätzt. Für uns bedeuten sie ein zauberhaftes Fotomotiv, wie sie herumliegen am Strand, mal einzeln, öfter in Gruppen bis zu 10 Kugeln.

Zwergpinguin
Zwergpinguin

VERZÄHLEN tun sich die routinierten Mitarbeiter der „Blue Penguin Colony“ bestimmt nicht mehr, ist es doch ihre alltägliche Tätigkeit. Mit viel Hingabe und Engagement kümmern sich die haupt- und ehrenamtlichen Natur- und Tierschützer in der Stadt OAMARU (rund 60km nördlich von Moeraki) auf wissenschaftlichem Niveau um die  Zwergpinguine. Mit ihren 30cm Größe bei nur 1kg Gewicht bilden sie die kleinste Pinguinart der Welt. Um sie in ihrer natürlichen Umwelt zu erforschen und zu schützen, befindet sich am Strand am Ortsrand eine Brutkolonie aus Nistkästen. Frühmorgens verlassen die Tiere dann ihren Unterschlupf und kehren mit der Abenddämmerung in die  Nistkolonie zurück. Laut offizieller Information leben mehr als 130 Pinguinpaare in der Kolonie. An manchen Abenden sollen mehr als 200 Tiere zurück an Land kommen.

Arthur The Chasing Blue Penguin
Arthur The Chasing Blue Penguin

Wir dürfen die abendliche Heimkehr beobachten – ein einmaliges und erkenntnis- reiches Erlebnis. Der helleren Jahreszeit gemäß begann die „Anlandung“ gegen 20.30h. Bei relativ heftigem Wellengang bedarf es oftmals mehrerer Anläufe bevor Minipinguin sicheren Boden unter den Füßen hat. Viel öfter wird er mit einer Welle wieder hinaus ins Meer gespült, überkugelt sich vielfach und startet einen neuen Versuch. Aber keine Sorge: Jeder gelangt an Land und in sein Nest. Nach mehrminütigem „cooling down“ am Strand – uns Zuschauern steht der Sinn eher nach einem „warming up“ – heißt es dann einen kurzen Felsabhang empor zu watscheln. Unser menschliche Fürsorgeinstinkt ist versucht, bei dieser für uns ungeschickten Gangart fälschlicherweise  nach einer „helfenden Hand“ zu rufen. Die Natur hat es glücklicherweise anders eingerichtet. Meist in Gruppen von 10-15 Tieren erreichen sie dann die „Oberwelt“. Mit überraschend flinken Bewegungen rennen sie dann in ihren Unterschlupf.

DSCN5292An unserem Besuchsabend werden 132 heimkehrende Pinguine gezählt. Zur besseren Beobachtung gibt es im Pinguinzentrum dankenswerterweise überdachte Beobachtungsplätze mit ausgezeichneter Sicht auf die Tiere. Dabei werden die Heimkehrer durch kleine Eingangstore geschleust, bevor sie in den nummerierten Nistkästen verschwinden. Die ganze Zeremonie dauert rund 90 Minuten. Bevor dann Ruhe einkehrt, geht es in der Brutkolonie selbst zu wie auf einem belebten Marktplatz, hier noch ein Schwätzchen von Pinguin zu Pinguin, dort auch mal ein leichter Streit, kurz: ein interessantes Sozialverhalten.

Nicht nur abends ,sondern auch tagsüber kann der Besucher „hinter die Kulissen“ des Brutgebiets schauen in einem gesonderten Beobachtungsbereich des Brutgebietes.

Wir raten voller Überzeugung zu einem Besuch dieser Einrichtung. Um sich im Vorwege schon einmal hierüber genauer informieren zu können, hier der Link www.penguins.co.nz

Landeinwärts setzen wir unsere Tour auf der Südinsel fort, mehr oder minder immer parallel zum  WATAIKI RIVER. Kurze Besuche bei Resten von Maori-Höhlenzeichnungen oder eigentümlichen Felsgebilden wie den „Elephant Rocks“ unterbrechen die Fahrt. Ziel ist das Seengebiet der LAKES WAITAKI, AVIENMORE, BENMORE, PUKAKI, OHAU und TEKAPO. Die sechs Gewässer, teils natürliche Gletscherseen, teils künstlich angelegte Stauseen, sind alle miteinander VERZAHNT durch kleinere und größere Flüsse oder gar Kanäle. Die eigentliche VERZAHNUNG verdeutlicht sich auf technischem Gebiet aber noch viel stärker. Mehrere riesige, miteinander gekoppelte Staudämme mit Wasserkraftwerken produzieren ca. 25% des neuseeländischen Strombedarfs. Wer will, kann sich in den einzelnen Einrichtungen genauer informieren.Lake Tekapo DSCN5234

Dabei durchfahren wir ein Plateau mit Höhen zwischen 500m bis 800m. Dieses ganze riesengroße Gebiet stellt sich dar als Paradies für Camper und Wohnmobilisten. Viele einfache Naturcampingplätze oder ufernahe Stehplätze für Wohnmobile laden zum Verweilen ein. Dabei hat sich das Landschaftsbild grundlegend verändert. Urplötzlich verlassen wir das satte Grün der Wiesen und Wälder und tauchen ein in ein helles Braun verdorrter Weiden. TUSSOC STEPPE heißt die Landschaftsform, in der Steine zu wachsen scheinen. Und so unvermittelt, wie sie kommt, endet sie später dann auch, als ob eine von Menschenhand gezogene Grenze die Landschaftsformen eingeteilt hat. Auf dieser Steppe blöken auch nur noch die robusteren Merino-Schafe. Sie begnügen sich mit dem kargen Nahrungsangebot und produzieren dennoch extra flauschig-kuschelige Wolle.

Einen Gedankenausflug wert ist die „Ansiedelung“ dieser Schafsgattung in diesem Landstrich, auch „Mackenzie-Country“ genannt. Der Name geht zurück auf James „Jock“ Mackenzie, der in den 1840 Jahren reihenweise Schafe stahl und diese dann in dieses damals noch völlig unbewohnte Gebiet trieb. Rund 1.000 Tiere soll seine zusammengeraubte Schafsherde umfasst haben. Das Gute siegte gleich  „zweifach: Der Viehdieb wurde gestellt und verurteilt. Doch über den Umweg der Verbrecherjagd kamen andere Siedler zu der Erkenntnis, dass dieses Gebiet eben für Schafszucht geeignet  war.

Wie eng verbunden die Region mit der Schafzucht ist, zeigt sich im Ort TEKAPO. Mit Blick auf den See vom Altarraum aus wurde die Church of the Good Shepard“ errichtet. Gleich nebenan zeugt die Bronzestatue eines Hirtenhundes von der tiefen Gemeinschaft zwischen Mensch und Tier.

Viel malerischer als diese Episode glitzern die blauen Seen. Ihre eigentliche Farbe könnte man jedoch eher „smaragd-blau-grün“ nennen, im Volksmund „blue crumbs / blaue Krümel Dieses eigenartige Kolorit rührt noch von den Eiszeiten her,  als  Gletscher das Geröll unter ihnen staubfein zermahlte. Das daraus entstandene „Sandmehl“ löste sich in der Schmelzperiode im Gletscherwasser auf. Die Sedimente verleihen dem Wasser dadurch eine milchige Konsistenz. Durch Reflektion im Sonnenlicht nehmen die winzigen Partikel dann diese smaragdene Farbe an. Der intensive Farbeffekt wird unterstützt durch das braun-gelbe Naturumfeld. Das optische Glitzer-Schauspiel ist geeignet das menschliche Auge zu VERZAUBERN.HIOOKER Gletscher DSCN5168

Bei dem Begriff „Traumstraße“ läuft sogleich stets ein gedanklicher Film ab, entweder erinnert man sich an eine besonders reizvolle Küstenfahrt oder eine entzückende Bergstrecke. Der SH 80 von OMARAMA bis nach MOUNT COOK VILLAGE kann es mit jeder Traumstraße aufnehmen. Immer noch im Steppengebiet den LAKE PUKAKI entlang stoßen wir hinein in die Ostflanke der neuseeländischen Alpen. Die Gletscherwelt liegt uns zu Füßen (besser umgekehrt). Sie funkelt phänomenal im durch kein Wölkchen getrübten Sonnenlicht. Seine Majestät „Mount Cook“ (vgl. K&K 20 – eisige Geschwister) mit dem Bruder „Tasman“ umrahmen den HOOKER GLETSCHER, der sich in eindrucksvollen 11 Kilometern ins Tal wälzt. Dieses Bilderbuchpanorama kann auf der gesamten 90km langen Anfahrtsstrecke ausgekostet werden. Besonders beeindruckend zeigt sich der Anblick von „Peter’s Lookout“ aus, in der Nähe des Touristenortes TWIZEL. Die einmalig ausgebaute Straße lässt schnell vergessen, dass es sich ja eigentlich um eine „Gebirgsroute“ handelt. Ist die Fahrt in Richtung auf die Gebirgskette  schon ein unvergessliches Erlebnis (Sonnenwetter vorausgesetzt), so präsentiert sich die abendliche Rückfahrt noch weitaus spektakulärer. Rötliche Gletscher- und Schneefeldfärbung konkurriert mit einem schimmernden Grau-Blau der Seen.

Hier erweist sich unser System des „freedom camping“, also des Stehens in freier Natur, als unermesslicher Helfer. Derartige Sonnenuntergangsszenarien können so bis zum letzten Sonnenstrahl ausgekostet werden, ohne hinterher noch lange Fahrten zur gebuchten Unterkunft vornehmen zu müssen.

Mt Cook Ostseite morgens
Mt Cook Ostseite morgens

Am nächsten Morgen steht man dann auch gleich wieder an solch einem pointierten Platz, um den Sonnenaufgang zu genießen und ggf. zu fotografieren.

Fluggerät von R. Pearse
Fluggerät von R. Pearse

Jeder Abstecher führt zum Hauptweg zurück. Für uns bedeutet dies die Fahrt durch die ROLLINGS HILLS zurück zur Ostküste. In einem weiten Nord-Ost.Bogen gelangen wir nach rund 200km in die industriell geprägte Hafenstadt TIMARU. Nicht ihre innerstädtische „Schönheit“  lockt uns hierher, sondern ein anderes Kleinod. Beim Namen „Gebrüder Wright“ fallen uns sofort deren für die Menschheit ersten erfolgreichen Flugversuche ein. Sie sollen einen Vorgänger bzw. Konkurrenten gehabt haben: Richard William Pearse (1977-1953). Von Beruf eigentlich Landwirt, wie jeder hier im pazifischen Hinterland, faszinierten ihn jedoch stärker „neuartige Erfindungen“. So wandelte er in aller Heimlichkeit, versteckt hinter einer 6m hohen Ginsterhecke, seine Scheune in eine Tüftlerwerkstatt um. Schließlich unternahm er bereits 1902 erste Flugversuche (Gebrüder Wright 1903), ab März 1903 sehr erfolgreiche. Selbstredend feiert Neuseeland seinen Flughelden im South Canterbury Museum in TIMARU mit dem Nachbau des damaligen Flugapparates“.

Einige Kilometer westlich, auf dem Weg zur Küste beim Dorf PLEASANT POINT wird der Flugpionier mit einem Memorial geehrt. Errichtet wurde es auf dem Acker, auf dem Pearse seine Flugversuche auf seinem „Fahrrad mit Flügeln“ unternahm.

K&K23 – Von armen Würstchen, verpassten Chancen und Nugget-Angeboten

Es klingt nicht nur nach buntem Gemisch, es wird auch so kommen!

Pazifik bei Bluff
Pazifik bei Bluff

Das FJORDLAND liegt nur hinter uns. Wir nehmen die SCOUTHERN SCENIC ROUTE nach Süden Richtung INVERCARGILL, also in die Südspitze der Südinsel.

Dieser besondere Highway beginnt in TE ANAU und endet nach 600km an der Ostküste in DUNEDIN. Das ist allerdings nur die reine Fahrstrecke ohne Besichtigungen. Wenn man all die Umwege, Schlenker und Abstecher hinzurechnet, um an die Sehenswürdigkeiten zu gelangen, dann zeigt der Kilometerzähler auch schnell mal 800km Strecke an. Doch die Umwege lohnen!

Der erste Routenabschnitt von TE ANAU über MANAPOURI bis nach TUATAPERE zeigt nichts Spektakuläres: Saftiges Farmland, Marschwiesen, hin und wieder ein Waldstück und grüne, weiß-schwarz gesprenkelte Hügel. Nach dem aufregenden Fjordland tut diese Ruhe wirklich gut. Zwischendurch hier mal ein kleiner Wasserfall, dort mal eine besondere Brücke oder kleines Heimatmuseum, die Mehrheit der Hingucker gewinnen eh die unzähligen Schafe und Rinder. Wir befinden uns in einer Region mit sehr produktiver Fleisch- und Milchgewinnung sowie Käseherstellung.

Tuatapere
Tuatapere

Nach gut 150km kündigt sich der 600-Einwohnerort an als             „New Zealand’s Sausage Capital“. Eine Pause schadet bekanntlich nie, zumal dann nicht, wenn sie lecker gefüllt werden kann. Also stellen sich die Geschmackssensoren auf einen wurstigen Lunch ein. „Arme Würstchen“ kann man nur sagen. Im ganzen Dorf gibt es weder einen Schlachter noch ein Café oder Restaurant, das mit der „Hauptstadt-Ware“ auch nur annähernd in Berührung kommt. Weder das eine noch das andere waren überhaupt vorhanden. Nichts mit „Würstchenmetropole“! In der i-site zuckt man nur mit den Schultern. „Wird wohl tiefste Vergangenheit gewesen sein“, lässt man uns wissen.

Nugget Point
Nugget Point

Der Enttäuschung folgt die Entschädigung auf dem Fuß, nicht in kulinarischer, sondern in optischer Hinsicht. Wir sind an der Südküste angelangt. Die raue, ewig windige Tasman Sea hat uns wieder. Der erste kleine Küstenort RIVERTON erweist sich als weiteres Surferparadies. So geht es dann Schlag auf Schlag mit den malerischen Küstenstädtchen bis hinunter nach INVERCARGILL.

50.000 Einwohner zählt dieser 1860 von Schotten gegründete, zentrale Ort des Südens. Geprägt wird er vor allem durch seine Aluminiumwerke. Doch man findet auch Sehenswertes, den Queens Park z.B., das Southland Museum oder die städtische Art Gallery. Sie gilt als „zweitschottischste Stadt“ Neuseelands. Als „schottischste“ nennen die Neuseeländer das Dorf PUHOI auf der Nordinsel (vgl. K&K06). Doch der Name Invercargill deutet auf das Mutterland hin, denn INVER bedeutet auf Gälisch „Mündung“. Man denke an „Inverness“ im wirklichen Schottland. Doch „Cargill“ ist kein Flussname, wie man vermuten könnte. So hieß ein ehemaliger Gouverneur, der die Stadt richtig in Schwung brachte.

hare krsna
hare krsna

Man muss hier nicht allzu lange verweilen, denn 30km „tiefer“, in der Südspitze lockt die Hafenstadt BLUFF, gegenüber von Stewart Island. „Land’s End“ kennen wir alle vom englischen Cornwall her. Hier steht der Zwilllingshinweis direkt auf dem Südfelsen. Wir sind nur 18.000km von London entfernt, 6.000km vom Südpol und 3.800km vom Äquator. Ähnliches konnten wir bereits an Neuseelands Nordspitze, dem CAP REINGA lesen (vgl. K&K 09). Und natürlich erklimmen wir auch den Hausberg mit seiner Aussichtsplattform, 150m über dem Meeresspiegel mit 360° Rundumsicht. Alles Touristische erscheint uns liebevoll und mit viel Engagement hergerichtet.

Mit der Richtung dreht sich auch das Wetter. Die Süd- kurz darauf die Ost -Küste nach Norden Richtung Dunedin wird es wenige Kilometer hinter BLUFF schnell wärmer und sonniger, fast wie in einer anderen Welt. Diesen Wechsel vollzieht auch die Natur, denn wir durchfahren nunmehr die CATLINS. Offiziell beginnen sie im Ort FOTROSE an der Südküste und enden am KAKA POINT an der Ostküste. Ins Inland hinein erstrecken sich weite, mit Hartholzbäumen bestandene Wälder voller größerer und kleinerer Wasserfälle.

Einer von ihnen erweckt besondere Aufmerksamkeit: THE NIAGARA FALLS. Nordamerikas Konkurrenz. Vielleicht, aber hier ist er fairer Weise als „ einer der kleinsten Wasserfälle der Welt“ betitelt. Es war ein sicherlich humorvoller Kartograf, der sich diese Bezeichnung einst ausdachte. Die annähernde Form des großen Bruders besitzt er ja, wie er niedlich keine zwei Meter eine Steinstufe hinab plätschert.

Eine weitere Kuriosität begegnet uns. Auf einer Straßenkuppe machen wir einen „bunten Punkt“ aus, der sich langsam fortbewegt. Beim Näherkommen entpuppt er sich als bunt geschmückter „Einspänner“ mit einem zweirädrigen Karren. Zunächst denken wir an einen Wanderpuppenbühne. Ein Gespräch verdeutlicht anderes. Ein nicht mehr ganz jungendfrischer „Hare-Krisna-Jünger“ wallfahrt ein ganzes Jahr lang vom südlichen BLUFF zum nördlichen CAPE REINGA. Die Missionsreise unternimmt er zum 50. Jahrestag  der ISKCON-Gemeinde des Großmeisters Acharya. Befragt, wie er missioniert, erwidert er:“Padayartra- Walking is the Talking“. Bis zum 1.300km entfernten neuseeländischen Nordkap kann er dann ja noch viel „reden“.

Vorsicht
Vorsicht

Wir ziehen weiter die Küste entlang zur Curio-Bay mit seinem Petrified Forest. Um die kristallisierten Baumreste zu entdecken, muss man bei Ebbe dort sein, denn erst dann wird das weit ins Meer hinaus ragende Felsplateau freigelegt. Bei genauem Hinsehen sind versteinerte Baumstümpfe zu erkennen. Mit etwas Glück stößt man auf einen bunten, kristallisierten Baumbrocken. Wir haben Glück!

Die Küste der CATLINS bietet noch mehr: Sie steckt voller frei beobachtbarem Wildlife. Schwer zu finden sind die Gelbaugenpinguine. Sie kommen meistens nur am späten Abend ans Ufer zurück. Häufig hingegen trifft man bei Strandspaziergängen auf Meereskolosse, die Seelöwen. Sie sind offensichtlich nicht scheu, ergreifen bei Annäherung nicht gleich die Flucht. Doch Vorsicht ist geboten! Jetzt in der Zeit der Aufzucht ihrer Jungen können die Weibchen schnell aggressiv werden. Was auf den ersten Blick unförmig und bewegungsunfähig erscheint, entpuppt sich rasch als „Sprinter“. Also  Vorsicht . Der „Sicherheitsbereich“ darf nicht betreten werden.

Die vielen einzelnen Points, Heads und Kaps aufzuführen, würde Seiten füllen. Alle sind gut ausgeschildert, hier gibt eine „Cathedral Cave“, dort ein „Blowhole“ und immer wieder Mengen an Seevögeln, Seelöwen und Seehunden oder mit Glück Pinguine zu sehen.

Dunedin-St. Paul's Cathedral
Dunedin-St. Paul’s Cathedral

Kommen wir zu  den Nuggets. Die Otago Goldfields im Binnenland waren berühmt, berüchtigt. Ob viele dort ihr Glück gefunden haben, bleibt eher zweifelhaft. Sonst wäre die Ära nicht so rasch zu Ende gegangen. Das ist Geschichte, wir bleiben in der Gegenwart, denn  ein Felskap sticht hervor, der „Nugget Point“ am Ende der CATLINS. Ein wahres Juwel! Die Auswirkungen von ständigem Wind und Sturm lässt sich hier gut an Bäumen und Sträuchern studieren. Die dem Wind zugewandten Seiten bleiben kahl. Die Gewächse wachsen derart schief, krumm und gebeugt, dass sie  oftmals aussehen, als kriechen sie am Boden entlang.     Der Wanderweg an der Felskante führt vorbei an verschiedenen Vogel- und Seehundkolonien, bietet eine fantastische Aussicht auf den Pazifik und die umliegende Berglandschaft. Nach einigen Kilometern Panoramarundweg gelangt man zum strahlend weißen Leuchtturm.

Auf der Hauptverkehrsverbindung SH 1 steuern wir MILTON an. Der Ort wirbt mit dem Slogan: „The Town of Life, Pleasure & Opportunities“. Bei so viel Präzision in der Aussage fällt auf, dass mindestens eine Chance verpasst wurde, nämlich die pulsierende Fernstraße SH 1 korrekt und störungsfrei durch den Ort zu führen. Sie verläuft zwar als Hauptstraße quer durch die Einkaufsstraße. Aber die Planer müssen sich nicht einig gewesen sein. Denn an einer Stelle treffen das Nord- und das Südende um eine Straßenbreite versetzt aufeinander. Eine Verschwenkung versucht nunmehr, das Gröbste zu korrigieren, Stau inbegriffen.

Albatross
Albatross

Als ein wahrer Nugget erweist sich die Hafenstadt (50.000 Einwohner) DUNEDIN. Überwiegend von schottischen Einwanderern geprägt, sollte sie ja eigentlich New Edinburgh heißen. Heißt sie eigentlich auch, denn der Name Dunedin stellt die anglisierte Form des schottisch-gälischen Dùn Èideann für Edingburgh dar und bedeutet Festung am Hügelhang.  Traditionell Schottisches prägt das kulturelle Leben der Stadt mit seinen immerhin drei Dudelsackbands und zahlreichen entsprechenden Kultur- und Traditionsvereinen.  Auf dem zentralen innerstädtischen Platz, dem „Octagon“ erweist man in einem kleinen Park dem schottischen Nationaldichter Robert Burns mit einem großen Denkmal die Ehre (vgl. hierzu unseren Blog über die Schottlandtour aus 2014).

Pinguin DSCN4886Bei der Vielzahl der für Touristen interessanten Angebote muss man sich die Nuggets unter ihnen heraussuchen. Dazu zählt aus unserer Sicht der „Octagon“. Der Platz liegt im Stadtzentrum und stellt den Nerv der Stadt dar. Den Rahmen des „Achteckes“ bilden die sehenswerte St. Paul’s Cathedral in unmittelbarer Nachbarschft zum fassadenreichen Rathaus. Einige Schritte weiter kann man die die ebenfalls besuchenswerte First Church betreten, um später einige hundert Meter weiter am historischen Bahnhofsgebäude zu landen. Mit seinem 37m hohen Turm soll es zu den schönsten Steinbauten des Landes gehören. Ohne  eigentlichen Hinweis auf „   Railway Station“ glaubt der Betrachter sich eher vor einem Herrenhaus denn einer Bahnhofshalle. Es gibt heute von hier zwar keinen regelmäßigen Zugverkehr mehr, wird alles über Fernbusse abgedeckt, historische Fahrten ins Hinterland können jedoch gebucht werden.

Unter den in großer Anzahl vorhanden Kunstgalerien und Museen wollen wir das „Toitù – Otago Settlers Museum“ hervorheben, nicht nur wegen des freien Eintritts. In vielen interaktiven Ausstellungen wird eindruckvoll die Besiedlungsgeschichte der Otago-Provinz aufgezeichnet, vom polynesischen Beginn über die Maori -Vorherrschaft bis zum modern europäisierten Computerzeitalter – ein Nugget ersten Ranges!

Cabury World
Cabury World

Wer kann schon seinen Tag mit einem leckeren Schokoladenfrühstück beginnen und dabei auch noch umfangreich Informatives über dieses Genussmittel erfahren. Wir können es bei einem morgendlichen Besuch der weltbekannten „Cadbury“-Schokoladenfabrik. Neben den Informationen, dem Stadtrundblick von der Dachterrasse aus gibt es variantenreiche Naschgelegenheiten, wird jedem Besucher unterwegs nach und nach eine Tüte mit den verführenden Produkten vollgepackt und mündet schließlich im Café zum „süßen Frühstück“. Freunde des Herzhaften können natürlich auch „Unsüßes“ wählen. Der Vormittag ist gelungen, der Bedarf an Süßem innerlich und äußerlich für eine gewisse Zeit gedeckt – ein wahrer SchokoladenNugget!

Steil nach oben geht in der Stadt die „Baldwin Street“. Sie ist angegeben als „steilste Straße der Welt – Anstieg / Gefälle 1:26“. Ob das stimmt? Mag so sein. Aber abenteuerlich sieht es schon aus, wenn die Autos dort emporklimmen. Man bekommt Angst, dass sie jederzeit zurückrollen könnten. Unserm Wohnmobil haben wir diese Prüfung erspart.

DUNEDIN wäre ohne seine Halbinsel OTAGO allein vielleicht nur halb so reizvoll. Außer den Naturschönheiten mit dem sie umgebenden stürmischen Pazifik bietet sie einmalige Anlaufpunkte. Auf einem Hügelgipfel thront „Larnach Castle“, Neuseelands einziges Castle. Ganz im schottischen Stil erbaut (1870/71), brachte es dem damaligen Besitzer William Larnach allerdings nicht das erhoffte Glück – eine verpasste Chance. Für ihn war es das beweisende Nugget seiner Liebe zu einer Frau Eliza. Sie hatte wohl eine grundverschiedene Geschmacksauffassung. Jedenfalls wurde sie nicht glücklich im Herrensitz. Auch der später in einem Schlossflügel angebaute Ballsaal als Geschenk für die Geburt einer Tochter, traf nicht den Nerv. Hätte man vorher intensiver nachfragen sollen, was Madame sich wünschen? So blieb diese Ehe unglücklich und er wurde buchstäblich ein „armes Würstchen“. Dem heutigen Betrachter bietet sich hingegen ein leibhaftiger optischer Nugget mit Castle und idyllischem Schlossgarten.

Larnach Castle
Larnach Castle

Gleichermaßen wunderschön anzusehen ist das vom Castle nicht weit entfernt gelegene Maori Marae. Dieses Versammlungshaus mit Kirche wurde errichtet zum 100. Jahrestag des 1840 geschlossenen „Waitangi-Vertrages“ (vgl. K&K 08-Geburtsort einer Nation). Was kunstvoll geschnitzt aussieht, erweist sich beim zweiten Blick als filigrane Musterung aus Beton.

Weit hervorstechender als diese historischen Orte sind jedoch die „Wildlife“-Begegnungen rund um die Halbinsel. Das „Royal Albatross Center“ widmet sich dieser seltenen Wasservogelart. In einer geführte Tour kann man zu dieser seltenen Vogelkolonie gelangen, ebenso abends – ebenfalls nur geführt – zu den Übernachtungs- und Nistplätzen der „Blauen Pinguine“.

Wer es ausführlicher möchte, nehme an einer umfangreichen „Wildlife Tour“ teil. Selbstredend gibt es auf diesem Sektor ein weit gefächertes Angebot. Als herausragender Nugget unter den Konkurrenten nennen wir „elm wildlife tours“ (www.elmwildlifetours.co.nz ). In einer 61/2-stündige Kombinationstour zu Wasser und zu Lande werden wir geleitet zu dem Albatrossfelsen meerseits mit Beobachtung dieser Vögel im Flug (3m Flügelspannweite) und bei der Nahrungssuche. Weiter geht es dann per Kleinbus an zwei einsame Buchten zum Besuch bei den Seelöwen, Gelbaugenpinguinen und Seehunden. Seehundfamilie DSCN4934Was hier zunächst banal klingt, da solche Beobachtungsmöglichkeiten bereits öfter angeführt wurden, erweist sich jedoch als echter Nugget. Die Buchten sind so weit entfernt gelegen, dass jeweils eine Wanderung von ca. einer Stunde notwendig ist. Man klettert hinab an die Strände zum hautnahen Seelöwenkontakt. Anschließend verschwindet man in mehreren Beobachtungsschutzhütten, um den Pinguinen bei der abendlichen Heimkehr aus dem Meer bzw. dem Brutgeschäft zuzuschauen. Den felsig-grasigen Abstieg wieder hinauf geht es weiter zum nächsten Küstenriff, zur Seehundskolonie. Alle rund 30 Familienmitglieder rekeln sich auf den Felsen. Was zunächst wie leicht überdimensionerte Würmer aussieht, wird im Beobachtungsverlauf dann allerdings von den Seehundmüttern gesäugt. Wir erleben die spannende Periode von Geburt und Umsorgung von Seehundbabys. Kein Wunder also, dass die doch wohltuend umfangreiche Wildlife- Tour wie im Fluge vorbeigeht. Wer nach einem „Sightseeing-Nugget“ sucht, mit dieser Exkursion findet er einen solchen.

K&K22 – Sounds of the Sounds

Als ersten SOUND vernehmen wir im morgendlichen Wohnmobil heftig prasselnden Regen.

Lake Manapouri-Anfaht auf Doubtful Sound
Lake Manapouri-Anfaht auf Doubtful Sound

Bei mehr als 200 Regentagen und nach Meteorologen-Angaben 9Liter Niederschlägen pro Jahr wundert uns die Wetterlage nicht. Warum sollen ausgerechnet wir in ein Trockenloch fallen!  Außerdem haben wir ja auch noch einige Kilometer zu fahren, bis wir unser Ziel erreichen. Es bleibt also Hoffnung auf Wetterbesserung. Denn eine Bauernweisheit von Einheimischen besagt: „The weather in Fiordland? – That`s four seasons within a day!“ Na, dann habe wir ja noch drei Jahreszeiten vor uns.

Doubtful Sound
Doubtful Sound

Fjordland, der Name klingt wie Musik im Ohr, eher noch wie der SOUND einer ganzen BIG BAND. Die Region ist eines der großen Ziele für den Neuseelandreisenden. In der Nordwestecke der Südinsel gelegen umfasst der gleichnamige Nationalpark allein 12.500km², d.h. er ist größer als der nordamerikanische Yellowstone Park und der Yosemite Park zusammengenommen. In ihm gibt es noch Landstriche, welche kein menschlicher Fuß bisher betreten hat und soll. Die Natur zählt zu einer auf der Welt größten Wildnisse und gilt als Kernstück von Neuseelands ungestümer Pracht.

Doubtfull Sound
Doubtfull Sound

Man stelle sich vor, hoch oben im Gebirge zu stehen und den Blick entlang himmelhoher  Berggipfel, hinunter auf funkelnde Fjorde und auf schäumende mächtige Flüsse gleiten zu lassen, oder über eine undurchdringliche Baumkronenwelt des Regenurwaldes zu schauen. Kein Wunder, dass diesem Landstrich der UNESCO-Status eines Weltnaturerbes verliehen wurde.

Immense Gletscher haben insgesamt 14 Fjorde während verschiedener Eiszeiten ins Festland gekerbt, nicht mit einem Mal, sondern in einer fortwährenden Vorwärts- Rückwärtsbewegung über eine Zeitspanne von 30 Millionen Jahren. Mit jeder Gefrier- und Tauwetterperiode wurden die Einkerbungen länger und tiefer, bis zu ihrem heutigen Aussehen.

Kea als ständiger Begleiter
Kea als ständiger Begleiter

Aktueller Rekordhalter ist der Dusky Sound mit 40km Länge und 8km Breite. Mit 36km ist der Doubtful Sound nicht viel weniger lang. Da kommt dann der Milford Sound mit seinen 13km Länge schon fast als Zwerg daher.

Besonders beliebt ist die Gegend  bei Wanderern wegen der zahlreichen „Great Walks“. Mehrtageswanderungen – geführte und ungeführte – bringen den Unerschrockenen an die entlegensten Orte. Hüttenübernachtungen sollten über die Umweltbehörde DOC oder die zahlreichen Touristeninformationen vorgebucht werden.

Per Auto, Bus oder Motorrad kann man sich die Fjordlands so gut wie überhaupt nicht erobern. Er gibt, von einer Ausnahme abgesehen, keine Straßen in das Naturschutzgebiet. Das hat zur Folge, dass Touren in die Fjordwelt hinein von spezialisierten Anbietern angeboten werden. Überblicke verschaffen Rundflüge. Auf die Fjorde geht es natürlich per Schiff, wobei die Touren dem Doubtful Sound und dem Milford Sound vorbehalten sind. Start in den Milford SoundDSCN4548Keine Regel ohne Ausnahme: Mit unmotorisierten Kayaks kann man natürlich in jeden Fjord fahren. Doch das ist nicht nur gefährlich, langwierig und schwierig. Bei Strafe ist es zudem verboten, irgendwo in der Wildnis sein Zelt aufzuschlagen und sich zum Abendbrot auch noch frisch Fisch zu angeln.

So haben wir uns zur Nationalpark Erkundung zu einem „Besichtigungstourenpaket“ entschlossen. Unter den unterschiedlichsten Anbietern beurteilen wir die „REAL JOURNEYS COMPANY“ als am vielfältigsten und lohnenswertesten, hinsichtlich von Preis, Service und Leistungen (www.realjourneys.co.nz).

Allmählich nähern wir uns unserem ersten Tourausgangspunkt TE ANAU. Die 2000-Einwohner zählende Stadt bildet das zivilisatorische Zentrum des Fjordlandes. Alles, was in den Nationalpark möchte, kommt zwangsläufig hier vorbei. So hat sich im Laufe der Jahre und des wachsenden Tourismus eine symphatische kleine Stadt entwickelt mit allen notwendigen Versorgungs – und Anlaufpunkten für einen möglichst gelungenen Fjordlandbesuch. Wenn da nur der oben beschriebene WetterSOUND nicht wäre. Zu dem Prasseln des Regens gesellt sich ein leichtes Bibbern bei nur 8°C.

Milford Road-Wetterausichten
Milford Road-Wetterausichten

Unser erster Tagesausflug gilt dem Doubtful Sound. Er liegt jedoch so weit vom Straßennetz entfernt, dass man nicht einfach z.B. mit einem Bus zu einer Fähre fahren könnte. Das 1963 errichtete unterirdische Wasserkraftwerk „Manapouri Power Station“ brauchte nicht nur eine gewisse Versorgungsinfrastruktur, sondern förderte auch touristische Ideen zutage. Nach massiven Umweltprotesten und gefundenen Kompromisslösungen produziert es heute immerhin rund 800MW. Dem Tourismus aber brachte der Bau viel Aufschwung. Denn man  nutzt nunmehr die „Versorgungsrouten“ um an den Doubtful Sound zu gelangen. Zunächst geht es rund eine Stunde lang per Fähre von dem Dorf MANAPOURI (20km südlich von TE ANAU) über den See gleichen Namens  hinüber zur Kraftwerkanlegestelle, also in die tiefste Einsamkeit. Sinnigerweise heißt der Abfahrtshafen „Pearl Harbour“.

Wer will kann nun das Kraftwerk besuchen (1Std. Führung). Wer das nicht möchte, steigt in einen umweltfreundlichen mit Gas betriebenen Bus. So geht es weiter über holprige und matschige 22 Kilometer, hinauf auf den 600m hohen Wilmot Pass. Bei klarem Wetter hätten wir hier einen ersten Blick auf den Zielfjord erhaschen können.

Milford Sound-Mitre Peak
Milford Sound-Mitre Peak

Die Straße ist ein Phänomen: als Bauzeit veranschlagt waren damals nur ein Jahr. Die meteorologischen Umstände und der Untergrund zwangen zu zwei Jahren. Dabei lagen die Baukosten relativ niedrig: Nur 2NZD/cm, also ca. 2,2Mill NZD. Das muss heute bereits fast für die jährliche Straßenunterhaltung ausgegeben werden.

Nach einer knappen Stunde Busfahrt mit guten Fotostopps erreichen wir den Doubtful Sound, die DEEP COVE mit Schiffsanlegestelle.

Dem Fjord wurde sein Name ebenfalls von James Cook verliehen. Er hatte ja bereits die Doubtless Bay an der nördlichen Ostküste der Nordinsel getauft (vgl. K&K 09 – Neuseelands Nordkap). Da oben war er sich sicher, dass es sich um eine für sein Schiff, die Endeavour ,ungefährliche Bay handelte. Hier war er sich nicht sicher, was er mit diesem Meereseinschnitt anfangen sollte. Vor allen Dingen hatte er Zweifel, ob in dem Meeresarm genügend Wind wehte, der sein Segelschiff wieder Richtung Tasman Sea trieben würde. Die Zweifel siegten. Er verzichtete auf eine Erkundung des Fjords.

Milford Sound-Wasserfälle wie Kletterseile
Milford Sound-Wasserfälle wie Kletterseile

Auf unserem Katamaran brauchen wir diese Zweifel nicht zu hegen. Ruhig gleiten wir hinein in diese mysteriöse Welt aus 2.000m hohen Bergen wie den „Commander Peak“, ergründen die Seitenarme des Sounds, den Hall Arm und den Crooked Arm.

Ein weiterer „SOUND of the SOUND“ macht sich bemerkbar: Das unablässige Rauschen der Wasserfälle. Zu Hunderten stürzen sie, teilweise auch donnernd und tosend, ins Fjordwasser. Dabei bildet sich auf dem salzigen Meereswasser eine Süßwasserschicht von 4-5m.

Der röhrende SOUND des aufgekommenen Sturmes übertönt teilweise das Geschrei der Möwen. Den SOUND der kaum hörbaren Schiffsmotoren sowieso.

Im Hall Arm herrscht dagegen totale Stille. Die Schiffsmotoren sind abgeschaltet, wie ein Wunder schreit keine Möwe, wir werden gebeten, auch einmal die Fotoapparate ruhen zu lassen. Es klappt: Ein SOUND von geräuschlosem Frieden umgibt uns. Der innere Schauder ist nicht zu unterdrücken.

Doch dann geht es rasch weiter: klick, klick, klick – der SOUND von Fotoapparaten. Die Ausbeute lohnt!

Je näher wir dem Fjordende zur offenen Tasman Sea rücken, desto stärker reißt die Wolkendecke auf. Das Regenrauschen hört auf, die zweite, sonnige Jahreszeit kündigt sich an für diesen Tag. Immer höhere Wellen klatschen gegen den Bootskörper. Der Kapitän kündigt eine Kehrtwende an, die einigen Passagieren durch die Querwellen beim Wenden wohl nicht gut bekommt. Eine nähere Beschreibung dieses SOUNDS ersparen wir uns. Doch so mancher Kaffeebecher auf den Tischen klatscht zu Boden. Übrigens Kaffee, Tee etc. steht an Bord gratis zur freien Verfügung, der Nachschubservice funktioniert excellent.

Nach dem Wendemanöver ergibt sich ein schon fast bizarres Bild: Unser Schiff „draußen“ unter strahlendem Sonnenlicht, vor uns, Richtung Fjordinneres erwartet uns eine undurchdringliche Regen-, Nebel- und Wolkenwand.

Also wieder hinein in das Regengeprassel, zudem sich nunmehr auch Hagel gesellt.

Wasserfälle wie Spinnweben
Wasserfälle wie Spinnweben

So ist der frei zugängliche Schiffsbug denn auch etwas für Hartgesottene und Temperaturunempfindliche. Auf dem Sonnendeck sieht es nicht anders aus. Und nun geht es durch ein besonderes Seeschutzgebiet wieder zurück zur Anlegestelle. 31/2 Stunden fantastische Fjordfahrt – Wetter hin, Wetter her – bleiben ein unvergessliches Erlebnis. Der Rückweg nach MANAPOURI erfolgt dann natürlich auch wieder per Schotterstraßenbus mit anschließender Fähre über den Manapouri See.

Die zweite Exkursion ist dann am folgenden Tag dem Milford Sound gewidmet. Das Erlebnis beginnt bereits in TE ANAU mit der Milford Road. 120km auf einem einmaligen Sightseeing Highway bis in den winzigen Ort am Fjordende. Diese Straßenverbindung ist die einzige, die für den privatverkehr in den Fjordland National Park hinein führt. Nicht weniger als 32 Besichtigungsanlässe kann man anlaufen. Die Umweltbehörde DOC hat hierzu einen reichhaltigen, erklärenden Flyer herausgegeben. Diese Strecke einfach abzufahren, es wäre schade drum. Schade um Plätze und Sehenswürdigkeien wie Te Anau Historic Site (erste Besiedlung durch Europäer), den malerisch eingebetteten Lake Mistletoe, den Walker Creek, das Eglinton Valley, die Mirror Lakes, den Lake Gunn, die Divide / Wasserscheide, den unheimlichen, weil sehr dunklen Homer Tunnel auf knapp 1.000m Passhöhe oder auch den Chasm mit Blick auf eine Anzahl dramatsicher Wasserfälle bzw die Tutoko Suspension Bridge. Wer die angegebenen 2 ½ Std. Fahrtzeit einhält, kann kaum etwas von den Sehenswürdigkeiten erlebt haben, denn viele sind mit einer kleinen Wanderung verbunden. Angeraten sei ein früh morgendliches Losfahren, um ein Fjordschiff am frühen Nachmittag mühelos zu erreichen.

Milford Sound-Reges Treiben
Milford Sound-Reges Treiben

In und am Milford Sound selbst geht es dann zu wie auf einem belebten Fährbahnhof. Der summende SOUND         von ankommenden und wegfahrenden Reisebussen wabert in der Luft. Zu Spitzenzeiten laufen 60 Busse täglich die Station an, bei 27 Bushalteplätzen. Da ist Schichtdienst gefragt. Obendrein kommt noch der Individualverkehr.

An 11 Terminals liegen die Ausflugsfähren der verschiedenen Anbieter. Wir meinen bemerkt zu haben, dass „unsere“ Reederei, die REAL JOURNEYS COMPANY den stärksten Zulauf verbuchen kann. Wir können es verstehen.

An der Pier gesellt sich ein weiterer, unüberhörbarer Sound hinzu: Das bedrohliche Surren der Sandflies. Ihnen kann niemand entgehen. Schutz gegen die unangenehmen Stiche bieten hiesige Insektencremes oder Sprays, chemielos die Antimückenkopfnetze.

Auch das „Achte Weltwunder“ genannt  ist der Milford Sound mit seinen 13km Länge einer der kürzeren Vertreter seiner Gattung. Er gilt aber als der schönste in der Gruppe. Im Unterschied zum Milford Sound ragen seine Berge viel steiler aus dem Wasser empor. 900m kerzengerade Felswand sind keine Seltenheit.  Wen wundert es dann noch, dass zu Stoßzeiten auf ihm auch schon mal 25 Schiffe gleichzeitig touren, zur Tasman Sea hin und wieder zurück. Je nach Buchung zwischen 1,5 und 3,5 Stunden. Wem das nicht genügt, kann die Fjordintensität durch eine Übernachtungsfahrt ersetzen oder ergänzen. Die Abfahrt erfolgt um 16.30Uhr, die Rückkehr am nächsten Morgen gegen 10.00Uhr. REAL JOURNEYS COMPANY bietet hierfür extra ein Kabinenschiff an. In trauter Gemeinschaft – 36 Kabinen – ankert der MiniCruiser in einer stillen Bucht, wird ein Dinner serviert, der Schlummertrunk kredenzt. Und am nächsten Morgen steht natürlich schon das Frühstücksbuffet bereit.

Wir begnügen uns mit der ausgezeichneten 2,5 Stunden „Nature Tour“.

Milford Sound-Seelöwenkolonie
Milford Sound-Seelöwenkolonie

Kaum dem „Hafen“ entronnen, türmt sich der MITRE PEAK / Bischofsmütze mit seinen 1.700m vor uns auf, fast im Sonnenschein! Wie im Doubtful Sound schießen unzählige Wasserfälle die Steilwände herab. Bei Wind erscheinen die winzigen unter ihnen wie Spinngewebe, welches sich über Fels und Pflanzen legt. Sind sie etwas stärker, schauen sie aus wie helle Bergsteigerseile an Kletterwänden. Und natürlich lässt sich der Kapitän den Spaß nicht nehmen, sein Schiff so dicht an eine größere Kaskade heran zu steuern, so dass du glaubst, unter einer eiskalten Dusche zu stehen.

Was ein richtiger Kapitän ist, der spinnt auch sein Seemannsgarn und gibt es zum Besten: So ließ der unsrige verlauten, dass das Schiff seiner Reederei, welches uns bereits die ganze Zeit folgt, genau die Ausmaße von James Cook’s „Endavour“ hat, müde 29m Länge. Heute dürfe ein Bott diesen Ausmaßes lediglich 55 Passagiere mitnehmen. Der Seefahrer aus dem 18. Jahrhundert hatte eine Mannschaft von 120 Leuten, zuzüglich 1 Ziege, 7 Schafe und 5 Hühner. Die menschliche Crew habe die Weltreise größtenteils überlebt, die Haustiere nicht.

Immer dicht an den Felsen entlang steuern wir auch hier den Ausgang des Fjords an. Uns fällt auf, dass viele der nicht so steilen Hänge dicht bewaldet sind. Dann aber wieder gibt es unvermutet völlig kahle Abschnitte im dichten Regenwald. Wer an Holzwirtschaft denkt, geht fehl. Ein Ranger erklärt, dass es sich hierbei um sogenannte „Holzlawinen“ handelt. Auf den Felshängen entsteht natürlich keine wirkliche Schicht an Mutterboden, in dem die Bäume Halt finden. Also krallen sie sich so gut es geht an den Moosen, Flechten und der hauchdünnen Erdschicht fest. Durch Wachstum bedingtes zunehmendes Gewicht, starke Stürme und immense Regenfälle lösen die Bäume aus den fragilen Verankerungen. Sie stürzen wie Lawinen zu Tal. Dort allerdings greift man nicht in die Natur ein. Nach einiger Zeit beginnt sich wiederum erstes Wachstum zu zeigen, bis schließlich nach 100 bis 120 Jahren der Zyklus vollendet ist und von vorn beginnt.

Ob die 30 Seelöwen in ihrer Kolonie auch wissen, wie gefährdet sie eventuell sind? Sie sonnten (ja!) sich jedenfalls überwiegend friedlich auf ihrem Felsen, manche stritten um den besten Sonnenplatz, andere gaben Fersengeld und tauchten ab. Aufgetaucht hingegen sind hin und wieder kleine, putzige Gelbaugenpinguine. Doch so schnell sie über der Wasseroberfläche erschienen, waren sie auch schon wieder verschwunden. Ausdauern hingegen begleitete uns der Kea Papagei während er gesamten Fahrt, mal neben dem Boot herfliegend, dann wieder auf einem Mast sitzend, aber stets auf Futter wartend.

DSCN4656Diese Keas sind die einzigen Bergpapageien auf der Welt, nicht scheu, frech, streitsüchtig und immer hungrig. Man kann man übrigens auch auf der Milford Road beobachten, meistens am Spätnachmittag, also auf der Rückfahrt. Sie kennen die Fahrtunterbrechungsplätze genau. „Füttern verboten“ heißt die Anweisung der Ranger. Der Kea ist schlau. Was man ihm nicht gibt, holt er sich. Denn er weiß offensichtlich, wie gut Abdichtungsgummis von Autos schmecken.

Auch über diesen Milford Sound Ausflug können wir nur sagen: BEEINDRUCKEND! EMPFEHLENSWERT !

Wir wollen einen SOUND nicht vergessen: Das permanente Zirpen der Kreditkartenlesen an den Ticketverkaufsschaltern, dezent aber unüberhörbar bei der Menge der Besucher. Dafür kommt ein AlltagsSOUND überhaupt nicht vor: Das Klingeln von Handys. Denn in dieser Abgeschiedenheit gibt es weder Handyempfang noch Internetzugang.

Schließlich darf das dritte Drittel in dem Package nicht fehlen: Ein Halbtagesausflug in die Glühwürmchenhöhle von TE ANAU. Wieder geht es mit dem Boot über den Lake Te Anau Ca. 30 Minuten dauert die Fahrt. Der Höhlenbesuch gliedert sich in einen Fußmarsch durch verschiedene Höhlengänge, vorbei an der „Kathedrale“ bis zum See. Aber in dieser Höhle ist zunächst an Stille nicht zu denken. Der alte Name der Maori „Te Anau“ bedeutet „Höhle mit Wasserstrudel“. Und so kommt es auch. Ein Untergrundfluss stürzt den ganzen Weg über mit einem Höllenlärm zu Tal, durch Becken, enge Schächte und bildet einen 10m hohen Wasserfall. Überall gurgelt und rauscht es. Der Geräusche vervielfachen sich durch das Echo an den Höhlenwänden und in den engen Seitengängen.   Der ruhige Höhlenbesuchsteil erstreckt sich auf die Bootsfahrt durch die eigentliche Glühwürmchenzone. Das Wasserrauschen verschwindet, totale Dunkelheit und Stille umgeben dich. Nur das Schimmern unzähliger Glühwürmchen an der Höhlendecke zieht deine Aufmerksamkeit an. Ein Naturwunder ersten Ranges!

DSCN4600Drei Tage Erkundungsprogramm im Fiordland Gebiet – sicherlich einer der wichtigsten Höhepunkte unserer Neuseelandtour.