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K&K 59 – Stromland

Zum letzten Mal überqueren wir die Great Dividing Range in westlicher Richtung, ohne später an die Ostküste zurückkehren zu wollen.

Great Dividing Range
Great Dividing Range

Dichtes, grünes Wald- und Buschland begleitet uns in dieser Gebirgskette, die sich in 230 Millionen Jahren so aufgefaltet hat, wie wir sie jetzt erleben. Doch der Prozess der Faltung ist noch nicht zum Stillstand gekommen. Nachfolgende Generationen, vielleicht in 5.000 Jahren, werden teilweise wenn auch minimal anderes sehen als wir heute.

Unsere Route auf dem Savannah Way führt über weite Strecken durch ehemals vulkanaktives Gebiet. Es kündigt sich knapp 100km hinter ATHERTON bereits an durch die heißen Quellen von INNOT HOT SPRINGS. Der Mini-Ort mit 5 Häusern, einem Campingplatz und Hotel lädt ein zum heißen Bad im Dorfbach. Es ist ein wirklich heißer Strom mit 70°C Wassertemperatur dicht an der Quelle. Später können wir in kleinen Sandkuhlen im flachen Strombett ein angenehmes (Fuß-)Bad nehmen. So eine Ruhepause belebt für die kommenden 200km bis zum nächsten Zwischenziel, den Undara Volcanic National Park.

Undara Volcanic NP
Undara Volcanic NP

Wer diese unsere Route nimmt oder ihn eventuell ganz auslässt, versäumt Wesentliches, sowohl an Naturhistorie wie auch an Gastfreundschaft. Mitten im Buschwald ist der Undara Recreation Complex entstanden mit Hotelunterkunft in ausgedienten Eisenbahnwaggons, Buschcampinghütten, einem Campingplatz und Natur-Swimmingpool. Die gesamte Anlage ist sehr gefällig gestaltet, die Preise moderat im Hinblick auf das Angebot. Wer abends kein TV mag, kann beim Campfire Talk (jeweils 20 Uhr) viel Wissenswertes über Natur, Wildlife und lokale Geschichte erfahren. Wir erleben diese Ranger geleitete Veranstaltung mit dem Thema „Schlangen“ im Nationalpark. In ganz Australien, so erfahren wir, gibt es ca. 250 verschiedene Arten, davon 20 mehr oder minder giftige. Im Undara NP selbst davon rund 100 Spezies. Ein etwas allgemeiner Quiz zu Australien, Trivia genannt, bildet das Abendprogramm des nächsten Tages. Und so werden die Gäste während er Saison (Mai bis November) an sieben Tagen in der Woche lehrreich und aufgelockert unterhalten. Zusätzliches Eintrittsgeld für diese Abendveranstaltungen sind ein Fremdwort. Obendrein können wir uns, ebenfalls kostenfrei, den ganzen Tag über mit Kaffee, Tee, Milch und glasklarem Quellwasser versorgen.

Undara Lava Tube
Undara Lava Tube

Wegen seines Wertes als Weltnaturerbe darf der Nationalpark selbst nicht ohne Ranger betreten werden. Die sogenannten Savannah Guides, eine speziell ausgebildete Rangertruppe, bieten über den Undara Recreation Komplex deshalb verschiedene geführte Touren an. Wir entscheiden uns für zwei Touren, die Wildlife at Sunset Tour und die Archway Explorer Tour.

Die Sunset Tour startet mit einem Kleinbus gegen 17 Uhr, also zu der Tageszeit, in dem die Wildtiere recht aktiv sind. Im Schritttempo fahren wir in die Wildnis hinein. Die Kängurus, Wallabies und Wallaroos, die wir sichten, bleiben wegen ihrer hohen Anzahl ungezählt. Überall hüpft es, sind die Ohrenantennen ausgefahren, schmiegen sich die Jungtiere an die Mütter oder hüpfen schnurstracks in den Beutel. Mit solchen Tierbeobachtungen und den begleitenden Erklärungen dringen wir recht tief in den National Park ein. An einem Felsenberg unterbrechen wir die Fahrt. Die Sonne färbt sich glutrot am Horizont. Es ist 17.45 Uhr. Wir erklimmen das Felsgebilde, um den Sonnenuntergang von dem erhöhten Standpunkt aus beobachten zu können. Welch ein Anblick!  In der mit Bäumen bewachsenen Ebene unter uns erkennen wir rund ein Dutzend erloschener Vulkankegel. Insgesamt befinden sich 72 von ihnen im Nationalpark. Rasch senkt sich die Sonne, erleuchtet noch einmal diese und jene Vulkanspitze, und schon verschwindet sie in einem Dunstmeer am Horizont. Sie senkt sich mindestens ebenso schnell wie Kängurus weghüpfen können. Im Dunkeln und mit Hilfe von Taschenlampen kehren wir zum Bus zurück, um zur nächsten Tourstation zu fahren. Draußen ist es rabenschwarz, als der Bus hält. Der Ranger spricht uns Mut zu, wir sollten ihm nur folgen. Künstliche Beleuchtung nur im äußersten Notfall einschalten. Warum? Wir steigen hinab in eine Vulkanhöhle zu den Zwergfledermäusen / Micro Bats. Die Stablampe des Ranger leuchtet urplötzlich in die Kolonie hinein. Den Lärm und das Geflatter der Tiere kann sich jeder vorstellen. Die Dunkelheit ist sowieso ihre Aktivzeit. So streift denn auch manche Fledermaus ganz dicht an unseren Köpfen vorbei. Nicht jeder bleibt dabei ruhig und gelassen. Nach gut zwei Stunden Gesamttour kehren wir zum Buschcamp zurück, pünktlich zur Abendveranstaltung.

Undara Volcanic NP
Undara Volcanic NP

Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, denn die Explorer Tour startet bereit um acht Uhr. Sie setzt den thematischen Hauptakzent auf die ehemaligen Vulkantätigkeiten dieser Region. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, in Bett eines Lavastromes zu wandern? Hier gibt es sie.

Wir versetzen uns 190.000 Jahre zurück. Zu der Zeit brodelten hier die Vulkane, nicht alle gleichzeitig, immer schön einer nach dem anderen. Dabei waren die Eruptionen nicht durch grandiose Explosionen, geprägt mit Aschewolken und Steinbrocken, die gen Himmel geschleudert wurden. Die flüssige Lava quoll vielmehr über den Vulkanrand hinaus und floss in die bestehenden Flusstäler. Das Flusswasser verdampfte natürlich sofort, so dass die Lava hervorragende Bedingungen für den Weiterfluss vorfand. Dadurch entstand der längste, je gemessene Lavastrom der Erdgeschichte. 160km ergoss sich die „Mobile Ofen“ ins Land.18 Monate dauerte im Durchschnitt solch eine Vulkan-Lava-Aktivität. 23km³ Lava wurden jeweils freigesetzt. Damit könnte man den gesamten Sydney Harbour problemlos füllen (vgl. dazu K&K 31 – Boating, Bays und Beaches-Sydney).

Und heute? Nunmehr können wir in diesen Lavastrombetten / Lava Tubes wandeln. Der trockene Regenwald hat sie erobert. Auf Board Walks dringen wir ein in das Gestrüpp, hinein bis in die tiefsten Lavahöhlen oder unter gigantische Felsbrücken. Auch diese Tour, angereichert mit den sachkundigen Rangererklärungen, hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck.

Bleibt noch die Frage, warum die Gegend Undara heißt. Das Wort stammt von den Aborigines und bedeutet langer Weg. Damit sind nicht die langen Entfernungen zum nächsten Ort gemeint, sondern die Länge der seinerzeitigen Lavaströme.

Savannah Highway
Savannah Highway

Bleiben wir bei dem Begriff „langer Weg“. Je weiter westlich wir vordringen, jetzt bereits wieder jenseits der Great Dividing Range, umso einsamer liegen die Siedlungen und kleinen Orte. Im Gegensatz zur stark bevölkerten Ostküste im Sunshine State kommen uns 100km Ortsdistanzen bald schon wieder als „Kurzstrecke“ vor. Der Outbackort GEORGETOWN mit seinen 150 Einwohnern hofft auf Besucher für seine sehenswerte Mineralienausstellung. Visitor Information, Mineralmuseum und kommunale Bücherei sind synergetisch unter einem Dach untergebracht. Einen überregional guten Ruf hat sich der Dorfschlachter mit seinen allerorts gepriesenen Würstchen erworben. Schmecken wirklich lecker! Kurz darauf kommt aber auch gleich wieder das Ortsausgangsschild.

Mit jedem Kilometer westlich färbt sich die Erde roter, nimmt die Anzahl der Termitenhügel zu, die Bäume, Menschen und Kühe ab. Weitere 150km weiter bietet sich beim Roadhouse ein notwendiger Tankstopp an. Die Füße vertreten wir uns im frei zugänglichen Heritage Precint. Museumdorf als Begriff wäre übertrieben. Doch einige historische Gebäude wie die historische Polizeistation aus dem Jahr 1896, das ehemalige Gerichtsgebäude von 1887 oder die Town Hall von 1890 sind schon einen Hingucker wert. Im „True Blue Visitor Information Center“ kann man sich einen Film über die Bergbaugeschichte anschauen. Danach geht es zum Croydon General Store, nach eigenen Bekundungen das am längsten ununterbrochen existierende Geschäft Australiens (seit 1894).

Normanton-Lifesize Crocodile
Normanton-Lifesize Crocodile

Der nächste Sprung von 150km westwärts bringt uns bis NORMANTON. Die Kleinstadt mit seinen 1.400 Einwohnern gilt als das Zentrum der Region. Am Norman River gelegen hatte es seine Blütezeit als Ausfuhrhafen für die Produkte des kurzlebigen Gold Rush. Heute lebt es von dieser Vergangenheit, bietet einen Historical Town Walk an, gilt als Endstation der  historischen Eisenbahnlinie Croydon-Normanton (alle 14 Tage immer mittwochs) und rühmt sich der Geschichte mit dem Erlegen des größten jemals geschossenen Krokodils. 8,4m soll das Ungeheuer gemessen haben. Erlegt wurde es an den Ufern des Norman Rivers von einer Krokodilsjägerin. Eine lebensgroße Statue des Reptils schmückt die Hauptstraße. Das war es dann auch bereits, und wir können weiterfahren, dieses Mal Richtung Norden.

Australiens Nordküste
Australiens Nordküste

„Outback meets Ocean / Das Outback trifft das Meer“ lautet das Motto der nächsten Reisestation. Nach geteerten 70km erreichen wir den Hafenort KARUMBA an der Mündung des Norman Rivers. Er fließt in den Gulf of Carpentaria. Somit stehen wir ein erstes Mal an Australiens Nordküste. Uns gegenüber liegt das Inselreich von Timor, unsichtbar hinterm Horizont.

Regional und überregional bekannt ist der Seeort als Capital of Barramundi and Prawns. Der erste ist ein sehr köstlicher Speisefisch, dem Karpfen ähnlich nur viel größer. Ca. 10t werden hier pro Fangfahrt davon gefischt. Die Strände sind gesäumt mit Petrijüngern, die vom Ufer aus ihr Glück versuchen. Der Ort selbst hat zwar nur gut 500 Einwohner, die 6 Campingplätze und 8 Hotels lassen diese Zahl jetzt n der beginnenden nordischen Trockenzeit aber geradezu explodieren, Angeltourismus in seiner ausgeprägtesten Art. Die zweite Delikatesse sind die Königskrabben, die hier ebenfalls abgeerntet werden, 40t pro rund 8tägiger Fangfahrt.

Am Carpantaria Gulf
Am Carpantaria Gulf

Uns lockt etwas Anderes an die Küste. Sie ist nämlich berühmt für ihre malerischen Sonnenuntergänge, blickstörungsfrei vom extra eingerichteten Sunset Point. Die Genusssteigerung dieses Naturschauspiels gibt es dann vom Wasser her. Der Familienbetrieb „Crocs & Crab Tours“ (www.crocandcrab.com.au) bietet entsprechende Sunset Cruises an. Hervorragend, können wir dazu nur sagen. Es geht nicht einfach per Boot ein wenig ins Meer hinaus und wenige Minuten später wieder zurück. Das gesamte Erlebnis dauert rund 2 1/2 Stunden. Gegen 17 Uhr sammelt dich das Schiff am Strand auf, maximal 20 Passagiere insgesamt. Zunächst geht es ein wenig flussaufwärts in KRUMBAS Fischereihafen mit der kleinen Fangflotte. Mächtig stolz ist man darauf, dass ganz Australien und auch Überseeländer mit den Königskrabben von hier aus versorgt werden. Bald nimmt das Boot Kurs auf das offene Meer. Es wird auch Zeit, denn der Sonnenuntergang ist hier regelmäßig gegen 18 Uhr zu bestaunen. Nach gut 20 Minuten Fahrt werden die Passagiere ausgesetzt auf der kleinen Insel Sand Island.

Sandy Island Sunset
Sandy Island Sunset

Das gesamte Eiland besteht aus nichts anderem als einem abgeflachten Sandhügel, der aus dem Wasser ein wenig hervorragt. Nunmehr steht nichts mehr zwischen dir und dem Sonnenuntergang. Ein Robinson-Crusoe-Gefühl de luxe schleicht sich in die Stimmung. Ein Sonnenuntergang in sich ist schon traumhaft. Mit den Cruise-Zutaten glaubst du dich in einer verzauberten Welt. In Windeseile hat die Crew mehrere Klapptische aufgestellt. Deinen Hocker kannst du dir vom Schiff selbst mitnehmen. Aus mehreren Kühlkisten wird als Topping zum malerischen Sonnenuntergang Leckeres serviert: die uns nunmehr schon bekannten „Nibbles“, also fingerfood aus Käse, Wurst, Rohkost und Dressing. KARUMBAS Spezialität fehlt natürlich auch nicht. Eine große Kiste frischer, eisgekühlter Königskrabben steht zum Verzehr bereit, anschließend verlängert durch eine Obstplatte mit tropischen Früchten. Und während du die Herrlichkeiten genießt, taucht mehr oder minder rasch der glutrote Sonnenball ins Meer ein. Kaum dass du dein Glas mit den ebenfalls kostenfreien Getränken aus der Hand legen kannst, um dieses einmalige Schauspiel zu fotografieren. Einsame Insel ohne Palmen, köstliche Speisen und Getränke und ein phänomenaler Sonnenuntergang – eigentlich ein unbeschreibliches Erlebnis! Bereits in tiefer Dunkelheit, nur noch durch einen schmalen roten Streifen am Horizont unterbrochen, kehren wir gegen 19.30 Uhr zum Ausgangpunkt zurück.

Sandy Island Sunset
Sandy Island Sunset

Wir können nur sagen, das sind Höhepunkte einer Reise, die auch weiterhin zum Träumen anregen.

Weiter nördlich als bis zur Küste geht es straßenmäßig hier nicht mehr. Also schlagen wir den südlichen Retourkurs ein, über NORMATON hinaus bis in die Bergbauregion um MOUNT ISA.

K&K 58 – Kaffee oder Tee? – Atherton Tableland

Man muss sich nicht entscheiden, sondern kann beides erhalten hier im oder besser auf dem Atherton Tableland.

Atherton-Tableland
Atherton-Tableland

Rund 100km in Nord-Süd-Ausrichtung und 50km Ost-West-Breite erstreckt sich diese Berglandschaft. Auf den 300m bis 1.100m Höhe des Plateaus spüren wir keinerlei tropische Schwüle mehr wie im zu Füßen liegenden CAIRNS. Frischer Wind weht uns um die Nase mit angenehmen „winterlichen“ Temperaturen zwischen 20°C und 25°C. Das undurchdringliche Grün des tropischen Regenwaldes wird abgelöst durch lichten, sanft grünen Berghangbewuchs. Kein Wunder, dass Atherton Tableland als kühlende Oase der tropengeplagten Cairnser gern aufgesucht wird. Wir fühlen uns hier wie im Oberharz oder wie in der Eifel. Eine willkommene Abwechslung zu Queenslands Tropen.

Kaffeekirschen
Kaffeekirschen

Bleibt immer noch die Frage Kaffee oder Tee? Das Tableland gilt als Landwirtschaftsgebiet par excellence. Darunter eben auch Kaffee- und Teeplantagen. So besuchen wir kurz hinter dem nördlichen Tablelandort MAREEBA Jaques Coffee Plantation, mit 85.000 Kaffeebüschen das größte Anbaugebiet Australiens.

Kaffeegenuss
Kaffeegenuss

Ursprünglich betrieben die Kaffeefarmer im östlichen Afrika eine ebensolche Plantage. Politische Unruhen zwangen sie zur Umsiedlung und zum Neuanfang. Wir sind mitten in der Erntezeit der roten Kaffeekirschen. Besonders stolz präsentiert man auf einer Farm-Tour die erste und noch einzige automatisierte Kaffeepflückmaschine. Sie ähnelt einem großen Mähdrescher. Eine abschließende Verkostung incl. kleinerer Leckereien bleibt dabei nicht aus.

Teeplantage
Teeplantage

Ziehen wir weiter zum zweiten Anbaugebiet, zur Nerada Tea Plantation, rund 70km südlich bei dem Ort MALANDA gelegen. Die riesigen Teefelder sehen aus wie englische Hecken, exakt gleichförmig frisiert. Wie wir bei der kostenlosen Fabrikbesichtigung erfahren, gibt es zwischen November und Mai rund 10 Ernteschnitte. Jeweils 6-8cm werden dabei von der Oberkante der Büsche abgeerntet. Die gar nicht so großen Teeblätter müssen dann innerhalb von 24 Stunden bis zum getrockneten Endprodukt verarbeitet werden, sonst entwickeln sie giftige Öle. Von der Aussichtsplattform in der gigantischen Werkhalle lassen sich fast alle Schritte der Teeproduktion optisch nachverfolgen. Verbale Erläuterungen werden durch Informationstafeln ersetzt. Denn bei dem Höllenlärm könnte man sowieso kaum etwas verstehen. Als  größter Teeanbieter Australiens, erklärt uns der Marketingmanager später bei der Teeprobe mit Scones, hat die Plantage u.a. Lieferverträge mit allen wichtigen Supermarktketten des Kontinents.

Da wir schon einmal bei den Leckereien sind. Auf dem Hochplateau kann man hiervon jede Menge genießen. Eine regionale Landkarte zeigt die Standorte. So lädt in MALANDA selbst die Diary Fabric / Molkerei zur Besichtigung ein. Anschließend geht es in die Probierstube, die auch gleichzeitig als Tourist Information Center und einer ausgezeichneten Gemälde- und Fotogalerie fungiert. Eine Portion den Magen schließende Eiscrème holen wir uns dann in der Emerald Creek Ice-Creamery ab, die wieder etwas nördlicher, direkt am Kennedy Highway gelegen ist. Hier erfahren wir am Eingangsschild, dass Eisgenuss süchtig machen kann und das Betreten des Eissalons somit  auf eigene Gefahr geschieht. Es hält uns nicht ab.

Wer zählt schon die Kalorien in diesem regionalen Schlemmerparadies. Unterwegs riskieren wir einen Blick in den Peanut Place bzw. in die Humpy Nut World. Denn Atherton Tableland rühmt sich ebenfalls, größtes Erdnussanbaugebiet des Kontinents zu sein, von den zahlreichen Obstplantagen ganz zu schweigen.

Zu guter letzt der Schlemmer-Tournee gilt es noch einen guten Schluck zu goutieren. Dieses kann in den vielfältigen Weinanbaubetrieben geschehen oder eben in der Mt Uncle Distillery bei MAREEBA. Hier hat man sich besonders auf Liköre spezialisiert.

Herberton Historc Village
Herberton Historc Village

Erholung von diesem Zick-Zack-Genuss-Rundkurs bieten die zahlreichen großen und kleinen Naturattraktionen und historischen Sehenswürdigkeiten. Im Bergdorf  HERBERTON z.B. öffnet das Historic Village seine Pforten. Über 60 originale Häuser, Werkstätten und andere Gebäude aus der australischen Pionierzeit sind in ihm wieder aufgebaut worden – als Zeugnis lebendiger Geschichte des 19.und beginnenden 20. Jahrhunderts. Beim Rundgang durch das heutige Dorfzentrum fragen wir uns, wodurch sich Museum und aktuelles Business Center voneinander unterscheiden. Denn auch die sehr malerische Haupteinkaufsstraße strahlt das Flair der Pioneerära aus.

Memorial
Memorial

Ebenso wie der Dorfkern von YUNGABURRA, nur 20km entfernt. Neuere und ältere Historie vermischen sich in dem am Tinaroo Lake gelegenen Dorf miteinander. Etwas außerhalb, direkt am Seeufer wird in einem Park, in der Avenue Of Honour, der im Afghanistankrieg Gefallenen gedacht. Das mächtige und würdige Denkmal in Form von Flügeln steht symbolisch für alle australischen Soldatinnen und Soldaten, die ihr Leben „im Kampf gegen den Terrorismus“ ließen.

Atherton-Crystal Caves
Atherton-Crystal Caves

Bereits Prähistorisches besichtigen wir in den Crystal Caves in Tablelands Hauptstadt Atherton. Geschaffen hat diese Höhlen, die eigentlich überhaupt keine Höhlen sind sondern die Imagination davon, der Geologe und Juwelier René Boissevain. Über 600 verschiedene Kristalle, Edelsteine und Fossilien aus aller Welt hat er im Laufe seines Lebens zusammengetragen. Mit dem Museum hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. Somit streifen wir durch geschickt ausgeleuchtete Höhlengänge und Grotten, in denen es unaufhörlich blinkt und glitzert. Im Höhlenzentrum funkelt schließlich ein 44 Millionen Jahre alter,  2m hoher, aufgeschnittener Amethyst aus Südamerika. Wer die sympathische Kleinstadt ATHERTON besucht, sollte dieses Höhlenerlebnis nicht auslassen.

Bat Hospital
Bat Hospital

Gleiches gilt für eine weitere Einrichtung nur 6km von der Innenstadt entfernt. Wir meinen das Bat Hospital, also das Krankenhaus für Fledermäuse. Rund 100 Patienten werden hier wieder gesund gepflegt. Dabei handelt es sich um Tiere, die entweder durch Insektengifte gelähmt wurden oder sich in Stacheldrahtzäunen schwer verletzt haben. Außerdem werden verwaiste Jungtiere aufgezogen. Diese Tierart gilt zwar aktuell noch nicht als bedroht. Doch besonders auch menschliche Einwirkungen treiben den Bestand an die Grenze dieses Zustandes. So schickt die australische Tierschutzorganisation Tolga Bat Hospital tagtäglich viele freiwillige Helfer in die entsprechenden Wälder und Felder, um verletzte Tiere einzusammeln und möglichst zu retten. Der außerordentliche Nutzen der Fledermäuse – Insektenvernichter und Pflanzenbestäuber – dient dabei als Impuls für diesen aufopferungsvollen Tierschutz.

Damit sind wir in der Natur gelandet, die uns hier auch reichlich mit Sehenswürdigkeiten beschenkt.

Cathedral Fig Tree
Cathedral Fig Tree

Über die Würgefeige haben wir schon einige Male berichtet (vgl. z.B. „K&K 54 – Grün nach oben“). Unweit von YUNGABURRA bestaunen wir zwei weitere prachtvolle Exemplare dieser von oben, aus Baumspitzen herunterwachsenden Baumparasiten. Die jeweiligen Namen Curtain Fig Tree und Cathedral Fig Tree vermitteln einen ersten Eindruck ihres Ausmaßes. Der erste Baumgigant ähnelt in Größe und Breite einem überdimensionierten Theatervorhang bei einer vermuteten Höhe von gut 50m. Warum vermutet? Die dichte Baumkrone hat so weit ausgeladen, dass die obersten Astspitzen nicht mehr erkennbar sind. Der sie einkreisende, dichte Regenwald erlaubt präzise Messungen so gut wie gar nicht. Wie eine Kathedrale wölbt sich der zweite Artgenosse über den Waldboden. Auch er erscheint nicht minder majestätisch. Beide Bäume sollen rund 500 Jahre alt sein. Eingebettet sind sie aus Naturschutzgründen in den kleinen aber feinen Fig Tree National Park.

Nicht umhin kommen wir in Atherton Tableland um Besichtigungen von Wasserfällen. Fast hinter jeder Kurve plätschert es munter die Felsen hinab, mal mit mal ohne eigenen National Park, manchmal auch mitten im Ort wie in MALANDA. Eine extra ausgewiesene Wasserfall-Rundtour (20km Länge)startet etwas östlich vom Dorf MILLAA  MILLAA.

Waterfalls Route
Waterfalls Route

Jeweils kurze Fußwege führen direkt von der Straße zu den jeweiligen Naturschauspielen. Allein für diesen Rundkurs ist es ratsam, einen ganzen Nachmittag einzuplanen. Selbst wenn die Misty Mountains  ihrem Namen mit dichtem, fast undurchdringlichem Nebel mehr als gerecht werden. Dem Anblick rauschender Wasserfälle leistet das wenig Abbruch. Ein letzter Park  in der ohnehin parkähnlichen Landschaft liegt am Wegesrand. Besser gesagt, er steht dort auf den Hügeln um das Dorf RAVENSHOE als Windmill Park. Dieser Windpark unterstreicht noch einmal Queenslands Anspruch „Green & Clean“.

Genüssliches und Gemütliches, Unspektakuläres aber nicht minder Verlockendes erleben wir in Atherton Tableland. Wir verlassen damit den Bereich von Australiens Ostküste und Queenslands Tropischem Regenwald. Westliches Outback hinter der Great Dividing Range heißt das kommende Reiseziel.

K&K 56 – Tjapukai&Pamagirri – Cairns einmal anders

Wer nicht ausschließlich auf Beach-Tourismus und das Riff fokussiert ist, findet in und um CAIRNS herum noch eine ganze Palette anderer Anlaufstationen, um Land und Leute kennen zu lernen. Ein wenig versteckt sich bereits im Titel Berichtes.

Tjapukai-Begrüßungsszene
Tjapukai-Begrüßungsszene

Viel erfahren wir z.B. über die Tjapukais. Sie sind ein Aboriginal Stamm, der hier im Norden,  in den Wet Tropics of Queensland seit Jahrtausenden siedelt. Per Gesetz haben sie nach Vertreibung durch europäische Siedler im Jahre 2004 viele Landstriche als Eigentum zurück erhalten. Früher waren sie Arbeiter auf den Kaffeeplantagen, heute sind sie oftmals deren Besitzer.

 

Eine gute Möglichkeit, sich über die Tjapukais zu informieren, bietet das Indigenous Cultural Center im Norden von CAIRNS. Bezeichnenderweise prangt über dem Eingangsportal die Inschrift „TjapukaiWhere Australia Begins“. Das mag schon so stimmen, wenn man bedenkt, dass dieser Stamm seit rund 40.000 Jahren hier ansässig ist. Der Besucher kann unter verschiedenen programmatischen Touren auswählen, aber auch alle miteinanderkombinieren.  Neben einer sehenswerten Ausstellung mit Aboriginal Kunst widmet sich das Bulurru Theater der Schöpfungsgeschichte, hier Storywaters genannt.

Feuerzeremonie
Feuerzeremonie

Bulurru wird als oberster Schöpfer der gesamten Welt angesehen. Ein Kurs im Bumerang-Schnitzen und Bemalen fehlt ebenso wenig wie Vorführungen in deren Gebrauch. Speerwerfen und Handhabung anderer Waffen sind hierin inbegriffen. Natürlich fehlen auch nicht diverse Gesangs- und Tanzdarbietungen. Das Orchester setzt sich dabei aus Didgeridoo und hölzernen Instrumenten zusammen. Diese klingen wie tiefe, vibrierende Orgelpfeifen. Besonders romantisch wird es dann bei den abendlichen Veranstaltungen. Wir besuchen eine solche. Wer möchte, kann sich originales Tjapukai Facepainting aufmalen lassen. In der Begrüßungszeremonie wird noch einmal die Symbolik von düsterer Regenzeit und sonnendurchfluteter Trockenzeit erläutert. Im Regenwald-Theaterzelt gibt es dann in einem Originalsetting ein Corroboree. Gemeint ist damit eine traditionelle Zeremonie, die die Aborigines in Australien zu besonderen Anlässen abhalten. Es sind Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Gesang und Körperbemalung. Teile der Corroberees gehen auf die Schöpfungsgeschichte der Traumzeit zurück. Ein besonderer Schwerpunkt der Tanzdarbietungen lag in imitierender Pantomime von Tieren wie Emu, Kasuar, Känguru oder auch Schlange.  Anschließend werden wir in einem Fackelzug zur Lakeside Fire Ceremony geleitet. Wie in Urzeiten wird das Feuer mit Holzquirl und trockenem Gras entzündet. Dazu gibt es den Feuertanz und die Feuermusik. Die gesamte Zeremonie endet in einem riesigen Feuerball, der zum Himmel aufsteigt. Wen es nach so viel Kultur nun hungert und dürstet, kann sich auf ein erlesenes Erdofenmahl freuen. Erlesene Speisen und Getränke stehen zum Genuss bereit. Besonders die exotischen Salate, der gedünstete Barramundi (Fisch) und das Kängurufleisch finden regen Zuspruch. Dazu wird neben Wein der Daintree Tea gereicht. Tjapukai–Kultur, spirituell und handfest, rundum ein gelungener Abend.

Green Island Cruise
Green Island Cruise

Unter der Überschrift „Cairns einmal anders“ wollen wir aber auch gern eine besondere Reef Tour vermerken, nämlich die zur Green Island. Nach der sehr positiven Erfahrung mit der Harbour Sunset Cruise (www.cairnsharbourcruises.com.au ) liegt es nahe, sich dem Unternehmen der Wallace Family noch einmal anzuvertrauen. Unter den verschiedenen Angeboten wählen wir die Halbtagstour. Es gibt auch Ganztagestouren.

Abgestorbener Korallenteil
Abgestorbener Korallenteil

Das Besondere daran ist, dass die Tour zu einer der wenigen bewohnten Reef Inseln führt. 30km von der Küste entfernt erhebt sich allmählich ein kleiner, stets grüner werdender Streifen am Horizont. Eigentlich handelt es sich ja lediglich um ein Inselchen, denn in rund 30 Minuten hat man sie zu Fuß umrundet. Weniger als 2m ragt sie aus dem Meer heraus. Entstanden ist sie durch absterbende Korallen, die sich im Laufe der Jahrtausende immer höher übereinander gestapelt haben, bis sie aus der Wasseroberfläche hervor lugten.

Green Island Silhouette
Green Island Silhouette

Das bedeutet auch, dass die Insel weiter wächst. Allmählich entstand fruchtbarer Mutterboden aus dem Korallenkompost, so dass die gesamte Insel heute von dichtem tropischen Regenwald bedeckt ist. Es bedarf kaum noch einer Erwähnung, dass dieses Naturkleinod zum Weltkulturerbe und Nationalpark erklärt wurde. Bewohnt wird es von einer Hotelanlage und ihren Gästen,  belebt von den Tagesausflüglern .

Auf Augenhöhe
Auf Augenhöhe

Wie verbringt man einen halben Tag auf einem so winzigen Eiland? Strandleben ist angesagt, Tauchen und Schnorcheln selbstverständlich auch. Die Tauch- und Schnorchelangebote liefert das Unternehmen gleich mit. Nichttaucher müssen auch nicht auf „Unterwasser-Erfahrung“ verzichten, optisch wie gefühlt. Der Tour-Anbieter hat an alles gedacht. Im Glassbodenboot gleiten wir über die Korallen. Das glasklare Wasser liefert hervorragende Einblicke. Eine Etage tiefer sitzen wir dann in einem Quasi-U-Boot unterhalb der Wasserkante.

Coral Reef
Coral Reef

Die jeweils 30minütigen Touren liefern aufregende Meeresbilder. Noch ein kurzer Spaziergang von höchstens 8 Minuten Dauer über den zentralen Bordwalk durch den Tropenwald, schon geht es wieder zurück an den imposanten Anlegesteg. Wer sich einen besonderen, gelungenen Reef-Genuss gönnen möchte, dem empfehlen wir diese Green Island Tour (www.greenisland.com.au).

Green Island
Green Island

Wir wollen mal wieder über das von uns so geliebte Freedom Camping berichten. Wegen des hohen Tourismuscharakters in und um CAIRNS befinden sich überall in der Stadt, an den Stränden und auf den Waldparkplätzen „No Overnight Parking“-Schilder. Die Schilder allein würden ja gar nicht so sehr stören. Doch das freie Übernachtungsverbot wird intensiv kontrolliert. Nicht gleich mit Bußgeldandrohung, wenn man den Platz dann verlässt, immer mit einem höflichen Hinweis auf den nächsten Campingplatz, aber doch sehr konsequent mit späterer Nachkontrolle. Wir nehmen diese Situation zum Anlass, um auf einen sehr guten Campingplatz in Innenstadtnähe hinzuweisen.

C-Platz Cairns
C-Platz Cairns

Cool Waters Holiday Park (www.coolwatersholidaypark.com.au) liegt trotz seiner Stadtnähe ruhig und idyllisch am Freshwater Creek, eingebettet in eine dichte Palmenwelt. Kein Verkehrslärm dringt an das nächtliche Ohr, nur das Gekrächze der Nachtvögel. Preislich unterscheidet er sich, bei seiner komfortablen Ausstattung und Lage, positiv nach unten von den städtischen Mitbewerbern. Doch bei aller C-Platzidylle, die wir dann ausnahmsweise auch einmal in Anspruch nehmen, gibt es in und um CAIRNS immer noch dieses und jenes versteckte Plätzchen für Freedom Camping.

Pamagirri
Pamagirri

Der zweite nennenswerte Aboriginal Stamm in der CAIRNS-Region heißt Pamagirri. Wir müssen gar nicht so weit aus CAIRNS herausfahren, um auf ein erlebenswertes Cultural Heritage dieses Stammes zu stoßen. Nach 10km Richtung KURANDA stoßen wir auf die Rainforest Station, in der wir am Pamagirri Aboriginal Experience teilnehmen können. Die Führung nennt sich Dreamtime Walk, gibt ebenfalls eine Einführung mit Eigenversuchen in der Handhabung von Bumerang und Speer. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Herstellung der Didgeridoos. Sie bestehen ja eigentlich nur aus einem innen verfaulten bzw. ausgehölten dünnen Baumstamm. Je nach Länge und Umfang des Stammes bilden sie die verschiedenen Klänge und Tonhöhen. Im Rainforest Theatre präsentieren Stammesangehörige unterschiedliche Tanzvorführungen. Dabei spielen die Tiere wiederum die Hauptrolle. In diesem Fall hat man es mit einem besonders einprägsamen Tanz auf die ewig lästigen Moskitos abgesehen. Als symbolisch bedeutend werden die Rainbow Snake und die Carpet Snake hervorgehoben. Die erstere gilt als Symbol allen Lebens. Sie schlängelt sich von Wasserloch zu Wasserloch und schillert dadurch in den Farben des Regenbogens. Die andere Schlange kann so viele „Teppichmuster“ zur Tarnung annehmen, dass sie  unerkennbar in der Natur ist und damit als gefährlich gilt.

Amphibien-Fahrzeug-Tour
Amphibien-Fahrzeug-Tour

The Rainforest Station (www.rainforest.com.au) trüge aber nicht diesen Namen, hätte es nicht auch noch andere Aufgaben und Ziele. Als Sanctuary für Koalas, Wombats, Schlangen und Reptilien aller Art, aber auch für Süßwasserkrokodile, Tasman Devils und seltene Vogelarten wie den Tawny Frogmouth macht es sich um die Fauna verdient, auch um die bedrohte Flora des Regenwaldes. Dem Gast ganz nahe gebracht wird tropischer Regenwald auf der 30minütigenTour in einem Amphibienfahrzeug / Army Duck Tour. Wohin kein menschlicher Fuß mehr treten kann, das mit Elektromotor betriebene Fahrzeug fährt hinein in die Sumpflandschaft, klettert hinauf die steilen, dicht bewachsenen Hänge oder schwimmt über die Urwaldteiche. So kann Kultur- und Umweltpädagogik auch aussehen: Gelungener Spaß mit Erziehungscharakter.

Chrystal Cascades
Chrystal Cascades

Bleiben wir zum Schluss noch ein wenig bei attraktiven Naturschauspielen. Denn auch hiermit ist die nähere Umgebung von CAIRNS recht gut ausgestattet. Die Barron Falls können eben nicht nur vom Skyrail  oder von der Scenic Railway aus betrachtet werden (vgl. K&K 54 – grün nach oben). Sondern sie können auch erwandert werden von KURANDA aus. Rund 18km nordwestlich des Stadtzentrums treffen wir auf den bilderbuchhaften Lake Placid, eingebettet in den Barron River National Park. Schließlich lohnt auch noch der 4km lange Spazierweg entlang der Crystal Cascades mit seinen bei Schwimmern sehr beliebten, da Krokodil-freien Rock Pools.

CAIRNS – eine Stadt von monokulturellem Reef-Tourismus?  Mitnichten!  Eine kleine Auswahl an Alternativangeboten konnten wir in diesem Kapitel aufzeigen. Im kommenden Bericht wollen wir uns dann aber ausführlicher einer Reef Tour widmen.

K&K 55 – Anker werfen

Wir verlassen CAIRNS erst einmal und fahren gen Norden.

Richtung Cooktown
Richtung Cooktown

Denn die Stadt mit dem umliegenden Regenwaldareal steckt in einer so tiefen und tagelangen Regenperiode, dass Ausflüge z.B. ins Great Barrier Reef oder Ähnliches ziemlich sinnlos sind. Deshalb steuern wir nunmehr COOKTOWN an, das Tor zum Cape York. Und siehe da, kaum sind wir die Straße hinauf zu den 300m – 400m hohen Tablelands geklettert, reißt der Himmel auf. Die Great Dividing Range erfüllt ihre Funktion als Wetterscheide einmal mehr.

Rund 300km legen wir zurück auf dem Mulligang Highway. Zwei Dörfer und eine Siedlung müssen als zivilisatorische Ausbeute herhalten. Ansonsten nur pittoreske Bergwelt mit gelegentlichen Lookouts. Keine Spur mehr von dichtem Regenwald. Sonnendurchfluteter Mischwald  schmückt die Berghänge bei angenehmen winterlichen Temperaturen um die 25°C.

Cooktown Promenade
Cooktown Promenade

Der Stadtname COOKTOWN spiegelt das gesamte Besichtigungsprogramm dieses kleinen Küstenortes wider. Man lebt hier mit und von James Cook. Am 17. Juni 1770 hat der berühmte Seefahrer hier Anker geworfen, was allerdings nicht ganz freiwillig geschah. Nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war, zeigte sein Schiff, die Endavour , so starke Beschädigungen, dass er sie nur noch mit Mühe in die sichere Flussmündung, heute Endavour River genannt, navigieren konnte. Die Reparaturen dauerten gute sechs Monate, während derer er vielerlei Forschung betrieb. Obendrein verhandelte er, offensichtlich sehr geschickt, mit den dortigen Aborigines, damit diese ihn und seine Crew nicht gleich als Feind bekämpften. Im Ergebnis statteten sie das Schiff später dann auch mit Proviant aus. Captain Cook hinterließ also tiefsitzende Spuren, welche den Einwohnern der heutigen Stadt den regen Besucherstrom verschaffen.

Man poliert das Andenken an den Seefahrer aber auch in vielen Schattierungen auf. Allem voran ist das James Cook Museum zu nennen. Voller Stolz ist in ihm, neben vielen anderen Schiffsuntensilien, der orginale Anker der Endavour ausgestellt, nebst einer Schiffskanone. Dieser Anker war bei der seinerzeitigen Havarie abgerissen und konnte in den 1960ger geborgen werden. Weitere Prunkstücke von der Cook-Havarie sind die originalen Logbuchaufzeichnungen des Kapitäns.

Cooktown
Cooktown

Aber auch außerhalb des Museums treffen wir auf Schritt und Tritt auf den Entdecker. Die Uferpromenade zieren eine James Cook Statue, eine weiteres James Cook Monument und der Pfahl, an dem das Schiff dann zur Sicherung festgebunden wurde. Fast unauffällig, mit der Gefahr, übersehen zu werden, schlummert ein weiteres Relikt vor sich hin, The Queen’s Steps. Sie datieren allerdings aus der Neuzeit, d.h. aus dem Jahr 1970, als die heutige englische Königin Elizabeth II zur Eröffnung des James Cook Museums extra anreiste.

Was heute weltberühmtes Museum ist, diente vorher als Nonnenkloster der Mercy Sisters aus Irland. Gern gedenkt man ihres Engagements besonders in Sachen Schulbildung und Gesundheitswesen, welches beides auch heute noch ausgeübt wird. So spannt sich im Museum der parallele rote Faden in der Form, dass jeder ehemalige Klosterraum entsprechend gekennzeichnet ist.

Vergessen wollen wir auch nicht die dritte Ausstellungskomponente des Museums, der Abteilung über China. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, der Ära des dortigen Gold Rush lebten in der Stadt rund 18.000 Chinesen. Sie waren meist als Arbeiter, Träger besonders aber als Kaufleute tätig. Wenn man die heutige Einwohnerzahl von 2.300 dagegenhält, lässt sich leicht vorstellen, was für ein boom dieser Gold Rush nach sich zog.

Wir folgen ein letztes Mal den historischen Spuren von James Cook und klettern auf den Grassy Hill. Von hier aus, mit 360° Rundblick auf 150m Höhe legte er dann die weitere Route durch das Reef und die zahlreichen Sandbänke fest. Für uns ist das Navigieren auf der Straße heute erheblich einfacher. Zum einen gibt es bis COOKTOWN eigentlich nur den erwähnten Highway. Zum anderen befindet dieser sich in einem ausgezeichneten Zustand ohne wirkliche Havariegefahr, es sein denn mit den unzähligen Rinderherden am Straßenrand.

Richtung Cape Tribulation
Richtung Cape Tribulation

Der Entdecker lässt den Reisenden nicht los. Rund 80km südlicher hat er eine weitere Duftmarke gesetzt, am Cape Tribulation. Denn in diesen Gewässern rammte er zum ersten Mal eines der Korallenriffe und steckte teilweise fest. Was lag da näher, als diesen Ort als „Kap voller Kummer“ zu bezeichnen.

Heute genießen wir es als „Kap voller Freude“. Der Weg dorthin, von COOKTOWN aus, führt auf zwei Routen. Entweder nimmt man die Sandpiste direkt an der Küste. Sie ist allerdings nur für Allradfahrzeuge empfohlen. Oder man fährt wie wir zunächst im großen Bogen, aber auf geteerter Straße zunächst drum herum, um dann nahe PORT DOUGLAS wieder die Nordrichtung für rund 60km einzuschlagen. Wenn man direkt aus CAIRNS kommt, verläuft die Route gleich, eben nur genau anders herum.

Cape Tribulation
Cape Tribulation

Was macht das Cape Tribulation so reizvoll? Zunächst liegt es in dem riesigen Regenwald  Daintree National Park. Dieser Park ist von der UNESCO unter der Bezeichnung „Wet Tropics“ als Welterbe geschützt. Von        PORT DOUGLAS aus benötigen wir noch gut zwei Stunden Fahrtzeit (für 60km!). Die Straße ist bergig, eng und gewunden. Sie führt meistens direkt an der Küste entlang durch dichten, urwüchsigen Regenwald. Obwohl wir nur wenige Meter von Strand entfernt fahren, bleibt der Blick wegen der Urwalddichte häufig versperrt. Damit haben wir das Markenzeichen dieses Küstenabschnittes genannt. Hier küssen sich Urwald und Meeresküste. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Park- und Picknickmöglichkeiten mit direktem Strandzugang. Man hat einfach Durchgänge in das Dickicht geschlagen. Diese Form des unmittelbaren Aufeinandertreffens von Wald und Meer macht einen Strandaufenthalt in der schwülen Tropenhitze recht erträglich. Der Körper ist nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Dafür ruhen wir bei leichter Brise im Schatten der Palmen und Baumfarne.

Urwald küsst Meer
Urwald küsst Meer

Der Touristenansturm hält sich jetzt zur beginnenderTrockenzeit ziemlich in Grenzen, trotz ausgeprägter Infrastruktur. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straßenroute unterbrochen wird durch die Fähre über den Daintree River bzw. das konventionelle Autos und Wohnmobile ohne Allradantrieb in der kleinen Cape Tribulation Siedlung umkehren sollten. Allerorts, sowohl am großen Daintree River aber auch an den vielen kleinen Bächen und Wasserläufen wird vor Krokodilen gewarnt. Der Daintree National Park gilt als von den Reptilien gut bevölkertes Habitat.

Entdeckt man sie in der freien Natur? Wir raten von einer Expedition in die unberührte Natur auf eigene Faust ab. Es gibt bessere Möglichkeiten. Entlang des Flussufers und besonders in Richtung Daintree Village bieten einige Unternehmen Croc Adventure Cruises an. Das Kleingedruckte in den bunt schillernden Broschüren und Flyer gibt den Aufschluss. Wir werfen Anker bei Bruce Belcher’s Daintree River Cruises (www.daintreerivercruises.com.au). Warum? Eine 98%prozentige Krokodil-Sichtungsmöglichkeit klingt einigermaßen vertrauenserweckend, bleibt das 2%ige Restrisiko. Dieses fängt das Familienunternehmen auf durch das Angebot, die einstündige Flusstour gratis wiederholen zu können, bis jeder das gewünschte Wildllife erspäht hat. So eine Offerte darf man sich nicht entgehen lassen, zumal es pro Tag insgesamt sechs Touren gibt. Die ebenfalls als „Gastgeschenk“ dargereichten kleinen Leckereien und Getränke sind auch nicht zu verachten. Und zum Mittag spendiert er mit der Tour sogar einen Lunch aus „Pie & Getränk“. Soweit zu den kollateralen Annehmlichkeiten.

Familienfoto
Familienfoto

Die Tour selbst ist ein Volltreffer. Ein halbes Dutzend sich sonnender, schwimmender oder tauchender Krokodile können wir aus nächster Nähe sichten, darunter ein Weibchen mit höchstens 10-14 Tage alten Jungtieren. Den Daintree National Park bevölkern die Estuarine Crocodiles.  Sie gelten als die größten und gefährlichsten Salzwasserkrokodile Australiens und  haben bereits ikonenhaften Status erreicht. Unser größtes gesichtetes Reptil misst immerhin rund 5m Länge. Der Rekord soll bei 8,4m liegen. Über diese Tour können wir nur schreiben: Toll, erlebenswert, a must do.

Dann wird es erst einmal wieder unaufgeregter. Die größeren und kleineren Küstenorte haben sich für die Trockenzeit, d.h. Tourismussaison, offensichtlich gut gerüstet. Besonders positiv fällt uns hierbei PALM COVE auf mit seiner Strand-Palmen-Allee. Aber auch PORT DOUGLAS kann punkten mit seinem Four-Mile-Beach.

Wir kehren zurück in die unwegsame Natur des  Daintree National Park. An seinem Südende, unweit des Dorfes MOSSMAN, folgen wir der Beschilderung Mossman Gorge. Nach vier Kilometern endet die Fahrt an einem großen Besucherzentrum. Ab hier geht es nur noch per Shuttle Bus weiter, wieder hinein in das Urwalddickicht, den Berg hinauf zu einem Waldparkplatz. Der anschließende drei Kilometer lange Rundwanderweg führt uns meistens auf einem Bordwalk an dem schluchtenartigen Daintree River entlang, dort, wo der Fluss sich  noch kaskadenartig in die Tiefe stürzt – ohne Krokodile. Einmal mehr können wir so die Dichte, Feuchtigkeit und Schwüle dieses Naturerbes spüren.

Mossman Gorge
Mossman Gorge

Das Thema „Crocs“ lässt den Besucher dieser Region nicht los. Auch uns nicht, und wir statten der Croc Farm & Zoo – Hartley’s Crocodile Adventures einen halbtägigen Besuch ab (www.crocodileadventure.com). Weit müssen wir nicht fahren, denn diese Mischung aus Tierpark, Tierfarm und Krokodilzuchtanstalt liegr unweit von PORT DOUGLAS auf dem Weg zum Daintree National Park.

Croc Feeding
Croc Feeding

Sicherlich spielt der Aspekt über die Vermarktung von Krokodilen (Fleisch, Leder) für das Familienunternehmen eine große wirtschaftliche Rolle. Doch die Historie der ungezügelten Krokodiljagd der Vergangenheit hat zu den Farmhaltungen geführt. Bis 1970 gab es keinerlei Einschränkungen bei der Jagd auf diese Reptile, mit dem Ergebnis der fast völligen Ausrottung. Per Gesetzgebung konnten sich dann ab 1974 solche Krokodilfarmen installieren mit der gleichzeitigen Auflage eines Arterhaltungsprogramms. Seither hat sich der Krokodilbestand wieder erholt.

Wie gesagt, Hartley bietet beides, Farm und Tierpark, in dem dann ebenfalls Koala, Schlangen, Kasuare, Wallabies und unzählige bunt gefiederte Vogelarten zu finden sind. Ein ausgeklügeltes Programm bietet für jeden etwas: Wetland Tour mit Kasuar Fütterung, Schlangenreport, Koalagespräch und –fütterung, Farmtour oder auch einen Besuch im pädagogischen Zentrum. Alle diese Angebote zentrieren sich jedoch um das Hauptaugenmerk „Krokodil“ herum. Auf einer Bootsfahrt auf dem See des Feuchtgebietes erblicken wir wiederum eine große Anzahl an Crocs. Getrennt nach Salz- und Süßwasserkrokodilen gibt es mehrmals täglich öffentliche Fütterungszeremonien.  Als Höhepunkt wir die Croc Attack Show veranstaltet. Bei allem sensationsverdächtigen Anschein dieser Vorführung (täglich 15Uhr) werden viele wissenswerte Vorsichtsmaßnahmen in von Reptilien bewohnten Gebieten vermittelt. Auch den Besuch bei Hartley können wir ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

CAIRNS nördliche, tropische Region ist kein Tagesausflug. Man muss ja nicht gleich wie Captain Cook für sechs Monate den Anker werfen. Aber mindestens eine Woche bietet sich an, um typische Facetten auszuleuchten.

Palm Cove
Palm Cove

Um auch CAIRNS als Hotspot für Great Barrier Reef Touren nicht nur auf diesen einen Blickwinkel zu reduzieren, werden wir im nächsten Bericht auch einmal einen anderen Blick auf Stadt und nähere Umgebung werfen.

K&K 54 – Grün nach oben

Der ewige Kampf um Sonne und Licht

Barron River aus der Gondelperspektive
Barron River aus der Gondelperspektive

Wie wir im vorherigen Kapitel angedeutet haben, gibt es in CAIRNS eine gigantische Auswahl an Tourveranstaltern und Touren, zu Lande, zu Wasser und zu Luft. Ein erstes Wahlergebnis liegt jetzt vor, welches wir hiermit päsentieren.

Was nach friedlicher Natur aussieht, ist eher ein ewiger und gnadenloser Kampf um den besten Sonnenplatz. „Grün nach oben – und das so schnell wie möglich!“ Wir sprechen vom Tropical Rainforest, der in einem westlichen Bogen die Stadt CAIRNS und Umgebung einkreist. Über unwegsamen native bush haben wir bereit öfter berichtet, über Rainforest gleichfalls. Was macht diesen tropischen Regenwaldgürtel so besonders? Zunächst einmal bedeckt er lediglich einen relativ schmalen Streifen an Nordqueenslands Küste. Er gilt als der älteste und ursprünglichste in Australien. Seine Wurzeln gehen zurück auf eine Epoche, in welcher der Riesenkontinent Gondwana noch existierte, also vor rund 150Millionen Jahren. Dieser kontinentale Gigant bedeckte vor seiner Zersplitterung, aus der bekanntlich sowohl Australien wie auch Neuseeland hervorgingen,  fast die gesamte Südhalbkugel der Erde. Das bedeutet, dass viele heutige Baum- und Pflanzenarten des hiesigen Regenwaldes bereits damals wuchsen und nicht zuletzt auch Lebensraum der Dinosaurier waren.

400 Jahre alter Kauribaum
400 Jahre alter Kauribaum

Also erleben wir hier eine urgeschichtliche Flora, die ihresgleichen sucht. Als am bekanntesten hierfür sind wohl die Farne und besonders die Kauri -Bäume zu nennen. Wie gesagt, diese Spezies gab es bereits zu Gondwanazeiten. Sie sind heute noch überall dort zu finden, wo früher der Riesenkontinent bestand. Auf unserer Tour begegnen wir ihnen also hier in Australien und haben sie im vorher bereisten Land, Neuseeland angetroffen. Selbstverständlich sind diese Regenwälder World Heritage gelistet, für die Cairnsregion seit 1988. Der Tropische Regenwald stellt also eine sehr kostbare Naturresource dar. 

Regenwald
Regenwald

Sehr informativ finden wir in diesem Zusammenhang die Liste der hier vorhandenen Pflanzen- und Tierwelt, welche die Rainforest Foundation herausgegeben hat (www.skyrailfoundation.org) Demnach ist dieser Regenwaldabschnitt „bevölkert“ von: 58 verschiedene Froscharten (= 25% aller Froscharten in ganz Australien), 110 Säugetierarten (=36%), 327 Vogelarten (=40%), 64 hier heimische Fischarten (=37%), 2.300 Pflanzenarten (=11%), davon 660 Pflanzenarten, die nirgendwo anders in der Welt wachsen.

Damit genug der Theorie. Verschaffen wir uns einen ersten praktischen Überblick. Nicht dass wir nunmehr die oben genannten Pflanzen- und Tierarten nachzählen wollen. Der kleine Überblick bleibt handfest, denn wir werden über dem Blätterdach des ansonsten unwegsamen Urwaldes schweben. Skyrail (www.skyrail.com.au)  bietet hierzu eine ausgezeichnete Gelegenheit. Unweit von CAIRNS, im etwas nördlicheren SMITHFIELD startet die Gondelbahn. 7,5 Kilometer und gut 300 Höhenmeter überwindet sie in rund 45 Minuten Schwebezustand, bevor sie im Bergdorf KURANDA ankommt. Einen schweren Fehler beginge, wer an den beiden Zwischenstopps einfach vorbei führe. Denn hier gibt es hervorragende Ranger geführte Kurzwanderungen mit Erläuterungen zu Wald und Umgegend.Skyrail DSCN4079a YourPhoto_0001

Wir haben sehr viel Glück mit unseren beiden Begleitern Louise und Mike. Mit viel Einfühlungsvermögen, gepaart mit zahlreichen Informationen über diese Naturperle, begleiten sie uns von der Tal- bis zur Bergstation. So erfahren wir unter anderem, dass es hier eine Baumart gibt, die von oben nach unten wächst. Anders herum, also Grün nach oben, wäre es eventuell ein hoffnungsloses Unterfangen oder würde viel zu lange dauern. Wir sprechen von der Würgefeige, die ihre Samen in einen anderen Baum als Wirt einnistet. Dabei dringt sie nicht in den Stamm ein sondern schnürt ihn ein. Irgendwann lässt dieser Würgegriff dann den Gastgeberbaum ersticken.

Regenwalddach
Regenwalddach

Unter uns gleitet ein Eukalyptuswald dahin. Für einen Regenwald ist das eigentlich kein charakteristischer Baumbestand. Doch Buschfeuer in der Vergangenheit haben dem Eukalyptus Raum, Licht und Sonne beschert, so dass er diesen Bergabschnitt heute dominiert. Wie eine Grenzlinie, so abrupt vollzieht sich dann der Wechsel von trockenem Eukalyptuswald zu feuchtem Regenwald.

Die erste Zwischenstation, der Red Peak ist mit 545m der höchste Gipfel auf der Gondelbahnreise. Ein Boardwalk als Rundweg führt vorbei an vielen sehenswerten Pflanzen und Bäumen wie dem Cycad, dem Elkhorn, dem Bird’s Nest Fern oder der Alexandra Palme. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf den rund 400 Jahre alten Kauri / Kauri Pine.

Und schon schweben wir weiter zum nächsten Zwischenstopp, der Barron Falls Station. Der Name sagt es bereits. Der mächtige Wasserfall des Barron River stürzt 260m in eine tiefe Schlucht. Auch hier bietet ein Rundweg mehrere fantastische Ausblicke auf dieses Naturspektakel. Tiefere Einblicke in die Arbeitsweise eines Regenwaldes liefert das gut ausgestattete CSIRO Rainforest Interpretation Center, auf welches wir bei diesem Rundgang treffen. Als Überraschungsgast läuft uns dann noch ein junger Kasuar über den Weg, welcher, da verwaist, von einem Ranger aufgezogen wurde und ihm noch immer auf Schritt und Tritt folgt.

Kuranda
Kuranda

Nach sehr lehrreichem Rundgang schweben wir der Bergstation KURANDA entgegen. Der Ort nennt sich auch „Dorf im Regenwald“. Aus der Gondel-Vogel-Perspektive sind die wenigen Häuser im dichten Wald kaum auszumachen. Hin und wieder leuchtet ein farbiges Dach inmitten des tiefdunklen Grüns. Einige Rundwanderwege erschließen den umliegenden, das gesamte Dorf einkesselnden  Regenwald. Andere Besichtigungspunkte wie Koala-, Vogel- und Schmetterlingspark ergänzen die Besichtigungsmöglichkeiten.

Hinunter ins Tal gondeln wir auf dem gleichen Weg wie auf der Bergfahrt, nicht ohne an den Zwischenstationen ein weiteres Mal auszusteigen. Wir erleben Skyrail als einzigartige Erfahrung, die wir nicht missen möchten.

Baby Kasuar
Baby Kasuar

Wir  wollen nicht versäumen anzumerken, dass Skyrail verschiedene Gondeltypen für die Luftreise anbietet. Alle sind sicherlich Spitze, einige etwas spitzer. Von den insgesamt 114 Gondeln ist jede siebente mit einem Glasfußboden ausgestattet, erlaubt somit schwindelfreien Gästen den direkten Blick nach unten. Eine tolle Einrichtung! Ganz furchtlose besteigen, ausschließlich in Begleitung eines Rangers möglich, die „offene Gondel“. Man kann es auch einen Schwebekorb ohne Kabine nennen. Diese Luftschaukel darf allerdings nur bei positiv stabilem Wetter benutzt werden.

Nach dem „pendelndem Überblick“ begeben wir uns auf die Fährte eines „rumpelnden Einblicks“. Auch hierfür nutzen wir eine fantastische Möglichkeit, die Kuranda Scenic Railway (www.KSR.COM.AU)   .

Scenic Railway
Scenic Railway

Zwei Stunden dauert die Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn von CAIRNS Bahnhof bis hinauf nach KURANDA. Ein Zwischenhalt in Freshwater Station bietet Zu- und Aussteigemöglichkeit. Nicht zuletzt wegen der prekären und teuren Parksituation in CAINRS CITY wählen wir den zweiten Bahnhof.

37km schnauft der Zug durch dichten Regenwald, oftmals dicht an der Felsenabbruchkante entlang. Auch für diese Tripmöglichkeit soll ein wenig Historie und Statistik nicht fehlen. Baubeginn für die Strecke war das Jahr 1886, der erste Zug erreichte Kuranda 1991. Rund 1.500 Arbeitskräfte waren stets zur gleichen Zeit an mehreren Stellen in Lohn und Brot. Sie schaufelten 2,3Mill m³ Erde beiseite, schufen 106 Felseinschnitte für die Gleisstrecke, inklusive 15 per Hand gegrabener Tunnel (1.746m Gesamtlänge) und 55 Brücken (2.138m Gesamtlänge). Um den Höhenunterschied bewältigen und den Steigungs- bzw. Gefällegrad abmildern zu können, sind 98 Kurven (auch Haarnadelkurven) zu durchfahren.

Stoney Creek
Stoney Creek

Viele Abschnitte der Fahrt verlaufen direkt durch dicht bewachsenen Regenwald. Schwindelerregend verlaufen die Streckenteile an den Felskanten entlang, bei denen wir schroff in die Tiefe blicken. Nicht viel anders ergeht es uns auf den zahlreichen Brücken. Die Fahrt selbst verläuft in einem solch rasanten Tempo, dass darauf hingewiesen wird, unterwegs nicht auszusteigen. Für Fotografiermöglichkeiten sorgen zwei Zwischenstopps, einmal direkt am Wasserfall des Stoney Creek, ein zweiter unmittelbar an den Barron Falls. Was vielleicht zunächst nach langer Bahnfahrt klingt, vergeht im wahrsten Sinne des Wortes „wie im Zuge“. Bei so viel naturwundermäßigem Anschauungsmaterial, untermauert durch gute Lautsprecherkommentare in den Waggons sowie einer sehr hilfreichen Broschüre, ist man dann überrascht, dass Kuranda Station bereits erreicht wird. Auch für diese Regenwalderfahrung verteilen wir gern wieder viele, viele Qualitätssterne.

Barron Falls
Barron Falls

Vier Zugverbindungen stehen pro Tag zur Verfügung, zwei vormittags hinauf zum Bergdorf, zwei nachmittags wieder hinunter nach CAIRNS. Möglich ist auch eine Kombination aus Skyrailgondel und Scenic Railway, egal welche Transportmöglichkeit man zuerst benutzen möchte.

Mit dem Ergebnis unserer ersten Wahlentscheidung können wir mehr als zufrieden sein. Beide erlebnisreichen und lehrreichen Touren zum Thema Regenwald genießen sicherlich einen besonderen Stellenwert auf unserer Australienrundreise.

Die nächste Wahlentscheidung lässt nicht lange auf sich warten. Darüber dann mehr im nächsten Bericht.

K&K 53 – Gefrostet und Gefrustet in tropischer Hitze

Mit TOWNSVILLE verlassen wir auch den „trockenen“ Abschnitt der Queensland Tropen.

Palmetum
Palmetum

Nördlich der Stadt beginnt die „nasse“, also regenreichere Region. Statistisch fallen in diesem Queenslandteil bis zu 4.000mm Niederschläge pro Jahr, in Spitzenjahren wie 1950 auch schon mal 8.000mm. Da fallen drei Wochen verregneter Sommerurlaub am Ostseestrand in Deutschland bei rund 700mm jährlicher Gesamtregenmenge doch gar nicht mehr ins Gewicht. Wir werden sehen, was die tropisch nasse Nordqueensland Saison uns bringen wird.

Erst einmal wandeln wir kurz nach TWONSVILLE unter Palmen. Im Palmetum können 60 verschiedene Palmenarten bestaunt werden. Besonders aufpassen sollte man bei einem Rundgang auf herabfallende Kokosnüsse und in den Bäumen hängende Flying Foxes.

Nach etwas mehr als 60km Bruce Highway Strecke schickt uns ein Wegweiser ins Dorf PALUMA. Das Dorf selbst ist hübsch einsam. Vor allen Dingen aber entflieht man hier  inmitten der Great Dividing Range auf 800m Höhe der tropischen Schwüle. Angenehm hinzu kommt dann noch der teilweise fantastische Blick über die vorgelagerte Ebene bis hin zum Pazifik.

Little Creek
Little Creek

Unterwegs gibt es Erfrischendes an der Little Creek Bridge. Der Fluss stürzt kaskadenartig in die Tiefe und bildet dabei viele Felsenpools. Wer kaltes Wasser nicht scheut, kann wie auf einer Wasserrutsche über die glatten Felsen in die einzelnen Schwimmbecken gleiten. Das bringt offensichtlich einen Heidenspaß, denn viele Familien tummeln sich im Wasser. Dieser Umweg auf der Mount Spec Road sollte nicht ausgelassen werden.

Frosty Mango-Jackfruit
Frosty Mango-Jackfruit

Erfrischend geht es auch zu bei frosty mango, einige Kilometer nördlicher direkt am Bruce Highway gelegen. „Have a break and enjoy the tastiest ice cream in Queensland“, lautet das Motto dieses sehr einladenden Cafés. Wir haben es ausprobiert. Der Spruch stimmt! Schade eigentlich nur, dass man nicht alle leckeren Sorten ausprobieren kann wegen  der Kapazitätsbegrenzung des Magens. Für ausgleichende Bewegung sorgt dann hinterher ein Rundgang durch den quasi Obstbaumgarten mit vielen tropischen Obstbaumarten und Palmen.

Einen  weiteren Bewegungsanlass gibt es dann nur 40km nördlicher am Stadtrand von INGHAM. TYTO Wetlands, ein großes Vogelparadies lädt zu einem gut 4km langen Rundgang ein. Von vielen Aussichtsplattformen aus kann die Lagune mit dem dichten, hohen  Schilfgürtel in kurzen Abständen immer mal wieder nach Fotomotiven abgesucht werden. Als am zeigefreudigsten erweisen sich auf den Wiesen am Rand des Feuchtgebiets die Wallabys. Von den ausgewiesenen großen und kleinen Vögeln war zumindest viel zu hören!

Großer Frust kam seinerzeit in diesem quicklebendigen Landstädtchen INGHAM auf, besonders bei dem Zuckerrohrfarmer Dan Sheahan. Das Wort „seinerzeit“ besagt, es geschah im Jahr 1944. Dem ehemaligen einzigen örtlichen Pub war nämlich das Bier ausgegangen. Wie es heißt, hatten amerikanische Soldaten das Pub trocken gelegt („American soldiers drank the place dry!“). Die Reiterstatue mit Farmer Dan auf dem heutigen Lees Hotel erinnert an die Begebenheit. Obendrein verspricht der Besitzer, dass immer genügend Bier vorhanden sei.

Wallaman Falls
Wallaman Falls

Fröhlich, wenn auch feucht wegen der nicht mehr trockenen Regenwaldzone, geht es auch bei uns zu, als wir in den Girringun National Park fahren. Er liegt nur 50km westlich der Stadt, aber bereits wieder in der Great Dividing Range. Als Ziel fahren wir die Wallaman Falls an. Mit 268m Fallhöhe gilt er als Australiens höchster „einstufiger“ Wasserfall. Und in der Tat, spektakulär stürzen die Wassermassen höllisch lärmend in die Tiefe. Mehrere Aussichtsplattformen und ein steiler Wanderweg in die Schlucht garantieren grandiose Aussichten.

Wie gesagt, wir brauchen gar nicht lange zu warten, um eigenhändig die Erfahrung machen zu dürfen, dass wir uns nunmehr im nassen Abschnitt des tropischen Regenwaldes befinden. Es vergeht kein halber Tag mehr ohne heftige Regenschauer. Dadurch erfolgt zwar keine Abkühlung, denn die Luft bleibt bei guten 26°C und mehr. Doch die Luftfeuchtigkeit steigert sich dann schnell von 60% auf 80% und darüber. Einheimische nehmen solche Schwankungen gar nicht mehr zur Notiz, lässt man uns wissen. Das ist normal, darüber wird nur auf Nachfrage geredet. Also lassen wir das Thema lieber ruhen.

Vielen Australiern ungut in Erinnerung bleibt der heftige Cyclone Yasi aus dem Jahr 2011. Mit voller Wucht traf er das Küstenstädtchen CARDWELL, rund 60km nördlich von INGHAM. Umso erstaunlicher, wie rasch und vor allen Dingen wie ansprechend die vom Zyklon völlig zerstörte Seepromenade wieder hergerichtet wurde. Eine Dokumentation im InfoCenter legt Zeugnis davon ab. Und auch diese i-site bildet eine gelungene Einheit mit einem Museum, hier das Rainforest & Reef Center, welches seinen thematischen Schwerpunkt auf die gegenüber der Stadt liegende Nationalparkinsel Hinchinbrook legt.

Tully-Golden Gumboot
Tully-Golden Gumboot

Weitere 100km nördlich auf dem Bruce Highway erreichen wir die Kleinstadt TULLY. Berühmtheit hat sie erlangt, als hier 1950 gut 8.000mm Regen fielen. In mehreren anderen Jahren waren es auch nicht viel weniger. Wer nachempfinden möchte, was 8m Regenhöhe bedeuten, besteige den Golden Gumboot in der Zentrumsmitte. Die Aussichtsplattform dieses Stiefel-Denkmals liegt genau auf 8m Höhe.

Auch von hier aus lohnt ein Abstecher ins Hinterland, in den Tully Gorge National Park. 45km führt die Straße (Sackgasse) durch die Schlucht des Tully River, an deren Ende ein großes Wasserkraftwerk liegt.

Tully Bananenplantage
Tully Bananenplantage

Viel interessanter als die Tour durch den landschaftlich sehr ansprechenden Canyon finden wir die am Wegesrand liegenden unendlichen Bananenplantagen. Mehr als 20km führt die Straße durch sie hindurch. Jetzt in der Haupterntezeit (Mai) herrscht reges Treiben auf den schlammigen Feldern. Hin und wieder lädt eine Plantage auch zum Besuch ein.

Paronella Park
Paronella Park

 

The Story of A Spaniard’s Dream lautet der Titel zur nächsten Episode. Richtig heißt der Besichtigungsdiamant Paronella Park, unweit der nächsten nördlichen Ortschaft INNISFAIL gelegen. Der emigrierte Spanier José Paronella hat sich im unzugänglichen Regenwald seinen Traum von einem Märchenschloss erfüllt. Neuschwanstein lässt grüßen. Nachdem der Canyon eines Flusses mit 20m hohem Wasserfall gerodet war, ließ José dort in etwa 7.000 neue Bäume anpflanzen. Ein Schloss, eine „Allee für Verliebte“, ein Tunnel für „Verliebt Fortgeschrittene“ sowie zahlreiche Springbrunnen und heimelige Gartenhäuschen zierten in den 1930ger / 1940ger Jahren dann das Gelände. Eigentlich waren Schloss und Anlagen als Geschenk für seine Frau gedacht. Es gab kein happy end. José verstarb zu früh, ohne die Vollendung seines Traumes erleben zu dürfen.

Paronella Park
Paronella Park

Heute lädt der Paronella Park Besucher zur Besichtigung ein. Die geführten Touren (ca. 45 Minuten) sind ihr Geld wert, denn jeder kann danach oder auch vorher weiter nach Herzenslust durch das verwinkelte Parkgelände streifen. Obendrein beinhaltet die Eintrittskarte auch noch eine freie Übernachtung auf dem benachbarten Campingplatz (jede zusätzliche Übernachtung müsste dann natürlich bezahlt werden.) Als weitere Zugabe wird eingeladen zur Nachtführung. So erleben wir den Park dann noch einmal wie eine geschickt illuminierte Feengrotte mit verzaubertem Märchenschloss. Man muss sich darauf innerlich wie äußerlich nur einlassen wollen.

Paronella Park
Paronella Park

Doch das Märchen zeigt auch Schattenseiten. Nicht für den Besucher, aber für seinen Betreiber. Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit nagt arg an der Bausubstanz. Der Wildwuchs des tropischen Regenwaldes kann kaum gebändigt werden. Und so steht unausgesprochen aber doch merklich die Frage im Raum, ob man dieses Prunkstück mit unermesslich zähem Aufwand und schwindelerregenden Kosten erhalten kann oder schließlich dem regenreichen Urwald überlassen muss. Bei der zweiten Lösung wäre die Welt um ein naturelles und kulturelles Schmuckstück ärmer.

Wir schauen mehr oder minder nur um die Ecke und gelangen zum Wooroonooran National Park. Hier betreiben Angehörige des Aborigines Stammes der Mamu, im joint venture mit dem Paronella Park, den Mamu Tropical Skywalk.

Mamu Skywalk
Mamu Skywalk

Nach 1.000m gewundenem Pfad spazieren wir dann auf einem langen boardwalk über dem dichten, fast undurchdringlichen Laubdach des Regenwaldes. Zusätzlich schiebt sich ein 40m langer, frei schwebender Steg über die Baumkronen. Am Ende der Wanderung erklettern wir schließlich noch den 40m hohen Aussichtsturm, um einen noch ausgedehnteren Rundblick über das grüne Paradies genießen zu können.

Josefine Falls
Josefine Falls

Am Nordende des Wooroonooran National Park blicken wir erneut tief in den Regenwald hinein, nämlich zu den Josefine Falls. Auch hier folgen wir erst einem 2km langen, gut ausgebauten Wanderweg, um die rauschenden Wasser dann über glatt gehobelte Felsen in die Tiefe fallen zu hören und zu sehen. Setzen wir noch einen weiteren Wasserfall oben drauf, The Bebinda Boulders. Tief hat sich das ewig fließende Wasser in Millionen Jahren in die Felsen eingekerbt, so dass wir nunmehr riesige Felsblöcke (=boulders) als Canyon-Begrenzung bestaunen dürfen.

Alle Attraktionen, etwas abseits der hauptsächlichen Touristenströme gelegen, erachten wir als erholsame Oasen im nahtlosen „Beach & Dive Adventure -Treiben“ der Küstenorte.

Kehren wir zurück nach INNISFAIL, rund 100km südlich von CAIRNS. Hier ist das einzige National Sugar Cane Museum angesiedelt. Wer Geschichte und Entwicklung dieses für Australien so wichtigen landwirtschaftlichen Industriezweiges erfahren möchte, der nehme sich zwei bis drei Stunden Zeit für einen Museumsbesuch. Er lohnt sich.

Cairns-Tourboats
Cairns-Tourboats

Somit erreichen wir schließlich nach vielen kleinen attraktiven Zwischenstopps  Australiens viertgrößte Stadt CAIRNS. Ob die Stadt schön, einladend oder sonst wie anziehend wirkt, bleibt Geschmacksache. Die südliche Einfahrt in die Metropole erweist sich erst einmal als heftig von Industrie geprägt. Die kleine City am Ufer der Trinity Bay präsentiert sich allerdings erheblich freundlicher und verlockender.

Cairns Harbour Sunset Cruise
Cairns Harbour Sunset Cruise

Mit der einsetzenden Abenddämmerung macht ein Angebot am Reef Fleet Terminal  besonders neugierig, nämlich das der Sunset Harbour Cruise.(www.cairnsharbourcruises.com.au) 90 Minuten soll dem immer gegen 18 Uhr einsetzenden Sonnenuntergang entgegengefahren werden. Nach kurzem Überlegen lassen uns nieder auf dem Oberdeck des Katamarans und werden verwöhnt mit Gratisdrink, Snacks (hier „nibbles“ genannt) und einem lauen Abendwind. Fast lautlos gleiten wir durch die verschiedenen Hafenarme, vorbei am Cruise Terminal, durch den Industriehafen und den militärischen Kais der Marine. Doch anschließend kommt der schönere Teil. Glücklicherweise reißt der Himmel auf. Über den angrenzenden Regenwaldbergen färbt sich der Himmel rosa, als wir in weitere Seitenarme einfahren. Hier herrscht jetzt nur noch grüne, ungezähmte Natur. Mangrovenwälder sind das Markenzeichen. In weniger als 20 Minuten sind wir von absoluter Dunkelheit umgeben. Inmitten dieser tiefschwarzen, absolut geräuschlosen Stimmung schaltet der Kapitän einige helle Bordscheinwerfer ein. So erstrahlt die undurchdringliche Mangrovenwelt in einem schon mystischen Glanz. Jedes Gespräch verstummt bei diesem Anblick. Augen und Seele saugen nur noch auf. Allmählich entkommen wir der totalen Finsternis wieder. Am Horizont, Richtung Meer tauchen die Lichter der Stadt wieder auf. Bevor wir zum Anlegeplatz zurückkehren, erstrahlt die Uferpromenade noch einmal in ihrer vollen Pracht der kunstvollen Beleuchtung, Fazit: eine gelungene harbour cruise, die weit über das Maß des Üblichen hinausgeht.

Cairns by Night
Cairns by Night

 

CAIRNS hätte aber sicherlich nicht eine Top- Reputation in der Welt des Tourismus erlangt, wenn es nicht als DAS Einfallstor für ungezählte Attraktionen im nördlichen tropischen Queensland sowie als DER Ausgangshafen für Exkursionen ins Great Barrier Reef wäre. Unter mehr als 600 Angeboten kann in dieser Stadt ausgewählt werden. Das bedeutet in der Tat die Qual der Wahl, denn alle klingen doch sehr appetitanregend. Wir stellen uns dieser Qual und berichten später über das Wahlergebnis.

K&K 52 – Gooranga Gooranga

Die Sinfonie der Zuckerrohrfelder im Cane Country setzt sich auch noch mehr als 100km gen Norden fort.

Sugar Cane Train
Sugar Cane Train

Bis zur Stadt PROSERPINE gibt es diesbezüglich nur eine Unterbrechung durch eine kleine Obstplantage. Ansonsten links und rechts des Highways keine Änderung der Feldbestellung. Bis zur Bergkette der Great Dividing Range wogen die grünen, dem Maisgewächs ähnlichen Pflanzen. Die Felder sind durchzogen mit Eisenbahnschienen für die Erntezüge. Wenn Mitte Juni die Zuckerrohrernte beginnt, fällt so viel pflanzliche Naturmasse an, dass sie mit herkömmlichen Anhängern kaum weggeschafft werden könnte. Also setzt man für den Transport zur Rohrzuckermühle und zur Kompostierungsanlage extra konstruierte Zugwaggons ein, erklärt uns ein Farmer.

Legen wir die Arbeit einmal beiseite und tauchen ein, wofür Queensland weltweit erheblich berühmter ist, nämlich in seinen Tourismusbetrieb. AIRLIE BEACH, SHUTE HARBOUR und die WHITSUNDAY ISLANDS stehen hierfür prototypisch. Die beiden Orte und die Inseln, die bereits zum südlichen Great Barrier Reef gezählt werden, passieren wir auf dem Weg nach TOWNSVILLE.

Airlie Beach
Airlie Beach

An den Berghängen von AIRLIE BEACH prunken die Villen und Resorts . Tief in die Berghänge hineingebaut garantieren sie so jedem Besitzer den gewünschten Meeresblick. Die Geschäftswelt im Ortskern wird beherrscht von Dernier-Cri-Boutiquen, Juwelieren, mehr oder minder feinen Restaurants bzw. Fast-Food-Ketten und Coffee-Shops ohne Ende. Bestimmte Saisonperioden kennt man hier eigentlich nicht. Zwar lässt die tropische Regenzeit den Touristenansturm minimal zurückgehen. „Doch eigentlich herrscht hier immer Saison“, erhalten wir in der i-Site als Antwort auf entsprechende Fragen. Mit seinen 5 Marinas und 7 Stränden gilt AIRLIE BEACH als das Mekka der Bootsenthusiasten und Angler.

Im Großen und Ganzen macht die Stadt einen sehr einladenden Eindruck. Seine Uferpromenaden laden zum Bummeln ein, allein schon, um vielleicht die millionenteuren Yachten anzuschauen. Das schillernde Panorama der Berghangvillen zeigt sich besonders auf der Duck-Tour, d.h. schwimmende Küstenfahrt im Amphibienfahrzeug mit nicht ganz ernst zu nehmenden Kommentaren.

Das nahe SHUTE HARBOUR wiederum dient als hauptsächliche Ab- und Anlegestation für einen Besuch der WHITSUNDAY ISLANDS. Die meisten Inselparadiese bieten Hotelunterkünfte der Luxusklasse an, wobei ein Übernachtungspreis von 1.200AUD als nicht ungewöhnlich gilt. Das filtert gewiss den Besucherstrom !  Das Hauptgeschäft liegt jedoch in den Tagestouren, mit und ohne Tauchen oder Schnorcheln, mit und ohne Landgang, mit und ohne Strandaufenthalt in verschiedenen Buchten, aber niemals ohne Morning Tea, Lunch Buffet und Afternoon Tea.  Auf Hook Island wird zur Abwechslung der Besuch eines Unterwasserobservatoriums angeboten. Wir haben uns nach einer entsprechenden Exkursionsmöglichkeit erkundigt. Man ließ uns wissen, dass es das Observatorium eigentlich nicht mehr gibt, es auch nicht mehr besucht werden kann. Aber die Ausflugsschiffe fahren daran vorbei!

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Nichts!

Proserpine River
Proserpine River

Wer die Kleinstadt PROSERPINE besucht, sollte einen Tag Reiseunterbrechung einlegen, um die CrocTour (www.crocodilesafari.com.au)  nicht zu versäumen. Ab dem südlicheren ROCKHAMPTON (vgl. K&K 51 Kontraste) gilt das tropische Queensland als Crocodile Habitat. Hier können diese Reptilien in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet und studiert werden. So eben auch im und am Proserpine River. Dieser Fluss ist so gut wie unzugänglich, fließt er mit hohen Gezeitenunterschieden doch durch undurchdringliche Mangrovenwälder. Das Flusshinterland hingegen ist durchsetzt mit Sümpfen, in denen die Reptilien ihren Lebensraum haben.  Crocs DSCN3284

Also schließen wir uns den CrocTours und dem Biologen Mark an. Per Kleinbus geht es zunächst zu einer kleinen Bootsanlegestelle auf Marks riesiger Farm. Die Beobachtungstouren vom Boot aus werden nur bei Ebbe durchgeführt. Denn nur dann liegen die Krokodile auf den meist sonnendurchfluteten, schlammigen Uferrändern. Führt der Fluss Fluthochwasser, bleiben auch die Reptilien abgetaucht.

Bevor wir das Boot besteigen, gibt Mark, neben einigen Vorsichtsregeln, noch verschiedene Informationen über die Reptilien. So erfahren wir, dass sie „blendende Überlebenskünstler“ sind. Bereits die Vorfahren, die vor rund 240 Millionen Jahren lebenden Archosaurier, ähnelten den heutigen Reptilien. Das Krokodil hat alle Veränderungen überlebt, wie die Abspaltung der Kontinente, verschiedene Eiszeiten, Aufstieg und Untergang der Dinosaurier ebenso sowie die Evolution verschiedener Urzeittierarten hin zum Säugetier.

Ausgerüstet mit diesen und vielen anderen, spannenden Informationen – Mark entpuppt sich als Rednertalent – legen wir ab. Der leise Elektromotor schiebt das Flachboot sanft in die Flussmitte. Wer aus Unachtsamkeit eine Hand über die Bordwand baumeln lässt, wird höflich aber bestimmt auf das Schnappverhalten der Krokodile hingewiesen. Ebenso soll das Sprechen möglichst unterbleiben, um eventuelle Tiere nicht zu verscheuchen.Crocs DSCN3296

Lange dauert es nicht, bis wir ein erstes stattliches Exemplar erspähen. 2,5m in der Länge soll das Salzwasserkrokodil („Salty“) messen, bei einem vermuteten Alter von 30 Jahren. Schnell wird uns der Unterschied zwischen Zoo und Natur bewusst. Kein schützender Zaun, nur eine niedrige Bordwand trennen uns von dem Fleischfresser. Und jeder weiß, dass Krokodile pfeilschnell senkrecht aus dem Wasser in die Höhe schnellen können. Ohne unseren Tour- Guide Mark würden wir wohl nicht einmal die Hälfte der vorhandenen Tiere sichten. Viele lauern auch im Mangrovengestrüpp. Dort entdeckt sie eben nur das geschulte Auge.

Ein weiteres Prachtexemplar schlummert in der Mittagssonne vor sich hin. Doch Mark warnt. Das Tier sei hellwach und kampfbereit. Sein Finger zeigt auf kleine, schlammgraue und damit kaum auszumachende Jungtiere. Diese seien erst vor zwei bis drei Wochen geschlüpft. Im Schutz des mütterlichen Auges sammeln sie nunmehr ihre ersten Lebenserfahrungen. Nicht viel mehr als 100g bei 8-12cm Reptil krabbeln und zappeln im Schlamm herum. Ein bis zwei Jahre später haben sie es dann immerhin schon auf rund 30cm gebracht. Wobei die Männchen erheblich rasanter wachsen als die Weibchen. Den harten Überlebenskampf bis zum Erwachsenendasein sollen allerdings nur ca. 1% (!) der Tiere bestehen. Sie haben ihren Platz in zu vielen Beuteschemata und Futterketten des anderen Wildlife, egal ob Dingo, Adler oder die eigene Spezies. Besonders bei den eigenen Artgenossen gelten Jungkrokodile als Delikatesse.

So gleiten wir weiter, fast geräuschlos, flussaufwärts. Die Beobachtungsausbeute lässt nichts zu wünschen übrig.  Mindestens 20 erwachsene Tiere werden gesichtet, meistens Weibchen. Die vorsichtigeren Männchen tauchen schneller einmal in die schlammigen, undurchsichtigen Fluten ab. Oder werden eben harsch von den Weibchen vertrieben.

Baumschlange
Baumschlange

So vergeht der Vormittag, oftmals mit stockendem Atem, wie im Fluge. Da wir weit draußen in der Wildnis uns befinden, wird in einem Wilderness-Camp ein Lunch gereicht, ohne Krokodilsteaks.

Der Nachmittag verläuft anschließend völlig anders. Per Trecker und Anhänger versinken wir fast im Sumpf auf der Suche nach Schlangen. Dabei erweist sich die Ausbeute zwar als nicht so zahlreich, doch hier und da schlängelt sich ein Exemplar noch schnell ins hohe Sumpfgras. Auch auf diesem Feld erweist sich Mark als Kenner, arbeitet er doch obendrein als professioneller Schlangenfänger. Mit einiger Mühe zieht er denn auch eine grün braune Baumschlange aus einer Baumkrone. Sie soll ja nicht giftig sein! Nach vielerlei Erläuterungen setzt er sie wieder in ihr schützendes Blattwerk.

Auch dieser Teil der Exkursion bleibt stets spannend und erlebnisreich. Der Adrenalinspiegel wird im Camp danach wieder gesenkt durch einen „Billy Tea“ und dem auf offenem Feuer im Topf gebackenen „Damper“, eine Art australischer, äußerst sättigender  Rosinenstuten.

Acht Stunden Wildlifekunde pur, unter fachmännischer Begleitung, ein Stück authentisches, natürliches Australien. Wir können es nur im höchsten Grad weiterempfehlen.

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Alles! Denn als Ende des 18. Jahrhunderts europäische Entdecker diese Flusslandschaft zum ersten Mal erkundeten, schrie einer ihrer Aboriginal Begleiter plötzlich auf: Gooranga Gooranga, was so viel bedeutet wie big crocodile, big crocodile!

Bowen Mango
Bowen Mango

Gooranga wird uns aber höchstwahrscheinlich nicht zur nächsten Station folgen, nach BOWEN 60km weiter nördlich. Denn die Kleinstadt und ihre Umgebung tragen die Zusatztitel „Salad Bowl / Salatschüssel“ sowie „Mango Capital“, ist also streng vegetarisch ausgerichtet. Die Zuckerrohrfelder werden abgelöst durch entsprechende Gemüsefelder und Obstplantagen. Allerdings ist trotz der Funktion als landwirtschaftliches Zentrum nur wenig Direktvermarktung an Ständen oder Ähnlichem zu sichten.

Dafür können die vorgelagerten Inseln der nördlichen Whitsunday Islands vom Flaggstaff Hill Lookout hervorragend ausgemacht werden. Ebenso die tollen Strände der Gemeinde, unter denen die von Felsen eingerahmte Horseshoe Bay in ihrer Schönheit besonders hervorsticht. Geschichtsinteressierte müssen nicht erst ins Heritage Center wandern. Die Stadtgeschichte wird in der Innenstadt optisch dargestellt auf 18 verschiedenen Murals, d.h. großen Gemälden an Hauswänden.

Bowen Mural
Bowen Mural

In einem der vorherigen Blogs haben wir über die Kunstwerke Emu Eggs berichtet (vgl. K&K 50 – viele Wege führen nach ROMA). In AYR, weitere 100km nördlich, gibt es das Pendant. Ayr Nature Display nennen die deutschstämmigen Künstler, Allan & Jess Ey ihr Werk. Mehr als 60.000 Spezies, präparierte Schmetterlinge, Käfer und Muscheln, sind kunstvoll arrangiert und in Glasvitrinen ausgestellt. Allein die dargestellte Australienkarte besteht aus 2.680 bunten Käfern, die von Queensland aus 1.044 verschiedenfarbigen Schmetterlingen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser touristische Edelstein völlig unbekannt ist und wir nur durch Zufall auf ihn stoßen.

Ayr Nature Display
Ayr Nature Display

Nach der nächsten 100km Distanz erblicken wir den orange-roten Castle Hill der Großstadt (180.000 Einwohner) TOWNSVILLE, das wirtschaftliche und touristische Zentrum dieses Abschnitts der Ostküste. Bevor wir in die Stadt einfahren, lassen wir uns das 10km südlich liegende Billabong Sanctuary natürlich nicht entgehen. Es überzeugt zwar nicht wegen seiner Größe. Man kann dieses Gehege eher klein nennen.

Wombat
Wombat

Überzeugt hat uns das Programm, welches den ganzen Tag über veranstaltet wird. Mehrere Ranger geben im 45-Minuten-Takt fundierte Informationen zu verschiedenen Wildtierarten. Nicht die Theorie steht dabei im Vordergrund, sondern die praktische Inaugenscheinnahme, vielfach inklusive Fütterung. Koalas und Papageien kommen zwar auch vor, verlockender sind jedoch die Demonstrationen mit den Wombats. Denn das Sanctuary widmet sich insbesondere diesen oftmals verwaisten Jungtieren. Ebenfalls eine wichtige Rolle für das Gehege spielt das Brutprogramm für die Kasuare, die bunten Cousins der Emus. Die bedrohte Tierart soll durch den geschützten Lebensraum in ihrem Bestand stabilisiert werden. Und Gooranga Goranga? Einige Exemplare dösen auch in Schlammtümpeln vor sich hin. Was auf den ersten Blick nach stark touristischer Einrichtung aussieht, schält sich aber konsequent als Tierschutzprogramm heraus.

Wer sagt, dass Großstädte immer etwas Hektisches, vielleicht sogar Abweisendes ausstrahlen müssen. TOWNSVILLE kann als Beispiel einer freundlichen, einladend wirkenden Großstadt gelten. Natürlich helfen dabei die Küstenlage und der bereits erwähnte Stadtfelsen Castle Hill, der, fast in der Stadtmitte liegend, alles überragt. Breite, Schatten spendende, begrünte Boulevards prägen das Image des Stadtkerns und locken ebenso zum Bummeln wie The Strand. Über mehr als 3km erstreckt sich diese gelungene Kombination aus Sandstrand mit angrenzendem Park als Liegewiese. Die Bäume im Park wurden so gepflanzt, dass ihr Blattwerk nunmehr wie ein Sonnenschirm wirkt. Und niemanden stört es, wenn du dein Picknick auf dem Rasen einnimmst oder dir den Kaffee aus den angrenzenden zahlreichen Cafés dort schmecken lässt. Die ganze Anlage strahlt eine gewisse Leichtigkeit des Lebens aus.

Townsville Castle Hill
Townsville Castle Hill

Sportler bewältigen die Bergstrecke auf den bereits erwähnten 260m hohen Stadtfelsen Castle Hill zu Fuß oder per Fahrrad, der Rest per Auto. Oben angekommen, wird unbeschreiblich schöner 360°-Rundumblick geboten, sowohl aufs Meer hinaus wie auch in die westlich sich erstreckende Great Dividing Range hinein.

Auf wissenschaftlichem Gebiet gilt TOWNSVILLE ebenfalls als Zentrum, nämlich bei der Meeresforschung. Natürlich liegt diesbezüglich der Schwerpunkt auf dem vorgelagerten Great Barrier Reef. Im etwas außerhalb liegenden Marine Science Center kann der Besucher immer freitags vormittags zwei Stunden lang Zeuge streng wissenschaftlicher Forschungsarbeit werden. Aufgelockerter, doch mit gleicher Ernsthaftigkeit öffnet das Reef HQ / Great Barrier Reef Aquarium in der Innenstadt seine Pforten. Auch hier wird neben allem optisch Verlockenden in den großen und kleinen Aquarien und Terrarien das Augenmerk auf eine pädagogische Komponente gelegt: Die Bedrohung dieses unwiederbringlichen Weltwunders Great Barrier Reef. Viele Informationsveranstaltungen und Vorführungen bringen dem Besucher dieses Anliegen näher, während er durch die bunte Welt des nachgeahmten Riffs wandelt. Und was muss man sich unter einem Turtle Hospital vorstellen? Ganz einfach! Kranke Schildkröten, sofern man ihrer habhaft wird, müssen mehrere Monate lang das „Wasserbett“ hüten, bevor sie als geheilt wieder in den Pazifik entlassen werden können. Woran sind sie erkrankt? In den meisten Fällen an falschem Futter, nämlich an Plastiktüten. Denn die Tiere können nicht unterscheiden zwischen dem oft durchsichtigen, im Meer treibenden Plastikmüll und ihrer hauptsächlichen Nahrungsquelle, den ebenso durchsichtigen Quallen. Also versucht man, sie von dem Plastikquälgeist zu befreien, meist durch Abführmittel, in seltenen Fällen auch durch Operation.

Der museale, nicht ganz so feuchte Zwilling liegt gleich nebenan, durch die eine Tür hinaus und sofort in die andere wieder hinein. Das Museum of Tropical Queensland hat durch seine Ausstellungen bereits viele Auszeichnungen eingesammelt. Natürlich widmet auch dieses Museum eine Abteilung dem Great Barrier Reef, stellt jedoch dabei die Verbindung her zum Tropical Rainforest  im nördlichen Teil von Queensland. Die Klimaerwärmung schadet beiden Naturhabitaten heftig, könnte man als Fazit des Rundgangs ziehen. Als zweites Thema wird Historisches behandelt: 150 Jahre Queensland, von 1866 – 2016. Für jedes Jahr wird ein herausragendes Ereignis präsentiert.

Hauptakzent des Museums liegt jedoch eindeutig auf der Geschichte der Pandora. Geläufiger ist uns sicherlich die Geschichte von der Meuterei auf der Bounty und dem tyrannischen Captain Bligh. Die Pandora muss in diesen Rahmen der Seefahrtsgeschichte gestellt werden. Um 1791 herum wurde sie nämlich vom englischen Königshaus ausgesandt, um die Meuterer der Bounty einzufangen und sie zur Verurteilung in Mutterland zurückzubringen. Nach vierjähriger Suche hatte man auf einer einsamen Insel bei Tahiti auch bereits 14 Meuterer eingefangen. Doch auf dem Rückweg kollidierte die Pandora am hiesigen Küstenabschnitt mit mehreren Rifffelsen und versank. Heute, gut 200 Jahre später, wird das Wrack und was darin noch gefunden werden kann, wissenschaftlich ausgewertet und was noch zu bergen ist, wird an Land gebracht und die Fundstücke aus dem Schiffsrumpf werden ausgestellt. Filigranarbeit auf dem Feld maritimer Geschichte.

Beide Museen sind unbedingt sehenswert. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit dafür. Aus unserer Sicht gut investierte Zeit.

Magnetic Island
Magnetic Island

TOWNSVILLE vorgelagert erhebt sich majestätisch in 8km Entfernung Magnetic Island. Als Namensgeber fungiert ein weiteres Mal Captain Cook. Als er 1770 an dieser Insel vorbeisegelte, schlug sein Kompass wegen magnetischer Strahlen heftig aus. Somit besaß das Eiland seine auch heute noch gültige Bezeichnung.

Magnetische Wirkung hat sie immer noch, wenn die Touristenströme als Grundlage genommen werden. 90% der Insel sind als National Park ausgewiesen, in dessen Zentrum der 500m hohe Mount Cook thront. Vier kleine Ortschaften an der Ostküste verkraften den gesamten Tourismusbetrieb, von Picnic Bay im Süden über Nelly Bay und Arcadia bis nach Horseshoe Bay im Nordosten. Insgesamt nur 10km liegen die Orte insgesamt auseinander. Jede kann mit mindestens zwei malerischen Buchten und Ständen aufwarten. Es ist zwar erlaubt, sein Auto mit auf die Insel zu bringen, doch es lohnt nicht bei nur 10km bis 15km Straßennetz. Außerdem wird Mietwagenservice angeboten.

Viel verlockender hingegen finden wir das Angebot der Eisenbahn- und Fährgesellschaft Translink. Mit einem Katamaran in 20 Minuten von TOWNSVILLE  auf die Insel nach NELLY BEACH übersetzen und dort das Bustagesticket benutzen. Des Spaß kostet alles inklusive 35AUD / 22€. Die Fähren fahren ca. alle 45 Minuten, die beiden Inselbusse viel häufiger. So genießen wir denn einen ganzen Tag lang preisgünstig, stressfrei und umweltfreundlich dieses Naturparadies und ohne gesichtetes Gooranga Gooranga.

Auf dem Bruce Highway / HWy 1 werden wir uns nunmehr immer stärker der Stadt CAIRNS im nördlichen Queensland nähern. Ohne Umwege mit Seitenblicken verbleiben bis dorthin noch ungefähr 350km.

K&K 51 – Kontraste

Kontrastreicher geht es nun wirklich kaum noch. In jüngster Vergangenheit waren wir eingehüllt in den ewigen Staub des Outback. Outback DSCN2756Nunmehr umzingelt uns das ewige Grün der tropischen Capricorn Coast. Die Dividing Range (frei übersetzt: teilender Gebirgszug) dieses rund 2.000km lange Nord-Süd-Gebirge hält, was er verspricht als Wasserscheide. In zwei Welten teilt sie den Kontinent. Jeder Teil lebt im Überfluss: Im Osten herrscht Überfluss an üppigem Grün und unablässiger Wasserzufuhr, im Westen dagegen Überfluss an Windhosen und gnadenloser Trockenheit.

Östlich des Trenngebirges bleibst du, von wenigen Städtchen abgesehen, allein mit der Natur und dem Wildlife. Westlich findest du kaum einen Platz zum Alleinsein. Der Meerestourismus zieht Heerscharen von Besuchern an, selbst jetzt in der Zwischensaison (shoulder season). Die einzelnen Outbackorte liegen oftmals mehrere hundert Kilometer verstreut voneinander entfernt. Anders im Osten: Durch die Küstenbebauung bleiben Ortsgrenzen vielfach unbemerkt. Die Orte verschmelzen ineinander. Hier: Outback Nationalparks haben teilweise die Ausdehnung eines Flächenlandes. Dort: Im Küstenbereich sind sie vielfach nicht größer als ein besserer Stadtpark. Der Ruhe des Outbacklebens steht die touristische Hektik in den küstennahen Urlaubsorten gegenüber.Tropiche Ostküste DSCN3013

Persönlich erleben wir einen zusätzlichen Kontrast ganz anderer Art. Unser so heiß geliebtes Freedom Camping muss notwendigerweise unterbrochen werden, sprich wir müssen doch einmal einen Campingplatz aufsuchen. Ursache dafür sind nicht die unsäglich vielen „No Overnight Camping“ – Schilder in den Urlaubsorten. Ein abgelegenes Plätzchen an einem Showground oder bei einem Sportplatz findest du immer. Aber wenn die Gasversorgung des Kühlschranks sich abmeldet, dann bleibt eben nur eine 230V Stromquelle für die Kühlung. Oder der Motor läuft ununterbrochen und den Kühlschrank  auf 12V Batterie laufen lassen. Auch nur eine suboptimale Lösung!  Ohne nächtliche Kühlung der Lebensmittel jedoch, könntest du diese bei den herrschenden tropischen Temperaturen am nächsten Morgen in den Mülleimer werfen. Da heißt es dann schnell einen Reparaturservice finden. Davon gibt es hier glücklicherweise genügend Angebote mit direktem Service auf einem Campingplatz.

So wird auch unserem Kühlschrank recht schnell geholfen, da es zum Glück kein irreparabler Blackout war.

Der zivilisierte Aufenthalt hat auch sein Gutes, denn wir können die strengen Regeln für „Party auf dem Campingplatz“ studieren. In der entsprechenden Broschüre unseres Campgrounds in der Nähe von ROCKHAMPTON steht zu diesem Thema zu lesen: „ Wir möchten, dass jeder Gast seinen Aufenthalt auf unserem Platz wirklich genießen kann…. Demnach, die Regeln für Partys, die länger als bis 22 Uhr gehen, sind ganz einfach: Der Partyausrichter muss lediglich sicherstellen, dass jeder C-Platzbewohner persönlich zur Party eingeladen wurde und die Einladung auf Kosten des Gastgebers auch angenommen hat. Die gefühlvollere und preiswertere Alternative besteht darin, dass Nach-22-Uhr-Partys irgendwo anders stattfinden. So kann sich jeder seiner Nachtruhe erfreuen“ Ja, so geht es auch!

Frisch vom Feld
Frisch vom Feld

Und somit können wir nunmehr nach erfolgreicher Reparatur und ungestörter Nachtruhe die Tour und ihre Berichterstattung darüber fortsetzen.

ROCKHAMPTON hüllt sein Flair in folgenden Spruch: „Rocky, where the hats, boots and utes are big ….. but the bulls are even bigger / Rocky, wo Hüte, Stiefel und Geländewagen groß sind…doch die Stiere bleiben eben immer noch größer“. Sicherlich ein passender Werbespruch für Australia’s Beef Capital. Die Statistik weist aus, dass in einem 200km Umkreis 2,5 Millionen Stück Rindvieh grasen sollen. Optisch wird die Stadt diesem Ruf gerecht, durch sieben Bullenstatuen, von jeder dort lebenden Rasse  ein Exemplar. Der entsprechende Bull Trail geht kreuz und quer durch die Stadt.

Doch die geschäftige Stadt hat mehr zu bieten. Am Nordrand des Ortes lockt das Freilichtmuseum Heritage Village, welches in meistens noch Originalbauten die regionale Geschichte der vergangenen 150 Jahre beleuchtet.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich Australiens größtes Aboriginal Culture Center. Das Gelände selbst ist riesig, einige Gebäude oder auch künstliche Höhlen mit imitierten Aboriginal Felszeichnungen sind zu besichtigen, sowohl als geführte Tour (90Min) wie auch eigenständig. Doch offensichtlich mangelt es dem Kulturzentrum an interessierten Besuchern. Um die Mittagszeit waren wir die einzigen Gäste.

Die Stadt läuft fast über vor herrlichen Parks an den Ufern des mächtigen Fitzroy River. Stutzig machen uns allerdings Warnhinweise, nicht zu eventuellen Überflutungen, sondern auf Krokodile, die sich im Fluss und an den mit hohem Gras bewachsenen Ufern häuslich eingerichtet haben sollen. Erstaunlich, dass dann gleich auf der anderen Seite des Wanderweges die städtischen Sportanlagen errichtet wurden.

Rockhampton-Vorsicht
Rockhampton-Vorsicht

Gelungen erscheint uns die Kombination von Botanischem Garten und Zoo. Die beiden Parks liegen fast im Stadtzentrum. Der eine quillt über vor tropischer Pflanzenwelt. Den anderen könnte man zwar klein nennen, beherbergt aber doch viele unterschiedliche Tiere Australiens. Die Stadt erlaubt sich den Luxus, keinen Eintritt für den Besuch des Zoos zu nehmen, eine generöse Geste.

Pferderennen DSCN3070Ebenso freigiebig zeigt sich der Leiter Öffentlichkeitsarbeit des Rockhampton  Racecourse. Für seine „German Friends“ spendiert er uns zwei Eintrittskarten für das Galopprennen. Sechs Rennen werden insgesamt ausgetragen, eines spannender als das andere. Bei den Wettanlegern steigt wohl jedes Mal der Adrenalinspiegel kurz vor dem Zieleinlauf. Wir können es ruhiger betrachten, besonders auch, weil wir Teile des Rennnachmittags von der erhöhten Reporterkabine aus erleben dürfen. Natürlich verknüpft der Marketingleiter seine noble Geste mit der Hoffnung, um nicht zu sagen Erwartung, dass wir später auch darüber berichten. Diesem Wunsch folgen wir gern. Und lehnen auch die Einladung nicht ab, direkt vor der Rennbahn auf einer großen Wiese mit unserem Wohnmobil Overnight Parking zu machen.

18 Uhr
18 Uhr

So verlassen wir nach zwei Tagen am nächsten Morgen ROCKHAMPTON,  angefüllt mit den unterschiedlichsten Impressionen dieser überraschend attraktiven Stadt.

Ein 40km langer Tourist Drive führt uns an die nordwestlichen Strände zu den Orten EMU PARK und YEPPOON. Der letztere präsentiert sich als der lohnenswertere, sowohl vom Ortsbild als auch von den Stränden her. Auf dem Weg dorthin nehmen wir einen kurzen Umweg zur Koorana Crocodile Farm. Den Umweg hätten wir uns sparen können, denn aus unserer Sicht lohnt ein Besuch nicht so recht, trotz der angekündigten 3.000 Krokodile. Wir gewinnen eher den Eindruck eines unaufgeräumten Müllplatzes mit einigen Sumpfkuhlen. Da schenken wir uns doch lieber den stolzen Eintrittspreis von 30 AUD pro Person.

Flying Foxes
Flying Foxes

Unangekündigt und ohne Eintritt werden wir hingegen Zeugen eines anderen Naturspektakels. In einem Wald von Feigenbäumen bei YEPPOON baumeln kopfüber tausende von Flying Foxes. Sie hängen dort so bewegungslos, dass man sie gar nicht bemerkt, wenn man die Stelle nicht kennt. Plötzlich flattern sie im Schwarm unter lautem Gekreische auf. Was hat diese eigentlich nur nachtaktiven Quasi-Fledermäuse dazu getrieben? Zwei Habichte auf der Suche nach Beute durchkreuzen immer wieder den Schwarm. 10 Minuten später hängt alles wieder ruhig wie gehabt. Wir haben allerdings nicht gezählt, ob auch alle wieder an ihrem Platz hängen.Flying Foxes DSCN2935

Auf dem Weg ins nördliche MACKAY folgen wir überwiegend dem Bruce Highway / HWy 1. Nach 20km biegen wir Richtung Küste ab zum Mt Etna Caves National Park. Wir wollen einen Blick in die Hochzeitshöhle werfen. Offiziell wird sie Capricorn Cave genannt, die volkstümliche Bezeichnung trifft jedoch eher zu. Zur Besichtigung der Gewölbe bleiben wir überirdisch, denn sie ist verborgen in einem immensen Berg aus Sandstein. Was allerdings nicht daran hindert, dass wir häufig treppauf treppab durch die engen Gänge geschleust werden. Nach rund 20minütigem Fußmarsch erreichen wir sie, die Hochzeitskathedrale.

Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang
Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang

Ihr turmhohes Gewölbe sieht nicht nur aus wie eine Kirchenkuppel. In der Decke zeigt sich das Bild eines Kirchenfensters. Zumindest ähnelt die Felsplatte mit ihrer Maserung einem solchen. Kurz darunter schimmern Konturen, die aussehen wie ein Altarbild „Jesus am Kreuz“. Alles ist jedoch ausschließlich naturelles Felsgebilde. Auf einer Kathedralenseite hängt der Glockenstrang, glaubt man. Nichts dergleichen! Die Wurzel eines Baumes hat sich durch den Stein gefressen und gibt nunmehr ein solches Fantasiegebilde ab. Also wurde der Felsenhohlraum zu einer echten, aktiven Kirche umgestaltet, die auch gleichzeitig als Konzertsaal genutzt wird. „Opera in the Underground“ lautet das Motto.

Sehr angetan von dieser Besichtigungsperle setzen wir unsere Tour fort bis SARINA (70km nordwärts). Dort wollen wir ein „süßes Geheimnis“ erklärt bekommen. Kilometer um Kilometer fahren wir durch Zuckerrohrfelder. Wir sind in einer Region mit der drittgrößten Zuckerproduktion Australiens. Da bietet sich ein Besuch im Sarina Sugar Shed geradezu an. „From the field onto the table / Vom Feld auf den Tisch“ ist die Führung durch die Zuckerraffinerie überschrieben.

Rohrzuckerfelder in den Peak Downs
Zuckerrohrfelder in den Peak Downs

Deutlich wird besonders, wie kompliziert der Gewinnungsprozess aus dem Zuckerrohr über den Rohzucker bis zum genießbaren Zucker sich darstellt. Vieler Arbeitsgänge bedarf es, bis wir das Produkt genießen können.  Aber am Ende der Lehrstunde können wir ausgiebig abschmecken, in flüssiger Form als Syrup oder auch Likör und Schnaps oder in fester Konsistenz. Als i-Tüpfelchen wird dann noch eine große Portion Zuckerwatte kredenzt.

Aus dieser gefühlten Unendlichkeit der Zuckkerrohrfelder taucht alsbald der riesige Kohle- und Ölhafen der Stadt MACKAY am Horizont auf. Was zunächst nach eventuell wenig attraktiver Industriestadt riecht, entpuppt sich bald als pittoreskes, anziehendes Art Deco Stadtbild, dessen Mittelpunkt die Art  Space bildet, eine regionale Gemälde Galerie in der City. Mackay-Art Space.

Mackay-Art Space
Mackay-Art Space

Man hat sich etwas gegönnt und der Kunst ein großes Areal zugestanden. Besonders beeindruckt hat uns dabei die temporäre Gemäldeausstellung der Tiwi People. Beheimatet auf der nördlich von DARWIN gelegenen Melville Island, stellen dort neun Künstler ihre Aboriginal Kunstwerke in traditionellen Formen und Farben aus.

MACKAYS Stadtkern selbst liegt nicht unmittelbar am Meer sondern rund 15km im Landesinneren. Dort an der Küste aber löst eine Ferien- bzw. Neusiedlung die andere ab. Meist um ein Kap oder einen Point gruppiert, konkurrieren die Villen nur so miteinander. Von Palmen gesäumte Straßen stehen für das charakteristisch tropische Ambiente. Wie nennt sich Queensland auch außer Sunshine State? Richtig – Holiday State!

Eungella NP
Eungella NP

Am Ende dieser Etappe richten wir unser Augenmerk noch einmal auf nahe Naturparks. In der zweiten Hügelkette, nach Durchquerung der Peak Downs Ebene mit ihren gigantischen Zuckerrohrfeldern, erreichen wir nach 80km  den Eungella National Park. Hoch oben auf 700m spüren wir nichts mehr von der hohen Luftfeuchtigkeit in Meeresnähe. Die Temperaturen pendeln sich bei 22°C ein. Sehr angenehm gerade auch fürs Wandern, denn wir wollen zum Finch Hatton Gorge mit seinen Araluen Cascades. Der Wanderweg führt durch dichten Palmen- und Farnwald, bevor er steil abfällt in die Schlucht hinunter. Donnernd rauschen die Wassermassen ins Tal und verlieren sich dann irgendwo im tief eingekerbten felsigen Flussbett.

Eungella NP
Eungella NP

Quasi zurück an die Küste geht die Strecke dann zum Cape Hillborough National Park. Das dieses Kap umfließende Meereswasser gehört bereits zum Great Barrier Reef Marine Park mit den ausgedehnten Mangrovenwäldern. Ein entsprechender Boardwalk erschließt dem Wanderer dieses Naturspektakel.  Bekannt sind Park und dazugehöriger Strand aber besonders, weil sich dort bei Sonnenauf und –untergang Wallabies direkt bis auf den Strand wagen.

Nördlich vor uns auf dem künftigen Tourabschnitt besuchen wir  so bekannte Touristenorte wie TOWNSVILLE, die Strandparadiese AIRLIE BEACH oder SHUTE HABOUR. Darüber dann im nächsten Bericht.

K&K 46– Von Sechs bis Sechs

Queensland – Sunshine State, Australiens Florida mit der Gold Coast erreichen wir kurz hinter TWEED HEADS. Der Grenzübertritt geht ohne die früher erwähnten Obst- und Gemüsekontrollen ab, wie z.B. nach Süd- oder Westaustralien. Offensichtlich ist das Selbstvertrauen gestiegen.DSCN1818

Kurz hinter der State Border NSW – QLD tauchen wir ein in den Trubel des Strand- und Surftourismus. Aus der Menge der Badeorte hier im südlichen Queensland tut sich eine Stadt besonders hervor: SURFERS PARADISE.

Um eine optische Vorstellung dieser Freizeitmetropole zu gewinnen, nehme man eine Prise spanisches Benidorm, versetze es mit dem Flair von Floridas Miami und verrühre das Ganze mit der Wolkenkratzerdichte von New Yorks Manhattan. Zu Füßen der oftmals sehr ansehnlichen Hochhäuser perlen Surfer und Badegäste an den schier grenzenlosen Strand aus feinstem gelbem Sand. Zum Glück gibt es fast ebenso zahlreiche Strandzugänge wie Surfschulen. Die einen bleiben gratis, die anderen wollen auch leben.

Surfers Paradise
Surfers Paradise

Im Visitor Center nach Sehenswürdigkeiten gefragt, erhalten wir die prompte Auskunft: Q1 Tower mit seinem 210m hohen Skydeck und Rundumblick (lohnt!), Strand, Mall, Bavarian House und Hard Rock Café. Die weiteren Nennungen lesen sich wie ein „What is What“ einer Fun- and Adventure World: Dream World, White Water World, Movie World, AquaDuck Tours, Dracula’s Haunted House, G-Clef Karaoke, Get Hummered, Jet Boat Extreme, Infinity, 7D Cinema und und und…. Da entsteht bestimmt keine Langweile. Man bietet den meist jugendlichen Surfgästen etwas. Besonders für ein turbulentes Nightlife wird an vielen Extraständen geworben.

Von Sechs bis Sechs – SURFERS PARADISE, wohl auch eine Stadt, die scheinbar niemals schläft oder eben dann, wenn die anderen Sechs (6am) bis Sechs (6pm) am Zuge sind.

Surfen gilt bekanntlich als umweltfreundliche Sportart. Kein Motorlärm erfüllt die Luft. Die Herstellung der Borde scheint ebenfalls umweltverträglich und recyclebar vonstatten zu gehen. Doch die heile Surfwelt gerät immer mehr ins umweltpolitische Zwielicht, zumindest hier an der Ostküste. Wie einem Bericht der Tageszeitung The Queensland Sun zu entnehmen ist, erregen viele Surfer immer stärker den Zorn von Umweltverbänden. Nicht weil die Sportler surfen, auch nicht wegen der Surfboardproduktion. Sie geraten in den Fokus von Kritik, weil wohl viele Surfer auf der ständigen Jagd nach dem besten Surf doppelt so viele Autokilometer und Flugmeilen zurücklegen wie der durchschnittliche Australier, somit auch erheblich mehr zur CO²-Emission beitragen. Irgendetwas muss stimmen an dieser These, wenn selbst ein Interessenvertreter der Surflobby ins gleiche Horn bläst. So räumt der Präsident der Surfrider Foundation Gold Coast, Greg Howell ein, dass sein Klientel auch für einen noch so geringen Surfvorteil oder einen winzigen Kick mehr stets herumreist.

Bunya Mountains NP
Bunya Mountains NP

Kommen wir zurück zum 12-Stunden-Rhythmus. Wir kosten ihn hauptsächlich bei Tageslicht aus. Mit Eintritt in die (sub-)tropische Klimazone und ohne den für Queensland ohnehin nicht relevanten Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit (DST-Daylight Saving Time) wird es morgens um 6 Uhr in Windeseile hell. Abends wiederholt sich das Schauspiel im gleichen Tempo nur anders herum. Unversehens stehst du in tiefster Dunkelheit. Dieser Tag-Nacht-Wechsel vollzieht sich so zuverlässig, dass man die Uhr danach stellen könnte. Viele Aktivitäten geschehen dann bei Flutlicht. Die meisten Plätze, auch Kinderspielplätze oder Skatebahnen, sind taghell erleuchtet und gut bevölkert. Das ist eine Erfahrung, auf die wir uns erst einmal einstellen müssen. Denn vor Autofahrten in der Dunkelheit außerhalb von Ortschaften wird wegen des regen Wildlife und dem damit verbundenen Unfallrisiko intensiv gewarnt.

Wer köstlich-küstlichen Surftrubel entfliehen möchte, braucht nicht lange zu suchen. Rund 45 Autominuten vom Strand entfernt fasziniert der Springbrook Mountain National Park mit seiner Natur.  Mit seinen 1.000m Höhe dominiert er die westliche Skyline der Gold Coast. Einerseits ist er Ausläufer des sogenannten Granitgürtels, der im südlicheren New South Wales beginnt. Andererseits verläuft er auf einem 10 Millionen Jahre alten Vulkankrater. Diese Lage garantiert bei einer Rundfahrt viele Postkarten verdächtige Ausblicke entlang der Springbrook Road, z.B. Hardy’s Lookout oder Canyon Lookout und Best of All Lookout. Als besonders markant bleibt der Blick auf den Mount Warning im Gedächtnis. In der Sprache der Aborigines heißt er Wollumbin, was so viel bedeutet wie „cloud catcher / Wolkenfänger“.   Von jedem dieser Aussichtspunkte können wir im Meeresdunst Küste und Meer ausmachen. Auf gut ausgebauten Wegen erwandern wir uns zwischendurch zusätzlich einige Wasserfälle, wie die Purling Brook Falls, Twin Falls und Goomoolara Falls.

Springbrook NP Blick auf Surfers Paradise
Springbrook NP Blick auf Surfers Paradise

Als Höhepunkt des Nationalparkbesuchs kristallisiert sich allerdings die Wanderung der etwas abseits liegenden Natural Bridge heraus. Der rund 3km steile Rundweg in eine Schlucht (und natürlich auch wieder hinauf) ist die Anstrengung wert. Wenn man den entsprechenden Bach überquert hat, schimmert dieser Felsbogen bereits durch den dichten Regenwald. Nach weiteren rund 500m steht man nicht nur vor dem Arch mit frei zugänglicher Höhle. Hinter ihm prasselt ein weiterer Wasserfall auf die Felsen. Und als ob es der Naturwunder noch nicht genug wäre, sendet ab und an ein Glühwürmchen in der halbdunklen Höhle sein Licht aus. Nature’s Paradise als Ergänzung oder Gegenpol zur Beachvita.

Da wir uns bereits wieder von der Küste fortbewegt haben, dehnen wir die Binnenlandschleife noch ein wenig aus, immer auf der Suche nach kleinen, nicht unbedingt gleich touristenträchtigen Besichtigungskleinoden. In dem 1.000 Einwohner zählenden Dorf ALLORA z.B. werden wir pfündig. Jeder kennt das Musical Mary Poppins. Ihre literarische Mutter, die Autorin P.L. Travers verbrachte ihre Kindheit in diesem Dorf. Somit steht das Mary Poppins House als Andenken im Dorfzentrum.

Für die weiteren Besichtigungsorte müssen wir abermals die Great Dividing Range kreuzen, schrauben uns also wieder hinauf auf gut  600m und an der Westseite hinab und hinein in die trockene Vor-Outback-Szenerie. WARWICK, bekannt als Rosen– und Rodeostadt entzückt durch ein schmuckes Innenstadtbild mit seinen Rosenbeeten und Parks.

Weitere 100km westlich stoßen wir auf INGLEWOOD. Der Marktflecken liegt mitten in einem Tabakanbaugebiet. Das National Tobacco Museum lädt zu einem Rundgang ein.DSCN1870

Auf der örtlichen Wiese, für Freedom Camper extra ausgewiesen, treffen wir auf Dave Shard. Gemeinsam mit seiner Frau kommt er gerade aus Tasmanien von einem Hirtenhundwettbewerb. Normalerweise betreibt er eine Schaf- und Rinderfarm im südlichen Queensland. Sein spezielles Hobby sind eben jene Hirtenhunde. Acht Tiere reisen mit ihm von Wettkampf zu Wettkampf. Eine private Sondervorstellung liefert einen kleinen Einblick in diese Disziplin.

Seine Hunde sind zwischen 8 Monaten und 12 Jahren alt. Die Ausbildung zum Hirtenhund dauert rund 8 Wochen. Doch dann ist so ein Tier noch lange nicht perfekt. Die übrigen Fähigkeiten eignet sich der Hund später dann durch „learning by doing“ an bzw. durch das Nachahmen seiner Hundekollegen. Solange alle Hunde aktiv sind, wird kein Befehl gesprochen. Alles erfolgt durch unterschiedliche Pfiffe. Leiser Pfiff z.B. bedeutet „laufen“, schriller, greller Ton „hinlegen“. Dabei verlieren die Tiere ihr Herrchen nie ganz aus den Augen. Der Leithund achtet auf Disziplin im Rudel. Er versteht als einziger den Pfiff für „Rückwärtsbewegung“. Der jeweilige Hundename fällt nur, wenn mit einem Tier einzeln gearbeitet wird. 30Minuten aufregende, ruhelose Live- und Laufshow mit seriösem Hintergrund – Australien außerhalb von Touristenströmen.

Wir bleiben noch eine Weile in den Western Plains, rund 250km von BRISBANE entfernt. Die nördlich von INGLEWOOD gelegenen Ebenen erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie bilden nämlich den sogenannten Cotton Belt. Hierauf aufmerksam gemacht haben uns zwei Mitcamper von der Inglewood Campingwiese, Charlotte und Ethan. Mit „We live on the road“ stellten sie sich vor. Normalerweise wohnen sie im hohen Norden Queenslands. Wir würden sie als Saisonarbeiter bezeichnen. Mit ihrem Wohnwagen ziehen sie von Farm zu Farm und bieten ihre Dienste während der Ernte an. Ethan bezeichnet sich Maschinenführer, Charlotte „helping hand“, also Mädchen für alles. Die gerade begonnene Baumwollernte hat sie in den Cotton Belt gelockt. Mit einem Farmer habe er bereits eine Absprache, dass er in den nächsten Tagen dort als Fahrer der schweren Erntemaschine anfangen könne, berichtet Ethan. Es sei nicht schwierig, Arbeit zu finden. Qualifizierte Erntehelfer, besonders für die empfindliche Baumwolle seien rar. In der Tat, wir finden im Internet jede Menge Stellenangebote für professionelle Erntehelfer. Backpacker haben keine Chance.DSCN1895

Zwischen dem Dorf CECIL PLAINS und dem Städtchen DALBY werden wir fündig. Die Baumwollernte ist in vollem Gange. Riesige Areale, 10mal so groß wie Fußballfelder, müssen in möglichst kurzer Zeit „gepflückt“ werden. Die Erntemaschinen, die dreifachen Mähdreschern ähneln, sind im Grunde genommen Pflückautomaten, die die weiße Baumwolle aus den bereits geöffneten Knospen schälen. Wie Heu wird die Baumwolle dann gleich in riesige Ballen gerollt und mit Folie überzogen. Der nachfolgende Trecker transportiert wie ein Gabelstapler die Ballen anschließend zum Feldrand und legt immer fünf Ballen aneinander.

Warum gerade fünf? Während wir noch stauend den Erntevorgang beobachten, rollt ein Tieflader über den engen, sandigen Feldweg. Der Fahrer platziert sein Gefährt punktgenau vor eine Fünferreihe von Baumwollballen. Mit wenigen Hebelgriffen schaltet Riley, der Fahrer, ein Laufband ein, welches sich mit Hilfe von kleinen Rädern allmählich unter die Ballen schiebt. Der Laufbandeffekt lädt die Ballen dann auf das Fahrzeug. Die Ladefläche wird wieder waagerecht gekippt. Nach zwei Minuten Beladungszeit ist der Tieflader voll beladen wieder abfahrbereit. Seit 22 Jahren arbeite er in dieser Branche, als Saisonarbeiter, erzählt Riley. Er sei deutsch-kanadischer Abstammung, habe vorher viel in den USA bei der Baumwollernte geholfen. In Australien jedoch sei alles sehr viel relaxter.

Mehr Zeit als diese kurzen und knappen Auskünfte könne er uns aus Zeitgründen nicht geben. Für die Ernte werden trockene, regenfreie Tage benötigt. Wenn die Rohwolle durch Regen nass sei, käme sie allein schon wegen des drei- bis vierfachen Gewichtes nicht aus der Knospe. Das Feld müsse heute bis zum frühen Nachmittag abgepflückt werden, denn am Horizont drohten bereits schwarze Wolken. Großen  So schießen wir schnell noch ein Foto von Riley. Dann braust er auch schon wieder davon zur Fabrik. Und wir bleiben in der aufgewirbelten Staubwolke zurück. Wie drückte es Riley aus? „Hier in Australien sei alles sehr viel relaxter“.DSCN1857

Auf unserem weiteren Weg nach DALBY entdecken wir noch viele Ernteaktivitäten mit großen Ansammlungen an gelben Baumwollballen. Uns wird bewusst, was landwirtschaftliche Technik zu leisten vermag.  Lediglich drei Arbeitskräfte müssen ernteaktiv sein, um ein Feld in kurzer Zeit vollständig abzuernten. Bei solchem Know How wäre „Onkel Toms Hütte“ wohl nie geschrieben worden.

Wechseln wir das Thema. Welches ist die längste, von Menschenhand errichtete Konstruktion? Wer an die Große Chinesische Mauer der Ming-Dynastie denkt, liegt falsch. Dieses gigantische Bauwerk wird übertroffen vom australischen Dog Barrier Fence, auch Dingo Fence genannt. Ein schlichtes Torgatter nahe dem kleinen Dorf JANDOWAE, nur in etwa 100km nördlich von DALBY in den Western Downs gelegen, gilt als offizieller Startpunkt dieser Zaunattraktion. 5.400km lückenlose Kilometer zieht es sich dann bis nach Südaustralien. In der Nullarbor Plain, an der Great Australian Bight endet der Sperrriegel, der erst 1950 fertig gestellt wurde.DSCN1920

Sein Zweck wird aus dem Namen erkennbar. Er soll die Schafs-, Rinder- und Ziegenherden vor den wilden, Vieh reißenden Dingos beschützen. Wie einer entsprechenden Broschüre des Landwirtschaftsministeriums zu entnehmen ist, haben die Dingos in den Jahren zuvor jährlich rund 12.000 Schafe gerissen. Von den anderen Vieharten ganz zu schweigen. Der Zaun soll offiziellen Verlautbarungen zufolge seinen Zweck erfüllen und den Tierbestand schützen, so unscheinbar das Konstrukt auch aussieht.

Weitere 100km weiter nördlich, die Region nennt sich nunmehr South Burnett, sind wir einer weltbekannten Leckerei auf der Spur. Die Stadt KINGAROY hat sich einen Namen für “The Wordwide Best and Freshest Peanuts“ gemacht. Blickfang der Stadtsilhouette sind demnach auch turmhohe Erdnusssilos. Ein 10stöckiges Haus könnte darin Platz finden. Auch auf diesem Gebiet herrscht jetzt im australischen Herbst gerade Erntehochbetrieb. Über das Visitor Information Center entsteht ein Kontakt zu solch einer Peanut Farm, Belvedere mit Namen. Mit seinem Besitzer Nel Schmöker kommen wir schnell ins Gespräch. Er gehört allerdings zu den zahlreichen Erdnussfarmern, die den Nussanbau aufgegeben haben. Heute konzentriert er sich neben dem Anbau vieler anderer Obstsorten auf die Verfeinerung der Nüsse. Der Anbau rentiere sich nicht mehr, erläutert er. Die chinesische Konkurrenz mache zu viel kaputt. So sind seit 1970 von ehemals 170 Erdnussfarmen in der Region heute nur noch 5 übrig geblieben.

Bunya Mountains NP
Bunya Mountains NP

Die Nüsse verfeinern, ergänzt Nel, bedeutet, sie verkaufsfertig zu machen. So werden sie nicht geröstet, sondern gekocht. Ca. vier Minuten schwimmen je 5kg in siedendem Fett. Dazu benutzt er reines Pflanzenöl. Nach einer Abkühlungsphase werden die Nüsse je nach gewünschter Geschmacksrichtung in einer Drehtonne gewürzt. Die Rezepte der Würzmischungen bleiben sein Geheimnis – wegen der Mitanbieter. Dieser ganze Verfeinerungsprozess nehme nur noch knapp 10% seiner täglichen Arbeitszeit in Anspruch, berichtet der ehemalige Erdnussfarmer. Soweit der industriell-produktive Teil.

Der touristische spiegelt sich im Peanut Van wider. In diesem relativ kleinen, aber weit über die Region hinaus bekannten Verkaufswagen findet der Suchende immerhin mehr als 30 verschiedene und verzehrbare Erdnussvarianten. Von unbehandelt über gesalzen, gekocht, mit und ohne Schale, versehen mit Geschmacksrichtungen wie Curry, Knoblauch, Chilli oder als versüßte Variante mit Honig, Ginger bzw. Butterscotch & Caramel, sie alle schmeicheln den Geschmacksknospen bei einer ausgiebigen Kostprobe.

Von KINGAROY ab richten wir uns wieder südlich aus. Wir durchqueren die prachtvollen Bunya Mountains mit ihrem National Park. Steil und abrupt türmen sie sich bis zu 1.000m in der Ebene auf. Eine sehr enge Straße (not suitable for caravans) windet sich 50km durch dichten Eukalyptuswald mit Steigungen bis zu 25%. So schlagartig, wie die Berge begonnen haben, enden sie auch wieder.

Gleich nebenan, nahe der Siedlung QUINALOW hat es sich in einem ehemaligen Eisenbahntunnel eine Fledermauskolonie gemütlich gemacht. Ein Stück weit können wir in das Tunnelgewölbe eindringen. Dann versperrt uns aus Tiefschutzgründen ein Eisengitter den Weg. Lautstark zu hören sind die Tiere, ihr Flattern nimmt das Auge nur schwerlich wahr in der Dunkelheit, die Nase eher noch den Geruch.

Palms NP mit Flying Fox
Palms NP mit Flying Fox

Der dörflichen Besichtigungspunkte noch nicht müde geht es also weiter, nach COOYAR. In sieben Kilometer nördlicher Entfernung vom Dorf betreten wir den kleinsten Nationalpark Australiens, The Palms National Park. Inmitten dieser trockenen Hügel, durchsetzt von Eukalyptusbäumen ragt dicht an dicht eine Palmenoase gen Himmel. Optisch passt sie in diese Natur wie eine Rose in die Wüste. Die gesamte Parkausdehnung begrenzt sich auf einen 2km langen Rundgang durch dichten, manchmal fast undurchdringlichen Palmenurwald. Eine besondere Tierart hat hoch oben in den Bäumen hier ihre Heimat gefunden. Der Flying Fox / Flughund schaukelt kopfüber, Fledermäusen gleich, zu Dutzenden an den Palmenwedeln.

Mit Fliegen hat auch das darauf folgende Ziel zu tun. In OAKLEY betreibt die Air Force das Australian Army Flying Museum. Besichtigt werden können so gut wie alle Flugkörper, die die Australische Air Force seit WW II in Gebrauch hatte und z.T. auch noch hat, inklusive der modernsten High-Tec-Helicopter.

Nicht so sehr um High-Tec aber doch um Präzision geht es auf dem Black Forest Hill 12km nördlich der Stadt TOOWOOMBA. Wir besuchen das German Grandfather and Cuckoo Clock Centre. Es nennt sich auch das „Haus der 1.000 Uhren“. Wir haben sie zwar nicht gezählt, aber es könnte stimmen. Nicht nur Uhren, original mit Zertifikat im Schwarzwald hergestellt, sind zu besichtigen, sondern alles was deutsch-bayrische Schwarzwaldromantik (und nicht nur die!) ausmacht. Stolz erläutert der Besitzer, dass es sich „um die größte deutsch geprägte Ausstellung außerhalb Europas“ handele. Die Kuckucksuhren beherrschen zwar die Szene. Daneben gibt es aber auch Weihnachtsschmuck, Erzgebirgsengel, bayrische Maßkrüge und CD’s mit Alpenmusik zu bestaunen und natürlich auch zu kaufen.

Als letzte Station gönnen wir uns noch eine kleine Besichtigungstour durch die mittelgroße Stadt TOOWOOMBA. Nicht umsonst trägt sie die Bezeichnung Queensland’s Garden City, so reizend und stilvoll begrünt zeigt sie sich. Ein Parkliegt neben dem anderen. Jeder eine Perle für sich. Überregional bekannt ist das Empire Theatre in der Innenstadt mit bunt gemischtem Programm.

Hauptschwerpunkt der städtischen Besichtigungstour bildet jedoch das Cobb&Co Museum. Wirtschaft braucht Transportmöglichkeiten, dachte sich um 1850 Alfred Deakin und gründete die legendäre Cobb&Co Company. Das Transportunternehmen beförderte mit ihren Kutschen rund 60 Jahre lang Güter und Passagiere in die entlegensten Winkel Queenslands. Besonders die einsamen Siedlungen im Outback bekamen auf diese Weise einen Anschluss an die Wirtschaftsströme. Mit der Geburt des Autos als „Horseless Carriage / Kutsche ohne Pferd“ starb das Transportmittel. Das Unternehmen selbst blieb erhalten und ist weiterhin im „Transportwesen“ tätig. Besonders in MELBOURNE hat es sich einen Namen gemacht als „Luxury Coach Operator / Taxi in Luxuslimousinen“. Der extra ausgewiesene Cobb&Co Drive vollzieht auf historischer Strecke einige der damaligen Transportwege nach.

Cobb&Co Museum
Cobb&Co Museum

Mit dieser Inlandtour haben wir quasi in Hufeisenform Queenlands Hauptstadt BRISBANE umkreist. Nunmehr stürzen wir uns direkt in hauptstädtisches Gewühl. Das Wohnmobil parken wir in einer der westlichen Vorstädte, in IPSWICH, und fahren mit der Vorortbahn bis ins Herz der Stadt.

K&K 45– Im Koala Country

Eigentlich ändert sich die Landschaft noch nicht, je weiter nördlich wir an der Ostküste entlang fahren. Native bush meets immer noch The Sea. Die verschiedenen Scenic Drives nennen sich Pacific HWy als schnellste aber auch eintönigste Straßenverbindung.

Water Fall Way
Waterfall Way

Spannender wird es dann auf dem Pacific Drive zwischen dem Highway und der Küste gelegen. Getoppt wird das Ganze durch die Ocean Road in unmittelbarer Küstennähe. Eilige nehmen meist die erste Variante, Reisende mit Zeit die beiden anderen. Denn sie kosten für die gleiche Strecke mindestens das Doppelte oder sogar Dreifache an Fahrzeit, nicht zuletzt wegen der vielen Stopps an den Lookouts. So gelangen wir langsam aber stetig ins von uns so benannte Koala Country.

Erste Anlaufstation hierfür ist der Touristenort PORT MACQUARIE. Quirlig und ziemlich überlaufen bietet der Ort einiges in dieser Hinsicht.

Zunächst finden wir unsere Schlafmützen wieder im Billabon – Koala und Wildlife Park, etwas außerhalb der Stadt. Was auf den ersten Blick nach Zoo klingt und tatsächlich auch einer ist mit Wallabies, Krokodilen, Schneeleoparden, Affen, Wombas, Reptilien aller Art und noch vielen weiteren Tierarten, erweist sich auf den zweiten als Koala Breeding Farm, sprich Aufzuchtstation für die bedrohte Tierart. Einen halben Tag sollte man für den eigentlich gar nicht so riesigen Tierpark gern einplanen.

Als einzigartig in der Welt präsentiert sich das Koala Hospital mitten im innerstädtischen Eukalyptuswald. Es weist alles auf, was eine voll funktionstüchtige Klinik benötigt: Ambulanz, Intensivstation, normale Krankenstation und Rehabilitationseinrichtungen. Die Notfallambulanz ist  rund um die Uhr einsatzbereit, um verletzte oder verwaiste Tiere einzusammeln. In den einzelnen Gehegen können wir die unterschiedlichen Genesungsstufen der Tiere gut nachverfolgen, bis hin zur Reha, die dann meistens schon wieder hoch oben in den Bäumen verschlafen wird.

Ein sehr eindrucksvolles Engagement von Tierschützern.

Wie sehr der Koala wertgeschätzt wird, zeigt sich in einer ganz anderen Facette. Die Stadt und ihre Umgebung sind geschmückt mit Koalaskulpturen. 101 Kunstwerke können auf dem Hello Koalas Sculpture Trail angesteuert werden.

Doch PORT MACQUARIE kann noch mit mehr aufwarten. Die verschiedenen Strände, Halbinseln und Inselchen bieten für jeden etwas, vielfach ausgestattet als Picnic Area mit Gratiszugang zu Gasgrills. Mehrere Kaps mit und ohne Leuchtturm ergänzen den Freizeitwert dieses Küstenstreifens.Koala DSCN7304

Botanischer geht es dann zu im Sea Acres Rainforest Center mit seinem Küstennationalpark. Auf einem hölzernen Board Walk durchwandern wir dichten, einem Urwald ähnlichen Regenwald in seinen verschiedenen Lebensformen. Die Ruhe und Einsamkeit in den frühen Morgenstunden stellt einen wohltuenden Gegenpol zur sonst summenden und brummenden Stadt dar.

NAMBUCCA HEADS, COFFS HARBOUR sowie WOOLGOOLGA heißen die nächsten Stationen unserer Küstentour. Allen gemeinsam sind die Meeresausblicke. Jede weist jedoch auch noch etwas Besonders auf. Die erste erfreut durch ein farbenfrohes, innerstätisches Mosaikkunstwerk. Die letzte beherbergt stolz den größten australischen Sikh-Tempel.

Sikh Tempel
Sikh Tempel

Und COFFS HARBOUR schäumt geradezu über an Attraktionen. Neben einigen wenigen Museen und Galerien richtet sich das Angebot jedoch eher an ein  Fun-orientiertes Publikum. Renner ist dabei der Vergnügungspark The Big Banana.

Gehobenes Vergnügen genießen wir in einem ehemaligen Bunker. „Join us for a good laugh“, lautet das Motto der Bunker CARTOON Gallery. Wer nicht laut loslacht in Australiens einziger Cartoon-Galerie, dem fehlt vielleicht ein wenig der Sinn für Humor. Wir jedenfalls amüsieren uns köstlich (www.bunkercartoongallery.com.au)!

Mit COFFS HARBOUR erreichen wir auch die Klimagrenze zur Subtropik. Als äußeres Zeichen für den Wandel machen wir vermehrt Palmen und besonders Bananenplantagen aus. Kein Wunder, dass nach Midcoast, Holiday Coast dieser Küstenstreifen volkstümlich als  Banana Coast tituliert ist.

Die fortwährende Küstenlandschaft mit Meer, Strand und Felsen lässt nach einiger Zeit Wechselstimmung aufkommen. Somit verlassen wir das Meer, um ins gebirgige Hinterland zu fahren. New England nennt sich die Region westlich von COFFS HARBOUR.  Die ersten englischen Siedler, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts hier anlandeten, haben sofort die Ähnlichkeit zum Heimatland festgestellt und sich auch mit dieser Namensgebung ein Stück neuer Heimat geschaffen. Landschaftlich befahren wir ein großes 900m bis 1.200m hohes Plateau. Im östliche Bereich noch voller Regenwald. Weiter westlich herrscht wieder einmal Regenmangel, was sich an der Braunfärbung der trockenen Wiesen und Weiden zeigt.

New England Plateau
New England Plateau

Touristisch ist die Strecke ausgeschildert als Waterfall Way. Hinter jeder Biegung beginnt ein neuer National Park. Und in jedem dieser Parks schäumt eine Wasserkaskade. In den westlichen Teilen sind die Flüsse allerdings oft ausgetrocknet. Also kein Wasserfall mehr. Wenn man sie alle anfahren oder erwandern möchte, findet man rund 20 Ziele.

Die kleinen Orte am Wegesrand wie BELLINGEN, DORRIGO oder auch ARMIDALE, bereits 200km von der Küste entfernt, geben sich trotz ihrer Abgeschiedenheit quicklebendig. Besonders ARMIDALE erweist sich als historische Fundgrube. Die Fassaden der Main Street erstrahlen oft im Glanz der restaurierten Siedlerzeit. Nicht umsonst wird die halbe Innenstadt vom National Trust betreut. In dieser Universitätsstadt auf 1.000m Höhe ist von subtropischem Klima keine Rede mehr. Bei angenehmen 25°C bis 30°C tagsüber verharren die Nachttemperaturen bei schon fast schockartigen 5°C – 8°C.

Gostwick Chapel
Gostwick Chapel

Tiefer dringen wir ein in die Gebirgslandschaft, die nunmehr bereits wieder zur Great Dividing Range gehört. Eine eigentlich unscheinbare Kapelle gewinnt unsere Aufmerksamkeit. Nahe dem Dorf URALLA, in tiefster Einsamkeit in einem Flusstal gelegen, ruht Gostwick Chapel. Sie gilt als typisch klobig für englische Kapellenarchitektur. Jetzt im Herbst wird sie umrankt von rotem Weinlaub. Wir erreichen sie kurz vor dem Beginn eines Sonntagsgottesdienstes. Mit dem Dutzend Gottesdienstbesucher, dem anglikanischen Pastor und der Organistin an ihrem winzigen Keyboard wirkt das Kirchlein fast schon überfüllt.

The Golden Guitar
The Golden Guitar

Im weiteren Verlauf der Abstechertour pocht bei den Freunden der Country Music das Herz heftiger. In TAMWORTH befindet sich nämlich das National Center dieses Musikstils. Mit Museum / Wachsfigurenkabinett der Erfolgreichsten, Hörbeispielen und natürlich einem CD-Shop mit gigantischer Auswahl findet jeder bestimmt das Richtige.

Unserer Sammlung der großen und kleinen Hauptstädte wollen wir eine weitere hinzufügen: The Koala Capital, mit richtigem Namen GUNNEDAH. Nach den Aufenthaltsorten der Tiere in den verschiedenen städtischen Parkanlagen befragt, erhalten wir im Visitors Center die Auskunft, dass die Hälfte der Koalakolonie wegen langanhaltender Dürre und Wassermangels gestorben sei. Machen wir uns auf die Suche nach der anderen Hälfte. Die Eukalyptusbäume, auf denen sie normalerweise leben, geben in der Tat einen vertrockneten, verdorrten Anblick ab. Die sonst frischen, saftigen Blätter hängen schlaff und halb verwelkt herunter. Somit ist den Tieren offensichtlich ihre Nahrungsgrundlage abhandengekommen. Zu sehen sind jedenfalls, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Koalas in den besagten Bäumen. Der Redlichkeit halber muss hinzugefügt werden, dass außer GUNNEDEAH auch PORT MACQUARIE und PORT STEPHENS den Koala-Hauptstadt-Titel jeweils für sich beanspruchen. Wer am Ende das reputationsträchtige Rennen gewinnt, bleibt im Moment noch ungewiss. Vielleicht machen die Tiere ja selber „eine Abstimmung mit Füßen“.

Somit brechen wir rasch wieder auf zum westlichsten Punkt unserer Gebirgstour, nach NARRABRI. Die Stadt liegt bereits fast wieder im Outback, westlich des großen Gebirgszuges, rund 450km von der Küste entfernt. Das trockene Wüstenklima hat aber auch ihr Gutes. In dieser Region kann Baumwolle angebaut werden. Weiß schimmernde, riesige Felder begleiten uns zwischen BOGGABRI bis zur Stadtgrenze. Diesem Erwerbszweig ist in der Stadt ein eigenes Cotton (Research) Institute gewidmet.

Ein weiterer Nationalpark lädt zum Besuch ein, der Mount Kaputar NP. Seine Besonderheit kann von einem Parkplatz aus, rund 35km nordöstlich der Stadt gelegen, erwandert werden. Eine rund 40m hohe Granitfelsformation ragt senkrecht in den Himmel. Der wissenschaftliche Name lautet Sawn Rocks (gesägte Felsen), der Volksmund nennt sie Organpipes, was ihrem Aussehen eigentlich näher kommt.

Sawn Rocks
Sawn Rocks

Somit ist der äußerste westliche Punkt auf dieser Abstechertour erreicht. Nunmehr richten wir uns wieder strikt nach Osten aus und überqueren ein weiteres Mal die Great Dividing Range, nur eben 150km nördlicher. Bis zur Ostküste verbleiben von hier aus rund 500km fast menschenleerer, verdorrter Landschaft. Am auffälligsten zeigen sich unterwegs einige riesige Rinderfarmen. Ansonsten geht der Blick in die Ferne über die Hochebene hinweg bis zu irgendeiner Bergformation.

Nach rund 180km strahlt uns Wohlstand entgegen. Die Stadt INVERELL plustert sich als The Saphire City auf. Die Geschäfte mit den Edelsteinen scheinen gut zu laufen, zumindest wenn man die Außenfassaden der öffentlichen Gebäude als Maßstab nimmt. Teurer Granit dient als Baumaterial z.B. für das Information Center. Die künstlerisch hervorragend gestalteten Fassaden von Rathaus, Kunstgalerie und Bibliothek sprechen Bände. In der Haupteinkaufsstraße reihen sich die Juweliere aneinander.

Zurück zur Natur heißt es 100km weiter in der Nähe der Kleinstadt TENTERFIELD. Zwei National Parks bieten sich für einen Besuch an, der Bald Rock NP sowie der Boonoo Boonoo NP. Sie liegen nur 20km voneinander entfernt im Norden der Stadt. Jeder Park weist eine Besonderheit auf. Im Bald Rock NP deutet bereits der Name auf den kahlen Felsen hin, der unvermutet 250m hoch aus dem Urwald herausragt. Er wird auch Ayers Rock en miniature genannt wegen seiner identischen Entstehungsgeschichte und als von einen für Aboriginals geheiligten Ort. Aber man darf ihn im Gegensatz zum Ayers Rock erklettern.

Bald Rock
Bald Rock

Anschließend nehmen wir Kurs auf den Boonoo Boonoo NP. Nach 15km Sandpiste geht es auf steilen Pfaden und Board Walks weiter per pedes zur Schlucht der Natursensation, Australiens zweithöchstem Wasserfall. Unterwegs zweigen wir kurz ab zu den Rock Pools. Das sind natürliche Swimming Pools, die von der Witterung in Felsbecken gewaschen wurden. Von hoch oben blicken wir schließlich auf die in mehreren Stufen herabstürzende Gischt des Wasserfalls. Tief unten im Tal setzt er seinen Lauf als kleines Rinnsal fort.

Ein letzter Sprung von 200km und wir sind wieder an der Ostküste angekommen. Hat sich der ungefähr 1.200km lange und rund 5 Tage dauernde  Inlandabstecher nun gelohnt? Das hängt davon ab, was man erwartet. Die „großen Sensationen“ sind unterwegs nicht zu entdecken. Doch die kleinen, oft in keinem Reiseführer erwähnten Besichtigungsperlen haben ihren Wert. Australien ist eben mehr als nur Küste, Strand und Fun. Wer genügend Zeit mitbringen kann, sollte sich diese New England Rundfahrt in jedem Fall gönnen.

Die hügeligen Northern Rivers gilt als „Edelsteinregion für Macadamia Nüsse und Avocados“. Wir besuchen eine dieser Farmen in der Nähe von ALSTONVILLE. Als Besonderheit charakterisiert sich dieses Anwesen als Summerland House Farm – A House with No Steps. Hinter diesem Begriff der Barrierefreiheit verbirgt sich mehr als die bloße Äußerlichkeit. Es handelt sich dabei um einen Betrieb, in dem 95% aller Beschäftigten körperlich oder geistig behindert sind. Hier wird jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Mehr als 1.500 Avocadobäume sowie rund 7.000 Macadamianussbäume heißt es zu versorgen. Der durchschnittliche Ernteertrag liegt  bei rund 100t Avocados und 100t Macadamias per anno. Die ausgedehnte Farmtour veranschaulicht schnell, welch wertvoll integrative aber auch wirtschaftlich produktive Arbeit hier geleistet wird.

Weiter geht es nunmehr die letzten Kilometer in New South Wales an der Ostküste entlang. Die Küstenorte gleichen sich in ihrem Anspruch Surf  Dive  ‘n Ski. Egal, ob sie nun BALLINA, OCEAN SHORES oder BYRON BAY heißen. Der letztgenannte Ort wartet immerhin mit einem auf einer Felskuppe gelegenen strahlend weißen Leuchtturm auf. Zur Nachmittagsstunde erleben wir das Areal jedoch hoffnungslos überlaufen, an einem ganz normalen Werktag, außerhalb jeglicher Schulferien.

Tweed Heads
Tweed Heads

Wie stark dieser nördliche Zipfel von NSW, und später dann im südlichen Queensland, touristisch boomt, zeigt sich besonders deutlich an der Doppelstadt COOLANGATTA / TWEED HEADS. In dem ehemals unbewohnten Landstrich zwischen den beiden Städten wurde eine supermoderne Bebauung hochgezogen. Im wahrsten Sinne des Wortes „hochgezogen“, denn ein Appartementhochhaus reiht sich an das andere. Der Küstenstreifen ist zugebaut. Völlig neue Stadtviertel mit Einkaufs- und Servicezentren sind entstanden. Auffälligerweise entdecken wir keine Leerstände oder Verkaufshinweise.

Als Ausstieg aus NSW und Einstieg in das tropische Queensland besuchen wir abschließend die Tropical Fruit World (www.tropicalfruitworld.com.au), in DURANBAH kurz unter der State Border gelegen. Rund 500 verschiedene tropische Fruchtsorten gilt es zu erkunden auf dem riesigen Areal.

Tropical Fruit Tasting
Tropical Fruit Tasting

Dabei handelt es sich nicht um einen spezialisierten Botanischen Garten, sondern um eine real produzierende Obstplantage. Sie zu Fuß zu erforschen, würde Tage dauern. Für Gäste hat man deshalb ein sehr ansprechendes Besucherprogramm arrangiert. Per Trecker, Miniatureisenbahn und Schiff erschließen wir uns die Schönheit dieser Farm. Natürlich können wir die fruchtigen Exoten während einer extra Vorführung auch ausgiebig testen und genießen. Frisch zubereiteter TropenFrucht-Salat hat schon etwas Besonderes!

Und wie steht es mit den Koalas im Koala Country? Was vielversprechend begann, beschränkte sich zu guter Letzt auf Verkehrsschilder mit dem Hinweis „Koala Crossing“.